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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

29. Das Südreich Juda gemäss AT und Funden 884-842 v.Chr. bis zur Invasion des Nordreichs Israel

Der Ruinenhügel / Tell
              von Lachisch, siehe www.bibleplaces.com
Der Ruinenhügel / Tell von Lachisch, auch Tel Lachish/Lakhish, Tell ed-Duweir, Lachisch, Lakhish.

von Michael Palomino (2006 / 2010)

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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002



Die Vorgänge im Südreich Juda gemäss der Zensur des Alten Testaments und gemäss Aktenlage und Funden

Karte von Juda mit Lachisch,
                      Schefela, Hebron, Bet Schemesch, Ekron, Gibeon,
                      Gat und Geba
Karte von Juda mit Lachisch, Schefela, Hebron, Bet Schemesch, Ekron, Gibeon, Gat und Geba


Finkelstein / Silberman machen über das AT die folgenden Angaben in Bezug auf die Entwicklung des Südreichs Juda:

-- die Daten der Könige stimmen mit leichten Korrekturen (S.250-251)

-- die Charaktere der Könige im Südreich werden im AT verheimlicht

-- "Sünde" soll von Gott auch in Juda jeweils bestraft worden sein, "schlechte" Könige sollen jeweils nur kurz regiert haben

-- sobald "gerechte" Könige herrschten, soll wirtschaftliche Blüte und Expansion geherrscht haben (S.251).


Die Aktenlage gemäss El-Amarna-Briefen: Dauernd Grenzkonflikte von Urusalim mit Sichem und mit der Schfela

In den Tell el-Amarna-Briefen aus Ägypten wird das Gebiet von Juda mit 6 Tafeln beschrieben (S.258). Abdi-Hepa [ein König Phönikiens] schreibt über Jerusalem, das damals Urusalim heisst:

-- die Königszitadelle Urusalim / Jerusalem regiert über eine dünn besiedelte Bergregion

-- das Gebiet umfasst das Gebiet von Bethel im Norden bis zur Region Hebron im Süden, ca. 2330 km2 [z.B. knapp die Fläche des Saarlands]

-- das Südreich Juda wird immer wieder in Grenzkonflikte mit dem Nordreich Sichem (Nordreich Israel) und mit der Schfela-Region verstrickt (S.259).

[Schlussfolgerung: Vielleicht war Jerusalem anfangs nur ein Baum oder ein grosser Stein].


Die Archäologie zum Stadtstaat Jerusalem / Südreich Juda: Keine Staatlichkeit

Das AT behauptet ein heiliges Ideal ohne jede historische Realität. Bis zu König Hiskia existiert gemäss Archäologie gar keine nationale Religion (S.254).

Die Archäologen suchten und sortierten lange ihre Funde gemäss der biblischen Darstellung, statt eine neue Geschichte zu suchen (S.254-255). Die Archäologie hat lange dem Wunschdenken gemäss AT geglaubt (S.255).

Gemäss Finkelstein / Silberman ist seit den Stammeshäuptlingen David und Salomo allenfalls die Anzahl Dörfer etwas angewachsen (S.260).

Fehlende Anzeichen für die Staatlichkeit
-- bis ins späte 8. Jh. v.Chr. fehlen monumentale Inschriften und Siegel der Könige - die wesentlichen Zeichen für einen entwickelten Staat (S.255)
-- es fehlen Ostraka (beschriebene Tontafeln für den Handel)
-- es fehlen beschriebene Gewichtssteine (S.258).

Die Tonwarenproduktion und die Produktion von Olivenöl gehen in dezentralen privaten Betrieben vor sich (S.258).

  
Der Ruinenhügel / Tell von
                      Lachisch, siehe www.bibleplaces.com
Der Ruinenhügel / Tell von Lachisch, auch Tel Lachish / Lakhish, Tell ed-Duweir, Lachisch, Lakhish

Regionales Zentrum Lachisch
Die Stadt Lachisch in den Ausläufern der Schfela ist anfangs das einzige regionale Zentrum im Königreich Juda (S.255).

Rustikale Architektur
Allgemein bleiben die Stadtplanung und die Architektur gemäss den bisherigen umfassenden archäologischen Grabungen bis zum 7. Jh. v.Chr. rustikal ohne monumentale Bauweise (S.255).

Die Bräuche in der Region Juda gemäss Archäologie - keine Spuren eines Tempels

Die Archäologie findet in ganz Juda zu allen möglichen Religionen Tonfigurinen, Räucheraltäre, Gefässe für Trankopfer und Altäre für Opfer. Die Bräuche waren sehr verschieden und in den verschiedenen Sippenzentren dezentral verteilt und sehr unterschiedlich. Der Tempel von Jerusalem ist - wenn es einen solchen Tempel damals gab - nicht das ausschliessliche Zentrum. Von einem Tempel in Jerusalem zu dieser Zeit fehlt jede Spur (S.261).

Siedlungsbau erfolgte nach dem Schema der "erweiterten Familiensiedlungen" (S.261).

Religionen und angebliche Reformen in Juda

Im angeblichen ersten Tempel von Jerusalem [bis heute ohne jeden Fund] sollen auch Kultgegenstände für Baal, Astarte oder für die Himmlischen Heerscharen aufbewahrt worden sein und die dazugehörigen - vom AT als "Gräuel" bezeichneten - Handlungen praktiziert worden sein, mit eingeschlossen die Anbetung des mesopotamischen Gottes Thammuz (S.263).

Die Propheten von Juda sollen gegen die "fremden Götter" protestiert haben. Wenn man die Zustände in Jerusalem gemäss AT für wahr annimmt, lassen sich gemäss Finkelstein / Silberman die Könige demnach kaum in "gute" und "schlechte" Könige unterscheiden (S.263).

Alle im AT angegebenen religiösen "Reformen" unter den Juda-Königen sind gemäss Finkelstein / Silberman fragwürdig, weil das Südreich Juda immer als "gut", und das Nordreich Israel immer als "schlecht" gelten soll (S.270).


931-914 v.Chr.
Südreich Juda: König Rehabeam, Sohn des angeblichen Salomo

Das AT behauptet:
-- König Rehabeam soll der angebliche Sohn des angeblichen Königs Salomo gewesen sein und unter ihm sollen viele Festungen gebaut worden sein (2. Chronik, 11,5-12) (S.255)

-- König Rehabeam soll ein "Sünder" gewesen sein, und die Bewohner sollen sich "Höhen" gemacht haben [Opferaltäre auf Hügelkuppen], und die Bewohner sollen die Gräuel der Heiden nachgeahmt haben (1. Könige 14,22-24) (S.251)

-- König Rehabeam soll Opfer auf den Höhen, und Steinmale und Ascherabilder auf allen hohen Hügeln und unter allen grünen Bäumen zugelassen haben (S.251)

-- König Rehabeam soll auch Tempelhurer im Land und alle die Gräuel der Heiden zugelassen haben (1. Könige 14,22-24) (S.251).

Die Strafe soll 926 v.Chr. eine ägyptische Invasion gegen Jerusalem unter Pharao Schischak gewesen sein, mit dem angeblichen Raub der Tempelschätze und Palastschätze aus dem angeblichen Davidpalast als Tribut (1. Könige 14,25-26) (S.251).

Aktenlage und Archäologie bei König Rehabeam

Die Archäologie kann keine Festungen finden, die der Zeit von Rehabeam zugeordnet werden können. Dagegen werden viele Bauten für die Zeit 200 Jahre danach gefunden (S.255).

914-911 v.Chr.
Südreich Juda: König Abia

Das AT behauptet:
-- König Abia soll ein "Sünder" gewesen sein wie der Vater, König Rehabeam (1. Könige 15,3) (S.251)
-- als Strafe soll es mit dem Nordreich Israel wiederholte Grenzkämpfe gegeben haben (S.251-252).

911-870 v.Chr.

Südreich Juda: König Asa

Das AT behauptet:
-- König Asa soll mit 41 Jahren Regierungszeit ein gottgläubiger "guter" König gewesen sein (1. Könige 15,11) (S.252)

-- König Asa soll in der biblischen Stadt Mizpa (Mispa, heute Jordanien) Verteidigungsanlagen errichtet haben (1. Könige 15,22) (S.255)

-- unter König Asa soll Jerusalem vor dem Angriff des Nordreichs Israel unter König Baesa von Gott gerettet worden sein, indem Juda beim König von Aram-Damaskus um Hilfe gebeten haben soll, so dass Damaskus Israel im Norden angegriffen haben soll und Israel gezwungen gewesen sein soll, die Belagerung von Jerusalem aufzugeben (S.252).

Aktenlage und Archäologie bei König Asa

Die Archäologie sucht auf dem Tell en-Nasbe (der Ruinenhügel von Mizpa) vergeblich nach Verteidigungsanlagen, die König Asa zugeordnet werden können, findet aber Bauten, die der Zeit 200 Jahr danach zugeordnet werden können (S.255).

870-846 v.Chr.
Südreich Juda: König Josaphat
(Jeho-schafat, zu deutsch: Gott hat gerichtet)

Das AT behauptet:
-- König Josaphat soll mit 25 Jahren Regierungszeit dem gotttreuen Vorbild des Vaters Asa gefolgt sein
-- König Josaphat soll mit dem Nordreich Israel Frieden geschlossen haben (S.252)
-- König Josaphat soll zusammen mit dem Nordreich Israel erfolgreiche militärische Offensiven gegen Aram und Moab unternommen haben (S.252).

Gemäss dem komponierten AT folgen nun "gute" und "schlechte" Könige, manchmal auch beides gleichzeitig (S.252,253).

851-843
Südreich Juda: König Joram

Das AT behauptet:
-- König Joram soll die Mazzebe (das Steinmal) des Baal entfernt haben und wird dafür im AT gelobt
-- aber von den "Sünden Jerobeams" soll König Joram nicht gelassen haben [mit goldenen Kälbern] (S.243)

-- König Joram soll in die "sündige" Familie der Königsfamilie Nordisraels eingeheiratet haben: Er soll die Prinzessinnen-Tochter von Ahab und Isebel Athalja geheiratet haben

-- König Joram soll in Jerusalem wieder den Baal-Kult eingeführt haben

-- als Strafe für die "Sünden" soll sich das von Juda abhängige Edom erhoben haben

-- als weitere Strafe für die "Sünden" soll Juda reiche landwirtschaftliche Gebiete im westlichen Hügelland an die Philister verloren haben (S.252).

843-842 v.Chr.
Südreich Juda: König Ahasja

Das AT behauptet:
Ahasja soll bei den Thronwirren im Nordreich Israel während Jehus Staatsstreich gegen die Omriden gestorben sein. Die Mutter Athalja soll nach der Todesnachricht die Liquidation aller königlicher Erben des Hauses David befohlen haben und selbst den Thron bestiegen haben (S.252).

842-836 v.Chr.
Südreich Juda: Königin Athalja (Mutter von Ahasja)

Das AT behauptet: 6 Jahre lang soll der Tempelpriester Jojada auf eine Möglichkeit zur Thronübernahme gewartet haben. Dann soll er behauptet haben, ein davidischer Erbe habe vor der Verfolgung Athalja gerettet werden können und präsentiert Joas als Sohn von Ahasja mit einer anderen Frau. Bei der Salbung von Joas soll Athalja erschlagen worden sein (S.252).

836-798 v.Chr.
Südreich Juda: König Joahas / Joas (angeblicher Sohn von Ahasja)

Das AT behauptet:
-- mit 40 Jahren Regierungszeit soll König Joahas / Joas gotttreu regiert haben (2. Könige 12,3)
-- König Joahas / Joas soll den Tempel ausgebessert haben (S.252) [aber von diesem ersten Tempel fehlen jegliche Funde]

-- König Joahas / Joas soll König Hasaël von Aram-Damaskus einen hohen Tribut gezahlt haben, um die Besetzung durch Aram-Damaskus abzuwenden (2. Könige 12,18-19) (S.252-253).

König Hasaël von Aram-Damaskus.
vergrössernKönig Hasaël von Aram-Damaskus.
Karte: Assyrien um 820 v.Chr.
Karte: Assyrien und Aram-Damaskus um 820 v.Chr.


798-769 v.Chr.
Südreich Juda: König Amasja / Amazja

Das AT behauptet:
-- König Amasja / Amazja soll ein "guter" gotttreuer König gewesen sein, aber "nicht so wie sein Vater David" (1. Könige 14,3)

-- König Amasja / Amazja soll gegen Edom einen erfolgreichen Krieg geführt haben (S.253)

-- dann sollen Truppen des Nordreichs Israel die Verausgabung Judas ausgenützt haben, das Südreich Juda besetzt haben und die Mauer von Jerusalem eingerissen haben [für die es keine Funde gibt], und König Amassja / Amazja soll geschlagen und festgenommen worden sein (S.253).

Gemäss Archäologie hat das Südreich Juda bis zur Auflösung des Nordreichs Israel nie irgendwelche Kriege geführt (S.250).

785-733 v.Chr.
Südreich Juda: König Asarja / Usia

Das AT behauptet:
-- König Asarja / Usia soll ein "guter" König gewesen sein
-- König Asarja / Usia soll Judas Südgrenzen gegen Edom nach Süden "verschoben" haben (S.253).

  
Karte mit Israel, Juda, Ammon, Moab und
                        Edom
Karte mit Israel, Juda, Ammon, Moab und Edom 722 ca.

759-743 v.Chr.
Südreich Juda: König Jotham (Sohn von Asarja / Usia)
[keine Angaben].

743-727 v.Chr.
Südreich Juda: König Ahas

Das AT behauptet:

-- König Ahas soll ein "schlechter" König gewesen sein, soll "auf dem Wege der Könige von Israel" gewandelt sein, soll seinen Sohn "nach den gräulichen Sitten der Heiden" durchs Feuer laufen gelassen haben, soll Opfer dargebracht haben, soll auf den Höhen und auf den Hügeln und unter allen grünen Bäumen geräuchert haben (2. Könige 16,2-4)

-- als Strafe für die "Sünden" von König Ahas sollen die Edomiter Eilat / Elat am Roten Meer besetzt haben und König Rezin von Aram-Damaskus soll mit seinem Verbündeten König Pekach des Nordreichs Israel Jerusalem belagert haben (S.253)

Tiglathpileser III. Profil, Fundort Nimrud
Tiglatpileser III. (auch: Tiglat Pileser), Profil, Fundort Nimrud.

  

-- König Ahas soll bei Tiglatpileser III. (745-727 v.Chr.) um Hilfe gebeten haben und soll ihm Geschenke aus dem Tempel im Voraus geschickt haben

-- so soll Tiglatpileser III. Damaskus besetzt und König Rezin getötet haben (2. Könige 16,9) (S.253).

Aktenlage und Archäologie bei König Ahas

Mit dem Vasallentum gegenüber Assyrien verabschiedet sich das Königreich Juda von seiner Isolation und beginnt das politische Spiel (S.263).  König Ahas vermeidet die Konfrontation, damit Juda überlebt. So kann er Ansätze einer ersten Staatsverwaltung entwickeln (S.292).


727-698 v.Chr.
Südreich Juda: König Hiskia
Die Salbung von König Hiskia soll ein beispielloses Ereignis gewesen sein (S.270)
Zu Hiskias Anfangszeit hat das Südreich Juda ca. 35.000 Einwohner (S.258).

Und ganz im Gegensatz zum vorherigen König Ahas soll König Hiskia gemäss AT nur Verdienste und keine Fehler aufzuweisen haben (S.291).

720 v.Chr.
Untergang des Nordreichs Israel, assyrische Besetzung - das Südreich Juda startet eine neue Entwicklung


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Bildernachweis

-- Karte von Juda: David Rohl: Pharaonen und Propheten 1999, S.50
-- Lachisch, Ruinenhügel / Tell: http://www.bibleplaces.com/lachish.htm

-- König Hasaël von Aram-Damaskus: http://www.beth-aram.de/galerie.htm
-- Karte: Assyrien und Aram-Damaskus um 820 v.Chr.: http://history-world.org/maps%20ancientworld.htm
-- Karte: Israel, Juda, Ammon, Moab, Edom: http://www-unix.oit.umass.edu/~juda102/images/landofisrael.jpg
-- Tiglatpileser III., Profil, Fundort Nimrud: http://www.bible-history.com/archaeology/assyria/Tiglath-Pileser-III.html



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