9j. Besetzungen und
Konversionen - die Begriffe "Toleranz" und
"Freiheit"
[Arabisch als Umgangssprache und alle möglichen
Spinnerei-Fantasien]
Arabisch entwickelte sich im 9. Jahrhundert zur
gebräuchlichen [S.210] Umgangssprache zwischen den
einzelnen Gruppierungen. Neben den in ihren
Territorien lebenden Christen und Muslimen gab es zu
jeder Zeit spezielle Gruppierungen:
-- die zum Islam konvertierten Christen ("Muladen"),
-- unter dem Islam lebende Christen ("Mozaraber"),
-- zum Christentum konvertierte Muslime ("Morisken")
-- und unter dem Christentum lebende Muslime
("Mudecharen").
[Zwangskonversionen ab Muhamad I. mit
Kirchenzerstörungen und Tribut, Exil oder Tod]
Die Konvertierungen waren niemals freiwillig. Sie
erfolgten stets unter Zwang oder Druck, von
rechtlicher Benachteiligung bis zu physischer Gewalt
reichend.
Zu Zeiten der Eroberung stand Landnahme unter
ethnischen Gesichtspunkten im Vordergrund.
Nennenswerte religiöse Konflikte gab es nicht, denn
die einzelnen Konfessionen standen sich im 8.
Jahrhundert - trotz heftiger theologischer Dispute -
noch viel zu nahe. Dies begann sich unter Muhamad I.
zu ändern. Eulogius von Córdoba schreibt an Bischof
Wilesindus von Pamplona:
"In diesem Jahr (851) entzündete sich die
Raserei des Tyrannen gegen die Kirche Gottes,
stürzte alles um, verwüstete alles, verstreute
alles, kerkerte Bischöfe, Presbyter, Äbte, Diakone
und den ganzen Klerus ein."
[[Christentum und Islam waren und sind beide
pädophil-kriminell - dies ändert sich mit einem
"Religionswechsel" nicht]].
Wer nicht konvertierte, war Bürger zweiter Klasse
("Dhimmi"). Für sie gab es in al-Andalus nur die
Möglichkeit Tribut, Exil oder Tod.
[[Todesdrohung und Auswanderung - das ist
die "Toleranz" im Mohammed-Fantasie-Islam!]]
[Schöne Lügen über den Dschihad-Islam - Beispiel
Professorin Menocal]
Dass man diese eigentlich unleugbare Alternative
tatsächlich anders sehen kann, zeigt die Professorin
Maria Rosa Menocal in ihrem Buch "The Ornament of the
World", wenn sie meint:
"Die islamische Politik hat nicht nur das
Überleben der Christen und Juden ermöglicht, sondern
sie gemäss koranischem Auftrag im Grossen und Ganzen
beschützt."
[Andalusien 1066: Islamische Hetze gegen Juden und
Massenmord an Juden]
In der Zeit des Flickenteppichs der Taifas
[[Fürstentümer]] war die Situation vollkommen
unterschiedlich. Im Allgemeinen schien die Religion
nicht im Vordergrund gestanden zu haben. Trotzdem fand
1066 in Córdoba das erste grosse Abschlachten von
Juden statt [[ein gigantisches, muslimisches Pogrom -
siehe S.215]].
Dem ging eine Denkschrift des frommen Rechtsgelehrten
Abu Ishaq voraus:
"Diese Juden, die früher auf den
Abfallhaufen einen Fetzen buntes Tuch suchten, um
ihre Toten zu begraben, ... haben nun Granada unter
sich aufgeteilt ... Sie ziehen Tribute ein und
kleiden sich hochelegant ..., und der Affe Josef hat
sein Haus mit Marmor ausgelegt ... Eilt, um ihm
[S.211] die Kehle durchzuschneiden; er ist ein
feister Hammel, nehmt ihm sein Geld weg, denn ihr
verdient es eher als er!"
[Den Begriff "Toleranz" gibt es überhaupt
erst seit der Renaissance - das muslimische
Verständnis von "Freiheit"]
Die Toleranz, von der al-Andalus bestimmt gewesen sein
soll, ist ein reines Märchen. Nirgendwo, nicht nur in
Spanien, ist im europäischen Mittelalter Toleranz in
unserem Verständnis zu finden. Das Toleranzkonzept
stammt aus der Renaissance.
Dieser Toleranz liegen die Begriffe "Wahrheit" und
"Freiheit" zugrunde. Bei Offenbarungsreligionen, die
jeweils einen Wahrheitsanspruch für sich reklamieren,
ist es deshalb mit Toleranz nicht weit her, sobald sie
in der Lage sind, diesen Wahrheitsanspruch politisch
umzusetzen. Freiheit und Toleranz enden sehr bald bei
religiösen Vorschriften.
Geschweige denn eine tolerante Gesellschaft zu sein,
war al-Andalus nicht einmal eine pluralistische.
Pluralismus beinhaltet den Konsens über die
grundsätzliche Gleichberechtigung aller Kulturen.
Davon konnte in al-Andalus nicht die Rede sein.
Toleranz und Pluralismus waren dort das Sichfügen in
Gegebenheiten, die man im Moment nicht ändern konnte -
aber man arbeitete daran. Das ist die "pragmatische
Toleranz" der andalusbewegten Toleranzbewunderer.
Religöse Toleranz war niemals ein Konzept in
al-Andalus. Die religiösen Gruppierungen betrieben
stets eine Übernahme- oder Absonderungspolitik, die
lediglich dann pausierte, wenn sie politisch nicht
durchsetzbar war. Das war dann die legendäre
"convivencia", das traute Zusammensein dreier
Kulturen. Sie war angeblich das Markenzeichen von
al-Andalus, aber sie war in Wirklichkeit die Ausnahme.
Alle drei Kulturen waren überlappt und eng verzahnt,
es dominierte aber immer der Wille zu Separation oder
Eroberung.
[Islamische Dschihad-Extremisten besetzen und
zerstören Andalusien - Christen, Muslime und Juden
flüchten in den Mittelteil unter Alfons dem Weisen]
Die "convivencia" sah ihre beste Zeit vielleicht in
der kurzen Zeit der Taifas [[Fürstentümer]] und im
christlichen Toledo, als nämlich Christen, Muslime und
Juden vor dem Ansturm der Nordafrikaner in grosser
Zahl in die christlichen Landesteile flüchteten und
dort zumindest vorübergehend, bis zum Tode Alfons des
Weisen (1284), ungestört eine gemeinsame Kultur
schufen.
Zeitgleich zerstörten die religiösen Eiferer im Süden
alle Spuren christlich-jüdischer Bautätigkeit wie
Kirchen, Synagogen, Friedhöfe, Schulen [S.212],
Gemeindeeinrichtungen. Daher scheint heutzutage für
den Ruinentourismus die Überlegenheit der maurischen
Kultur ganz eindeutig zu sein. Manchem Historiker sind
damit unglücklicherweise die archäologischen Beweise
der "convivencia" unter islamischer Herrschaft
abhandengekommen.
[Bis ins 10. Jh. war die Iberische Halbinsel
arabisch-syrisch-christlich]
Koexistenz kann nur unter der Voraussetzung der
Gleichzeitigkeit der involvierten Kulturen
funktionieren. Sie müssen quasi aus derselben Zeit
kommen, um auf gleicher Augenhöhe zu sein. Bis ins 10.
Jahrhundert war der Grossteil der Iberischen Halbinsel
unter der syrisch arabischen Leitkultur ein kulturell
ziemlich homogenes Gebilde. Dies setzte sich mit
Abstrichen auch noch in der Taifa-Zeit fort.
[Ab dem 10. Jh. wird Andalusien durch die
Dschihad-Extremisten in die Steinzeit versetzt]
Ein erster Bruch in der Gleichzeitigkeit kam mit den
fundamentalistischen Almoraviden und Almohaden. Sie
nämlich kamen aus der Vergangenheit Afrikas nach
Spanien in die Moderne, mit der sie nichts anfangen
konnten. Sie wurden von dieser Moderne letztlich
absorbiert, aber die nächste Welle mit dem
unheilvollen Sog in die Vergangenheit war schon
unterwegs: die neue, radikale Interpretation des
Glaubens, die sich im Osten etabliert hatte und über
al-Andalus hereinbrach.
Es waren nicht nur die Eiferer aus Nordafrika gewesen,
die al-Andalus von der Moderne abschnitten, es war
auch die Entwicklung im Osten, von der al-Andalus
immer massgeblich beeinflusst war.
Von der almoravidischen Fremdherrschaft an bis zum
Ende von Granada kann man nicht mehr von
Gleichzeitigkeit sprechen. Man lasse sich nicht von
prächtigen Stuckaturen in einem kleinen Teil der
Alhambra täuschen. Die Kathedrale von Burgos war
vollendet, der Kölner Dom im Bau, pompöse Kirchen und
zauberhafte "palazzi" waren in Florenz entstanden, die
Pisano mit seinen unvergleichlichen Plastiken
ausschmückte. Was Entwicklungen beflügelt, ist der
Geist. Aber mit der Eliminierung Ibn Ruschds war in
der islamischen Welt die geistige Versteinerung, die
"versiegelte Zeit" nach Dan Diner [123]
[123] Dan Diner: Die Versiegelte Zeit;
Berlin 2007
eingetreten.
[Mit der christlichen Rückeroberung von 1491 kommt
auch Südspanien in die "Moderne"]
Nichts könnte den Seitenwechsel der Moderne in Spanien
mehr verdeutlichen als das Zusammentreffen zweier
Ereignisse: 1492, in dem gleichen Jahr, als Ferdinand
und Isabel die Kapitulation Granadas [S.213]
entgegennahmen und der letzte muslimische Herrscher
Spanien verliess, verabschiedeten sie einen Kapitän
namens Christoph Columbus, der in ihrem Auftrag auf
seine Entdeckungsreise in eine neue Welt ging, die man
hinter dem Horizont des runden Globus vermutete.
[[Viele Kulturen waren schon vor Kolumbus
nach "Amerika" gefahren. Kolumbus machte nur eine
grosse Show. Gewisse Angaben deuten darauf hin, dass
er ein Jude war und für jüdische Leute Land suchte,
weil alle Juden aus Spanien und Portugal vertrieben
wurden]].
Einst hatte der arabische (nicht-islamische) Herrscher
al-Mamun die Weltkugel bis auf ein paar Kilometer
genau vermessen lassen. Jetzt sandten die Europäer
Schiffe zur Umrundung dieser Kugel aus, während man
sich in der nun islamisierten, arabischen Welt die
Erde flach vorzustellen hatte, so wie es das Heilige
Buch befahl. Durch den Einzug in die Alhambra
vollzogen die königlichen Herrschaften aus dem Norden
[[Ferdinand und Isabella aus Madrid]] zunächst einmal
kastilische Staatsräson. Aber sie vollzogen auch den
Einzug der Moderne in die Vergangenheit.
[Die Alhambra ist heute ein Symbol der religiösen
Toleranz? - Mitnichten - die Moschee von
Cordoba könnte es sein]
"Sicherlich kann jedoch die Alhambra ein
sinnbildliches Vorbild sein für ein neues,
vereinigtes Europa, in dem wie nie zuvor
verschiedene Religionen und Kulturen zusammenfinden
können und müssen." [124]
[124] Lubisch: FAZ, 12.8.2004
Wieso gerade die Alhambra? Welche Kulturen und
Religionen sollen sich vorbildhaft in ihr
zusammengefunden haben?
Wenn man schon unbedingt ein Symbol für das
Zusammenleben der drei Kulturen benennen will, ist es
Toledo. Wenn man schon unbedingt ein Bauwerk als
Sinnbild für al-Andalus identifizieren muss, kann es
nur die Moschee (Mezquita) von Córdoba sein. Diese
Moschee ist ein bizarres Bauwerk. Es beginnt seine
Existenz auf einem ausgebeuteten Jupitertempel und
einer gotischen Kirche. Es folgten eine
christlich-arabische Verehrungsstätte in syrischem
Kirchenstil, mit Erweiterungen als Moschee, die ihren
künstlerischen Höhepunkt in einem zur Gänze vom
Ausland, nämlich Byzanz, bezogenen Anbau findet. Der
Rückfall in einen künstlerisch minderwertigen letzten
Zubau folgt auf dem Fusse. Und dann wird eine
Kathedrale mitten in die Moschee gesetzt. Sie passt
wie die Faust aufs Auge, aber: Die Moschee wurde von
den Siegern nicht plattgemacht, wie man eigentlich
erwarten müsste, sondern durch eine Kathedrale mitten
darin "ergänzt". Freilich, die Kathedrale dominiert,
das Minarett ist vom [S.214] Kirchenturm ummantelt -
aber was könnte den historischen Zickzack kurz besser
versinnbildlichen als dieses Gebäude, das die
Grundelemente der Geschichte von al-Andalus in sich
vereint?
[Sondersteuern für Andersgläubige]
Vorwiegend von islamischer Seite kommen Appelle und
Reminiszenzen an die so tolerante Zeit des Islam in
Spanien. Mehr Vorsicht wäre das angebracht, nachdem
überall und zu jedem Zeitpunkt die nichtislamischen
Bürger mit Sondersteuern belegt waren und mit
verminderten Rechten auskommen mussten. Alle
Nichtmuslime in al-Andalus waren im "Dhimmi-Status"
Bürger zweiter Klasse. Sieht so Toleranz aus? [S.215]