Kontakt     Hauptseite     zurück
zurückvoriges     nächstesnächstes Kapitel
ENGL     ESP

Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

38. Die Geschehnisse im babylonischen Exil / in der Verbannung

von Michael Palomino (2006 / 2010)

Teilen:

Facebook








aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002


Jüdische Siedlungen während der Babylonischen Gefangenschaft - Priester der Ein-Gott-Bewegung - neue Deutungsversuche des Untergangs von Juda

Das Alte Testament verschweigt das Leben in der Verbannung fast vollständig. Es sind nur Anspielungen in den Prophetenbüchern auffindbar:

-- die judäischen Verbannten sollen in der Hauptstadt Babylon und auf dem Land gelebt haben (Bericht von Ezechiel und Deuterojesaja in Jesaja Kapitel 40 bis 55)

-- die Ansiedlung soll in unterentwickelten Gebieten stattgefunden haben, in der Nähe neu ausgehobener Kanäle (Ezechiel)

-- Jeremia soll den Verbannten geraten haben, sich auf einen langen Aufenthalt einzurichten, mit Hausbau, Gartenbau und Familiengründungen (Jeremia 29,5-6).

[Dieser Jeremia soll doch nach Ägypten geflüchtet sein...]


Die Ein-Gott-Bewegung predigt in der Verbannung eine falsche Identität

Im Exil verstärkt die Ein-Gott-Bewegung ihre Aktivität (S.317). Die Priester und die restlichen Angehörigen der Königsfamilie bauen sich gemäss Finkelstein / Silberman wohl ein neues Leben auf, eventuell unter Führung des verbannten davidischen Königs Jojachin und nicht unter dem geblendeten Zedekia (S.319).

Die Priester haben die Führungsrolle (S.331). Die "heiligen Bücher" werden dabei Stütze einer [nachweislich falschen] Identität (S.333).

Die Ein-Gott-Bewegung fühlt sich verpflichtet, die Mosebücher und Chroniken den Geschehnissen anpassen und entsprechend umzuarbeiten. Gleichzeitig erarbeiten sich die Israeliten in Babylon und Jerusalem neue Gesellschaftsformen und etablieren neue Formen und Gottesdienste (S.317).

Der erfundene Auszug aus Ägypten gewinnt für die Verbannten an Bedeutung, denn der erfundene Auszug aus Ägypten wird auf die Situation der Verbannten in Babylon bezogen (S.333).

Gemäss Finkelstein / Silberman dürfte auch die erfundene Wanderung des erfundenen Erzvaters Abraham vom Euphrat nach Kanaan für die Situation der Verbannten in Babylon an Bedeutung gewonnen haben. Man hat dieselbe Wanderung vor sich (S.333).

[Die erfundenen Wanderungen werden Vorbild für eine wirkliche Wanderung, die noch zu bestehen ist, womit sich die erfundene Geschichte im Unterbewusstsein festsetzt].

Eine neue Elite für die Provinz Jehud?
Im Fall Jehud meinen viele Forscher, Babylon hätte unter den Deportierten eine loyale Elite herangezogen, um die Provinz Jehud in ihrer Grenzlage zu Ägypten später stabil zu halten (S.330).

[Parallele: Das hat Stalin mit deutschen Kriegsgefangenen auch so gemacht: Die Elite der späteren "DDR" wurde im russischen Gefangenenlager ausgewählt und indoktriniert...]


Der Zwang zur neuen Deutung des Untergangs von Juda - die zweite Version des Deuteronomistischen Geschichtswerks

Die Schreiber der Ein-Gott-Bewegung müssen nun die Mosebücher und das deuteronomistische Geschichtswerk umarbeiten, warum für Juda keine Erlösung eingetreten ist (S.323). Nach der Zerstörung von Jerusalem muss ein neuer theologischer Ausweg für neue Erlösungshoffnungen gefunden werden:

-- das Ziel der Gesetzbücher mit dem Passa-Festzwang wird beibehalten (S.324)

-- die Vorkommnisse mit der zweiten Verbannung müssen einen theologischen Sinn im Sinne einer Erlösungsphilosophie bekommen (S.324-325).

Damit wird eine zweite Version des deuteronomistischen Geschichtswerks vorbereitet (S.324).

560 v.Chr.
Babylon: Entlassung des deportierten Königs Jojachin aus der Haft

Das AT behauptet:
König Evil-Merodach von Babylon soll König Jojachin aus dem Kerker entlassen haben und ihm eine Lebensrente gegeben haben (2. Könige 25,27-30) (S.325,326).

539 v.Chr.
Persien besetzt das Babylonische Reich
(S.318)

Das Persische Reich unter Kyros / Cyrus
Kyros / Cyrus / Kyrus / Kurosch, Imperator
                        von Persien, Profil
Kyros / Cyrus / Kyrus / Kurosch, Imperator von Persien.
Karte: Die Expansion Persiens unter Cyrus /
                        Kyros
Karte: Die Expansion Persiens unter Cyrus / Kyros. Das ist mehr als ein Halbmond...

538 v.Chr.
Persien: König Cyrus / Kyros erlaubt die Rückkehr der verbannten Juden
Kyros (auch Kyrus, Cyrus, Kurosch) gibt einen Erlass heraus, wonach die deportierten Juden zurückkehren dürfen (S.329). Der Erlass ist eine kalkulierte, neue Politik und keine Geste des Mitleids (S.330).

Das AT behauptet:
-- König Kyros soll beschlossen haben, alle Deportierten freizulassen

-- König Kyros soll eine Erlaubnis zur Wiederherstellung Judas und zum Wiederaufbau eines Tempels gegeben haben (Esra 1,2-3) (S.319).


zurückvoriges     nächstesnächstes Kapitel




Bildernachweis

-- Karte: Persische Expansion unter Cyrus / Kyros: http://ccwf.cc.utexas.edu/~kallet/greece/pictures.html; http://ccwf.cc.utexas.edu/~kallet/greece/Map%20Cyrus.jpg

-- Kyros / Cyrus, Imperator von Persien: http://www.cais-soas.com/CAIS/History/hakhamaneshian/Cyrus-the-great/decree_jews.htm


^