Kontakt / contact     Hauptseite / page principale / pagina principal /
                  home    zurück / retour
                    / indietro / atrás / back

Der Friedensvertrag von Versailles, der kein Friede war

10. Polens Forderungen  an der Friedenskonferenz von Paris 1918-1919

Roman Dmowski, Portrait [1]. Dmowski betrieb
                    systematisch eine nationalistisch-annexionistische
                    Politik Polens gegen Deutschland. Demokratische
                    Spielregeln kannte er dabei nicht, sondern am Ende
                    wurden auch Abstimmungen manipuliert, so dass die
                    deutsche Bevölkerung sich in bestimmten
                    Abstimmungsgebieten nicht an die Urnen getraute...
Roman Dmowski, Portrait [1]. Dmowski betrieb systematisch eine nationalistisch-annexionistische Politik Polens gegen Deutschland.
Demokratische Spielregeln kannte er dabei nicht, sondern am Ende wurden auch Abstimmungen manipuliert, so dass die
deutsche Bevölkerung sich in bestimmten Abstimmungsgebieten nicht an die Urnen getraute...

von Michael Palomino (1994 / 2005 / 2010)

Teilen / share:

Facebook







aus: Dr.Wilhelm Ziegler: Versailles; Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1933.

13. Jh.
Polen: Polnischer Herzog Konrad von Masowien ruft den Deutschritterorden zur Missionierung des Gebietes

-- diese Tatsache wird von der Polenpropaganda an der Friedenskonferenz konsequent unterschlagen
(S.132)

-- [von der Gewalt des Deutschritterordens gegen die polnische Bevölkerung im Namen der Kirche wird auch nichts berichtet]

5.11.1916
Polen: Entschluss der Mittelmächte für ein neues Königreich Polen

-- es ist ein freiwilliges Geschenk der Mittelmächte an Polen

-- das Geschenk verfehlt seine Wirkung: Polnische Propaganda in der Schweiz, Frankreich, England und in den "USA" verstärkt sich in nationalem Sinne (S.111).

ab 6.4.1917
Polens national-annexionistische Propaganda bearbeitet Präsident Wilson

-- Wilson wird erste Zielobjekt der polnischen Propaganda

-- die Polen erkennen, dass Wilson später der "Schiedsrichter" sein wird

-- Hauptpropagandist für Polen bei Wilson sind der Klaviervirtuose Ignaz Padarewski und der Schriftsteller Roman Dmowski (S.111)

-- Padarewski ist in den "USA" ein gefeierter Klaviervirtuose, hat persönlichen Kontakt zu Wilson und House, ist quasi inoffizieller Botschafter seines Landes

-- House regt Padarewski zu einer Denkschrift über Polen an und gibt ihm dafür eine Nacht Zeit

-- Padarewski nimmt dafür zu Hilfe: Nachschlagebüchlein von Pilz: "Kleine polnische Enzyklopädie", ist tendenziös

-- die Denkschrift Padarewskis wird Grundlage Wilsons und von House für die Gründung Polens für Punkt 13 der zukünftigen "14 Punkte"

-- bei England findet Padarewski kein gutes Gehör für ein grosses Polen (S.112).

Die polnisch-annexionistischen Träume in der Denkschrift

-- Westpreussen polnisch

-- Oberschlesien polnisch

-- Mittelschlesien polnisch

-- Danzig polnisch (S.113).

15.8.1917
Polen: Gründung des "Polnischen Nationalkomitees"
als Zentrale der nationalen Propaganda, Sitz in Paris (S.111).

1918
Polenpropaganda mit annexionistischer Polen-Karte und gefälschter Statistik unter deutschem Namen "Jakob Spett"

-- die Spettische Karte "Nationalitätenkarte der östlichen Provinzen des deutschen Reichs"

-- Verfasser ist ein in der Literatur gänzlich unbekannter Ingenieur Jakob Spett

-- die Karte wird während des Krieges bei Justus Perthes in Gotha gedruckt, dann 1918 im Wiener Verlag Moritz Perles herausgegeben

-- Wilhelm Ziegler hat den grossen Verdacht, dass sich hinter dem Pseudonym Jakob Spett "ein bekannter polnischer Politiker verbirgt", oder dass die Karte im Auftrage des Wiener Polenklubs herausgegeben wurde

-- die Karte ist tendenziös

-- Kommentar von Alfred Penck, ein Geograph von Weltruf: Die Karte sei ein "Meisterwerk der Fälschung"

-- Haupttrick: keine Unterscheidung zwischen Nationalität und Sprache

-- alle Doppel- und Fremdsprachigen werden Polen zugerechnet

-- Beispiel: die ganze, fast unbewohnte Tucheler Heide ist mit 80 % polnisch angegeben

-- der Karten-Erfinder Spett behauptet, die Karte repräsentiere die Volkszählung von 1910

-- Fälschung der Ergebnisse bei den Gemeinden rund um die Eisenbahnlinie Danzig - Warschau

-- Marienwerder soll 70 % polnisch sein, wogegen die Volkszählung von 1910 z.B. für Budzin 78 % deutsch ergab, Weisshof 74 % deutsch, Gutsch 82 % deutsch

-- die breite Zone um Bromberg wird in der Karte weiss gelassen, so dass der ununterbrochene deutsche Landgürtel angreifbar wird (S.130)

-- die beigegebene Statistik ist im selben Stil gefälscht: Ziegler: "Genau in demselben Stil ist die der spettschen Karte beigegebene statistische Übersicht gearbeitet."

-- Masuren und Kaschuben sind alle als "Polen" mitgezählt

-- Grenzziehungen werden historisch verfälscht und nach Belieben unwahr aufgezeichnet, die Grenze wird z.T. bis an die Oder vorgeschoben (S.131)

Weitere Polenpropaganda von Polens Annexionisten 1918:

Sammelwerk: "Polen, Entwicklung und gegenwärtiger Zustand", Bern

-- gemäss Wilhelm Ziegler mit Tricks in der Bevölkerungsstatistik wie die Spettsche Karte von 1918

-- Masuren und Kaschuben sind alle als "Polen" mitgezählt

-- Grenzziehungen werden historisch verfälscht und nach Belieben unwahr aufgezeichnet, die Grenze wird z.T. bis an die Oder vorgeschoben (S.131).

Polnischer Beschluss zur Entsendung Roman Dmowskis zu Wilson

Beschluss des polnischen Nationalkomitees zur Entsendung von Roman Dmowski nach "Amerika", um mit Hilfe Padarewskis einen letzten Vorstoss bei Wilson zu machen (S.113).

8.1.1918
Präsident Wilson präsentiert die "14 Punkte" als Friedensprogramm

Punkt 13: Polen mit deutschen Gebieten - Minderheitenschutz

"Ein unabhängiger polnischer Staat sollte errichtet werden, der alle Gebiete einzubegreifen hätte, die von unbestritten polnischer Bevölkerung (S.19) bewohnt ist; diesem Staate sollte ein freier und sicherer Zugang zur See geöffnet werden und seine politische wie seine wirtschaftliche Unabhängigkeit und Gebietsunverletzlichkeit sollten durch internationales Übereinkommen verbürgt werden. -

[Amtlicher] Kommentar: Die Hauptfrage ist, ob Polen Gebiet westlich der Weichsel bekommen soll, wodurch die Deutschen Ostpreussens vom Reiche abgeschnitten würden, oder ob Danzig zum Freistaat gemacht und die Weichsel internationalisiert werden kann.

Im Osten sollte Polen keine Gebiete bekommen, wo vorwiegend Litauer und Ukrainer leben.

Wenn Posen und Schlesien zu Polen kommen, so muss den dort sowie in anderen Teilen des polnischen Staates lebenden deutschen und jüdischen Minderheiten ein verlässlicher Schutz gewährt werden.

Der Grundsatz, nach dem die Grenzen bestimmt werden, ist in dem Worte des Präsidenten "unbestritten" ausgedrückt. Das mag in sich schliessen, dass vor der Grenzbestimmung eine unparteiische Volkszählung vorzunehmen ist." (S.20)

8.1.1918
Polen: Wilson erwähnt Polen in einem eigenen Punkt

-- ist ein riesiger Erfolg der polnischen Propaganda

-- mit der Formulierung: "von unbestritten polnischer Bevölkerung bewohnten Gebiete", mit Zugang zum Meer, mit garantierten Grenzen (S.111).

Polen: Zugang zum Meer

-- Wilson plant, die Weichsel zu neutralisieren

-- Wilson plant, Danzig mit einem Freihafen für Polen auszubauen

-- deutsche Gebiete sollen keine abgetreten werden (S.113).

September 1918ca.
Polen: Dmowski und Padarewski bei Wilson

-- Gespräch 1 1/2 Stunden

-- Dmowski gibt sich mit Freihafen in Danzig und neutraler Weichsel nicht zufrieden

-- Deutschland hätte Polen dann immer an der Gurgel, und dem Völkerbund vertraut er, aber der deutschen Polizei vertraut er nicht

-- Wilson lässt sich die Wünsche schriftlich zustellen mit einer Karte der gewünschten Gebiete (S.114).

-- Dmowski will ganz sicher gehen und gewinnt auch Zutritt zu House

-- Treffen Dmowski - House und ein Professor der Harvard-Universität auf dem Landgut von House (S.114).

8.10.1918
Polen: Dmowski-Denkschrift an Wilson mit annexionistischen Karten
(S.114)

Die Denkschrift enthält alle Ziele, Theorien, Argumente und Kniffe der polnischen Propaganda

Zitat:

"Polen muss eine grosse, schöpferische Demokratie in Osteuropa werden, eine Schanze gegen den deutschen Drang nach dem Osten, und gleichzeitig muss es sich gegen zerstörende Einflüsse wehren"


Polens Bedürfnisse gemäss Dmowski:

1. grosses Gebiet, grosse Bevölkerung (S.114)

2. hinreichend einheitliche Bevölkerung zur inneren Geschlossenheit

3. die Grenzen müssen geographischen Bedingungen entsprechen, um die Unabhängigkeit von den Nachbarn zu sichern: "Das polnische Problem ist v.a. ein territoriales Problem" (S.115).

über das preussische Teilgebiet:

"Das polnische Gebiet im preussischen Staate zerfällt in vier Provinzen: Posen, Westpreussen, Ostpreussen und Schlesien", ist absolut unwahr, ist nackter polnischer Imperialismus

Die Wirkung von Dmowskis Denkschrift auf die Konferenz ist verheerend, wenn die Leser nicht genau informiert sind (S.115).

Dmowski "beweist" seine Behauptungen wie folgt:

-- Posen sei "hinsichtlich der Sprache der Bevölkerung [...] ein kernpolnisches Land [...] Nur im Netzegebiet [Schneidemühl - Bromberg etc.], das Friedrich der Grosse kolonisierte, und an seiner Westgrenze enthält es einige teilweise germanisierte Kreise. [...] IN Anbetracht der angeführten Tatsachen [ sind eher Behauptungen?] kann kein Zweifel bestehen an dem recht des polnischen Volkes auf Posen. Es ist ein wesentlicher Teil Polens und einer der wichtigsten Teile für die künftige Entwicklung des polnischen Volkes."

-- Posen soll der "wichtigste Teil für die künftige Entwicklung des polnischen Volkes" sein: dies ist eine Anerkennung für die dortige deutsche Bevölkerung und ihre Arbeit (S.115)

-- Westpreussen muss polnisch werden, damit der Zugang zum Meer garantiert ist: "Westpreussen bildet den natürlichen Ausgang Polens zum Meer. [...] Es ist polnisch aufgrund der polnischen Nationalität der Mehrheit seiner Bewohner mit Ausnahme weniger Kreise, die allerdings germanisiert worden sind." (S.115)

-- Danzig sei "eine tote Stadt in wirtschaftlicher Hinsicht" und alle deutschen Bemühungen seien vergeblich gewesen, Danzig sei seit der Teilung Polens in ständigem Verfall (S.115) und der Handel von Danzig sei seit 100 Jahren rückläufig

-- die preussischen Statistiken seien für Bevölkerungsfragen über Danzig nicht ernst zu nehmen: "Die amtlichen Ziffern über Danzig stellen diese Stadt als eine rein deutsche hin. Indessen zeigen private Forschungen auf polnischem Wege, dass fast die Hälfte der Bevölkerung polnisch ist, wenn auch oberflächlich germanisiert." (S.116)

-- die westlichen Kreise am Ufer der Ostsee seien gemäss preussischer Statistik 50-55 % polnisch [dies soll man wieder ernst nehmen], und Vertreter würden niemals aufhören, gegen die zwangsweise Germanisierung ihres Gebietes zu protestieren

-- Ostpreussen wird von Dmowski aufgeteilt in einen Westteil mit Hauptstadt Allenstein mit polnischer und deutsch-katholischer Bevölkerung und einen Ostteil mit Hauptstadt Königsberg mit Deutschen im Norden und in der Mitte, im Süden Polen, im Osten Litauer, 1.500.000 Deutsche sollen in Ostpreussen leben, obwohl es bei der Volkszählung von 1925 2.250.000 Deutsche waren

-- Ostpreussen befindet sich gemäss Dmowski in wirtschaftlicher Stagnation, sei sozial ein "fast mittelalterliches Land" mit Grossgrundbesitz von Junkern neben Kleinbauern, die im Sklavengeist erzogen würden, wobei die Bauern die Erinnerung an ihre nicht-deutsche Abstammung bewahrten, die ihnen seit der Kreuzritterzeit genommen worden sei, und die Landjunker seien die Nachfolger der Kreuzritterorden

-- Vorschläge Dmowskis zu Ostpreussen: Autonomie der deutschen Bevölkerung unter polnischer Regierung, oder unabhängige Republik Ostpreussen mit Polen in Zollunion (S.116)

-- Schlesien: gehört seit dem 14. Jh. zum deutschen Reich, wird von Dmowski mit Tricks vertuscht durch die Formulierung "böhmische" Herrschaft, die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich erwähnt er kaum

-- Dmowskis Gründe für einen Anschluss Oberschlesiens und dreier Kreise Mittelschlesiens an Polen sind schwach, am schwächsten der Grund der Gewinnung des schlesischen Kohlebeckens (S.116)

-- Anspruch auf ein russisches Teilgebiet im polnisch-nationalen Sinn (S.116)

-- Anspruch auf ein österreichisches Teilgebiet im polnisch-nationalen Sinn (S.116)

Dmowski behauptet, Polen sei besonders friedensorientiert:

"Es gibt in Europa kein Volk, das der Herstellung eines sicheren und dauernden Friedens mehr geneigt wäre als Polen." Polen habe "seine Aufgabe als Verteidiger der hohen Ideale der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Friedens." (S.117)

Folgen der Dmowski-Denkschrift

-- für den europäischen Sachkenner ist die Schrift eine Mischung von halbwahren und unwahren Behauptungen

-- die Schrift ist kein Mittel der historischen oder geographischen Objektivität, sondern

-- es ist ein Manifest eines einseitigen Nationalismus mit rabiaten antideutschen Tendenzen (S.117).

Die Denkschrift ist mit Schwung und Seele geschrieben, ist auf die Psyche Wilsons und der "Amerikaner" abgestellt. Alle Punkte, auf die Präsident Wilson sensibel ist, sind angesprochen:

-- die demokratische Ideologie

-- die Idee von den unterdrückten Völkern

-- die Selbstbestimmung

-- der wall gegen die deutsche und russische Expansion

-- das Völkerbundmotiv ist erwähnt

-- der Ausblick auf den Völkerbund ist erwähnt (S.117).

[Es ist also perfekte Propaganda].

Dmowski und Padarewski beobachten und kontrollieren Wilson genau, was er wo über Polen plant und intervenieren bei Wilson, wenn ihnen etwas nicht passt (S.117).

Anfang November 1918
Polenwerbung: erneutes Treffen Wilson-Dmowski auf Drängen Dmowskis

-- weil Wilson bei der Präsentation der Deutschlandpläne vor dem Senat bezüglich Polen sehr vorsichtig war

-- Wilson ist immer noch auf seinem alten Standpunkt, dass eine Neutralisierung der Weichsel für Polen als Zugang zum Meer genügen müsse

-- Dmowski greift zum stärksten Mittel mit direkter Drohung:

"Wenn wir nicht die uns zukommende Grenze gegen Deutschland bekommen, wenn wir nicht nur Posen, sondern auch Schlesien, unser Ostseegebiet mit Danzig, nicht erhalten, so wird keiner von diesen verstehen, warum das geschah. Und das sind alles Leute, welche ein festes Vertrauen in sie setzen."

-- Wilson: "Ich hoffe, dass Sie sich nicht täuschen werden." (S.117)

-- Wilson steht kurz vor neuen Kongresswahlen und kann keine öffentlichen Peinlichkeiten gebrauchen (S.118).

ab 11.11.1918
Diskussion um das Auflösen der Hungerblockade

Gründung eines Blockaderates

-- Meinung der "amerikanischen" Delegation: Europa werde zu einem Pulverfass, falls Nahrungsmittellieferungen für Deutschland und andere Teile Europas ausbleiben (S.92)

-- es sind fast 4 Monate vergangen und die Blockade dauert an, entgegen dem Waffenstillstandsvertrag vom 11.11.1918

-- Entwicklung einer schweren Hungersnot in Deutschland, hermetisch geschlossener Ring um Deutschland (S.93)

-- "amerikanische Hilfslieferungen treffen in Polen, Finnland, CSSR, Serbien, Montenegro ein, Deutschland und Österreich bleiben durch Frankreichs Position blockiert, ist gemäss Ziegler wie ein "eiserner Vorhang" (S.93)

-- Herbert Hoover, "amerikanischer" Lebensmittelkommissar für Europa, muss dafür kämpfen, dass die Blockade gelockert wird, auch im Interesse der "amerikanischen" Bauern, die die Lebensmittelvorräte produziert haben (S.93).

4.12.1918
Polenwerbung: Dmowski hakt nach bei House in Paris
für die Grenzforderungen in Dmowskis Denkschrift (S.118)

1919
Polenpropaganda: Buch von Liber (Pseudonym für Czeslaw Andrzejewski): "Das Deutschtum in Westpolen"

-- in Posen in mehreren Sprachen erschienen

-- gemäss Wilhelm Ziegler mit Tricks in der Bevölkerungsstatistik wie die Spettsche Karte von 1918

-- Masuren und Kaschuben sind alle als "Polen" mitgezählt

-- Grenzziehungen werden historisch verfälscht und nach Belieben unwahr aufgezeichnet, die Grenze wird z.T. bis an die Oder vorgeschoben

-- Liber redet von den pommerschen Gebieten konsequent als einen Teil Westpolens (S.131).

Januar - Juni 1919
Kriege während der Konferenz

-- Russland

-- Polen-Deutsche

-- Teschen-Konflikt zwischen CSSR und Polen

-- Banat-Konflikt zwischen Jugoslawien und Rumänien

-- Deutschland rüstet ab: Abliefern von Kanonen, Flugzeugen, Lokomotiven, Lastwagen etc. nach Frankreich, U-Boote nach Grossbritannien

-- die alliierte Waffenstillstandskommission überwacht die Demobilisierung Deutschlands, dies ist die einzige Verbindung zur deutschen Seite, nur eine militärische Verbindung

-- die Konflikte rund um Russland wachsen an (S.64)

-- die Rote Revolution droht überall hin sich zu verbreiten, aufkommende Kommunisten überall, v.a. in Deutschland und Österreich-Ungarn mit russischer Propaganda (S.50)

-- v.a. am Rande des russischen Reichs: bolschewistische Truppen stehen gegen alliierte und deutsche Truppen überall (S.49)

-- die Russen lehnen die Einstellung der Kämpfe ab, die Randstaaten Russlands verweigern Verhandlungen mit "Banditen und Mördern" (S.53)

-- Problem der Verlängerung der Waffenstillstandsverlängerung mit Deutschland

-- Feindseligkeiten zwischen Polen und Deutschen (S.64).

-- Streit zwischen Polen und Tschechen um Teschen, polnische Besetzung: Schlichtung durch den rat der 10 (S.67), polnische Besetzung von Teschen (S.49)

-- Streit zwischen Rumänien und Jugoslawien um das Banat (S.67),  Truppenaufmärsche an der rumänisch-serbischen Grenze (S.50), Schlichtung des Rats der 10 (S.67).

Polen-Russland

Polen-Ruthenen

Rumänien-Ungarn

Jugoslawien-Österreich

Jugoslawien-Italien

-- Konfrontation zwischen Polen und Russland mit Vorausnahme der Grenzlinie, die erst an der Konferenz noch beschlossen werden sollte

-- Polen gegen Ruthenen

-- Truppenaufmärsche an der rumänisch-ungarischen Grenze: Teile Ungarns werden rumänisch besetzt (S.49)

-- Kämpfe zwischen Jugoslawien und Österreich um Kärnten

-- Auseinandersetzungen zwischen Jugoslawien und Italien an der Adria (S.50).

19.1.1919

Deutschland: Wahlen zur deutschen Nationalversammlung

Polnischer Terror verhindert Wahlen in deutsch-polnischen Gebieten

-- sind ein Beispiel für die nationalen Zugehörigkeiten in den fraglichen Gebieten, wer deutsche oder polnische Parteien wählt:

-- polnischer Korridor: von 635.343 Wahlberechtigten wählen 332.615 Personen deutsche Parteien

-- die Bezirke Czarnikau, Kolmar, Filehne, Wirsitz-Schubin und Bromberg sind deutsche Domänen, die Wahlen werden aber durch polnischen Terror verhindert

-- die Versailler Konferenz nimmt keine Notiz von diesen Ereignissen (S.132)

21.1.1919

Denkschrift zur neuen Weltordnung von der "amerikanischen Studienkommission" für die Konferenz

-- schlägt extrem antideutsche und antiösterreichische Lösungen vor

-- Saarland: Entwurf zum Zuteilen des Saarbeckens an Frankreich mit 355.000 deutsch sprechenden Menschen

-- Polen: Entwurf eines breiten Zugangs Polens zum Meer, Wegfall fast des ganzen südlichen Ostpreussen

-- Dänemark: Einzeichnen einer erfundenen Sprachgrenze in Schlesien und Oberschlesien, letzteres soll an Polen fallen

-- Ungarn, CSSR: Einzeichnen einer erfundenen Sprachgrenze in Ungarn, wo 500.000 ungarisch sprechende Menschen der CSSR zugeteilt werden sollen (S.61).

21.1.1919
Polen: Vorschlag von Vertreter Paderewski, dass die Grenzfrage zu Deutschland zusammen mit der militärischen Polenhilfe "geklärt" werde
wird vom Rat der 10 abgelehnt (S.67).

29.1.1919
Rat der 10: Polensitzung mit Roman Dmowski als Sprecher Polens: Polnische Rückeroberung deutscher Gebiete als Programm

Tagesordnungspunkt ist die militärische Lage in Polen. Wilson flüstert an Dmowski, er wolle alles wissen.

Dmowski doziert mehrere Stunden und verbreitet noch unwahrere Sachen als in seiner Denkschrift:

-- gemäss deutschen Schätzungen leben 4 Mio. Polen auf deutschem Boden, gemäss polnischen Angaben fünf Millionen

-- Deutschland sei der Kriegstreiber in Europa, v.a. gegen Polen und Russland

-- die Grundlage eines neuen Polen soll der Zustand von 1772 sein (S.118)

-- Dmowski zitiert Bebels Buch "Die Frau" über den deutschen Imperialismus mit der Äusserung, die deutsche "Aufgabe" der Kolonisation sei nicht in Afrika, sondern man müsse die Weichsel kolonisieren, und dieser Gefahr solle Polen endlich nicht mehr ausgesetzt sein (S.119)

-- Schlesien sei im 14. Jh. "verloren worden", aber die Bevölkerung dort bekenne sich zu 90 % als "streng polnisch", geographisch gesehen gehöre ganz Schlesien zu Polen (S.119)

[nicht erwähnt:

Das deutsche Militär hatte schon 1914 Träume vom "Lebensraum im Osten". 1917 durfte der "Revolutionär" Lenin durch Deutschland reisen mit der Absicht der deutschen Militärs, dass Russland durch eine kommunistische Revolution so destabilisiert würde, dass eine deutsche Besetzung Russlands möglich wäre, was dann auch z.T. geschehen ist. Der Vorwurf Dmowskis, dass Deutschland der Kriegstreiber in Europa sei, ist berechtigt, die anderen Angaben aber zweifelhaft].

-- die Bevölkerungsangaben Dmowskis sind gemäss Ziegler klare Lügen

-- der Rat der 10 widerspricht aber nicht, deutsche Einwände sind nicht zugelassen (S.119)

-- Zieglers Kommentar: Ziegler meint, Deutschland habe als höhere Rasse das Recht, die niedere Rasse der Polen zu "assimilieren" und "emporzuziehen", so wie die Weissen in "Amerika" die Indianer "assimiliert" hätten, wo nur noch "ein paar Tausend Abkömmlinge als Ausstellungsobjekte übrig geblieben sind" (S.119)

-- Ziegler behauptet auf derselben Seite 119, dass der Imperialismusvorwurf Dmowskis mit dem Bebel-Zitat unangebracht sei und ein "Schreckgespenst" sei (S.119)

-- Dmowski behauptet für Danzig 40 % polnische Nationalität, preussische Volkszählungen sprechen von nur 3 % Polen in Danzig (S.119)

-- Dmowski gibt zu, dass Polens Grenzen ethnographisch unregelmässig seien

-- Dmowski schlägt eine deutsche "Insel" um Königsberg vor (S.119)

-- Dmowski betont die Verwandtschaft zwischen Polen und Litauern, am besten sollte man Polen und Litauen vereinigen

-- die Ukraine und Weissrussland seien zur Zeit in anarchistischem Zustand, und deswegen sollte dort keine Vereinigung mit Polen stattfinden (S.120).

29.1.1919
Rat der 10: Forderung von Wilsons nach Beistand für Polen
Wilson: "Der gegenwärtige Zweck der Alliierten sei, Polen beizustehen." (S.254)

Januar / Februar 1919
Polen: Verschiedene Ziele verschiedener polnischer Gruppen an der Konferenz

-- kein Einmütigkeit, Polen soll z.T. grösser als 1772 werden

-- das "polnische Nationalkomitee" um Dmowski und Padarewski sieht die Expansion gegen Deutschland

-- eine zweite Gruppe um August Zalewski mit Hauptquartier in London hat gemässigte Ziele mit Schwerpunkt im Osten: die Vereinigung Kongresspolens mit Galizien. Posen bleibt eine offene Frage, auf den Meereszugang wird verzichtet (S.127)

-- Pilsudski steht eher auf der Linie zu Vereinigungen im Osten (S.127).

Die heterogene polnische Delegation in Paris unter Dmowski

-- sehr verschiedene Meinungen

-- die Imperialisten sind Dmowski und Padarewski

-- die Bremser auf humanistischer Basis: Dr. Dluski, Vertreter des Marschalls Pilsudski, und Prof. Nitsch, Dozent der Slawistik in Krakau

-- Nitsch protestiert v.a. gegen die Einverleibung von ganz Posen, denn er habe das ganze Gebiet als Sprachforscher durchwandert und dabei festgestellt, dass die Westbezirke Posens unzweifelhaft deutsch sind

-- Zitat: Nitsch: "Wie dem, vielleicht wollen Sie den Deutschen auch Bomst, Bentschen, Birnbaum und Meseritz wegnehmen?" - Dr.Rydlewski: "Natürlich, diese Gegenden und Städte gehören uns", dabei ballt er die Fäuste gegen Nitsch (S.127)

-- Dr.Dluski über Rydlewski:

"Hier sehen Sie, meine Herren, welch einen typischen annexionistischen Prussak (Spottname für verpreusster Pole) man uns aus Polen hersandte."

Dluski an Rydlewski: "wollen Sie auch Berlin annektieren?" (S.128)

Frankreich unterstützt die polnischen Annexionisten

-- Frankreich will ein starkes Polen, Pichon: "Gross und stark, sehr stark", denn Deutschland soll geschwächt werden, wo es nur geht

-- Wilson hat keine historischen Kenntnisse, ist völlig beeinflussbar

-- House steht völlig auf der Seite Frankreichs, beeinflusst Wilson noch mehr auf die polnisch-annexionistische Seite. House hat den zweifelhaften Ruhm, den schwankenden Präsidenten Wilson für die Zuerkennung Danzigs an Polen gewonnen zu haben

-- auch der Stab Wilsons, die "wissenschaftlichen" Mitarbeiter, lassen sich von der Stimmung Wilsons treiben

-- Italiens Delegation ist völlig desinteressiert

-- Lloyd George bleibt mit seiner Position und seinen Vorahnungen allein, denn sogar die englischen "Spezialisten" geben zum Kommissionsbericht ihre Unterschrift, George ist verloren (S.128).

Polen: Die Quellen zu Polen an der Konferenz sind alle polnisch-annexionistisch

-- alle "wissenschaftlichen" Unterlagen der Konferenz betreffs Polen stammen aus polnischer Quelle, ist völlig einseitig nach polnisch-annexionistischem Konzept

-- die Fachkommissionen "untersuchten" vor Ort, aber nur dort, wo Polen lebten und nicht auch in den deutschsprachigen Gebieten, die nach den polnischen Plänen an Polen abzutreten waren

-- die Propaganda wird auch auf Informationsabenden auf Journalisten ausgeübt, dass Polen von Deutschen, Russen und auch Tschechoslowaken unterdrückt würden, Verteilen von Büchern, Atlanten und Flugblättern (S.129).

12.2.1919
Gründung der "Kommission der polnischen Angelegenheiten"

Mitglieder:

-- Jules Cambon, französischer Diplomat und ehemaliger französischer Botschafter in Berlin, Vorsitzender und Sprecher der Kommission

-- Dr.Isaiah Bowman, "amerikanischer" Geograph

-- Lord Tyrrell, englischer Diplomat

-- Marchese della Torretta, italienischer Vertreter

-- Otchiai, japanischer Vertreter (S.120)

-- "Ratgeber": Dmowski (S.121).

Einsetzen einer Unterkommission für die Überprüfung der Grenzziehung vor Ort

Mitglieder:

-- Roulens, französischer Vertreter, ehemaliger französischer Botschafter in Petersburg, Vorsitzender der Unterkommission

-- Niesele, französischer General

-- Kernan, "amerikanischer" Generalmajor

-- Prof. Lord, "amerikanischer" Vertreter

-- zwei Vertreter Englands

-- zwei Vertreter Italiens (S.120)

-- "Ratgeber": Dmowski (S.121).

Mitte Februar 1919
Reise der Unterkommission der Polenkommission zur Grenzprüfung nach Polen
nur kurzer, oberflächlicher Aufenthalt (S.120).

22.2.-8.3.1919
Polen: Clémenceau will Danzig für Polen
Clémenceau schlägt vor, Danzig solle an Polen fallen (S.88).

23.2.1919
Gespräch House-Tardieu über die "Rheinische Republik" - House beginnt zu kippen

-- Tardieu schlägt eine "Rheinische Republik" für 5, 10 oder mehr Jahre vor, bis der Völkerbund einmal einen wirklichen Schutz gegen den Krieg bildet

-- dann soll das Rheinland gehen, wohin es wolle

-- House stimmt der Formulierung Tardieus, "wohin es wolle", zu und beschwichtigt so seine Gedanken (S.98).

Gespräch House-Clémenceau über die "Rheinische Republik" und Polen - House kippt

-- Clémenceau schildert seine Vorstellungen über die "Rheinische Republik, die deutschen Ostgrenzen, den Anschluss Deutsch-Österreichs und politisch-militärische Friedensbedingungen, alle Thesen verstossen gegen die Wilson-Punkte

-- House setzt keinen Widerspruch (S.98)

-- das House-Tagebuch erwähnt keinen Widerspruch, bezeichnet die Abtretung Danzigs an Polen als "die beste Lösung" nach Ansicht der "amerikanischen" Fachleute (S.99).

25.2.1919
Polenkommission: Denkschrift von Dmowski vom 8.10.1918 wird der Polenkommission vorgelegt
(S.114)

25.2.1919 ca.
Auflösen der Unterkommission der Polenkommission auf Clémenceau-Befehl

-- Rückkehr, Warten auf Wilson

-- der Vorsitzende Roulens schreibt vorzeitig an Clémenceau seinen Vorschlag der Grenzziehung

-- Clémenceau antwortet mit dem Befehl, die Kommission ohne Anhörung aufzulösen

-- die Kommission verschwindet, ohne ein Wort öffentlich berichtet zu haben! (S.120)

28.2.1919ca.
Polen: Einsetzen einer zweiten Unterkommission der Polenkommission

Mitglieder:

-- Le Rond, französischer General

-- Bowman, "Amerikaner"

-- Kisch, englischer Oberstleutnant (S.120)

-- "Ratgeber" der Kommission: Dmowski (S.121).

Anfang März 1919ca.
Reise der zweiten Unterkommission der Polenkommission zur Grenzprüfung nach Polen

-- Studien an Ort und Stelle (S.120)

-- mehrtätige Sitzungen in den ersten Märztagen

-- Erarbeiten der Grundlagen zu dem Bericht der Hauptkommission und zur neuen Grenzziehung

-- ein Zivilist und zwei Militärs geben das entscheidende Gutachten über Polens Grenzen ab, ohne jede geographischen Kenntnisse und ohne jemals in diesen Gebieten gelebt zu haben (S.121).

8.3.1919 ca.
Polen: Bericht der zweiten Unterkommission der Polenkommission über Polens zukünftige Grenzen: Militaristische Argumente sollen gegen Menschen herrschen

1. Schneidemühl-Region ist hauptsächlich von Deutschen bewohnt, müsse aber polnisch werden, weil die Region seit der ersten Teilung und speziell seit Bismarck diskriminierende Massnahmen gegen Polen durchgeführt habe; Schneidemühl sei ein starkes Angriffszentrum für die deutsche Armee gegen Posen, und deswegen müsse Schneidemühl polnisch werden (S.121).

2. Danzig muss mit dem Hafen vollständig polnisch werden, denn die Interessen von 25 Mio. Polen gehen über die Interessen von 1,6 Mio. Deutschen im Korridor. Ansonsten würden 600.000 Polen in Westpreussen unter deutscher Herrschaft blieben (S.121).

3. Westpreussen soll an Polen fallen, denn die Eisenbahnlinie Danzig - Dirschau - Marienwerder - Mlawa - Warschau soll in polnischer Hand bleiben; beide Weichselufer sollen unter polnische Kontrolle kommen, um Komplikationen einer doppelten Kontrolle zu vermeiden (S.121).

4. Empfehlen einer Volksabstimmung für den Bezirk Allenstein, im Nordosten soll die Memel die Grenze bilden. Ostpreussen soll völlig entmilitarisiert werden und eine Garantie des Völkerbundes bekommen. So sei Ostpreussen als militärische Aufmarschbasis ausgeschaltet (S.121).

5. Oppeln soll als ganzer Bezirk an Polen fallen bis auf einen kleinen Grenzzipfel, der tschechisch werden soll (S.121).

12.3.1919
Präliminarfrieden: Bericht der Polenkommission
ist die einzige Kommission, die im Terminplan bleibt (S.103).

13.3.1919
Italien: Memorandum mit Forderungen
Meinung von Wilhelm Ziegler: Die Italiener möchten einfach auch ihren Teil an der Konkursmasse des Habsburgerreiches wie die Polen, Tschechen, Rumänen und Jugoslawen (S.181).

19.3.1919
Polenpropaganda: Veröffentlichung der gefälschten Polenkarte des Pseudonyms Jakob Spett in "Temps"
(S.130), kurz, bevor die Frage in der Konferenz zur Entscheidung ansteht

-- mit der Überschrift: "totalement polonais" ("total polnisch")

-- es ist absichtliche, gesteuerte politische Hetze der französischen Seite zur Destabilisierung Europas (S.131).

19.3.1919
Polensitzung: Polenbericht vor dem Rat der 10 - Lloyd George bleibt als einziger den "14 Punkten" treu

Polen, Saarland: Wilson hält Militärs bei Grenzziehungen für unerwünscht

-- Foch, Henry Wilson und Bliss verlassen die Sitzung

-- es folgt die Distanzierung der Regierungsoberhäupter von ihren Ministern (S.134).

-- der Vorsitzende Jules Cambon setzt seine Schwerpunkte:

oo  die deutsche Politik von vor dem Ersten Weltkrieg sei gegen Polen diskriminierend gewesen: Polen hätten sei 1908 ab der Kanzlerschaft von Bülow kein Land und keine Häuser mehr kaufen dürfen, Hindern am Hausbau, Hindern am Reparieren von Häusern; er selbst habe Polen in Karren und Omnibussen leben sehen

oo  Königsberg sei "Hauptplatz des Prussianismus"

-- Wilson regt sich nicht

-- Lloyd George befürchtet, Deutschland werde den Vertrag nicht unterzeichnen, wenn 2,2 Mio. Deutsche an Polen fallen würden, er befürchtet einen Kollaps der deutschen Regierung (S.122)

-- Lloyd George über die 2,2 Mio:

"Das wäre eine beträchtliche Bevölkerung, nicht weniger als die von Elsass-Lothringen von 1870

-- Frage: Muss die Abtretung des Danziger Hafens mit der Überweisung von 412.000 Deutschen an Polen verbunden sein?

-- Lloyd George meint, wenn den Deutschen in West- und Ostpreussen ein "Korridor" gewährt werden soll, so kann dies auch für die Polen gelten, ein "Korridor" zur Ostsee

-- Lloyd George will nicht wegen einer Bahnlinie Danzig-Warschau Deutsche zu Polen machen, dies sei ein Fehler (S.123).

-- Kommentar von Wilson für Polen gegen Lloyd George: die deutsche Politik habe versucht, die Verbindung zwischen Schneidemühl bis Marienwerder deutsch zu kolonisieren, um Danzig von Polen zu isolieren (S.123).

-- Lloyd George: Das Land östlich von Marienwerder sei historisch deutsch (S.123) [seit den Kreuzzügen besetzt]

-- Wilson sagt nichts, weil er darüber nichts weiss (S.123).

-- Cambon gibt an, die Bevölkerung im "Korridor" sei in grosser Zahl erst "neuester Importation" (S.123).

-- Lloyd George will die andere Seite anhören. Dies wäre nicht nur eine Frage der Fairness gegenüber Deutschland, sondern auch eines dauernden Friedens für Europa. Es wäre weder fair noch klug, wegen einer Eisenbahnlinie eine ansehnliche Bevölkerung an eine von ihr abgelehnte Regierung zu überliefern. (S.123)

-- Tardieu und Cambon: Die Kommissionsbeschlüsse seien doch einmütig angenommen (S.124).

-- George warnt vor einer "Germania irredenta"

Die britischen Delegierten hätten nur widerstrebend den Bericht angenommen. Jetzt erst beruft sich George auf die �14 Punkte" Wilsons: Der Kommissionsbericht weicht eindeutig von den "14 Punkten" ab. Man kann nicht eine Eisenbahnlinie den Polen zuschieben bei einer unzweifelhaften deutschen Nationalität der Bevölkerung. Eine Eisenbahn kann man verlegen, eine ausgedehnte Bevölkerung nicht. Georges warnt: Die Gebiete würden als "Germania Irredenta" angesehen, auch wenn die Deutschen den Vertrag annehmen würden, und dass die Regionen "der Sitz des nächsten Krieges" werden würden (S.124).

George: Er fühle sich verpflichtet, diesen Protest gegen etwas einzulegen, was er als einen "höchst gefährlichen Vorschlag" ansähe (S.124).

-- Wilson: Die Einbeziehung von zwei Mio. Deutschen in Polen sei die Verletzung eines Prinzips, aber Deutschland habe gewusst, dass ein freier und sicherer Zugang zur See für Polen festgelegt worden sei (S.124). Die Schwierigkeit sei, zu einem Ausgleich zwischen zwei sich widersprechenden Betrachtungsweisen zu kommen. Mehr sagt Wilson nicht (S.125).

Methode der polnischen Propagandisten:

-- das nationale Selbstbestimmungsrecht wird völlig missachtet und verhöhnt

-- die Formulierung "unbestreitbar polnische Bevölkerung" wird fallen gelassen

-- Deutschland soll keinen Zugang zur Weichsel haben (S.125).

Polen: Beschluss des Rats der 10: Rückverweisung des Berichts - die "14 Punkte" gelten nicht mehr

Einigung auf Rückverweisung des Berichts an die Kommission zur nochmaligen Prüfung unter den neuen Gesichtspunkten

-- die Kommission hält aber am ursprünglichen Bericht fest

-- auch die Eisenbahnlinie Marienwerder-Mlawa soll polnisch sein, die Wichtigkeit der Eisenbahnlinie übersteige die historischen und ethnographischen Argumente zugunsten der Deutschen

-- jegliche Spielregeln der �14 Punkte" werden ausser Kraft gesetzt (S.125).

Polen-Manöver: Veröffentlichung des Kommissionsberichts in der Presse

-- ohne jede Autorisation

-- die Meinung der Kommission und des Rats der 10 wird nun durch die "öffentliche Meinung" festgelegt

-- die polnische "öffentliche Meinung" meint, die Vorschläge gingen noch nicht weit genug (S.125)

-- die Folgen der Veröffentlichung sind fatal: Jedes Zurückweichen wäre als Geste aus Furcht vor der deutschen Seite interpretiert worden (S.125).

20.3.1919
Polen-Manöver: Sitzungsberichte über Polen in französischen Tageszeitungen

-- in "Temps", "Journal" und "Echo de Paris"

-- mit z.T. wörtlichen Zitaten

-- Ziel: Lloyd George soll der antipolnischen Gesinnung bezichtigt werden

-- es kann nur die französische Seite für dieses Manöver verantwortlich sein (S.125).

21.3.1919
Polen: Rat der 10: Protest von Lloyd George gegen die Hetzmethode durch die Presse über die Polen-Verhandlungen - "Rat der Vier"

-- George droht, im Wiederholungsfall an Konferenzen kein Wort mehr zu sagen

-- Einigung auf eine strenge Untersuchung, die natürlich kein Resultat erbringt

-- Lloyd George bleibt eingeschüchtert

-- es bildet sich ein engerer Kreis, ein "Rat der Vier" (S.126), ohne Tagesordnung und ohne Protokolle, ist die "dunkle Periode" der Konferenz (S.127).

22.3.1919
Polensitzung des Rats der 10: Verabschiedung des Berichts der Polenkommission mit Vorbehalt

-- Lloyd George bedenkt als einziger Redner, die deutsche Seite könnte den Vertrag ablehnen

-- mit dem Vorbehalt, dass sich der Oberste Rat das Recht der Revision vorbehalte, wenn es so weit sei, den Gesamttext aller Territorialvorschläge zu übersehen, stimmt George dem Bericht zu

-- der Bericht wird mit Vorbehalt verabschiedet (S.126)

-- die "Fachleute" und Opfer der Polenpropaganda, Dr.H.J. Paton vom Queens College in Oxford und Prof. R.H. Lord von der Harvard University spielen bei der Grenzziehung eine gewisse Rolle, Paton speziell bei der Grenzziehung des "Freistaates Danzig", Lord bei der deutsch-polnischen Abgrenzung insgesamt (S.131).

29.3.1919
Chaos: Versand der Clémenceau-Erwiderung an Lloyd Georges

Clémenceau stellt die Frage, wieso man Polen und Böhmen die Zuteilung normaler Grenzen verweigere, wenn man Deutschland gänzlich und endgültig seiner Kolonien beraube (S.138).

März/April 1919 ca.
Die Polenpropaganda hat eine verheerende Wirkung auf die Friedendskonferenz

z.B. durch die Spettsche Karte, durch die Werke von Liber und das Sammelwerk "Polen, Entwicklung und gegenwärtiger Zustand"

-- Wirkung auf die Grenzziehung, auf den Geist, auf die Ideologie, auf die Geschichtsanschauung, auf die Terminologie

-- Wilson und House sind wie hypnotisiert von der Polenpropaganda der Annexionisten

-- die "amerikanische" Öffentlichkeit ist benommen von der Vorstellung, dass seriöse Zeitungen wie "Current History" Kartenmaterial präsentieren, wo Oppeln 40-80 % polnisch sein soll, wo Breslau und Umgebung 40 % polnisch sein soll, wo die Masuren und Kaschuben immer den Polen angerechnet werden

-- die englische Delegation steht wie unter einem Bazillus mit pamphlethaften Texten über die deutsch-polnischen Gebiete, z.B. in einem Beitrag von Dr.H.J. Paton vom Queens College in Oxford "Die Polen auf der Friedenskonferenz", oder von Prof. R.H.Lord von der Harvard University: "Historische Skizze über Polen", oder sein Artikel "Polen" in seinem Buch: "Was sich wirklich in Paris ereignet hat (S.131)

-- die Kluft zwischen Lloyd George und Wilson wird nun noch grösser, und Wilson verliert die letzte zuverlässige Stütze (S.133)

-- Pressekampagne in den englischen Zeitungen gegen Präsident Wilson besonders im "Daily Express" und im "Daily Telegraph"

-- Wilson denkt, die Artikel in den englischen Zeitungen gegen ihn seien von Lloyd George gesteuert

-- Folge: Wilson will ganz auf seinen Prinzipien beharren und mit den Feilschereien nichts mehr zu tun haben

-- Wilson nimmt Distanz zu den anderen im Rat, das Misstrauen wächst

-- es entsteht ein Kleinkrieg alle gegen alle, jeder muss jetzt allein kämpfen

-- der Rat der 10 wird gesprengt (S.133).

5.4.1919
Polen-Manöver: Intervention des neuen Ministerpräsidenten Ignaz Padarewski in Paris

-- eine ganze polnische Delegation ist anwesend

-- dabei ist kein genauer Hergang rekonstruierbar, da keine Tagesordnung und keine Protokolle mehr geführt wurden (S.126).

6.4.1919
Die Umstände zwingen Wilson zum Kompromiss mit Frankreich

Argument des Separatfriedens ist durch Entwaffnung Deutschlands wirkungslos geworden

-- Wilson beauftragt, George Washington solle sofort nach Frankreich kommen (S.145), ist ein Warnschuss, dass der Abbruch der Konferenz ernst gemeint sei (S.146)

-- Herny Whites schlägt mehrmals den Separatfrieden vor

-- ein Separatfrieden hat auch Nachteile, Frankreich könnte den Krieg fortsetzen, Deutschland wäre schutzlos ohne Waffen ausgeliefert, Polen und Tschechen sind schon bewaffnet mit Gefahr zum Einzug in Berlin, auch ohne "Amerikaner" und ohne Engländer

-- Foch steht mit seiner Armee weiter Gewehr bei Fuss, Deutschland zu überrennen (S.146)

-- die französische Armee könnte mit Deutschland nun allein "fertig" werden (S.146).

Frankreich baut in Polen, CSSR und Rumänien neue Armeen auf

-- Frankreich findet Verbündete in Polen, Tschechoslowakei und Rumänien, hilft dort gemäss eines Berichts von General Kernan, neue Armeen aufzubauen, in Polen soll die Armee 600.000 Mann stark sein, in der CSSR und in Rumänien je 250.000 Mann

-- Frankreich verändert die militärische Balance in Europa zu seinen Gunsten, erarbeitet sich unheimlich gute "Karten" gegen die englische und "amerikanische" Position

-- Kernan: "Ich rate dringend von interalliierten Missionen ab, wenn man Informationen und konkrete Ergebnisse sucht. Man schicke zu solchen Aufgaben nur Amerikaner."

-- Wilson als Idealist und wahrheitsgetreuer Mensch vereinsamt mehr und mehr in der Konferenz (S.147).

6.4.1919
Polensitzung Rat der 4: Lloyd George setzt Teile seiner Vorbehalte durch

-- Danzig soll als "Freie Stadt" dem "Schutz des Völkerbundes" unterstellt werden (S.126)

-- Einschränkung für Danzig: die Führung der auswärtigen Angelegenheiten und die Zollfreiheit werden von Polen durchgeführt (S.127)

-- George setzt für östlich der Weichsel gelegene Gebiete die Volksabstimmung durch: Kreise Stuhm, Rosenberg, Teile des Kreises Marienwerder, Marienburg (S.126)

-- der südliche Teil des Bezirks Neidenburg mit der Stadt Soldau, ein Eisenbahnknotenpunkt, wird aus Ostpreussen herausgelöst, Lloyd George kann sich nicht durchsetzen (S.127).

ab 10.5.1919ca.
England: Heftige Kritik am Vertrag wegen Verstoss gegen die "14 Punkte"

Lloyd George erschreckt. Die Arbeiterpartei äussert sich sehr kritisch:

-- über die Reparationsregelung

-- an der Entwaffnung Deutschlands

-- an der Kontrolle des Saargebiets
-- über die Abtrennung von Elsass-Lothringen ohne Volksabstimmung

-- über die Abtrennung von deutschen Gebieten an die CSSR und Polen ohne Volksabstimmung (S.205).

31.5.1919
Polenpropaganda: Clémenceau-Interview vermutlich als Fälschung

-- Clémenceau soll in einem Interview mit Erzberger geäussert haben, Polen solle stark sein zwischen Deutschland und Russland

-- Ziegler vermutet, dass das Interview aus polnischer Feder stammt

-- der "amerikanische" Geschäftsträger in Berlin Dresel hat die Fälschung festgestellt

-- Clémenceau bezieht sich aber auf diese Interview und wirbt für seine Polengrenze (S.215).

Juni 1919
Polen: geplante Oberschlesien-Abstimmung

unter Aufsicht eines Vollzugsausschusses der Alliierten mit vier Mitgliedern aus den "USA", Frankreich, England und Italien unter "amerikanischem" Vorsitz (S.262).

1.6.1919 ca.
"Amerikanische" Expertenrunde zum Vertrag mit Deutschland

-- von Wilson einberufen, ausserordentliche Sitzung der "amerikanischen" Delegation mit "amerikanischen" Experten, insgesamt etwa 40 Leute

-- Diskussion um die monierten Punkte der englischen Seite, die deutsch-polnische Grenze u.a. (S.212).

Diskussion um Polen ohne Resultate - Aufbrechen von Unwissenheit bei Wilson

-- die Sachverständigen korrigieren sich gegenseitig

-- Prof. Lord ist total für ein grosses Polen, sagt völlig utopische Abstimmungsresultate voraus, bezeichnet vorwiegend deutsche Gebiete als polnische Gebiete

-- Prof. Lord erwähnt den Mineralreichtum Oberschlesiens und die Kohle, die Polen sonst verloren ginge

-- Wirtschaftsminister Lamont wendet ein: "Ich vermag es nicht einzusehen, warum das ein Verlust für Polen sein könnte, da Polen es niemals besessen hat."

-- Wilson: "Aber theoretisch ist es polnisch". Wilson wiederholt die Polenpropaganda (S.213).

-- Wirtschaftsminister Lamont stellt fest, dass Oberschlesien 400 Jahre lang nicht zu Polen gehört hat

-- Wilson will, dass die polnische Seite für die Übernahme der Industrieanlagen bezahlt

-- Wirtschaftsexperte Davis betont, dass der Vertrag die Enteignung vorsieht und dass der deutsche Staat die enteigneten Privateigentümer entschädigt: "Deutschland hat dafür zu zahlen."

-- Experte Summers: "Deutschland stimmt zu, seine Staatsangehörigen zu entschädigen"

-- Wilson ist wie vor den Kopf gestossen: "Sie meinen, der Besitz kann enteignet werden?"

-- Wirtschaftsberater Taussig nennt die Regelung im Falle Polens "eine der schlimmsten Bestimmungen des Vertrags"

-- Wilson hat bis zum Schluss nicht begriffen, was im Vertrag steht. Er gesteht ein: "Das war meiner Aufmerksamkeit entgangen"

-- die Diskussion um Oberschlesien kommt zu keinem Resultat, Wilson hat kein Ziel (S.214).

Polen: Clémenceau will jede Änderung am Vertrag blockieren

-- Deutschland wünscht ein schwaches Polen zwischen Deutschland und Russland, für die Alliierten ist aber ein starkes Polen notwendig

-- Clémenceau hofft, werde nicht die ganze Angelegenheit wieder aufrollen, die Situation werde sonst sehr ernst (S.212).

11.6.1919
Rat der 4: Urteil von Lloyd George über die Polenkommission: Sie sei "parteiisch zugunsten von Polen"
(S.129)

-- die Taktik der polnischen und französischen Seite hat gegen Deutschland gesiegt mittels Propaganda, die machtpolitische Berechnung, in Kombination mit frivolem Dilettantismus und persönlicher Charakterschwäche

-- für Lloyd George sind die deutschen Gebiete im neuen Polen ein neues "Elsass-Lothringen" (S.133).

16.6.1919
Antwort der Friedenskonferenz an die deutsche Seite: Zugeständnisse und Änderungen

-- Polen: Gewährung einer Volksabstimmung in Oberschlesien (S.220) unter Aufsicht eines Vollzugsausschusses der Alliierten mit vier Mitgliedern aus den "USA", Frankreich, England und Italien unter "amerikanischem" Vorsitz (S.262).

-- Polen: Korrektur der Grenze von Posen-Westpreussen: Schneidemühl und die Bahnlinie Dirschau-Schlochau verbleiben deutsch

-- Saarland: bei einem Votum für Deutschland im Saarland muss Deutschland die Kohlegruben nicht in Gold zurückkaufen

-- Dänemark: keine Volksabstimmung in der dritten Zone Schleswig Holsteins, auch auf Wunsch der dänischen Regierung

-- Begrenzung der Besatzungskosten, die von Deutschland bezahlt werden müssen, auf 240 Mio. Mark jährlich

-- Ziegler: was bei den Besatzungskosten gespart wird, wird als Reparation verlangt (S.222).

19.8.1919
"USA": Vernehmung Wilsons zum Friedensvertrag

Die Vernehmung des eigenen Präsidenten ist ein Unikum der "amerikanischen" Geschichte, ist eine schwere Demütigung für Wilson, dreistündige Vernehmung (S.259-260).

Befragung: Wilson überzeugt nicht im Senat

-- ob Wilson etwas von militärischen Spezialabkommen zwischen Frankreich und Polen sowie zwischen Frankreich mit der CSSR etwas wisse

 Wilson: Nein, er wisse nichts davon

-- über die Annexion der deutschen Kabel hat es immer noch keine Kabelkonferenz gegeben

-- Befragung zur Inseln Yap: Davon hat Wilson noch nie etwas gehört (S.253).

-- Wilson postuliert, der Völkerbund schütze die kleinen Länder:

"Ich betrachte es als eine der Hauptwohlfahrten des ganzen Arrangements, dass es die Meinung der Welt in Erscheinung treten lässt. Nach allem werden die künftigen Kriege meistens durch einen Angriff wider die schwächeren Nationen kommen. Ohne Völkerbund haben diese weder Stütze noch Schutz. Mit ihm haben sie den vereinigten Schutz der Welt." (S.255)

1920
Polen: Marschall Pilsudski ist eher für die polnische Expansion im Osten
auf der Linie der Gruppe um Zalewski, und gegen die Annexion Oberschlesiens (S.127).

[nicht erwähnt:
Polnischer Eroberungskrieg in die Ukraine

und Rückschlag vor der Roten Armee, "Wunder an der Weichsel mit Abhalten der Roten Armee mit Hilfe französischer Truppen."

in: dtv-Atlas zur Weltgeschichte Bd.2 1986, S.155].

Polen: Oberschlesien: Aufstand der deutschen Bevölkerung gegen polnischen Terror

Pilsudski spricht sich gegen die polnische Besetzung Oberschlesiens aus (S.127).

Polen: Die Oberschlesien-Abstimmung ist ein Weltskandal

-- Frankreich etabliert in Oberschlesien ein Terrorregime mit französischen Truppen, Banden und sonstigen Einschüchterungen

-- die Auswirkungen auf die Abstimmung sind gravierend

-- die Grenzziehung erfolgt sogar ohne Konsultation des Ausschusses, was unter Vorsitz der "USA" nie so passiert wäre (S.262).

Polen: Bezirk Neidenburg: Abstimmung des nördlichen Teils: nur eine von 143 Gemeinden stimmt für Polen
(S.127)

Polen: Abstimmung Masuren: 99,9 % für den Verbleib bei Deutschland
(S.133)

Polen: Abstimmung Ermland
Von der Bevölkerung mit polnischer Muttersprache stimmen 84 % für den Verbleib bei Deutschland  (S.133).

ab Oktober 1920
Polen: Oberschlesien-Abstimmung mit französisch geführtem Vollzugsausschuss statt "amerikanisch"

Für Oberschlesien hat das Fernbleiben der "amerikanischen" Seite schwere Folgen: Der Vollzugsausschuss zur Durchführung der Volksabstimmung hat keinen Vorsitz mehr, Frankreich übernimmt den Vorsitz und treibt seine antideutsche Politik weiter (S.262).

1920/1921
Polen: Minderheitenschutz gilt nicht, der Völkerbund ist zu schwach
Zeitweilig herrscht zwischen Polen und Ruthenen in Galizien ein latenter Kriegszustand (S.264).

Januar 1924 / kurz vor Wilsons Tod
Polen: Wilson beklagt gegenüber Henry White die Irreführung Clémenceaus uns der polnischen Propaganda

Wilson:
"Die Franzosen und Polen haben mich vollständig irregeführt."

Wilson bleibt aber mit dem Herzen gegen Deutschland

Wilson:
"Wenn wir es mit den Deutschen zu tun haben, bin ich gegen sie und für die Polen."

Deswegen hat Wilson auch nicht gemerkt, dass er von der Polenpropaganda betrogen wird (S.254)

1925 ca.
Polen: Monographien von Dr.H.J. Paton und Prof.R.H.Lord im Sinn der polnischen Annexionisten

wimmeln von wohlwollenden (S.131) Komplimenten und Lobsprüchen für die polnisch-annexionistische Seite

-- viel herabsetzende Zensuren für die deutsche Seite

-- die ganze Geschichte der Kolonisation im Osten wird jeweils als "Unterdrückung" und "Ausrottung" dargestellt

-- von geistigen, religiösen und pädagogischen Taten wird in diesen ehemals heidnischen Gebieten nichts berichtet

-- von der Urbarmachung und Zivilisierung wird nichts berichtet (S.132)

-- vom polnischen Herzog Konrad von Masowien, der den Deutschritterorden zur Missionierung des polnischen Gebietes rief, wird nichts berichtet

-- [von der Gewalt des Deutschritterordens gegen die polnische Bevölkerung im Namen der Kirche  wird auch nichts berichtet] (S.132)

-- Prof.R.H.Lord über den Deutschritterorden in Polen: sei ein "Dorn" geworden:

"Noch ernster aber war die Tatsache, dass im 13. Jh. die teutonischen Ritter sich selbst in Ostpreussen festsetzten, die ursprünglichen Preussen sich assimilierten oder ausrotteten und dort eine deutsche Kolonie gründeten, die immer ein Dorn in der Seite Polens geblieben ist." (S.132)

(in: Temperley: A history of the Peace Conference of Paris, Band 6, S.221)

1930 ca.
Memoiren des Polen Dmowski mit Prahlerei, Wilson beeinflusst zu haben
Dmowski gibt an, er habe verschiedene Karten für Wilson ausgearbeitet:

1. die politische Einteilung des polnischen Gebietes vor dem Kriege mit der Einteilung desselben Gebietes nach der Sprache der Bewohner

2. die geschichtliche Karte Polens

3. für das preussische Gebiet: die Nationalität der Kinder in den Elementarschulen (Karte von Seyda)

4. eine Karte mit den vorgeschlagenen grenzen Polens (S.129)

Dmowski rühmt sich, Wilson mit dem Kartenmaterial sehr beeinflusst zu haben:

"Eine Bedeutung ersten Ranges in dem Kampf um die Ostseeküste wie überhaupt um alle Teile des preussischen Gebiets hatte die umfassende, gründliche Arbeit von Marjan Seyda" (S.130).

Teilen / share:

Facebook








Fotoquellen
[1] Roman Dmowski, Portrait: http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/341822

^