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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen
Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung
17. Die Beweissuche für ein angebliches David-Reich und für angebliche Davidische Zerstörungen von Philisterstädten
Davidreich und Salomoreich gab es nie. Es fehlen jegliche Funde für Strukturen solcher Reiche.
von Michael Palomino (2006 / 2010)
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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002
Es fehlen archäologische Funde für die Strukturen eines David-Reichs
Einige der philistäischen Städte werden weitgehend ausgegraben (S.151).
-- überall, wo ein Feuer um 1000 v.Chr. eine Stadt der Philister zerstört hat (S.151-152) - erkennbar an Ascheschichten kombiniert mit umgestürzten Steinen (S.152) - soll es eine Davidische Expansion gewesen sein, z.B. im Fall von Tel Qasile, wo der Archäologe und Historiker Benjamin Mazar diese Meinung vertritt (S.151-152)
Karte mit Jerusalem, Megiddo, Geser und Hazor, Luftbild. Jerusalem existiert da noch nicht.
Fall Jerusalem: Tempel wo?
-- es wird nie auch nur eine Spur des angeblichen Tempel des angeblichen Königs Salomo gefunden (S.152)
-- die Gelehrten suchen dann einfach an anderen Orten als in Jerusalem, um Spuren von Davids und Salomos angeblichem Reich zu finden, z.B. Megiddos Überreste der Eisenzeit (Ausgrabungen in den 1920er und 1930er Jahren) (S.152).
Fall Megiddo
-- Megiddo ist ein Kreuzungspunkt zwischen den Strassen nach Ägypten, Mesopotamien, Anatolien (S.152) und der Jesreel-Ebene (S.154)
-- es werden - gemäss den in der Bibel beschriebenen Bautechniken (1. Könige 7,12) - "Ställe Salomos" interpretiert (Expeditionsleiter P.L.O. Guy) (S.154)
-- aus der Eisenzeit wird auch ein Stadttor freigelegt, ein Sechskammertor mit der Behauptung, es stammt von König Salomo (S.154).
Fall Hazor
-- in den 1950er Jahren finden unter der Leitung des Archäologen Yigael Yadin Ausgrabungen statt (S.154)
-- es wird ein grosses Stadttor aus der Eisenzeit freigelegt, ein Sechskammertor wie in Megiddo
-- und wieder wird behauptet, es stamme von Salomo (S.155).
Fall Geser
-- 1. Könige 9,15 behauptet, Salomo habe die Stadt wieder aufbauen lassen
-- aus früheren Ausgrabungen von R.A.S. Macalister Anfang 20. Jh. erkennt Yigael Yadin [in den 1970-er Jahren?] ein weiteres Sechskammertor (S.155).
Die Behauptung von Yigael Yadin über einen Architekten von Jerusalem
Yigael Yadin behauptet nun, ein königlicher Architekt aus Jerusalem habe unter Salomo die Städte wieder aufbauen lassen, da das Indiz der drei gleichartigen Sechskammertore bestehe (S.155).
Archäologe Yigael Yadin behauptet, 1. Könige 9,15 mit Salomos Städtebauten sei wahr (S.156).
Megiddo: Palastsuche und Palastbehauptung
-- da in Megiddo ein Stadttor gefunden wurde, meinen die Archäologen, könnte dort auch noch ein Palast zu finden sein
-- die Grabungen unter den angeblichen "Ställen Salomos" bringt Überreste mehrere Paläste zutage, es sind Paläste im nordsyrischen Stil "bit hilani" der Eisenzeit
-- und die Archäologen meinen, die Palastreste stünden mit dem Sechskammertor in Verbindung (S.156).
Yadins Schüler David Ussishkin gibt an,
-- die Paläste von Megiddo seien unter König Salomo gebaut, da die biblische Beschreibung des angeblichen Salomo-Palasts in Jerusalem auch auf die Paläste in Megiddo passe
-- die "Ställe Salomos" sollen unter König Ahab im 9. Jh. v.Chr. gebaut worden sein (S.157).
Archäologie: Ein Königreich David und Salomo gab es nie
Davidreich und Salomoreich gab es nie. Es fehlen jegliche Funde für Strukturen solcher Reiche.
Die Archäologie findet gemäss Finkelstein / Silberman auf dem Gebiet des angeblichen Südreichs Juda, wo David und Salomo ihr Herrscherzentrum gehabt haben sollen, für die fragliche Zeit nur 8 kleine Ortschaften mit ca. 1500 sesshaften Einwohnern. Die Hirtennomaden dürften gemäss archäologischer Flächenforschung die Anzahl Sesshaften überstiegen haben (S.259).
Von einem Königreich David sind keine Spuren auffindbar. Wenn König David Jerusalem besetzt hat, dann hat dies an der Politik der Isolation und am analphabeten Hirtentum jedenfalls nichts geändert. Wenn es das David-Reich und ein Salomo-Reich gegeben hat, dann hatten diese Reiche somit praktisch keine Macht (S.260). Reste eines Salomo-Tempels sind keine auffindbar (S.152).
Die Gesellschaftsstruktur entspricht gemäss archäologischer Flächenforschung der von entlegenen Teilen: Möglich sind geächtete "Apiru", beduinengleiche "Schasu", und unabhängig agierende Sippen (S.259).
[Gerade ein Haupttempel mit seinen Ausmassen und massiven und hohen Mauern sollte sicher Überreste hinterlassen, gerade wenn der Tempel ein Haupttempel für ein Reich von Ägypten bis zum Euphrat gewesen sein soll. Entweder war der Tempel nur ein Zimmer, oder nur ein Zelt, oder dann war für diese Zeit Jerusalem an einem anderen Ort und der Tempel wäre bis heute unentdeckt.
Der Aufstieg der Hügelregionen zu einem eigenen Königreich nach all der Zerstörung durch die Seevölker wäre logisch. Da aber für die gesamte Zeit in der Region Überreste fehlen, dürfte es sich allenfalls um Nomadenreiche gehandelt haben, ohne Armee, ohne Verwaltung, ohne Schriftlichkeit, ohne Poesie. Die David-Psalmen und Salomo-Sprüche wären dann von jemand anders. Es darf spekuliert werden...]
Finkelstein / Silberman meinen, David und Salomo waren allenfalls Stammesoberhäupter (S.209). Das AT beschreibt die Verhältnismässigkeit zwischen Nordreich und Südreich vor dem Untergang des Nordreichs Israel an einer einzigen Stelle in 2. Könige 14,9 realistisch: Juda wird als "Distel auf dem Libanon", Israel als "Zeder auf dem Libanon" beschrieben. Dies waren gemäss Finkelstein / Silberman die realen Dimensionen (S.250).
Die Überprüfung der bisherigen Ausgrabungen ergeben neue soziologische Fakten
Bei der Überprüfung der bisherigen Ausgrabungen wird festgestellt, dass die Ausgrabungen nicht in die zugeordneten Zeiten passen:
Die Salomo zugeschriebenen Monumente sind anderen Königen zuzuordnen, und das Ausmass des Davidischen Reichs ist absolut umstritten:
-- der Palasttyp im nordsyrischen Stil "bit hilani" taucht in Syrien erstmals im frühen 9. Jh. v.Chr. auf (S.157-158), und die Paläste stammen somit nicht aus Syrien (S.158)
-- und in Jerusalem existiert kein solcher Palast (S.158)
-- das Ende der philistäischen Keramik um ca. 1000 v.Chr. erfolgt zufällig zum gleichen Zeitpunkt wie die angeblichen Davidischen Zerstörungen und Eroberungen (S.158)
-- neue Archäologiefunde in den späten 1990er Jahren beweisen (S.147), dass es ein Köngreich David gegeben hat, aber viel kleiner, als es in der Bibel beschrieben ist (S.148).
Überprüfung von Jerusalem: Keine Überreste für David oder Salomo - keine Literatur
-- Grabungen in Jerusalem ergeben keine Beweise für Bauten in der angeblichen Königszeit David oder Salomo, denn für die Zeit unter den angeblichen David und Salomo ist nicht nur kein Tempel vorhanden, sondern es sind überhaupt keine Überreste vorhanden (S.141)
-- gemäss Grabungen in den 1970-er und 1980-er Jahren in Jerusalem ist für das 10. Jh. v.Chr. - die fragliche Zeit der behaupteten Könige David und Salomo - keine wesentliche Besiedelung von Jerusalem feststellbar, keine monumentale Architektur, keine Tonscherben aus der Zeit (S.150)
-- neueste Analysen über Megiddo, Geser und Hazor über die Architekturstile und Keramikformen sowie neue, präzise Radiokarbonmethoden datieren die ausgegrabenen Stadttore auf das frühe 9. Jh. v.Chr., als der erfundene Salomo schon jahrzehntelang gestorben sein soll (S.158)
-- aber aus anderen Zeiten wie mittlere Bronzezeit und spätere Eisenzeit sind grosse Funde da (S.150)
[so dass die Behauptung, alles sei durch spätere Bautätigkeit zerstört worden und deswegen würde man nichts von David und Salomo finden, wie dies die Bibelgläubigen sagen, nicht stimmen kann. Entweder war der Tempel nur ein Zimmer, oder nur ein Zelt, oder dann war Jerusalem früher an einem anderen Ort].
-- von Salomos sagenhaftem Tempel wird bei Grabungen um den Tempelberg im 19. und 20. Jh. keine Spur gefunden (S.145).
David und Salomo herrschten allenfalls über ein winziges Reich Juda im politischen Windschatten der Geschehnisse. Grossen Reichtum oder eine zentrale Verwaltung, wie sie das Alte Testament mit einer Tempelstadt Jerusalem angibt, haben zu der Zeit in Juda nicht existiert. Das Königreich Juda macht eine jahrhundertelange langsame, aber stetige Entwicklung durch. Jerusalem war allenfalls eine religiöse Städte unter vielen ohne Überreste, keineswegs ein Zentrum (S.258).
Die Blüte der Literatur, des religiösen Denkens und der Geschichtsschreibung, wie sie für die Zeit der angeblichen Könige David und Salomo und ihren Nachfolgern im AT behauptet wird, sind nirgendwo auffindbar. Im Gegenteil: Die Bewohner sind überwiegend Analphabeten und haben sicher keine Literatur gelesen oder Geschichte notiert. Geschichtsschilderungen, die in Steinwände gehauen sind - wie in Ägypten und Mesopotamien - fehlen für die Gebiete Nordreich Israel und Südreich Jerusalem für die Zeit von David und Salomo (S.255).
Monumentale Inschriften und Siegel der Könige - die wesentlichen Zeichen für einen entwickelten Staat - fehlen für die Gebiete Nordreich Israel und Südreich Jerusalem bis ins späte 8. Jh. v.Chr. gänzlich (S.255).
Aktenlage: Die Nachbarstaaten erwähnen kein David-Reich oder Salomo-Reich - der syrische Palasttyp - Jerusalem ohne Palast
-- bei den Nachbarstaaten ist nichts über ein David-Reich erwähnt, keine Handelsbeziehungen erwähnt etc. (S.157)
-- in ägyptischen oder mesopotamischen Texten sind "König David" und "König Salomo" nirgendwo erwähnt (S.145)
-- 1993 wird am Tell Dan ein Stück einer Stele gefunden mit einer Inschrift, die das Haus David erwähnt, wahrscheinlich mit der Schilderung des Angriffs von Damaskus unter Hasaël auf das Nordreich Israel 835 v.Chr. (S.146).
Noch präzisere archäologische Daten: Die Stadttore sind aus dem 9. Jh. v.Chr. - Analphabetismus und höchstens ein spurenloses Dorf Jerusalem
-- somit sind die Paläste in Kanaan gleich alt wie in Syrien, nämlich aus dem 9. Jh. (S.159)
-- in der Zeitepoche 1100-1000 v.Chr. wurden im angeblichen Südreich Juda also keine Paläste gebaut, sondern dieses Gebiet war noch absolut natürlich und ohne jeden Städtebau (S.159)
-- David und Salomo bleiben Figuren ohne Reich (S.159). Finkelstein / Silberman:
"Es besteht kaum ein Grund dafür, die Historizität Davids und Salomos anzuzweifeln. Aber es gibt viele Gründe, Umfang und Pracht ihres Reichs in Frage zu stellen." (S.159)
-- David und Salomo als grosse Könige bleiben wilde Sagen (S.160)
-- schriftliche Dokumente oder Inschriften aus dem angeblichen Südreich Juda sind nicht vorhanden (S.160)
[dabei verewigen sich grosse Königreiche normalerweise immer in Denkmälern und Gedenktexten in Steinwänden]
-- weit herum herrschte im Südreich Juda scheinbar bäuerlicher Analphabetismus. Eine Monarchie mit Analphabeten ist aber unmöglich. Finkelstein / Silberman:
"Das Land [das Bergland des angeblichen Südreichs Juda] war überwiegend bäuerlich - ohne eine Spur von schriftlichen Dokumenten oder Inschriften und erst recht ohne Anzeichen für eine weitverbreitete Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben, die für das Funktionieren einer richtigen Monarchie nötig wäre." (S.160)
Jerusalem ist zu der Zeit bestenfalls ein Analphabeten-Dorf. Finkelstein / Silberman:
"Jerusalem selbst dürfte im besten Fall kaum mehr als ein typisches Dorf im Bergland gewesen sein." (S.160)
[Gemäss archäologischer Wahrheit ist Jerusalem während den angeblichen Königen David und Salomo gar nicht als Siedlung vorhanden gewesen bzw. war ein unbewohnter Ruinenhügel].
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Bildernachweis
-- Karte. Davidreich und Salomoreich gab es nie: http://www.creationism.org/images/SmithBibleAtlas/