aus: Israel Finkelstein / Neil A.
Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die
archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher
Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004,
zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The
Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient
Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free
Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001;
Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002
Die verschiedenen
Landnahme-Theorien, die alle nicht weiterhelfen
Ab den 1920er Jahren bis 1967 verhindern
Kriegshandlungen in Israel-Palästina jegliche Grabung im
Westjordanland [Kriege aufgrund des Buches "Der
Judenstaat" von Herzl mit Hoffnung auf ein Gross-Israel
bis zum Euphrat gemäss 1. Mose 15,18].
Die Archäologie sucht jahrzehntelang nach dem Ursprung
der israelitischen Identität am falschen Ort (S.121).
Die Landnahmetheorie von
Albrecht Alt: "Friedliche Infiltration" bleibt nicht
friedlich
Albrecht Alt stellt in den 1920er Jahren die Theorie
auf, die Landnahme habe aus Beduinenwanderungen aus der
arabischen Wüste bestanden, und die Israeliten seien
eine Gruppe von vielen gewesen (S.116). Bis in die
1970er Jahre glaubt die traditionelle "Wissenschaft" an
eine von Albrecht Alt aufgestellt Theorie der
"friedlichen Infiltration". Aber:
-- die Gründe für die Infiltration bleiben aber unklar
-- Alt behauptet, die Juden hätten auch gerodet und eine
Landwirtschaft begonnen
-- Alt behauptet, mit der Zeit seien die Juden sesshaft
geworden und hätten Dörfer gebaut
-- bei wachsender Infiltration sei es zu Kämpfen mit den
Kanaanitern gekommen, die im Buch Richter geschildert
seien (S.117).
[Schlussfolgerung: Gemäss Albrecht Alt soll das Buch
Josua also nicht stimmen, aber das Buch Richter mit
seinen Kriegen und Massenmorden aber soll stimmen].
Die Landnahmetheorie
mit ägyptischen Quellen kombiniert: Die Apiru und
Schasu
Die ägyptischen Quellen berichten von zwei
Aussenseitergruppen am Rand der kanaanäisch-städtischen
Gesellschaft, die Apiru und die Schasu (S.117).
Die Apiru / Hapiru / Habiru
Die Apiru / Hapiru / Habiru werden in den ägyptischen
Quellen (Amarna-Briefe u.a.) sehr negativ dargestellt.
Es sind Vertriebene, an den Rand der Gesellschaft
gedrängte, Bevölkerungsteile, durch Krieg, Hunger oder
schwere Besteuerung oder einen anderen Grund
Vertriebene, die in den ägyptischen Quellen geächtet
oder als Banditen oder als Söldner dargestellt sind,
oder auch als Fremdarbeiter in Ägypten (S.117).
Ein Bündnis mit den Apiru ist in den ägyptischen Quellen
der negativste Bündnisfall (S.118).
Gelehrte ziehen eine Verbindung zwischen Apiru und der
Bezeichnung Ibri oder Hebräer. Die Gelehrten behaupten
eine Zeit lang, die Apiru seien die ältesten Israeliten
gewesen (S.118).
Neues Quellenstudium in anderen Regionen ergibt aber
eine neue Sachlage: Der Begriff "Apiru" war über 100e
von Jahren im ganzen Vorderen Orient bekannt und
wahrscheinlich eine soziologische Bezeichnung einer
Gesellschaftsschicht oder Berufsschicht. Die Parallele
Apiru - Hebräer bleibt hypothetisch und wird
unwahrscheinlich (S.118),
[ausser wenn die Juden über den gesamten Vorderen Orient
verstreut gewesen wären].
Die Schasu in ägyptischen
Quellen
-- Norman Gottwald
meint, der Kern der Ideologie sei von der
Echnaton-Revolution in Ägypten nach Kanaan gebracht
worden, von einer kleinen revolutionären Gruppe, die aus
Ägypten in Kanaan die Geflüchteten um sich geschart habe
-- somit wäre eine soziale Revolution der Ursprung des
israelischen Bewusstseins gewesen (S.120).
[Das wäre sehr schön, wenn Israeliten sich das
Nationalbewusstsein mittels einer sozialen Revolution
erarbeitet hätten und auch noch heute danach leben
würden].
Für Gottwalds These
fehlt aber jeder archäologische Hinweis. Und die Funde
im neuen Stil der wiederaufgebauten Städte nach den
Feuersbrünsten widerspricht Gottwalds These, dass Leute
aus der Stadt in die Wälder geflüchtet seien. Es müssten
dann mehr Ähnlichkeiten mit dem neuen Baustil vorhanden
sein (S.120).