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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

14. Das erfundene Zusammenleben der 12 Stämme - die erfundenen Kriege unter den 12 Stämmen

von Michael Palomino (2006 / 2010)

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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002

Die Widersprüche zum Zusammenleben der Stämme im AT

-- der Stamm Benjamin soll von einem Bündnis anderer israelitischer Stämme angegriffen worden sein, und das Bündnis soll geschworen haben, keine Heiraten mit Benjaminern zuzulassen (Richter, 19-21) (S.112)

[Ethnischer Rassismus, Heiratsverbote]

-- gemäss dem Debora-Lied werden viele Stämme dem Gottesgesetz "untreu" und setzen sich nicht für die "Sache von ganz Israel" ein (S.112-113).

Das AT behauptet eine Bedrohung der 12 Stämme von Anfang an

Das AT sagt:

Die israelitischen Stämme sollen von Anfang an von Feinden umgeben gewesen sein, und sollen mit feindlichen Enklaven in den Stammesgebieten  konfrontiert gewesen sein, und die Lage soll immer bedrohlich gewesen sein, militärisch wie religiös, und das "Volk Israel" soll nun eine Bewährungsprobe nach der anderen ausgestanden haben, mit allen möglichen "Heldentaten", die nur Mord und Todschlag bedeuten:

-- Othniel, ein Kalebit, soll gemäss Richter 3,7-11 den geheimnisvollen Feind Kusan-Risathaim, den "König von Mesopotamien", ganz allein zurückgeschlagen haben

-- Ehud vom Stamm Benjamin soll gemäss Buch Richter 3,12-30 den mächtigen, fettleibigen König von Moab in dessen Privatgemach getötet haben (S.114)

-- Samgar, soll gemäss Buch Richter, 3,31 600 Philister mit einem Ochsenstecken erschlagen haben (S.114)

-- Debora und Barak sollen die israelitischen Stämme gegen verbliebene Kanaanäerkönige im Norden aufgerüttelt haben

-- die Frau des Keniters Heber, Jael, soll gemäss Buch Richter, 4,1-5,31 den kanaanäischen General Sisera mit einem Pflock durch die Schläfe getötet haben (S.114)

-- Gideon vom Stamm Manasse soll gemäss Buch Richter 6,1-8,28 das Land vom Götzendienst gesäubert haben und sein Volk vor den räuberischen Midianitern aus der Wüste geschützt haben (S.114)

-- Simson soll gemäss Buch Richter 13,1-16,31 von der philistäischen Dalila verführt worden sein und sie soll ihm seine Locken geraubt haben (S.114), dann soll er in Gaza geblendet und gedemütigt worden sein (S.114-115) und [nach dem Nachwachsen der Haare] soll er in Dan die Säulen des grossen philistäischen Dagontempels zum Einsturz gebracht haben (S.115)

[vielleicht ein Selbstmordanschlag].


Die Fakten der Archäologie: Der Wiederaufbau auf oder neben den Stadtruinen - die Sagenbildung

Das tatsächliche Leben der Israeliten wird im erfundenen AT kaum geschildert, weder im Buch Josua (S.115) noch im Buch Richter (S.115-116). Gemäss Finkelstein / Silberman wären die Israeliten nach 40 Jahren Wüstenwanderung und 10 Jahren Eroberungskrieg auf eine Umstellung auf ein Bauernleben in einem völlig zerstörten Land wohl schlecht vorbereitet gewesen (S.116)

[bzw. es wären Hungersnot und Massentod ausgebrochen, oder die umliegenden "Feinde" wären zu "Freunden" geworden, um Nahrung miteinander zu teilen, oder andere äussere Feinde hätten die geschwächten Israeliten besiegt und die "Vorarbeit" dankend angenommen].

ab 1100 v.Chr. ca.
Wiederaufbau in Kanaan - die Unabhängigkeiten der Gebiete der späteren Reiche Sichem und Jerusalem bleiben

  
Karte mit Sichem / Shechem,
                        Samaria, Jerusalem und Jesreel. Für Jerusalem
                        sind für diese Zeit keine Funde auffindbar.
Karte mit Sichem / Shechem, Samaria, Jesreel und Jerusalem. Für Jerusalem sind für diese Zeit keine Funde auffindbar.

Die Philister in der kanaanäischen Ebene erarbeiten sich die Macht in den Städten wieder zurück. Die Unabhängigkeiten der Stadtstaaten im Bergland (Gebiete der späteren Reiche Sichem und Jerusalem) bleibt aber erhalten (S.178).

Die phönikischen Nachfahren der Kanaanäer besetzen die Hafenstädte im Norden (S.178-179).

Megiddo und andere Städte erfahren einen neuen Ausbau. Megiddo wird wieder zu einer ansehnlichen Stadt. Archäologisch ist in Megiddo die gesamte Entwicklung an den Schichten ablesbar (Stratum VIA). Die Neugründung beinhaltet praktisch alle Merkmale der früheren kanaanäischen Kultur
-- mit ähnlichem Keramikstil wie im 12. Jh. v.Chr.
-- mit ähnlichem Grundriss wie im 12. Jh. v.Chr.
-- mit kanaanäischen Tempelanlagen etc. (S.179).

Eine ebensolche Entwicklung erfahren Tel Dor und Tel Rehov. Die neue Blüte hält aber nicht lange an (S.179).

Schuttberge bewirken die Sagenbildung - Beispiel Bethel

Es ist anzunehmen, dass die gewaltigen Schuttberge bei den Städten eine unheimlich wirkende Erinnerung in der Bevölkerung hinterlassen haben.

Gemäss den Bibelforschern Alt und Noth ranken sich nun Sagen um die Ruinenhaufen mit allen möglichen Heldengeschichten,
-- denn die schmerzhafte Erfahrung der Staatzerstörungen geht nicht einfach so vorbei
-- aber die Erinnerung wird immer verschwommener und wird Rohmaterial für alle möglichen Legenden und Behauptungen (S.107) [mit Höhepunkt der Legendenbildung im AT ab dem 7. Jh. v.Chr.].

Im Falle der Stadt Bethel z.B. ist der gewaltige Schuttberg (Tell) im Osten mit den Ruinen aus der Spätbronzezeit 10 mal grösser als die neu aufgebaute Stadt (S.106).


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