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Das Rheinwiesenlager
Remagen-Niederbreisig
Deutscher Bericht Nr. 4
von Heinz Krämer, Adolf Zeitz, Gertrud Heine
präsentiert von Michael Palomino (2013)
aus:
Wolfgang Gückelhorn / Kurt Kleemann: Die
Rheinwiesenlager Remagen und Sinzig. Helios-Verlag 2013,
Aachen, helios-verlag@t-online.de;
www.helios-verlag.de; ISBN 978-3-86933-094-5, S. 75-76
Wortschatz
PWTE =
zeitlich begrenztes / vorläufiges
Kriegsgefangenenlager [Prisoner of War
Temporary Enclosures]
<Zeitzeuge Heinz Krämer (†)
[Das Altarkreuz vom Lager Niederbreisig ("Goldene Meile")]
<Der neunjährige Heinz Krämer lebte 1945 bei seinen
Eltern im Marienhof am Nordausgang von Niederbreisig
[bei Remagen], direkt an der Reichsstrasse 9. Als Kind
erlebte er unter anderem das Kriegsende mit dem
Kriegsgefangenenlager und berichtete:
"Im Sommer 1945, nach Auflösung des
Kriegsgefangenenlagers "Goldene Meile" [Remagen],
bin ich mal hineingegangen, weil das ehemalige
Südtor nur einige hundert Meter von unserem Hof
entfernt war. Ziemlich im Zentrum fand ich einen
provisorischen Altar aus Brettern,
vorne mit weissem Papier
verkleidet, auf dem noch ein selbstgefertigtes
Altarkreuz stand. Obwohl es schwer war, habe ich
es mit nach Hause genommen und verwahre es heute noch."> [S.75]
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<Zeitzeuge Adolf Zeitz
[Die Bewohner von Niederbreisig erleben das
Todeslager Remagen-Niederbreisig - das
französische Regime - "Amerikaner"
selektieren deutsche Küchengehilfen]
Adolf Zeitz ist 1929 geboren und bereits 1944
zum Volkssturm in Niederbreisig eingezogen.
Zum Kriegsgefangenenlager [Niederbreisig bei
Remagen] erzählt er:
"Das Elend der Gefangenen im Lager "Goldene
Meile" haben wir Niederbreisiger hautnah
miterlebt. Ganz schlimm wurde es, als die
Franzosen das Lager von den Amerikanern
übernommen hatten. Eines Tages fuhr ein
französisches Auto mit Lautsprecher ganz
langsam durch Niederbreisig und verkündete die
Drohung:
"Bald kommt ein Zug von Kriegsverbrechern
anmarschiert. Es darf keinem geholfen werden.
Die Zuwiderhandlungen wird sofort von der
Schusswaffe Gebrauch gemacht."
Als die Marschkolonne am Waisenhaus vorbeikam,
sah ich, wie schwarzhäutige, amerikanische
Soldaten, die dort eine Feldküche für die
US-Armee betrieben, einige der elend
aussehenden deutschen Gefangenen aus der
Kolonne herausnahmen, um sie fortan in der
Küche als Hilfspersonal zu beschäftigen. Die
französischen Wachsoldaten waren mehr als
erbost und drohten den Amerikanern mit ihren
Waffen. Diese liessen sich aber nicht
beeindrucken und konnten so wenigstens einigen
helfen.
[Deutsche aus der Eifel sperren die Strasse
- und erzwingen die Hilfe für die deutschen
Gefangenen - miserable
Militärverpflegung in der frz. Armee]
Zu dieser Zeit war ich schon in Brohl in der
Friseurlehre. Dort hörte ich, wie viele Leute
aus der Eifel mit Pferdekarren herankamen, um
dem Zug der Kriegsgefangenen zu helfen. Sie
hatten viele Lebensmittel dabei. Trotz der
eindeutigen Drohung des Wachpersonals haben
die Eifeler einfach mit ihren Fuhrwerken die
Strasse gesperrt. daraufhin wurde ihnen
erlaubt, den Gefangenen die mitgebrachten
Lebensmittel zu geben.
Für dieses unmenschliche Verhalten der
Franzosen war übrigens nicht nur der Hass
massgebend, sondern die Tatsache, dass die
französische Armee für ihre Soldaten eine
miserable Verpflegung anbot ..."> [S.75]
========
<Zeitzeugin Gertrud Heine (†)
<Gertrud Heine lebte damals als junge
Kriegerwitwe bei ihren Eltern, die in
Niederbreisig das Gasthaus "Bürgerstube" in
der oberen Bachstrasse betrieben. Sie
berichtet:
[Remagen-Niederbreisig: Die "Amis"
beschlagnahmen die Gaststätte "Bürgerstube"
- 4 deutsche Gefangene werden pro Woche
"angefüttert" und gerettet]
"Die Bürgerstube war von den Amerikanern
beschlagnahmt worden und wurde von diesen in
eigener Regie als Gaststätte für Mannschaften
und Unteroffiziere betrieben. Die Leitung
hatte ein deutschstämmiger Leutnant namens
Kreuzer, den Thekenbetrieb machte ein
ebenfalls deutschstämmiger Amerikaner namens
Hermann Lies.
Als das grosse Kriegsgefangenenlager
zwischen Niederbreisig und Remagen
eingerichtet worden war, hatte Leutnant
Kreuzer Mitleid mit diesen armen Menschen und
hat uns gefragt, ob wir in der Lage wären,
wöchentlich vier von ihnen "anzufüttern" und
zivil einzukleiden, um sie dann unter der Hand
vorzeitig nach Hause zu schicken.
Gerne waren wir bereit und fanden
Unterstützung bei den Nachbarsfamilien Köhler,
Nachtsheim und Salscheider. Und so ging das
mit wöchentlich vier Soldaten bis zur
Übernahme des Lagers durch die Franzosen Mitte
Juli 1945.
[Die französische Verwaltung löst das Lager
Remagen-Niederbreisig auf und die
restlichen Gefangenen kommen nach Andernach
- deutsche Kriegsgefangene sind oft so
schwach wie "Mehlsäcke"]
Als diese kamen, wurde das Lager aufgelöst und
die restlichen Gefangenen nach Andernach
verlegt. In Viererreihen marschierten die
Kriegsgefangenen durch die Zehner- und
Koblenzerstrasse nach Süden. Wir vom Roten
Kreuz begleiteten die Marschkolonne, an dessen
Ende ein Lkw fuhr, auf den die vor Entkräftung
Zusammengebrochenen und am Strassenrand
Liegenden Aufgeladen worden sind wie
Mehlsäcke."> [S.76]
Quellen
Fotoquellen
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