aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman:
Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit
über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH &
Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische
Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New
Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred
Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster,
Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München
2002
Die
Legenden im Buch Richter über die Kulte und Vorstellungen im
Nordreich und im Südreich
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Karte
von Assyrien, Babylon und Elam um 1050 v.Chr. Die
Reiche warten auf den Durchbruch zum Mittelmeer...
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Das Buch Richter mit den Geschehnissen über die
angeblichen Könige Saul, David und Salomo besteht aus
Erinnerungen an dörfliche Auseinandersetzungen und schildert
Helden in Form epischer Gedichte, Volksmärchen (S.137) und
Sagenerzählungen (S.151).
Die Könige David und Salomo sollen gemäss dem Buch Richter
ca. 1005-930 v.Chr. regiert haben (S.145). Historisch ist
nichts gesichert. Eventuell sind Heldengeschichten früherer
Zeiten miteinbezogen (S.137). Das Buch Richter imponiert
dagegen mit geographischen Beschreibungen, weil sich die
Landschaft bis heute kaum verändert hat (S.151).
[Die geographische Präzision soll beim Leser den Eindruck
erwecken, dass auch die historischen Schilderungen stimmen
könnten].
Die Geschichten aus Buch Richter sollen der Bevölkerung
Judas im 7. Jh. v.Chr. nach dem Untergang des Nordreichs
Israel als "Lektionen" dienen (S.137-138), und sie sind auf
Situationen im 7. Jh. v.Chr. direkt interpretierbar (S.138).
Das Buch Richter behauptet den
angeblichen Kult zwischen "Sünde" und Rettung
Das AT behauptet:
-- die israelitische Bevölkerung soll in einem sich
wiederholenden Zyklus von Sünde, göttlicher Strafe und
Errettung gelebt haben (Richter 2,11-19)
-- durch die Errichtung des Königtums soll der Zyklus von
"Sünde", Strafe und Errettung durchbrochen werden können
(Richter 21,25)
-- die Beziehung zwischen Israeliten und Gott soll immer
prekär gewesen sein, diese Deutung ist willkürlich von den
Autoren hineininterpretiert
-- Gott soll die Israeliten wegen Untreue den Feinden in die
Hände gegeben haben, damit die Israeliten dann bei Gott um
Hilfe betteln, und dann sollen die Israeliten bereut haben
und Gott die Israeliten gerettet haben bzw. zum Sieg über
die Feinde verholfen haben
-- es ist ein religiöser Zyklus von
Bund-Verheissung-Abfall-Reue-Erlösung, der sich immer
wiederholt
-- scheinbar war die Situation im 7. Jh. beim Königreich
Juda ähnlich, dass man auf Erlösung wartete (S.137).
AT: Die angebliche Vernichtung
alles Andersgläubigen als Voraussetzung zur Erlösung
[Das ist nun ein totaler religiöser Rassismus].
Das AT behauptet:
-- alle Andersgläubigen in der Südhälfte der angeblichen
Stammesgebiete sollen vernichtet worden sein, um Gottes
angeblichen Willen zu erfüllen (S.138) bzw. im südlichen
Teil sollen alle Kanaanäer vernichtet worden sein (S.168)
-- die angeblichen Versuche zur Säuberung und
Massenmord in der Nordhälfte sollen fehlgeschlagen sein, und
es soll kanaanäische Enklaven gegeben haben (Richter 1,21;
1,27-35) (S.138)
-- also soll aus diesem Grund, dass die Andersgläubigen in
der Nordhälfte nicht vernichtet wurden, später das
abgespaltene Nordreich Israel vernichtet worden sein, und
das angebliche spätere Südreich Juda soll als "besseres"
Reich gegolten haben (S.138)
-- im nördlichen Teil sollen sich die Kanaanäer mit den
jüdischen Stämmen vermischt haben, und dies soll die Sünde
sein, die später zur Fremdbesetzung des nördlichen Teils
führt (S.168)
-- die Bibel schildert das Südreich Juda als stärker, obwohl
das Nordreich stärker ist (S.169).
AT: Der angebliche König Saul
Das AT behauptet:
-- aus dem angeblichen Stamm Benjamin soll angeblich ein
erster König Saul geherrscht haben (S.140)
-- der angebliche König Saul, der König des angeblichen
Nordreichs, soll nach der militärischen Niederlage gegen die
Philister Selbstmord begangen haben (S.168)
-- Saul und sein Sohn Jonathan sollen in Philisterkriegen
getötet worden sein (S.151)
-- die Philister sollen die Schlacht von Eben-Ezer gewonnen
und sollen die Bundeslade der Juden entführt haben (S.151)
-- die Nordstämme sollen dann David (König des südlichen
Teils Juda) zum König über ganz Israel ausgerufen haben
(S.168).
AT: Der angebliche König David
- der angebliche David-Kult
Das AT behauptet:
-- David soll Jerusalem überfallartig besetzt haben und eine
eigene Regentschaft eingerichtet haben (S.260)
-- dann soll ein König David einen Bund mit Gott eingegangen
sein, und David soll alle fremden Götzen verbannt haben und
täglich Kultus befohlen haben (S.138)
-- König David soll Jerusalem als einzige Hauptstadt der
Juden definiert haben (S.138)
-- König David soll einen festen Platz für die Bundeslade
bestimmt haben (S.138-139)
-- König David soll einen Tempel in Jerusalem so
eingerichtet haben, dass dort nur noch ein einziger Gott
verehrt worden sei (S.139)
-- der David-Tempel soll der Schlüssel zur Erlösung Israels
sein und die Vernichtung alles Andersgläubigen soll der
"Schlüssel" zur Beendigung der negativen Geschehnisse für
Israel sein und Wohlstand bringen (S.139)
-- der angebliche Königspalast in Jerusalem
soll geistiger Brennpunkt gewesen sein
-- David, der Sohn von Isai, soll zum König aller Stämme
Israels gesalbt worden sein und damit soll die Verheissung
Gottes an Abraham erfüllt worden sein (S.140)
-- David soll ein gerechter König gewesen sein und soll die
zentrale sagenumwobene Gestalt der Geschichte Israels
darstellen (S.140).
König David soll das "Werk" des Völkermords unter Josua
vollendet haben:
-- König David soll den Rest des Landes besetzt haben
-- König David soll sein Reich auf die Grenzen Abrahams [1.
Mose 15,18: Nil und Euphrat als Grenzen] ausgedehnt haben
-- König David soll ein ruhmreiches Reich gegründet haben
(S.161).
[Und mit dieser Eroberung, Besetzung und ethnischen
Säuberung steht der "Davidstern" im Zusammenhang, und
deshalb wird der Zionismus seine Besetzungen gegen die
Araber nie aufgeben, und deswegen werden alle arabischen
Staaten einen "Judenstaat" mit dem "Davidstern" in der Fahne
nie akzeptieren. Auch die dümmsten Journalisaten sollten
diesen Zusammenhang erkennen].
In unzähligen Liedern und Geschichten wird der erfundene
König David verherrlicht.
Das AT sagt:
-- König David soll Jerusalem und ein riesiges Reich erobert
haben
-- König David soll Goliath mit einem einzigen Stein mit
einer Steinschleuder zu Tode getroffen haben
-- König David soll durch sein Geschick als Harfenspieler an
den Königshof gekommen sein
-- König David soll Rebell und Freibeuter gewesen sein
-- König David soll Bathseba lüstern verfolgt haben (S.140)
-- König David soll gegen die philistäischen Städte ganze
Schlachten gewonnen haben (S.151).
AT: Der angebliche Salomo-Kult
Das AT behauptet:
-- König Salomo soll vom Euphrat bis an die ägyptische
Grenze geherrscht haben (S.182)
-- Davids Sohn Salomo soll die Nordstämme wie kolonisierte
Untertanen behandelt haben, mit Besteuerung und Frondienst
(S.168)
-- König Salomo soll (1. Könige 11,4-8) von seinen
ausländischen Frauen zum "Götzendienst" verführt worden
sein, für die Göttin von Sidon, Astarte, und für den
gräulichen Gott der Ammoniter, Milkom (S.182) und diese
Kulte soll Salomo dann auch zugelassen haben: Kulte für den
Gott Milkom der Ammoniter, für den Gott Kamos der Moabiter
(S.262), und für die Göttin Astarte der Sidonier (1. Könige,
11,5; 2. Könige, 23,13) (S.263)
-- Salomo soll in der "Sünde" versunken sein, er soll gemäss
1. Könige 2,1-89 einen Harem ausländischer Frauen nach
Jerusalem gebracht haben (S.162)
-- für die "Sünden" von König Salomo soll Gott das "Reich
Israel" (1. Könige 11,11-13) mit der Spaltung gestraft haben
(S.182).
Davids Sohn Salomo soll trotzdem der weiseste aller Könige
gewesen sein und soll der grossartigste Bauherr gewesen
sein, und er soll scharfsinnige Urteile gefällt haben, und
er soll immens reich gewesen sein und er soll den
grossartigen Tempel in Jerusalem gebaut haben (S.140).
Den Lesern der Bibel wird ein "Goldenes Zeitalter" Israels
unter David und Salomon vorgegaukelt. Die Gelehrten glauben es
z.T. heute noch, und die archäologischen Funde werden jeweils
trotz aller Widersprüche in die David-Salomo-Geschichte
eingeordnet, ohne die Geschichte selbst zu hinterfragen
(S.140).
Die Behauptungen der alten
Gelehrten gemäss der Bibel
-- israelische Siedlungen sollen unter den Königen Saul, David
und Salomo angewachsen sein
-- es sollen zentralisierte Organisationsformen eingerichtet
worden sein
-- die Bedrohungen durch die philistäischen Küstenstädte
sollen die Entwicklung zur israelischen Monarchie beschleunigt
haben (S.141).
Die phantasievollen "Zuordnungen"
-- die archäologischen Schichten mit den zerstörten,
kanaanäischen Städten werden den angeblichen Davidischen
Eroberungen zugeordnet (S.141)
-- Stadttore und Palastfunde werden pauschal der angeblichen
Bautätigkeit unter einem angeblichen König Salomos zugeordnet
(S.141).
So lief das jahrhundertelang.