9h. Die Islam-Fantasie
von 800 Jahren Muslim-Herrschaft -
griechisch-römische Kultur auf der Iberischen
Halbinsel
Die Islam-Fantasie von 800 Jahren
Muslim-Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel
[Den Fantasie-Islam gab es in Andalusien erst ab
dem 9. Jh.]
Gewöhnlich ist von 800 Jahren muslimischer Herrschaft
in Spanien die Rede, in denen es die Wissenschaften
und Künste zu ungeahnter Blüte gebracht hätten, wo
religiöse Toleranz und überhaupt Friede, Freude,
Eierkuchen herrschte. Bisweilen zirkulieren auch 900
Jahre und gewisse muslimische Kreise leiten daraus
reale Besitzansprüche ab [119].
[119] Die Terroristen, die am 11. März
2004 in Madrider Zügen ein Blutbad mit 191 Toten
anrichteten, bezogen sich auf die Forderung, dass
Spanien wieder dem Dar al-Islam angehören müsse.
[[Auch dieser Anschlag war vom CIA inszeniert, um in
Spanien die Gesetze zu verschärfen, wie später auch
in England]].
Weil das umgekehrt westliche Ansprüche auf die Türkei,
Syrien, Palästina, Ägypten, Nordafrika mit weit
valideren Gründen zur Folge hätte, wollen wir auf den
Unsinn gar nicht erst eingehen.
Aber wie kommt man auf 800 Jahre muslimische
Herrschaft in Spanien? Die Inbesitznahme des Süden
Spaniens durch Berber und Araber [S.201] im frühen 8.
Jahrhundert hatte keine religiöse Motive. Eine
Religion namens "Islam" ist korrespondierend zum Osten
zu dieser Zeit nicht existent. Die Eroberer Spaniens
waren arianische Berber und ibaditische Araber
christlichen Glaubens, die Spanien dem Machtbereich
der "Omayaden" mit ihrer Hauptstadt Damaskus
einverleibten. Im Zuge der Vernichtung dieser Dynastie
im Orient flüchtete ein Spross der Familie nach
Spanien und führte die christlich-syrische Tradition
dort fort. Parallel zur Entwicklung im Orient begann
Mitte des 9. Jahrhunderts auch in al-Andalus ein
religiöser Prozess, in dessen Verlauf sich das
arabische Christentum zu einer eigenen Religion
entwickelte. Dieser Prozess ist erst im 9. Jahrhundert
so weit gediehen, dass man von der Existenz eines
"Islam" in al-Andalus sprechen kann.
Wenngleich von Repressionen des Kalifats gegenüber
Andersgläubigen berichtet wird, so spielte die
Religion als trennendes Element noch in der Zeit der
Taifas [[Fürstentümer]] (1031-1086) nur eine
untergeordnete Rolle.
[Fantasie-Islam-Extremismus 1090-1248]
Dass es auch durchaus andere Ansichten über den
richtigen Glauben geben konnte, wurde den
andalusischen Muslimen sehr bald mit dem Auftauchen
der nordafrikanischen Dynastien der Almoraviden und
Almohaden (1090-1248) ins Bewusstsein gebracht. Diese
fundamentalistischen Bewegungen bekämpften nicht nur
die Ungläubigen, sondern lehrten auch die
einheimischen Muslime Mores. Sie brachten den Dschihad
nach al-Andalus, der auf den sich parallel dazu
entwickelnden Kreuzzuggedanken traf. Der religiös
motivierten "conquista" stellte sich die religiös
motivierte "reconquista" entgegen.
Auseinandersetzungen hatten bislang nur die
Verschiebung von Grenzen zum Zweck gehabt, jetzt
erhielten sie eine neue Qualität.
[Der muslimische Zusammenbruch 1248-1491]
Die "reconquista" verlief so erfolgreich, dass Mitte
des 13. Jahrhunderts nur mehr Granada als einzig
muslimisches Reich in Spanien übriggeblieben war. Es
war eine Vasallenexistenz von Gnaden der katholischen
Herrscher aus dem Norden. 1482 leitete König Ferdinand
die schrittweise Liquidierung Granadas ein, die er
1492 mit dem triumphalen Einzug in die Alhambra
abschloss.
Man sieht, die Geschichte verläuft alles andere als
kontinuierlich, von einer 800-jährigen muslimischen
Herrschaft, geschweige denn Dominanz, kann überhaupt
nicht die Rede sein. In der Rückschau wird deutlich,
dass [S.202] der politische Niedergang des
muslimischen Spanien bereits mit dem Tode Hakam II.
(976) einsetzte, also kaum dass der Islam sich
etabliert hatte. Die muslimische Herrschaft über
al-Andalus reduziert sich auf etwa 250 Jahre, nämlich
die kurze Zeit des omayadischen Kalifats und die Zeit
der nordafrikanischen Fremdherrschaft.
Granada war eine territorial und bedeutungsmässig
stets schrumpfende Enklave, die zum Schluss nur noch
aus der Stadt selber bestand. Ihre Bedeutung war
umgekehrt proportional zur heute üblichen Betrachtung.
Lügen über kulturell-muslimische
Hochleistungen: Die römisch-architektonisch
geprägte Iberische Halbinsel
[Muslimische Lügenkultur: Kulturell-muslimische
Hochleistung auf der Iberischen Halbinsel
ist gelogen]
Die gängige Literatur ist voll der Lobpreisung der
maurischen Kulturleistungen. Demnach müssten die
erobernden Araber geradezu in ein Entwicklungsland
einmarschiert sein und hätten die rückständigen
Spanier kulturell und zivilisatorisch erst
wachgerüttelt. Die für ihre agrarische und
wasserwirtschaftliche Hochblüte bekannten Wüstensöhne
hätten eine Feldwirtschaft ohnegleichen implantiert.
Auch die in den römischen Provinzen vollkommen
unbekannte Badekultur hätten demzufolge arabische
Beduinen importiert. Auch wurden Bäder wie Häuser, so
ist in einem Reiseführer zu lesen, mit den "typischen
arabischen Luftziegeln" eingedeckt (also jene
panmediterranen Ziegel, wie man sie zum Beispiel in
Pompeji und noch älteren Städten besichtigen kann).
Bei der in Spanien vorgefundenen architektonischen
Substanz muss es sich anscheinend um eine
Lehmbaukultur gehandelt haben, erst die augenblicklich
aus dem Boden gestampften maurischen Prachtbauten wie
die Alhambra waren offenbar geeignet, Kultur in
Spanien zu manifestieren. Wie uns die UNESCO-Website
mitteilt, hatten die Eroberer auch Toleranz und den
Rationalismus im Gepäck. Die Spanier müssen also eine
Sternstunde in ihrer Geschichte erlebt haben.
[Die Wahrheit über die Architektur in Spanien:
Römisch und persisch]
In Wirklichkeit kamen die Eroberer aus Africa, dem
Rand der römischen Welt, nach Hispania, in ein
Herzland der römischen Welt mit allen
infrastrukturellen Errungenschaften der Antike, wie
das beste Strassennetz und Wasserversorgungssystem der
Welt, Tempelanlagen, Paläste, Bäder, Theater,
grosszügig angelegte Städte mit Frisch- und
Abwassersystemen [S.203]. Es gab eine ganze Menge
Nutzbares, auch noch nach dem offiziellen Ende Roms
(Die erste Mezquita besteht fast ausschliesslich aus
antikem Raubgut, aus "Zweitverwendungen", wie es so
schön heisst).
Oleg Grabar, der exzellente Kenner islamischer
Architektur und Baugeschichte, weist auf die
Ähnlichkeiten andalusischer Paläste zu antiker
Architektur hin. Die Traumvorlagen seien nicht ominöse
"islamische" Paläste gewesen, sondern Neros Domus
Aurea oder Hadrians Villa. Unmittelbare
architektonische Vorbilder waren die Paläste römischer
Provinzgrössen in Spanien und Nordafrika. Diese geben
mit ihren Arkaden, Säulenbögen, Doppelfenstern und
Innenhöfen jene Elemente vor, die für die
andalusischen Paläste typisch waren. Das Element der
Wassergärten, wie der Generalife, ist sehr persisch.
Die ummauerten Höfe mit ihren Gärte und
Wasserspielen sind als Miniaturabbildungen des
Paradieses aufzufassen, eines recht ausschweifenden,
vorislamischen persischen Paradieses. Diese
"Paradiesgärten" waren weit verbreitet von Syrien bis
Afghanistan und fanden ihren Weg über die aus Persien
stammenden "Omayaden" nach Spanien.
Die Qualität der andalusischen Steinmetzarbeiten
reicht an jene der Gotik oder Antike nicht heran.
Statt aufwendiger Bearbeitung des Steins selber wurde
der tragende Unterbau mit Stuckaturen überzogen. Die
typischen Verzierungsformen, die "Muqarnas"
("Stalaktiten", "Bienenwaben" etc.), sind ebenfalls
persischer Herkunft.
[Die Alhambra in Granada ist arabisch-christlich
aus dem 8. Jh. - als es den Fantasie-Islam noch gar
nicht gab]
Die andalusische Pracht- und Monumentalarchitektur
geht in erster Linie auf römisch-antike und in
geringerem Masse auf persische Vorbilder zurück.
"Islamische" Vorgänger - was immer das sein mag - gibt
es nicht. Die heutige Alhambra, in den Augen vieler
das islamischste aller islamischen Bauwerke, entstand
in einer Zeit, als Spanien beim besten Willen nicht
mehr islamisch genannt werden kann [S.204].
Der älteste Teil der Mezquita, Córdoba, aus dem 8. Jh.
Es handelte sich dabei um keine Moschee, sondern um
eine "masjid", eine christlich-arabische
Verehrungsstätte in syrischem Kirchenstil [S.205].
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Sakralbauten.
Wie wir wissen, benutzten die nordafrikanischen
Invasoren die Kirche San Vicente in Córdoba
einträchtig mit den Einwohnern, bevor der aus Syrien
geflüchtete Abd er-Rahman darüber sein Heiligtum
baute. Dieses war eine Kirche im Stile seiner Heimat,
mit auf antiken Säulen ruhenden Bögen als prägendes
Element. Die Bögen waren typischerweise ocker / rot
segmentiert, vorgegeben von der Farbe der
ursprünglichen Materialien, nämlich Ziegel und Stein.
Über [S.204] 100 Jahre diente die "mezqita" von
Córdoba als arabische Kirche, bis sie sich allmählich
in eine Moschee transformierte. Äusserlich gab es
dabei kaum Unterschiede, mit Ausnahme der Anbringung
einer Gebetsnische ("Mihrab"), die den Unterschied von
Kirchen und frühen Moscheen ausmachten. Das Bauwerk
wurde ständig erweitert, die Grundelemente blieben
jedoch dieselben. Der Bau von Abd er-Rahman I.
(756-788) und die Erweiterung Abd er-Rahman II.
(822-852) sind grosse Hallen mit einem Wald
unterschiedlicher antiker Säulen und rot-weissen
Doppelbögen darüber.
Einen völlig neuen Stil und ein künstlerisch ungleich
höheres Niveau zeigt der Anbau Hakam II. (961-976),
des ersten Kalifen. Besonders beeindruckt die
Ausführung der Gebetsnische, aber sie erweckt zugleich
Verwunderung, denn sie wird von einer prachtvollen
byzantinischen Kuppel überwölbt, die ja bekanntlich
auf einem Kreuzgrundriss basiert. Dieser Ausbau ist
ein Geschenk des byzantinischen Kaisers Nikephoros II.
Phokas, der die Künstler samt ihren Werkzeugen und dem
gesamten Material nach Córdoba entsandte. Was könnte
der Grund gewesen sein? Wohl Beziehungspflege: denn
Byzanz, das früher ja in Hispania präsent gewesen war,
suchte das Kalifat wiederholt als Bündnispartner zu
gewinnen [S.206].
Mezquita, Córdoba. Mihrab und Kuppel der Erweiterung
von Al Hakam II. um 965. Die Arbeit samt Materialien
und Ausführung ist ein Geschenk des byzantinischen
Kaisers Nikephoros II. Phokas. Sie stellt eine völlig
neue Stilrichtung dar [S.205].
Der bald darauf folgende letzte Anbau von Al Mansur
ist eine Rückkehr zum Säulenwald, aber in deutlich
schlechterer Ausführung. Wohl mangels Alternative
wurden oft minderwertige und beschädigte antike Säulen
verwendet, die Bögen waren nicht mehr aus Stein und
Ziegel gefügt, sondern einfach in Ziegeloptik bemalt.
Die Stilrichtungen der Mezquita, die syrische
Bogenarchitektur und der byzantinische Ausbau Hakams
II., sind nicht andalusisch.
[[Kurz zusammengefasst]]: An der Herkunft auch der
sakralen Architektur des islamischen Spaniens ist
absolut nichts "islamisch", weil es eben keine
islamischen Vorbilder gab [S.206].