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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

9. Die Legende des göttlichen Gesetzes vom Sinai - die gelogene 40-jährige Wanderung in der Wüste

Der Berg Sinai bei Tag
Der Berg Sinai bei Tag.

von Michael Palomino (2006 / 2010)

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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002

600.000 Menschen sollen 2 Jahre lang gewandert sein und sollen 38 Jahre lang gelagert haben, ohne Spuren zu hinterlassen?

Karte der Sinai-Halbinsel.


Der Berg Sinai
                        bei Tag
Der Berg Sinai bei Tag.


Sonnenaufgang am Berg Sinai
Sonnenaufgang am Berg Sinai
Karte der Sinai-Halbinsel. Eine mehrwöchige Kamelwanderung von Ägypten auf den Berg Sinai ist im milderen Winter sicher gut möglich. In dieser Region zu meditieren muss sicher ein Erlebnis sein, und die Gesetzentwürfe während der Meditation können auch möglich sein. Aber können dort 600.000 Menschen 2 Jahre lang gewandert sein, und dann bei der Oase Kadesch-Barnea (heute En el-Quderat) 38 Jahre lang gelagert haben, ohne Spuren zu hinterlassen? Nein.


Das Alte Testament erfindet nun ein Drama mit den erfundenen 600.000 Menschen, die angeblich durch die Wüste gewandert sein sollen.

Das AT behauptet:

Mose soll am Sinai einen Bund mit JHWH auf Steintafeln geschlossen haben:

-- Mose soll am Sinai von Gott JHWH einen Gesetzeskodex erhalten und einen Bund mit Gott JHWH auf Steintafeln abgeschlossen haben (S.20), die angeblich in der Bundeslade aufbewahrt werden (S.64)

-- jüdische Kundschafter sollen die Möglichkeiten einer Landbesetzung begutachtet haben und von überlegenen Kanaanäern berichtet haben und eine Rückkehr nach Ägypten gefordert haben, so dass man wenigstens körperlich überleben könne (S.64-65)

-- da soll Gott die Juden im Sinai wegen ihrer Ängstlichkeit bestraft haben, 40 Jahre in der Wüste herumzuwandern, damit eine Generation sterbe und eine neue Generation sich nicht mehr an die vergleichbar guten Zeiten in Ägypten erinnern könne (S.64-65).

[Ergänzung: Die Menschen wurden demgemäss im 7. Jh. v.Chr. durchschnittlich 40 Jahre alt. Diese Angabe ist durchaus ernst zu nehmen].


Und nun analysieren wir die angebliche 40-jährige Wüstenwanderung mit 2 Jahren Wanderung und 38 Jahre Lager:

Das AT behauptet:

-- die Israeliten, gemäss Bibel 600.000, sollen durch die Wüste und in den Bergen des Sinai gewandert sein, 40 Jahre lang sollen die Israeliten an verschiedenen Orten gelagert haben und eine Generation soll dabei weggestorben sein (Numeri 33) (S.75)

-- davon sollen die Israeliten 38 Jahre lang in Kadesch-Barnea gelagert haben (Numeri 34) (S.76-77), von den Archäologen als En el-Quderat identifiziert, daneben eine kleine Quelle En Qadis, wo das Wort Kadesch bis heute noch erhalten ist (S.77)

-- die Wanderung in der Wüste soll dann über Kadesch-Barnea und über Araba durch die Länder Edom und Moab östlich des Toten Meeres gegangen sein (S.65).


Archäologie bei Kadesch-Barnea, heute En el-Quderat: Keine Funde

Karte mit Araba, Edom, Moab und Ammon,
                        Luftbild. Die Hälfte des Toten Meeres ist 2003
                        bereits ausgetrocknet
Karte mit Araba, Edom, Moab und Ammon, Luftbild. Die Hälfte des Toten Meeres ist 2003 bereits ausgetrocknet
  
600.000 Menschen, das ist eine ganze Stadt wie Essen (2006: 584.295), Rotterdam (2005: 589.156), Washington DC (2004: 553.523), Frankfurt (2006: 660.289) oder die Republik Montenegro (2004: 621.000).

In den 40 Jahren - 38 Jahre Lager und 2 Jahre Wanderung - soll eine Generation mit 600.000 Juden gestorben und wieder geboren worden sein, da müssten doch Scherben, Werkzeuge, Gräber oder Knochen zu finden sein.

Die Archäologie findet Überreste von Hirten aus dem 3. Jahrtausend v.Chr. und Überreste für das griechische Zeitalter sowie byzantinische Zeitalter, aber vom 40-jährigen Aufenthalt der angeblich riesigen jüdischen Gruppe mit 600.000 Juden zur Zeit des 13. Jh. v.Chr. in der Sinai-Wüste ist NICHTS auffindbar (S.75-76), auch an den angeblichen Lagerorten nichts (S.76), keine Lagerplätze, keine Ruinenhügel, keine einzige Töpferscherbe, kein einziges Haus, kein einziges Skelett etc. (S.75).


Archäologie bei der Oase Kadesch-Barnea, heute En el-Quderat: Es war Festung im 7. Jh. v.Chr.

-- in der Mitte der Oase ist ein kleiner Tell mit den Überresten einer Festung aus der europäischen Eisenzeit II. (7. Jh. v.Chr.)

-- für die europäische Spätbronzezeit im 13. Jh. v.Chr. sind keine Überreste vorhanden, keine einzige Scherbe (S.77)

-- in Kadesch-Barnea wurde aber im 7. Jh. v.Chr. ein grosse Festung gebaut, wobei die archäologische Forschung nicht sicher ist, ob Anfang des 7. Jh. v.Chr. für Assyrien oder Ende 7. Jh. v.Chr. als Aussenposten des Königreichs Juda

-- auf jeden Fall ist Kadesch-Barnea im 7. Jh. v.Chr. überall in der Region des Nahen Ostens als Wüstenaussenposten bekannt (S.81), ein Indiz mehr, dass das Buch Mose im 7. Jh. v.Chr. gemäss der damaligen politischen Landschaft geschrieben wurde (S.77).

Die angeblich bösen Staaten Edom und Ammon: Sie sollen den Juden die Durchreise versperrt haben

Karte mit Araba, Edom, Moab und Ammon,
                        Luftbild. Die Hälfte des Toten Meeres ist 2003
                        bereits ausgetrocknet
Karte mit Araba, Edom, Moab und Ammon, Luftbild. Die Hälfte des Toten Meeres ist 2003 bereits ausgetrocknet
 

AT:
-- die voll entwickelten Staaten Edom und Ammon sollen beabsichtigt haben, auf dem Gebiet östlich des Jordan die jüdische Durchwanderung ins Westjordanland zu verhindern (S.78)

-- Mose soll von Kadesch-Barnea aus Botschafter zum König von Edom geschickt haben mit dem Auftrag, ein Durchgangsrecht nach Kanaan zu erwirken

-- der König von Edom soll abgelehnt haben und die 600.000 Juden unter Mose sollen einen grossen Umweg um das Königreich Edom herum gemacht haben müssen (S.81).


Archäologie: Edom und Ammon waren damals keine Staatsgebilde

-- gemäss den archäologischen Funden war das ostjordanische Bergland in der europäischen Spätbronzezeit im 13. Jh. v.Chr. nur dünn besiedelt, und die Bevölkerung war nur zu einem kleinen Teil sesshaft

-- staatliche Strukturen oder Könige von Edom und Ammon, die den Juden die Durchreise hätten versperren können, gab es zur fraglichen Zeit des angeblichen Moses im 13. Jh. v.Chr. nicht (S.78)

-- Edom ist zu Zeiten eines angeblichen Moses dünn besiedeltes Randgebiet mit v.a. nomadisierenden Hirten

-- Edom entwickelt sich erst unter assyrischer Schirmherrschaft im 7. Jh. v.Chr. zu einem Staat (S.81).

[Schlussfolgerung:
Edom hatte keine Armee, weil noch keine staatliche Verwaltung existierte, die für einen Armeeaufbau notwendig wäre. Der erfundene Mose kann von Edom damals nicht behindert worden sein].


Angeblicher Lagerort: Ezjon-Geber

Karte mit Ezjon-Geber und dem angeblichen
                        Verlauf der Mose-Wanderung
Karte mit Ezjon-Geber und dem angeblichen Verlauf der Mose-Wanderung.
   -- Ezjon-Geber an der Nordspitze des Golfs von Aqaba wird später wichtige Hafenstadt

-- der Ruinenhügel ("Tell") bringt Überreste der Eisenzeit II. (7. Jh. v.Chr.) hervor, aber aus der Spätbronzezeit im 13. Jh. v.Chr. sind keine Überreste vorhanden (S.77)

-- Ezjon-Geber steht im 7. Jh. v.Chr. in voller Entwicklung (S.81), ein Indiz mehr, dass das Buch Mose im 7. Jh. v.Chr. gemäss der damaligen politischen Landschaft geschrieben wurde (S.77).

Somit sind für die beiden am sichersten zu identifizierenden Lagerplätze für die Zeit des angeblichen Exodus unter Mose im 13. Jh. v.Chr. keine Überreste auffindbar, die die angeblichen 600.000 Juden auf der Mose-Wanderung betreffen, [und auch keine Überreste von anderen Leuten] (S.77).


Die Erfindung eines aggressiven kanaanäischen Königs von Arad

Karte mit Kadesh-barnea,
                      Ezjon-Geber, Arad und Hesbon, Luftbild
Karte mit Kadesh-barnea, Arad,
Ezjon-Geber und Hesbon.

 
Das AT behauptet:

Der kanaanäische König von Arad soll die wandernden Israeli angegriffen und einige Gefangene gemacht haben, dann sollen die Juden den Himmel um Hilfe angefleht haben, dass alle kanaanäischen Städte zerstört würden (Numeri 21,1-3) (S.77).

Archäologie: Einen König von Arad gab es damals NICHT

-- 20 Jahre intensive Ausgrabungen am Tel Arad östlich von Beerscheba brachten Überreste einer grossen Stadt in der europäischen Frühbronzezeit hervor, eine ca. 10 ha grosse Stadtanlage, sowie eine Festung der europäischen Eisenzeit (S.77)

-- aus der Spätbronzezeit im 13. Jh. v.Chr. aber wird nichts gefunden, da war Arad scheinbar verlassen

-- diese bewohnten und unbewohnten Zeiten gelten für die gesamte Bucht von Beerscheba (S.77).

Also war zur Spätbronzezeit im 13. Jh. v.Chr. Arad scheinbar aus irgendeinem Grund ausgestorben und hatte sicher KEINEN König (S.77).


[Schlussfolgerung
Der erfundene Mose kann zu der angeblichen Zeit seiner Wanderung nicht von einem König in Arad an der Wanderung behindert worden sein, da die Stadt Arad zur fraglichen Zeit unbewohnt war].


Die Wanderung um das Tote Meer herum bis an die Grenze des Westjordanlands??

Der angeblich böse Ammoniterkönig in Hesbon (Hauptstadt von Sihon) soll den Juden die Durchreise versperrt haben

Position von Hesbon, Luftbild
Position von Hesbon, Luftbild.
 
Das AT behauptet:

-- die Masse der 600.000 Israeliten soll um das Tote Meer herumgewandert sein
-- der Ammoniterkönig von Sihon in der Hauptstadt Hesbon nördlich des Toten Meeres soll den Juden den Weg nach Kanaan versperrt haben
-- die Juden sollen die Heere des Ammoniterkönigs bekämpft haben (S.77), so steht es in Num. 21,21-25, Deuteronomium 2,24-35, Buch Richter II., 19-21 (S.78).

Archäologie: Ammon war damals kein Staat
Staatliche Strukturen oder einen ammonitischen König, der den Juden die Durchreise hätten versperren können, gab es zur fraglichen Zeit im 13. Jh. v.Chr. nicht (S.78).

Archäologie: Hesbon gab es damals nicht
Der Ruinenhügel ("Tell") von Hesbon weist für die Spätbronzezeit im 13. Jh. v.Chr. keine Funde auf, nicht einmal ein kleines Dorf war da. Hesbon war zu dieser Zeit unbewohnt (S.78).

[Schlussfolgerung
Der erfundene Mose kann zu der angeblichen Zeit seiner Wanderung nicht von einem Staat Ammon mit einem König in Hesbon an der Wanderung behindert worden sein, da ein Staat Ammon und eine Stadt Hesbon zur fraglichen Zeit nicht existierten].






Bildernachweis

-- Berg Sinai: http://www.solidrockfaith.com/ZehnGebote.html; http://www.solidrockfaith.com/sinai.jpg
-- Karte vom Berg Sinai: http://www.welt-atlas.de/datenbank/karte.php?reg=2&kat=1&kartenid=2-281&back=reg%3D2%26kat%3D1
-- Berg Sinai, Sonnenaufgang: http://home.arcor.de/o.knak/fotostory2/deutsch/foto-28.htm
-- Karte mit Kadesch-Barnea, Luftbild 2003: http://www.genesisfiles.com/Maps/Kadeshbarnea/Kadeshbarn_MapFrameSet.htm
-- Karte mit Ezjon-Geber: http://www.nccg.org/ezion_geber/ezion_geber.html


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