Krisenopfer
Spanien sieht sich mit einem zusätzlichen Problem
konfrontiert: Dem Plündern von Bauernhöfen. Die Diebe
entwenden alles, was nicht niet- und nagelfest ist – und
gehen äusserst professionell vor.
Es war ein erschreckendes Bild, das sich Eulogio
Morales bot: Als der spanische Bauer frühmorgens nach
draussen ging, um nach seiner Kuhherde zu sehen, lagen
zwei der Tiere tot am Boden. Mit einem Kopfschuss
niedergestreckt und danach feinsäuberlich ausgeweidet.
«Das waren Profis», ist sich Morales sicher. Die Tiere
waren erst seit wenigen Tagen auf der Weide – junge
Kälber mit zartem, fettarmem Fleisch. «Sie haben sie
einfach getötet», sagt Morales gegenüber der
Nachrichtenagentur AP.
Für den Farmer ist dies ein herber Verlust. Dass es
sich nicht um einen Einzelfall handelt, dürfte ihn wenig
trösten. Alleine im letzten Jahr registrierte die
Polizei mehr als 20'000 Diebstähle auf spanischen
Farmen. Aus den letzten Monaten existieren noch keine
Zahlen, aber die Bauern und Beamten bestätigen, dass die
Zahl der Verbrechen noch deutlich angestiegen ist: «Seit
Ausbruch der Krise haben die Verbrechen rapide
zugenommen», sagt Estrella Larrazabal, Sprecherin des
Bauernverbands Asaja. «Die Diebe nehmen alles mit, was
ihnen in die Hände fällt.»
Das Ausweiden von Tieren erscheint besonders
spektakulär. Doch es ist bei weitem nicht das einzige
Verbrechen, mit dem sich die spanischen Bauern
konfrontiert sehen. Diese variieren je nach Jahreszeit,
und zurzeit sei das Plündern von Kirschplantagen gerade
angesagt. AP berichtet von einem Dorf ausserhalb
Barcelonas, in dem die Lage besonders dramatisch ist. In
Sant Climent werden die Früchte für acht Euro das Kilo
zurzeit überall feilgeboten: In Bars und Spelunken oder
an improvisierten Ständen in Wohnquartieren. Bei den
Räubern handle es sich nicht immer um die üblichen
Verdächtigen wie hungernde Obdachlose: Es seien auch
Rentner, Arbeitslose und junge Leute unter den Tätern,
sagt Polizeichef Ernesto Baños.
Die Raubzüge stellen keine ernstzunehmende Bedrohung
der Gesamtwirtschaft da – die Landwirtschaft macht etwa
drei Prozent des spanischen Bruttoinlandsproduktes aus.
Aber für einzelne Landwirte sind die Räubereien doch ein
ernsthaftes Problem. Der Vorsitzende des örtlichen
Ablegers eines Landwirtschaftsverbandes, Vincente
Carrion, hält in der fruchtbaren Region Murcia im Osten
Spaniens Schafe und baut Zitronen an. Er erzählt, die
Diebe planten ihre Raubzüge wie Terminhändler – nur dass
sie nicht die Preise für Gold oder Öl beobachteten,
sondern die für Artischocken oder Orangen. «Wenn der
Preis nicht stimmt, fassen sie die Sachen nicht an»,
sagt Carrion. «Die Preise schwanken im Verlauf des
Jahres. Wenn sie ihren Höchststand erreichen, schlagen
sie zu.»
Der Kirschbauer Tugas rief am vergangenen Wochenende
die Polizei, um zwei junge Männer auf Motorrädern zu
verjagen, die sich an seiner Ernte bedienten. Allerdings
gibt es noch weitere Eindringlinge, die ihm Sorgen
machen: Wildschweine. «Sie wiegen bis zu 90 Kilogramm.
Sie kommen und rammen die Bäume, um sie umzuwerfen»,
erzählt er. «Das ist für ihre Jungen. Sie lieben
Kirschen.»
Der frühere
Finanzminister und einer der Gründerväter des Euro, Theo
Waigel, hält einen Austritt Griechenlands
aus der Euro-Zone für durchaus möglich. "Man kann
ein Land nicht vor dem Untergang retten, wenn es ihn
will", sagte Waigel dem in Wien erscheinenden
Nachrichtenmagazin "Profil".
Zwar wäre ein
Austritt fatal für Griechenland, aber Europa dürfe sich
nicht erpressen lassen. "Wenn es seine
Sparvereinbarungen nicht einhält, muss Griechenland
seinen eigenen Weg gehen."
Waigel
betonte: "Die Aufnahme Griechenlands war eine Todsünde."
Griechenland hätte nie in die Euro-Zone gehört. 1998 sei
das Land noch abgelehnt worden, zwei Jahre später aber
aufgenommen. "Das war ein gravierender Fehler." Die
Griechen hätten die entscheidenden Zahlen gefälscht und
die EU habe sie nicht kontrolliert und trage daher eine
"gravierende Mitschuld".
Griechenland
steckt seit Jahren tief in der Rezession und musste von
internationalen Geldgebern und seinen Euro-Partnern mit
Milliardenhilfen gestützt werden. Eine Umschuldung, bei
der die Gläubiger auf einen großen Teil ihrer
Forderungen verzichteten, rettete das Land in letzter
Sekunde vor dem kompletten Zusammenbruch.
Auch in diesem
Jahr wird die griechische Wirtschaft einem Medienbericht
zufolge schneller als bislang erwartet schrumpfen. Wie "Focus Online"
unter Berufung auf Zahlen des griechischen
Wirtschaftsforschungsinstituts KEPE berichtete, wird für
2012 mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,7
Prozent gerechnet.
Bislang gehen
die griechische Regierung und die sogenannte Troika aus
EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem
Währungsfonds (IWF) demnach von einem Rückgang um 5,2
Prozent aus. 2011 war die griechische Wirtschaft um 9,6
Prozent eingebrochen.
Ungarn hat im Streit mit der EU über die Unabhängigkeit
der Zentralbank offenbar das Handtuch geworfen. Die
Regierung akzeptierte die Änderungsvorschläge für das
umstrittene Zentralbankgesetz, wie die Notenbank
bekanntgab. Damit macht das Land nach monatelangem
Gezerre den Weg für Verhandlungen über milliardenschwere
Finanzhilfen frei.
Die Bank und die Regierung hätten einen gemeinsamen
Brief an Internationalen Währungsfonds (IWF),
Europäischer Zentralbank und die Europäische Kommission
gesandt, um die Institutionen zu informieren, sagte der
für die Hilfsverhandlungen zuständige Minister des
Landes, Mihaly Varga.
Das Parlament will nun schnell über ein in
Zusammenarbeit mit der EZB ausgearbeitetes Gesetz
abstimmen. Die Verabschiedung des Gesetzes ist die
Bedingung für den Erhalt eines Hilfskredits von EU und
IWF. Die Regierung in Budapest hatte Ende April
Gesetzesänderungen in Aussicht gestellt, die der EZB
aber nicht weit genug gingen.
Damit waren aber bereits Pläne vom Tisch, dass ein
Regierungsvertreter an Sitzungen des geldpolitischen
Rats der Bank teilnimmt und der Regierung die
Tagesordnung übermittelt werden soll. Auch wurden die
geplante Fusion der Notenbank mit der
Finanzmarktaufsicht PSZAF gestrichen. Dies hätte den
Einfluss der Regierung auf die Geldpolitik stark
ausgedehnt. Allerdings wurden nicht alle strittigen
Punkte aus dem Gesetz getilgt, darunter der geforderte
Eid des Zentralbank-Chefs auf die ungarische Verfassung.
Varga zufolge sagte die Regierung zu, den für die
Geldpolitik zuständigen Zentralbankrat bis zum Ende der
Amtszeit von Notenbankchef Andras Simor nicht zu
erweitern. Zudem würden die Befugnisse des Gremiums
klargestellt. Weitere Details wollte Varga nicht nennen.
Die Gespräche mit der EU und dem IWF über Hilfen über
20 Mrd. Euro hatten auf Eis gelegen, weil die politische
Unabhängigkeit der Zentralbank nach Ansicht der EU durch
eine Gesetzesreform bedroht war.
Der Streit hatte das Vertrauen der Finanzmärkte in
Ungarn weiter erschüttert. Die Kreditwürdigkeit des
Landes wird mit "Ramsch" bewertet. Entsprechend hohe
Zinsen von fast neun Prozent verlangen Investoren daher
von dem osteuropäischen Land am Kapitalmarkt.
Quelle: n-tv .de, jga/rts>
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20.6.2012: Ein neuer Trick der
Euro-Pleite-Staaten: <Rettungsfonds: Italiener
wollen heimlich den Rettungsfonds anzapfen>
aus: Welt online; 20.6.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/article106639759/Italiener-wollen-heimlich-den-Rettungsfonds-anzapfen.html
<Bargeld ohne Auflagen: Italien hofft auf
Anleihekäufe durch den Euro-Rettungsfonds. Auch
Frankreichs Präsident Hollande begrüßt den Trick.
EU-Währungskommissar nennt das "finanzielles
Paracetamol".
Im Ringen um
niedrigere Zinsen auf seine Staatsanleihen hofft Italien
auf die Unterstützung der Euro-Rettungsfonds, scheut
offenbar aber einen ordnungsgemäßen Hilfsantrag.
Die
drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone schlug beim
G-20-Gipfel im mexikanischen Los Cabos vor, dass die
Fonds Schuldenpapiere angeschlagener Staaten wie Spanien
oder Italien am Sekundärmarkt aufkaufen und damit für
sinkende Refinanzierungskosten sorgen.
Der Vorschlag
sehe vor, die Kreditkosten für Länder, die ihre
Reformziele erfüllten, zu stabilisieren, sagte Monti am
Dienstag bei dem G-20-Treffen. "Und das sollte klar
getrennt werden von der Idee einer Rettung", ergänzte
er.
Der EFSF kann
Anleihen am Sekundärmarkt aufkaufen, wenn die Zinsen
eines Euro-Landes zu stark in die Höhe schnellen.
Allerdings muss die Europäische Zentralbank eine Notlage
feststellen, die Regierung des betroffenen Landes einen
Antrag stellen und sich im Gegenzug zu Reformen
verpflichten.
Die
EU-Kommission erklärte, es gebe keinen Plan und keinen
Antrag auf Anleihekäufe durch den EFSF am Sekundärmarkt,
um gegen die Spannungen an den Märkten vorzugehen.
Allerdings werde darüber nachgedacht, mit welchen
Instrumenten dem Zinsanstieg zu begegnen sei, sagte der
Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn.
Ein solches
Eingreifen werde zwar für "eine bestimmte Zeit"
Wirkung zeigen, sei aber letzten Endes nur
"finanzielles Paracetamol", sagte der Sprecher von
EU-Währungskommissar Olli Rehn. "Das könnte
Spannungen lindern, Schmerz, Unwohlsein, aber nicht
die Ursache bekämpfen, die strukturellen Probleme
der Volkswirtschaften von Italien, Spanien und
anderen."
Die britische
Tageszeitung "The Guardian" und die Wochenzeitung "Die
Zeit" berichteten, Merkel habe sich mit den von Italien
geforderten Anleihekäufen einverstanden erklärt.
Vertreter der Bundesregierung wiesen dies jedoch zurück.
Über derartige Initiativen sei nicht gesprochen worden,
sagte ein Regierungsvertreter am Rande des G20-Treffens.
"Sowohl im EFSF als auch im künftigen ESM sind
Sekundärmarktkäufe als eines von mehreren Instrumenten
vorgesehen", sagte er. All diese Instrumente seien an
Konditionen gebunden.
Italiens
Europaminister Enzo Moavero forderte zuletzt einen
"halb-automatischen Mechanismus zum Abbau von
Risikoaufschlägen", über den die Euro-Finanzminister am
Donnerstag in Luxemburg beraten sollen. Monti drängte,
Italien müsse für seine Reformanstrengungen durch
sinkende Risikoaufschläge auf Anleihen belohnt werden.
Die Renditen
für zehnjährige italienische Bonds waren durch die
jüngst wieder eskalierte Schuldenkrise deutlich über
sechs Prozent gestiegen. Die kritische Marke liegt bei
sieben Prozent. Ein solches Niveau gilt in der Regel als
mittelfristig nicht tragbar.
Schon als
Spanien auf Hilfe für seine Banken zusteuerte, kam die
Diskussion auf, EFSF und ESM zur Bankenrekapitalisierung
zu verändern. Spanien verlangte, die Banken müssten
direkt kapitalisiert werden, ohne dass die Hilfskredite
über die Regierung laufen müssen und damit den
Schuldenstand weiter nach oben treiben. Die
EU-Kommission unterstützte den Vorstoß, mit dem der
Teufelskreis aus strauchelnden Banken und angeschlagenen
Regierungen als ihr Retter durchbrochen werden soll.
Reuters/AFP/woz>
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21.6.2012: Banken herabgestuft, auch UBS und
CS
aus: Rating:
Schweizer Banken
herabgestuft; 20 minuten online; 21.6.2012;
http://www.20min.ch/finance/news/story/Schweizer-Banken-herabgestuft-19060720
<Die Ratingagentur
Moody's hat zu einem Rundumschlag gegen die
Grossbanken ausgeholt und stufte am Donnerstag 15
Kreditinstitute herab, darunter UBS und Credit Suisse
(CS).
Moody's liess den Mitte Juni bekanntgegebenen
Herabstufungen von Banken in Frankreich und den
Benelux-Staaten am Donnerstag einen weiteren Schlag
gegen Europas und Nordamerikas Bankenwelt folgen.
Dabei rutschte die Credit Suisse als einziges der
betroffenen Institute um drei Bonitätsnoten nach
unten, nämlich von der zweitbesten Bewertung «Aa1» auf
ein «A1». Für die UBS senkte Moody's das Rating um
zwei Stufen, nämlich von «Aa3» auf noch «A2». Bei
beiden Banken sprach die Ratingagentur von einem
stabilen Ausblick.
Den Risiken besonders ausgesetzt
Hart traf es der Mitteilung von Moody's zufolge die
US-Häuser Bank of America und Citigroup. Deren Bonität
wurde demnach auf die Note «Baa2» herabgestuft. Sie
liegt damit nur wenig über dem Ramschniveau.
Die herabgestuften Banken seien den Risiken und der
Volatilität des Kapitalmarkts in besonderer Weise
ausgesetzt, sagte der zuständige Moody's-Experte Greg
Bauer in New York. Er betonte allerdings, dass die
Häuser auch Geschäftszweige besässen, die
stabilisierend wirkten. «Diese Aktivitäten können
bedeutende Stossdämpfer sein.»
Eine schlechtere Kreditwürdigkeit kann die Aufnahme
von frischem Geld erschweren und verteuern. Allerdings
gibt es keinen Automatismus. Die stark am Kapitalmarkt
aktiven Grossbanken mussten bereits Gewinnrückgänge
wegen der Schuldenkrise verdauen.
Auch Deutsche Bank betroffen
In Europa sind neben den Schweizer Grossbanken auch
Deutsche Bank, HSBC, Barclays, Royal Bank of Scotland,
BNP Paribas, Credit Agricole und Société Generale
betroffen. In den USA traf es JPMorgan, Morgan
Stanley, Citigroup, Bank of America sowie Goldman
Sachs, in Kanada die Royal Bank of Canada.
Moody's hatte Mitte Juni mit dem in der Finanzbranche
befürchteten Rundumschlag begonnen. Die Agentur hatte
dabei zunächst elf Geldhäuser in den Niederlanden,
Frankreich, Belgien und Luxemburg ins Visier genommen.
Kritik an den Agenturen
Im Februar hatte Moody's bekanntgegeben, wegen der
lahmenden Konjunktur und der Flaute auf den
Kapitalmärkten 114 Banken und Versicherer zu
überprüfen. Die Agenturen Standard & Poor's und
Fitch hatten schon zum Jahreswechsel die Bonitätsnoten
für mehrere Länder und Banken gesenkt oder damit
gedroht, dies zu tun.
Kritiker haben den US-Agenturen vorgeworfen, die
Krise in Europa mit ihren Herabstufungen prozyklisch
zu verschärfen.
(bem/sda)>
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21.6.2012:
<Fiskalpakt und ESM ausgebremst: Gauck
verweigert Unterschrift> - bis BVG in Karsruhe
das Urteil spricht
aus: n-tv online; 21.6.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Gauck-verweigert-Unterschrift-article6554796.html
<
Endlich, nach wochenlangen
Debatten, hat Kanzlerin Merkel SPD und Grüne so weit,
dass sie ESM und Fiskalpakt ihren Segen geben. Doch
kaum ist die Einigung da, kommt der Dämpfer: Der
Bundespräsident verweigert den Vorhaben seine
Unterschrift. Das Bundesverfassungsgericht soll erst
eine Klage dagegen prüfen.
Kaum haben sich Kanzlerin Angela Merkel und die
Opposition nach wochenlangen Verhandlungen auf einen Kompromiss zur Verabschiedung von
Fiskalpakt und permanentem Euro-Rettungsschirm ESM
geeinigt erfährt das Vorhaben erneut einen
Dämpfer. Das Bundesverfassungsgericht hat angekündigt,
den Bundespräsidenten um Aufschub bei der Ausfertigung
der Gesetze zu bitten, und Joachim Gauck kündigte
kurzerhand an, seine Unterschrift vorerst nicht unter
die Vorhaben zu setzen.
Hintergrund ist eine bevorstehende Klage der
Linkspartei und weiterer Abgeordneter – unter ihnen
die ehemalige SPD-Justizministerin Herta
Däubler-Gmelin. Sollten die Klagen, wie angekündigt,
eingereicht werden, wollen die Karlsruher Richter
genügend Zeit haben, um das umfangreiche Material zu
sichten.
Nach dem Bericht der Zeitung hat Gauck seine Absicht,
die Gesetze vorerst nicht zu unterschreiben, dem
Gericht schon mitgeteilt. Allerdings erst nach
heftigem Gezerre hinter den Kulissen. Angeblich wollte
Gauck zunächst auf Drängen von Bundeskanzlerin Angela
Merkel von der CDU die Gesetze und
Ratifikationserklärungen unmittelbar nach der
Abstimmung im Bundestag und Bundesrat unterzeichnen.
Dagegen habe sich das Bundesverfassungsgericht aber
gewehrt.
Regierungssprecher Steffen Seibert dementierte diese
Darstellung aber prompt: "Bundeskanzlerin Merkel hat
niemals mit Bundespräsident Joachim Gauck über die
Frage und den Zeitpunkt der Ausfertigung der Gesetze
zum ESM und zum Fiskalpakt gesprochen." Anderslautende
Behauptungen entsprächen nicht den Tatsachen.
Regierung lässt sich auf Börsensteuer ein
Bei der Ratifizierung von ESM und Fiskalpakt drängt
die Zeit: Der ESM soll zum 1. Juli in Kraft treten und
nur zusammen mit dem Fiskalpakt zur Abstimmung kommen.
Um diese zeitliche Vorgabe einhalten zu können, hatte
Schwarz-Gelb gerade in letzter Minute noch in
Verhandlungen das Ja von Rot-Grün sicher gestellt.
Besonders bitter angesichts der Karlsruher Bremse: Für
den Kompromiss hatte Merkel einige Zugeständnisse
machen müssen.
Als Erfolg werteten SPD und Grüne, in den
Verhandlungen mit der Koalition eine Einigung auf eine
Finanzmarkttransaktionssteuer wie auch
auf ein Maßnahmenpaket für Wachstum und Beschäftigung
erreicht zu haben. Die Bundesregierung habe sich ganz
erheblich in ihrer Position verändert, sagte der
SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel. "Das alles ist
ein wichtiges Paket, um wegzukommen von einer reinen
Sparpolitik, das war auch bitter nötig", so Gabriel.
Einen Altschuldentilgungsfonds, wie ihn vor allem die
Grünen eingefordert hatten, wird es nicht geben. Der
FDP-Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle wertete dies
als wichtiges Signal an künftige "Begehrlichkeiten" in
Europa.
Länder müssen noch zustimmen
Die Bundesregierung sagt in der Einigung zudem erneut
ihren Einsatz für eine Stärkung der Europäischen
Investitionsbank um zehn Milliarden Euro zu. Sie will
erreichen, dass alle EU-Staaten mitziehen. Deutschland
dürfte die Aufstockung dem Vernehmen nach bis zu 1,6
Milliarden Euro kosten. Insgesamt könnten mit dem
Schritt Investitionen in Höhe von 180 Milliarden Euro
finanziert werden, heißt es unter Bezug auf die
EU-Kommission.
Unionsfraktionsvorsitzende Volker Kauder sagte, die
Einigung sei eine wichtige Botschaft für Europa und
ein Signal an die Märkte, "dass wir in Europa
handlungsfähig sind und zusammenhalten". Es sei auch
ein Erfolg für die Bundesregierung, dass diese beiden
großen europäischen Vertragswerke im Bundestag
ratifiziert werden könnten.
Kauder zeigte sich auch zuversichtlich, dass es in
den Verhandlungen mit den Ländern ebenfalls eine
Einigung geben könne. Mit deren Vertretern sollte am
Sonntag gesprochen werden. Die Länder haben erhebliche
Bedenken was die Verteilung der Lasten eines
verschärften Sparregimes anbetrifft.
Nach dem Veto des Bundespräsidenten kann von einem
Erfolg der Bundesregierung kaum noch die Rede sein.
Ihren Zeitplan kann sie nun vermutlich nicht mehr
einhalten.
Zuletzt hatte das Bundesverfassungsgericht immer
wieder gegen die Europa-Politik der schwarz-gelben
Regierung entschieden. Zuletzt stärkten die Richter das Mitspracherecht
des Parlaments bei der Aushandlung von
Währungsverträgen wie den ESM.
Quelle:
n-tv.de, ieh/jog/rts/dpa/AFP>
========
22.6.2012: EZB macht Kredite billiger
aus: n-tv online:
EZB: EZB senkt
Anforderungen - Krisenbanken bekommen leichter Geld;
22.6.2012;
http://www.n-tv.de/ticker/EZB-senkt-Anforderungen-Krisenbanken-bekommen-leichter-Geld-article6565146.html
<Frankfurt/Main (dpa) - Banken aus den
Euro-Krisenstaaten kommen künftig noch leichter an
Geld der Europäischen Zentralbank. Die Notenbank
senkte die Anforderungen für Sicherheiten, welche die
Institute für Zentralbankgeld hinterlegen müssen, wie
die EZB mitteilte. Damit können Geschäftsbanken eine
größere Zahl von Wertpapiergruppen mit schlechteren
Bonitätsnoten einreichen - allerdings nur mit
deutlichen Abschlägen. Die neue Regelung kommt vor
allem angeschlagenen Geldhäusern zugute, die sich wie
zum Beispiel spanische Institute derzeit nur schwer
Geld am Markt besorgen können.
Quelle: n-tv.de, dpa>
========
22.6.2012: EZB wird zum Ramsch-Depot: Auch
Papiere mit Bonität "BBB-" werden als Sicherheit
akzeptiert
aus: Welt online: Sicherheit: EZB akzeptiert
"Beinahe-Ramsch" als Sicherheit; 22.6.2012;
http://www.welt.de/finanzen/article106818500/EZB-akzeptiert-Beinahe-Ramsch-als-Sicherheit.html
<Die
Europäische Zentralbank (EZB) kommt den Krisenbanken
entgegen: Diese können künftig selbst solche
Wertpapiere als Sicherheit hinterlegen, die die
Bonitätsnote "BBB-" besitzen.
Banken aus
den Euro-Krisenstaaten kommen künftig noch leichter an
Geld der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank
senkte die Anforderungen für Sicherheiten, welche die
Institute für Zentralbankgeld hinterlegen müssen, wie
die EZB mitteilte.
Damit können
Geschäftsbanken eine größere Zahl von
Wertpapiergruppen mit schlechteren Bonitätsnoten
einreichen – allerdings nur mit deutlichen Abschlägen.
Die
Notenbank akzeptiert künftig teilweise sogar Papiere
mit der Note "BBB-", der letzten Stufe vor dem
Ramschstatus. Der Schritt war einem Bericht der
"Financial Times Deutschland" zufolge im EZB-Rat
umstritten, die Entscheidung sei nicht einstimmig
gefallen.
Die neue
Regelung kommt vor allem angeschlagenen Geldhäusern
zugute, die sich wie zum Beispiel spanische Institute
derzeit nur schwer Geld am Markt besorgen können. Die
EZB hatte die Zügel für Banken im Laufe der Krise
mehrfach gelockert. EZB-Präsident Mario Draghi stellte
erst kürzlich klar: "Wir werden solventen Banken bei
Bedarf weiterhin Liquidität zur Verfügung stellen."
Italienischer Rechnungshof prüft
Rating-Herabstufungen
Der
italienische Rechnungshof ermittelt unterdessen gegen
die Herabstufungen von Italiens Kreditwürdigkeit durch
die Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und
Fitch im vergangenen Jahr. Ziel sei es,
herauszufinden, ob die Bonitätssenkungen die
Staatsfinanzen geschädigt hätten, sagte
Generalstaatsanwalt Angelo De Dominicis. Die
Untersuchung sei bereits Anfang dieses Jahres
gestartet worden und befinde sich immer noch im
Anfangsstadium.
Er habe
bereits die italienischen Vertreter aller drei
Ratingagenturen angehört. Dominicis sagte, er hoffe
bis Ende des Jahres die Anfangsphase der Ermittlungen
abzuschließen. S&P wies umgehend die Vorwürfe
durch den Generalstaatsanwalt als haltlos zurück.
Moody's und Fitch wollten zunächst keine Stellung
nehmen.
In der
süditalienischen Kleinstadt Trani prüfen Staatsanwälte
bereits mutmaßliche Marktmanipulationen durch S&P,
Moody's und Fitch. Die Herabstufungen hatten einen
massiven Ausverkauf von italienischen Wertpapieren
ausgelöst. Italien geht mit einem drastischen
Sparprogramm gegen die hohe Verschuldung vor. An den
Kapitalmärkten wird das Mittelmeerland immer wieder
als möglicher Kandidat für Euro-Rettungshilfen
gehandelt.
Der
Rechnungshof in Italien hat den Status eines Gerichts.
Reuters/lw>
=======
Was sagte Barroso am G20-Gipfel? - Richtig: Das ist
das "Modell, auf das wir sehr stolz sein können".
Dankeschööööööööööööööönnnnnn!!!!!
22.6.2012: <Euro-Schuldner: Griechenland
droht Degradierung zum Schwellenland>
aus: Welt online; 22.6.2012;
http://www.welt.de/finanzen/article106808546/Griechenland-droht-Degradierung-zum-Schwellenland.html
<Es
wäre ein einmaliger Vorgang: Der wichtige
Börsenindex-Anbieter MSCI erwägt, Griechenland aus
der Gruppe der Industrieländer rauszuwerfen. Eine
solche Schmach musste noch nie ein Euro-Land
ertragen.
Von Frank Stocker
Der Verbleib
im Euro scheint für Griechenland seit der
Parlamentswahl wieder ein klein wenig
wahrscheinlicher. Doch für Investoren und Anleger
weltweit ändert das wenig. In ihren Augen ist das Land
weiter auf dem absteigenden Ast. Das könnte nun sogar
zur Folge haben, dass Griechenland an den
Finanzmärkten demnächst offiziell wieder herabgestuft
wird von einem Industrieland zu einem Schwellenland.
Das wäre ein einmaliger Vorgang, kein Euro-Staat
musste eine solche Schmach je erleben.
Der
Index-Anbieter MSCI Barra, an dessen Börsenbarometern
sich weltweit Investoren mit einem Kapital von etwa
sieben Billionen Dollar orientieren, hat angekündigt,
den Status Griechenlands zu überprüfen. Erst vor elf
Jahren war das Land in die Gruppe der
Industrienationen aufgenommen worden. Das bedeutete
damals, dass griechische Aktien fortan auch im MSCI
World, einem der wichtigsten Indizes überhaupt,
enthalten waren. Viele Investoren nahmen daraufhin
auch griechische Aktien in ihr Portfolio auf.
Doch nun
erfüllt das Land die damit verbundenen Anforderungen
an das Börsenvolumen nicht mehr. Denn der Anteil der
griechischen Firmen am MSCI World Index beträgt gerade
mal noch 0,03 Prozent. Im Mai 2010 waren es immerhin
noch 0,16 Prozent gewesen. "Der griechische
Aktienmarkt hat einen starken Rückgang durchgemacht,
was natürlich mit der wirtschaftlichen Situation
Griechenlands zusammenhängt", sagt Dimitris Melas, bei
MSCI verantwortlich für die Überprüfung der Indizes.
"Der Markt ist deutlich geschrumpft."
Trennung von griechischen Aktien
Ein
Ausschluss aus der Gruppe der Industriestaaten hätte
zur Folge, dass viele Investoren sich nun wieder von
griechischen Aktien trennen würde –das beträfe vor
allem Indexfondsanbieter, andere Anleger haben meist
schon längst keine griechischen Aktien mehr. Denn in
den letzten fünf Jahren ist der MSCI Greece Index um
93 Prozent gefallen. Das hatte zur Folge, dass derzeit
überhaupt nur noch zwei Aktien in diesem Index
enthalten sind: Der griechische Coca
Cola Abfüller sowie das Lotterieunternehmen
OPAP. Wenn der Marktwert dieser beiden Firmen noch
weiter sinke, so sehe man sich sogar gezwungen die
Berechnung des Indexes einzustellen, heißt es bei
MSCI.
Doch der
Marktwert ist es nicht allein, was den Index-Betreiber
stört. Auch die Regulierung der Börse entspreche nicht
dem Niveau eines Industrielandes. Die griechischen
Behörden seien nicht empfänglich gewesen für
wiederholte Beschwerden internationaler Investoren,
die unter anderem das Verbot außerbörslicher Geschäfte
bemängelt hatten, heißt es bei MSCI. Außerdem seien
Aktienleihe und Leerverkäufe in dem angeschlagenen
Land eher unüblich. Die Kriterien von MSCI für die
Zugehörigkeit eines Landes zu einem Index umfassen
unter anderem den Zugang der Investoren zum Markt,
Volumen, Liquidität wie auch die wirtschaftliche
Verfassung eines Landes.
Bei all
diesen Kriterien gibt es inzwischen starke Zweifel,
dass Griechenland noch der Status einer entwickelten
Volkswirtschaft gebührt. In die selbe Richtung deutet
aber im Übrigen auch der sogenannte
Doing-Business-Index der Weltbank, der misst, wie
schwierig oder einfach es in einem Land ist, ein
Unternehmen zu gründen und zu betreiben. Dazu werden
Dutzende von Kriterien ausgewertet, beispielsweise wie
viele Behördengänge es braucht, um eine Baugenehmigung
zu erhalten, wie viel das kostet und wie lange es
dauert. Bei diesem Index rangiert Griechenland auf
Platz 100, nur einen Rang vor Papua Neuguinea und noch
einen hinter dem Jemen.
Staatswesen entspricht nicht dem
einer Industrienation
Alle anderen
Euro-Mitglieder liegen weit davor, vor allem auch
jene, die ebenfalls bereits unter den Rettungsschirm
schlüpfen mussten. So steht Irland auf Platz 10 und
Portugal immerhin auf Rang 30. Dies zeigt, dass
Griechenlands größtes Problem gar nicht unbedingt
seine Schulden sind, sondern vielmehr das Staatswesen,
das einfach nicht den Maßstäben einer entwickelten
europäischen Industrienation entspricht.
Indes kann
es durchaus noch einige Zeit dauern, bis Griechenland
von MSCI tatsächlich auf das Niveau eines
Schwellenlandes herabgestuft wird. So wartet etwa
Südkorea seit vier Jahren darauf, zum Industrieland
hochgestuft zu werden. Auch bei der nun erfolgten
neuerlichen Revision der Indizes wurde dem Land dieser
Aufstieg wieder verweigert. Wiedervorlage: Nächstes
Jahr im Juni. Gleiches gilt für Griechenland.
Würde
Griechenland allerdings aus der Euro-Zone aussteigen,
so könnte alles wesentlich schneller gehen. Dann
könnte sich der Index-Anbieter zu einer spontanen
Umgruppierung entscheiden. Und wenn das Land
Kapitalverkehrskontrollen einführen sollte, könnte
sogar eine Herabstufung auf den Status "Einzelmarkt"
(Standalone Market) die Folge sein. Dann wäre
Griechenland in gar keinem Index mehr enthalten, weder
im Industrieländerindex MSCI World noch im
Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets. Die Börse
in Athen würde dann endgültig in einen
Dornröschenschlaf entschlummern.>
========
22.6.2012: "Gipfel von Rom" beschliesst
130-Milliarden-Euro-Wachstumsprogramm
aus: Welt online: Gipfel in Rom: Jeder will vor allem
seine eigenen Probleme lösen; 22.6.2012;
http://www.welt.de/politik/deutschland/article106856883/Jeder-will-vor-allem-seine-eigenen-Probleme-loesen.html
<Italien,
Frankreich, Spanien und Deutschland haben ein
130-Milliarden-Wachstumspaket beschlossen. Jeder
will seine eigenen Probleme schnellstmöglich lösen –
am besten mit Hilfe der anderen.
Von Paul Badde, Florian Eder und Jan Hildebrand
Es ist der
Gipfel der Hitzewelle in Rom. Mario Monti steht bei 34
Grad vor dem Halbrund der Villa Madama und begrüßt
jeden seiner Gäste mit Handschlag am Auto. Drei sind
gekommen: Frankreichs Präsident François Hollande,
Spaniens Premier Mariano Rajoy und Bundeskanzlerin
Angela Merkel.
Die
Erwartungen stiegen mit dem Quecksilber, als sich um
Viertel nach zwei die Türen hinter der Viererrunde
schließen. "Europa steht auf dem Spiel!", hatte der
italienische Premierminister vorab als Hausaufgabe für
diesen Tag ausgegeben.
Die vier
Regierungschefs wollten noch keine Beschlüsse fassen.
Sie wollten Gemeinsamkeiten finden und rote Linien
abstecken, als Vorbereitung auf den EU-Gipfel Ende
kommender Woche. Das Treffen soll einen Einstieg in
eine Reform markieren, wie sie Europa noch nicht
gesehen hat.
Politische Union als Zeichen an die
Märkte
Den Fahrplan
für eine politische Union wollen die Staats- und
Regierungschefs entwerfen, eine Ankündigung zwar nur,
ein Versprechen, aber ein Zeichen an die Märkte:
Europa tut was, und Europa ist stärker. Um diese
Botschaft vorzubereiten, fand das Treffen in Rom
statt.
Die vier
Häupter in Rom beschworen Zuversicht, Einigkeit und
europäischen Geist in der langen Frist. Man strebe
erhebliche Fortschritte an, um "die Integrität und
Stabilität des Euro zu gewährleisten", sagte Monti
nach dem Treffen. "Wir setzen alle darauf, dass der
Euro unumkehrlich ist", fügte Rajoy an. Und Merkel
versprach: "Wir tun alles, um für den Euro zu
kämpfen." Was der Gastgeber mit "Danke, Angela!"
quittierte.
Das Pathos
also stimmte in Rom. Doch es wurde auch geschachert,
ums Geld, wie immer in dieser Krise. Jeder will seine
eigenen Probleme schnellstmöglich lösen – am besten
freilich mit Hilfe der anderen.
Schäuble kritisierte Monti heftig
Da ist
zunächst der Gastgeber. Mario Monti musste sich herbe
Kritik von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) gefallen lassen für eine Idee, von der sich erst
im Lauf der Woche erhellte, wie er sie wirklich
gemeint hatte: Die Europäische Zentralbank (EZB) solle
Staatsanleihen von Krisenländern kaufen, der
Rettungsfonds EFSF dafür garantieren, so geht der
Vorschlag in Kürze, erklärten italienische Diplomaten
geduldig.
Schäubles
Ärger bei Ankunft beim Finanzministertreffen in
Luxemburg damit aus deutscher Sicht verständlich: "Wir
brauchen nicht ständig neue Überlegungen in der
Öffentlichkeit, als hätten wir nicht längst präzise
Vereinbarungen getroffen", sagte er in Richtung des
abwesenden Monti, der zwar auch Italiens
Finanzminister ist, aber seinen Stellvertreter
Vittorio Grilli schickte. Denn die italienische "Idee"
wäre schlicht eine Hilfe der Notenbank dabei, dass
Länder sich günstig Geld besorgen können.
Monti
braucht schnelle Erfolge: Die Parteien, die seine
Regierung tragen, besonders die PDL seines Vorgängers
Silvio Berlusconi, drohen damit, den Premier fallen zu
lassen. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen
müssten runter, auf welchem Weg auch immer, erklärte
Monti vor dem Gipfel, sonst werde sich das Projekt der
europäischen Einigung nicht mehr als Gewinn für alle
verkaufen lassen.
Spanien kämpft mit hoher
Arbeitslosigkeit
Ähnliche
Sorgen treiben auch Rajoy um, dessen Land nach
schmerzhaften Reformen noch immer unter hoher
Arbeitslosigkeit leidet. Und Hollande hat zu Hause
noch Wahlversprechen einzulösen – vor allem das, einen
Kontrapunkt zu Merkels Euro-Spardiktat zu setzen.
So wurde es
zu einem Geben und Nehmen in Rom. Merkel war zu einem
kleinen Zugeständnis bereit. Nach dem Treffen
verkündete Monti, dass sich die vier einig seien, ein
130 Milliarden Euro schweres Wachstumspaket
aufzulegen. "So schnell wie möglich", wie Hollande
anfügte. Merkel schwenkte verbal um: Nach den
Sparvorschriften wie etwa dem Fiskalpakt sei es nun
notwendig, eine "klares Zeichen" für Wachstum und Jobs
zu setzen.
Zugleich
betonten Monti, Hollande und Rajoy den Stellenwert der
Haushaltsdisziplin. Wachstum könne es nur auf einer
soliden Basis geben, sagte Monti. Und Rajoy betonte,
dass es keine Alternative zu Strukturreformen in den
Krisenländern gebe. Das klingt sehr deutsch – Merkel
hörte es gerne.
Zudem reist
sie mit dem Signal Hollandes aus Rom ab, dass er
seinen Widerstand gegen eine stärkere Intergration der
Euro-Zone aufgeben könnte. Der Franzose nahm die
Vorlage der Kanzlerin auf, die als Preis für eine
verstärkte gemeinsame Haftung auch verstärkte
Durchgriffsrechte fordert. Das also, was in einer
Fiskalunion enden könnte und in die französische
Europapolitik weit weniger passt als in die deutsche.
Streitpunkte unter harmonischer
Oberfläche
Doch alle
demonstrativ vorgetragene Harmonie konnte nicht über
offene Streitpunkte hinwegtäuschen. Hollande
interpretierte die in Deutschland verhassten
Euro-Bonds als "nützliches Instrument der
Integration". Merkel sagte nichts, guckte aber wenig
begeistert. Ungeklärt ist auch der Streit darüber, wie
flexibel künftig die Euro-Rettungsschirme eingesetzt
werden sollen. Die Südländer würden die
Hilfsmilliarden gerne ohne strenge Auflagen nutzen.
Das sorgt schon im Fall von Spanien für Ärger.
Die
Euro-Gruppe erwartet von Rajoy, bis Montag einen
offiziellen Antrag auf die politisch schon zugesagten
Hilfen zu stellen. Die endgültige Summe soll in den
kommenden Wochen ausgehandelt werden, zusammen mit
Bedingungen und spanischen Gegenleistungen – und die
will Rajoy so gering wie möglich halten. Spanien sei
nicht Griechenland, Probleme hätten nur die Banken,
nicht das Land, so die Argumentation.
Da
kam Christine Lagarde gerade recht. Die
IWF-Chefin war nach Luxemburg gekommen, um einen
Bericht ihrer Organisation über die Euro-Zone
abzugeben. Die großen Linien der europäischen Pläne
unterstützte Lagarde: Europa brauche eine Bankenunion,
sagte sie, mit einer gemeinsamen EU-weiten Aufsicht,
brauche aber auch eine gemeinsame Einlagensicherung.
Lagardes Vorschläge
Europa
müsse sich zweitens auf eine Fiskalunion besinnen,
darauf, "mehr Risiko zu teilen", aber auch mehr
Durchgriffsrechte zu schaffen. Drittens dürften die
Strukturreformen nicht vernachlässigt werden. Das aber
alles langfristig – kurzfristig hat auch Lagarde
Wünsche, die ihr den ständigen Ärger mit den Europäern
vom Hals schaffen könnten.
So forderte
sie, wie auch Spanien es will, bei der
Rekapitalisierung maroder Banken "nach Möglichkeit
eine direkte Verbindung mit EFSF beziehungsweise ESM
herzustellen", und die Staaten so zu umgehen.
Zweitens
wünschte sie sich eine "kreative Geldpolitik" von der
EZB, "die Wachstum fördern kann". Für Deutschland, mit
der Tradition der unabhängigen Bundesbank, ist das
schwer denkbar.
Merkels kurzfristiger Ärger
Und Merkel
hat noch mehr kurzfristigen Ärger. Es waren die
Deutschen, die darauf drängten, den ESM schon am 1.
Juli in Kraft zu setzen. Und nun ist es Merkel, die
Brüssel eine Verspätung melden muss. Bundespräsident
Joachim Gauck hat angekündigt, das Gesetz nicht zu
unterschreiben, solange das Bundesverfassungsgericht
nicht über Klagen entschieden hat.
Deshalb
wurde nun der 9. Juli genannt, doch auch dieser Termin
ist nicht zu halten. Karlsruhe wird eher Wochen als
Tage brauchen. "Voraussichtlich ist mit wenigen Wochen
zu rechnen", sagte eine Gerichtssprecherin. Für Merkel
eine unangenehme Lage.
Die
Bundesregierung versucht nun die Bedeutung des Datums,
die sie selbst aufgebauscht hatte, wieder
herunterzuspielen. "Ich glaube, der Termin 9. Juli ist
mal so gegriffen", sagte der stellvertretende
Regierungssprecher Georg Streiter. Ist er nicht. Das
Datum stand schon im Entwurf der Erklärung des
EU-Gipfels.
Von der
Opposition muss sich Merkel nun Spott gefallen lassen.
"Jetzt hat sie es sogar geschafft, den
Bundespräsidenten in eine unmögliche Situation zu
bringen", sagte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin.
Verhandlungen zu spät gestartet
Er wirft
Merkel vor, die Verhandlungen mit Sozialdemokraten und
Grünen über die Gesetzesvorhaben zu spät gestartet zu
haben, so dass man nun unter Zeitdruck ist. Auch
SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisierte Merkels
Krisenmanagement: "Das ist schon alles nicht besonders
professionell."
Koalition
und Opposition hatten sich am Donnerstag über ein
Wachstumspaket verständigt, das ESM und Fiskalpakt
begleiten soll. Zudem hat die Bundesregierung
zugesagt, sich in Brüssel für die
Finanztransaktionssteuer stark zu machen.
Einen Tag
später konnte sie Vollzug melden. Zwar gibt es keine
Einstimmigkeit unter den 27 EU-Staaten. Schäuble warb
aber beim Treffen der Finanzminister dafür, in einer
kleineren Gruppe voranzugehen – und es zeichnete sich
ab, dass die notwendige Anzahl von neun Vorreitern
zustande kommt.
Beim
Fiskalpakt muss Merkel nun noch die Länder überzeugen,
die im Bundesrat zustimmen müssen. Am Sonntag ist ein
Treffen im Kanzleramt geplant. Die Ministerpräsidenten
fürchten, dass sich ihre Schuldengrenzen verschärfen –
und verlangen finanzielle Kompensation vom Bund.>
Kommentar
Das Problem lösen heisst DM. Aber die merken das nie.
Michael Palomino, 22.6.2012
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22.6.2012: Pleite-Griechenland droht
Stromausfall zur Urlaubszeit, weil Rechnungen von
327 Millionen Euro nicht bezahlt sind
aus: Der Standard online: Griechen droht Stromausfall
in der Urlaubssaison; 22.6.2012;
http://derstandard.at/1339638746932/Lichter-aus-Griechen-droht-Stromausfall-in-der-Urlaubssaison
<Muss der Strommasten in Griechenland hilflos
zusehen, wie die Lichter ausgehen?
Der
Stromnetzbetreiber LAGHE schuldet ausländischen
und inländischen Versorgern 327 Millionen Euro .
London/Sofia - Dem krisengeschüttelten Griechenland
droht mitten in der Urlaubssaison ein Stromausfall.
Wegen offener Rechnungen haben Stromhändler in
Deutschland, der Schweiz, Italien und Bulgarien ihre
Elektrizitätsexporte nach Griechenland reduziert
oder gar eingestellt. "Wir haben den Stromverkauf
gestoppt", sagte Claus Urbanke vom norwegischen
Energiekonzern Statkraft. Grund sind nach Angaben
aus Branchenkreisen das hohe Kreditrisiko und
Zahlungsverzögerungen in Griechenland in den
vergangenen zwei bis drei Monaten.
Illegales Anzapfen erschwert Situation
Der griechische Stromnetzbetreiber LAGHE schuldet
ausländischen und inländischen Versorgern 327
Millionen Euro, wie aus Gerichtsdokumenten
hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters am
Freitag vorlagen. Das Unternehmen leidet unter
sinkenden Einnahmen wegen der Rezession und
schlechten Zahlungsmoral der griechischen
Bevölkerung. Schließlich zapfen immer mehr Griechen
illegal Stromleitungen an, was bereits vielfach zu
tödlichen Unfällen geführt hat. Griechenland
importierte im dritten Quartal 2011 mehr als zehn
Prozent seines Strombedarfs. In dem Zeitraum sind
die heißen Sommermonate eingerechnet, wenn die
Klimaanlagen auf Hochtouren laufen.
Aus Furcht vor weitreichenden Strom- und
Gasengpässen während der Urlaubssaison kämpfen
Griechenlands klamme Energiekonzerne offenbar um
Notkredite. So verhandeln der staatliche
Gasversorger DEPA und LAGHE mit heimischen Banken
über Finanzmittel, um damit offene
Lieferanten-Rechnungen zu begleichen, wie Reuters
vor kurzem erfuhr. Auch der Stromriese PPC
verhandelt mit Banken über eine Verlängerung von
Krediten, die Ende Juni fällig werden. (APA,
22.6.2012)>
Kommentar: In
Griechenland kann jeder seine Solaranlage bauen
In Griechenland kann doch jeder seine eigene
Solaranlage aufbauen und dann hat jeder Strom im
Überfluss. Frau Merkel, schnell hinfahren und
missionieren! Im Ernst, sonst schnallen die das nie.
Michael Palomino, 22.6.2012
========
Und es kam, was doch kommen musste: Das
Griechenland-Theater geht schon wieder in eine neue
Runde:
23.6.2012: Pleite-Griechenland will das
Sparpaket nicht einhalten - Fristerstreckung bis
2016, keine Entlassung festangestellter Beamten,
Arbeitslosengeld soll erhöht werden, neue Steuern
soll es keine geben
Entlassung von Beamten
aus: n-tv online: Athen fordert Entgegenkommen:
EU-Ratspräsident mauert; 23.6.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Griechen-liefern-neuen-Zuendstoff-article6570301.html
Die neue griechische
Koalitionsregierung will den Sparpakt mit ihren
europäischen Partnern aufweichen. Sie will mehr Zeit
bei der Umsetzung des Programms bekommen. Das ruft
EU-Ratspräsident Van Rompuy auf den Plan. Der Belgier
weist darauf hin, dass dies auch mehr finanzielle
Anstrengungen für die Partner nach sich ziehe.
EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy hat davor gewarnt,
Griechenland mehr Zeit für die Erfüllung der
vereinbarten Reformschritte einzuräumen. "Man muss
berücksichtigen, dass mehr Flexibilität bei der
zeitlichen Umsetzung auch mehr finanzielle
Anstrengungen der Mitgliedsländer bedeutet", sagte der
Belgier der "Welt am Sonntag".
Wenn Spanien mehr Flexibilität gegeben werde beim
Abbau des Defizits bis 2014, dann habe das keine
direkten Auswirkungen auf die anderen Euro-Staaten.
"Aber das Problem ist: Wenn die Ziele von Griechenland
oder anderen Staaten unter dem Rettungsschirm
verschoben werden, dann brauchen sie mehr Kredite. Und
das schafft offensichtlich für einige Mitgliedsländer
Probleme."
Laut einem Strategiepapier der neuen
griechischen Koalitionsregierung will Athen zwei Jahre mehr
Zeit für die Umsetzung des mit den
internationalen Geldgebern vereinbarten Sparprogramms
bekommen. Die Reformen sollten um mindestens zwei
Jahre bis auf das Jahr 2016 gestreckt werden, heißt es
in dem Papier. Die Regierung wolle zudem die Entlassung von
festangestellten Staatsdienern vermeiden und
stattdessen
durch den Abbau von Bürokratie sparen. Das
Arbeitslosengeld solle wieder erhöht werden.
Aus dem Koalitionsvertrag der Regierungsparteien geht
hervor: Die Griechen wollen - wie schon erwartet - die
Sparauflagen erst in zwei Jahre erfüllen. Darüber
hinaus will das Bündnis aus Konservativen, Sozialisten
und der Demokratische Linken nun aber auch auf neue
Steuern und weitere Entlassungswellen verzichten.
Bei einigen der Geldgeber dürfte dieser Kurs auf wenig
Begeisterung stoßen.
Schon am Montag wollen Kontrolleure der EU, der
europäischer Zentralbank (EZB) und des Internationalem
Währungsfonds (IWF) nach Athen reisen. Die Vertreter
der sogenannten Troika planen dann einen "Kassensturz"
und Beratungen mit der neuen Regierung.
Mit ihrem Koalitionsvertrag hat sich Athen eine
Mammutaufgabe aufgebürdet. Ziel sei es, Teile des
Sparpakts zu ändern, "ohne dabei den europäischen Kurs
des Landes oder seinen Verbleib in der Eurozone
Gefahren auszusetzen."
Merkels Zugeständnisse
Durch Änderungen des Steuersystems will Athen
"Ungerechtigkeiten rückgängig machen", die es bei
Renten und kleinen Gehältern in den letzten Jahren
gegeben habe. Stufenweise soll der Steuerfreibetrag
von heute 5000 Euro erhöht werden. Angestrebt werde
ein Freibetrag von 8000 Euro. Ein weiterer Punkt im
Koalitionsvertrag: Die Zahl der Staatsbediensteten
soll stufenweise reduziert werden, in dem nur eine von
zehn Stellen wieder besetzt wird, die durch Verrentung
frei werden. Der Sparpakt sieht bislang eigentlich
vor, dass in den nächsten zwei Jahren rund 150.000
Staatsbedienstete entlassen werden.
Die Bundesregierung reagierte noch nicht auf die
Vorhaben aus Athen. Kanzlerin Angela Merkel machte
bisher einen strikten Sparkurs aber stets zur
Bedingung für weitere Hilfsprogramme. Doch Athen kann
hoffen: Merkel zeigte sich zuletzt äußerst
kompromissbereit. Um den europäischen Fiskalpakt
für mehr Haushaltsdisziplin in Deutschland zu
ratifizieren, rang sie sich auf Wunsch der Opposition
zu einem 130 Milliarden Euro schweren Wachstumspakt
durch und plant, eine Finanztransaktionssteuer
einzuführen.
Außerdem dürfte sie froh darüber sein, dass sie es
dieser Tage mit dieser Regierungskoalition zu tun hat
und nicht mit Syriza. Das Bündnis der radikalen
Linken, das bei den jüngsten Wahlen nur knapp
unterlag. kritisierte, der Koalitionsvertrag sei eine
allgemeine und unbestimmte Absichtserklärung der
Parteien, die sich in Wirklichkeit für die Fortsetzung
des harten Sparprogramms einsetzten.
Quelle:
n-tv.de, wne/ieh/AFP/dpa>
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25.6.2012: Deutschland spart nie:
<Schuldenkrise Staatsschulden
übersteigen 2000 Mrd. Euro>
aus: Financial Times Deutschland
online; 25.6.2012;
http://www.ftd.de/finanzen/:schuldenkrise-staatsschulden-uebersteigen-2000-mrd-euro/70054457.html
<Der deutsche
Schuldenberg ist so hoch wie nie zuvor - trotz hoher
Steuereinnahmen und niedriger Zinsen. Experten
kritisieren, der Staat spare nicht ambitioniert
genug.
Trotz Steuereinnahmen in
Rekordhöhe und extrem niedriger Zinsen ist der
deutsche Schuldenberg so hoch wie nie zuvor. Bund,
Länder und Kommunen standen am 31. März zusammen
mit 2.042 Mrd. Euro in der Kreide, wie das
Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.
Haushaltsexperten werfen dem
Staat mangelnden Sparwillen vor. Um ihre Kosten
weiter zu senken, wollen Bund und Länder ab dem
kommenden Jahr gemeinsam am Kapitalmarkt
auftreten. Die Deutschland-Bonds sind umstritten,
wurden aber vereinbart, um die Zustimmung des
Bundesrats zum EU-
Fiskalpakt für mehr
Haushaltsdisziplin zu sichern.
Dem Amt zufolge wuchs der
Schuldenberg binnen eines Jahres um 42,3 Mrd. Euro
oder 2,1 Prozent, obwohl Bund und Länder so hohe
Steuereinnahmen verzeichnen wie noch nie. In
diesem Jahr erwartet der Arbeitskreis
Steuerschätzung für Bund, Länder, Gemeinden und EU
Einnahmen von knapp 600 Mrd. Euro - schon in vier
Jahren dürften es 90 Mrd. Euro im Jahr mehr sein.
"Einsparpotential
bei Steuersubventionen und Finanzhilfen"
"Der Staat spart nicht
ambitioniert genug", sagte der Steuerexperte des
Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Alfred
Boss. "Er müsste in diesen konjunkturell guten Zeiten
nicht Defizite machen, sondern Überschüsse.
Stattdessen lehnt man sich zurück und genießt die,
dank der guten Konjunktur, sprudelnden
Steuereinnahmen." Allein die Neuverschuldung des
Bundes soll in diesem Jahr auf 32,1 Mrd. Euro steigen
- 2011 waren es nur 17,3 Mrd. Euro. Boss sieht
Einsparpotenzial vor allem bei Steuersubventionen und
Finanzhilfen. So könne beispielsweise die
Pendlerpauschale schrittweise abgebaut werden, ebenso
die Solarförderung.
Im Vergleich der staatlichen
Ebenen ist der Bund der größte Schuldner. Seine
Verbindlichkeiten stiegen im ersten Quartal um 12,5
Mrd. Euro oder 1,0 Prozent auf 1286 Mrd. Euro. Noch
schneller kletterten die Schulden der Bundesländer:
Sie erhöhten sich um 23,8 Mrd. auf 622,7 Mrd. Euro,
was einem Plus von vier Prozent entspricht. Die
Kommunen stehen mit 133 Mrd. Euro in der Kreide. Das
sind 6 Mrd. Euro oder 4,7 Prozent mehr als vor
Jahresfrist.
Zugleich sind nicht nur die
Steuereinnahmen hoch, sondern auch die Zinsen extrem
niedrig. Bei einer Versteigerung von Schatzanweisungen
mit zwölfmonatiger Laufzeit nahm der Bund am Montag
mehr als 2 Mrd. Euro ein. Die Anleger begnügten sich
mit einer Rendite von mickrigen 0,0191 Prozent. Der
Grund dafür ist, dass große Investoren wie
Versicherungen wegen der Schuldenkrise in Europa
händeringend nach sicheren Häfen für ihr Geld suchen.
Der Bund gilt als Schuldner allererster Güte.
Bundesländer
wollen vom guten Ruf des Bundes profitieren
Von den hervorragenden
Konditionen des Bundes wollen künftig auch die
Bundesländer profitieren. Sie setzten am Sonntag in
den Verhandlungen über ihre Zustimmung zum
EU-Fiskalpakt am Freitag im Bundesrat einen Einstieg
in gemeinsame Anleihen ab 2013 durch. Dabei soll es
zwar nicht zu einer gesamtschuldnerischen Haftung
kommen, bei der alle Emissionsteilnehmer für die
Rückzahlung des Gesamtbetrages haften, was vom
Grundgesetz verboten wäre. Den Ländern soll aber die
Möglichkeit gegeben werden, Bundesemissionen
aufstocken; von der Regierung wird dies als
"Huckepackverfahren" bezeichnet. Das höhere Volumen
dürfte die Zinskosten drücken. Allein dieses Jahr
begibt der Bund Staatsanleihen im Umfang von über
250 Mrd. Euro.
"Damit schafft man Eurobonds
auf nationaler Ebene", sagte IfW-Experte Boss. "Wenn
der Bund seine Bonität verschenkt, werden
Zinsunterschiede zwischen den Bundesländern
zugeschüttet, die eigentlich eine wichtige Funktion
haben: Sie zeigen an, wo es Probleme gibt." Diese
Marktfunktion werde ausgeschaltet. Der Regierung
werde es außerdem noch schwerer fallen, die von
anderen EU-Ländern geforderten Eurobonds abzulehnen.
Sie sehen allerdings eine gesamtschuldnerische
Haftung vor.>
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25.6.2012: Deutsche trauen ihren Banken
nicht mehr - Verteilung auf mehrere Banken
aus: Welt online: Ernst & Young: Deutsche
verlieren Vertrauen in die Banken; 25.6.2012;
http://www.welt.de/finanzen/article107266740/Deutsche-verlieren-Vertrauen-in-die-Banken.html
<Jeder fünfte deutsche Sparer
glaubt nicht an die Sicherheit seiner Einlagen.
Deshalb verteilen die Kunden ihr Geld auf mehrere
Institute. Der Rat von Freunden geht vor dem des
Bankberaters.
Von Karsten Seibel
Die
Schuldenkrise nagt zunehmend am Vertrauen der
Deutschen in ihre Banken. 58 Prozent der Kunden haben
heute weniger Vertrauen in die Stabilität
ihres Geldhauses als noch vor zwölf Monaten.
Sorge bereitet den Menschen vor allem die unsichere
wirtschaftliche Lage in Europa, die auch auf die
heimische Konjunktur und die heimischen
Kreditinstitute durchschlagen könnte.
Die tiefe
Verunsicherung zeigt sich auch darin, dass jeder
fünfte Sparer sich mittlerweile Sorgen
um seine Einlagen macht. Das sind Ergebnisse
einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst &
Young im März unter weltweit mehr als 28.500
Bankkunden, davon 1000 in Deutschland.
Das
beruhigende aus Sicht der heimischen Finanzwirtschaft
ist lediglich, dass in vielen anderen europäischen
Ländern das Vertrauen in die Banken noch sehr viel
deutlicher gesunken ist. So beschleicht mehr als 80
Prozent der Griechen, 76 Prozent der Spanier und 72
Prozent der Italiener heute ein noch mulmigeres Gefühl
als vor einem Jahr, wenn sie an ihre Kreditinstitute
denken.
Auch außerhalb der Euro-Zone
schwindet das Vertrauen
Doch auch
außerhalb der Euro-Zone werden die Verfassung und das
Verhalten der Bankenbranche zunehmend kritisch
gesehen. In den USA sank das Vertrauen bei 51 Prozent
der Kunden, in Australien bei 52 Prozent. Gestiegen
ist es dagegen in Schwellenländern wie Indien und
Brasilien. Dort geben 72 Prozent und 36 Prozent den
Geldhäusern heute bessere Noten als noch vor einem
Jahr.
Unter allen
weltweit befragten Kunden sehen 22 Prozent die Banken
gut vier Jahre nach dem Höhepunkt der weltweiten
Finanzkrise wieder positiver als 2011, in Deutschland
sind dies nur fünf Prozent.
Neben der
Euro-Krise und der damit verbundenen Sorge um das
Ersparte auf Sparbüchern, Tagesgeld- und
Festgeldkonten gibt es für das gestiegene Misstrauen
unter den deutschen Kunden allerdings auch Gründe, die
nicht gleich an den Grundfesten unseres Geldsystems
rütteln.
So halten 56
Prozent der befragten Bürger in Deutschland Art und
Umfang der Bonuszahlungen, die in der Finanzbranche
gewährt werden, für unangemessen. 42 Prozent gaben an,
dass die Qualität der Beratung und der angebotenen
Produkte ein Grund seien, den Instituten heute
skeptischer als vor zwölf Monaten gegen überzutreten.
Die Hausbank verliert an Bedeutung
Dazu passt,
dass der Anteil jener Kunden, die in Deutschland bei
mehr als einer Bank sind, von 59 Prozent im Jahr 2011
auf nun 62 Prozent gestiegen ist. Damit verliert der
Hausbank-Gedanke auch hierzulande weiter an Bedeutung.
Weltweit haben bereits 68 Prozent der Menschen
Geschäftsbeziehungen zu mehreren Geldhäusern.
Deutsche
Sparer gehen mehr und mehr dazu über, für jedes
Produkt den passenden Anbieter zu suchen. Kunden
wählen die Banken aus, die ihnen die besten Gebühren
(51 Prozent) oder den besten Service (33 Prozent) für
ein bestimmtes Produkt anbieten.
Doch auch
bei der Zahl der Bankverbindungen spielt der
Sicherheitsgedanke bei einigen Verbrauchern eine
Rolle. Immerhin 13 Prozent der Befragten verteilen ihr
Geld deshalb lieber auf mehrere Banken, um Risiken zu
reduzieren.
Bankberater verliert an Bedeutung
Trotz der
Sorge bezüglich der Verfassung der Branche ist die
Loyalität gegenüber der eigenen Bank vor Ort weiter
groß. Nur sechs Prozent der Deutschen planen in den
nächsten zwölf Monaten einen Wechsel. In anderen
Ländern sind Kunden schwerer zu halten. In Spanien
denken 15 Prozent über einen Wechsel nach, in Italien
zwölf Prozent.
Das
gesunkene Vertrauen vieler Kunden zeigt sich zudem in
ihrem Informationsverhalten. Verließen sich früher
viele auf die Meinung des Beraters in der Filiale,
sind ihnen heute Empfehlungen von Freunden und
Familie, sowie von Vergleichsportalen im Internet sehr
viel wichtiger.
Geht es um
neue Produkte, nutzen 69 Prozent die Freunde und 58
Prozent die Portale als Informationsquelle. Auch
Medienberichte liegen hier mit 49 Prozent vor
Bankberatern mit 44 Prozent. Viele Kunden nehmen erst
Kontakt mit ihrer Bank auf, wenn die Entscheidung
bereits getroffen ist.>
Kommentar
Das Euro-Treppchen geht weiterhin bergab. Das
Grounding kommt bald, und dann werden alle jammern:
Hätten wir doch vor 2 Jahren wieder die DM eingeführt!
Ich hab's euch ja gesagt mit Adresse an Frau Merkels
Regierung, aber wer nicht hören will, muss...
Michael Palomino, 25.6.2012
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25.6.2012: <Milliarden für die
Banken: Spanien ruft um Hilfe> -
Pleite-Banken wollen 40 bis 62 Milliarden Euro
aus: n-tv online; 25.6.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Spanien-ruft-um-Hilfe-article6576326.html
<Spanien schickt offiziell den
lange erwarteten Antrag auf Milliardenhilfe für seinen
maroden Bankensektor an die Euro-Partner ab. Konkret
wird die Regierung aber nicht. Damit ist das Feilschen
um Volumen, Zinssatz und Auflagen eröffnet.
Spanien hat Finanzhilfen der Eurozone für seine
angeschlagenen Banken
beantragt. Die Regierung in Madrid veröffentlichte ihr
offizielles Gesuch, ohne sich zunächst zu Details der
beantragten Hilfe zu äußern. Auch eine Summe nannte
sie nicht. Der Kapitalbedarf der Institute könnte sich
Gutachten zufolge auf bis zu 62 Mrd. Euro belaufen.
Der Internationale Währungsfonds hält mindestens 40
Mrd. Euro für nötig, die doppelte Summe aber auch für
möglich.
Die Euro-Länder haben Spanien bereits Mittel in Höhe
von bis zu 100 Mrd. Euro aus dem Euro-Rettungsfonds in
Aussicht gestellt. Die Finanzhilfe soll einen
Sicherheitspuffer enthalten und wird somit am Ende
über dem ermittelten Bedarf liegen.
Ob das Geld aus dem laufenden Rettungsschirm EFSF
oder aus dem permanenten Krisenfonds ESM, der im Juli
starten soll, kommt, ist noch offen. Die Kredite
werden an den spanischen Bankenrettungsfonds Frob
geleitet, der sie an notleidende Banken weitergibt.
Verantwortlich für die Rückzahlung ist die spanische
Regierung.
Das Tauziehen beginnt
Nach Worten von Wirtschaftsminister Luis de Guindos
handelt Spanien derzeit mit den Geldgebern eine
Vereinbarung (Memorandum) aus. Darin soll nicht nur
das Volumen der Notkredite festgelegt werden, sondern
auch der Zinssatz, die Fristen für die Rückzahlung der
Kredite und die Auflagen für die spanischen Banken. Im
Gegenzug für die Hilfen muss Spanien seinen
Bankensektor sanieren, was bis zur Abwicklung
einzelner Institute reichen könnte. Eine Schließung
von Banken hatte die EU-Kommission nicht
ausgeschlossen. Die Vereinbarung soll bei einem
Treffen der Euro-Finanzminister am 9. Juli
unterzeichnet werden. EU-Kreisen zufolge feilschen
Spanien und die Euro-Partner hart um die Auflagen und
die konkreten Konditionen, die Madrid dann zu erfüllen
hat.
Nach Angaben der staatlichen spanischen
Nachrichtenagentur EFE geht die Regierung in Madrid
davon aus, dass für den Kredit eine Rückzahlungsfrist
von mehr als 15 Jahren und eine Schonfrist von fünf
bis zehn Jahren festgelegt werde. Der Zinssatz werde
zwischen drei und vier Prozent liegen.
Spanien kämpft gegen eine massive Bankenkrise und
steckt in der Rezession. Allein die Krisenbank Bankia
will vom Staat für seine Sanierung insgesamt mehr als
23 Mrd. Euro. Vor allem eine Vielzahl "fauler"
Immobilienkredite hat die Bankenbranche in die Krise
gestürzt.
Der Staat, der selbst unter einer hohen Schuldenlast
ächzt, hat das Geld zur Bankenrettung nicht in der
Kasse. Er kann es sich auch nicht ohne Weiteres auf
den Kapitalmärkten besorgen – derzeit liegt die
Rendite für die Zehnjahresanleihen bei rund sieben
Prozent und damit auf einem Niveau, das langfristig
als nicht tragbar gilt.
Quelle:
n-tv.de, jga/rts/dpa>
========
25.6.2012: Pleite-Griechenlands neue
Regierung ist schon schwer angeschlagen:
Ministerpräsident Samaras mit Augenoperation -
Finanzminister Rapanos mit Schwächeanfall
aus: Der Standard online: EU sorgt sich um Gesundheit
der griechischen Regierung; 25.6.2012;
http://derstandard.at/1339638881288/Angeschlagen-EU-sorgt-sich-um-Gesundheit-der-griechischen-Regierung
<Kommission: Umsetzung des Sparprogramms in
mehreren Bereichen verzögert.
Brüssel - Die
EU-Kommission sorgt sich um die Gesundheit der
neuen griechischen Regierungsspitze. Ein
Kommsionssprecher erklärte gleichzeitig am Montag
zur Situation Griechenlands, es sei "kein
Geheimnis, dass es Verzögerungen bei der Umsetzung
des Sparprogramms in mehreren Bereichen" gebe.
Der neue Ministerpräsident Antonis Samaras muss
sich nach einer Augenoperation erholen und hat eine
Woche Ruhe verordnet bekommen. Er wurde zwar am
Montag aus dem Krankenhaus entlassen, eine Teilnahme
am EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel
wird aber nicht möglich sein. Wie Samaras' Büro
mitteilte, wollte er im Laufe des Tages jedoch noch
mit US-Präsident Barack Obama telefonieren. Außerdem
war der designierte Finanzminister Vassilis Rapanos
vergangene Woche nach einem Schwächeanfall ins
Spital gebracht worden.
Reise nach Athen verschoben
Ein Kommissionssprecher erklärte dazu, "unsere
erste Sorge gilt der Gesundheit des Premiers und des
Finanzministers". Die Erholung scheine aber
voranzuschreiten. Bestätigt wurde von der
Kommission, dass die Troika ihre für Montag geplante
Reise nach Athen verschoben habe. Dabei gehe es
darum, die Differenzen zwischen den zeitlichen
Auflagen des Sparprogramms sowie der Umsetzung der
einzelnen Schritte zu evaluieren. "Wir müssen sehen,
wie Griechenland wieder auf den Kurs zurückkommt, um
die Auflagen zu erfüllen."
Nicht bestätigen wollte der Kommissionssprecher
Berichte, wonach Griechenland gegen die
internationalen Sparauflagen verstoßen habe, indem
70.000 Beamte mehr als erlaubt eingestellt worden
seien. Es habe nur eine griechische Zeitung darüber
berichtet, es gebe dazu eine Menge Hypothesen, hieß
es. (APA, 25.6.2012)>
Kommentar
Die Poker-Mentalität der griechischen Regierungen
gegen Brüssel und gegen Deutschland wird erst
aufhören, wenn Griechenland aus der EU komplett
rausgeschmissen wird. KOMPLETT.
Michael Palomino, 25.6.2012
========
25.6.2012: Zypern flüchtet unter den
"Rettungsschirm"
aus: n-tv online: Griechenland lässt Banken
wanken: Zypern flüchtet unter den Schirm;
25.6.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Zypern-fluechtet-unter-den-Schirm-article6581816.html
<Wenige Tage vor der Übernahme
des EU-Ratsvorsitzes schlüpft Zypern unter den
Euro-Rettungsschirm. Weil die Banken des Landes wegen
ihrer Verflechtungen mit Griechenland stark in
Bedrängnis geraten, bittet Zypern nun als fünfter
Staat um Hilfen von EFSF oder ESM. Bei den
Ratingagenturen kommt Zypern über den Ramschstatus
nicht hinaus.
Nun auch Zypern: Die kleine Republik flüchtet sich
als fünfter von insgesamt 17 Euro-Staaten unter den
Europäischen Rettungsschirm. Die Regierung ersuchte
seine europäischen Partner um Hilfe aus den
Krisenfonds EFSF oder ESM. Am selben Tag hatte auch Spanien seinen offiziellen Antrag auf
Finanzhilfen gestellt. Während die Regierung in
Madrid jedoch lediglich Rekapitalisierungshilfen für
die Banken des Landes beantragte, stellte Zypern ein
vollständiges Hilfsgesuch für das Land. Damit werden
Gelder an Spar- und Reformauflagen für das gesamte
Land geknüpft sein.
Als Begründung für den Hilfsantrag verwies Zypern auf
die Auswirkungen der Griechenland-Krise. Die Banken
beider Länder sind stark miteinander verflochten.
Zyprische Banken sind in großem Stil in Griechenland,
insbesondere auch deren Staatsanleihen engagiert.
Allein das zweitgrößte Institut Zyperns, die Cyprus
Popular Bank, benötigt infolge von Abschreibungen 1,8
Mrd. Euro, um sich zu rekapitalisieren. Für das kleine
Land sind solche Größenordnungen nicht aus eigener
Kraft abzufedern, da allein dieser Finanzbedarf rund
zehn Prozent der zyprischen Wirtschaftsleistung
entspricht.
Auflagen voraus
Der Vorsitzende der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker,
begrüßte das Hilfegesuch aus Zypern. "Die Eurogruppe
wird den Antrag nun rasch untersuchen und Zypüern eine
formelle Antwort geben", erklärte Luxemburgs Premier.
Er erwarte nun, dass die 17 Euro-Länder der
EU-Kommission un der Europäischen Zentralbank den
Auftrag erteilten, Auflagen für die Hilfen
auszuarbeiten. Dabei gehe es vor allem um den
Finanzsektor. "Ich gehe davon aus, dass Zypern sich
mit starker Entschlossenheit an die nötigen
politischen Handlungen macht", hieß es in Junckers
Mitteilung weiter.
Schon am Vortag hatte der zyprische
Regierungssprecher Stefanos Stefanou einen Antrag
nicht ausgeschlossen. Es gehe nicht nur darum, ob
Zypern seine Banken retten könne, sondern auch um
"notwendige Reformen, die durchgeführt werden müssen",
sagte er.
Das Hauptproblem des Inselstaates ist der eng mit den
griechischen Geldhäusern verwobene Bankensektor. Fitch
erklärte, die Herabstufung sei Folge eines wachsenden
Kapitalbedarfs der großen Geschäftsbanken. Die
Experten von Fitch gehen davon aus, dass die
Geldhäuser weitere Kapitalspritzen in einer Höhe von
bis zu vier Mrd. Euro benötigen könnten.
Ratingagenturen einig: Ramsch
Zuvor hatte die Ratingagentur Fitch die
Kreditwürdigkeit des Landes bereits um eine Stufe auf
die Note "BB+" herab. Damit setzte sie als letzte der
großen drei Agenturen die Kreditwürdigkeit erstmals in
den Bereich der hoch spekulativen Anlagen, gemeinhin
als Ramschstatus bezeichnet. Fitch setzte den Ausblick
für Zypern auf "negativ". Damit ist in den kommenden
Monaten eine weitere Herabstufung möglich.
Russland hat sich bereits zu einem neuen
Kredit über bis zu fünf Mrd. Euro für Zypern
bereiterklärt. Dies werde jedoch in Brüssel
nicht gern gesehen, hieß es aus Bankkreisen in
Nikosia. Die Insel hat mit etwa 17,5 Mrd. Euro
Wirtschaftsleistung eine der kleinsten
Volkswirtschaften der Eurozone. Am 1. Juli übernimmt
Zypern den EU-Ratsvorsitz.
Quelle: n-tv.de, nne/dpa>
========
27.6.2012: Pleite-Monti: <Streit am
EU-Gipfel: «...dann fährt der Euro zur
Hölle»>
aus: 20 minuten online; 27.6.2012;
http://www.20min.ch/finance/dossier/eurokrise/story/----dann-faehrt-der-Euro-zur-Hoelle--31512311
<Italiens
Regierungschef Mario Monti hat vor dem EU-Gipfel in
Brüssel mit drastischen Worten die Aufmerksamkeit
erlangt. Italien stehe am Scheideweg, sagt er. Indes
gerät Angela Merkel wieder in den Fokus.
Wenige
Stunden vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel hat
Italiens Regierungschef Mario Monti vor einer
möglichen «Katastrophe» für die EU gewarnt, sollte es
bei dem Treffen zu keiner Einigung kommen.
Wenn die Italiener entmutigt würden, könnte das
«politische Kräfte» freisetzen, die die europäische
Integration und den Euro «zur Hölle fahren lassen»
würden, sagte Monti bei seiner Ankunft in Brüssel am
Mittwochabend. Italien habe grosse Opfer gebracht und
die Schulden unter Kontrolle bekommen, sagte er.
Dennoch stiegen die Zinsen für italienische
Staatsanleihen am Mittwoch auf den höchsten Wert seit
Dezember. Zuvor hatte die deutsche Bundeskanzlerin
Angela Merkel in einer Regierungserklärung eine
Vergemeinschaftung von Schulden ausgeschlossen und
sich für harte Verhandlungen beim Gipfel-Treffen
ausgesprochen.
EU-Gipfel ringt um Eindämmung der Krise
Brüssel
Auf dem 25. EU-Gipfel seit Beginn der Krise steht die
deutsche Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstag und
Freitag im Fokus. Aus Italien und Spanien wird sie mit
Forderungen nach Sofortmassnahmen wie direkter
Bankenhilfe konfrontiert werden. Und EU-Ratspräsident
Herman Van Rompuy verlangt grünes Licht für den
Fahrplan zu einer Banken-Union und zur
Vergemeinschaftung von Schulden.
Am Mittwoch wies Merkel die Begehrlichkeiten schon
entschieden zurück. Sie fürchte, auf dem Gipfel werde
«wieder viel zu viel über alle möglichen Ideen für
eine gemeinschaftliche Haftung und viel zu wenig über
verbesserte Kontrollen und Strukturmassnahmen
gesprochen».
Verabschieden wollen Merkel und ihre 26 EU-Kollegen
einen Wachstumspakt, der Investitionen von 130
Milliarden Euro freisetzen soll. Zudem wird die Bitte
an Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker
erwartet, die Eurogruppe weiterhin zu leiten.
(sda/dapd)>
========
27.6.2012: Pleite-Italien beschiesst eine
kleine Reform: Lockerung des Kündigungsschutzes
aus: n-tv online: Arbeitsmarktreform
beschlossen: Italien lockert
Kündigungsschutz, 27.6.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Italien-lockert-Kuendigungsschutz-article6602336.html
<Nach langem Streit hat sich
das italienische Parlament zu einer Reform des
Arbeitsmarktes durchgerungen. Ministerpräsident Monti
bezeichnete das Gesetz als "historisch". Es soll dem
hoch verschuldeten Staat helfen, aus seinem
Konjunkturtief zu kommen.
Der italienische Regierungschef Mario Monti auf dem
EU-Krisengipfel eine wichtige Arbeitsmarktreform
vorweisen. Nach monatelangen Verhandlungen mit starkem
Widerstand vor allem der Gewerkschaften hat das
Abgeordnetenhaus in Rom das Gesetz mit großer Mehrheit
endgültig verabschiedet. 393 Abgeordnete stimmten zu,
74 dagegen, 46 enthielten sich der Stimme.
Zu einzelnen Artikeln der Arbeitsmarktreform hatte
sich Monti zuvor in vier Vertrauensabstimmungen eine
breite Rückendeckung geholt. Monti hatte sich nach dem
Amtsantritt in den vergangenen sieben Monaten immer
wieder mit der Vertrauensfrage bei seinen
Gesetzesvorhaben abgesichert, was in Italien nichts
Ungewöhnliches ist.
Kern der Arbeitsmarktreform ist es, Kündigungen aus
wirtschaftlichen Gründen zu erleichtern und mit
flexibleren Regelungen Wachstum und Produktivität zu
fördern. Abgeschwächt durch Änderungsanträge wird das
Gesetz weiterhin von Gewerkschaften wie Unternehmern
kritisiert. Es soll auch bei Zeitverträgen das Recht
von Arbeitgebern beschneiden, spätere
Volleinstellungen zu umgehen.
Modernerer Arbeitsmarkt soll gerechter sein
Monti kann sich im Parlament auf die beiden größten
Parteien stützen, die konservative PdL (Volk der
Freiheit) des früheren Premierministers Silvio
Berlusconi und die Mitte-Links-Partei PD
(Demokratische Partei). Berlusconi soll Monti jedoch
davor gewarnt haben, mit leeren Händen vom
bevorstehenden EU-Gipfel in Brüssel zurückzukommen.
Denn seine Partei verliere viel Zuspruch, weil sie
Montis harten Sparkurs mit unpopulären Steuern bisher
mittrage.
Die Arbeitsmarktreform sei von "historischer
Bedeutung", um Italien aus der Wachstumskrise der
vergangenen Jahre zu bringen, hatte der frühere
EU-Kommissar Monti seine Reform begründet. Sie gilt
als ein Kernstück seiner Bemühungen, das hoch
verschuldete und unter dem Druck der Finanzmärkte
stehende Land wettbewerbsfähiger zu machen.
Es gebe in der drittgrößten Volkswirtschaft der
Eurozone einen "perversen Dualismus", bei dem ein Teil
der Arbeitnehmer jede Protektion genieße, ein anderer
dafür schutzlos dastehe, so Monti. Wirksamkeit und
Gerechtigkeit seien deshalb die Ziele der Reform. Sie
solle einen modernen Arbeitsmarkt im globalen Umfeld
schaffen und die prekäre Lage junger Menschen und der
Älteren berücksichtigen.
Quelle: n-tv.de, dpa>
========
27.6.2012: Zypern: <Blitzhilfe unter
harten Auflagen> - Zypern bekommt keine Milde
wie Spanien
aus. Basler Zeitung online; 27.6.2012;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Blitzhilfe-unter-harten-Auflagen/story/13295819
<Die
Eurogruppe und der IWF haben dem Inselstaat Zypern
heute umfangreiche Hilfe versprochen. Anders als
Spanien muss die Regierung im Gegenzug strenge
Reformen umsetzen.
Nur zwei Tage nach dem Antrag aus Nikosia hat die
Eurogruppe dem Inselstaat ein Rettungspaket
versprochen. Und auch der Internationale Währungsfonds
(IWF) will das von Griechenland an den Abgrund
gestossene Land unterstützen.
Allerdings wird es für das fünfte Land am Eurotropf –
anders als für Spanien – keine «Bankenrettung light»
geben: Die zypriotische Regierung muss im Gegenzug für
die Hilfe ein umfassendes Anpassungsprogramm erfüllen
– samt Einschnitten und Strukturreformen.
Deutlich unter zehn Milliarden Euro
«Wir erwägen eine positive Antwort», erklärten die
Euro-Finanzminister am Mittwoch nach einer
Telefonkonferenz. Wegen der akuten Schieflage des
Finanzsektors und der wirtschaftlichen Probleme
erscheine Hilfe notwendig. Die Eurogruppe rief die
EU-Kommission gemeinsam mit der Europäischen
Zentralbank (EZB) und dem IWF
auf, das Programm mit der zypriotischen
Regierung auszuarbeiten und den genauen
Finanzierungsbedarf festzustellen.
Nach Diplomatenangaben braucht der Inselstaat
deutlich unter zehn Milliarden Euro. Allerdings nur,
wenn China oder Russland ein weiteres Darlehen
gewähren. Die Verhandlungen darüber laufen noch.
Präsident Dimitris Christofias hatte sich am Montag
zu dem Antrag entschieden. Die Eurogruppe begrüsste,
dass Zypern auch den IWF um Beistand gebeten hat. «Wir
stehen bereit, gemeinsam mit unseren europäischen
Partnern Zypern zur Rückkehr zu Wachstum und einem
soliden Finanzsektor zu verhelfen», erklärte
IWF-Chefin Christine Lagarde am Mittwoch. «So schnell
wie möglich» würden IWF-Experten nach Nikosia
geschickt.
Zypern ist eng mit Griechenland verflochten
Als Gegenleistung für die Notkredite muss die
Regierung ihren Finanzsektor in Ordnung bringen, aber
nicht nur. So müssten Banken rekapitalisiert,
restrukturiert oder abgewickelt werden, heisst es in
der Erklärung der Eurogruppe.
Gefordert wird aber auch ein entschlossener
Schuldenabbau sowie Strukturreformen, damit die
Wirtschaft wieder auf die Beine komme. Die enge
Verflechtung mit Griechenland hat Zypern in Not
gebracht. So wurden zahlreiche Banken vom
Schuldenschnitt für Athen hart getroffen.
Auch Spanien erhält Zusage
Die Eurogruppe bekräftigte heute ihre Hilfszusage an
Spanien. Madrid hatte ebenfalls am Montag offiziell um
finanziellen Beistand gebeten. Und nach einer ersten
Prüfung der EU-Kommission scheine das auch notwendig,
um die Finanzstabilität in der Eurozone zu sichern,
heisst es in einer weiteren Erklärung der
Finanzminister.
Der von zwei unabhängigen Prüffirmen ermittelte Bedarf
von 51 bis 62 Milliarden Euro deute an, dass die bereits
in Aussicht gestellten 100 Milliarden Euro aus dem
Rettungsschirm in jedem Fall ausreichen würde. Die
genauen Gegenleistungen sowie die Höhe der Notkredite
sollen EU-Kommission, EZB und IWF bis zum 9. Juli mit
den spanischen Behörden ausarbeiten.
(ses/dapd)>
========
27.6.2012: <Gescheiterte
Privatisierungen: Griechischer
Treuhandchef tritt zurück>
aus: Spiegel online; 27.6.2012;
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechischer-treuhandchef-koukiadis-tritt-zurueck-a-841329.html
<Privatisierungen im Umfang von 50
Milliarden hat die griechische Regierung versprochen
- ein völlig unrealistisches Ziel, wie Treuhandchef
Ionnais Koukiadis längst einräumte. Nun tritt er ab.
Mit seiner mageren Bilanz hat das angeblich nichts
zu tun.
Athen - Für Schlagzeilen sorgte Ioannis Koukiadis
zuletzt Anfang des Jahres. Damals
gestand der Präsident der griechischen
Treuhandanstalt ein, dass die ursprünglich von
der Regierung versprochenen Privatisierungserlöse in
Höhe von 50 Milliarden völlig unrealistisch seien.
"Die Zahlen, die genannt worden sind, können auf
keinen Fall verwirklicht werden", sagte er. "Im
Übrigen sind diese Zahlen auf gut Glück festgelegt
worden."
Am Dienstag wurde nun bekannt, dass Koukiadis sein Amt
abgibt. "Mein Rücktritt liegt schon seit Tagen vor",
sagte er im griechischen Fernsehen. In einer
Mitteilung seiner Behörde hieß es, Koukiadis habe
seinen Rücktritt aus "rein persönlichen Gründen"
eingereicht. Interimsfinanzminister Giorgos Zanias
habe das Gesuch entgegengenommen. Ein Nachfolger wird
voraussichtlich erst benannt, wenn der designierte
Finanzminister Yannis Stournaras im Amt ist.
Geschäftsführer Kostas Mitropoulos, der die Anstalt
bislang gemeinsam mit Koukiadis führte, bleibt auf
seinem Posten.
Im Gegenzug für Finanzhilfen von Europäischer Union
und Internationalem Währungsfonds hatte sich
Griechenland zu umfangreichen Privatisierungen von
Staatseigentum verpflichtet. Der Jura-Professor
Koukiadis war im Juli 2011 zum Chef des neu
geschaffenen Privatisierungsfonds berufen worden.
Das Privatisierungsziel von 50 Milliarden ist
mittlerweile aufgegeben worden. Angestrebt wird nun
eine Summe von neun Milliarden Euro. Bislang sind laut
griechischen Medien nur etwa 1,7 Milliarden Euro in
die Staatskasse geflossen.
Mitte Mai verkündete der Privatisierungsfonds die
Aussetzung seiner Aktivitäten, nachdem die Bildung
einer Regierung nach der Parlamentswahl vom 6. Mai
gescheitert war. Bei einer neuen Wahl vor anderthalb
Wochen siegte die konservative Nea Dimokratia. In
Griechenland werden Behördenchefs häufig nach ihrer
Nähe zu den regierenden Parteien besetzt. Koukiadis
war einst Arbeitsminister unter der sozialistischen
Pasok, die nach starken Stimmenverlusten nur noch
Juniorpartner der Konservativen ist.
dab/dpa/AFP>
========
Was sagte Barroso am G20-Gipfel? - Richtig: Das ist
das "Modell, auf das wir sehr stolz sein können".
28.6.2012: Ökonomen fordern Billionen von
Deutschland - weil Deutschland vom niedrigen Euro
"profitiere"
aus: MM News: GR Ökonomen fordern Billionen von
Deutschland; 28.6.2012;
http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/10306-gr-oekonomen-fordern-billionen-von-deutschland
<Milliarden
reichen nicht mehr. Jetzt gehts um Billionen:
Griechische Ökonomen fordern Deutschland vor
EU-Gipfel zu billionenschweren Zugeständnissen auf.
Garantien für Euro-Rettungsschirm müssten
verzehnfacht werden und Deutschland
Peripherie-Staaten über ein Jahrzehnt finanziell
stützen.
Griechische Ökonomen der
Initiative „Greek Economists for Reform“ fordern
Deutschland vor dem anstehenden EU-Gipfel zu
billionenschweren Zugeständnissen auf, um den Euro
zu retten. „Die deutsche Öffentlichkeit steht schon
sehr bald vor einer großen Entscheidung: Führt sie
endlich die Euro-Zone an – oder zieht sie den
Stecker“, sagte der griechische Ökonom Costas
Azariadis, Wirtschaftsprofessor an der Washington
University und einer der Gründungsmitglieder der
Plattform, der Zeitung „Die Welt“
(Donnerstagsausgabe).
Der schwache Euro
verschaffe der deutschen Exportwirtschaft große
Wettbewerbsvorteile, so Azariadis. „Als Gegenleistung
muss Deutschland sich verpflichten, die Finanzmärkte
zu befriedigen, indem es den Südstaaten der Euro-Zone
etwa über ein Jahrzehnt finanziell hilft.“ Diese
Rettungsmaßnahmen würden mehrere Billionen Euro kosten
– mehr als die deutsche Wiedervereinigung, sagt der
Ökonom. Deutschland müsse abwägen, ob diese Ausgaben
im Vergleich zu den durch den Euro entstehenden
Exporterfolgen angemessen seien.
Nicholas Economides,
Wirtschafsprofessor an der New York University,
fordert Deutschland ebenfalls dazu auf, endlich große
Zugeständnisse zu machen. „Die Garantien für den
Euro-Rettungsschirm müssen verzehnfacht werden, um
Italien und Spanien auffangen zu können“, sagte der
Wirtschaftsprofessor der „Welt“. Außerdem müsse
Deutschland die Einführung von Euro-Bonds bis zu einer
Schuldenquote von 60 Prozent erlauben. Sowohl
Economides als auch Azariadis fordern darüber hinaus
eine Lockerung des griechischen Sparprogramms. „Es ist
mittlerweise mehrfach bewiesen, dass die Einschnitte
zu ambitioniert waren“, sagt Economides. Außerdem
sollte die Troika Griechenland erlauben, seine
Zinszahlungen für drei bis fünf Jahre auszusetzen.
Der Frankfurter Ökonom
Michael Haliassos warnte ebenfalls vor weiteren
Sparrunden: „Weitere Lohn- und Gehaltskürzungen sind
nicht nur politisch desaströs, sondern auch unnötig,
denn Griechenland hat die Verluste an relativer
Wettbewerbsfähigkeit seit 1999 inzwischen beinahe
ausgeglichen“, sagte Haliassos der „Welt“. Sollte
Deutschland nicht zu Zugeständnissen bereit sein,
könnte Deutschland den Stecker ziehen, indem es
einen kleineren Währungsraum gründet, sagt
Azariadis. Allerdings werde der Schaden gewaltig
sein. „Die Aufwertung der neuen Währung wird der
deutschen Exportwirtschaft großen Schaden zufügen
und viele Jobs vernichten.“
Alle drei Ökonomen sind
sich einig, dass oberstes Ziel der neuen griechischen
Regierung die Bekämpfung von Korruption und
Steuerhinterziehung sein muss. „Die Ausgaben kann die
Regierung in den Griff bekommen, indem sie frei
werdende Stellen im öffentlichen Sektor nicht
wiederbesetzt“, sagte Economides. Außerdem sollte
Griechenland darum bitten, mehr Mittel aus den
EU-Strukturfonds für Infrastrukturprojekte zu
erhalten, um die Rezession zu bekämpfen. „Die erste
Priorität der neuen griechischen Regierung sollte der
Aufbau einer breiten, exportorientierten und
produktiven industriellen Basis sein, die für Wachstum
sorgen und den Importüberschuss abbauen kann“, sagt
Haliassos. Zudem brauche Griechenland einen
Know-how-Transfer aus anderen Ländern, um
Unternehmertum zu fördern und das Zusammenspiel von
Forschung und Industrie zu verbessern. „Ohne solche
Reformen hilft keine der beiden derzeit diskutierten
Extrempositionen weiter – weder das Drängen auf
weitere Sparmaßnahmen, noch eine weitere Finanzierung
des alten Systems der Klientelpolitik, das
Griechenland in die Krise geführt hat“, sagt
Haliassos.
Sein Kollege Azariadis
fürchtet trotz aller Anstrengungen, dass Griechenland
die Währungsunion verlassen könnte. „Die griechische
Regierung könnte irgendwann an einen Punkt kommen, an
dem sie Gehälter und Pensionen ihrer
Staatsbediensteten nicht mehr zahlen kann, ganz zu
schweigen von den Verpflichtungen gegenüber den
Gläubigern. Unter diesen Rahmenbedingungen ist es
schwer vorstellbar, wie Griechenland seine Schulden
innerhalb der Euro-Zone begleichen will, solange
Gläubiger und internationale Partner nicht zu großen
Entlastungen bereit sind.“>
========
In Zukunft kann jeder Schulden machen, wie er will,
und bekommt Geld für niedrige Zinsen:
29.6.2012: Pleite-Monti setzt sich durch:
Deutschland muss direkte Hilfen zahlen und einen
erleichterten Rettungsschirm ohne grosse
Bedingungen zulassen - die Mafia-Abzocke geht
weiter und der Euro geht zur Sau
aus: 20 minuten online: Einigung in Brüssel: Auch
Merkel unterliegt Italien; 29.6.2012;
http://www.20min.ch/ausland/news/story/10892129
<Mit direkter
Bankenhilfe und erleichtertem
Zugriff auf den Euro-Rettungsschirm will
die Eurozone Spanien und Italien helfen. Die
Bundeskanzlerin musste Italien Zugeständnisse
machen.
EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sprach von einem
«Durchbruch, dass Banken direkt rekapitalisiert
werden können». Das soll allerdings erst
möglich sein, wenn zuvor eine effiziente
europäische Aufsicht aufgebaut ist. Die
Regierungschefs beauftragten die EU-Kommission,
zügig einen entsprechenden Vorschlag auszuarbeiten.
Auch Italiens Regierungschef Mario Monti konnte
zufrieden sein: Er schreckte bislang aus Angst vor
harten Auflagen vor dem Griff zum Eurotropf zurück.
Nun einigte sich der Gipfel darauf, spar- und
reformwilligen Ländern Hilfe ohne ein
zusätzliches Anpassungsprogramm zu
gewähren. Die Regierungen müssen sich zwar in einem
Abkommen dazu verpflichten, die jährlichen
Hausaufgaben der EU-Kommission rechtzeitig zu
erfüllen und ihre Defizite rasch abzubauen. «Damit
werden aber nur die Verpflichtungen bekräftigt, die
das Land schon eine Weile erfüllt», sagte Monti.
«Das ist kein Programm wie für Griechenland, Irland
oder Portugal.» Dessen ungeachtet sagte er, dass er
vorerst nicht die Absicht habe, die Möglichkeit zu
nutzen.
«Im Rahmen unserer Methoden»
Die Einzelheiten für den erleichterten Zugriff auf
den Rettungsschirm soll die Eurogruppe auf ihrem
nächsten Treffen am 9. Juli ausarbeiten, sagte
Monti. Italien könnte - sollte Rom sich entsprechend
entscheiden - die Möglichkeit zum Anleihenaufkauf
durch den Rettungsschirm nutzen. Für ein solches
Instrument würde die Europäische Zentralbank als
«Agent» fungieren, also im Auftrag des befristeten
Schirms EFSF oder des künftigen Schirms ESM am Markt
aktiv werden, sagte Monti.
Merkel äusserte sich zufrieden
Trotz ihrer Zugeständnisse gab sich auch
Bundeskanzlerin Angela Merkel zufrieden. Sie
betonte, dass auch die künftige Nutzung des
Rettungsschirms «im Rahmen unserer Methoden» bleibe
- also keine neuen Instrumente geschaffen würden.
Allerdings kam sie auch Madrid noch einen Schritt
entgegen: So sollen die Europartner - wenn das
geplante Hilfsprogramm für die spanischen Banken aus
dem ESM kommen wird - ihren bevorzugten Status
gegenüber privaten Gläubigern verlieren. Auch das
ist eine Massnahme, um das Geldleihen für Madrid
billiger zu machen.
«Die Eurozone wird durch diese Einigung gestärkt»,
sagte Monti. Der Italiener hatte hoch gepokert: So
blockierte er bis zur Einigung auf die
Sofortmassnahmen auch die Verabschiedung eines
Wachstumspaktes, auf das er sich schon eine Woche
zuvor mit Merkel verständigt hatte. Das war eine
glatte Erpressung, denn der Wachstumspakt ist für
die Kanzlerin wichtig, um am Nachmittag von
Bundestag und Bundesrat eine Zweidrittelmehrheit für
den Fiskalpakt und den ESM-Vertrag zu erhalten. Nach
dem Durchbruch um 05.00 Uhr in der Früh betonte sie
daher auch, es seien «gute Entscheidungen getroffen
worden, was das Wachstum anbelangt». Das Paket soll
Mittel von 120 Milliarden Euro mobilisieren, um Jobs
zu schaffen und die Konjunktur anzukurbeln.
Van-Rompuy-Papier im Oktober wieder auf dem
Tisch
Weiterer Schritt des Gipfels: Merkel und ihre
Kollegen gaben den Startschuss für eine Vertiefung
der Währungsunion. Zwar gab es noch keine
inhaltliche Debatte. Sie verständigten sich aber auf
die Grossbaustellen. Dazu gehören eine Banken-Union,
eine Fiskal-Union sowie eine politische Union. Im
Oktober solle ein überarbeiteter Entwurf auf den
Tisch kommen.
Pikant: Als Unterpunkt der Fiskal-Union blieb auch
die Ausgabe gemeinsamer Schuldscheine im Papier der
Vierergruppe von Ratschef Herman Van Rompuy,
EU-Kommissionschef José Manuel Barroso,
Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker und
EZB-Präsident Mario Draghi. Doch weil die
inhaltliche Debatte noch gar nicht begonnen habe,
sei das auch nicht als Bereitschaft zu Euro-Bonds zu
verstehen, hiess es in Diplomatenkreisen.
(dapd)>
========
29.6.2012: Und wieder werden Milliarden
für die Pleite-Länder verschenkt - und die
Börsen machen einen vorübergehenden Kurssprung
vor dem nächsten Kater
aus: 20 minuten online: Europäische Börsen: Gipfelbeschluss
der EU beflügelt die Märkte; 29.6.2012;
http://www.20min.ch/finance/news/story/Gipfelbeschluss-der-EU-befluegelt-die-Maerkte-25136559
<Die Einigung
der Staats- und Regierungschefs der Eurozone, den
hoch verschuldeten Staaten unter die Arme zu
greifen, hat die Anleger in Kauflaune versetzt.
Europas Börsen schliessen deutlich im Plus.
Als Reaktion auf die Beschlüsse des EU-Gipfels in
Brüssel haben die europäischen Börsen am Freitag
deutlich im Plus geschlossen. Gewinner waren vor allem
die Banken. Die Teilnehmer des EU-Gipfels hatten unter
anderem direkte Hilfen für angeschlagene Banken
beschlossen.
Die Börse in Paris machte ihren grössten Sprung in
diesem Jahr und schloss mit 4,75 Prozent im Plus. Am
Handelsplatz in Frankfurt stieg der deutsche Leitindex
Dax auf 6416 Punkte, was einem Plus von 4,33 Prozent
entspricht. Am Londoner Handelsplatz schloss der FTSE-
Index mit 1,42 Prozent im Plus.
In Madrid legte die Börse um 5,66 Prozent zu, in
Mailand betrug das Plus 6,59 Prozent. An der New
Yorker Wall Street waren angesichts des EU-Gipfels
auch der Dow-Jones und der Nasdaq zuvor im Plus in den
Handel gestartet. Der Euro lag um 18.00 Uhr bei 1,2670
Dollar.
Banken-Titel klettern in die Höhe
Auch die Schweizer Börse schliesst deutlich fester.
Schweizer Aktien haben am Freitag stark zugelegt. Bis
Börsenschluss gewann der SMI 1,34 Prozent auf 6066,86
Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader
Index (SLI) stieg um 1,92 Prozent auf 902,38 und der
breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,47 Prozent
auf 5633,27 Zähler.
Bei den Blue Chips standen die Banken weit vorne,
nachdem sie am Vortag beträchtlich an Wert eingebüsst
hatten. Die Titel der Credit Suisse kletterten um 4,1
Prozent in die Höhe. Aber auch die anderen Bankenwerte
im SMI/SLI, die Papiere der UBS ( 2,9 Prozent) und von
Julius Bär ( 2,6 Prozent), legten deutlich zu.
Die ebenfalls starken Versicherer wurden im SMI/SLI
von Swiss Life ( 3,4 Prozent) angeführt, gefolgt von
Bâloise ( 2,5 Prozent) und Zurich ( 2,1 Prozent).
Swiss Re gewannen mit 1,4 Prozent etwas weniger.
Pharmatitel mit bescheidenem Plus
Starke Avancen verzeichneten eine Reihe von
Zyklikern. Allen voran verteuerten sich Clariant um
6,9 Prozent. Zu den weiteren Gewinnern gehörten die
Titel von Nobel Biocare, die um 4,6 Prozent in die
Höhe kletterten, ohne dass es börsenrelevante
Nachrichten zum Dentalimplantatehersteller gegeben
hatte.
Holcim gewannen 4,5 Prozent, Geberit 4,4 Prozent,
Kühne Nagel 3,3 Prozent oder Adecco 3,1 Prozent.
Im Gegensatz dazu entwickeln sich die defensiven
Index-Schwergewichte weniger dynamisch. Roche gewannen
0,4 Prozent, Novartis 0,3 Prozent oder Nestlé immerhin
1,1 Prozent.
(sda)>
========
Deutschland könnte bald zu einem Griechenland werden:
29.6.2012: <Griechenland
hinterlässt Spuren: IKB versenkt halbe
Milliarde> - eine "Deutsche Industriebank"
schreibt weiterhin rot
aus: n-tv online; 29.6.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/IKB-versenkt-halbe-Milliarde-article6618026.html
<Die
Skandalbank IKB rutscht wegen der anhaltenden Krise
in der Eurozone tief in die Verlustzone.
Insbesondere der Schuldenschnitt Griechenlands
schlägt ins Kontor. Schwarze Zahlen der staatlich
gestützten Bank rücken damit in weite Ferne.
Mit der IKB erreichte 2007 die US-Hypothekenkrise
erstmals sichtbar auch Deutschland. Fünf Jahre später
steckt die Mittelstandsbank noch immer in großen
Schwierigkeiten, nun wegen der Folgen der europäischen
Staatsschuldenkrise.
Die Umschuldung Griechenlands und weitere
Marktverwerfungen in Europa brockte der IKB einen
Jahresverlust von mehr als einer halben Milliarde Euro
ein. Das Institut bezifferte den Fehlbetrag des im
März endenden Geschäftsjahrs 2011/12 auf 517 Mio.
Euro, nachdem ein Bilanzierungseffekt ihr im Jahr
zuvor einen kleinen Gewinn von 21 Mio. Euro beschert
hatte. Allein die Abschreibungen auf griechische
Staatsanleihen im Wert von 211 Mio. Euro drückten das
Ergebnis nach dem internationalen
Bilanzierungsstandard (IFRS) um 131 Mio. Euro, wie aus
dem Geschäftsbericht hervorgeht. Nach dem
Schuldenschnitt habe die IKB alle Griechenland-Papiere
verkauft.
Mit mehr als 300 Mio. Euro schlugen Wertkorrekturen
an Derivaten und anderen Finanzanlagen zu Buche, weil
einerseits die Risiken von staatlichen und
Bankanleihen im Süden Europas stiegen und andererseits
die Zinsen sicherer Einlagen sanken. Für die
inzwischen auf 4,25 Mrd. Euro an Garantien, die die
IKB vom staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin
braucht, zahlte sie 2011/12 insgesamt 102 Mio. Euro
Provision. Diese Effekte überlagerten die operative
Entwicklung. Sondereffekte herausgerechnet, wäre der
Verlust nach Angaben der IKB im Jahresvergleich von
140 auf 58 Mio. Euro gesunken, weil die Kreditnehmer
aus dem Mittelstand sich kaum als säumige Zahler
erwiesen.
Schwarze Zahlen in weiter Ferne
Bis die Bank aber wieder Gewinne schreibt, dürfte es
noch Jahre dauern. Zwar habe die Bank die Auflagen der
EU aufgrund der Staatshilfen erfüllt und könne sich
nun wieder mehr auf das eigentliche Kundengeschäft
stürzen. "Aufgrund der nach wie vor hohen Kosten der
Restrukturierung wird es noch Zeit brauchen, bis sich
die Neuausrichtung nachhaltig positiv in der Gewinn-
und Verlustrechnung niederschlägt", warnte sie aber.
Der Ausfall Griechenlands habe die Rückkehr in die
Gewinnzone auf operativer Basis verzögert.
Die IKB war im Jahr 2007 das erste Opfer der
US-Hypothekenkrise in Deutschland gewesen. Nur mit
massiver staatlicher Hilfe konnte der Zusammenbruch
damals vermieden werden. Nach wie vor ist der
Finanzinvestor Lone Star mit rund 90 Prozent Anteilen
Haupteigentümer. Er hatte die Bank 2010 zum Verkauf
gestellt, bis heute allerdings ohne Erfolg.
Medienberichten zufolge soll die französische BNP
Paribas an einer Übernahme interessiert gewesen sein.
Lone Star hält sich zum Stand bedeckt.
Branchenexperten halten angesichts der Lage auf den
Finanzmärkten einen Verkauf derzeit aber für
unwahrscheinlich.
Quelle: n-tv.de, nne/rts/dpa>
========
29.6.2012: Banker in Pleite-Griechenland
macht Selbstmord an der Akropolis
aus: n-tv online: Selbstmord auf der AkropolisBanker
stürzt sich in die Tiefe; 29.6.2012;
http://www.n-tv.de/panorama/Banker-stuerzt-sich-in-die-Tiefe-article6610166.html
In Griechenland äußert sich die
steigende Selbstmordrate immer dramatischer: Jetzt
stürzt sich ein Banker vor den Augen von Touristen von
der Akropolis, der bekanntesten Attraktion des
taumelnden Euro-Landes. Der Mann in den 40ern
arbeitete bei der angeschlagenen ATE-Bank, die durch
zwei Stresstests gefallen war und umstrukturiert
werden soll.
Ein Angestellter der kriselnden griechischen ATE-Bank
hat sich mit einem Sprung von der Akropolis selbst
getötet. Der 45-Jährige sei im Krankenhaus in Athen
seinen schweren Verletzungen erlegen, die er sich bei
dem Sturz zugezogen hatte, teilte die Polizei mit.
Nach Angaben aus Polizeikreisen hatte der Mann seinen
Kollegen zum Abschied gesagt, er komme bald zurück.
Nach Polizeiangaben ereignete sich der Vorfall gegen
09.30 Uhr Ortszeit. Zu der Zeit sind für gewöhnlich
bereits zahlreiche Besucher an der Akropolis, einer
der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Griechenlands.
Ein Wachmann an der Akropolis berichtete, der Mann
sei von dem Hügel gesprungen, auf dem sich die antike
Stätte befindet, und hundert Meter tiefer auf dem
Dionysostheater gelandet. Offenbar sei er geistig
verwirrt gewesen. Der Bankangestellte habe seinen
Kollegen gesagt, er gehe nur kurz vor die Tür und
komme bald wieder, verlautete aus Polizeikreisen. Die
Polizei fand bei dem Mann lediglich eine Notiz mit
seinem Namen.
Die vor allem im Agrarbereich tätige ATE-Bank war
durch zwei Stresstests gefallen und soll
umstrukturiert werden.
Im Zuge der schweren Finanzkrise in Griechenland ist
die Zahl der Selbstmorde in dem südeuropäischen Land
gestiegen. Mehr als eine Million Griechen sind
arbeitslos, anderen machen Lohnkürzungen und
Steuererhöhungen zu schaffen.
Quelle: n-tv.de, dpa>
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29.6.2012: Pleite-Italiens Präsident Monti
verliert in Italien immer mehr den Rückhalt - und
musste deswegen gegen Merkel "gewinnen"
aus: Spiegel online: Euro-Gipfel
Marios
Horrorshow; 29.6.2012;
http://www.spiegel.de/politik/ausland/wie-monti-sich-beim-euro-gipfel-gegen-merkel-durchsetzte-a-841738.html
<Von
Hans-Jürgen Schlamp
Mit aller Härte und allen Finessen spielte
Italiens Regierungschef Monti beim Euro-Poker in
Brüssel. Der gewiefte Taktiker und EU-Profi brauchte
den Sieg über Kanzlerin Merkel. Sonst wäre es der
Anfang von seinem Ende in Rom gewesen.
"Wir haben einen schwarzen Freitag
verhindert", stellte Mario
Monti fest, als am frühen Freitagmorgen die Brüsseler Marathonsitzung
beendet war. Siegreich beendet, jedenfalls für ihn und
die anderen Regenten aus Europas Krisenstaaten.
Italiens Regierungschef hatte gegen den Widerstand der
gut situierten Nordländer, angeführt von Deutschlands
Kanzlerin Angela Merkel, neue Instrumente gegen die
Euro-Krise durchgesetzt. Sie erlauben künftig
finanzielle Hilfe aus dem EU-Rettungsfonds, ohne dass
die Empfänger sich dafür massive Sparauflagen
aufbürden lassen müssen.
Der Jubel an den Börsen war groß. Die Aktienkurse
stiegen allerorten, vor allem die der Banken, die ja
nun leichter zu retten sind. Die Zinsaufschläge für
italienische und spanische Staatsanleihen gingen
kräftig nach unten und ersparen so den jeweiligen
Finanzministern, immer höhere Zinskosten für ihre
Schulden zahlen zu müssen.
Monti wollte aus Brüssel "ein Signal an die Märkte"
senden - er hat es geschafft. Er wollte die "mentale
Blockade" der ewigen "Nein"-Sager um Merkel
aufbrechen. Es ist ihm gelungen. Er werde nicht ohne
ein Paket heimkehren, das den Zinsdruck auf Italien
und andere Schuldnerländer reduziert, hatte er
versprochen. Mission erfüllt. "Super Mario", wie er
seit seiner Zeit als Brüsseler EU-Kommissar genannt
wird, hat es wieder einmal allen gezeigt - mit
unerwarteter Härte und feinen Finessen.
"Wir stehen am Abgrund"
Monti durfte aber auch nicht mit leeren Händen vom
Brüsseler Gipfel zurückkommen. Es wäre der Anfang
seines politischen Endes gewesen. Denn schon seit
einiger Zeit gerät er in der Heimat unter immer
stärkeren Druck aus vielen Richtungen:
- Als er
vorigen November den bizarren Silvio
Berlusconi ablöste, der fast zwei Jahre
kräftig daran mitgewirkt hatte, Italien ins
wirtschaftliche Elend zu stürzen, wurde er als
Retter gefeiert. Doch als er dann Renten kürzte
und Steuern erhöhte, wurde das Volk zusehends
ungnädig.
- Nun wagt
sich die überwiegend nutz- und ahnungslose
politische Kaste wieder aus der Deckung,
Berlusconi allen voran, und droht damit, Montis
"Technokraten-Regierung" abzuräumen, die keine
eigene Basis im Parlament hat.
- Montis
Bremsversuche gegen den Sturzflug der
italienischen Wirtschaft zeigen bislang keinerlei
Wirkung. "Wir stehen am Abgrund", überschreibt der
Unternehmerverband Confindustria die neueste
Bestandsaufnahme der ökonomischen Lage in "Bella
Italia". Danach werde die Wirtschaft Italiens im
laufenden Jahr nicht nur um 1,6 Prozent
schrumpfen, wie bislang befürchtet, sondern um 2,4
Prozent. Auch im kommenden Jahr sei mit Wachstum
nicht zu rechnen. Schon jetzt habe die Krise
eineinhalb Millionen Arbeitsplätze vernichtet.
- Auch die
Finanzmärkte scheren sich um Montis Anstrengungen
nicht mehr und kaufen Staatsanleihen nur gegen
Höchstzinsen. Das wiederum bringt Monti immer
tiefer in die Klemme.
Angela beim "Einknicken" helfen
Ein Durchbruch, ein effektvoller Paukenschlag
musste also her, um das Klima zu verändern. Bislang
war Monti mit solchen Plänen allerdings immer an der
beinharten Position der von ihm eigentlich
geschätzten "Angela" gescheitert. Es musste also ein
Szenario geschaffen werden, das die deutsche
Kanzlerin einerseits zum Nachgeben zwang, es ihr
aber andererseits zugleich auch leichter machte
"einzuknicken", wie dies in Deutschland gewertet
würde. Ein Umfeld für den Umfall galt es
vorzubereiten.
Zunächst musste aber in Italien noch ein wichtiger
Punkt abgearbeitet werden. Für den Tag vor dem
Gipfel setzte Monti die entscheidende
Vertrauensabstimmung über eine Flexibilisierung des
Arbeitsmarkts im Parlament an. Eine gewagte Aktion.
Ginge die Sache schief, müsste er abtreten. Und
eigentlich sind in Italien alle gegen dieses
Gesetzeswerk. Die Gewerkschaften halten mit Protest
und Streiks gegen die darin vorgesehene Lockerung
des Kündigungsschutzes. Die Arbeitgeber sind davon
enttäuscht, das Gesetz bringe so nichts. Die
Parlamentarier hätten das ökonomisch wohl eher
bedeutungslose, aber symbolträchtige Projekt lieber
auf die lange Bank geschoben. Aber Monti lief volles
Risiko: Ohne die Verabschiedung der
Arbeitsmarkt-Gesetze habe er kein Standing in
Brüssel, brauche er dort nichts zu fordern, er werde
nichts bekommen. Und Schuld an allem wäre das
Parlament. Das wollte die Abgeordneten nun auch
nicht sein - sie stimmten missmutig, aber mit
Mehrheit zu.
In Brüssel konnte Monti damit auftrumpfen: Seht
her, Italien hat nun alles auf den Weg gebracht, was
die Euro-Partner gefordert haben. Sparen,
reformieren, liberalisieren - alles gemacht. Was
Italien jetzt an zusätzlichen Krisenhilfen fordere,
sei also keineswegs - wie es in Deutschland oft
dargestellt würde - der Ersatz für eigene
Anstrengungen, keine Finanzhilfe für Faulenzer. Es
sei eine solidarische Unterstützung für diejenigen,
die alles nötige aus eigener Kraft erledigt haben
und gleichwohl von den Spekulationswellen an den
Börsen überflutet würden. Mehr noch, was Italien
fordere, wolle es selbst gar nicht nutzen.
Jedenfalls derzeit nicht. Und weil Solidarität das
Stichwort für Frankreichs Präsidenten François Hollande
ist, lief auch der zu - für seine Verhältnisse -
großer Form auf. Spanien-Chef Mariano
Rajoy stand ohnehin ganz fest zu Monti.
Kühles Kalkül mit dem Horror
Gemeinsam tüftelten sie auch eine kleine Erpressung
aus. Weder das milliardenschwere Konjunktur- und
Wachstumsprogramm, noch die Einführung einer
Finanzmarkt-Steuer werde es auf dem Gipfel geben,
wenn Merkel nicht bei der Entlastung der spanischen
Banken und der Begrenzung italienischer Schuldzinsen
mitspiele. Dann scheitere der Gipfel eben total. Mit
allen Konsequenzen. Das war zugleich Druck und Hilfe
für die deutsche Dame.
Schon im Vorfeld hatte der gewiefte EU-Profi Monti -
von 1995 bis 2004 war er als EU-Kommissar in Brüssel
für Schlüsselbereiche wie Binnenmarkt und Wettbewerb
zuständig - ein Szenario aufgebaut, dass die Angst
vor dem Untergang des Euro schüren sollte. Ein
Weckruf, sagen die einen. Ein kühles Kalkül mit dem
Horror, nennen es andere. "Die nächsten zehn Tage
sind entscheidend", hatte Monti, sonst stets ein
Mann der leisen, feinen Töne, plötzlich laut
getrommelt. "Europas letzte Chance" nannte er das
"Big-Four"-Treffen von Merkel, Monti, Hollande und
Rajoy, vorigen Freitag in Rom. Und unmittelbar vor
dem Gipfel warnte Monti vor der möglichen
"Katastrophe": Man müsse sich in Brüssel um jeden
Preis einigen. Ein Scheitern könnte in Italien
"politische Kräfte freisetzen, die die europäische
Integration und den Euro zur Hölle fahren lassen".
Angesichts eines drohenden Untergangs konnte Angela
Merkel von einer "ernsten Situation" sprechen. Damit
war sie ja praktisch gezwungen, aus ihrem schroffen
Vorgipfel-"Nein" in der langen Nacht von Brüssel am
Ende ein gequältes "Na gut" zu machen. Das müssten
ja auch ihre Parteifreunde und Wähler zu Hause
verstehen.
Schon in den Tagen vor dem Duell um Mitternacht
hatten die Berater der Kanzlerin wohl gesagt, so
heißt es, dass ihre rigide Position gegen das kleine
Griechenland durchsetzbar war - gegen die drei
großen Euro-Partner Frankreich, Italien, Spanien
aber auf Dauer nicht. Mithin war auch auf deutscher
Seite die Suche nach dem rechten Umfeld fürs
Umfallen vermutlich längst im Gange.>
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29.6.2012: Attac: Der "Fiskalpakt" ist wie
eine Finanzmethode der Nazizeit, weil er eine
Erpressung ist
aus: "Ungeheuerlich und geschichtslos": Attac
vergleicht Fiskalpakt mit Nazi-Gesetz; 29.6.2012;
http://www.welt.de/politik/deutschland/article107302303/Attac-vergleicht-Fiskalpakt-mit-Nazi-Gesetz.html
<Auf
Postkarten haben Globalisierungskritiker von Attac
den Euro-Rettungsschirm und den Fiskalpakt mit dem
Ermächtigungsgesetz von 1933 verglichen. Selbst
Fiskalpakt-Gegner sind entsetzt.
Von Miriam Hollstein
Schon die
Bundeskampagne von Attac gegen den Fiskalpakt kam eher
grobschlächtig daher: Auf einer Zeichnung ist eine
Frau mit Bodybuilder-Körper und im Superheldenkostüm
zu sehen, die mit überdimensionaler Faust das Wort
"Fiskalpakt" zerschlägt. Doch was sich jetzt die
Regionalgruppe Aachen von Attac erlaubte, hat in der
Politik Empörung ausgelöst. Sie verschickte an alle
Bundestagsabgeordneten Postkarten, auf denen der
Fiskalpakt mit dem "Ermächtigungsgesetz" von 1933
verglichen wird.
Auf der
Vorderseite der Postkarte wird der Bundestag gezeigt,
versehen mit der Aufschrift "ESM & Fiskalpakt –
Ermächtigungsgesetz 2.0". Auf der Rückseite werden die
Attac-Aktivisten dann explizit. Nach der Anrede folgt
zunächst ein historischer Exkurs.
"Mit der
Faust der Nazis im Nacken stimmten die Abgeordneten
des Reichstags 1933 (außer KPD und SPD) dem
'Ermächtigungsgesetz’ zu, mit dem sie ihre
Kontrollrechte aufgaben." Dann heißt es weiter: "Keine
Entschuldigung haben heute die Abgeordneten , die im
Reichstag für den ESM und einem nicht gewählten und
nicht rechenschaftspflichtigen Direktorium unbegrenzte
finanzielle Macht überlassen."
Zum Schluss
drohen die Attac-Aktivisten unverhohlen: "Wir werden
das Abstimmungs-Verhalten jedes einzelnen Abgeordneten
veröffentlichen und Sie bei jeder Gelegenheit daran
erinnern!"
Kerstin Griese – "Absolut
geschichtslos"
In der
Politik hat die Aktion für Empörung gesorgt. Als
"ungeheuerlich" bezeichnete Grünen-Chefin Claudia Roth
gegenüber "Spiegel Online" die Aktion. Der Vergleich
zeuge "von erschreckender Geschichtsvergessenheit".
Als "absolut geschichtslos", bezeichnete auch die
SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese die
Attac-Kampagne. "Das ist eine Verharmlosung des
NS-Terrors", sagte Griese "Welt Online".
Auch der
Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold, der einst Attac
in Deutschland mitbegründete, nannte die Aktion
"unsäglich". Damit diskreditiere man den eigenen
Protest, sagte Giegold "Spiegel Online".
Selbst bei
erklärten Gegnern des Fiskalpakts kommt der Vergleich
nicht gut an. "Man sollte sich immer fragen, ob
historische Vergleiche – inbesondere mit der deutschen
Geschichte – hilfreich sind", sagte der als
"Euro-Rebell" bekannte FDP-Bundestagsabgeordnete Frank
Schäffler "Welt Online". "Ich halte solche Vergleiche
für falsch."
"Der Vergleich mit 1933 ist falsch"
Die
Bundesführung von Attac hat sich inzwischen von der
Aktion der Aachener Aktivisten distanziert. Diese sei
"ohne Absprache" vorgenommen worden. "Der Vergleich
mit 1933 ist falsch und nicht zielführend", sagte
Attac-Sprecherin Frauke Distelrath "Welt Online".
Allerdings
bereite die Zustimmung zu Fiskalpakt und ESM "den Weg
in eine Ordnung, die wir für nicht legitim halten".
Dies sei ein "erschreckender Vorgang". Mit der
Situation von 1933 sei dies aber nicht vergleichbar.
Attac hat in Deutschland 27.000 Mitglieder. Die
Struktur der Organisation ist so gestaltet, dass die
Regionalgruppen weitgehend autonom agieren.
"Angesichts
der Tatsache, dass die parlamentarische Kontrolle beim
ESM durch den Deutschen Bundestag deutlich intensiver
und umfassender ist als bei den vielen Milliarden
Euro, die wir zum EU-Haushalt beisteuern, ist die
Attac-Kampagne nicht nur erschreckend unhistorisch,
sondern auch schlicht dämlich", kritisierte auch
Norbert Barthle, haushaltspolitischer Sprecher der
Unionsfraktion im Bundestag.
Euro-Rettungsschirm als
Riesen-Bankenkrake
Der
Bundestag stimmt am Freitagnachmittag über den Fiskalpakt und den
Euro-Rettungsschirm ESM ab. Nach der Abstimmung
im Bundestag berät dann am Abend der Bundesrat über
die beiden Gesetze. Mehrere Initiativen hatten im
Vorfeld Kampagnen gegen ESM und Fiskalpakt gestartet.
So machte
die Organisation "Mehr Demokratie" mit einem Videoclip auf Youtube
Stimmung gegen die beiden Maßnahmen. Der
Euro-Rettungsschirm wird darin als Riesen-Bankenkrake
dargestellt. Gefordert wird eine Volksabstimmung zu
ESM und Fiskalpakt.
Der
Vorwurf: Beide Maßnahmen würden undemokratische
Strukturen schaffen. Bereits in der vergangenen Woche
hatten Attac-Aktivisten vor dem Bundestag gegen den
Fiskalpakt demonstriert. Auch für den Abstimmungstag
war zu Protesten aufgerufen worden.
Das so genannte Ermächtigungsgesetz ("Gesetz zur
Behebung der Not von Volk und Reich") vom 24. März
1933 setzte de facto die Reichsverfassung von Weimar
außer Kraft und bot Adolf Hitler die Möglichkeit,
Gesetze ohne Zustimmung durch den Reichstag und
Reichsrat zu erlassen.>
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29.6.2012: Und der Kater folgt sogleich: Der
Maastrich-Vertrag ist Geschichte, und die
Pleite-Staaten gewinnen für ihre Bankrott-Politik
aus: Welt online: Showdown in Brüssel: Die Schleusen
auf! Das bestürzende Gipfel-Ergebnis; 29.6.2012;
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article107302866/Die-Schleusen-auf-Das-bestuerzende-Gipfel-Ergebnis.html
<Die
Einigung der Euro-Gruppe in Brüssel ist kein Schritt
nach vorn, sondern einer zurück zur Stabilitätsunion
1.0: Es gibt Hilfen ohne harte Auflagen – und die
Schuldensünder triumphieren.
Von Florian Eder
Die
Bundeskanzlerin hat standgehalten, so
gut es halt ging angesichts des brachialen
Auftretens des italienischen Premierministers Mario
Monti. Weder haben die 17 Euro-Staaten in dieser Nacht
Euro-Bonds beschlossen noch eine direkte
Rekapitalisierung der Banken, die übermorgen wirksam
wäre.
Und auch
direkte Staatsfinanzierung durch die Europäischen
Rettungsschirme ist erst angelegt in dem Kompromiss
der Nacht, nicht aber beschlossen. Und dennoch: Das
Einfallstor für eine
gemeinsame Haftung der Euro-Staaten, des einen
für den anderen, Deutschlands für Italien, es steht
weit offen.
Bestürzendes Ergebnis
Das lädt
dazu ein, es zu durchschreiten. Bedingungen und
Vorbedingungen und ein langer gesetzgeberischer Weg
stehen davor, etliche Beschlüsse des Deutschen
Bundestags und, das ist nicht zu viel der Spekulation,
auch Entscheidungen des Bundesverfassungerichts.
Und dennoch:
Mag sich Monti auch im Siegesgeheul des Morgens vertun
mit seiner Einschätzung, die Troika werde ihm nicht
ins Haus kommen und der Weg hin zu Euro-Bonds sei
hiermit beschritten: Das ist es, was er aus den
Beschlüssen folgert. Denn die Regierungschefs haben
beschlossen und in vier knappen Punkten festgehalten,
dass Länder in Schwierigkeiten leichter an das Geld
der anderen kommen und weniger dafür tun müssen. Das
ist ein bestürzendes Ergebnis.
Maastricht, ein gescheitertes
System
Die
Bedingungen für Hilfe sollen kaum schärfere sein, als
den Empfehlungen der EU-Kommission zu folgen, die sie
einmal im Jahr ohnehin an die Hauptstädte übersendet.
Das ist im Grunde das System Maastricht, gebaut auf
dem Sand des Vertrauens.
Es wurde genug gebrochen, es kannte kaum
wirkungsvolle Sanktionen, es wurde nach Belieben zur
Disposition gestellt. Das erste Mal im Übrigen durch
Deutschland und Frankreich, unterstützt von Italien.
Es ist ein gescheitertes System. Wenn die vergangenen
beiden Krisenjahre eines gezeigt haben, dann das.>
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29.6.2012: Euro-Banken können nun
Pleite-Wirtschaft betreiben, wie sie wollen - es
soll alles der Steuerzahler bezahlen - deutsche
Steuerzahler sollen für Südeuropa zahlen
aus: Welt online: Krisen-Gipfel: Die deutsche
Euro-Position ist praktisch obsolet; 29.6.2012;
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article107305367/Die-deutsche-Euro-Position-ist-praktisch-obsolet.html
<Um
Kontrolle von Bankrisiken geht es längst nicht mehr.
Sondern nur noch darum, Risiken von Krisenbanken auf
die europäische Ebene abzuwälzen – also auch auf den
deutschen Steuerzahler.
Von Sebastian Jost
Jahrelang
war die Idee einer echten europäischen Bankenaufsicht
ein Ladenhüter – nun erfuhr sie binnen weniger Wochen
große Begeisterung unter den Regierungschefs. Der
scheinbar verblüffende Sinneswandel ist aber leicht
erklärbar: Das Konzept einer gemeinsamen Aufsicht ist
vor allem von den Südeuropäern radikal umgedeutet
worden.
Wenig
glühende Anhänger fand die Aufsichtsidee, solange nur
die Kontrolle zentralisiert werden sollte – die
Rettung notleidender Banken wäre weiter an nationalen
Regierungen hängen geblieben.
Faktisch obsolet
Die jetzt
geplante Bankenunion hat einen ganz anderen Charakter:
Hinter der europäischen Kontrolle stehen jetzt auch
europäische Geldtöpfe. Stellen die Kontrolleure auf
EU-Ebene fest, dass eine Bank zu wenig Kapital hat,
kann der Rettungsfonds ESM gleich das nötige Geld
bereitstellen.
Die frühere
deutsche Position, dass es Bankenhilfen nur mit
strengen Auflagen für das Heimatland geben darf, ist
faktisch obsolet. Und die nächsten Dammbrüche scheinen
bereits vorbereitet.
Vertagt, aber nicht vergessen
Zunächst
soll die Europäische Zentralbank nur als Dienstleister
für den ESM fungieren – doch es würde nicht
verwundern, wenn es demnächst Versuche gebe, diese
Rolle in die eines Finanzierers umzudeuten, um
Bankenhilfen faktisch mit Zentralbankmitteln zu
bezahlen. Und die Idee einer gemeinsamen
Einlagensicherung ist vertagt, aber nicht vergessen.
Um die optimale Kontrolle von Bankrisiken geht es in
diesem Spiel längst nicht mehr. Sondern nur noch
darum, Risiken von Krisenbanken auf die europäische
Ebene abzuwälzen – und damit auch auf den deutschen
Steuerzahler.>
Kommentar: Katze aus
dem Sack
Jetzt ist die Katze aus dem Sack, und dann gibt es
bald keine Bäume mehr, weil alles abgefressen wird.
Michael Palomino, 29.6.2012
========
29.6.2012: Und die nächste
Deutschlad-Besetzung: <Schuldenkrise: Bundestag winkt Euro-Rettungspaket
durch>
aus: Financial Times Deutschland online; 29.6.2012;
http://www.ftd.de/politik/europa/:schuldenkrise-bundestag-winkt-euro-rettungspaket-durch/70056964.html
<Dies
abendliche Sitzung endet mit einer Einigung: Der
Bundestag hat zum Euro-Rettungsschirm ESM und
Fiskalpakt klar Ja gesagt. Jetzt folgt die
Entscheidung des Bundesrats. Das letzte Wort haben
jedoch die Verfassungsrichter.
Klares Signal für den
bedrohten
Euro: Nach
monatelangem Ringen hat der Bundestag dem
milliardenschweren
Euro-Rettungsschirm
ESM und dem europäischen
Fiskalpakt für mehr
Haushaltsdisziplin mit Zweidrittel-Mehrheit
zugestimmt.
Auch im Bundesrat galt die
nötige Zweidrittel-Mehrheit für eine Ratifizierung
der Verträge am Freitagabend als sicher. Das
letzte Wort hat aber das Bundesverfassungsgericht.
Die Linksfraktion wollte ihre Klage wegen
Beeinträchtigung der Budgethoheit des Parlaments
noch in der Nacht nach Karlsruhe schicken. Der
Rettungsschirm kann damit noch nicht wie geplant
zum 1. Juli In Kraft treten.
Bundeskanzlerin
Angela Merkel sagte vor
der Abstimmung, der Bundestag mache der Welt mit
seinem Votum deutlich: "Wir stehen zum Euro." Merkel
musste zuvor auf dem EU-Gipfel in Brüssel einen
Dämpfer hinnehmen. Gegen ihren Widerstand setzten
Italien und Spanien neue Nothilfen für
Euro-Wackelkandidaten durch.
Im Bundestag stimmten 491 der
insgesamt 620 Bundestagsabgeordneten für den
Fiskalpakt und 493 für den Rettungsschirm. Für beide
Verträge wurde die notwendige Zweidrittel-Mehrheit von
414 Stimmen damit klar übertroffen. Merkel hatte SPD
und Grüne in der vergangenen Woche mit mehreren
Zugeständnissen auf ihre Seite gebracht. Nur die Linke
blieb bei der Ablehnung der Verträge.
Der Fiskalpakt verpflichtet die
Unterzeichner unter anderem, ausgeglichene Haushalte
anzustreben. Ferner sollen die Staaten nationale
Schuldenbremsen einführen und in ihrem Recht verankern
- kontrolliert vom Europäischen Gerichtshof EuGH. Der
Rettungsschirm ESM mit Sitz in Luxemburg und einem
Stammkapital von 700 Mrd. Euro soll Mitgliedsstaaten
der Eurozone unterstützen, die in finanzielle
Schwierigkeiten geraten sind. Deutschland muss 2012
rund 8,7 Mrd. Euro Kapital in den ESM einzahlen.
Dadurch steigt die Neuverschuldung des Bundes.
Der Gipfel in Brüssel beschloss,
dass Krisenländer künftig leichter auf den
Euro-Rettungsfonds zugreifen können - und dabei
weniger Auflagen erfüllen müssen. Der Rettungsfonds
ESM soll zudem Banken aus hoch verschuldeten Ländern
unter bestimmten Bedingungen direkt Hilfen gewähren
können. Damit werden dann auch deren Staatshaushalte
entlastet. Alle 27 EU-Staaten einigten sich auf ein
Wachstumspaket von 120 Milliarden Euro, um die
lahmende Wirtschaft anzukurbeln. Fast die Hälfte davon
kommt aus dem EU-Haushalt.
Die Einigung gelang nach einer
turbulenten Nachtsitzung. Die unter Druck der
Finanzmärkte stehenden Länder Spanien und Italien
pokerten hoch. Die Kanzlerin kam ihren Widersachern,
Italiens Premier Mario Monti und Spaniens
Ministerpräsident Mariano Rajoy, entgegen. In einem
anderen Punkt blieb Merkel hart: Nach ihrem klaren
Nein tauchen gemeinsame Anleihen (Eurobonds) nicht
im Kommuniqué des Gipfels auf. Die Bundeskanzlerin
verteidigte die Beschlüsse: "Wir sind unserer
Philosophie, keine Leistung ohne Gegenleistung, treu
geblieben."
Der Haushaltsausschuss des
Bundestags kam nach dem Gipfel zu einer
Sondersitzung zusammen. Zwischenzeitlich war sogar
eine Verschiebung der Abstimmung im Gespräch.
Letztlich stellte aber nur die Linksfraktion einen
entsprechenden Antrag, der vom Plenum abgeblockt
wurde.
Der SPD-Vorsitzende Sigmar
Gabriel begrüßte das Einlenken der Kanzlerin beim
EU-Gipfel als längst überfällig. "Wir jedenfalls
werfen Ihnen das nicht vor, im Gegenteil, wir finden
es richtig", sagte er im Bundestag. Die Beschlüsse
zu möglichen Milliardenhilfen für kriselnde Länder
minderten den Zinsdruck auf diese Staaten. Merkels
bisheriges Spardiktat sei krachend gescheitert.
Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin mahnte die
Kanzlerin, "nicht ständig neue rote Linien zu
malen", die dann doch wenig später überschritten
würden.
Die deutschen Aktienmärkte
reagierten positiv auf die Brüsseler
Gipfel-Beschlüsse und legten deutlich zu. Die Zinsen
an den Anleihemärkten gingen am Morgen deutlich
zurück. Auch der in den vergangenen Wochen stark
unter Druck stehende
Euro
verzeichnete einen Sprung auf zeitweise über 1,26
US-Dollar. Der
DAX
stieg um 4,33 Prozent auf 6416,28 Punkte.>
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29.6.2012: Das Banker Beast frisst viel Geld
und es kommen nur Schulden dabei raus
Das Banker Beast, halb Hai halb Stier, schluckt viel
Geld und hinten kommt nur ein Schulden-Kuhfladen raus,
der die Menschen erdrückt
gepostet bzw. geteilt von Klaus Schmidt aus Facebook
am 29.6.2012
http://www.facebook.com/klasch59
========
30.6.2012: Erster Grossinvestor stösst
deutsche Anleihen ab
aus: Basler Zeitung online: Weltgrösster Investor
stösst deutsche Anleihen ab; 30.6.2012;
http://bazonline.ch/wirtschaft/konjunktur/Weltgroesster-Investor-stoesst-deutsche-Anleihen-ab/story/23204159
<Pimco
ist der grösste Staatsanleihen-Investor der Welt. Nun
beginnt sich das Unternehmen aus deutschen
Wertpapieren zurückzuziehen. Das Land stehe vor
grossen Belastungen – egal, ob der Euro halte oder
nicht.
Der weltgrösste Anleiheinvestor Pimco
hat seinen Bestand an Bundesanleihen reduziert.
«Wir erwarten, dass Deutschland seine Rolle als
sicherer Hafen verlieren wird», sagte der
Deutschlandchef der Allianz-Tochter, Andrew
Bosomworth, der «Wirtschaftswoche».
Auf das Land kämen unabsehbare Lasten zu: «Überlebt
die Eurozone, was wir hoffen und erwarten, zahlt
Deutschland über Rettungsschirme und Euro-Bonds.
Zerfällt sie, muss es Geld für die Bewältigung der
folgenden Rezession und die Rettung von Banken
ausgeben.»
Deshalb habe sich Pimco nicht an Neuemissionen in
Europa beteiligt und alte Bestände reduziert.
Stattdessen konzentriere sich die Allianz-Tochter auf
Bonds aus den USA, Grossbritannien oder Skandinavien,
sagte Bosomworth. (ami/dapd)>
========
So, und nun verdrehen die Südländer auch noch die
Wahrheit, geben Frau Merkel die Schuld für die
Euro-Krise und deutsche Exporteure haben einen
Image-Schaden. Selber Schuld ist derjenige, der sich
mit den katholischen Südländern mit niedrigem IQ
einlässt und dorthin exportieren will:
30.6.2012: Deutsche Exporteure beklagen
Image-Schaden für deutsche Waren - angeblich wegen
Frau Merkel
Sprüche auf Demonstrationen in Pleite-Griechenland:
"Ein Volk - Ein Reich - Ein Euro" - "Neue Besatzung"
aus: Euro-Krise Exporteure klagen über
Imageschaden durch Merkels Sparkurs
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/exporteure-klagen-ueber-imageschaden-durch-politik-von-merkel-a-841849.html
<Protest in Thessaloniki, Griechenland: Export
spürt Zurückhaltung der europäischen Partner
Die rigide Sparpolitik der Kanzlerin sorgt in
Europa für Unmut, das bekommt offenbar auch die
deutsche Exportwirtschaft zu spüren. Der
Branchenverband berichtet bereits über eine
zunehmende Zurückhaltung der Handelspartner.
Düsseldorf - Der Verband der deutschen
Exporteure fürchtet die Folgen des Euro-Kurses von
Kanzlerin Angela Merkel. Wegen der strikten
Sparvorgaben für Krisenländer müssten sich die
deutschen Firmen im Ausland immer wieder
rechtfertigen, sagte der Präsident des Bundesverbands
Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton
Börner, der "Wirtschaftswoche".
Die Unternehmen spürten bereits Zurückhaltung ihrer
Partner. "Die Stimmung gegenüber Deutschland kippt und
ist deutlich kälter geworden", warnte Börner. "Man
geht nicht gern in ein Geschäft, wenn man den
Verkäufer unsympathisch findet."
Zuletzt hatte es immer wieder Warnungen gegeben,
Deutschlands Image könne unter dem Krisenmanagement
leiden. Als Gegenleistung für die Hilfen der
internationalen Geldgeber müssen die
hochverschuldeten Länder schmerzhafte Sparauflagen
beachten. Der US-Investor George Soros kritisierte
im SPIEGEL-ONLINE-Interview, Deutschland
tue "nur das Nötigste, um den Euro zu erhalten".
Das verschlimmere die Situation der Krisenländer.
"Das Ergebnis wird ein Europa sein, in dem
Deutschland als Imperialmacht betrachtet wird." Die
Bundesrepublik drohe gehasst zu werden.
Auch Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis warnte
vor einer überheblichen Haltung Deutschlands. Die
Bürger könnten zwar auf die Erfolge stolz sein,
Grund zur Überheblichkeit sei das noch lange nicht.
"Ein
bisschen Demut täte uns ganz gut", sagte
Vassiliadis SPIEGEL ONLINE.
Bosch warnt vor Wachstumsrisiken
Merkel konnte am Freitag einen Etappensieg
verbuchen, Bundestag und Bundesrat stimmten
dem Fiskalpakt und dem neuen Rettungsfonds ESM zu.
Kritik musste sich die Kanzlerin aber für ihre
Zugeständnisse beim EU-Gipfel gefallen lassen.
Italien und Spanien hatten durchgesetzt, dass der
ESM künftig auch gegen geringere Auflagen
Staatsanleihen kauft und maroden Banken
perspektivisch auch direkt helfen könnte. In der
Nacht zum Samstag gingen beim
Bundesverfassungsgericht mehrere
Klagen gegen das Gesetz zum ESM-Vertrag ein.
BGA-Chef Börner sagte, die europäischen Regierungen
müssten sich nun schnell auf einen Kurs in der
Schuldenkrise einigen. "Nach der Sommerpause muss
klar sein, ob die Krisenländer die notwendigen
Reformen durchführen wollen", sagte Börner der
"Wirtschaftswoche". "Bis zum Jahresende haben wir
keine Zeit mehr, die Märkte werden Europa vorher in
die Entscheidung zwingen.
Der Technologiekonzern Bosch klagt bereits über
Probleme wegen der Euro-Krise. Bislang sei man von
einem Wachstum von drei bis fünf Prozent für 2012
ausgegangen. In den letzten Wochen hätten die
Risiken jedoch zugenommen, teilte das Unternehmen
mit. Die Krise habe bereits aufs Geschäft gedrückt.
"Das europäische Umfeld außerhalb Deutschlands
stagniert mehr oder weniger."
Der Konzern stellt unter anderem Haushaltsgeräte
und Elektrowerkzeuge her. Deren Absatz ist stark
abhängig von der Kauflaune der Menschen. Bosch
stelle hier "zunehmend fehlende Kaufimpulse" fest.
cte/dapd/dpa-AFX>
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30.6.2012: Das Modell Euro-Europa bleibt
im Abwärtsstrudel - Asien ist interessanter
geworden
aus: Welt online: Bedeutungsverlust: Schuldenkrise
beschleunigt den Niedergang Europas; 30.6.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/article107611982/Schuldenkrise-beschleunigt-den-Niedergang-Europas.html<
<Wirtschaftlich
erfolgreich, politisch stabil: Europa war stets
leuchtendes Vorbild für die Welt. Dieses Bild
bröckelt – nicht nur wegen der Euro-Krise. Sie
gilt als Symptom einer viel größeren Misere.
Von Martin Greive
Alejandro
Ramirez sitzt im schicken "Waldorf Astoria"-Hotel in
New York und strahlt, obwohl ihm eine Menge Schlaf
fehlt. Der 41-jährige Chef der mexikanischen
Kinokette Cinepolis ist so etwas wie der
personifizierte Erfolg der aufstrebenden
Schwellenländer: Seine Kinos sind mittlerweile in
fast ganz Südamerika vertreten und erobern gerade
den indischen Markt. Und im Auftrag des
mexikanischen Präsidenten absolviert er an diesen
Tagen im Juni eine Werbetour für den anstehenden
G-20-Gipfel – und für sich selbst.
Begeistert
erzählt er von seinem neuesten Clou: Hightech-Kinos,
in denen die Besucher je nach Filmsequenz im Sitz
hin- und hergeschaukelt werden oder Wasser ins
Gesicht gespritzt bekommen. Warum er die Kette nicht
nach Europa bringt? Auf diese Frage ist Ramirez
sichtlich nicht vorbereitet.
Nach einer
Weile antwortet er: "Griechenland hat elf Millionen
Einwohner, richtig? Dieses kleine Land hat es fertig
gebracht, ganz
Europa an den Rand des Zusammenbruchs zu bringen.
In Indien sind wir in einer Provinz präsent, deren
Namen niemand kennt – und die allein hat 140
Millionen Einwohner." Jahrzehntelang war Europa für
viele aufstrebende Länder auf der Welt ein
leuchtendes Vorbild. Europa stand für
wirtschaftlichen Erfolg: Der Lebensstandard war
hoch, das soziale Netz eng gestrickt, Europa galt
als Hort politischer Stabilität und Freiheit.
Doch
dieses Bild hat im vergangenen Jahrzehnt tiefe Risse
bekommen. Europas schleichender Machtverlust hat
nicht erst mit der Euro-Krise begonnen. Es ist eine
Entwicklung, die vor Jahren begann, weil andere
Länder immer stärker wuchsen, während die Europäer
sich auf ihrem Wohlstand auszuruhen begannen.
Doch die
europäische Schuldenkrise, so scheint es,
beschleunigt den Abstieg noch. Vor fünf Jahren wären
Spekulationsattacken gegen Spanien und Italien
undenkbar gewesen, Politiker aus den USA oder den
Schwellenländern hätten sich nicht so offensiv
getraut, der EU öffentlich wirtschaftspolitische
Ratschläge zu erteilen.
Jetzt ist
das ganz anders. "Europa hat schon vor Ausbruch der
Schuldenkrise einen großen Bedeutungsverlust
erlitten", sagt Rolf Langhammer, Vizepräsident des
Kieler Instituts für Weltwirtschaft. "Jetzt geht es
um die Schicksalsfrage: Kriegt Europa die Kurve –
oder wird es international für Jahrzehnte
marginalisiert?"
Anteil an der Wertschöpfung sinkt
- [Europa wird marginalisiert]
Dass der
Kontinent auf der Welt an Einfluss verlieren wird,
ist unbestritten. Ein paar einfache Zahlen
illustrieren dies: Bis 1950 stellten die Europäer
über zwei Jahrhunderte hinweg mehr als 20 Prozent
der Weltbevölkerung. Heute sind es noch 10,6
Prozent, in der Mitte des 21. Jahrhunderts werden es
nur noch sieben Prozent sein.
Der Anteil
Europas an der Wertschöpfung der Menschheit wird bis
2050 auf etwa zehn Prozent sinken – 1950 hatte er
noch bei 30 Prozent gelegen. Deutschland, die größte
Volkswirtschaft der EU und die viertgrößte der Welt,
kann von Glück reden, wenn es in 40 Jahren noch zu
den zehn größten Ökonomien zählt.
Indonesien wird die Bundesrepublik dann hinter sich
gelassen haben, auch die Philippinen könnten
vorbeigezogen sein. Schon heute kommen zwei Drittel
des globalen Wachstums aus den Schwellenländern, während
Europa die am langsamsten wachsende
Wirtschaftsregion der Welt ist.
Bereits
in den vergangenen Jahren hat Europa mehrfach seinen
schwindenden Einfluss zu spüren bekommen.
Unvergessen ist der Klima-Gipfel 2009 in Kopenhagen,
als US-Präsident Barack Obama von Chinas
Regierungschef Wen Jiabao in sein Hotelzimmer
bestellt wurde, um über einen Durchbruch zu
verhandeln – während die Europäer draußen vor der
Tür im Tagungszentrum warten mussten.
Ende
vergangenen Jahres erklärte Obama den asiatischen
Pazifikraum zum neuen strategischen Schwerpunkt, die
transatlantische Partnerschaft war nicht mehr so
wichtig. Europa droht ins Abseits zu geraten.
Es hat
allerdings selbst kräftig daran mitgearbeitet. Die
im Jahr 2000 verabschiedete Lissabon-Strategie, die
Europa bis 2010 zur wettbewerbsfähigsten
Wirtschaftsregion der Welt machen sollte, ist
krachend gescheitert. Der Euro hat seine
Mitgliedstaaten wirtschaftlich nicht näher
zusammengebracht, sondern sogar auseinander
getrieben.
Von der internationalen Bühne
abgetaucht
Und in
vielen wichtigen Fragen ist Europa von der
internationalen Bühne abgetaucht. So gab es in den
vergangenen Jahren keine ernsthafte Initiative aus
Europa, die seit elf Jahren stockende Doha-Runde
voranzubringen, die weltweite Handelsschranken
abbauen soll.
Auch auf China
ist Europa nicht zugegangen. Die Volksrepublik würde
gern als Marktwirtschaft anerkannt werden, um
Anti-Dumping-Klagen leichter abwenden zu können.
"Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1989 rief
Europa das Ende der Geschichte aus.
Europa
dachte, es müsse nur auf Autopilot schalten und so
weitermachen wie bisher", sagt der
Politikwissenschafter Kishore Mahbubani aus
Singapur. "Als sich die Kräfteverhältnisse nach
Asien verschoben haben, hat Europa den Anschluss
verpasst. Die Euro-Krise ist nur das Symptom einer
viel größeren Misere."
Angesichts
des schlechten Krisen-Managements in der Euro-Zone
sehen sich viele Europa-Skeptiker bestätigt. "Wenn
ich mich im vergangenen Jahr mit Chinesen, Indern
oder wem auch immer unterhalten habe, war die
Nachricht immer dieselbe", sagt Fiona Hill, Chefin
des Europa-Programms der US-Denkfabrik Brookings
Institute. "Europa kann nicht länger vertraut werden
und ist zu einem Unsicherheitsfaktor geworden."
Europa muss um Geld betteln
Nun muss
das reiche Europa, das jahrzehntelang armen Ländern
half, selbst um Geld betteln. So reiste der Chef des
Europäischen Rettungsschirms EFSF, Klaus Regling,
während der Krise mehrfach nach China und flehte
Investoren dort an, europäische Staatsanleihen zu
kaufen. Diese Auftritte haben in China für einige
Irritationen gesorgt.
Und als
es im Frühjahr darum ging, den Internationalen
Währungsfonds mit mehr Kapital auszustatten, um dem
reichen Europa im Notfall aus der Patsche zu helfen,
wäre das Vorhaben fast am Widerstand Brasiliens
gescheitert. Vor einigen Jahren wäre das noch
undenkbar gewesen.
Europa
sollte anderen Ländern mehr Macht zugestehen,
schreibt der Außenpolitik-Experte Eberhard
Sandschneider in seinem Buch "Der erfolgreiche
Abstieg Europas". Nur so könnten bei der
Neuausrichtung der globalen Kräfte Konflikte
vermieden werden, die auch zulasten Europas gehen
würden.
Es ist
aber ein großer Unterschied, ob man neuen Mächten
mehr Macht zugesteht oder selbst in der
Bedeutungslosigkeit verschwindet. Will Europa
künftig im Konzert der Großen mitreden, muss es sich
verändern. Und die Voraussetzungen sind dafür
besser, als es derzeit scheint.
Diese
Woche veröffentlichen die Vereinten Nationen (UN)
eine Studie, die den Wohlstand von Nationen neu
bemisst. In ihre Wohlstandsmessung ließen die
UN-Experten die Qualifikation der Bevölkerung,
natürliche Ressourcen und das physische Kapital
einer Volkswirtschaft einfließen, die bei üblichen
Berechnungen des Bruttoinlandsprodukts nicht zählen.
Das
verblüffende Ergebnis: Der Wohlstand Deutschlands
und Frankreichs wuchs nach diesem Maß zwischen 1990
und 2008 im Durchschnitt deutlich stärker als der
von Brasilien und Indien – weil die Arbeitnehmer in
Europa so gut qualifiziert sind.
Aussichten sind nicht
hoffnungslos
Die
Grundvoraussetzungen sind also gar nicht so
schlecht. "Kurzfristig würde ich nicht auf Europa
wetten, aber langfristig kann es ein starkes
Investment sein", sagt Ian Bremmer, Präsident der
Eurasia-Group, einem politischen
Beratungsunternehmen. Der alte Kontinent hat viele
Stärken, die im Schatten der Krise nur nicht so
wahrgenommen werden.
"Europa
hat bessere Institutionen für politische und
wirtschaftliche Herausforderungen als jede andere
Region", sagt Bremmer. "Und die schmerzhaften
strukturellen Veränderungen, die Europa derzeit
durchläuft, können eine enorme Dividende in der
Zukunft abwerfen."
Zumal
andere Länder nicht viel besser dastehen. "Die USA
etwa sind Meister darin, ihre Probleme in die
Zukunft zu verschieben", sagt Andreas Rees, Ökonom
bei der Großbank Unicredit. Diese Woche warnte die
internationale Bankenlobby IIF, Amerika könnte wegen
der hohen Schulden womöglich als Nächstes ins Visier
der Finanzmärkte geraten.
Die
US-Investmentbank Morgan Stanley schrieb in einer
Studie, das Wachstumsmodell der Schwellenländer sei
an seine Grenzen gestoßen. "China sorgt sich derzeit
weniger um Europa als um sich selbst", sagt Bremmer.
Und von einer gefürchteten G-2-Runde zwischen China
und den USA ist bislang wenig zu sehen, die
politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit beider
Länder ist, vorsichtig ausgedrückt, ausbaufähig.
Europa muss Chancen besser nutzen
Europa
bleibt deshalb trotz aller Probleme eine
wirtschaftlich interessante Region. Der Anteil des
Euro an den globalen Weltreservewährungen ist trotz
Krise zuletzt leicht gestiegen. Und chinesische
Investoren betonen immer wieder, dass gemeinsame
europäische Staatsanleihen eine interessante
Alternative zu amerikanischen Bonds wären.
Doch die
Europäer nutzen ihre Chancen zu wenig. Dass sie sich
intern streiten wie die Kesselflicker, ist für
Anleger in China oder Brasilien nur schwer
nachvollziehbar. Aus Sicht vieler asiatischer
Politiker ist Europa ausgebrannt. "Wir sind gerade
dabei, das kaputt zu machen, was wir uns seit dem
Zweiten Weltkrieg aufgebaut haben", sagt Thomas
Straubhaar, Chef des Hamburgischen
Weltwirtschaftsinstituts.
Die
nationalen Strömungen in der EU nehmen zu. Ein
Zusammenbruch des Euro und eine Spaltung Europas
wären eine Katastrophe. "Immer mehr Länder nehmen an
internationalen Verhandlungsrunden nicht mehr
einzeln, sondern in Blöcken teil. Eine
Zersplitterung Europas hätte nur Nachteile für jedes
einzelne europäische Land", sagt Straubhaar.
Die Antwort kann deshalb nicht eine
Re-Nationalisierung sein. Wenn Europa bei der
künftigen Verteilung von Einfluss und Ressourcen auf
der Welt nicht hinten runterfallen will, muss es
mehr schaffen als "Gentlemen’s Agreements", an die
sich dann niemand hält. Die Länder brauchen eine
bindende Vertiefung der europäischen Integration,
sonst sitzen sie bei internationalen Verhandlungen
bald am Katzentisch.>
Kommentar
Es geht auf und ab im Leben. Aber mit dem Euro geht
es lange nur abwärts. Selber Schuld!
Michael Palomino, 30.6.2012
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Deutschland 30.6.2012: Verwertung von
Zahngold aus der Asche von Verstorbenen in der
Euro-Krise - manche Städte machen's vor
aus: Der Standard online: Deutsche Städte nutzen
Zahngold von Toten als Einnahmequelle; 30.6.2012;
http://derstandard.at/1339639432987/Budgetsanierung-Deutsche-Staedte-nutzen-Zahngold-von-Toten-als-Einnahmequelle
<Zahngold: Eine lukrative Einnahmequelle für die
Säckelwarte mancher deutscher Städte
Verwerten die
Edelmetalle, die nach einer Einäscherung
zurückbleiben.
Berlin - Einige deutsche Städte nutzen das
Zahngold von Toten als lukrative Einnahmequelle.
Sie verwerten die Edelmetalle, die nach einer
Einäscherung zurückbleiben. In Nürnberg wird damit
zum Beispiel jährlich ein Erlös von rund 250.000
Euro erzielt, andere Städte verdienen mehrere
zehntausend Euro, wie eine Umfrage der
Nachrichtenagentur dpa ergab. Das Geld wird
gespendet oder fließt in den Haushalt der Städte.
Der Bundesverband deutscher Bestatter äußerte
heftige Kritik an dem Vorgehen. "Das empfinde ich
wie ein Ausschlachten des Menschen", sagte
Präsident Christian Streidt. Andere Städte
verzichten auf die Verwertung. Sie bestatten das
Metall mit der Asche, entweder aus Pietätsgründen
oder weil ihnen die technischen Möglichkeiten für
die Filterung fehlen. (APA, 30.6.2012)>
Kommentar
In Krisenzeiten wird wieder das Zahngold
herangezogen? Na, die Euro-Krise ist ja auch ohne
Ende, und da passt das Zahngold gerade gut.
Das Zahngold an Institutionen zu spenden ist dann
gar nicht lächerlich. In anderen Ländern gibt es
solche Institutionen ja gar nicht.
Es wäre eigentlich sogar eine Pflichtverwertung
denkbar und auch sinnvoll, denn so lange der Euro
existiert, wird Europa in der Krise sein - weil die
Mentalitäten schlichtweg nicht zusammenpassen.
Michael Palomino, 30.6.2012