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China-Chronologie 5: Der "Grosse Sprung nach vorn" produziert die weltweit grösste Hungersnot in Friedenszeiten - Rückzug Maos nach Shanghai nach Kritik unter Liu Shaoqi - Mao-Kult - Atombombe 1964 und diplomatischer Sieg Maos gegen Taiwan - Vorbereitung der "Kulturrevolution" als Maos Rache an seinen Kritikern
Das Mao-Reich beim
              "Sprung nach vorn": Hungersnot in
              Friedenszeiten, Chinesenkind mit Hungerbauch, 1958 ca.
Das Mao-Reich beim "Sprung nach vorn": Hungersnot in Friedenszeiten,
Chinesenkind mit Hungerbauch, 1958 ca.

von Michael Palomino (2006 / 2010)


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Kommentar
Mit dem Scheinargument eines "Grossen Sprung nach vorn" propagiert Mao seine völlige Unfähigkeit im psychologischen und ökonomischen Denken. Das Desaster der grössten Hungersnot aller Zeiten 1958-1961 ist bis heute ungesühnt. China beklagt 30-60 Mio. Tote. Drei Jahre später aber im Jahr 1964 imponiert China mit der Atombombe, und Rache gegen seine Kritiker will Mao auch noch, und die Medien und die Bevölkerung machen weiter mit...

Michael Palomino
Januar 2006


Quellen

-- Robert C. North: Der chinesische Kommunismus. Kindler Uni-Bibliothek 1966

-- John F. Fairbank: Geschichte des modernen China 1800-1985; dtv 1986

-- Haydt, Mathias et alia: Ostasien-PLOETZ. Geschichte Chinas, Japans und Koreas zum Nachschlagen; Verlag Ploetz, Freiburg / Würzburg 1986

-- verschiedene Internetbeiträge

für Rahmendaten:
-- Hermann Kinder/Werner Hilgemann: DTV Atlas zur Weltgeschichte Bd. I. und II. 21.Auflage, München 1986



Plakat: Strom durch Kooperative,
                        China 1958 x
Strom durch Kooperative...


1958
Strom durch Kooperative
Plakat: Strom durch Kooperative, China 1958:
"Installierung von elektrischem Licht in der Kooperative." 1958
(http://www.iisg.nl/~landsberger/tg.html)

1958
Ende der Säuberung nach den "100 Blumen"
Mao hat die Macht in der Partei mit seinem dogmatischsten Gefolge fest im Griff. Jetzt kann Mao den "Grossen Sprung nach vorn" befehlen...
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

Chruschtschow-Besuch in Peking
(Fairbank, S.311)

als neuer Regierungschef der SU (Fairbank, S.314). Mao wittert in der SU Korruption und will sie in China auf jeden Fall bekämpfen (Fairbank, S.318).

Nikita S. Chruschtschow, Portrait
Nikita S. Chruschtschow, Portrait

Maos Führungsclique versucht in der Folge vergeblich einen kommunistischen Gegenkurs gegen Chruschtschows Mittelweg dem Kapitalismus gegenüber. China unternimmt vergeblich Anstrengungen, in der Dritten Welt in Afrika und Asien neue Verbündete gegen die Sowjetunion zu finden. Eine Afrikareise von Chou Enlai bleibt ohne Erfolg (Fairbank, S.314).

Maos Enttäuschung über Russlands Nichteinsatz von Atomwaffen
China ist mehr und mehr über Russland enttäuscht, das von Atomwaffen gegen den Kapitalismus keinen Gebrauch macht:

-- das russische Atomwaffenarsenal wird nicht aggressiv genutzt
-- es kommt ab 1958 sogar eine "Entspannung" zwischen Moskau und den "USA" zustande, ohne dass mit China Rücksprache genommen wird
-- Verhandlungen zwischen Chruschtschow und Eisenhower enden im "Geist von Camp David" mit Fotos von Chruschtschow am "amerikanischen" Bankett etc.

->> die Stimmung zwischen Moskau und Peking ist immer mehr getrübt (North, S.212).

Kontroverse zwischen Peking und Moskau
Gegenseitig werfen sich Moskau und Peking vor, die "Einheit des sozialistischen Lagers" zu untergraben.

->> Die kapitalistischen Staaten reiben sich die Hände und meinen, die nationalen Interessen von Russland, China und den anderen kommunistischen Staaten würden die kommunistischen Interessen überlagern (North, S.213).

ab 1958
Grenzstreit China-Indien jahrelang
(North, S.209).

Mai 1958
Voraussage der Atombombe auch in China
General Liu Ya-Lou, Kommandeur der Luftwaffe der chinesischen Kommunisten, sagt voraus, China werde "in näherer Zukunft" Atomwaffen und Raketen produzieren (North, S.232).

Mitte 1958
Chinesisches Wirtschaftsprogramm und Mao-Parole vom "Grossen Sprung nach vorn" (englisch: "Great Leap forward" GLF)

Die Konkurrenzsituation Maos zur Sowjetunion
Um eine Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von der Sowjetunion zu erreichen, propagiert Mao ein "Wirtschaftsprogramm" des "Grossen Sprung nach vorn".
(http://www.chinatour.com/countryinfo/history.htm#prc)

Mao hat dabei die Vorstellung, Stalins Industrialisierungsprogramm zu kopieren, bei gleichzeitiger Einführung des "wahren Kommunismus", mit der Eliminierung aller Spuren von Individualismus, die Stalin noch toleriert hatte.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

Maos Helfer für den "Grossen Sprung nach vorn"
Gemäss Jasper Becker im Buch "Hungry Ghosts" sind dies z.B. Hua Guofeng, Zhao Ziyang, Hu Yaobang und Kang Sheng.

Hua Guofeng,
            PortraitHu Yaobang,
            PortraitZhao Ziyang,
            PortraitKang Sheng,
            Portrait
Maos Helfer beim "Grossen Sprung nach vorn":
Hua Guofeng, Hu Yaobang, Zhao Ziyang und Kang Sheng

Ausserdem tun die neuen bäuerlichen Kader alles für ihren "Führer Mao". Sie meinen, mit Revolutionen weiter "befreien" zu müssen und wissen nicht, was sie tun (Fairbank, S.313).

17.-30.8.1958
Peitaiho: Sitzung des erweiterten Politbüros: Mao kann seine Politik der "Drei Roten Banner" behaupten
(Haydt u.a., S.62)

Die "Drei Roten Banner" verkörpern
-- die "Generallinie des sozialistischen Aufbaus"
-- den "Grossen Sprung nach vorn"
-- die Volkskommunen (Haydt u.a., S.63).

Damit distanziert sich Mao vom sowjetischen Modell und bricht einen graduellen quantitativen Wandel für China ab. Er plädiert für eine "ununterbrochene Revolution" und eine gleichgewichtige Entwicklung von Industrie und Landwirtschaft. Die Landwirtschaft soll sich über die Schaffung grösserer Produktionseinheiten und eine intensivere Mobilisierung der Arbeitskraft der Bevölkerung durch Massenbewegungen zum Motor der Entwicklung werden (Haydt u.a., S.63).

Mao erwartet vom neuen Kurs nicht nur "schnellere, bessere und mehr Ergebnisse", sondern auch eine verstärkte Weiterentwicklung des politischen Bewusstseins der Bevölkerung. Im Mittelpunkt steht die Volkskommune, die neue "Grundeinheit der sozialistischen Gesellschaftsordnung", mit ihren Produktionsbrigaden und Produktionsgruppen, aufgeteilt in die Fachbereiche Industrie, Landwirtschaft, Handel, Erziehung und Verteidigung (Haydt u.a., S.63).

Die Volkskommunen sollen das Wirtschaftswachstum fördern, die Unterschiede zwischen Stadt und Land, Kopf- und Handarbeit, Arbeiter und Bauern verringern, den Einsatz der Arbeitskräfte verbessern und den "konkreten Weg für den Übergang zum Kommunismus" erkunden. Maos Clique führt Masseneinsätze für Infrastrukturmassnahmen durch, z.B. Strassenbau, Bewässerungsanlagen etc. (Haydt u.a., S.63).


Die neuen Kulte: Rote Fahnen bei der Dorfankunft - Trommeln und Gongs
Die Propagandamittel sind dabei sehr verschieden und werden vor Ort von den örtlichen Führer improvisiert.
(http://www.mindground.net/glp.html; Meisner, Maurice:  Mao’s China: A History of the People’s Republic.  New York: Macmillan, 1979)

Maos Funke stürzt das Land ins Chaos mit nur halb durchdachten Massnahmen. Typisch ist, in Dörfer mit roten Fahnen einzumarschieren, Trommeln und Gong zu spielen, und Feuerwerk abzulassen, um einen neuen Lebensstil einzuweihen.
(http://www.mindground.net/glp.html; Leung, Laifong:  Morning Sun: Interviews with Chinese Writers of the Lost Generation.  New York: M. E.Sharpe, 1994, S.200-201)

In Hebei z.B. kündigt das Provinzkomitee ehrgeizig an: "Die grossen Fortschritte des überall vorhandenen Sprungs nach vorn haben die Massen und die Kader geschult. Die Bevölkerung hat nun uneingeschränktes Vertrauen in die Richtigkeit der Parteiführung und anerkennt vollkommen die Überlegenheit des sozialistischen Systems und die grosse Tapferkeit der arbeitenden Bevölkerung im Kampf mit der Natur."
(http://www.mindground.net/glp.html; Qiyu, Shi.  “The Decline of a Moral Regime.”  Comparative Political Studies  27.2  (1994): S.272-297, S.278).

Die Zwangskollektivierung aller Bauern: Befehl zur Einrichtung von "Volkskommunen"
Zur Erhöhung der Getreideproduktion sollen alle Bauern auf kollektivierten Höfen arbeiten. Ausserdem soll jede Arbeitskraft zur Stahlproduktion genutzt werden.
(http://www.chinatour.com/countryinfo/history.htm#prc)

Konkret:
oo  Zusammenschluss der Bauern in Kommunen
oo  Anlage von "Volkshochöfen" zur Herstellung von Roheisen auch auf dem Lande (North, S.191)
oo  Bau von Haushalts-Fabrikationsstätten, und neben Volkshochöfen auch Anlage von Minengruben.
(http://www.msnbc.com/modules/china_taiwan/1950.asp)

Die ohnehin schon unterdrückerischen "Kollektiven" werden nun zu völlig totalitären "Volkskommunen" umorganisiert. Private Gemeinschaften werden völlig abgeschafft und kommunale Küchen eingerichtet, die für die gesamte Dorfbevölkerung kochen sollen, in Chayashan in der Provinz Henan als erste, für 40.000 Mitglieder.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm; Jasper Becker: "Hungry Ghosts", 1996, S.83)

Die Volkskommunen rauben den Bauern jegliche Privatsphäre. Die Bauern müssen allen Besitz abgeben und werden als Fabrikarbeiter behandelt, organisiert in Teams und Brigaden. Sie müssen die Arbeit machen, zu der sie befohlen werden. Sie müssen in Kantinen essen, und oft müssen sie zusammen in Baracken schlafen. Familienleben und Traditionen, persönlicher Besitz und Privatsphäre, persönliche Initiative und indiviuelle Freiheiten werden für 1/7 der Bevölkerung zerstört.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/comfaq.htm#part7; R.J. Rummel: China's Bloody Century)

Konkret: Alle werden gleich arm. Die Mehrheit der Chinesen ist nun immer mehr desillusioniert und wendet sich dem alten Familienkult zu. Die Bauern gelten weiter als minderwertig und unzivilisiert (Fairbank, S.340).

Maos Prinzipienfehler: Er sperrt Ingenieure und Wissenschaftler ein - Parteitreue statt Fachkompetenz
Das Herz der Kampagne des "Grossen Sprungs nach vorn" ist Maos Behauptung, dass wissenschaftliche und ökonomisch gesetzte Rahmenbedingungen ein Unsinn der bürgerlichen Propaganda seien. Die Kommunistische Partei Chinas behauptet dafür eine neue wissenschaftliche Doktrin: Das von der revolutionären Führung geführte Volk kann alles erreichen. Mao begreift nicht, dass die Natur so funktioniert, wie sie es will, und nicht so, wie eine Ideologie es will...
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

[Maos intellektuelle Unterentwicklung und Verbortheit harrt noch der psychologischen Untersuchung].

Das Ziel des "Grossen Sprungs nach vorn" ist also die Vernichtung der Intelligenz auf das Niveau der Bauern. Mao lässt verkünden, Bücher und Fachkräfte seien überflüssig (Fairbank, S.299).

Mao setzt also auf Ideologie statt auf Fachwissen. Er verzichtet auf kompetente Leute, wenn sie nicht auf der Parteilinie sind, nach dem Motto:
"Besser einen Roten als einen Experten."

So setzt Mao immer total unqualifizierte Ideologen an Schaltstellen von Projekten, wo wirklich technische Erfahrung nötig wäre.
(http://www.chinatour.com/countryinfo/history.htm#prc)

Mao meint, dass allein ein "rotes" Bewusstsein den Fortschritt bringen würde.
(http://www.knerger.de/Erlaeuterungen/hauptteil_erlaeuterungen.html#grossersprung)

Beim "Sprung nach vorn" werden hochqualifizierte Ingenieure und Wissenschaftler als "bürgerliche Experten" eingestuft und inhaftiert oder zu Handarbeit verurteilt.
(http://www.mindground.net/glp.html; Becker, Jasper.  Hungry Ghosts: Mao’s Secret Famine.  Rev. ed. New York: Henry Holt, 1998, S.63)

Als die Partei dann Tausende neuer Schulen, Universitäten und Forschungsinstitute gründet, ist bei der Besetzung der Lehrstühle auf dem Land die Loyalität zur Partei eher gefragt als die Fachkompetenz.
(http://www.mindground.net/glp.html; Zhou, Xueguang.  “Unorganized Interests and Collective Action in Communist China.” American Sociological Review  58.1 (1993):  54-73, S.61).

Die Bauern schlachten alles, bevor es eingezogen wird - oder die Bauern ziehen sogar weg
Die Reaktion auf die neuen Bräuche des "Sprungs nach vorn" sind unterschiedlich. Bauern schlachten in einem Anfall von Wahn alle zum Einzug vorgesehenen Tiere, so dass sie nicht mehr von den neuen Kommunen konfisziert werden können.
(http://www.mindground.net/glp.html; MacFarquhar, Roderick, Timothy Cheek, and Eugene Wu, Hrsg.:  The Secret Speeches of Chairman Mao: From the Hundred Flowers to the Great Leap Forward.  Cambridge: Harvard UP, 1989, S.328)

Interne Berichte sprechen sogar von gewalttätigem Widerstand. Bauern schlagen die Parteikader und verlassen die Kommune und nehmen dabei Korn und Tiere mit.
(http://www.mindground.net/glp.html; Becker, Jasper.  Hungry Ghosts: Mao’s Secret Famine.  Rev. ed. New York: Henry Holt, 1998, S. 54). 

Die Integration in die Kommune wird mit Raub assoziiert
In vielen Kommunen kommt statt des Geistes der "Kommunisierung" (gongchan feng) die Befürchtung auf, die Partei wolle den Leuten alles rauben. Örtliche Parteiführer beschlagnahmen Besitz und sogar ganze Handwerkereinrichtungen, um sie in die neuen Kommunen zu integrieren. So werden die Menschen durch hastige und ehrgeizige Beschlagnahmungen privater Güter von der Kommunisierung abgeschreckt.
(http://www.mindground.net/glp.html; Zhang, Zhihong.  “Rural Industrialization in China: From Backyard Furnaces to Township and Village Enterprises.”  East Asia: An International Quarterly  17.3  (1999):  61-88, S.64)

Propaganda des Überflusses für die Zeit nach dem "Sprung nach vorn" - kurzer Überfluss - und dann nichts mehr
Die Loyalität der Bevölkerung für die Anstrengungen beim "Sprung nach vorn" kommt von Versprechungen, dass nach den grossen Dimensionen, die an ein 1000-jähriges Werk erinnern, zwangsweise ein hoher Wohlstand eintreten müsse. In einigen Provinzen lassen die Parteiführer die Menschen denn auch so viel essen wie sie wollen. Sie essen in zwei Wochen so viel, wie für drei Monate vorgesehen ist...
(http://www.mindground.net/glp.html; Yang, Dali L.  Calamity and Reform in China: State, Rural Society, and Institutional Change Since the Great Leap Famine.  Stanford: Stanford UP, 1996, S.55)

Dieser Vorgang wird auch andernorts bestätigt:

"Die Kommunalisierung sorgt für einen weiteren Rückgang der Nahrungsmittelversorgung, aber dieses Mal durch die Konsumation von Lebensmitteln: Die Gemeindeküchen feiern eine neu gefundene "Blüte" und versorgen die Leute grosszügig mit Gratis-Essen, bis eine Lebensmittelknappheit auftritt."
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

Maos erste eigene "Wirtschaftspolitik" endet im Desaster - der falsche Gehorsam
Mao trifft die alleinige Schuld am Desaster, und die Führung der  KPCh ahnt die Katastrophe nicht. Die Tüchtigkeit und Ordnung in China in der Zeit von 1950 bis 1958 geht damit für lange Zeit verloren (Fairbank, S.295). Mit dem "Grossen Sprung nach vorn" (GSV) löst sich Mao erstmals vom Vorbild der Sowjetunion. Der GSV ist die erste eigene Wirtschaftspolitik Maos. Es ist der Versuch der Industrialisierung mit Hilfe der traditionellen Herrschaft über die Landbevölkerung. Mao lässt quasi die Zwangsarbeit der Kaiserzeit wieder einführen: Statt der kaiserlichen Befehlswirtschaft herrscht nun die kommunistische Befehlswirtschaft (Fairbank, S.296). Die KPCh nimmt dabei die Stellung des Kaisers und des kaiserlichen Personals ein (Fairbank, S.297).

Dem Personal ist der traditionelle Gehorsam wichtiger als das Wohl der Bevölkerung:
-- die Verhaltensvorschriften befehlen Unterwürfigkeit
-- die Kommunikation ist egalitär vereinheitlicht
-- und die Bauern sind weiterhin sehr gefügig (Fairbank, S.297).

[Weil in Maos System niemand warnen darf, passiert die geplante Katastrophe...]

Gleichzeitig erfolgt auch noch Schuldendienst für das Ausland
Der Schuldendienst für das Ausland in Form von Agrarprodukten wird ausgebaut, und die Investitionsfonds für China werden erhöht (Fairbank, S.303).

Die Organisation von Brigaden zur Massensklaverei
-- die Bevölkerungsmassen werden in Brigaden organisiert (Fairbank, S.300)
-- die Massen werden zum Masseneinsatz einberufen, beim Bau von Deichen, Bewässerungskanälen, Stauwerken zur Landgewinnung, Stauwerken zum Anlegen neuer Seen etc. (Fairbank, S.299)
-- ganze Regimenter von Bauern marschieren mit Hacken und Körben in militärischen Formationen auf die Felder, mit Fahnen und unter Trommeln, in Andeutung eines Krieges gegen die widerspenstige Natur (Fairbank, S.301)
-- es werden wirtschaftliche Verbesserungen versprochen (Fairbank, S.298), aber die Produktivität bleibt zweitrangig (Fairbank, S.299).

14 Millionen Jugendliche werden 1958 aufs Land geschickt (Fairbank, S.340).

x
Sprung nach vorn: Bauern mit Schubkarren,
                          Provinz Guangdong 1958-1961
Sprung nach vorn: Bauern mit Schubkarren, Provinz Guangdong 1958-1961



Sprung nach vorn: Bauern graben Kanal von
                          Hand, Zhengzhou, Provinz Henan
Sprung nach vorn: Bauern graben Kanal von Hand, Zhengzhou, Provinz Henan

Bautätigkeit beim "Sprung nach vorn"
-- Trockenlegung von Seen, Bau von Strassen und Dämmen  von Hand
-- intensivierte Arbeit in Minen
(http://www.mindground.net/glp.html; Bardeen, William T.:  “The Great Leap Forward: Environment and Development in China.”  Harvard International Review  17.3  (1995), S.64-69, S.64).

Maos landwirtschaftliche Massnahmen beim "Sprung nach vorn"
Diktator Mao befielt den chinesischen Bauern, neue, vom stalinistischen Medizin-Biologen Lsyenko abgeleitete, pseudo-wissenschaftliche Landwirt- schaftsmethoden [u.a.] auszuprobieren.

Erfahrenen Bauern wird unter Waffengewalt befohlen, ihre "altmodischen" Landbaumethoden durch die "wissenschaftlichen" Methoden des Marxismus zu ersetzen. In Wahrheit wird das bäuerliche, wissenschaftliche Erfahrungs- wissen zugunsten eines Nonsens abgeschafft.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)


Die Befehle für die Bauern:
-- Verbreitung neuer Tierzuchtmethoden und Verbreitung von neuartigem Saatgut
-- Hauspflanzungen, tiefes Pflügen, verbesserte Fruchtbarkeit, neue Landwirtschaftsgeräte
-- verbesserte Feldwirtschaft, verbesserte Kontrolle über Feldplagen, und verbesserte Bewässerung.
(http://www.mindground.net/glp.html; Becker, Jasper.  Hungry Ghosts: Mao’s Secret Famine.  Rev. ed. New York: Henry Holt, 1998, S.70).

Der "Grosse Sprung nach vorn" ist de facto eine Realisierung grosser Bauvorhaben im Stil der Kaiserzeit mit Massensklaverei der Bauern analog der Sklaverei beim Bau des Grossen Kanals in der Ming-Zeit. Den Dorfvorstehern wird beim "Grossen Sprung nach vorn" befohlen, für so und so viele Tage eine bestimmte Anzahl Leute zu stellen. Meist werden in Körben mit Stangen über den Schultern gewaltige Erdmassen bewegt oder in Steinbrüchen gearbeitet. Mao lässt - wie die Kaiser dei Wei der Sung oder der Ming - durch Massenzwangsarbeit Grossprojekte ausführen (Fairbank, S.313).

Propaganda für die Studenten "hinauf in die Berge und hinunter in die Dörfer"
Plakat 1958: Studenten auf die Berge und hinunter in
          die Dörfer zur Umerziehung: Willkommensgruss
 Plakat 1958: Studenten auf die Berge und hinunter in die Dörfer:
 Willkommensgruss. Von der "Umerziehung" steht nichts geschrieben...


Die Kader und Intellektuellen werden 1958 im Rahmen des "Grossen Sprung nach vorn" aus den Städten aufs Land geschickt, um auf Landwirtschaftsniveau aus erster Hand mit praktischer Arbeit Erfahrung zu sammeln.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/m7.html)

Mit dem Vorwand, Leute bei den Bauern "praktische Erfahrung" sammeln zu lassen, können alle Oppositionellen isoliert werden...


Maos These vom "Papiertieger": "Imperialists and All Reactionaries are Paper Tigers" ["Imperialisten und alle Reaktionäre sind Papiertiger"]
-- die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Kräfte der Geschichte stehen auf der Seite des revolutionären Sozialismus
-- der Kapitalismus habe keine Zukunft (North, S.212).

Der "Sprung nach vorn" gegen die Sowjetunion und gegen England
Frühere Produktionsziele werden korrigiert und neue, ehrgeizige Ziele definiert (North, S.191). In der Folge sollen über 700.000 landwirtschaftliche Genossenschaften in ein paar Monaten in 26.000 Volkskommunen umgewandelt werden (North, S.192)

für eine radikale Modernisierung der Wirtschaft.
(http://www.msnbc.com/modules/china_taiwan/1950.asp)

Dabei sind der Mao-Führung die ökonomischen Ziele gar nicht so wichtig, sondern es soll v.a. der in Maos Augen abtrünnigen Sowjetunion gezeigt werden, dass China auf einem eigenen Weg zu einem besseren Wirtschaftsentwicklung fähig ist als die SU, und dadurch auch erfolgreicher als das sowjetische Modell, dem China bisher eifrig gefolgt war. Und in höchstens 15 Jahren soll die Wirtschaft Englands überholt werden, so der Plan der Mao-Führung.

Plakat Sprung nach vorn 1958:
                    Drei Jahre arbeiten und Chinas Gesicht verändern

Plakat für den "Sprung nach vorn" 1958: Drei Jahre arbeiten und Chinas Gesicht verändern:

"Arbeite drei Jahre lang hart. Verändere das Gesicht von China. Brich mit England, und brich mit Amerika."

  
China Sprung nach vorn 1958: Drachenschiff
                      mit Parole "Grösser, schneller, besser,
                      billiger", und armes Taiwan rechts unten

  
China Sprung nach vorn 1958: Drachenschiff mit Parole "Grösser, schneller, besser, billiger", und armes Taiwan rechts unten.

Die 5-Jahres-Pläne sind der Führung zu langsam. Die Radikalen in der Mao-Führung versuchen, sich gegenseitig mit unrealistischen Parolen zu übertreffen wie "grössere, schnellere, bessere, und billigere" Produktion. Propagandaplakate spielen der Bevölkerung - oft auf einem Drachen dargestellt - einen Reichtum durch die Befolgung dieser Parolen vor, und oft wird Taiwans Bevölkerung als arm dargestellt, die unter der Kuomintang und den "USA" zu leiden habe.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Die Mao-Führung glaubt in übertriebenem Mass an die Macht der Propaganda. Es komme nur auf den Willen drauf an, und wenn man den subjektiven menschlichen Dimensionen der Geschichte Vorrang einräumen würde, so würde die Bevölkerung schon fähig sein, eine Umwandlung der konkreten Hindernisse zustande zu bringen. Folglich wird ein noch nie da gewesener Propagandafeldzug geführt, der an Herz und Nieren geht. Dabei ist die Propaganda zweigeteilt: für eine Produktion von Massenstahl, und für die Bildung von Volkskommunen.

Überrissene Produktionszahlen aus Konkurrenzdenken - Folter - die Unfähigkeit zur Korrektur - Getreideexporte (!)
Gleichzeitig wird den örtlichen Parteisektionen ein enormer Druck aufgesetzt, so dass Produktionszahlen nach aufwärts gefälscht werden. Die gefälschten Zahlen werden von höheren Rängen ernst genommen und danach die neuen Dorfquoten eingeschätzt. Wenn die Quoten dann nicht eingehalten werden können, so werden die unseligen Bauern gesucht und gefoltert, um verstecktes Getreide herauszugeben. Wie in der ukrainischen Hungersnot unter Stalin müssen die fruchtbarsten Gebiete die höchsten Quoten erfüllen und leiden deswegen am meisten.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

Bonbonwerbung für Sprung nach vorn
                        1958-1961: Heil dem Sieg des Maoismus! Heil dem
                        grossen Sprung nach vorn!
  



 
Bonbonwerbung 1958 für Sprung nach vorn 1958-1961: "Heil dem Sieg des Maoismus! Heil dem grossen Sprung nach vorn!"


Erst nach einer Klagewelle wird Mao bewusst, was da für ein Unsinn veranstaltet wird, denn ohne Werkzeuge können keine hohen Produktionsraten erzeugt werden.
(http://www.mindground.net/glp.html; Schram, Stuart, Hrsg.:  Chairman Mao Talks to the People: Talks and Letters 1956-1971.  Trans.  John Chinnery and Tieyun.  New York: Random, 1974, S.106).

Die Führung um Mao aber reagiert auf Maos Alarm nicht, sondern meint, ihre Karriere sei nur dann sicher, wenn die hohen Produktionsvorgaben der Unterführer erreicht würde. Dies führt zu einer wahnsinnigen Produktion von Produkten ohne Qualität, nicht brauchbaren Produkten und Lügnerei über die landwirtschaftlichen Erträge.
(http://www.mindground.net/glp.html; MacFarquhar, Roderick, Timothy Cheek, und Eugene Wu, Hrsg.:  The Secret Speeches of Chairman Mao: From the Hundred Flowers to the Great Leap Forward.  Cambridge: Harvard UP, 1989, S.248)

Dabei besteht je nach Dichte an Parteimitgliedern ein Unterschied. Gebiete mit niedrigem Anteil an Parteimitgliedern folgen eher den überrissenen Produktionsvorgaben, um ihre Treue zur Partei zu beweisen.
(http://www.mindground.net/glp.html; Yang, Dali L.  Calamity and Reform in China: State, Rural Society, and Institutional Change Since the Great Leap Famine.  Stanford: Stanford UP, 1996, S.245).

Und wie in Russland während der Hungersnot in der Ukraine wird während der Hungersnot in China aus China noch Getreide exportiert...
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

Der "Sprung nach vorn" in der Stahlproduktion - der "Volksstahl" ist aber unbrauchbar...
Als letzte Massnahme des "Sprung nach vorn" befielt Mao die Stahlproduktion und die Produktion von Industrieprodukten in jedem Dorf.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

Mao meint, damit nun auch die Schwerindustrie zu dezentralisieren (Fairbank, S. 300).

Es soll so viel Stahl produziert werden, dass am Ende die Industrieproduktion Englands überholt werden kann. Das Leben wird für diese Stahlschlacht militarisiert. Überall werden in Hinterhöfen kleine Stahlöfen aufgebaut, die rund um die Uhr in 24-Stunden-Schichten bewacht werden müssen. Um die geforderten Quoten der Metallsammlungen zu erreichen, werden Kochtöpfe und Türklinken eingeschmolzen.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Die Menschen müssen ihren Bestand an Töpfen und Pfannen einschmelzen, um die geforderten Quoten zu erreichen.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

Die stärksten Männer und Frauen bewachen die ineffizienten Öfen Tag und Nacht. Dabei werden grosse Holz- und Waldreserven aufgebraucht und jeder letzte Rest an Metall oder Eisen eingeschmolzen.
(http://www.mindground.net/glp.html MacFarquhar, Roderick, Timothy Cheek, and Eugene Wu, eds.  The Secret Speeches of Chairman Mao: From the Hundred Flowers to the Great Leap Forward.  Cambridge: Harvard UP, 1989, S.327).

Erst später wird offensichtlich, dass dieser in Massen produzierte Volksstahl von so geringer Qualität ist, dass man ihn nirgendwo verwenden kann. Die Auswirkungen für die Umwelt sind katastrophal.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Plakat: Sprung nach vorn 1958, Stahlbarren
                      und Händler
Sprung nach vorn: Schmelzofen im
                      Shin-Chao-Hotel in Peking, Oktober 1958
Oktober 1958: Beispiel eines Stahlofens im Shin-Chao-Hotel in Peking, Oktober 1958.

Sprung nach vorn: Mao
                      inspiziert einen Volkshochofen in einem Hinterhof
                      in Anhui
 
Plakat: Sprung nach vorn 1958, Stahlbarren und Händler:
"Jeder ist voll mit der Produktion beschäftigt. Der Handelssektor beschäftigt auch jeden." 1958
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Sprung nach vorn: Mao inspiziert einen
Volkshochofen in einem Hinterhof in Anhui.

Der "Sprung nach vorn": Enteignung der Bauern - die Gründung von "Volkskommunen" auf dem Land
Die Bauern werden nun komplett enteignet, so dass der Zustand wieder hergestellt ist, der vor der Landreform herrschte, nur dass die Landlords durch die Staatsdiktatur ersetzt sind.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/tg.html)

Auf dem Land werden die verschiedenen ländlichen Kooperativen zu grossen Volkskommunen zusammengeführt. Das ländliche Leben wird komplett kollektiviert, z.B. mit Kantinen, wo gratis Lebensmittel abgeliefert werden. Die örtlichen Vertreter setzen aber die Produktionszahlen im übermässigen Eifer und im "abgehobenen" Enthusiasmus sowie aus Angst, als rote Laterne gebrandmarkt zu werden, unrealistisch immer höher und höher an.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Der "Sprung nach vorn": Keine Arbeitskräfte für die Ernte verfügbar
Da jeder bei der Stahlproduktion beschäftigt ist, fehlen Arbeitskräfte für die Ernte. Wenn die Ernte eingebracht würde, wie die enthusiastischen Berichte es versprechen, dann "wäre Kommunismus gerade um die Ecke", wie es im Herbst 1958 der allgemeine Glaube zu sein scheint.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)


Kein "Sprung nach vorn" in China - Peking-China erlebt 3 Jahre Hungersnöte, Umstürze und Flüchtlingsströme
(http://www.msnbc.com/modules/china_taiwan/1960.asp)

und Millionen Hungertote: 20 bis 60 Millionen

Am verfehlten "Sprung nach vorn" sterben ca. 20 Millionen Chinesen an Hunger.
(http://www.newseum.org/century/j_timeline/87_1958_great_leap/index.htm)

Zwischen 1958 und 1960 sterben beim "Sprung nach vorn" um die 30 Millionen Menschen an Hunger.
(http://www.sinophilia.org/china/storia3.htm)

Von 1958 bis 1960 produzieren Fehlplanung und schlechte Führung 30 Millionen Hungertote. Offiziell gibt die Regierung dem "schlechten Wetter" die Schuld.
(http://www.chinatour.com/countryinfo/history.htm#prc)

Es ist vielleicht die grösste Hungersnot, die die Welt je erlebt hat.
(http://www.mindground.net/glp.html)

Fairbank gibt 20-30 Mio. Todesopfer an, durch die destruktive Politik der KPCh, eine der grössten Katastrophen der Menschheitsgeschichte (Fairbank, S.295).

Die Untersuchungen von Jasper Becker in seinem Buch "Hungrige Geister" / "Hungry Ghosts" (1996) kommen für die Jahre 1958-1961 gar auf Schätzungen von 30 bis 60 Millionen unnatürlichen Todesfällen.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

 
Chinas Sprung
                      nach vorn: Chinesenkind mit Hungerbauch, 1958ca.

  
Chinas "Grosser Sprung nach vorn": Chinesenkind mit Hungerbauch vor dem Hungertod, 1958 ca.

Die landesweite Hungersnot - zu Friedenszeiten ohne Not
Becker zeigt in seinem Buch "Hungrige Geister" / "Hungry Ghosts" auf, dass die gesamte Hungersnot beim "Grossen Sprung nach vorn" von Menschenhand gemacht ist und nicht mit "Mismanagement" entschuldigt werden kann. Es handelt sich um böswillige Gleichgültigkeit gegenüber dem menschlichen Leben. Die landesweite Hungersnot kann nicht mit natürlichen Bedingungen erklärt werden, weil die Klimaten in China zu unterschiedlich sind, dass eine solche Hungersnot überall gleichzeitig auftreten würde. Die Hungersnot ist zudem weder von Bürgerkrieg noch durch eine barbarische Invasion von aussen her verursacht, sondern durch einen einseitigen Krieg der chinesischen Regierung gegen das chinesische Volk.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)


1958-1961 / während des "Grossen Sprungs nach vorn"
Hygienekampagnen z.B. zur Ausrottung der "vier Pestarten": Ratten, Spatzen, Fliegen und Moskitos (chu si hai yundong)
(http://www.iisg.nl/~landsberger/ws.html; http://www.marxists.org/reference/archive/mao/selected-works/volume-5/mswv5_67.htm)


Meldungen zum "Grossen Sprung nach vorn"

Welt online,
            Logo

11.7.2012: Massentod und Kannibalismus mit 36 Millionen Hungertoten

Buchempfehlung: Yang Jisheng: "Grabstein – Mùbei.
            Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962".
Buchempfehlung: Yang Jisheng: "Grabstein – Mùbei. Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962". (Übers. von Hans Peter Hoffmann. S. Fischer, Frankfurt/M. 800 Seiten, 28 Euro. ISBN: 978-3-10-080023-7)

aus: Welt online: Maos "Großer Sprung": Menschheitsexperiment mit 36 Millionen Toten; 11.7.2012;
http://www.welt.de/kultur/history/article107301487/Menschheitsexperiment-mit-36-Millionen-Toten.html

<Als Eltern ihre Kinder aßen: Zwischen 1958 und 1962 sollte China zum Industriestaat kollektiviert werden. Ein Zeitzeuge beschreibt die unfassbaren Details der größten Hungerkatastrophe der Geschichte.

Von Michael Holmes

Auf dem Friedhof der Geschichte erinnert jedes Grabmal an mehr Tote, als unsere Vorstellungskraft fassen kann. Entlang seiner Hauptachse liegen die großen und gut gepflegten Gräber, vor denen die meisten Besucher stehen bleiben, den Kopf senken und trauern. Hier hat der chinesische Journalist Yang Jisheng fast zwanzig Jahre unermüdlich an einem Stein gearbeitet.

"Mit diesem Buch errichte ich einen Grabstein für meinen Vater und 36 Millionen Chinesen, die an Hunger starben, für das System, das ihren Tod verursachte und vielleicht für mich selbst" – so eröffnet er sein monumentales Werk über Maos "Großen Sprung" und die Hungersnot der Jahre 1958 bis 1962. Damals nutzte man Grabsteine als Baumaterial. Dieser soll den Seelen der Ermordeten Trost spenden und die Lebenden mahnen.

Der junge Yang gehörte zu den eifrigsten Kommunisten seiner Schule, als sein Vater verhungerte. Aber sein Glaube an Mao und die Partei war unerschütterlich. Von 1966 bis 2001 arbeitete er für die staatliche Presseagentur Xinhua. Erst das Tiananmen-Massaker öffnete ihm die Augen.

Menschen aßen sich gegenseitig

Er begann überall im Land interne Parteidokumente über die Hungerzeit zu lesen und mit Zeugen der Katastrophe zu sprechen. Aus diesen Recherchen entstand die bisher umfassendste Studie über dieses historische Menschheitsverbrechen.

Viele bezweifeln die Größenordnung der Hungersnot. Yang hat alle relevanten Daten aus den Provinzen zusammengetragen, gründlich ausgewertet und mit dem bisherigen Forschungsstand verglichen. Seiner gut begründeten Schätzung zufolge fanden rund 36 Millionen Menschen den Tod. Das größte Menschenexperiment resultierte in der größten Hungerkatastrophe der Geschichte. Yang lässt Überlebende die "blutigen Geschichten" hinter den "dürren Todeszahlen" erzählen.

Hungernde kämpften um winzige Essensreste. Sie stopften sich Würmer, Ratten, Baumrinde und Lehm in den Mund. Einige brachte der Hungerdämon so weit, das Fleisch ihrer Eltern, Kinder oder Geschwister zu essen. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht, die Opfer in Massengräbern verscharrt.

Hölle aus Angst

Zudem wurden Hunderttausende aufgrund von Gedanken, Gerüchten oder winzigen Verfehlungen als Volksfeinde gebrandmarkt. Auf endlosen Massenversammlungen zwang der schreiende Mob "die Konterrevolutionäre" in erniedrigende Körperhaltungen, bespuckte und verprügelte sie. Yang schildert eine Hölle aus Hunger, Angst und Schmerz, deren unterster Kreis allen drohte, die sich kein Lächeln über den versprochenen Himmel auf Erden mehr abringen konnten.

Meist werden jedoch die Ursachen der Hungersnot bestritten. Yang legt überzeugend dar, dass diese "in Jahren mit ganz normalen Ernteerträgen, ohne Krieg und ohne Seuchen" wütete. Er zeichnet nach, wie der totalitäre Leviathan alles und jeden erfasste und mit sich in den Abgrund riss.

Der Terror war allgegenwärtig

Als der Hunger begann, reichte das revolutionäre System "bis in die entlegensten Dörfer" und griff tief in "die Köpfe und Leiber" jedes Einzelnen ein. "Die Ausdehnung seiner Macht erreichte ein nicht mehr zu steigerndes Maximum". Die Bauern arbeiteten, aßen und schliefen in riesigen Volkskommunen. Parteiorganisationen beherrschten die Wirtschaft, das Alltagsleben, die Kultur.

Die Parolen, Lieder und roten Fahnen waren so allgegenwärtig wie der Terror. Eine winzige Machtelite kontrollierte sämtliche Ressourcen des Riesenreiches und entschied darüber, was, wann und wie zu geschehen hatte. Deshalb muss den Marxismus der Parteiführer ernst nehmen, wer das Ausmaß des Hungers und der Gewalt verstehen möchte.

"Schneller, weiter, besser!", befahl Mao, der "Große Vorsitzende", der jeden Chinesen als einen Soldaten in der Schlacht der Superlative sah. Die Enteignungskampagnen wurden radikaler, die Säuberungen grausamer und die Baupläne gewaltiger. Die Planziffern für Landwirtschafts- und Industrieerzeugnisse stiegen in astronomische Höhen.

Der "chinesische Solschenizyn"

Die Regierung forderte Getreidemengen, welche die Bauern unter keinen Umständen hätten liefern können. Gleichzeitig zwang sie Millionen dazu, Staudämme und Bewässerungsanlagen sowie unzählige Hochöfen zur Stahlproduktion zu errichten. Die Abschaffung des Privateigentums vernichtete die Arbeitsanreize der Bauern. Also mussten die Parteikader sie mit Härte zur Knochenarbeit auf den Feldern und Baustellen treiben.

Yang gibt dem "von der Gloriole des Ideals umleuchteten Regime" die Schuld am Hunger. Seine tiefgehenden Analysen zeigen, wie sich in einem System ohne Demokratie, Meinungsfreiheit und Eigentumsrechte "kleine Fehler zu großen ausweiten".

Er wird bereits als der "chinesische Solschenizyn" gefeiert. Wie dessen "Archipel Gulag" stellt auch seine Anklageschrift eine Gefahr dar – für Chinas Machthaber, die sie verboten haben, und für das Selbstbild der zahllosen Linken in aller Welt, die Maos Revolution unterstützt haben.>



23.8.1958
Quemoy: Zweiter chinesisch-kommunistischer Angriff auf Inseln Quemoy
Heftige Bombardements auf Quemoy. Die "USA" verwerfen Chiang Kai-Sheks Vorschlag, im Gegenzug das Festland zu bombardieren, liefern an Taiwan aber bald Kampfjets und Luftabwehrraketen, sowie Amphibienfahrzeuge für Angriffe und Versorgung vom Meer aus, als ein gesunkenes Taiwan-Schiff den Hafen blockiert.
(http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_Civil_War)

23.8.-5.10.1958
Peking-China beschiesst die Taiwan-Inseln Quemoy und Matsu
Moskau verweigert China für diese Aktionen die Rückendeckung. Moskau unterstützt chinesische Massnahmen zur Besetzung Taiwans nicht. Der Konflikt zwischen Peking und Moskau über die Weltpolitik bricht offen aus (Haydt u.a., S.64).

7.9.1958
Quemoy: Versorgungskonvoi für Quemoy bleibt unbeschadet
Ein taiwanesischer Konvoi für die Insel Quemoy wird von den "USA" eskortiert. Peking-China unterlässt jeden Beschuss.
(http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_Civil_War)

September bis Dezember 1958
Peking-China: Schaffung von 25.000 "Volkskommunen"
Mao rät im September 1958 dringend zur Schaffung von Volkskommunen (North, S.233). Gegen Ende des Jahres ist fast die gesamte Landbevölkerung in über 25.000 Volkskommunen zusammengefasst (Haydt u.a., S.63).

"Barfuss-Ärzte"
Damit verbunden ist der Aufbau von Gesundheitszentren mit Angestellten als Teilzeit-Bauern und Teilzeit-Ärzten. Da diese meist barfuss unterwegs sind, werden sie als "Barfuss-Ärzte" bekannt.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/bfd.html)

ab Mitte September 1958 ca.
GSV: Die Fehlplanungen fliegen auf - lokale Fälle von aktivem Widerstand
(Haydt u.a., S.63)

Oktober 1958
Konferenz in Chengchow: Korrekturen am "Grossen Sprung nach vorn"
aufgrund von Widerstand in der Bevölkerung (Haydt u.a., S.63).

18.10.1958
Offizieller Protest Indiens gegen eine chinesische Strasse in Kaschmir
Indien protestiert formell gegen den Bau einer von China angelegten Strasse durch das umstrittene Aksai-Chin-Gebiet im nördlichen Kaschmir (Haydt u.a., S.64).

25.10.1958
Peking verkündet die Bombardierung der Insel Quemoy nur an ungeraden Tagen
(http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_Civil_War)

Auch eine zweite grosse Beschiessung der benachbarten Inseln Quemoy und Matsu durch die chinesischen Kommunisten schlägt fehl wegen erbittertem Widerstand der Nationalchinesen (North, S.232).

Bis zum Ende dieser zweiten Taiwan-Strassen-Krise wird Quemoy mit 500.000 Artilleriegeschossen bombardiert. 3000 Zivilisten und 1000 Soldaten werden getötet oder verletzt.
(http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_Civil_War)

In der Folge werden die Inseln Quemoy und Matsu Hauptthemen im folgenden "amerikanischen" Wahlkampf...
(http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_Civil_War)

November 1958
Konferenz in Wuchang: Korrekturen am "Grossen Sprung nach vorn"
aufgrund von Widerstand in der Bevölkerung (Haydt u.a., S.63).

Dezember 1958
Konferenz in Wuhan: Korrekturen am "Grossen Sprung nach vorn"
aufgrund von Widerstand in der Bevölkerung (Haydt u.a., S.63).

1958
Verharmlosung der Überbevölkerung in China
Mao muss die These der Überbevölkerung am 8.Parteitag erstmals durchtesten. Mao wiegelt ab:
-- die Riesenbevölkerung wird als Aktivposten gesehen
-- das Bevölkerungswachstum muss nicht eingeschränkt werden (North, S.193).

Ende 1958
Peking-China hat insgesamt eine gute Ernte eingefahren
(Fairbank, S.301)

1959
Mao lässt das Justizministerium auflösen
(Fairbank, S.355)

Februar bis März 1959
Konferenz in Chengchow: Korrekturen am "Grossen Sprung nach vorn"
aufgrund von Widerstand in der Bevölkerung (Haydt u.a., S.63).

März 1959
Pulverfass Tibet wegen chinesischen Siedlern und chinesischen Behörden
In Tibet führen soziale Spannungen mit chinesischen Siedlern und Konflikte der chinesischen Behörden mit den religiösen Führern zu einem Aufstand (Haydt u.a., S.62).

April 1959
Konferenz in Shanghai: Korrekturen am "Grossen Sprung nach vorn"
aufgrund von Widerstand in der Bevölkerung (Haydt u.a., S.63).

Insgesamt müssen das Tempo gedrosselt, die Planziele herabgesetzt, die Kommunalisierung abgebaut und den Produktionsgruppen wieder grössere Rechte zugestanden werden (Haydt u.a., S.63).

27.4.1959
1. Plenarsitzung des II. Nationalen Volkskongresses
-- Liu Shaoqi wird zum Staatspräsidenten gewählt
-- Mao tritt freiwillig in die "zweite Führungslinie" zurück und widmet sich verstärkt der "Parteiarbeit" (Haydt u.a., S.64).

Frühling 1959
"Sprung nach vorn": Erste Anzeichen des Scheiterns - weiterhin Verkündung inexistenter "Siege"
Schon im Frühjahr 1959 wird klar, dass die Dinge beim "Grossen Sprung nach vorn" aus den Händen gleiten. Durch die massive Konzentration auf Stahlproduktion und Landwirtschaft, werden die Bereiche Produktion und Transport schwer beeinträchtigt. Die Realität stimmt immer weniger mit den Abbildungen auf den geschönten Berichten an die Regierung überein. Einige Führer, darunter Chen Yun, warnen vor dem Resultat dieses "Gehirnfiebers", das ganz China betrifft. Die radikaleren Vertreter verkünden aber weiterhin inexistente Siege in der Produktion.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Die Medien reagieren nicht
Die Medien schützen die Wirtschaftspolitik der Partei weiterhin.
(http://www.sinophilia.org/china/storia3.htm)

Die Kommunikationslücke beim "Grossen Sprung nach vorn"
Gemäss Schriftsteller Jong Chang ("Wilde Schwäne") entstehen die Hungersnöte und der Massenhungertod wegen der fehlenden Kommunikation zwischen den verschiedenen Regionen im Land. Millionen Leute sind überzeugt, dass in anderen Provinzen Naturkatastrophen die Ursache für ihre eigene Hungersituation ist.
(http://www.sinophilia.org/china/storia3.htm)

Mao erreicht seine Ziele nicht: Überbevölkerungsproblem
Maos Prognosen der Lebensqualitätsverbesserung kommen nicht auf das prophezeite Niveau, denn das Bevölkerungswachstum frisst alle Fortschritte wieder auf (North, S.193).

Überbevölkerung in China: Die Theorie von Marx und Lenin auf der Probe
Die Theorie:
Ein Land ist überbevölkert, weil zwischen technologischem Niveau der Gesellschaft und der Angemessenheit und Wirksamkeit des politischen und wirtschaftlichen Systems eine Lücke klafft.

->> These: Jedes Bevölkerungsproblem ist eine Folge der Differenz zwischen Wirtschaftssystem und produzierenden Kräften, der Arbeiterschaft. Somit kommt es automatisch zum Zusammenstoss zwischen Kapital und Arbeitskraft, und zu einer relativen Überbevölkerung und Unterbeschäftigung

->> Lösungsthese: Das Proletariat soll die Macht ergreifen und sich so ein produktiveres und gerechter organisiertes wirtschaftliches politisches System etablieren (North, S.193).

Im Falle Russlands stand eine Überbevölkerung aufgrund des weiten Landes der Sowjetunion nie zur Diskussion. Die These wird in China zum ersten Mal getestet: Die Neuorganisation der Gesellschaft soll die Unterbeschäftigung bewältigen (North, S.193).

ab Februar 1959 ca.
Peking-China: Zerfallserscheinungen in der Kommunistischen Partei
Als Resultat der dauernden Klagen über die Fantasievorgaben der Parteiführer beginnt die Partei selbst an Legitimität zu verlieren.
(http://www.mindground.net/glp.html; Qiyu, Shi:  “The Decline of a Moral Regime.”  Comparative Political Studies  27.2. (1994): 272-297, S.273)

Diejenigen, die über die Wahrheit mit ihren katastrophalen Zuständen in den Kommunen Bescheid wissen, machen ihren Laden zu. Parteikader verweigern die Arbeit, und andere schwerwiegende Abgänge des sich auflösenden Systems werden verschwiegen.
(http://www.mindground.net/glp.html; Becker, Jasper.  Hungry Ghosts: Mao’s Secret Famine.  Rev. ed. New York: Henry Holt, 1998, S.80).

Wer die gefälschten Forderungen ernst nimmt und sie direkt bekannt gibt, der macht nur noch politischen Selbstmord. Inzwischen erreicht die Wahrheit auch die gesamte Partei.
(http://www.mindground.net/glp.html; Clark, Colin:  “Economic Development in Communist China.”  The Journal of Political Economy  84.2 (1976): S.239-264, S.239)

Frühling 1959
Peking-China: Auflösen der Statistikbehörde - Einrichtung von "Stationen zur Verbreitung guter Nachrichten"
(englisch: "good news reporting stations").
(http://www.mindground.net/glp.html; Clark, Colin:  “Economic Development in Communist China.”  The Journal of Political Economy  84.2 (1976): S.239-264, S.239)

Mao meint, er müsse die Wirtschaft dezentralisieren und schafft das zentrale Amt für Statistik ab, so dass die Parteiführung im Blindflug arbeitet und bald über die Vorgänge im Land jeglichen Überblick verliert. Die Kommunen selbst sollen die örtlichen Finanzen, Investitionen, Gesundheitsprogramme, kulturelle Aufgaben und weitere Aspekte der bäuerlichen Gesellschaft übernehmen. Die Dezentralisierung soll bis zum Niveau der Selbstversorgung der Regionen betrieben werden, wie z.B. die Stahlproduktion in Hinterhöfen (Fairbank, S.300).

Mao meint, mit der Dezentralisierung und der Abschaffung des Amts für Statistik hätten die Bauern nun alle Freiheiten. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Ohne statistische Kontrolle wartet der Massentod (Fairbank, S.306).

Die Folgen der Dezentralisierung ohne Statistik sind katastrophal:
-- die örtlichen Kader bekommen mehr Macht, werden den Anweisungen der Zentrale gegenüber kritischer und missbrauchen gleichzeitig ihre Macht an der Bevölkerung
-- die Rolle der Ministerien und der Experten geht zurück, die Agitatoren haben alle Macht (Fairbank, S.300).

So geht jegliche Ordnung im Land verloren (Fairbank, S.300).


10.3.1959: Die Niederschlagung des Aufstands in Tibet

Pekings Anschuldigungen an Indien wegen Tibet - Gebietsansprüche
Peking beschuldigt Indien, es unterstütze den Aufstand in Tibet. China beansprucht ein Territorium von etwa 100.000 km2  Land innerhalb der indischen Grenzen (North, S.233).



vergrössernTibet-Aufstand 10.3.1959 endet mit dem Einzug chinesischer Panzer in Lhasa.

  
Tibetaufstand 1959: Statuenreste der
                          Sommerresidenz des Dalai Lama in Norbulingka


vergrössernTibetaufstand 1959: Statuenreste der Sommerresidenz des Dalai Lama in Norbulingka

10.3.1959
Tibet: Aufstand und Niederschlagung mit Pekings Militärgewalt
Am 10. März 1959 kommt es zu einem tibetischen Volksaufstand, der von der kommunistisch-chinesischen Armee brutal niedergeschlagen wird und 87.000 Tibetern das Leben kostet. Unmittelbar darauf flüchtet der Dalai Lama ins Exil nach Indien.
(http://tibet.logic.at/TibetohneMythos/content/page03.html)

Vom Ausland aus verkündet der Dalai Lama die tibetische Unabhängigkeit.
(http://uk.encarta.msn.com/media_461544800_761567065_-1 _1/Tibetan_Leaders_with_Mao_Zedong.html)

Tibetische Opferzahlen 1959-1965 - Beginn der Chinesisierung / "Sinisierung" Tibets
Ab der Niederschlagung des Tibet-Aufstandes herrschen in Tibet systematische politische, wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Unterdrückung. Über 1,2 Millionen Tibeter (das entspricht jedem 5ten Tibeter) sind in direkter Folge der chinesischen Besetzung durch Hungertod, Folter, Massaker, Hinrichtung, Selbstmord und im Kampf umgekommen.
(http://tibet.logic.at/TibetohneMythos/content/page03.html)

Die Peking-chinesische Propaganda behauptet, man habe Tibet vom alten feudalistischen System befreit. Dabei verursachen die Peking-chinesischen Truppen 1,2 Millionen tote Tibeter und zerstören fast das gesamte kulturelle Erbe.
(http://www.sinophilia.org/china/storia1.htm)

Unmittelbar nach dem Aufstand beginnen die grossen Zerstörungen in Tibet. Anlässlich des Besuchs von Bundeskanzler Helmut Kohl in Lhasa im Juli 1987 legt der Vize-Gouverneur von Tibet, Pu Qiong, Zahlen vor, wonach 1959 bis 1965  79,6 Prozent der Kultstätten sowie 93,3 Prozent der Mönche und Nonnen der religiösen Intoleranz zum Opfer fallen. Es handelt sich um gezielte anti-tibetische Massnahmen zur Vernichtung der tibetischen Kultur unter den Funktionären der KPChina.

Die offizielle chinesische Geschichtsschreibung schiebt die Zerstörungswut in Tibet wahrheitswidrig den Roten Garden der Kulturrevolution 1966-1968 in die Schuhe, um von der Destruktivität der KPChina in den 1950er und 1960er Jahren abzulenken. Bei Beginn der Kulturrevolution gibt es aber nicht mehr viel, was noch zerstört werden kann...

Es beginnt die Invasion und Versetzung chinesischer Bevölkerung nach Tibet, die "Sinisierung". Peking gibt dazu immer besonders niedrige Zahlen an, und objektive Zählungen sind verboten.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Tibet)

Chinesen werden bei der Vergabe von Arbeitsplätzen vorgezogen und die Arbeitslosigkeit der Tibeter steigt. Pekings Priorität ist die Ausbeutung der Bodenschätze in Tibet und die Verstärkung der chinesischen Kontrolle.

Die chinesische kommunistische Diktatur von Peking
-- lässt über 6000 tibetische Klöster zerstören (99,9 % aller Klöster)
-- lässt tibetische Medizinschulen zerstören
-- lässt historische Bauten zerstören
-- lässt Kult- und Wertgegenstände rauben und einschmelzen
-- lässt literarisches Erbe verbrennen

-- lässt Tibeterinnen zwangssterilisieren und lässt bei Tibeterinnen zwangsweise Abtreibungen durchführen

-- lässt in Tibet eine rücksichtslose Zwangskollektivierung durchführen, so dass die Lebensgrundlage von Bauern und Nomaden vernichtet wird
-- lässt 8 Mio. Chinesen in Tibet ansiedeln, so dass die 6 Mio. Tibeter im eigenen Land zur Minderheit werden
-- definiert Chinesisch an tibetischen Schulen zur offiziellen Sprache.

Die Ausrottung des tibetischen Volkes ist somit offensichtlich.
(http://tibet.logic.at/TibetohneMythos/content/page03.html)

Zerstörungen in Tibet: Beispiel Tschagpori
Der Berg Tschagpori in
                        Tibet mit einer medizinischen Schule 1958 ca.
Der Berg Tschagpori in
                        Tibet mit einem Sendeturm, die medizinische
                        Schule ist abgerissen, ab 1959 ca.
Der Berg Tschagpori in Tibet mit einer medizinischen Schule 1958 ca.
Der Berg Tschagpori in Tibet mit einem Sendeturm, die medizinische Schule ist abgerissen, ab 1959 ca.

"La Chine": Peking-Chinas Propaganda behauptet, Tibet sei "befreit"
Zitate aus der chinesischen französisch-sprachigen Zeitung für das Ausland "La Chine", No. 12, 1959:

Chinas Tibet-Propaganda
Tibet 1959: Mao will ein Bier trinken
                        gehen vergrössernTibet 1959: Mao will ein Bier trinken gehen:
"Dies ist der vielversprechendste Frühling, den wir je hatten. Gehen wir dieses Gerstenbier trinken, das bringt uns Glück, und dann gehen wir an die Arbeit!"
(http://www.sinophilia.org/china/storia1.htm)
Zitat ohne Bild: "Die enthusiastischen Bauern von Tibet arbeiten jetzt mit einer zuvor nie gekannten Energie [...] Nach der Unterdrückung durch die Rebellen ist dort in jeder Region eine neue Atmosphäre eingezogen."
(http://www.sinophilia.org/china/storia1.htm)
Tibet 1959: Der Markt ist sehr bevölkert
                        und die Preise stabil vergrössernTibet 1959: "Der Markt von Lhasa ist sehr bevölkert und die Preise sind stabil."
(http://www.sinophilia.org/china/storia1.htm)
Zitat ohne Bild: "Die Klöster sind geschützt und die religiösen Aktivitäten der Lamas gehen weiter wie zuvor. Die Kinder sind wieder in der Schule, die Fabriken und Läden gehen weiter ihren üblichen Aktivitäten nach."
(http://www.sinophilia.org/china/storia1.htm)
Tibet 1959: Von Tibetern der
                        Volksbefreiungsarmee übergebene Fahne
vergrössernTibet 1959: Von Tibetern der Volksbefreiungsarmee übergebene Fahne:
"Die dankbaren Einwohner der Region Tibet übergaben der Volksbefreiungsarmee diese Flagge."
(http://www.sinophilia.org/china/storia1.htm)
Zitat ohne Bild: "Die arbeitenden Massen streben nach einem glücklichen Leben... Sie wollen demokratische Reformen und schaffen die Sklaverei ab, die ihnen die ganze Misere eingebrockt hat. Um ihre Bedürfnisse zu stillen entschied die Chinesische Kommunistische Partei, alles in ihren Kräften stehende zu tun, demokratische Reformen zu realisieren."
(http://www.sinophilia.org/china/storia1.htm)

Keiner steht für Tibets Rechte ein - vermehrte Spannungen zwischen Peking-China und Indien
1959, 1961 und 1965 verabschiedet die UNO Resolutionen, in denen die Besetzung Tibets verurteilt und an die VR China appelliert wird, die Menschenrechte zu achten und das Selbstbestimmungsrecht Tibets wiederherzustellen. Es findet sich aber kein Staat bereit, auf die Einhaltung dieser Resolutionen zu dringen, und die kommunistische Regierung in Peking beachtet die UNO-Resolutionen nicht.
(http://tibet.logic.at/TibetohneMythos/content/page03.html)

Als Folge der chinesischen Niederschlagung des Tibet-Aufstandes verstärken sich die Spannungen im Verhältnis zwischen Peking-China und Indien.
(http://www.msnbc.com/modules/china_taiwan/1950.asp)


Peking-China: Die Hungersnot schreitet fort

27.4.1959
Liu Shao-Ch'i wird nach Mao neuer Vorsitzender der VR China
(North, S.202)

ab Mai 1959 ca.
Weniger Ernte - falsche Meldungen - zu hohe Besteuerungen - erster Hunger - Schuldendienst (!) - kein Hunger in den Städten - auch die Frauen in den Brigaden
Das Wetter ist weniger günstig und die Ernte niedriger. Die Meldungen der unteren Kader sprechen aber von einer enormen Produktionssteigerung mit mehr als einer Verdoppelung. Folglich handelt die KPCh-Regierung nach den hereinkommenden Meldungen: Die Requisitionen der Regierung bleiben hoch. Die Bauern müssen aufgrund der falschen Meldungen der unteren Kader alles hergeben und geraten systematisch in die Hungersnot [in Friedenszeiten] (Fairbank, S.302).

Mao lässt den Schuldendienst weiter in Form von Landwirtschaftsprodukten abwickeln. In der Folge werden die Bauern mit Requisitionen völlig ausgeraubt. Es bleiben ihnen 20 bis 50 % der minimal notwendigen Kornmenge (Fairbank, S.303).

Die Städte bleiben ausreichend versorgt, so dass das Ausland von der Hungersnot nichts bemerkt. Die Industrie in den Städten wird weiter ausgebaut (Fairbank, S.303-304).

Am Ende werden auch die Bauersfrauen in die Arbeitsbrigaden eingezogen, um die überrissenen Produktionsziele zu erreichen, aber alles Trommeln und Agitieren nützt nichts (Fairbank, S.304).

Peng Te-Huai warnt wiederholt vor den Folgen dieser Politik (Fairbank, S.302).

[Die Bauern, die in Massenbrigaden eingezogen sind, können nicht nur nicht ernten, sondern sie können auch nicht neu ansäen].

20.6.1959
Die "SU" kündigt den chinesisch-sowjetischen Atomwaffenhilfsvertrag
(Haydt u.a., S.64)

Juli 1959
Grenzkrieg China-Indien - Moskau unterstützt China nicht
(Haydt u.a., S.64)

  
Peng Dehuai, Marschall 1955, kritisiert
                          den Sprung nach vorn 1959 und ist gleich
                          entlassen...
Peng Dehuai, Marschall 1955. Er kritisiert 1959 den Sprung nach vorn und wird gleich entlassen...

2.7.-16.8. 1959
Peking-China: Plenum in Lushan (Provinz Kiangsi): Entlassung des kritischen Verteidigungsminister Peng Dehuai
Die Unzufriedenheit über den "Sprung nach vorn" kommt am Lushan-Plenum offen zum Ausbruch. Eigentlich ist am Treffen beabsichtigt, dass die "Linken" der kommunistischen Bewegung den Ton angeben würden. Am Ende wird die Veranstaltung ein Schlagabtausch zwischen den Befürwortern der Bewegung (angeführt von Mao) und den Gegnern (ungewollt angeführt von Verteidigungsminister Peng Dehuai). Dabei ist ein privater Brief Pengs an Mao die Grundlage, der aber von Mao an alle Anwesenden verteilt wird.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Peng Dehuai nennt in seinem Brief die Ursache für den misslungenen "Grossen Sprung nach vorn": der Vorsitzende.
(http://www.mindground.net/glp.html; MacFarquhar, Roderick: The Origins of the Cultural Revolution.  Bd.2.  New York: Columbia UP, 1983, S.216). 

Dabei sind Mao und Peng auch in militärischen Fragen gespalten: Mao will unbedingt die Atombombe, kombiniert mit einer Guerilla-Armee. Peng Te Huai aber möchte auf die Atombombe verzichten, dafür die Armee nach russischem Standard modernisieren (Fairbank, S.303).

Mao reagiert somit auf Peng Dehuai mit Angriff und Entschuldigung gleichzeitig: "Das verursachte Chaos ist ein grosses, und dafür trage ich die Verantwortung."
(http://www.mindground.net/glp.html; Schram, Stuart, Hrsg.:  Chairman Mao Talks to the People: Talks and Letters 1956-1971.  Trans.  John Chinnery and Tieyun.  New York: Random, 1974, S.146). 

Als Resultat wird Verteidigungsminister Peng Dehuai von seinen Ämtern entlassen und durch Lin Biao ersetzt.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Peng und seine Anhänger werden ihrer Ämter enthoben (Haydt u.a., S.64).

Statt Antworten auf die Probleme beim "Grossen Sprung nach vorn" zu finden, wird ein Flügelkampf gestartet, und der "Grosse Sprung nach vorn" läuft weiter in die Katastrophe.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Mao muss weitere Korrekturen am GSV vornehmen (Haydt u.a., S.64).

Ab diesem Rauswurf tendiert die KPCh zur Spaltung:
-- es bilden sich verstärkt Fraktionen und Seilschaften
-- es bilden sich Gruppen, nur um andere von der Macht fernzuhalten
-- dabei werden ideologische Differenzen meist nur vorgegeben, um überhaupt eine Gruppe bilden zu können (Fairbank, S.337).

Mao verrät ab diesem Zeitpunkt mit dem fortgesetzten "Grossen Sprung nach vorn" seine eigenen politischen Ziele: die "Befreiung", und die "Neue Demokratie". Nachdem das Desaster offensichtlich wird, schaut er nur noch auf den Machterhalt. Maos Ideal bleibt dabei verschwommen (Fairbank, S.339).

Neue Anti-Rechts-Kampagne - Spaltung der Partei - die Unterernährung - die Kombination von Unwissen und blindem Gehorsam
Mao lässt aus Rache gegen Peng Dehuais Kritik gleich extra den den "Grossen Sprung nach vorn" fortsetzen und intensivieren. Mao kombiniert dazu eine neue Anti-Rechts-Kampagne. Die KPCh spaltet sich (Fairbank, S.302).

-- die Hungersnot vervielfacht sich
-- alle Einwände der Ministerien gegen die eifernden Agitatoren nützen nichts
-- die lokalen Führer (untere Kader) melden weiterhin Erfolge (Fairbank, S.302)
-- Ministerpräsident Chou Enlai und Wirtschaftsminister Chen Yun versuchen vergeblich, die Führung zur Vernunft zu bringen (Fairbank, S.303)
-- die Produktion in der Schwerindustrie und in der Leichtindustrie gehen weiterhin zurück
-- durch Unterernährung (Fairbank, S.302) und Überarbeitung (Fairbank, S.303) werden die Massen krankheitsanfällig, die Sterblichkeit schnellt in die Höhe, und die KPCh weiss nichts davon (Fairbank, S.302).

Die gesamte KPCh-Führung, die noch aus der Zeit von Yenan stammt, hat keine Kenntnisse in Ökonomie. Im Zusammenspiel mit "revolutionärem Fieber" und mit der chinesischen Sitte des blinden Gehorsams ergibt sich die Hungerkatastrophe (Fairbank, S.304).

1959, Mitte ca.: Propaganda für den "Sprung nach vorn"
Plakat: Sprung nach vorn 1959: Die
                      Schlachttrommel immer lauter schlagen! Plakat: Sprung nach vorn 1959: Das Wachstum
                      wird vom Drachen und vom Phoenix gebracht

Plakat Sprung nach vorn 1958-1963:
                          Schmiedehammer und Kommunistenbinde
vergrössernCD-Cover: Plakat vom Sprung nach vorn 1958-1963: Schmiedehammer und Kommunistenbinde.
Plakat: Sprung nach vorn 1959: Die Schlachttrommel immer lauter schlagen! Plakat: Sprung nach vorn 1959: Das Wachstum wird vom Drachen und vom Phoenix gebracht.


ab Mitte 1959
Peking-China: Der Zusammenbruch der sozialen Strukturen - eine Getreidelieferung an die SU - weiterhin "Produktionsziele"
Fernab der Parteielite fällt als Folge des "Grossen Sprungs nach vorn" die Kernstruktur der Gesellschaft immer mehr auseinander. Die Hungersnöte weiten sich bereits durch die Provinzen aus. Getreide der Kommunen wird beschlagnahmt. Ironischerweise ist es genug, um noch einmal eine Exportquote an die Sowjetunion zu erfüllen.
(http://www.mindground.net/glp.html; Spence, Jonathan D.: The Search for Modern China.  New York: Norton, 1990, S.583)

Die Krankheit der Beschränktheit bei den Produktionszielen bleibt bestehen. Die Ziele für die Kohleproduktion werden von 30 Mio. auf 270 Mio. Tonnen gesteigert, bei Getreide von 185 Mio. auf 525 Mio. Tonnen, und in diesem Stil werden auf allen ökonomischen Gebieten Daten produziert.
(http://www.mindground.net/glp.html; Mosher, Steven W:  Broken Earth: The Rural Chinese.  New York: Macmillan, 1984, S.264)

Zeugenaussagen von Geflüchteten:
Zusammenbrechende Bauern - Hungerzüge von Städten in die Dörfer und umgekehrt

Die hilflose Bevölkerung sucht verzweifelt nach Nahrung und gerät am Ende sogar in den Kannibalismus. Jasper Becker beschreibt in seinem Buch "Hungry Ghosts" / "Hungrige Geister" den Verfall in den Provinzen Henan, Anhui, Tibet und anderen.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

Zeugenaussagen im Buch "The Communist Party of China and Marxism: 1921-1985" von Laszlo Ladany:

"Bauern fehlte die Kraft zum Arbeiten, und einige brachen in den Feldern zusammen und starben. Die Verwaltungen der Stadtregierungen und Schulen entsandten in der Nacht Leute in die Dörfer, um Lebensmittel zu kaufen, im Tausch gegen Kleider und Möbel. In Shenyang [ehem. Mukden] berichteten die Zeitungen von Kannibalismus. Hoffnungslose Mütter erdrosselten ihre Kinder, die nach Nahrung schrien. Viele Berichte handelten von Dorfbevölkerungen, die in die Städte strömten, um nach Nahrung zu suchen. So blieben viele Dörfer leer und nur die Alten, die aus Schwäche nicht mehr laufen konnten, blieben zurück. Es ging das Gerücht um, dass die Bauern ihre Lebensmittelvorräte auch in Erdgruben versteckten.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/comfaq.htm#part7; Laszlo Ladany, The Communist Party of China and Marxism: 1921-1985)

Der Mechanismus, Leichen zu verheimlichen, um mehr Essensrationen zu erhalten
Die Familien erhalten das Essen aus der Gemeindeküche. Ein Familienmitglied holt jeweils für die Familie die Essensrationen ab. Tote werden so lange wie möglich in den Häusern verborgen gehalten, um auch noch für das tote Familienmitglied eine Essensration zu erhalten. Im Bezirk Guangshan wird eine Frau mit drei Kindern verhaftet, nachdem sie den Körper eines der Kinder hinter der Tür versteckt gehalten hatte und in der Verzweiflung begonnen hatte, den Körper aufzuessen.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm; Jasper Becker: "Hungrige Geister" 1996)

Autonome Überlebenspolitik in den Provinzen
Die von Hungersnöten betroffenen Provinzen führen eine Überlebenspolitik ein, indem sie alle Arbeiten auf die Landwirtschaft und auf die Versorgung von Arbeitskräften konzentrieren.
(http://www.mindground.net/glp.html; Yang, Dali L.: Calamity and Reform in China: State, Rural Society, and Institutional Change Since the Great Leap Famine.  Stanford: Stanford UP, 1996, S.75)

26.8.1959
Chinesisch-kommunistische Produktionsziele nicht erreicht
Die ehrgeizigen 1958 gesetzten Ziele werden nicht erreicht (North, S.192). Die Pekinger Führung gibt zu, dass die Produktionsziffern für 1958 weit übertrieben waren. Die Produktionsziele für 1959 werden von den Planungsbeamten drastisch herabgesetzt (North, S.192,233).

4.9.1959
Spaltung zwischen der Sowjetunion und Peking-China

Propagandistische Wende Moskaus gegen Pekings Aggression wegen Indien
Die Nachrichtenagentur Tass in Moskau veröffentlicht den ersten offenen Angriff in der chinesisch-sowjetischen Kontroverse. Die Position Pekings im Grenzstreit zwischen China und Indien wird von Moskau  hart kritisiert (North, S.233).

Ab dieser Spaltung ist Peking-China aussenpolitisch noch mehr um "befreundete Staaten" bemüht.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/ff.html)

September 1959
Mao-Bericht nach China-Reise: Wirtschaftsprogramm zum Teil ohne Rückhalt
Nach einer Rundreise durch sein eigenes Land berichtet Mao:
-- Fortschritte in der industriellen Entwicklung in China sind vorhanden
-- es fehlt aber eine industrielle Massenbewegung, die zum Teil von einigen entscheidenden Leuten als "ländlicher Arbeitsstil" und "Guerilla-Angewohnheit" abgetan und verhindert werde (North, S.192).

->> Mao fordert die Verdoppelung der Anstrengung bei der Eisen- und Stahlproduktion
->> Mao warnt, die Landwirtschaft nicht zu vernachlässigen und fordert die Erweiterung der Volkskommunen (North, S.192).

Dagegen:
Mao nimmt keine Rücksicht auf lokale Gegebenheiten

->> in vielen Gegenden haben die landwirtschaftlichen Kommunen wenig Ähnlichkeit mit den disziplinierten "Musterkommunen" Chinas
->> Überschwemmungen und Dürre schränken die Programme von Mao zusätzlich ein (North, S.192)

30.9.1959
Chruschtschow-Besuch in Peking zum 10-Jahre-Jubiläum - Chruschtschow Kritik am "Grossen Sprung nach vorn"
Chruschtschow hält Mao für einen romantischen "Abweichler" mit ungenügendem Urteilsvermögen. Mao schürt die Konkurrenz zusätzlich mit der Behauptung, China würde durch das System der Volkskommunen eher zum Kommunismus gelangen als Russland. Chruschtschow ist auch vehement gegen Maos Pläne der Bombardierung der Inselgruppe Quemoy, denn so könne das Bündnis zwischen der SU und China in Konfrontation mit dem anderen Bündnis zwischen Taiwan und den "USA" geraten. Chruschtschow sucht daher den Modus Vivendi mit den "USA", verweigert Mao jede Hilfe im Quemoy-Konflikt und nimmt die Zusage zurück, China Atombomben zu liefern (Fairbank, S.311).

Die Differenzen zwischen Moskau und Peking sind unüberbrückbar und verschärfen sich (Haydt u.a., S.64).

Oktober 1959
Peking-China hält an der Nationalfeier am "Grossen Sprung nach vorn" fest
-- an der generellen Linie des "Grossen Sprung nach vorn" mit Volkskommunen und Staalkampagne wird festgehalten
-- die Bewegung entwickelt sich 1959-1961 in eine Katastrophe, verbunden mit Naturkatastrophen
-- es entwickeln sich Hungersnöte mit Millionen Hungertoten.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Herbst 1959
Mao umgibt sich mit Kritikern und kann nur noch reagieren - die Überlebensstrategie
Zu Beginn des Herbst ergänzt Mao sein Personal mit Kritikern. Er gibt einen Befehl an alle Provinz-Parteikomitees heraus:

"Unternehmen Sie auf der Basis ihrer aktuellen Lage alle effektiven Massnahmen, holen Sie alle verfügbare Arbeitskraft heraus, die herausgeholt werden kann, stärken Sie die erste Front der landwirtschaftlichen Produktion, und ändern Sie schnellstens die schlimme Situation der gegenwärtigen fehlenden Arbeitskraft."
(http://www.mindground.net/glp.html; MacFarquhar, Roderick: The Origins of the Cultural Revolution.  Bd. 2.  New York: Columbia UP, 1983, S.324)

Damit reagiert Mao nur auf Initiativen, die in der Provinz bereits unternommen worden sind, darin eingeschlossen eine gewisse Überlebenspolitik, die seit über drei Monaten eingeführt worden ist.
(http://www.mindground.net/glp.html; Yang, Dali L.: Calamity and Reform in China: State, Rural Society, and Institutional Change Since the Great Leap Famine.  Stanford: Stanford UP, 1996, S.75)

26.10.1959
Erneut chinesisch-kommunistische Gebietsansprüche gegen Indien
Das Aussenministerium in Peking behauptet erneut, beträchtliche nördliche indische Gebiete seien "immer chinesisches Territorium gewesen" (North, S.233).

4.12.1959
Taiwan: Erste Amnestie: Freilassung des nationalistischen Kuomintang-Generals Du Yuming
Du Yuming, der Kriegsheld auf dem Kriegsschauplatz von Burma, wird anlässlich der ersten Amnestie vom 17.9.1959 nach über 10 Jahren Gefängnis freigelassen.

Die Amnestie gilt auch einer besseren Beziehung zu Grossbritannien für ein geplantes diplomatisches Treffen mit General Montgomery im April 1960, und die Freilassung von Du Yuming speziell gilt auch als Zeichen, dass dessen Neffe, Nobelpreisgewinner Yang Zhenning, zurückkehren könne.
(http://www.uglychinese.org/war.htm)

ab 1959
Personenkult: Popularisierung der Mao-Literatur in vereinfachten Ausgaben
unter Leitung von Lin Biao (Verteidigungsminister 1959-1971). Dazu gehören
-- das "Kleine Rote Buch"
-- die "Drei immer gelesenen Artikel"
-- die "Ausgewählten Werke von Mao Zedongs Werken" (1964)
-- die "Ausgewählten militärischen Schriften von Mao Zedong" (1963) u.a.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/mzdt1.html)

Die politische Auseinanderesetzung wird dadurch nicht nur vereinfacht, sondern degeneriert dadurch auch in Klischees, fixe Formulierungen und leere Slogandrescherei.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/mzdt1.html)

Der Mao-Kult kann so die Götter der Bauernreligionen immer mehr verdrängen (Fairbank, S.340).

Die Politisierung der Armee und die Militarisierung Chinas unter Lin Biao
Lin Biao politisiert und ideologisiert mit dem "Kleinen Roten Buch" die gesamte chinesische Armee (Fairbank, S.305):
-- er beseitigt in der Armee die Rangabzeichen der Offiziere
-- er erneuert das System der politischen Kommissare
-- Gesinnung gilt mehr als Leistung, der Ex-Verteidigungsminister Peng wird herabgestuft
-- die Volksbefreiungsarmee wird als Vorbild für die Bevölkerung dargestellt, und damit wird ganz China militarisiert (Fairbank, S.305).

Zur Politisierung der Armee stellt Lin Biao Maos Frau Chiang Ching als Leiterin der "Kulturabteilung" der Armee ein. Chiang Ching ist weiterhin eine Frau ohne diplomatisches Talent, die sich nur mit Intrigen durchsetzen kann. Lin Biao verhilft ihr wesentlich zum Aufstieg. Chiang Ching selbst schart als eigene Machtbasis eine Gruppe sonst unbedeutender Intellektueller aus Shanghai um sich [woraus später die "Viererbande" hervorgeht] (Fairbank, S.323).

1960
Erst jetzt begreift die KPCh-Führung, dass die Bauern verhungern
und dass die gesamte Wirtschaft am Boden liegt. Mao muss zugeben, dass er von Ökonomie keine Ahnung hat, und dass er der Hauptschuldige ist (Fairbank, S.302).

1960 ca.
Peking-China: Nachlassen des Schwungs im "Sprung nach vorn"
->> die KPCh muss erkennen, dass die Intelligenz weiter unentbehrlich ist

->> die KPCh sucht den beschränkten Dialog mit den Intellektuellen, erlaubt die akademische Diskussion, verbietet aber den ideologischen Streit (North, S.201)

->> von beiden Seiten erfolgt nun eine viel vorsichtigere Reaktion, auch von der Seite der Intellektuellen (North, S.201).

1960
Taiwan: Verfassungsänderung für eine endlose Präsidentschaft
Im Jahr 1960 braucht der Präsident Chiang Kai-Shek eine neue Rechtfertigung, noch eine weitere Regierungsperiode regieren zu können. Sein Verfahren schwächt die konstitutionelle Regierung. Basierend auf einer Interpretation der Judicial Yuan Grand Justices, wird die Anzahl der gesetzlich vorgeschriebenen Mitglieder der Nationalversammlung massiv reduziert, um eine Änderung am Übergangsgesetz vorzunehmen und dem Präsidenten die Macht zu erteilen, bis zu seinem Tod Regierungszeiten aneinanderzureihen. Damit wird die verfassungsmässige Beschränkung der Anzahl Regierungszeiten für den Präsidenten umgangen.

ab 1960
Pulverfass Tibet: Bodenreform gegen die Klöster
Eine umfassende Landreform in Tibet bricht die traditionelle Klosterherrschaft. Die sozialistische Gesellschaftsordnung Chinas wird durchgesetzt (Haydt u.a., S.64).

1960 ca. bis 1980
Taiwan: Entstehung des taiwanesischen Wirtschaftswunders
(http://www.taiwan-info.de/html/deutsch/TWPAPERg.htm)

Anfang 1960er Jahre
Peking-China beansprucht weiter Gebiete von Russland, v.a. in der Mandschurei
S.206)
auch von der Sun-Propaganda her, die über "verlorene Gebiete" klagte und immer wieder zitiert wird. Als "chinesisches Territorium" gelten nach Sun
-- alle grösseren Vertragshäfen
-- die kleinen Länder, die früher China tributpflichtig waren:

- die Loochoo-(Ryukyu-)Inseln
- Siam
- Borneo
- der Sulu-Archipel
- Java
- Ceylon
- Nepal
- Bhutan
- Korea
- Taiwan/Formosa
- die Pescadores-Inseln
- Burma und Annam (North, S.208).


Suns Geschichtsschreibung lautet:

"Noch früher in diesem Jahrhundert haben wir Burma und Annam verloren […]; sobald Annam Frankreich überlassen wurde, besetzte England Burma, und China wagte nicht zu protestieren." (North, S.208)

[Gemäss dieser Geschichtsschreibung soll China das Recht auf weitere Expansionen haben...]

Und auch gegenüber Russland werden Gebietsansprüche angemeldet:
-- das Flussbecken des Amur und des Ussuri (North, S.208)
-- das Gebiet nördlich der Flüsse Ili, Khokand und Amur (North, S.209)

sowie Gebiete südlich des Himalaja in Indien, alles Gebiete, die nach Suns Zitat einmal an die Nachbarn "verloren gegangen" waren (North, S.209).

->> komischerweise bezeichnen Mao und Chiang Kai-Shek gleichsam alle die riesigen Gebiete als "historischen Boden der Chinesen" (North, S.209)

->> START ZU EINEM NEUEN CHINESISCHEN IMPERIALISMUS

1960, März-Mai?
Ideologischer Bruch zwischen der Sowjetunion und Peking-China
(http://www.msnbc.com/modules/china_taiwan/1960.asp)

Februar bis Mai 1960 ca.
Naturkatastrophen zusätzlich zum "Grossen Sprung nach vorn"
-- langer Winter
-- massive Trockenheit in ganz China, Plagen und Krankheiten
-- schlimmste Taifune der letzten 50 Jahre überfluten 12 Provinzen.
(http://www.mindground.net/glp.html; MacFarquhar, Roderick, Timothy Cheek und Eugene Wu, Hrsg.:  The Secret Speeches of Chairman Mao: From the Hundred Flowers to the Great Leap Forward.  Cambridge: Harvard UP, 1989 S.322). 

Peking-China: Anarchie im Kampf ums überleben
[Ganz Peking-China wird nun zu einem einzigen Konzentrationslager...]

Das Ministerium für öffentliche Sicherheit und das Justizministerium realisieren in der ersten Hälfte des Jahres 1960 beide durch interne Dokumente die Härte der Hungersnot. Es kommt zu 96.200 antikommunistischen Vorfällen und 5,7 Mio. Fällen von Sabotage, Mord und Diebstahl. Plünderungen sind schon seit Mitte 1959 im Gang.
(http://www.mindground.net/glp.html;  Qiyu, Shi:  “The Decline of a Moral Regime.”  Comparative Political Studies  27.2  (1994): S.272-297, S.280-281)

In der Zwischenzeit sind ungefähr 30 % der landwirtschaftlichen Einheiten Chinas wieder zur Form des Privathaushalts und zur Produktion ohne zentrale Leitung zurückgekehrt.
(http://www.mindground.net/glp.html; Yang, Dali L.:  Calamity and Reform in China: State, Rural Society, and Institutional Change Since the Great Leap Famine.  Stanford: Stanford UP, 1996, S.241). 

16.4.1960
Pekings Propaganda "Rote Fahne" greift Moskau an
In einem Artikel des Parteiorgans "Rote Fahne" anlässlich des 90. Geburtstags von Lenin werden die "revisionistischen Tendenzen" der sowjetischen Politik angegriffen (Haydt u.a., S.64).

Mai 1960
Peking-China: Leere Getreidespeicher in Peking, Tianjin und Shanghai - Depression bei Mao
Damit wird die Katastrophe landesweit
(http://www.mindground.net/glp.html, Becker, Jasper:  Hungry Ghosts: Mao’s Secret Famine.  Rev. ed. New York: Henry Holt, 1998, S.80)

Mao reagiert schockiert und versinkt in eine tiefe Depression. Gemäss seinem Bibliothekar sitzt er manchmal lange Zeit ins Leere starrend und nichts tuend in totaler Stille.
(http://www.mindground.net/glp.html; Yang, Dali L.:  Calamity and Reform in China: State, Rural Society, and Institutional Change Since the Great Leap Famine.  Stanford: Stanford UP, 1996, S.72).

[Der starre Hitzkopf Mao ist nicht fähig, den Mittelweg zwischen Kapitalismus und Kommunismus zu sehen...]

Mai-September 1960
Russland gibt seine Stütze für China auf - der "Arbeitererfinder", der "Arbeiterwissenschaftler"
Russland ruft Tausende seiner Techniker aus China zurück (North, S.201,233).

->> in China wird das Problem, wer wissenschaftliche und wer technische Funktion ausübt, noch schwieriger (North, S.201).

x
Plakat immer noch mit dem Sprung nach
                          vorn 1961: Lang lebe die Generalslinie,
                          Werkmeisterjubel
Plakat immer noch mit dem Sprung nach vorn 1961: Lang lebe die Generalslinie, Werkmeisterjubel


Die KPCh versucht, aus den eigenen Reihen Fachleute zu rekrutieren und erfindet den "Arbeitererfinder" und den "Arbeiterwissenschaftler". Wichtiger ist dabei die "rote" Gesinnung als "fachkundig" zu sein. Die KPCh verfolgt das Ziel, Fachleute auswechselbar machen. Es wird behauptet, dass "ein guter Kommunist" alles könne (North, S.201).

Die mangelnden Fachleute verschlimmern weiter den "Grossen Sprung nach vorn" (Haydt u.a., S.64).

Mitte 1960-1963
Die drei Jahre werden auch die "Drei bitteren Jahre" genannt
(Haydt u.a., S.64)

1961
Peking-China: Abermals Milderung des Umerziehungsprogramms
(North, S.198)

Die Plakate werben aber noch 1961 für den "Sprung nach vorn": "Lang lebe die Generalslinie!" Werkmeisterjubel.

[Es ist nur noch das Plakat, das jubelt...]

Juli bis August 1960
Zweite Peitaiho-Konferenz: Neue Investitionen in die Landwirtschaft
Die Parteipolitik wird nun zunehmend von Mitgliedern der ersten Führungslinie um Liu und Deng Xiaoping beherrscht und beschliesst eine weitere Revidierung der Politik des "Grossen Sprungs nach vorn". Liu und Deng Xiaoping proklamieren die Linie "Landwirtschaft als Grundlage und Industrie als führender Faktor". In der Folge wird in den Agrarsektor verstärkt investiert (Haydt u.a., S.65).

ab August 1960 ca.
Verteidigungsminister Lin Piao beginnt, die Volksbefreiungsarmee zu ideologisieren
Der neue Verteidigungsminister Lin Piao beginnt, die Volksbefreiungsarmee in eine "grosse Schule des Denkens Mao Tse-Tungs" zu verwandeln. In einer Reihe von Kampagnen wird die Armee von nun an zur "Verbesserung des Arbeitsstils" angehalten und auf die Linie Maos eingeschworen (Haydt u.a., S.65).

1961
KPCh verliert an Ansehen - Zunahme der Korruption
Mao sieht, dass er mit der KPCh in diesem Zustand nicht mehr viel zu tun haben will (Fairbank, S.307).

x

Liu Shaoqi, Portrait

    
Liu Shaoqi, Portrait der 1960er Jahre

Mai 1961
KPChina: Innerparteilicher Kampf unter Liu Shaoqi gegen Mao
Die Hungersnot in China endet mit einem hoffnungslosen innerparteilichen Kampf gegen Mao, angeführt von Liu Shaoqi.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

ab 1961
Publikationen von "Mao Zedongs Gedanken" für Ideologisierung der Armee
Die Zitate werden 1961 erstmals für den Gebrauch in der Volksbefreiungsarmee unter Lin Biao publiziert. In der Folge existieren verschiedene Versionen und Zusammenstellungen, je nach politischem Schwerpunkt und spezifischem Zeitpunkt der Publikation. Mao setzt sich darin z.B. an das Ende der Kette von Marxismus und Leninismus.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/mzdt.html)

Oktober 1961
"Sprung nach vorn": Die Zeitung "China Wiederaufbau" meldet Erfolge
Die Zeitung "China Wiederaufbau" (englisch: "China Reconstructs"):
"Das bisher unter dem 8-Punkte-Programm [zur Agrarproduktion 1958] Erreichte half uns, die Verluste der Naturkatastrophen, die unser Land in den letzten drei Jahren getroffen haben,  zu reduzieren."
(http://www.sinophilia.org/china/storia3.htm)

Ende 1961
Der Massenmord durch den "Sprung nach vorn" - der Stillstand in Peking-China
Schätzungsweise 23 Millionen Menschen kommen in den Hungersnöten ums Leben, die durch die Fehlplanungen beim Programm des "Sprung nach vorn" ausgelöst werden.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Das Erbe dieser riesigen Hungersnot mit bis zu 30 Mio. chinesischen Todesopfern vernichtet das landwirtschaftliche Wachstum für die nächsten sechs Jahre. Erst im Jahr 1965 wird der Gleichstand mit 1957 erreicht.
(http://www.mindground.net/glp.html; Clark, Colin:  “Economic Development in Communist China.”  The Journal of Political Economy  84.2 (1976): S.239-264, S.244)

Die westlichen Intellektuellen schweigen zur Hungersnot - die Medien berichten - die Politik versagt
Die "amerikanische" Presse berichtet, die Weltpresse zieht die Möglichkeit einer Hungersnot in Erwägung.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm)

Ein BBC-Kommentator erklärt, dass er sich nicht vorstellen könne, dass es in einem so gut organisierten Land wie China zu einer weit verbreiteten Hungersnot kommen könne.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/comfaq.htm#part7; Laszlo Ladany, The Communist Party of China and Marxism: 1921-1985)

Die westlichen Intellektuellen und die westlichen China-"Experten" verhalten sich den Geschehnissen während des "Grossen Schritts nach vorn" gegenüber gleichgültig. Die meisten westlichen Gelehrten akzeptieren Pekings Propaganda als Tatsachen. Viele ausländische Besucher - von Feldmarschall Montgomery bis zu Edgar Snow, François Mitterand und Gunnar Myrdal - halten sich an die offizielle maoistische Linie. Peking gelingt es, die westliche Politik absolut über die Vorgänge in China zu täuschen.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm; Jasper Becker: Hungry Ghosts, 1996, S.301)

Schliessung von Unternehmen - 20 Mio. Städter müssen aufs Land
Die Auswirkungen des "Grossen Sprungs nach vorn" auf Industriegebiete sind vergleichsweise gleich hoch. 100.000 Unternehmungen werden zwischen 1960 und 1965 geschlossen, und 20 Millionen Menschen werden aus den städtischen Gebieten abgezogen, um das landwirtschaftliche Desaster und die nachfolgende Stagnation etwas abzumildern.
(http://www.mindground.net/glp.html;  MacFarquhar, Roderick, Timothy Cheek, und Eugene Wu, Hrsg.:  The Secret Speeches of Chairman Mao: From the Hundred Flowers to the Great Leap Forward.  Cambridge: Harvard UP, 1989, S.330).

Die hochqualifizierten Ingenieure und Wissenschaftler, die Mao hat einsperren oder zu Handarbeit verurteilen lassen, hätten diesen Massenmord und den Verlust an natürlichen Ressourcen verhindern können.
(http://www.mindground.net/glp.html; Becker, Jasper.  Hungry Ghosts: Mao’s Secret Famine.  Rev. ed. New York: Henry Holt, 1998, S.63)

Der kleine Anteil der Naturkatastrophen an der Hungersnot beim "Grossen Sprung nach vorn"
Auf das Konto von Naturkatastrophen gehen vielleicht 1 Million von 30 Million Toten. Die Schuldzuschiebung der Führung der KPChina an die Natur erfolgt aber in Parallelität zu Lenin und Stalins Methode der Kollektivierung, deren Hungersnot auch von der Natur verursacht gewesen sein soll.

Maos Verbrechen ist aber schlimmer zu werden, denn er konnte auf die Erfahrung von Lenin und Stalin zurückgreifen. Er wusste, dass Kollektivierung oft zu Massentod führt. Mit Waffengewalt und mit vollem Wissen befahl er die Hungersnot.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/comfaq.htm#part7)

Die neue Führung - Mao zieht sich nach Shanghai zurück - der dauernde Fraktionskampf
China ist mit einem totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch konfrontiert. Erst im Jahr 1961 beginnt die Neuausrichtung der Wirtschaft unter der Führung von Liu Shaoqi, Deng Xiaoping, Chen Yun und anderen. Mao übernimmt die Verantwortung für die Katastrophe und zieht sich nach Shanghai zurück. Von dort intrigiert er für seine Rückkehr an die Macht. Hierzu wird er gegen diejenigen, die den Karren aus dem Dreck gezogen haben, eine "Grosse proletarische Kulturrevolution" anzetteln...
(http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html)

Mao meint, mit einer neuen Bewegung die korrupte KPCh ablösen zu können. Liu Shaoqi und Deng Xiaoping glauben, die Korrektur innerhalb der Partei vollziehen zu können (Fairbank, S.307).

Mao zieht sich in das zweite Glied zurück. Liu Shaoqi wird neuer Staatschef (Fairbank, S.305). Peng Chen wird Führer des Parteikomitees und Hauptsitz der Kritik. Mao meint in der Folge, die Volksrevolution könnte in falsche Bahnen geraten, wie es seiner Meinung nach in der Sowjetunion mit Chruschtschow der Fall ist (Fairbank, S.306):
-- die russische Führung würde den Gleichheitsgedanken verlassen
-- Russland lasse die Bildung einer neuen herrschenden Klasse privilegierter Städter und Techniker zu, überwacht von der Geheimpolizei (Fairbank, S.307).

Deswegen will Mao an die Macht zurück, indem er seine Anhänger an die Macht zurückbringt. Er sammelt 1962-1965 eine Fraktion gegen den "Revisionismus" der Sowjetunion, der unter Deng auch in China Fuss fassen könnte (Fairbank, S.307).

Dem Wiederaufbau Chinas unter Liu Shaoqi und Deng Xiaoping liegen reale Berichte zugrunde. Die Grundzüge des Wirtschaftsprogramms stammen von den langfristigen Empfehlungen des "fünften Mannes" der Hierarchie, Chen Yun, Spezialist für Volkswirtschaft. Zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion wollen Liu und Deng die "indiviuelle Verantwortung" stärken. Mao dagegen meint, der Klassenkampf sei ein besserer Anreiz. Mao bleibt somit in seinen Vorstellungen einer romantischen Bauernmobilisierung stecken. Fortan bekämpfen sich diese beiden "Linien" - die Deng-Fraktion und die Mao-Fraktion - die ökonomische Vernunft und die Anhänger des Klassenkampfs. Lin Biao, der neue Verteidigungsminister nach Peng, schliesst sich Maos Meinung des Klassenkampfs an (Fairbank, S.305).

Mao sinnt nach Rache gegen die Deng-Fraktion, [die aus Maos Sicht mit marktwirtschaftlichen Anreizen Verrat begeht]. Mit seiner Hetzpolitik gegen die staatlichen Institutionen strebt er mittels Klassenkampf die Zerstörung des von der Deng-Fraktion geführten China an (Fairbank, S.305).

Offiziell dürfen sich die Fraktionsführer Mao und Deng aber nicht angreifen, da offiziell eine "Einheit" der Partei immer noch besteht. In der Folge wird die alte Methode angewandt, Intellektuelle als Sprachrohr der Fraktionen einzuspannen: Die Journalisten und Schriftsteller schreiben Artikel, Kommentare und Bücher im Sinn der jeweiligen Fraktion:
-- mit Kritik am "Grossen Sprung nach vorn"
-- mit Kritik an Maos Methoden der Massenmobilisierung
-- z.T. mit Infragestellung der Mao-Erklärung von 1942, dass alle Literatur der Revolution zu dienen habe (Fairbank, S.306).

Gemäss der Angabe des Ex-Häftlings Harry Wu in seinem Buch "Laogai: The Chinese Gulag" / "Der chinesische Gulag" (1992) nimmt die totalitäre "Umerziehung" von Insassen in Sklaven-Arbeitslagern ab.  Dafür nimmt das Bestreben zu, die Arbeitskraft auszunützen.
(http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/comfaq.htm#part7)

Der Graben zwischen Parteiführung und der chinesischen Bevölkerung wird beträchtlich und kann nie mehr repariert werden. Die wirtschaftlichen Verbesserungen sind ultimativ, wenn ein Umsturz vermieden werden soll.
(http://www.mindground.net/glp.html)

Offiziell bleiben die Volkskommunen bis 1984 intakt, obwohl sie 1961 faktisch auseinander gefallen sind.
(http://www.mindground.net/glp.html; Zhang, Zhihong.  “Rural Industrialization in China: From Backyard Furnaces to Township and Village Enterprises.”  East Asia: An International Quarterly  17.3  (1999):  S.61-88, S.66)

Die Ereignisse um den Massenmord beim "Grossen Sprung nach vorn" werden bis 1981 vertuscht.
(http://www.mindground.net/glp.html; Womack, Brantly:  “Where Mao Went Wrong: Epistemology and Ideology in Mao’s Leftist Politics.”  The Australian Journal of Chinese Affairs  10.16  (1986):  S.23-40, S.26)

Die Entwicklung der Dorf-Autonomie
Die Ereignisse haben ihre gesellschaftlichen Auswirkungen, die sich unter der Oberfläche entwickeln. Die chinesische Bevölkerung entwickelt einen Spürsinn für ökonomische Initiative und erreicht eine inoffizielle Dorf-Autonomie, lange vor dem Abgang von Mao 1976. Die Geduld des chinesischen Landvolks ist dabei bewundernswert.
(http://www.mindground.net/glp.html)

Die heimliche Liberalisierung
Die Partei entschliesst sich erst nach 1960 zum Stop der Katastrophe, als moderate Leute wie Zhou Enlai eine heimliche Liberalisierungspolitik einleiten und die landwirtschaftliche Produktion auf eine vernünftigere Basis stellen.
(http://www.sinophilia.org/china/storia3.htm)

1960er Jahre
Chinas Armeestruktur unter Lin Biao und die Militarisierung der Landschaft
Die Armee wird in den 1960er Jahren zu einem wichtigen Terrorfaktor zur Stützung des Mao-Regimes:
-- ca. 38 reguläre Armeen sind über die 11 Militärbezirke verteilt
-- dazu kommen regionale Streitkräfte in 28 Provinzmilitärbezirken, schlechter ausgerüstet, aber mit angegliederter "Volksmiliz" und mit Arbeitsbrigaden mit Millionen Teilzeitsoldaten ohne einheitliche Kriegsausbildung (Fairbank, S.319).

Die Armeen werden gegen Aufstände eingesetzt. Manche Armeen betreiben zur Wahrung der Autarkie in Anlehnung an die Kaiserzeit eine eigene Landwirtschaft und kleine örtliche Gewerbebetriebe in Nachahmung des halb-autarken Grenzvorposten-Systems (tun-tien) der Kaiserzeit (Fairbank, S.319).

Die politische Kontrolle ist vollständig. Manche Marschälle wurden noch von Chou Enlai in Whampoa während der Zeit unter Chiang Kai-Shek ausgebildet (Fairbank, S.320). Viele Armeeangehörige sind Parteimitglieder. Der erste Parteisekretär einer Provinz ist meist auch der erste politische Kommissar des Militärbezirks (Fairbank, S.321).

Zudem ist die Armee für Landbewohner eine der wenigen Karrieremöglichkeiten. Dabei gilt ein Quotensystem. Nur 10 % der Wehrpflichtigen werden überhaupt eingezogen. Nach 3-4 Jahren Militärdienst kann der Militärdienstleistende im Heimatort führende Stellungen einnehmen. Die Armee ist somit eine Schule zur Heranbildung kommunistischer Funktionäre, die dann als politisch "verlässlich" gelten. Die Provinzialregierungen und die Sicherheitsdienste sind von Militärs nur so gespickt. Die Miliz umfasst 7-9 Millionen, die jährlich 3-6 Wochen Waffenübung absolvieren. Die Grundmiliz besteht aus 15-20 Millionen mit jährlich wenigen Tagen Waffenübung, meist ohne Feuerwaffen (Fairbank, S.321).


1962 ca.
Immense Fehlschläge im "Sprung nach Vorn" durch unsachgemässe Planung
Bei der Analyse des GSV stellt sich heraus, dass das Programm eher von Parteiführern als von Wissenschaftlern und Technikern entworfen wurde, von Leuten also, die mehr "rot" als "fachkundig" waren (North, S.194).

Moralzerfall bei der Armee - die Treue bleibt...
Nach dem misslungenen "Grossen Sprung nach vorn" ist die Moral bei der Armee wie bei der Bevölkerung geschwächt. Die regionale Armee unter Lin Piao bleibt treu kommunistisch, ist Mao weiterhin ergeben und dient ihm als Machtbasis (Fairbank, S.321).

Januar bis Februar 1962
Erweiterte Arbeitskonferenz des ZK in Peking - Spaltung der Partei
Nun schliesst sich auch Liu Shaoqi der Kritik des "Grossen Sprungs nach vorn" an und tritt für eine weitere Liberalisierung der Wirtschaftspolitik und für die Rehabilitierung einiger "Rechtsabweichler" ein. Die verschiedenen Meinungsgruppen beginnen sich zu "Fraktionen" mit eigenen Programmen bis zur Polarisierung zu verhärten, vor allem in den Bereichen Kultur, Ideologie und Propaganda (Haydt u.a., S.65).

August 1962
Maos Offensive gegen Liu Shaoqi und Deng Xiaoping
Auf der vorbereitenden Arbeitskonferenz für das 10. Plenum des VIII. ZK in Peitaiho startet Mao eine Offensive gegen die Konsolidierungspolitik von Liu und Deng Xiaoping (Haydt u.a., S.65).

24.-27.9. 1962
Peitaiho: 10. Plenum des VIII. ZK
Mao setzt seine polarisierende Linie fort. Er warnt vor kapitalistischen Tendenzen, betont die Fortsetzung des Klassenkampfes auch in der Phase des Sozialismus und verweist auf die Bedeutung der Erziehung "revolutionärer Nachfolger". Er setzt eine Bestätigung der Lushan-Resolution vom August 1959 durch, er verhindert die Rehabilitierung von "Rechtsabweichlern". In der Praxis wird aber die Politik Lius und Deng Xiaopings fortgeführt (Haydt u.a., S.65).

Liu und Deng Xiaoping betreiben die Konsolidierung Chinas mit der Grundlage der "Drei Freiheiten - eine Festlegung" mit folgenden Massnahmen:
-- Ausdehnung der privat genutzten Landparzellen
-- freier Handel mit den dabei gewonnenen Produkten
-- privates Kleingewerbe
-- Festsetzung der Produktionsquoten auf der Ebene der bäuerlichen Haushalte
-- Vertrauen auf die Privatinitiative und auf materielle Anreize
-- Aufwertung von Fachwissen, Planung und stärkere Dezentralisierung der Wirtschaft (Haydt u.a., S.65).

20.10. bis 22.11. 1962
Chinesische Invasion in Indien und Rückzug - Moskau auf Seite Indiens - Peking unterstützt Pakistan
China und Indien führen einen kurzen Krieg um die nordindische Provinz Assam.
(http://www.msnbc.com/modules/china_taiwan/1960.asp)

Truppen der chinesischen Kommunisten fallen entlang der Himalajagrenze in Indien ein (North, S.233) und dringen tief auf indisches Gebiet vor (Haydt u.a., S.65-66). Dann erklärt China einseitig den Waffenstillstand und zieht seine Truppen zurück (Haydt u.a., S.66).

Russland verschleiert seine Sympathien für Indien kaum (North, S.211).

Ab diesem Zeitpunkt umschmeichelt China Indiens Rivalen: Pakistan.
(http://www.msnbc.com/modules/china_taiwan/1960.asp)

ab 1962
Peking-China agiert politisch völlig unabhängig
Mit dem Jahr 1962 ist der Bruch zwischen Peking-China und der Sowjetunion komplett, und China beginnt, sich selbst als die "andere" Supermacht zu positionieren, während es sich noch vom "Grossen Sprung nach vorn" erholt.
(http://www.chinatour.com/countryinfo/history.htm#prc)

Kampagne zur Einschränkung des Nachwuchses - Verhütungsmittel
Das Mao-Regime beginnt eine Kampagne gegen die Frühehe (North, S.193). Offiziell wird abgeraten, in den ersten Jahren der Ehe zu viele Kinder zu haben.

plus: Anraten von späteren Heiraten
plus: Warnen der "jungen Leute" vor verfrühten Bindungen
plus: Appell an die Forderungen der Gesellschaft (North, S.194).

Aussenstehende warnen auch mehr und mehr (North, S.194).

Verhütungsmittel sind allgemein erhältlich. Eine Familienplanung bleibt aber bis 1970 freiwillig.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/pop1.html)

ab 1962 ca.
Die neuen unwissenden Bauernkader stören die Landwirtschaft noch zusätzlich
(Fairbank, S.340). Die Bauernkader agieren auch mit Fremdenfeindlichkeit gegen die Eliten (Fairbank, S.365).


1963:  Neue Bildungsoffensive auf dem Land  mit Maos Programm - definitive Trennung der kommunistischen Bewegung zwischen Moskau und Peking - Beschluss der Nicht-Verbreitung von Atomwaffen zwischen der "USA", "SU" und England

1963
Mao mit neuer Bildungsoffensive
Mao lanciert eine Bildungskampagne und schafft sich so ein Netzwerk auf dem Lande gegen die Deng-Fraktion (Liu Shaoqi und Deng Xiaoping) (Fairbank, S.307).

20.5.1963
Mao bringt die Verabschiedung der "Sozialistischen Erziehungsbewegung" durch
Das ZK der KPCh stimmt der Durchführung einer von Mao konzipierten "Sozialistischen Erziehungsbewegung" zu, die schon auf dem 10. Plenum des VIII. ZK vom September 1962 in Aussicht genommen worden ist. Mao will mit dieser Kampagne den Klassenkampf verschärfen und das politische Bewusstsein "heben". Die Parteipragmatiker um Liu [und Deng Xiaoping] versuchen mit dieser Kampagne die Disziplinierung des Parteiapparates und die Stabilisierung des Parteieinflusses auf dem Lande zu verstärken (Haydt u.a., S.66).

30.5.1963
Vermittlungsversuch aus der "SU" für die KPCh
Das ZK der KPdSU schlägt in einem Brief an das ZK der KPCh die Aufnahme bilateraler Gespräche auf Parteiebene zur Bereinigung der bestehenden Differenzen vor (Haydt u.a., S.66).

In der Folge wird unter Maos Leitung eine "Generallinie" herausgearbeitet (Haydt u.a., S.66).

14.6.1963
Maos Vorschlag an die "SU" für eine "Generallinie": Mao will der Kommunistenführer sein
Die chinesische Parteiführung nimmt die Einladung des ZK der KPdSU für bilaterale Parteigespräche an und legt den unter Maos Leitung erarbeiteten "Vorschlag zur Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung" vor. Mao fordert darin:
-- die Beendigung der Politik der Koexistenz zwischen Kapitalismus und Kommunismus
-- die Ablehnung des parlamentarischen Wegs zum Sozialismus
-- die Ablehnung der These vom Absterben des Klassenkampfes im Sozialismus
-- und die "Generallinie" warnt vor dem "Revisionismus" (Haydt u.a., S.66).

5.7.1963
Die chinesische Delegation in Moskau verändert nichts
Eine chinesische Delegation unter der Leitung von Deng Xiaoping und Peng Chen vertritt erfolglos die maoistischen Punkte für die kommunistische Bewegung. Die Gespräche werden schliesslich ergebnislos beendet (Haydt u.a., S.66).

5.8.1963
Die "USA", Grossbritannien und die "SU" beschliessen die Nichtverbreitung von Kernwaffen
(Haydt u.a., S.66)


1964: Chruschtschows Philosophie der "Koexistenz" wird beendet - erste chinesische Atombombe

1964
Chou Enlai präsentiert erstmals sein Programm der "Vier Modernisierungen"
betreffend Industrie, Landwirtschaft, Wissenschaft und Technik (Fairbank, S.340).

10.7.1964
Maos neue Zwischenzonen-Theorie gegenüber Japan
Mao benutzt den Besuch einer Delegation der Sozialistischen Partei Japans dazu, eine neue Version seiner Zwischenzonen-Theorie vorzustellen. Ihr zufolge bestehen zwischen den "USA" und den sozialistischen Ländern zwei grosse Zwischenzonen, die zum einen von den unterentwickelten Staaten und zum anderen von den entwickelten Mächten Westeuropas sowie von Japan gebildet werden. Den Staaten der beiden Zwischenzonen empfiehlt Mao, mit den sozialistischen Ländern zusammenzuarbeiten, um imperialistische Aggression abzuwehren (Haydt u.a., S.66).

14.7.1964
Mao nennt Chruschtschow Staatsführung "Pseudokommunismus"
Mit der Veröffentlichung des Grundsatzartikels "Über den Pseudokommunismus Chruschtschows und die historischen Lehren für die Welt" erreicht die Kritik am innen- und aussenpolitischen Kurs der Sowjetunion ihren bisherigen Höhepunkt (Haydt u.a., S.66-67).

September 1964 ca.


  Nikita S.
                          Chruschtschow, Portrait

   
Nikita S. Chruschtschow
Chruschtschow lässt alle russischen Techniker in China abziehen
samt den Konstruktionsplänen. Die Sowjetunion und Mao bezichtigen sich gegenseitig des Verrats am Kommunismus. Maos Propagandamaschine bezeichnet in der Folge die Sowjetunion pauschal als "revisionistisch" (Fairbank, S.311).

14.10.1964
Chruschtschow wird aus der russischen Führung entfernt
(http://www.weltchronik.de/dcx/dcx_1965.htm)

aufgrund seiner gescheiterten Wirtschaftspolitik und der gebrochenen Beziehungen zu China.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Chruschtschow)

Alexej Kossigin wird Ministerpräsident, Leonid Iljitsch Breschnew übernimmt den Parteivorsitz der KPdSU.
(http://www.weltchronik.de/dcx/dcx_1965.htm)

China erwartet nach der Entlassung Chruschtschows in Russland einen Wendepunkt gegen den liberalisierten Kurs gegenüber dem "Westen" (North, S.215).

Taiwan verliert bei einem Luftangriff auf Peking-China 150 Mann
(http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_Civil_War)

Chang Kai-Shek mit Frau 1964
Chang Kai-Shek mit seiner Frau 1964


1964: Immer noch Propaganda für den "Sprung nach vorn" und Personenkult
Plakat Sprung
                        nach vorn 1964: Lang lebe die Generallinie, der
                        Sprung nach vorn, und die Volkskommune, Fahnen
Plakat Sprung nach vorn 1964: "Lang lebe die Generallinie, der Sprung nach vorn, und die Volkskommune, Fahne!" 1964
Plakat 1964:
                        "Maos Werke sind wie die Sonne"
Plakat des Personenkults 1964: "Maos Werke sind wie die Sonne"

[Dabei geht die Sonne für alle Todesopfer des "Sprungs nach vorne" schon lange unter...]

1964
Die KPCh beginnt "vier Säuberungen" gegen die neuen Ausbeuter - dörfliche Kader
Dörfliche Kader aus typischen Angestelltenberufen, die Herrenallüren über die Bauern zeigen, sollen durch bäuerlich-stämmige Dorfaktivisten ersetzt werden. Die Kader zeigten dabei folgendes Fehlverhalten:
-- eine kleine Korruption
-- Betreiben von Günstlingswirtschaft
-- sie betreiben kaum körperliche Arbeit
-- sie erteilen willkürliche Befehle
-- Bereicherung (Fairbank, S.307).

Mao lässt gegen die Kleindespoten auswärtige Kader in die Dörfer schicken (Fairbank, S.307-308). Die Arbeitsausschüsse bleiben einige Wochen im Dorf und nehmen Beschwerden auf. Die Beschuldigten werden dann auf Kampfversammlungen vorgeführt und ihnen  Geständnisse abgepresst, nach demselben Verfahren von 1950 gegen die Grossgrundbesitzer (Fairbank, S.308).

Die höheren Parteifunktionäre sind gegen Massenversammlungen und bremsen Maos Aktionen. Mao sucht sich in der Folge immer mehr die Macht ausserhalb der KPCh, denn sein Ideal, die Bauern zu "befreien" und zu alphabetisieren, erfüllte sich bisher nicht (Fairbank, S.308).

Neue Schulen für die Bauern - schwache Schulen ohne Lehrer - Schlüsselpunktschulen
Mao fordert Werkstudiums-Schulen, ähnlich den "Schulen des Volkes". Es werden 1000 Mittelschulen auf Werkstudentenbasis eingerichtet. Die Schulzeit wird auf 10 Jahre begrenzt, der Lehrplan vereinfacht, alle Lehrbücher umgeschrieben. Da aber gleichzeitig Lehrermangel besteht, weil die Intellektuellen alle entlassen wurden, kommt auch dieses Bildungsprogramm nicht in Schwung (Fairbank, S.308).

Mao lässt in der Folge Bauern zu "Wissenschaftlern" erklären und verteilt ihnen Lehrstühle. Das Niveau der Werkschulen sinkt in der Folge unter das übliche Schulniveau. Die Werkschulen mit ihrer Halbbildung bekommen einen schlechten Ruf, und die Bauern sehen bald, dass die Kinder nur über das reguläre Schulsystem die Oberklasse erreichen. Sie behalten die Kinder folglich lieber zu Hause (Fairbank, S.308).

Die Lehrer der regulären Schulen schlagen eine eigene Taktik ein, um das Niveau ihrer Schulen zu bewahren (Fairbank, S.308-309). Sie gründen so genannte Schlüsselpunktschulen, um die besten Lehrer und Schüler zu konzentrieren, mit staatlichem Prüfungssystem als Abitur. So bleiben Bauern- und Arbeiterkinder in den Werkschulen hängen, und die Intellektuellenfamilien füllen die Schlüsselpuntkschulen (Fairbank, S.309).

Gleichzeitig hetzt Maos Losung "Vergesst nie den Klassenkampf" gegen die Intellektuellenfamilien bis zum Ausschluss von Studenten aus unerwünschten Häusern (Fairbank, S.309).

Insgesamt bleibt das chinesische Schulsystem damit zweigleisig. Chinas Klassenstruktur lässt sich [wegen Lehrermangels] nicht über das Schulsystem ändern. Gleichzeitig fürchtet die KPCh eine Akademikerschwemme und schränkt den Zugang zum Studium ein. Damit verstärkt sich die Jugendarbeitslosigkeit (Fairbank, S.309).

Lohnunterschiede zwischen Arbeitern
In der Arbeiterschaft erreichen qualifizierte Arbeiter einen höheren Lohn und sichere Stellung gegenüber Ungelernten. Der Gleichheitsgrundsatz stimmt auch da nicht, und das revolutionäre Potential nimmt zu (Fairbank, S.309).

Publikation des "Kleinen Roten Buches": "Zitate des Vorsitzenden Mao" (Mao zhuxi yulu)
(http://www.iisg.nl/~landsberger/cult.html)

Das "Kleine Rote Buch" wird bis 1968 740 Millionen Mal verkauft. Es wird auch im Westen bekannt, ist aber nicht das einzige Mao-Buch im Westen. Die Volkstageszeitung ("People's Daily"), das Sprachrohr der Partei, verbreitet täglich wechselnde Mao-Zitate, die in Rot auf dem Titelblatt gedruckt sind. Einige Zitate werden auch auf Postern abgedruckt.
(http://www.iisg.nl/~landsberger/myl.html)

Das "Kleine Rote Buch" mit den "Aussprüchen des Vorsitzenden Mao" wird von General Lin Biao zur Armee-Ideologisierung herausgegeben und später in der Kulturrevolution an Demonstrationen verwendet (Fairbank, S.326).

1964: Personenkult: Mao-Zitate auf Plakaten mit der roten Strahlensonne
Plakat des Mao-Personenkult
                      1964ca.: Mao-Zitate auf Plakat x
Plakat des Mao-Personenkult
                      1964ca.: Mao-Zitate auf Plakat
Plakat des Mao-Personenkult 1964 ca.: Mao-Zitate:
"Beachte die Lektionen der Geschichte. Die persönliche politische Einstellung muss immer von Neuem bestätigt werden. Du sollst dies nicht nur ein paar Leuten, sondern der ganzen Bevölkerung erzählen. Mao Zedong"

Plakat des Mao-Personenkult 1964 ca.: Mao-Zitate:
"Dies ist eine Volksbewegung. Sie darf kein Rückschritt sein. Sie soll nicht an der Oberfläche und örtlich begrenzt bleiben. Diese Bewegung soll 5 Ziele erreichen: Einfachheit, Einheit, Effizienz, Sicherheit und die Abschaffung der Bürokratie. Mao Zedong"

  
Kriegsflagge Japans
                        1889-1945: eine rote Sonne

 
Kriegsflagge Japans 1889-1945: eine rote Sonne...

[Mao wird dabei immer als "rote Sonne" dargestellt, was sehr an die militärische Nazi-Fahne von Japan im Zweiten Weltkrieg erinnert. Die zerstörerische Kraft der "roten Sonne" scheint in der Mao-Führung niemand bemerken zu wollen...]

16.10.1964
Chinas Atombombenzündung
(North, S.233)

in Lop Nur im Westen der Provinz Xinjiang.
(http://www.msnbc.com/modules/china_taiwan/1960.asp)

->> China erwartet, dass ihm ein neuer Status in der Welt zuerkannt werde
->> es kommt Bewunderung für China in der Welt auf, v.a. unter den jungen Nationen in Afrika und Asien
->> chinesische Misserfolge von vorher werden vertuscht (North, S.215).

Chinas Atombombe im Oktober 1964



    

Chinas Atombombe im Oktober 1964


Mit der Atombombe meinen die chinesischen Militaristen, es sei nun ein neuer Grad der Modernisierung in der nationalen Verteidigung erreicht.
(http://www.cbw.com/asm/xpdeng/soldier.html)

1964: Erste diplomatische Anerkennung für Peking-China durch Frankreich
Peking-China versucht in der Folge immer wieder, die Frage nach der Aberkennung von Taiwan (das "Freie China") in der UNO-Generalversammlung zur Sprache zu bringen.
(http://www.taipeitimes.com/News/local/archives/1999/12/31/17830)

Mit der Abtrennung von Russland und der eigenen ersten Atombombe gewinnt Peking-China in der ganzen Welt mehr und mehr diplomatische Anerkennung. Taiwan wird in der Politik des Kalten Krieges immer unwichtiger und scheint, die Unterstützung des Hauptverbündeten "USA" allmählich zu verlieren. Washington und Peking entwickeln immer engere Bindungen, um die sowjetische Expansion einzudämmen.
(http://news.bbc.co.uk/hi/english/static/in_depth/asia_pacific/2000/ taiwan_elections2000/1955_1972.stm)

Mit dieser Anerkennung - und es stehen noch viel mehr "diplomatische Anerkennungen" an - kann Mao nun gegen seine inneren Gegner vorgehen, gegen die er nach dem "Grossen Sprung nach vorn" im Mai 1961 verloren hat. Mao inszeniert das Hetzwerk der "Kulturrevolution"...

Tibet wird geistig enthauptet
Peking setzt die religiösen und weltlichen Oberhäupter in Tibet, den Dalai Lama und den Pantschen Lama, offiziell ab (Haydt u.a., S.67).

21.12.1964 bis 4.1.1965
Peking: III. Nationaler Volkskongress: Maos Kritik an der Kultur- und Erziehungsarbeit nimmt zu
(Haydt u.a., S.67)

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Bildernachweis

Kooperative

-- Plakat: Strom durch Kooperative, China 1958: http://www.iisg.nl/~landsberger/tg.html

Maos Helfer für den "Grossen Sprung nach vorn" - die Propaganda und die Wirklichkeit beim "Sprung nach vorn"

-- Hua Guofeng, Hu Yaobang, Zhao Ziyang und Kang Sheng, die Maos Helfer beim "Grossen Sprung nach vorn":  http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm

-- Bauern mit Schubkarren, Provinz Guangdong 1958-1961:
http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm
-- Bauern graben einen Kanal von Hand, Zhengzhou, Provinz Henan:
http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm

-- Plakat 1958: Studenten auf die Berge und hinunter in die Dörfer zur Umerziehung: Willkommensgruss:
http://www.iisg.nl/~landsberger/xf.html
-- Plakat Sprung nach vorn 1958: Drei Jahre arbeiten und Chinas Gesicht verändern:
http://news.bbc.co.uk/hi/english/static/special_report/1999/09/99/china_50/great.htm
-- Plakat: Drachenschiff mit Parole "Grösser, schneller, besser, billiger", und armes Taiwan rechts unten:
http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html
-- Plakat: Sprung nach vorn 1958, Stahlbarren und Händler: http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html

-- Schmelzofen im Shin-Chao-Hotel in Peking, Oktober 1958: http://english.epochtimes.com/news/5-10-11/33204.html
-- Mao inspiziert einen Volkshochofen in einem Hinterhof in Anhui: http://www.gmu.edu/departments/economics/bcaplan/museum/chinhung.htm
-- Bonbonwerbung für Sprung nach vorn 1958-1961: http://www.time.com/time/asia/magazine/99/0927/xinyang.html
-- Chinesenkind mit Hungerbauch, 1958 ca.: http://www.newseum.org/century/j_timeline/87_1958_great_leap/index.htm

Tibet: Niederschlagen des Aufstands 10.3.1959
-- Einzug chinesischer Panzer in Lhasa: http://tibet.logic.at/TibetohneMythos/content/page03.html
-- Statuenreste der Sommerresidenz des Dalai Lama in Norbulingka: http://tibet.logic.at/TibetohneMythos/content/page03.html
-- Der Berg Tschagpori in Tibet mit einer medizinischen Schule 1958 ca.: http://tibet.logic.at/TibetohneMythos/content/page03.html
-- Der Berg Tschagpori in Tibet mit Sendeturm ab 1959 ca.:http://tibet.logic.at/TibetohneMythos/content/page03.html:
-- Tibet 1959: Mao will ein Bier trinken gehen - Der Markt von Lhasa ist sehr bevölkert und die Preise stabil - Von Tibetern der Volksbefreiungsarmee übergebene Fahne: http://www.sinophilia.org/china/storia1.htm

Propaganda für den "Sprung nach vorn"
-- Peng Dehuai, 1959 wegen Kritik am Sprung nach vorn 1959 entlassen: http://english.pladaily.com.cn/special/figures/ys/pdh.htm
-- Plakat: Sprung nach vorn 1959: Schlachttrommel: http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html
-- Plakat: Sprung nach vorn 1959: Drache und Phoenix: http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html
-- CD-Cover: Plakat Sprung nach vorn: Schmiedehammer und Kommunistenbinde:
http://www.mechanoise-labs.com/gulag/greatleap_cover.htm
-- Plakat Sprung nach vorn 1961: "Lang lebe die Generalslinie!" Werkmeisterjubel: http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html

-- Liu Shaoqi, Portrait: http://www.iisg.nl/~landsberger/lsq.html
-- Nikita S. Chruschtschow: http://www.kssursee.ch/schuelerweb/kalter-krieg/kk/sowjetunion.htm
-- Chang Kai-Shek mit Frau 1964: http://www.iacc.com.tw/newsletter/2003-11/image579763x.jpg;

http://www.iacc.com.tw/newsletter/2003-11.htm

-- Plakat Sprung nach vorn 1964: "Lang lebe die Generallinie, der Sprung nach vorn, und die Volkskommune, Fahne!" 1964:
http://www.iisg.nl/~landsberger/glf.html

Mao: Personenkult mit Mao als "rote Sonne"
-- Plakat 1964: "Maos Werke sind wie die Sonne": http://www.iisg.nl/~landsberger/mzdt.html
-- Plakat des Mao-Personenkult 1964ca.: Mao-Zitate auf Plakat: http://www.iisg.nl/~landsberger/myl.html
-- Plakat des Mao-Personenkult 1964ca.: Mao-Zitate auf Plakat: http://www.iisg.nl/~landsberger/myl.html
-- Kriegsflagge Japans 1889-1945: eine rote Sonne: http://www.rbvex.it/asiapag/giappone.html

Maos Atombombe
-- Chinas Atombombe im Oktober 1964: http://www.cbw.com/asm/xpdeng/p159-b.jpg
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