aus: Israel Finkelstein / Neil A.
Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die
archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher
Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004,
zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible
Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and
the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division
of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe:
Verlag C.H.Beck oHG, München 2002
Die
Ermordung des Statthalters Gedalja - die angebliche
Massenflucht nach Ägypten
Das AT behauptet:
-- in den Ruinen Jerusalems sollen weiter
Kulthandlungen stattgefunden haben (Jeremia 41,5) (S.328)
-- der Statthalter von Mizpa, Gedalja,
soll mit der neuen Herrschaft aus Babylonien die
Kollaboration gesucht haben
-- der Statthalter Gedalja und weitere
judäische Beamte und Vertreter des babylonischen Reiches
sollen durch Ismael, den Sohn Nethanjas, getötet worden sein
(S.318) bzw. in der babylonischen Garnison in Mizpa soll ein
Massaker angerichtet worden sein (S.327)
gemäss Finkelstein / Silberman eventuell
wegen der Kollaboration, die vielleicht als Bedrohung für
das "Haus David" empfunden wurde, oder aus anderen Gründen
(S.318)
-- die verbliebene Bevölkerung in Jehud
soll daraufhin aus Angst vor einer neuen babylonischen
Invasion in einer Massenflucht nach Ägypten geflohen sein,
darunter auch Jeremia (S.318), bzw. es soll "alles Volk"
nach Ägypten geflohen sein (S.327)
-- so soll das "heilige Land" eine Zeit
lang quasi menschenleer gewesen sein (2. Könige 25,22-26;
Jeremia 40,7 bis 43,7) (S.318-319).
Archäologie zu Jehud
-- die Provinz Jehud besteht gemäss
Finkelstein / Silberman noch aus ca. 55.000 Einwohnern
(S.328) und ist keinesfalls völlig zerstört, wie es das
erfundene AT darstellt (S.329)
[Damit entspricht die Bevölkerung von
Jehud derjenigen von Lugano oder Cuxhaven im Jahr 2005].
Die Kontinuität der Landbevölkerung:
Ausgrabungen von Bethel und Gibeon und auch südlich von
Jerusalem bestätigen, dass die Regionen ununterbrochen
bewohnt geblieben sind und keine Deportation aus ländlichen
Gebieten stattgefunden hat (S.329). Die Gebliebenen leben
weiter in den wenigen erhaltenen Städten wie z.B. das 12 km
nördlich von Jerusalem gelegene Mizpa (S.328).
Autonomiepolitik: Babylon betreibt
eine Autonomiepolitik und toleriert einheimische Kulte, um
die Loyalität zu Babylon zu fördern (S.330).
Edomiter-Invasion und Idumäa im Süden:
Die Provinz Jehud wird im Süden von Edomiten besiedelt, die
sich nach der Zerstörung Jerusalems in der Bucht von
Beerscheba und im Bergland von Hebron niederlassen. Die
Region wird bald als "Idumäa" bekannt, das "Land der
Edomiter". De facto wird die Provinz Jehud somit noch
kleiner und die Südgrenze rückt gegen Jerusalem nach Norden
vor (S.334).
Archäologie über Jerusalem
-- Grabhöhlen in Jerusalem, deren
Familien nun ausserhalb von Jerusalem leben, werden von den
Familien weitergepflegt (S.328)
-- die Vororte auf dem Berg im Westen
Jerusalems, die mindestens seit König Hiskia existierten,
bleiben unbewohnt (S.328)
-- das Land nördlich und südlich von
Jerusalem bleibt ununterbrochen bewohnt, ohne Deportationen
(S.328)
-- in der unzerstörten Stadt Mizpa läuft
eine gewisse Selbstverwaltung weiter (S.328-329). Mizpa wird
im 6. Jh. v.Chr. das wichtigste regionale Zentrum der
Provinz Jehud (S.329).
Ägypten: Ausdehnung der arabischen
Bevölkerung ins Nildelta
Ab dem 6. Jh. v.Chr. dehnt sich die
arabische Bevölkerung ins Nildelta aus und übernimmt im 5.
Jh. v.Chr. dort die Macht (S.80).