7f. Die Blütezeit der
syrisch-arabischen Kirche - Vergleiche, der
Messias kam nicht, neue Ehrentitel, Harun Raschid
erfunden, Barmakiden
7f.1. Blütezeit der syrisch-arabischen
Kirche
[756: Das Prophetengrab in Medina - christliche
Bekenntnisse]
Der Übergang von den "Omayaden" zu den "Abbasiden" ist
auch religiös als Übergangszeit zu sehen, obwohl der
grosse Einschnitt erst nach al-Mamun (gest. 833)
erfolgte. Der erste "Abbaside" baute 756 ein Heiligtum
in Medina, das heutige "Prophetengrab". Auch er
brachte noch christologische Bekenntnisse an, aber
Maria und Jesus treten bereits in den Hintergrund.
Nach Karl-Heinz Ohlig zeigen die Inschriften von
Medina vielleicht zum letzten Mal "muhamad" als
christologisches Prädikat [[Syro-Aramäisch: "der
Gepriesene]], [[der zu Preisende"]]. Allmählich
überflügelte das Heiligtum von Medina [[das
Prophetengrab]] jenes von ¨Damaskus an Bedeutung [[die
Basilika von Johannes des Täufers]].
[Die Blütezeit der arabisch-syrischen Kirche - das
direkte Vertrauen in Jesus und Abraham -
griechischer Pomp und Bilderkult etc. werden
abgelehnt]
Das 7. und 8. Jahrhundert, also präzise die Zeit der
behaupteten islamischen Eroberungen, war die Blütezeit
der arabisch-syrischen Kirche. Zahlreiche Neubauten
von Kirchen entstanden, die bekanntesten sind der
Felsendom in Jerusalem und die Johannesbasilika in
Damaskus. Missionierungen reichten über die Grenzen
Persiens hinaus bis nach China.
Theologisch fand in der arabischen Kirche eine
Loslösung vom Gottmenschen Jesus und den damit
zusammenhängenden philosophischen Problemen der
griechischen Denkart statt. Vielmehr spricht Gott
durch die verschiedenen Propheten, von denen auch
Jesus einer ist. Die griechische Kirche wurde Schritt
für Schritt quasi nationalisiert.
Das arabische Christentum war von semitischer
Religiosität geprägt und stand dadurch der Tradition
Abrahams stets nahe. In dieser Tradition erfolgte die
schrittweise Ablehnung des hellenistischen
Christentums mit seinem Pomp, seinem Bilderkult und
seinen nicht für jedermann nachvollziehbaren
philosophisch-theologischen Konstrukten [S.124].
7f.2. Vergleiche des antiken Christentums
mit dem Koran-Inhalt
[Antikes Christentum: Maria ist wegen der
Jungfrauengeburt heilig, aber Joseph wird praktisch
verneint, weil er kein Gott ist]
Für das antike Verständnis war es etwa das absolute
Minimum, dass ein Gottessohn, wenn schon nicht
göttlich gezeugt, so doch zumindest einer
Jungfrauengeburt entstammen musste. Marias Ehemann
Joseph wurde folgerichtig in der christlichen
Tradition fast bis zur Unsichtbarkeit an den Rand der
Geschehnisse gerückt, aber die Mutter selber in
Heiligenstatus versetzt.
[Muslimische Lügentradition: Mohammed und der Vater
"Abd Allah" bekommen einen Stammbaum bis Abraham -
erfundene Kalifen Omar und Abbas]
Auch im Koran wird Joseph mit keiner Silbe erwähnt,
aber die Araber drückte der Schuh noch woanders: In
ihrem Verständnis konnte eine Frau unmöglich so im
Mittelpunkt stehen wie die römische Maria, und für
eine bedeutende Persönlichkeit und ihre Legitimität
kam nur ein absolut beeindruckender Stammbaum in
Frage. Durch Uminterpretation des "abd Allah"
[["Diener Gottes"]] wurde des "muhamads" Vater als
"Abd Allah" dingfest gemacht, und im weiteren Verlauf
wurde der Muhamad mit einer beeindruckenden Ahnenreihe
versehen, die ihn über Abraham und Noah nicht weniger
weit als bis zu Adam selber zurückführt. Muhamad wird
so mit Stammvater Abraham verlinkt, der persische
"Ali" zum Schwiegersohn ernannt, die "Omayaden" gehen
auf einen Omar zurück, die "Abbasiden" auf einen Abbas
und beide stammen aus dem unmittelbaren Umfeld des
Propheten. Wenn das keine raum- und zeitübergreifende
Legitimierung ist! [53] Allerdings bleiben uns die
Konstrukteure jeglichen Nachweis schuldig.
[53] Saddam Hussein sorgte in der
arabischen Welt für Aufregung, als er einmal König
Hussein von Jordanien als "Cousin" ansprach. Dies
wurde als der Versuch gewertet, sich in die Familie
des Propheten einzuschleichen, auf die sich ja die
Haschemiten-Dynastie König Husseins zurückführt.
In dem kulturell disparaten Raum war die
syro-aramäische Sprache die Hauptsprache und das
verbindende Element. Das ging so weit, dass sogar in
Persien zahlreiche offizielle Dokumente in Aramäisch
verfasst wurden. Auch politisch war der Raum
differenziert und meist unruhig. Die Zentralgewalt
reichte nicht wesentlich über die grösseren Städte
hinaus, in den Provinzen trugen die kleineren und
grösseren Emire ihre Machtkämpfe aus.
7f.3. Jerusalem: Der erwartete Messias kam
nicht - "der Gepriesene" ("muhamad") kam nicht
Mit der Erosion der Macht der Marwaniden erodierte
auch die Stellung des "muhamad" [[des "Gepriesenen" -
Jesus]]. Ein wesentlicher Grund dafür mag die
enttäuschte Messias-Erwartung gewesen sein: Der
"muhamad al-mahdi" war [S.125] ausgeblieben, er war
nicht wie erwartet zum jüngsten Gericht am Tempelberg
erschienen. Vielleicht war das sogar das entscheidende
Moment für das Verschwinden des
muhamad-Jesus-Konzepts.
7f.4. Das Wort "wali-Allah" ("Stellvertreter
Gottes") - das Wort "ali" ("Hervorragender")
[Die Abspaltung der Schiiten mit einem "Ali"]
Im Osten des Reiches dominierte das Konzept von Jesus
als "sali-Allah", des "Stellvertreters Gottes". Der
"wali-Allah" ist mit dem Titel des "Hervorragenden"
(ali) verbunden und wird zum Vollstrecker des Willens
Gottes im Stile eines persischen Ritters. So wie sich
der "muhamad" zu einer Person verselbständigte, tat
dies der "ali". Daran entzündete sich ein Streit, der
zur Abspaltung ("schia") der Partei des "ali" führte:
die heutigen Schiiten.
Wie der "Muhamad" ist auch der "Ali" in Persien
entstanden [54]
[54] Der "ali" im Süden, der "muhamad" im
Osten
kam aber bis auf den heutigen Tag nie richtig über
seine Heimat hinaus.
[Muslimische Lügentradition: Der erste "Alide" soll
Abbas geheissen und die "Abbasiden" begründet haben
- mit erfundenem Stammbaum]
Der erste nachmarwinidische Herrscher dürfte ein Alide
gewesen sein. Wir kennen seine Münzen, seinen Namen
verrät er uns allerdings nicht. Die islamische
Tradition indes kennt ihn: Es sei ein Abbas, der
selbstredend der Familie des Propheten entstammt. Die
"Abbasiden" [55]
[55] Sie selber bezeichneten sich als die
"Hashim", die "Edlen", die als Erste auferstehen
dürfen. Sie beendeten die Traditionen von Marw und
Jerusalem und bauten Mekka als religiöses Zentrum
auf, wobei zunächst noch die abrahamitische
Tradition im Vordergrund stand.
kamen zu einem ebenso dubiosen Namen und einer
historisch grossenteils nicht gesicherten Thronfolge
wie vor ihnen die "Omayaden".
7f.5. Neue Ehrentitel bei den arabischen
Christen - alle von den Muslimen "umfunktioniert"
[Weitere Ehrentitel für die Jesus-Verehrung, ohne
dabei Jesus beim Namen zu nennen]
Das "muhamad"-Motto der Marwaniden wurde abgelöst
durch eine Anzahl weiterer Titel, unter deren Motto
die Herrschaft für den verborgenen Jesus ausgeübt
wurde. Der Regent stellte seine oft anonyme Herrschaft
unter ein Prädikat Jesu:
-- "al-hadi" (Heiland),
-- "mardi" (der geliebte Sohn),
-- "harun" (der Gerechte),
-- "mansur" (der Siegreiche),
-- "mahdi" (der Erlöser)
und andere Titel mehr;
-- dem Moses war von Gott wegen seiner Redegewalt
Aaron als "kalif", als "Verkünder", zur Seite gestellt
worden, ein Attribut, das nun Wiederverwendung fand.
Es sind zutiefst christologische und biblische
Programme und Titel. Die islamische Tradition hat
diese kurzerhand zu Herrschernamen umfunktioniert.
[Erfundene Kalifen mit der Umfunktionierung
christlicher Ehrentitel]
Es gab mit Sicherheit keine Kalifen al-Mansur,
al-Mahdi, Musa al-Mahdi oder al-Saffah, und die ersten
"Abbasiden" waren mit Sicherheit Christen [S.126].
7f.6. Harun al-Raschid scheint auch erfunden
["Harun al-Raschid" heisst auf
Syrisch-Aramäisch "der gerechte Verkünder Aaron"]
Auch die Geschichtlichkeit des Prototyps eines
märchenhaften islamischen Potentaten, des berühmten
Harun al-Raschid, ist bedroht. Hat doch eine Frau,
eine Zubayda, während der Zeit seiner angeblichen
Regentschaft 13 Jahrelang ihre eigenen Münzen
emittiert. Hat sie unter dem Motto des "Harun
al-raschid", des "Gerechten Verkünders Aaron",
regiert?
7f.7. Barmakiden - mit buddhistischem
Ursprung
["Parmak" ist ein Ehrentitel eines Vorstehers des
buddhistischen Hauptklosters von Nawbahr]
Einen bedeutenden Machtfaktor am Hof der "Abbasiden"
stellten über Generationen hinweg die Barmakiden dar.
Diese waren buddhistische Tempelvorsteher in Bagdad,
zugewandert aus den buddhistischen Ostprovinzen des
Persischen Reiches, ihr Name leitet sich von dem Titel
"Parmak", dem Vorsteher des buddhistischen
Hauptklosters von Nawbahr, ab. Sie fungierten unter
mehreren Herrschern als Wesire und waren wesentliche
Teilhaber an der Macht - wenn einige von ihnen nicht
gar die Herrscher selber waren. Es gibt noch viele
Rätsel zu lösen [S.127].