aus: Israel Finkelstein / Neil
A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die
archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher
Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004,
zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible
Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and
the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division
of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe:
Verlag C.H.Beck oHG, München 2002
Die verschiedenen Siegesversionen
der erfundenen Landnahme: Totaler Sieg oder Teilsieg
Das AT sagt:
-- das ganze Land soll jüdisch besetzt und alle Feinde
sollen besiegt sein (Josua 21, 43-44) (S.112)
-- "Das Land war zur Ruhe gekommen vom Kriege." (Josua
11,23)
-- alle Kanaanäer und andere einheimischen Völker sollen
vernichtet sein (S.113).
Gemäss anderen Textstellen des erfundenen Buch Josua leben
aber weiterhin viele Kanaanäer und Philister in
unmittelbarer Nähe zu den Israeliten (Buch Josua, Buch
Richter) (S.112). Dasselbe Buch Josua, das behauptet, alles
Land sei besetzt (S.113), behauptet an anderer Stelle
gleichzeitig, grosse Gebiete von Kanaan seien noch zu
erobern (S.113-114):
-- alle Gebiete der Philister an der Südküste
-- die phönikische Küste weiter im Norden
-- das ganze Beka'a-Tal im NO (Josua 13,1-6)
-- in über 50% der Stammesgebiete würden noch grosse
Enklaven von Kanaanäern existieren
-- gemäss Buch Richter sind Megiddo, Beth-Schean und Geser
nicht jüdisch besetzt, gemäss Buch Josua aber sind die
Herrscher dieser Städte auf der Liste der angeblich
geschlagenen Könige
-- die Ammoniter und Moabiter östlich des Jordans, [die
erfundenen] jüdischen Feinde, sollen ungeschlagen sein,
ebenso die Midianiter und Amalekiter mit ihren angeblichen
Kamelüberfällen aus der Wüste (S.114).
[All diese Widersprüche bewirken, dass der angebliche Sieg
von Josua nicht sehr glaubwürdig erscheint. Aber da sind
andere Fakten].
Das Leben der frühen
jüdischen Stämme gemäss dem veralteten AT: Buch Richter
Am Anfang des veralteten Buch Richter, Kapitel 2,11-19, wird
eindrücklich vor Assimilierung gewarnt [Rassismus mit
Eheverboten], und inspirierte Personen, gerechte Männer und
Frauen, so genannten "Richter", müssen jeweils das Volk
Israel aus den kritischen Situationen retten (S.115).
Ethnisch gemischte Verbindungen waren aber nicht unbekannt,
z.B. der Fall Simson (S.112).
Die erfundene
Landverteilung gemäss dem veralteten AT
Das AT sagt:
-- Josua soll die Stämme zusammengerufen haben, um das Land
zu verteilen
-- die Stämme Ruben, Gad und der halbe
Stamm Manasse sollen Gebiete östlich des
Jordans zugeteilt bekommen haben
-- alle anderen Stämme sollen Land westlich des Jordans
zugeteilt bekommen haben
-- die Stämme Napthali, Asser, Sebulon und
Issaschar sollen im Bergland von Galiläa
Land zugeteilt bekommen haben
-- die zweite Hälfte des Stammes Manasse
und die Stämme Ephraim und Benjamin
sollen den Grossteil des westjordanischen Berglands erhalten
haben, das Gebiet von der Jesreel-Ebene im Norden bis nach
Jerusalem im Süden
-- der Stamm Juda soll das Gebiet zwischen
dem südlichen Bergland von Jerusalem bis zur Bucht von
Beerscheba im Süden erhalten haben
-- der Stamm Simeon soll
das trockene Becken von Beerscheba und die angrenzende
Küstenebene erhalten haben
-- der Stamm Dan soll die Küstenebene
erhalten haben und soll danach sein Gebiet in den Norden des
Landes verlegt haben
-- dann sollen die Stammesgebiete nicht mehr verändert worden
sein (S.113).
[Diese Landverteiilung ist eine reine Erfindung, um einen
Machtanspruch zu postulieren. Die wirklichen Geschehnisse
waren andere].