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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

32. Königreich Juda: Die Religion wird zum Zankapfel - die Propaganda für die Ein-Gott-Religion

von Michael Palomino (2006)

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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002


Die Propaganda gegen alle Götter ausser "Gott"

Die Propagandisten aus dem Südreich "Juda" lancieren eine religiöse Reformbewegung, die die Verbannung aller Götter ausser Gott (JHWH) anstrebt. Der Tempel in Jerusalem soll von allen "fremden" Göttern gesäubert werden (S.250).

Um die Religion entbrennt ein heftiger Streit und Disput: Die Propheten-Warner behaupten, ein erneuter Untergang wie der Untergang des Nordreichs Israel müsse verhindert werden, und deswegen sei nur noch ein einziger Gott akzeptabel, und diese Propaganda bekommt sogar Oberwasser. So sind religiöses Gesetz und religiöse Praxis "in". Die Propagandisten behaupten aber nun, alle Israeliten müssten gleich glauben, und Jerusalem wird immer stärker. Priester und Propheten propagieren die "richtige" Form der Verehrung für alle Bewohner Judas und alle Israeliten im Ex-Nordreich (S.267).

Die Gott-allein-Bewegung

-- strebt eine orthodoxe Glaubensform an

-- strebt nun neu auch eine einzige Geschichte des jüdischen Volkes an, worin Jerusalem die zentrale Rolle spielen soll

-- es ist anzunehmen, dass die Gott-allein-Bewegung Verbindungen zu Wirtschaft, Politik und Kultur hatte, und dass das Endziel die Rückeroberung des Nordreiches gewesen ist, mit einer neuen "Davidischen" Dynastie, mit Zentrum Jerusalem, bei Zerstörung aller Kultzentren des Nordens (S.269).

[So funktioniert religiöse Diktatur].

Die religiöse Zensur im Königreich Juda unter König Hiskia gemäss dem gefälschten AT

Das AT behauptet:
-- König Hiskia soll als "guter" König 25 Jahre lang in Jerusalem regiert haben und umfassende religiöse Reformen durchgeführt haben, um die "Reinheit" und "Treue" zu Gott seit dem angeblichen König David wieder herzustellen (S.253)

-- König Hiskia soll Jerusalem zum Zentrum der Gottverehrung gemacht haben und die David-Dynastie zum einzigen Mittler zwischen Volk und Gott definiert haben (S.270)

-- König Hiskia soll die Entfernung der Opfertische auf den "Höhen" (auf den Hügelkuppen) veranlasst haben
-- König Hiskia soll die Zerstörung des Bildes der Fruchtbarkeitsgöttin Aschera veranlasst haben
-- König Hiskia soll die eherne Schlange des erfundenen Mose zerschlagen haben
-- König Hiskia soll der gotttreueste König gewesen sein (2. Könige 18,3-7) und erst mit König Hiskia soll die Heiligkeit wieder hergestellt worden sein, wie sie angeblich bei David geherrscht haben soll (S.254)

[aber einen König David gab es zuvor nie].

Das AT behauptet, Hiskia sei so mutig wie der gefälschte König David gewesen, und ganz Juda soll durch Hiskia von den Sünden der Vergangenheit gereinigt worden sein (S.271).

König Hiskia soll gemäss AT auch Boten zu den erfundenen Stämmen Ephraim und Manasse geschickt haben, also ins Bergland des Ex-Nordreichs Israel, um die Israeliten für das Passa-Fest nach Jerusalem einzuladen (2. Chronik 30,1; 30,10; 30,18). Die biblische Chronik des AT stellt König Hiskia als einen zweiten König Salomo dar, und Hiskia soll ganz Israel um den Tempel von Jerusalem geeint haben. Hiskia soll ganz offen die Führung für Juda und das Ex-Nordreich Israel angestrebt haben (S.280).

Die anderen Götterkulte werden in der Bibel im AT als chaotische gesellschaftliche Vielfalt betrachtet (S.269), und die alten Stammesstrukturen auf dem Land sind aufzulösen (S.269-270). Das ursprüngliche judäische Brauchtum wird als kanaanäische Häresie bezeichnet und gilt nun plötzlich als fremd (S.270).

Das AT behauptet, alle alten Kulte seien nun verboten - das AT erwähnt die Vertreter der alten Kulte nie

Es ist nur die Priesterliteratur des "Gott-allein-Lagers" überliefert. Was die inneren Gegner von König Hiskia denken, die auch andere Kulte mit der Fruchtbarkeitsgöttin Astarte, den Gestirnen und anderen Göttern tolerieren wollen, ist nicht überliefert (S.285).

Alle nicht-göttlichen Kulte wie Fruchtbarkeitskulte oder Ahnenkulte werden verboten. Die Vielfalt der religiösen Praktiken wird verboten (S.267). Die "Ein-Gott"-Propagandisten können sich durchsetzen, wobei der Ursprung in den Predigten im Nordreich Israel zu suchen ist (S.268). Finkelstein / Silberman schätzen, dass die Warner-Propheten die judäischen Priester und königlichen Beamten für sich eingenommen haben (S.268), die so die "Gott-allein-Bewegung" unterstützten (S.269).

[Und so soll das Königreich Juda vom Untergang gegen das riesige assyrische Reich bewahrt bleiben? Das ist wirklich absoluter Unsinn...]

Die Vertreter der traditionellen Bräuche geben aber nicht einfach klein bei (S.268). Die Bibel verschweigt dies jedoch. Gemäss Finkelstein / Silberman würde aber die Bibel anders aussehen, wenn die Traditionalisten "gewonnen" hätten.

Finkelstein / Silberman:

"Hätten die Anhänger der traditionellen Formen der synkretistischen [gemischt-religiösen] Verehrung [für verschiedene Gottheiten] am Ende den Sieg davongetragen, gäbe es möglicherweise eine ganz andere Bibel - oder vielleicht gar keine." (S.269)

Die Archäologie kann für König Hiskia keine religiöse Zensur feststellen, und Zensur gab es nicht

Von den angeblichen Reformen unter König Hiskia für die Durchsetzung eines Ein-Gott-Glaubens ist archäologisch nichts auffindbar. Die beiden Stätten Arad und Beerscheba, die mit Hiskias Reformen in Verbindung gebracht werden, sind umstritten (S.270).

Neue Bräuche in Jerusalem: Felsengräber für die Reichen

Vor allem für Jerusalem sind neue Bestattungsriten belegbar, eventuell im Zusammenhang mit einer sich neu herausbildenden Elite. An den Hängen der Höhenzüge sind um die Stadt Jerusalem kunstvolle Gräber in den Fels gehauen, oft reich ausgestattet, die Decken mit Giebeln, mit Gesimsen, mit bekrönenden Pyramiden, sehr wahrscheinlich als Gräber des Adels oder für hohe Beamte (S.266).

Bruchstücke von Grabinschriften weisen auf den Adel hin. Ebensolche Gräber sind bei einigen Orten des Hügellandes auffindbar (S.266).

Das AT rügt die in die Berge gehauenen Luxusgräber z.B. bei Prophet Jesaja. Dieser prangert den königlichen Palastvorsteher Sebna an, der sich ein Grab in den Fels hauen lässt (Jesaja 22,15-16) (S.266).

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