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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen
Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung
33. Der Aufstandsversuch zur Rückeroberung des Ex-Nordreichs Israel unter König Hiskia - die Zerstörung Judas - der Wiederaufbau unter König Manasse
Karte: Assyrien besetzt den unteren Teil Ägyptens. Oberägypten (Nubien) bleibt ägyptisch.
von Michael Palomino (2006)
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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002
Die missglückte "Rückeroberung" - die assyrische Rache - und König Manasse - und die Ein-Gott-Bewegung verbreitet eine Mose-Story
705 v.Chr.
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Sanherib (Sennacherib), Herrscher von Assyrien 704-681 v.Chr., bringt neues Schicksal über den Nahen Osten.
Der assyrische Nachfolger von König Sargon II., Sanherib (Sennacherib), ist mit Unruhen im Osten des assyrischen Reiches beschäftigt. Assyrien scheint zu wanken. Die Verantwortlichen in Juda meinen, nun sei die Zeit für die Rückeroberung des Ex-Nordreichs gekommen (S.271).
Da durch die südlichsten Gebiete Judas, durch die Bucht von Beerscheba und durch das Hochland von Edom sowie durch die südliche Küstenebene wichtige Karawanenstrassen nach Arabien führen (S.289), ist Assyrien an einem stabilen Nahen Osten interessiert, um seinen Arabienhandel abzuwickeln. Eine Aufstandsbewegung in Juda kann keinesfalls geduldet werden, weil dadurch der Arabienhandel gefährdet ist (S.288).
Sanherib definiert Ninive zur neuen Hauptstadt Assyriens und lässt dort Paläste bauen.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Sanherib)
König Hiskia meint wiederum, eine religiöse Reform mit der Ein-Gott-Bewegung würde die Rückeroberung des Ex-Nordreichs Israel unterstützen. Aber insgesamt ist der Versuch der Rückeroberung ein absoluter Leichtsinn (S.292).
AT:
König Hiskia - gestützt von Ägypten - soll mit anderen eine anti-assyrische Koalition eingegangen sein (2. Könige 18,21; 19,9).
oder:
König Hiskia soll sich vom Vasallenverhältnis mit Assyrien gelöst haben (2. Könige 18,7).
Ein Aufstand ist im AT aber nicht beschrieben (S.275).
Die Propaganda für den "Ein-Gott-Glauben" mittels Krieg
Gemäss Finkelstein / Silberman ist der Krieg wahrscheinlich auch Vorwand, die Ein-Gott-Religion im Land absolut durchzusetzen (S.271).
AT: Die Vorbereitungen für die Verteidigung gegen die assyrische Strafexpedition
AT:
Vor der assyrischen Strafexpedition gegen die Verschwörung Hiskias soll die Verteidigung vorbereitet worden sein (S.275), mit dem Bau von Lagerhäusern für Getreide, Öl und Wein, mit dem Bau von Ställen für Schafe und Rinder (2. Chronik 32,27-29).
Zusätzlich
-- wird die Wasserversorgung für Jerusalem abgesichert, indem die Quelle und der Bach angeblich verdeckt werden (S.276) bzw. die Quelle wird mit einem Tunnelzugang versehen (2. Könige 20,20) (S.277-278)
-- die Stadtmauern sollen verstärkt worden sein
-- es soll eine allgemeine Aufrüstung mit Waffen und Schilden geherrscht haben
-- Hiskia soll seinem Volk versichert haben, mit dem Herrn werde der Sieg gegen Assyrien eintreten (2. Chronik 32,2-8) (S.276).
[In Anbetracht der Grösse Assyriens ist das Unternehmen eines Aufstands gegen Assyrien ein absoluter Wahnsinn, und die Behauptung einer "Strafexpedition" zur Sicherung der Handelswege des Arabienhandels scheint plausibel].
Die Archäologie bestätigt die Verteidigungsvorbereitungen
-- z.B. ist ein 16 m dicker Schutzwall um das jüdische Viertel von Jerusalem feststellbar
-- um Platz für den Schutzwall zu schaffen, werden Privathäuser eingerissen, die der Mauer im Weg stehen, was im AT von Jesaja erwähnt wird, der dem König den Abbruch der Häuser für die Mauer vorwirft (S.276)
-- die Archäologie bestätigt einen unterirdischen Bach von der Quelle Gihon bei Jerusalem am Grund des Kidron-Tals ausserhalb der Stadtmauer: Von der Quelle aus wurde ein gewundener Tunnel zu einem 30 cm tiefer gelegenen Teich gegraben. Die Siloa-Inschrift am Südende des Tunnels, im 19. Jh. entdeckt, erzählt davon (S.277)
Der "Hiskia-Tunnel" zur Trinkwassersicherung bei Jerusalem
Der Tunnel für die Wasserzufuhr für Jerusalem, gebaut unter König Hezekia.
-- die Stadt Lachisch bekommt gewaltige Verteidigungsanlagen, mit einem 6-Kammertor, bzw. Historiker meinen, die von früheren Historikern dem König Rehabeam zugeschriebenen Festungen seien eher Hiskia zuzuschreiben (S.278)
-- Vorräte werden vor der Verteidigung erstmals zentral organisiert, in Vorratskrügen als Massenware, mit Siegeln der Töpferwerkstätten (S.278).
Die assyrische "Strafexpedition" im Königreich Juda - das AT behauptet ein "Wunder von Jerusalem"
-- das AT behauptet, überall solle bei König Hiskia die lenkende Hand Gottes dahinterstehen und je nach Geschmack diese oder jene belohnt oder bestraft haben (S.273).
Die Belagerung von Jerusalem (König Sanherib (Sennacherib) gegen König Hiskia) wird gemäss dem AT so beschrieben:
-- die assyrischen Befehlshaber sollen die Verteidiger auf den Stadtmauern Jerusalems herausgefordert und die Bürger verspottet haben und versucht haben, ihren Mut zu brechen, indem sie Hiskias Weisheit angezweifelt haben sollen und seinen Glauben lächerlich gemacht haben sollen (S.273)
-- die assyrischen Befehlshaber sollen den Bürgern und Vertretern von Jerusalem vorgeworfen haben, sie hätten doch den Krieg verloren (2. Könige 28,28-35) (S.274)
-- um die Moral zu stärken, werden in den Texten über Hiskia die "Sünden" des Nordreichs Israel wiederholt dargestellt (S.273)
-- während der Belagerung von Jerusalem soll Prophet Jesaja König Hiskia mit einem Orakel beruhigt haben, Sanherib werde mit einem Gerücht konfrontiert werden und von Jerusalem ablassen und er werde in seinem eigenen Land durch das Schwert sterben (2. Könige 19,6-7; 19, 32-34) (S.274)
-- dann soll in der folgenden Nacht ein Engel 185.000 Mann des assyrischen Heeres vor Jerusalem getötet haben, woraufhin König Sanherib nach Hause nach Ninive gereist sei und bei der Anbetung seines Gottes Nisroch von seinen beiden Söhnen Adrammelecht und Sarezer mit dem Schwert erschlagen worden sei (2. Könige 19,35-37) (S.274)
-- die Rettung Jerusalems unter König Hiskia und die Vernichtung des Heeres von Sanheribs sollen Handlungen der Hand Gottes gewesen sein (S.273), die dank der Frömmigkeit von König Hiskia erfolgt seinen (S.271)
-- auch wenn alle Städte um Jerusalem von assyrischen Truppen zerstört worden sind, soll Gott JHWH gemäss AT der Schlüssel zur Rettung der Menschen sein (S.273)
-- Judas Glaube an Gott soll durch das "Wunder von Jerusalem" bestärkt worden sein und König Hiskia soll die Opferstätten auf den "Höhen" (auf den Hügelkuppen) zerstört haben (S.275).
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Sanherib / Sennacherib: Feldzugbericht gegen Juda im Tonprisma. Standort heute: British Museum.
Aktenlage: Sanheribs Bericht schildert die totale Vernichtung Judas bis auf Jerusalem
-- Sanheribs Truppen belagern 46 judäische Städte und besiegen sie mit Hilfe von "gut gestampften Erdrampen" und "Sturmböcken", sowie mit Hilfe von Minen, Breschen und Pionieren (S.280)
-- der Feldzug zur Zerstörung des aufrührerischen Juda ist genau geplant und wird von den fruchtbaren Ausläufern des Hügellandes her bis nach Jerusalem geführt (S.281)
-- z.B. wird die Festung Aseka im Sturm genommen und verwüstet (S.281).
Und der Massendot in der assyrischen Armee findet nicht statt, Gottes hand hilft nicht, sondern es folgt die assyrische Besetzung von Jerusalem:
701 v.Chr.
Sanheribs Truppen besiegen Juda
(S.271)
Die Beute Sanheribs in Juda gemäss Sanheribs Bericht
-- Sanherib macht 200.150 Gefangene, dazu unzähliges Vieh: "Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, Grossvieh und Kleinvieh" (S.280)
-- die Städte werden geplündert (S.281)
-- König Hiskia in Jerusalem ist am Ende: Er wird in seinem Palast eingeschlossen und der Palast wird mit Erde eingemauert (S.281).
[Ergänzung:
König Sanherib lässt König Hiskia am Leben, wohl um später über einen treuen Vasallen zu verfügen].
Archäologie: Ruinenschichten bestätigen die Strafexpedition
Die Stadtzerstörungen des Feldzugs unter Sanherib (Sennacherib) bilden neue Ruinenhügel (Tells). Es sind "schaurige archäologische Funde". Finkelstein / Silberman meinen ausserdem, die Anzahl Gefangene in Sanheribs Bericht könnte zu hoch angegeben sein (S.281).
Ein Wandrelief in Sanheribs Palast von Ninive zeigt die Schlacht um Lachisch
Ein Wandrelief in Sanheribs Palast von Ninive an der Wand eines inneren Gemach zeigt die Belagerung und Zerstörung von Lachisch. Die Wichtigkeit des Sieges ist dadurch abschätzbar, dass es in den inneren Gemächern hängt (S.281).
Das Relief zeigt deutlich die Ereignisse der Schlacht um Lachisch:
-- vor den Mauern wird heftig gekämpft, und auf einer Belagerungsrampe werden schwer gepanzerte Sturmböcke gegen die Stadtmauer geschoben
-- die Verteidigung versucht, mit Fackeln die Sturmböcke in Brand zu schiessen, gleichzeitig übergiessen die Assyrer die Sturmböcke mit Wasser (S.282)
-- es werden Gefangene gemacht, Tote werden aufgespiesst, die Beute wird herausgetragen, darunter die heiligen Gefässe für religiöse Rituale
-- die Topographie und sogar die einheimische Pflanzenwelt sind genau dargestellt, und sogar der Standpunkt des Malers ist identifizierbar
-- die archäologischen Grabungen in den 1930er und 1970er Jahren bestätigen die Darstellungen der Mauern im Relief, sogar die Belagerungsrampe wird ausgegraben (S.283).
Die Grabungen in Lachisch zeigen noch mehr von der Schlacht um Lachisch
-- die Bewohner errichteten eine Gegenrampe
-- die Stadt wurde völlig niedergebrannt (S.283)
-- die drohenden Belagerungsmaschinen wurden mit Hilfe brennender Steine mit Löchern drin bekämpft, aufgefüllt mit brennenden Seilen
-- die Archäologie findet an den Westhängen des Tells im Fels ein Massengrab mit ca. 1500 Leichen (S.284).
Die Propheten erfinden nach der Strafexpedition eine neue Moral: Weitere "Sünde"
Die Opfer der besetzten Städte werden im AT in den Prophetenbüchern erwähnt, z.B. im Buch Jesaja (Jesaja 10,28-32) und im Buch Micha, mit moralischen Wertungen: Lachisch soll "der Anfang zur Sünde" sein etc. (Micha 1,10-13) (S.284).
Juda wird ganz von Assyrien abhängig - Verkleinerung Judas
Die Bibel verschweigt, dass Juda nach der Niederlage sich ganz der assyrischen Politik unterordnen muss, was eigentlich wieder ein "sündiges" Verhalten ist (S.291).
Sanherib / Sennacherib teilt gemäss seinem Bericht Juda auf. Es bleibt nur ein kleines Rest-Juda. Die anderen Gebiete gehen an die Nachbarn [wie bei Hitler]:
-- an Mitinti, den König von Asdod
-- an Padi, den König von Ekron
-- und an Silbel, den König von Gaza (S.281)
-- und von König Hiskia wird noch hoher Tribut verlangt (S.281)
-- Sanherib / Sennacherib überlässt den philistäischen Stadtstaaten wertvolles Landwirtschaftsland Judas und verkleinert das Königreich Juda dramatisch
-- und es erfolgen Deportationen von Judäern nach Assyrien [ohne Zahlenangaben] (S.285).
Die Reorganisation des Mini-Königreichs Juda-- Lachisch wird zweitwichtigste Stadt als Verwaltungszentrum im fruchtbarsten landwirtschaftlichen Gebiet, das Juda noch geblieben ist (S.281)
-- die Region des Königreichs Juda erholt sich nie mehr richtig (S.284-285) und das Hügelland bleibt dünn besiedelt
-- Orte und bebaute Fläche schrumpfen gemäss archäologischer Flächenforschung um ca. 2/3 (S.285)
-- einige grosse Städte werden wieder aufgebaut, viele Kleinstädte, Dörfer und Bauernhöfe bleiben aber Ruinen [und werden zu Ruinenhügeln ("Tell")] (S.285).
[Solche Zerstörungen haben auch Stalin, Hitler, Roosevelt und Churchill angerichtet, und in Sachen Deportationen stehen Hitler und Stalin mit Sanherib in einer Reihe...]
Flüchtlingsströme
Durch die Flüchtlingsströme geht Land verloren, Erbfolgen werden vernichtet etc. (S.294).
698-642 v.Chr.
Mini-Juda: König Manasse, 12 Jahre alt, Sohn von König Hiskia
Das AT schildert Manasse als einen "schlechten" König.
AT:
-- König Manasse soll seine 55 Jahre lange Regierungszeit dazu missbraucht haben, alle schrecklichen Gräuel der Vergangenheit wieder einzuführen und soll somit in schlimmster Weise Gott abtrünnig gewesen sein (S.271)
-- König Manasse soll eine theologische Kehrtwende vollzogen haben, soll die "Höhen" wieder aufgebaut haben, soll Gott Baal Altäre aufgebaut haben, soll die Herstellung eines Bildes der Aschera veranlasst haben, und er soll die Heerscharen des Himmels angebetet und ihnen gedient haben (S.275)
-- König Manasse soll im Gottestempel von Jerusalem in beiden Vorhöfen Altäre für die Heerscharen des Himmels errichtet haben, soll seinen Sohn [der spätere König Amon?] zum Laufen durch das Feuer veranlasst haben (S.275)
-- König Manasse soll Vogelgeschrei und Zeichen gedeutet haben, soll Geisterbeschwörer und Zeichendenker in seinen Diensten gehabt haben (S.275)
und all das soll Gott sehr erzürnt haben (2. Könige 21,2-6). Insgesamt - so behauptet das komponierte AT - hätten die Bewohner Judas unter König Manasse mehr falschen Glauben betrieben als die Bewohner des Nordreichs Israel (2. Könige 21,9) (S.275).
Das AT bzw. "der Herr" (Gott) soll wegen Manasse sogar mit der Zerstörung von Jerusalem gedroht haben (2.Könige 21,11-15) (S.286).
Aktenlage und Archäologie über die Zeit von König Manasse
Manasse ist bei Thronantritt 12 Jahre alt. Unter seiner Kind-Regierung wird der religiöse Pluralismus wieder hergestellt (S.285) mit Kult um Baal, Astarte und Himmlische Heerscharen (S.286).
[Ergänzung
Nach den grossen Zerstörungen kann sich Juda wohl kaum einen eigenen Weg in der Ideologie leisten, wenn es beim Wiederaufbau auf alle Nachbarn angewiesen ist. Das ist nicht "Sünde", sondern die Logik der Situation].
Die Integration Judas für den Arabienhandel: Weihrauch und Olivenöl - Zentrum Ekron
Assyrien veranlasst nun die Integration von Juda in die assyrische Weltwirtschaft (S.288). Die Integration Judas in die assyrische Weltwirtschaft bewirkt die völlige Erholung Judas nach Sanheribs Zerstörungsfeldzug (S.292). Unter Manasse läuft der gesamte Wiederaufbau (S.287). Mit der Zeit reduziert Assyrien sogar die Tributforderungen, vielleicht als Treueprämie für König Manasse (S.286). Es ergeben sich unter Manasse 55 Jahre Frieden, die somit gar nicht von "Gottes Hand", sondern von Assyrien abhängen (S.287).
Karte mit Positionen von Jericho, Jerusalem, Ekron und Beersheba.
Die beiden wichtigsten Handelsgüter im Arabienhandel sind Weihrauch aus Arabien und der Export von Olivenöl (S.288). Assyrien erweitert die Olivenölproduktion, z.B. mit dem Ausbau der Stadt Ekron in Philistäa (heute der Ruinenhügel Tel Mique) in einer Ebene zwischen Olivenhängen und der Küste, mit über 100 Ölmühlen, die ca. 20% des Stadtgebietes ausmachen. Ekron ist im alten Vorderen Orient das grösste bekannte Zentrum für Olivenölproduktion mit einer jährlichen Kapazität von ca. 1000 Tonnen Olivenöl, mit Export nach Assyrien und Ägypten (S.290), bzw. Assyrien lässt später auch Ägypten am Handel teilhaben (S.288).
Ein Indiz für den zunehmenden Arabienhandel scheint die immer grösser werdende Anzahl Kamelknochenfunde von erwachsenen Kamelen ab dem 7. Jh. ohne Knochen von Jungtieren (S.288-289).
Bei den Ausgrabungen fallen in den Ölmühlen israelische Altäre mit Hörnern auf. Es scheint demnach so, als ob Israeliten in Ekron gearbeitet hätten, als Deportierte [oder als gut bezahlte Fremdarbeiter] (S.290).
Festungsbau unter Assyriens Regierung
Assyrien errichtet Festungen an der Grenze zu Ägypten, die z.T. ausgegraben werden (S.288).
Bevölkerungsverdichtung im verkleinerten Juda - der Zwang zur Nutzung von kargem Boden
Die Bevölkerung im Bergland wächst durch Flüchtlingsströme aus den zerstörten Gebieten und aus fremd annektierten Gebieten (S.287).
Jerusalem wird zur Nutzung des kargen Umlandes gezwungen und gründet ein dichtes Netz von Gehöften im Umland, da die "Kornkammer" im Westen den Philistern zugeschlagen wurde. Die Ortschaften schieben sich nun bis in die Trockengebiete im Osten und Süden vor, mit Besiedelung und Kultivierung von Teilen der steilen Hänge zum Jordangraben und mit Besiedelung der Bucht von Beerscheba (S.287). Eventuell erfolgen die neuen Besiedlungen aufgrund von Zwangsmassnahmen (S.288).
Die Besiedlung von Trockengebieten und die Umwandlung in Landwirtschaftsboden ist für die Zentralregierung eine grosse staatliche Herausforderung. Zur Vorsorge gegen Dürre wird zudem eine grosse Lagerwirtschaft etabliert (S.291).
König Manasse: Bevölkerungsentwicklung entlang der Karawanenstrassen
Ab König Manasse wächst in der Bucht von Beerscheba die Bevölkerung entlang der Karawanenstrassen sprungartig an, ebenso in Edom, das erst jetzt eine Staatlichkeit entwickelt. Gemäss den reichen Funden ist gemäss Finkelstein / Silberman anzunehmen, dass die gesamte Region vom Arabienhandel profitierte. Weit südlich in der Wüste werden zwei judäische Festungen ausgegraben:
-- Kadesch-Barnea, ca. 80 km südwestlich von Beerscheba, bei der grössten Oase zwischen Südjuda und dem Roten Meer
-- Hazeva, ca. 32 km südlich vom Toten Meer (S.289).
Araber haben zu dieser Zeit in Juda gute Karten, was durch südarabische Inschriften in Juda bezeugt ist. In Jerusalem werden gemäss Funden Ostraka in südarabischer Schrift verwendet. Eventuell wohnten arabische Gruppen in Juda selbst. Einige Gelehrte meinen aufgrund von hebräischen Siegeln mit südarabischen Namen, Manasses Frau Meschullemeth sei eine Araberin gewesen (S.289). Aus einer solchen Beziehung könne ein "Besuch der Königin von Saba" abgeleitet worden sein, der im AT dem angeblichen König Salomo zugeschrieben wird (S.290).
Die Kehrseite des Wirtschaftswachstums unter König Manasse
-- reich werden nur wenige
-- soziale Entwurzelung und Unsicherheit nehmen zu
-- das Olivenöl wird gegenüber der Feldarbeit besser entlöhnt (S.294).
Der Wohlstand bringt gemäss Finkelstein / Silberman wohl auch die Sehnsucht nach ewigem Frieden (S.294-295).
[Die religiösen Fanatiker in Israel mit ihren erfundenen Mosesgeschichten und Sündengeschichten haben nun das Problem, dass der Frieden von Assyrien abhängt].
Manasses Politik der religiösen Toleranz
Manasses Regierung protegiert das religiös gemässigte Lager. Finkelstein / Silberman vermuten einen von langer Hand geplanten Wechsel, da Manasse erst 12 Jahre alt ist (S.292).
[Die Umstellung zur religiösen Toleranz war aber wahrscheinlich eine Notwendigkeit gegenüber Assyrien, und ein Mittel zur Vermeidung innerer Aufstände].
Die Regierung Manasse gibt den ländlichen Gebieten die Autonomie von vor der Zeit von König Hiskia zurück, um einen schnellen Wiederaufbau zu erreichen, der auch im Interesse Assyriens liegt [denn es droht immer die Invasion Ägyptens]. Manasse muss sich wie ein gehorsamer Vasall verhalten. Ein intaktes Juda wird für Assyrien ein besserer Pufferstaat gegen Ägypten sein als ein verarmtes Juda (S.286).
Die Propheten der Ein-Gott-Bewegung zur "Erlösung" des Nordstaates Israel dürften sehr frustriert gewesen sein. König Hiskia war kein Erlöser Israels, und König Manasse und seine Regierung gilt für sie als Teufel, der mit dem assyrischen Feind zusammenarbeitet. Unruhen unter Manasse scheinen blutig niedergeschlagen worden zu sein (2. Könige, 21,16), mehr weiss man noch nicht. Aufstände der Ein-Gott-Propagandisten sind aber wahrscheinlich (S.294).
Die Ein-Gott-Bewegung bereitet neue "heilige Bücher" vor - das Epos "Mose" wird vorbereitet
Die Anhänger der Ein-Gott-Bewegung haben wahrscheinlich lange auf den Tod Manasses gewartet und währenddessen ihre neuen Bücher vorbereitet [1. bis 4. Mose und Chronologien einer ersten jüdischen Geschichtsschreibung]. Nach dem Tod von König Manasse sollte mit der für sie falschen Toleranz abgerechnet werden und König Manasse verteufelt werden (S.294).
Es werden einfach verschiedene Quellen zusammengestellt (S.84). Die Ein-Gott-Bewegung lässt gemäss den Bibelforschern Albrecht Alt und Martin Noth viele Sagen und Geschichten um die israelitische Geschichte zusammenstellen (S.106).
Die archäologischen Funde und ausserbiblische Berichte widersprechen dem erfundenen Buch Mose (Tora bzw. Pentateuch) (S.35) und das Buch Mose nimmt z.T. direkten Bezug auf die geographische Lage von Städten im 8. und 7. Jh. v.Chr. Deswegen deutet alles darauf hin, dass die Patriarchentexte im 8. bis 7. Jh. v.Chr. geschrieben wurden (S.51).
Die Erfindung einer Genesis
Gemäss dem deutschen Bibelwissenschaftler Martin Noth ist die Genesis (1. Buch Mose) aus verschiedenen Nomadenerzählungen zusammengesetzt (S.55). Die Mosebücher und Chronologien schildern dabei fast nur die religiösen Zustände. Ereignisse in den Nachbarstaaten bleiben ausgeklammert (S.297).
[So werden positive Ereignisse regelmässig als "Wunder Gottes" dargestellt, die in Veränderungen bei Nachbarstaaten ihre Ursache haben].
Ziel der Ein-Gott-Bewegung ist es, ein Welt-Epos zu schaffen als Sammlung mit historischen Schriften, Erinnerungen, Sagen, volkstümlichen Erzählungen, Anekdoten, königlicher Propaganda, Prophezeiungen und mit uralter Dichtung, teils original, teils aus Abschriften bzw. aus älteren "Fassungen":
-- es wird ein Volksbuch als geistiger Anker für die Nachkommen der Bewohner Judas (S.12)
-- mit südlichen judäischen wie nördlichen israelitischen Traditionen, mit Schwerpunkt Juda
-- Abrahams angebliche Altäre in Bethel und Sichem (Gen. 12,7-8) werden als Orte der bedeutendsten Kultzentren des Nordreichs Israel festgelegt
-- Abrahams angeblicher Altar in Hebron wird als der zweitwichtigste Ort des Südreichs Juda nach Jerusalem festgelegt (S.57)
-- die Bücher Josua, Richter und Samuel gelten als vom Propheten Samuel in Silo aufbewahrt (S.22)
-- die Bücher der Könige sollen vom Propheten Jeremia stammen
-- die Psalmen sollen von einem gefälschten König David stammen
-- die Sprüche und das Hohelied sollen von einem gefälschten König Salomo stammen (S.22).
Die Forschung erkennt erst spät, dass das 5. Buch Mose stilistisch nicht zu den ersten vier Büchern Mose passt, sondern ein nachträglich eingefügtes Buch darstellt. Die Forschung definiert 5. Buch Mose und die nachfolgenden Bücher somit zum "Deuteronomistische Geschichtswerk" (5. Buch Mose + Bücher Josuah, Richter, Samuel und Könige). Auch diese Texte beziehen sich bei ihren geographischen Beschreibungen auf die Lage im 7. Jh. v.Chr., und auch gemäss archäologischen Funden sind sie im Wesentlichen im 7. Jh. v.Chr. (S.25) im Südreich Juda niedergeschrieben (S.26), in Jerusalem (S.59-60).
Die Sagen um die Könige David und Salomo scheinen noch präsent und werden in die Königsbücher des AT eingearbeitet (S.160-161).
[Die Autoren erfinden dabei ein grosses Königreich unter David und Salomo, wahrscheinlich in der Annahme, dass dies sowieso niemand kontrollieren könne. Oder es werden Sagen anderer Könige als Ereignisse unter David und Salomo ausgegeben].
681-669 v.Chr.
Weitere Dokumente über die Manasse-Vasallen-Regierung
Unter dem Nachfolger des assyrischen Königs Sanherib / Sennacherib, Asarhaddon [auch Assurhaddon, Regierungszeit 681-669 v.Chr], gilt Manasses Juda gemäss assyrischen Quellen als Baustofflieferant, wie 21 andere Vasallen-Könige (S.286).
Und da ist nicht nur Bautätigkeit, sondern auch die Expansion bis Ägypten:
Asarhaddon (auch Asarhadon, Assarhadon), Profil. Asarhaddon führt die Besiegten am Nasenring.
Der Feldzug unter Asarhaddon bis nach Ägypten bis Memphis
Assyriens grösste Ausdehnung
Assyriens Imperator Assurbanipal, der Ägypten bis Theben besetzen liess. Profil.
Derzeitiger Standort: Britisches Museum, London.
669-627 v.Chr.
Assyrien unter Assurbanipal (Sardanapal)
Unter dem Nachfolger von Asarhaddon, Assurbanipal (griech.: Sardanapal) , agiert Manasse gemäss assyrischen Quellen mit Geschenken und als Helfer bei der Besetzung Ägyptens (S.286).
652 v.Chr.
Ägypten: Vordringen assyrischer Truppen bis Theben - Plünderung von Susa
(http://de.wikipedia.org, Artikel: Assurbanipal)
AT:
Das AT schildert eine Gefangennahme von Manasse in Babel durch Assyrian (2. Chronik, 33,11), die aber in anderen Quellen nirgendwo erwähnt wird (S.286).
Assyrien besetzt den unteren Teil Ägyptens. Oberägypten (Nubien) bleibt ägyptisch.
Assyrien unter Assurbanipal: Ägypten ist bis Theben besetzt. Dies ist der maximale "fruchtbare Halbmond"...
Der Niedergang Assyriens
Der Niedergang Assyriens ist gemäss Finkelstein / Silberman v.a. durch andauernde berittene Einfälle der Skythen-Stämme an der Nordgrenze provoziert. Dazu kommen anhaltende Aufstände in Babylonien und im Osten in Elam (S.303).
[Ergänzung
Die Überdehnung der Grenzen in Ägypten bringt Assyrien den Zusammenbruch des Reichs. Die Nordgrenze ist entblösst somit anfällig. Biblisch: "Die Ersten werden die Letzten sein". Die Überdehnung von Grenzen durch grosse Reiche und deren nachfolgender Zusammenbruch ist eine allgemene politische Realität].
664-610 v.Chr.
Ägypten: Pharao Psammetich I. reorganisiert Ägypten
und eint den Adel unter seiner Führung (S.303).
Psammetich I. erhält von Assurbanipal den Auftrag, das in einzelne assyrische Fürstentümer zersplitterte Nildelta zu vereinen. Er realisiert dies mit einem starken Heer aus ägyptischen und griechischen Söldnern.
(http://de.wikipedia.org, Artikel: Psammetich I.)
ab 660 v.Chr.
Assyrien wird durch Rebellionen in Babylon und Elam geschwächt
(http://de.wikipedia.org, Artikel: Psammetich I.)
656 v.Chr.
Ägypten kann Assyrien rauswerfen - neuer Nationalismus in Ägypten
(S.302)
Psammetich I. gelingt die Vereinigung Ober- und Unterägyptens.
(http://de.wikipedia.org, Artikel: Psammetich I.)
Ägypten erlebt eine grosse politische Renaissance, mit Anpreisung "grosser" Pharaonen der Vergangenheit (S.302). Psammetich I. kann Ägypten schrittweise aus der Vorherrschaft Assyriens lösen (S.302-303) und dehnt das Herrschaftsgebiet auf Teile der Levante aus, weil Assyrien die Macht nicht halten kann (S.303). Nach und nach geht das "Assyrische Jahrhundert" zu Ende, was in der Bibel völlig verschwiegen wird (S.304). [Aber auch Ägypten wird die Grenzen überdehnen...]
Herodot, Portrait eines weiteren grossen Lügners: Gemäss Archäologie hat er Kriegsschilderungen über Ägyptens Belagerung frei erfunden. Es sind keine Kampfspuren auffindbar...
Neue Expansion Ägyptens
Ägypten setzt Assyrien nach. Assyrien zieht sich in der Folge auch aus grossen Teilen der Levante zurück (S.303).
Gemäss dem griechischen Historiker Herodot soll Psammetich I. die Stadt Asdod an der Levante-Küste 29 Jahre lang belagert haben. Gemäss Archäologie sind keine Spuren von Zerstörungen auffindbar und die Machtübernahme erfolgte scheinbar kampflos. Die Kriegsschilderungen Herodots scheinen eine sensationsgierige Erfindung (S.303).
Juda ist für Ägypten kaum wichtig - die Ein-Gott-Bewegung kann das Mose-Epos verbreiten
Der Patriarch Mose mit Schrifttafeln, eine Darstellung aus der Phantasie ohne jegliche archäologische Funde.
Das kleine Königreich Juda bleibt für Ägypten unwichtig und wird anfangs kaum kontrolliert. Der kontrolllose Zustand ist für die Ein-Gott-Propheten die Voraussetzung, ihren Gott anzupreisen. Sie meinen, die "Erlösung" des Ex-Nordreichs Israel sei nun möglich. Ohne Kontrolle werden auch Säuberungen und die Ein-Gott-Diktatur möglich (S.304).
Die "heiligen Bücher" mit einem Epos "Mose" sollen neue judäische Träume aufleben lassen. Es soll ein grosser nationaler Kampf stattfinden, der gegen Ägypten und seine Pharaonen gerichtet ist (S.304).
Die Hetzschriften der Ein-Gott-Bewegungen gegen die Nachbarvölker (vier Mosebücher und Königsbücher mit eindeutig unwahren Behauptungen gegen Ägypten und die mesopotamischen Reiche) sind vorbereitet. Die Ein-Gott-Bewegung wartet nur noch auf den Tod von König Manasse...
642-640
Königreich Juda: Tod von König Manasse - Nachfolger König Amon
AT:
-- König Amon soll wie Manasse falschen Glauben zugelassen haben
-- nach 2 Jahren soll Amon durch eine Verschwörung ermordet worden sein
-- aus Rache soll die Bevölkerung die Verschwörer ermordet haben, gemäss Finkelstein / Silberman wurde damit die soziale und wirtschaftliche Elite des Landes ermordet
-- Amons 8-jähriger Sohn Josia soll von der Bevölkerung zum neuen König ausgerufen worden sein (S.295).
640-630 v.Chr.
Ägypten besetzt den Nahen Osten
Die Assyrer müssen nicht nur die Besetzung Ägyptens aufgeben, sondern sich auch aus Philistäa, aus Phönikien und aus dem Gebiet des Königreichs Israel zurückziehen. Ägyptische Truppen stossen weiter nach (S.83).
[Ägypten möchte einen ägyptischen "fruchtbaren Halbmond" schaffen...]
Die Archäologie kann für die Levante für diese Zeit Ende des 7. Jh. v.Chr. einen wachsenden ägyptischen Einfluss nachweisen. Pharao Psammetich I. kann das für Ägypten traditionelle Pufferreich Kanaan gegen die Grossmächte im Mittleren Osten wieder einrichten und prahlt gleichzeitig in Inschriften mit der Macht bis Phönikien (S.303).
Ägypten profitiert von Kanaan gleichzeitig mit landwirtschaftlich wichtigen Gebieten und wichtigen Handelsstrassen (S.304).
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Bildernachweis
-- Sanherib / Sennacherib, Profil: http://www.zyworld.com/Assyrian/Who%20is%20Who.htm
-- Sanherib / Sennacherib: Feldzugbericht gegen Juda in Tonprisma: http://www.askwhy.co.uk/judaism/0365Monarchies.html
-- Tunnel zur Wasserversorgung von Jerusalem unter Hezekia: http://www.jerusalem-archives.org/period1/1-9.html
-- Karte zum Tunnel zur Wasserversorgung: Finkelstein / Silberman: Keine Posaunen vor Jericho, dtv, S.265
-- Lachisch: Relief der Belagerung von Lachisch, Fundort Ninive: http://joseph_berrigan.tripod.com/id21.html
-- Lachisch: Nach der Belagerung werden Juden abgeführt. Relief, Fundort Ninive: http://www.bible-history.com/archaeology/assyria/jewish-captives-lachish.html
-- Lachisch: Sanherib empfängt unterworfene, jüdische Fürsten: http://classics.unc.edu/courses/clar047/NinLachDt.jpg
-- Asarhaddon, Profil: http://www.damals.de/sixcms/detail.php?id=169797&template_id=1052&query_id=544#
-- Karte: Feldzug von Asarhaddon nach Ägypten: http://nefertiti.iwebland.com/history21-31.htm
-- Karte: Assyrien unter Assurbanipal mit Besetzung des unteren Ägyptens: http://www.livius.org/as-at/assyria/assyria.html
-- Assurbanipal, Profil: http://www.livius.org/as-at/assyria/assyria.html
-- Karte: Assyrien besetzt den unteren Teil Ägyptens. Nubien bleibt ägyptisch: http://www.jesusneverexisted.com/assyria.htm
-- Herodot, Portrait: http://www.sib.net/n_russia/1_vol/pole02.html
-- Mose mit Schrifttafeln, Darstellung: http://www.heroparadiso.com/allascopertadiheroparadiso/opere_religiosi/mose.jpg
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