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7. Judenverfolgung in der "Sowjetunion" 1944-1945
Unterdrückung jedes Nationalismus und Re-Ideologisierung - jiddische Literaturkommission aufgelöst - Stalin lehnt neue Krim-Republik ab - Nossig exekutiert - Holocaust-Berichte - Widerstand gegen die erneute Sowjetisierung - jüdische Identitätsfindung im Krieg, Beispiel Aliger - Auszeichnungen - Antisemitismuspolitik - Krim-Tataren deportiert - jüdische Krim-Republik erneut abgelehnt - neue jiddische Schulen ab 1945 - Konferenz von Jalta: Stalin bewilligt Gründung eines Judenstaat "Israel" mit Hintergedanken - Stalins Kampagne gegen Nationalismus - Antisemitismus gegen jüdische Rückkehrer - jüdisches "nationales Erwachen" durch den Holocaust - "amerikanische" Diplomatie in Israel - das Stalin-Regime schweigt über den Holocaust, um den jüdischen Nationalismus in Russland nicht anwachsen zu lassen - Verhaftung von Zionisten
Karte des Ostblocks mit den sowjetisch besetzten Staaten Osteuropas [6]:
DDR, Polen, CSSR, Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, und Albanien. Der "Eiserne Vorhang" ist 1946 schon geschlossen...
von Michael Palomino (2000 / 2005 / 2010)
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aus:
Pinkus, Benjamin: The Soviet Government and the Jews 1948-1967. A documented study.
Ben-Gurion University of the Negev (Beer-Sheva); Cambridge University Press 1984, ISBN 0 521 24713 6
1944
1944
UdSSR: Neue Politik der Unterdrückung von Nationalismus
Durch die militärischen Fortschritte der Roten Armee kommt Stalin in eine extreme Stimmung und es gibt erste Anzeichen, dass die "sowjetische" Politik eine radikale Unterdrückung aller nationalen Eigenheiten in der UdSSR plant (S.147).
[Stalin will die Randstaaten im Süden der "Sowjetunion" behalten und beansprucht alle osteuropäischen Staaten als seinen Einflussbereich. Entsprechend muss alles unterdrückt werden, was in diesen Staaten an Nationalismus erinnert, damit die "Sowjetunion" nicht kleiner wird und der Einflussbereich in Europa maximal wird. Die Rote Armee plant auch Feldzüge bis an den Atlantik zur Besetzung ganz Europas. Ausserdem hofft Stalin, dass ein zukünftiges "Israel" ein sowjetischer Satellit wird, und wenn nicht, dann will er die Juden in der Sowjetunion als Arbeitskräfte behalten und sicher nicht ausreisen lassen].
UdSSR: Auflösung der jiddisch-jüdischen "Literaturkommission" von Erenburg und Grossman
Die "Literaturkommission" von Erenburg und Grossman wird auf Befehl des Direktors des Sovinformburos, S.Losowski (Lozovsky), aufgelöst. Die Buchpublikation des "Black Book" ("Schwarzbuchs") wird dem Jüdischen antifaschistischen Komitee übertragen.
Es wird eine neue jiddisch-jüdische Editorengruppe gegründet mit den Schriftstellern Ilja Erenburg, Vasily Grossman und Konstantin Simonow, dem Literaturkritiker A. Efros und den Juristen A. Treinin (Traynin) und I.Traynin u.a. (S.422).
UdSSR: Vorgehen gegen das "Red Book" ("Rotbuch") von Erenburg
Kondakov, Assistent des Sovinformbüros unter A.Schtscherbakow, bezeichnet das Rotbuch als "arroganten Akt", denn jüdisches Heldentum brauche es nicht im "Vaterländischen Krieg". In der Folge erscheint das Rotbuch zwar teilweise in der Partisanenliteratur, findet aber nur geringe Verbreitung (S.423).
London: Internationale Konferenz der Repräsentanten der "Slawischen" Völker
(S.524, Anm. Nr.21)
UdSSR: Gründung des "Rats für religiöse Kultusangelegenheiten" ohne jüdische Beteiligung
Den jüdischen Gemeinden ist im "Rat für religiöse Kultusangelegenheiten" keine Vertretung erlaubt, weil das Judentum keine hierarchisch organisierte Struktur besitze und nicht zentral organisiert sei (S.390).
[Zuerst wurde die Struktur zerstört, und nun wird vorgeworfen, die Struktur sei nicht da. Das ist Stalins Logik...]
ab April 1944
UdSSR: Stalin lehnt eine neue, jüdische Krim-Republik ab
(S.508, Anm. Nr.23)
August 1944
UdSSR: Das Moskauer Zentralkomitees beschliesst eine kommunistische Re-Ideologisierung
-- zur Eliminierung aller von Historikern geschilderten "nationalen Eigenschaften" in der ganzen Sowjetunion (S.148).
-- und im Speziellen z.B. zur Erneuerung der ideologischen Arbeit in den tatarisch-autonomen Gebieten [auf der Krim?] (S.147-148).
[wahrscheinlich, weil die Tataren mit den NS-Truppen kollaborierten, und um eine jüdische Krim-Republik zu verhindern]
Ende 1944
UdSSR: Bericht über die Hitler-Grausamkeiten gegen Juden in Lemberg (Lvov) und in Litauen
Eine russische Spezialkommission berichtet über die Geschehnisse der Judenvernichtung [mit Massenerschiessungen, Massentod durch Seuchen etc.] (S.558, Anm. Nr.3) mit Briefen, Tagebuchauszügen, Beschreibungen von Schriftstellern und Journalisten sowie Dokumentsmaterial der "Sonderkommission" (S.423).
Es ist geplant, das "Black Book" in Russland auf Russisch, in den "USA" auf Englisch und in Palästina auf Hebräisch gleichzeitig erscheinen zu lassen (S.423).
ab 1944
Bewaffneter Widerstand und Aufstände gegen sowjetische Besetzungen
Die Besetzungen Rote Armee rückt über jegliche Landesgrenzen hinweg und besetzt Osteuropa. Der nationale Widerstand der Länder organisiert bewaffnete Einheiten, um sich gegen eine erneute Sowjetisierung zur Wehr zu setzen, in den Baltenstaaten, in Weissrussland und in der Ukraine (S.194).
[Aber gegen die Rote Armee hat niemand eine Chance - dabei ist die Rote Armee zum Teil mit "amerikanischen" Waffen ausgerüstet. Osteuropa, das 1919 in Versailles zu einem "Cordon sanitaire" gemacht wurde, wird also vom Westen ein zweites Mal verraten. Eigentlich hat die Sowjetunion überhaupt kein Recht, irgendeinen anderen Staat zu besetzen als den eigenen].
1945
Hitlers Antisemitismus bewirkt neue jüdische Identität: Beispiel der Jüdin Margarita Aliger
Margarita Aliger, Portrait [1]
Margarita Iossifowna Aliger (geboren 1915 in Odessa, gestorben 1992 in Mitschurinez im Bezirk Moskau) war Journalistin, Übersetzerin und Lyrikerin, studierte Chemie, hatte dabei Interesse an Naturwissenschaften im Allgemeinen und fing schon früh an, Gedichte zu schreiben. Erste Gedichte erschienen 1933. Nach Abschluss des Chemiestudiums schloss sie 1934-1937 noch ein Literaturstudium an der Gorki-Universität in Moskau an. In der Lyrik verherrlichte sie den "Sowjetmenschen" während der Industrialisierung. Sie reiste dabei viel durch die Sowjetunion und schrieb lyrische Reportagen. Sie übersetzte Lyrik aus Ukrainisch, Aserbaidschanisch, Usbekisch und Französisch. 1938 erschien der Lyrikband "Geburtsjahr" ("God roschdenija") und das Gedicht "Sima étoga goda" ("Der diesjährige Winter"), das sich mit dem Tod ihres ersten Kindes befasst. Im Zweiten Weltkrieg lebte sie im belagerten Leningrad und an anderen Frontabschnitten. Die Kriegszeit brachte u.a. ein Heldengedicht "Soja" ("Auszug") hervor (1942) mit dem Heldentod eines jungen, russischen Mädchens oder auch ein Partisanengedicht "Skaska o prawde" ("Das Märchen von der Wahrheit"). Ab 1944 schrieb sie besonders optimistische Gedichte für die Zeit nach dem sowjetischen Sieg. Aufsätze und Artikel ergänzten ihr Werk, und sie konnte später auch ausserhalb der "Sowjetunion" reisen (Japan und Chile) [web01].
Margarita Aliger publiziert ein autobiographisches Gedicht "Dein Sieg". Aliger beschreibt (wie zuvor Erenburg), dass sie nur dank dem Krieg mit Hitler-Deutschland und dank den Aktionen des Hitler-Regimes wieder das Gefühl bekommen habe, Jüdin und makkabäischer Abstammung zu sein.
"In ihrem autobiographischen Gedicht 'Dein Sieg' (Znamya, 1945, Nr.9, S.1-28) drückt Aliger die grosse Krise aus, die durch eine ganze Generation sowjetischer Juden erlebt wurde (S.549) die glaubte, dass Assimilation die Antwort auf das nationale Problem war: aber der Krieg unterzog dieses Schicksal einem Test. Margarita Aliger ist stolz, von den tapferen Makkabäern abzustammen, obwohl sie gesteht, dass es nur die Deutschen waren, die sie an ihre Verbindungen zu ihrem Volk erinnerten." (S.550)
(S.549-550, Anm. Nr.13)
(orig.:
"In her autobiographical poem 'Your Victory' (Znamya, 1945, no.9, pp.1-28), Aliger expresses the grave crisis experienced by an entire generation of Soviet Jews (S.549) who believed that assimilation was the answer to the nationality problem: but the war put this faith to the test. Margarita Aliger is proud of being a descendant of the brave Maccabees, although she admits that it was only the Germans who reminded her of her links to her people.")
UdSSR: Die Verluste der Roten Armee werden während des Kriegs geheimgehalten
(S.472, Anm. Nr.40)
UdSSR: Juden mit militärischer Auszeichnung
160.772 Juden wurden in der Roten Armee ausgezeichnet, davon 131 als "Helden der UdSSR" (S.559, Anm. Nr.15).
UdSSR: Juden errichten in Vilnius ein Holocaust-Denkmal
in der Hauptstadt von Litauen [web02] im Stadtteil Paneriai (S.423) [web03].
Karte des Baltikums mit Estland, Lettland und Litauen mit Vilnius [2]
Anfang 1945 ca.
UdSSR: Stalins anatomischer Befehl gegen "jüdische Nasen" etc. in der polnischen und russischen Armee und im Geheimdienst
Gemäss einem Bericht von Bergelson an Bernhard Turner hat Stalin ein Dekret ausgegeben mit den Vorschriften für die kommunistischen Armeen:
-- jeder Jude mit typisch jüdischer Erscheinung wie "jüdische Nase", "gelockte Haare", "jüdischem Akzent", muss aus der polnischen Befreiungsarmee entfernt werden-- jeder solcher Jude mit typisch jüdischer Erscheinung muss auch aus der Roten Armee und dem NKWD entfernt werden (S.215)
-- Juden mit "guten" Gesichtern können in der polnischen Armee bleiben (S.215), müssen aber rein polnische Namen annehmen und alle ihre jüdischen Wurzeln verbergen (S.216).
Jüdische Nase mit heruntergezogener Nasenspitze, Schema [3]. Stalin wollte das in der Armee nicht mehr sehen, und ab sofort waren alle vom Wehrdienst befreit, die "jüdische Nasen" hatten.
Gemäss Information von Losowski (Lozovsky) spielt Wanda Wasilewska, eine Polin und Mitglied der "polnischen patriotischen Vereinigung" und Frau des ukrainischen stellvertretenden sowjetischen Aussenministers A.Korneichuk, eine entscheidende Rolle bei Stalins Entscheid zur neuen Antisemitismuswelle (S.216).
Wanda Wasilewska, Portrait [4]Wanda Wasilewska (1905-1964) war Tochter des polnischen PPS-Linkspolitikers Leon Wasilewski, studierte in Krakau Polonistik, habilitierte 1927, war dann in der sozialistischen Jugendorganisation tätig und wurde dann Polonistiklehrerin und Redakteurin verschiedener Blätter. Sie vertrat kommunistische Ansichten und wurde 1937 aus dem "Bündnis der Polnischen Lehrer" ausgeschlossen. Sie war PPS-Mitglied und Ratsabgeordnete und strebte die Zusammenarbeit mit den Kommunisten und der "SU" an. Damit war sie in der Minderheit. Zudem war sie auch noch in der "Liga für Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte". 1936 war sie Organisatorin des Kongresses der Polnischen Intellektuellen in Lemberg. Der Ruf ihres Vaters schützte sie jedoch vor einer Verhaftung. Vor der deutschen NS-Besetzung floh sie nach Ostpolen und erhielt bereits am 17. September 1939 die sowjetische Staatsbürgerschaft. Sie arbeitete in Lemberg bei der Zeitschrift "Rote Fahne" ("Czerwony Sztandar") und Stalin wurde auf sie als Tochter eines polnischen Staatsmanns aufmerksam. Sie wurde 1940 Leiterin des Dramatischen Theaters Lemberg und Abgeordnete im Obersten Sowjet als Abgeordnete von Ostgalizien, bezeichnete sich dabei als ehemalige Polin und zog den Hass der Bevölkerung auf sich. Während Barbarossa meinte sie, Polen sollte eine Sowjetrepublik werden, was Stalin aber nach dem Warschauer Aufstand ablehnte. Sie war Kriegskorrespondentin der Roten Armee, arbeitete an der Aufstellung der polnischen Exil-Division (1. Kosciuszko-Division) und wurde zur kommunistischen Kämpferin mit der Zeitschrift "Nowe Widnokregi" mit Agitation gegen die polnische Exilregierung in London. Ab 1943 war sie Vorsitzende der Gruppe, die die neue kommunistische Regierung bilden sollte ("Bund der Polnischen Patrioten", ZPP). 1944 wurde sie Vizepremier des kommunistisch-polnischen Komitee der Nationalen Befreiung. Nach dem Krieg lebte sie in der Sowjetunion als Abgeordnete Polens, am Ende in der Ukraine [web04]. [Also, diese polnische Kommunistin war zur Aussortierung der "jüdischen Merkmale" aus der polnischen und aus der Roten Armee sowie aus dem NKWD. Irgendwie dachte diese Frau nicht sehr kommunistisch, sondern doch eher nationalsozialistisch im NS-Stil...]
ab Anfang 1945 ca.
UdSSR: Russische Juden sind gegen Stalins Antisemitismuspolitik chancenlos
Juden haben keine Chance, gegen das antisemitische Diktat vorzugehen, obwohl jeglicher Antisemitismus dem kommunistischen Gedanken völlig widerspricht. Es kommt zu Massenarresten gegen Juden, die nicht Sowjetbürger sind (S.216).
UdSSR: Deportation der Krim-Tataren - neue Diskussion um eine jüdische Republik auf der Krim
Nach der Deportation der Krim-Tataren wird erneut öffentlich diskutiert, ob eine jüdische Republik in Birobidschan oder am Schwarzen Meer auf der Krim errichtet werden soll, denn die Krim-Tataren werden wegen Beschuldigung der Kollaboration mit den Hitler-Truppen von der Krim deportiert. Das jüdische antifaschistische Komitee appelliert, dass Überlebende des Holocaust an einem passenderen Platz als im weit entfernten Birobidschan angesiedelt werden sollten. Stalin lehnt aber eine jüdische Republik auf der Krim ab (S.371).
Karte der "Sowjetunion" mit den Stalin-Deportationen ganzer Nationen 1941-1945 (Karte von Martin Gilbert)
Von Stalin werden wegen Kollaboration mit dem NS-Regime pauschal deportiert (Sippenhaft):
-- die Tataren in von der Krim nach Nordsibirien in die Region Murmansk, sowie nach Kasachstan hinter den Balchaschsee, nach Ostsibirien in die Region des Flusses Lena und in die Region Kolyma
-- die Wolgadeutschen nach Kasachstan in die Region des Balchaschsees und nach Ostsibirien westlich von Birobidschan
-- die Karachen vom Kaukasus nach Kasachstan hinter den Balchaschsee
-- die Meschcheten vom Kaukasus nach Usbekistan
-- die Tschetschenen und Inguschen vom Kaukasus nach Kasachstan bis an den Balchaschsee
-- die Kalmücken von der Kalmückensteppe am Kaspischen Meer ins mittlere Hochsibirien an den Fluss Angara.
1945
Neue jiddische Schulen im erneut sowjetisch besetzten Osteuropa
-- in Tschernowitz [heute Ukraine] werden zwei jiddische Schulen mit Grund- und Oberstufe eingerichtet
-- in Vilnius [Hauptstadt von Litauen] und in Kaunas [zweitgrösste Stadt von Litauen] wird eine jiddische Schule und ein jiddisches Waisenhaus aufgebaut. Die Schule in Kaunas hat auch einen Konzertchor (S.260).
4.-11.2.1945
Konferenz von Jalta: Stalins Antisemitismus leuchtet durch - Stalin auch für eine "Heimstätte der Juden"
Stalins Antisemitismus leuchtet auch in Gesprächen zwischen Stalin und Roosevelt durch. Er macht scharfe Bemerkungen gegen Juden (S.85). Stalin berichtet Roosevelt und Churchill, die Juden in Russland wollten sich nicht in der autonomen Region ansiedeln lassen, sondern wanderten jeweils in die Städte zurück (S.486, Anm. Nr.22).
[Roosevelt und Churchill wissen also von den vielen Judendeportationen. Dann aber behaupten alle drei im Jahre 1946, alle Juden seien vom NS-Regime mit Giftgas umgebracht worden. Es ist anzunehmen, dass an der Konferenz von Jalta auch die Taktik für den Nürnberger Prozess vorbereitet wurde].
Stalin stimmt mit Roosevelt und Churchill einer "Heimstätte der Juden in Palästina" zu. Stalin vollzieht einen Politikwechsel und will die Auswanderung erlauben (S.231).
[Stalin hat dabei den Hintergedanken, dass das künftige Israel ein sowjetischer Satellit werden soll. Die Rechte der Palästinenser sind ihm egal geworden].
nicht erwähnt:
Palästinenser werden nie gefragt
Die Palästinenser werden nie gefragt, ob sie mit der jüdischen Masseneinwanderung einverstanden sind. Die zionistischen Einwanderer kaufen sich das Land von den Grossgrundbesitzern oder leben in der Wüste, die in wenigen Jahren zu fruchtbarem Land wird. Die palästinensischen Bauern trauen ihren Augen nicht und fühlen sich verraten. Die schlimmsten Befürchtungen der arabischen Regierungen scheinen sich zu befürworten, dass ein künftiger Israel-Staat einen Keil in die arabische Welt treiben wird und die Verbindung zwischen Ägypten und Syrien trennen will, bis zum Ziel der Vertreibung der arabischen Bevölkerung auf der Basis der Herzl-Ideologie und der Mose-Ideologie vom 1. Buch Mose, Kapitel 15, Satz 18, mit der Beschwörung eines Gross-Israel zwischen dem Nil und dem Euphrat. Nun, so denken die Zionisten, das ist nicht gelogen. Die Palästinenser wehren sich vergeblich mit kleinen Guerillagruppen gegen die immer weiter fortschreitende jüdische Invasion mit illegalen Mosad-Schiffen.
10.2.1945
Jalta: Birobidschan: Misslungenes Projekt Birobidschan
Stalin gibt in Jalta gegenüber Roosevelt zu, dass das Projekt Birobidschan misslungen sei. Er ist aber wahrscheinlich nicht gegen neue jüdische Besiedelung Birobidschans nach einem Sieg gegen Deutschland (S.546, Anm. Nr.5).
ab Feb 1945
Deutschland: Russische Soldaten sind mit der Mitteleuropa-Kultur konfrontiert - russische Kampagne gegen Europa
Die russischen Soldaten vergleichen die mitteleuropäische Realität mit der sowjetischen Propaganda, die Europa völlig falsch dargestellt hat. Die russischen Soldaten wollen kaum noch in die Sowjetunion zurückkehren. Es folgen
-- engere sowjetisch-westliche Forschungskontakte
-- ein aufbegehrender Nationalismus in der UdSSR
-- und eine schnelle Verschlechterung der Ost-West-Beziehungen.
Stalin schwenkt auf eine Ideologisierungskampagne und eine nationale grossrussische Politik (S.152).
März 1945
UdSSR: Anklage gegen kasachische Historiker wegen Nationalismus
Die kasachischen Historiker werden wegen nationalistischer Passagen im Buch "Geschichte des kasachischen Volkes" von 1943 angeklagt (S.148).
ab März 1945
UdSSR: Anklagen im gesamten Ostblock wegen Nationalismus auf Schriftsteller, Philosophen, Künstler
Das Stalin-Regime weitet die Anklagen nun bis in die europäischen, "befreiten", osteuropäischen Staaten aus, gegen Schriftsteller, Philosophen und Künstler, um jegliche nationalistische Abspaltungstendenz zu unterdrücken (S.148).
Karte des Ostblocks mit den sowjetisch besetzten Staaten Osteuropas [6]:
DDR, Polen, CSSR, Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, und Albanien.
Eigentlich hätte die Rote Armee an den Landesgrenzen der UdSSR Halt machen müssen. Aber die Alliierten wollten eine "bedingungslose Kapitulation" Deutschlands, und innerhalb dieser Kapitulation war Osteuropa für Stalin inbegriffen. Wir danken Roosevelt und Churchill für ihren Kulturbeitrag in Europa...
14.4.1945
UdSSR: Prawda rügt den Propagandisten Erenburg
Prawda, Titelzeile [7]. Im Zweifelsfall konnte die Prawda (deutsch: "Wahrheit") genau differenzieren, wenn es um "Feinde" ging
Die Prawda wirft Erenburg vor, er habe in seiner Propagandaarbeit gegen Deutschland keinen Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Deutschen gemacht.
Erenburg schreibt mit V.Grossmann ein "Schwarzbuch" über die Juden im Dritten Reich (S.557, Anm. Nr. 151).
Später übernimmt Grossman von Ilja Erenburg die Herausgeberschaft des Schwarzbuchs. Die Fertigstellung dauert bis 1948 [web05].
25.5.1945
Höhepunkt des Stalinschen Sowjet-Nationalismus: Rede an die russischen Soldaten
Die Rede wird in der Prawda abgedruckt (S.496, Anm. Nr.31).
2.5.1945
Kriegstote der UdSSR 1941-1945
UdSSR: geschätzte 2,5-3 Millionen jüdische Kriegsopfer
Die Anzahl Kriegstote in der Roten Armee wurde mit 20 Mio. angegeben. Pinkus schätzt, dass 12.5 bis 15% der sowjetischen Kriegstoten Juden waren, also von 20 Millionen 2.5-3 Millionen.
Zitat:
"Ich möchte schätzen dass die Verluste der jüdischen Bevölkerung sich auf total zwischen 12.5 und 15 % aller sowjetischen Todesopfer belaufen (2,5-3 Millionen der 20 Millionen Verluste)." (S.23)
(orig.:
"I would estimate that the losses suffered by the Jewish population totaled between 12.5 % and 15 % of all Soviet war deaths (2.5-3 million out of the twenty million lost)."
ab Mai 1945
UdSSR: Streit zwischen Malenkow und Dschdanow (Zhdanov) um die Parteiführung
Sie versuchen es beide mit antisemitischer Politik (S.90).
UdSSR: Intensivierung des Antisemitismus - keine Durchsetzung der Rechte für Juden möglich wegen der Gefahr des Zerfalls des Sowjetreichs
Ab Mai 1945 intensiviert das Stalin-Regime in den von den deutschen Armeen "befreiten" Gebieten den Antisemitismus:
-- die Bevölkerung in den "befreiten" Gebieten fürchtet die Denunziation durch jüdische Rückkehrer [wer da was "gemacht" hat etc.]
-- die Bevölkerung befürchtet auch, dass zurückkehrende Juden ihren Besitz und die Posten in den Ministerien zurückhaben wollen, es herrscht eine grosse Angst vor Verlusten und vor Relegierung (S.85).
In der Folge kann die sowjetische Zentralregierung die Rechte der Juden nicht durchsetzen, weil sonst die Nationalismen gegen das sowjetische Regime angestachelt würden, v.a. in der Ukraine und in Litauen, wo die Waffe des Antisemitismus für "eigene Ziele" ausgenützt wird (S.86), in der Ukraine unter der Leitung der Verwaltung durch Chruschtschow (S.486, Anm. Nr.23).
Somit duldet die sowjetische Politik jeglichen Antisemitismus, v.a. weil die kommunistische Politik die nationalistischen Bewegungen fürchtet. [Der Antisemitismus ist der "Blitzableiter" für den Frust der Unterdrückung des eigenen Nationalgefühls]. Die sowjetische Politik muss den besetzten Nationen den Antisemitismus als Ventil "zugestehen" (S.86).
UdSSR-Ukraine: Antisemitismus gegen jüdische Rückkehrer
Zwischen der Bevölkerung und zurückkehrenden Juden entsteht ein grosser Streit um Posten und Anstellungen, der wieder neuen Antisemitismus provoziert (S.372).
UdSSR: Die Stalin-Regierung ist von den arabischen Staaten enttäuscht, dass diese den britischen Imperialismus gegen Israel unterstützen
Jedes Vertrauen in die arabischen Staatsführungen geht verloren. Und wahrscheinlich ist, dass die Zionisten ebenfalls auf der britischen Seite stehen werden, und somit hat die Sowjetunion im Nahen Osten dann gar keine Verbündeten mehr, so meint Stalin zu diesem Zeitpunkt.
In Palästina ist die Situation so:
-- die "amerikanische" Diplomatie dringt nach Palästina vor und hat immer mehr Einfluss [mit "amerikanischen" Juden und ihren Dollars im Hintergrund]
-- es stellen sich gewisse Bedenken ein, ob weitere jüdische Flüchtlinge in Palästina auch alle eine Unterkunft finden würden
-- Stalin spekuliert, dass ihm die Unterstützung eines Teilungsplans jüdische Sympathien eintragen werde (S.233).
UdSSR: "Nationales Erwachen" der jüdischen Bevölkerung in der UdSSR durch Bekanntwerden des jüdischen Massentods im NS-Gebiet
Der Nationalismus der Juden ist nach dem Bekanntwerden des Holocaust [wenn auch mit falschen Zahlen und falscher Vergasungsbehauptung] nicht mehr zu bremsen, und nun wird eine jiddisch-jüdische Heldenliteratur über den Zweiten Weltkrieg geschrieben, mit der Hochstilisierung der jüdischen Opfer als jüdischer Beitrag zum Sieg (S.265).
nicht erwähnt:
Jüdische, überhöhte Opferzahlen, um die Auswanderung zu provozieren
Die von Zionisten und alliierten Nachrichtenstellen bekanntgegebenen Opferzahlen sind um den Faktor 5 bis 10 überhöht, damit in der jüdischen Bevölkerung mehr jüdischer Nationalismus provoziert wird, um die Auswanderung nach Israel zu steigern und den Schrecken der Hitler-Herrschaft plakativ darzustellen.
Dasselbe gilt angeblich auch für die von der sowjetischen Regierung bekanntgegebenen 20 Mio. Toten in der Roten Armee. Auch diese Zahl war nur ein Propagandamittel zur Entfachung von mehr "Sowjet-Patriotismus".
Zum Teil beim Holocaust sogar Opferzahlen behauptet, die die jüdische Weltbevölkerung übersteigen...
Versuch zum Wiederaufbau des jiddischen Schulsystems ohne Erfolg
Die Bemühungen vieler Juden und des jüdischen antifaschistischen Komitees, das jiddische Schulsystem wieder aufzubauen, haben kaum Erfolg (S.261).
Zionismus: Die Zionistische Bewegung wird ein Werkzeug des englisch-"amerikanischen" Imperialismus
(S.237)
Juni 1945
UdSSR: Ein Viertel der jüdischen Weltbevölkerung befindet sich in der UdSSR
Pinkus:
"Sowjetisches Judentum, das nach dem Zweiten Weltkrieg ein Viertel der jüdischen Weltbevölkerung ausmachte." (S.235)
(orig.:
"Soviet Jewry - which after World War II constituted one-quarter of the Jewish people")
26.7.1945
UdSSR: Zensierte Publikation der zionistischen Dichtung von Itsik Kipnis "Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden"
Itzik Kipnis, Portrait
Die Dichtung von Kipnis beschreibt eine Ukrainerin, die sich mit zwei jüdischen Kindern vor den Nazis zu verstecken sucht. Alle überleben die NS-Besatzung und erleben dann eine erneute Sowjetisierung. Nach dem kommunistischen Sieg aber dürfen die Kinder nicht nach Israel ausreisen, so dass die Sehnsucht nach dem Davidstern immer grösser wird. Die nationalistisch-zionistischen Passagen werden zensiert, wo der Davidstern erwähnt wird (S.495, Anm. Nr.13).
nicht erwähnt:
Palästina: Zionistische und arabische Anschläge - England verbietet jüdische Einwanderung
Englands Mandatsregierung versucht vergeblich, in Palästina einen binationalen Staat zu protegieren. Weder die arabisch-palästinensische noch die zionistische Seite wollen das Land miteinander teilen. Jüdische wie arabische Terroristenbanden beherrschen die unversöhnliche und zerstörerische Szene. England beginnt, die weitere jüdische Einwanderung zu verbieten. Illegale Einwanderer werden inhaftiert, während arabische Institutionen beginnen, Land von Juden zurückzukaufen. Die Aussicht, vom Küstenhandel ausgeschlossen zu werden, ist für die Palästinenser eine Katastrophe. Die Ölpipeline und die Raffinerie in Haifa sind dafür nur ein Beispiel. Statt nach Kompromissen und gegenseitiger Beteiligung zu suchen, steigt die Panik. Die Eisenbahnstrecken werden durch die arabischen Guerillagruppen zerstört.
(in: Haarmann: Geschichte der arabischen Welt; Encyclopaedia Judaica: Israel).
Ende 1945
UdSSR: Bewilligung für Auswanderung für die Massen osteuropäischer Juden - Polen, CSSR und Rumänien fördern die Abschiebung der "displaced persons"
An der Welthandelskonferenz in London bestätigt die Stalin-Regierung die neue Haltung gegenüber der Auswanderung für Juden. Stalin stimmt auch dem Plan zu, die Juden Osteuropas [die in Russland überlebt haben] nach Polen und in die westlich besetzten Zonen Deutschlands und Österreichs auswandern zu lassen, obwohl klar ist, dass diese dann nach Palästina auswandern werden (S.231).
Die Regierungen von Polen, der CSSR und Rumäniens wollen die Juden ebenfalls loswerden (S.517, Anm. Nr.7).
Pinkus:
"Diese Regierungen haben aufgrund materieller Schwierigkeiten und politischer und sozialer Komplikationen unmittelbares Interesse, den aufgenommenen Flüchtlingen die Erlaubnis zum Verlassen des Landes zu geben." (S.517, Anm. Nr.7)
(orig.:
"One cannot ignore the influence which the governments of Poland, Czechoslovakia and Romania still had in this period in everything concerning their internal affairs. And because of the material difficulties and the political and social complications involved in absorbing the refugees, these governments were undoubtedly interested in permitting displaced persons to leave.")
nicht erwähnt:
Auch in diesen Ländern (Polen, CSSR und Rumänien) wurden 1940/1941 Arisierungen vorgenommen, die wieder rückgängig gemacht werden müssten, wenn die Juden zurückkommen würden. Und sie kommen dann auch, und in Polen kommt es dann auch zu heftigen Pogromen 1946 genau deswegen.
Ende 1945
UdSSR: Aufstellen des 5-Jahres-Plans 1946-1950: Einplanung des Nahen Ostens für "displaced persons"
Das Stalin-Regime plant schon, dass der Nahe Osten einen bedeutenden Teil der "displaced persons" aus Russland aufnehmen solle. Auch Birobidschan sollte eine Rolle spielen. So könnte die "jüdische Frage" in Russland gelöst werden (S.371).
[Diesen Gedankenspielen, wo die Juden hinwandern, liegt der Gedanke zugrunde, dass ein künftiges Israel ein Satellitenstaat Moskaus wird].
1945-1946
UdSSR: Verhaftungswelle und Prozesswelle gegen Juden in Russland wegen zionistischer Tätigkeit oder versuchter illegaler Auswanderung - Gerücht: Deportation nach Sibirien
In den Jahren 1945-1946 organisiert das Stalin-Regime gleichsam eine Verhaftungswelle v.a. gegen Zionistenaktivitäten und gegen russische Juden, die auf illegalem Weg die UdSSR verlassen wollten. Die UdSSR wird zum ausgesprochenen Spitzelstaat gegen zionistische Juden (S.194). Dabei sind kaum Quellen vorhanden. Es herrscht das Gerücht, dass viele Juden inhaftiert und nach Sibirien verschickt werden. Zahlenangaben gibt es nicht.
in: Jewish Telegraph Agency Bulletin JTA, 4.1.1945, S.4, 26.4.1946, S.2 (S.506, Anm. Nr.2)
Diese Verhaftungswelle ist Element des Kampfes der sowjetischen Stalin-Regierung gegen die nationalen Bewegungen in den osteuropäischen Staaten und der europäischen russisch-besetzten Republiken, den Baltenstaaten, Ukraine und Weissrussland u.a. Nationalismus wird nicht toleriert. Obwohl die Zionisten gar keine bewaffneten Einheiten organisieren, werden sie trotzdem inhaftiert, um jeden zionistischen Ansatz in der der UdSSR auszulöschen (S.194).
Daneben finden auch Prozesse wegen Schmuggel statt, was als Beleidigung der Staatssicherheit gilt und schwer bestraft wird (S.506, Anm. Nr.3).
1945-Okt.1946
Birobidschan: unkoordinierte jüdische Einwanderung
Die jüdische Übersiedlung nach Birobidschan geht ohne Registrierung vor sich, aber nur in beschränkter Zahl. Zahlenangaben fehlen (S.371, 372).
ab 1945
UdSSR: Unterdrückung der jüdischen Kultur
Anzahl jiddischer Schulen wird unbedeutend
Es existieren ein paar Grundschulen und eine gemischte russisch-jiddische Oberstufenschule und ein gemischtes pädagogisch-technisches Institut in Birobidschan (S.260).
UdSSR: Stalin verhindert die Publikation des jüdischen Heldentums
Die Publikation des jüdischen Heldentums wird unterdrückt, denn dies hätte einen starken Schlag gegen den Antisemitismus in der UdSSR und anwachsenden Respekt bedeutet. [Der "Antisemitismus als Waffe" wäre damit verlorengegangen]. Stalin verhindert die Publikation des jüdischen Heldentums durch totales Verschweigen des jüdischen Beitrags an die Landesverteidigung. Dagegen erwähnt das NS-Regime die starke Partisanentätigkeit hinter den Linien oft (S.425).
UdSSR: Verschweigungspolitik gegenüber den Gräueln gegen Juden im NS-Bereich
Die Verschweigungspolitik der russischen Regierung gegenüber den Massenmorden der Hitler-Truppen an Juden hält an, wahrscheinlich aus antisemitischen Gründen, und um den jüdischen Heroismus für ein unabhängiges Israel nicht allzu sehr zu fördern (S.422).
UdSSR: Stalins Berater verlieren an Einfluss
Stalins Berater können nur noch indirekt Macht ausüben:
-- durch Intrige
-- durch Dokumentenfälschungen
-- durch Ausnützen der Schwächen Stalins (S.89).
[Stalin ist Ende 1945 total angespannt, denn er hofft, dass Israel doch noch ein sowjetischer Satellit wird und die Sowjetunion neben Jugoslawien ein zweites Standbein am Mittelmeer bekommt. Stalin vertraut in dieser Situation gar niemandem mehr].
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