aus: Israel Finkelstein / Neil A.
Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die
archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher
Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004,
zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible
Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and
the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division
of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe:
Verlag C.H.Beck oHG, München 2002
Die Rückkehrer und ein
angeblicher neuer Aufschwung
Das AT behauptet:
-- gemäss Buch Esra Kapitel 2 und Buch
Nehemia Kapitel 7 kommen fast 50.000 Juden aus der
Verbannung in die Provinz Jehud zurück
-- damit soll ein neuer Aufschwung in
Jerusalem verbunden gewesen sein
-- es soll auch einen Bevölkerungsschub im
Bergland gegeben haben (S.329).
Die neue Südgrenze von Jehud wegen
"Idumäa"
Durch die Besetzung durch Edomiter und die
Gründung eines Gebiets "Idumäa" ist die Südgrenze nach
Norden verschoben. Die neue Grenze verläuft nun zwischen den
Städten Bet-Zur und Hebron, wobei Hebron nicht mehr zur
Provinz Jehud gehört (S.334).
Provinz Jehud: Statthalter und
Priestertum - kein König mehr
Es wird kein Königtum mehr eingerichtet
(S.331). Die Provinz Jehud wird von ernannten Statthaltern
und Priestern regiert. Der Tempel und die Tempelgemeinschaft
wird der Identifikations-Mittelpunkt. Königshof gibt es
keinen mehr. Die Priester steigen auf und schreiben neue
Bücher, die Priesterschriften (P) (S.332).
Die erfundene Wanderung des erfundenen
Erzvaters Abraham und der erfundene Auszug aus Ägypten
dürften gemäss Finkelstein / Silberman weiterhin beliebte
Themen bei Predigten gewesen sein [und sind es heute noch in
christlichen Kirchen] (S.334).
Was die Archäologie über die Rückkehr
der Verbannten angibt: Das war eine regelrechte
Machtübernahme
Die Zahl 50.000 rückkehrender Juden aus
der babylonischen Verbannung ist gemäss Finkelstein /
Silberman eine wilde Übertreibung. Die Gesamtbevölkerung in
der winzigen Provinz Jehud beträgt im 5. bis 4. Jh. v.Chr.
ca. 30.000. Diese Bevölkerung prägt die Herausbildung des
späten Judentums (S.329).
[Jehud ist damit noch so gross wie die
Stadt Uster (2005) oder wenig grösser als Gibraltar].
Die Rückkehrer siedeln sich in und um
Jerusalem an. Sie sind Anhänger der 1-Gott-Bewegung, und
in Soziologie und in Politik sind sie besser
ausgebildet und stehen höher als die angestammte
Bevölkerung. Dank der "heiligen Bücher" haben sie die
Verbannung in Babylon überlebt und eine Identität als Juden
bewahrt (S.331).
[Diese Identität ist aber sehr falsch,
aber korrigieren wollen sie nichts].
Es kommt zur Machtübernahme der
Rückkehrer:
-- die zurückgekehrten Priester übernehmen
in Jehud die Führungsrolle (S.331-332), denn die Beziehungen
zu Babylon geben den Heimkehrern ausserdem alle politische
Macht (S.331)
-- und da Babylon keine ausländischen
Deportierten in Jehud angesiedelt hat, haben die Rückkehrer
gleich die ganze Macht (S.331).
Der angebliche neue Tempelbau und die
Diskriminierung von Einwohnern aus dem Ex-Nordreich Israel
Das AT behauptet:
-- zwei Männer, Scheschbazzar und Serubbabel, sollen die
erste Gruppe von Heimkehrern angeführt haben, und beide
sollen Statthalter der Provinz Jehud geworden sein (Esra
5,14; Haggai 1,1) (S.331)
oder:
-- unter Führung von Scheschbazzar kommt eine erste Gruppe
Verbannter nach Jerusalem zurück, mit Tempelschätzen, die
Nebukadnezar geraubt haben soll (S.320)
[von einem "ersten Tempel", den es gar nie gab].
-- Scheschbazzar soll die Fundamente für einen neuen Tempel
gelegt haben, er soll ein "Fürst Juda" sein (Esra 1,8)
(S.331)
-- ein paar Jahre später soll eine weitere Rückkehrerwelle
in Jerusalem eingetroffen sein, angeführt von Jeschua, dem
Sohn Jozadaus, und von Serubbabel, ein Enkel von Jojachin
(S.320)
-- sie sollen einen Altar gebaut und das Laubhüttenfest
gefeiert haben (Buch Esra) (S.320)
-- Einwohner des Ex-Nordreichs Israel sollen bei Serubbabel
darum gebeten haben, beim Tempelbau helfen zu dürfen, aber
der Priester Jeschua und Serubbabel sollen die
Zusammenarbeit abgelehnt haben (Esra 4,3) (S.320)
-- die Ex-Verbannten meinen, sie würden durch die
durchgemachte Verbannung das göttliche Vorrecht besitzen,
den Charakter des jüdischen 1-Gott-Glaubens zu bestimmen
(S.320)
-- das "Volk des Landes" aus dem Ex-Nordreich Israel soll
dem König von Babylon daraufhin einen Brief geschrieben
haben mit der Behauptung, die Rückkehrer würden in Israel
"die aufrührerische und böse Stadt wieder aufbauen", und die
Leute des Nordreichs sollen prophezeit haben, die Stadt
Jerusalem werde wieder Steuern verweigern und Schaden
anrichten, die Persien einen Schaden bis an den Euphrat
bringen könnten (Esra 4,12-16) (S.320)
--- so soll der König in Babylon alle weiteren Tempelbauten
verboten haben, Serubbabel und Jeschua sollen die
Tempelarbeiten aber fortgesetzt haben (S.320)
-- der persische Statthalter soll daraufhin Jerusalem selber
inspiziert haben und dies nach Persien dem neuen König
Darius gemeldet haben mit der Bitte um eine königliche
Entscheidung (S.321)
-- König Darius von Persien soll die Fortsetzung des
Tempelbaus erlaubt haben und sogar die Finanzierung
zugesichert und die Bestrafung weiterer Tempelgegner
befohlen haben, wenn diese wieder Aktionen gegen den Tempel
unternehmen würden (Buch Esra) (S.321).
Die Aktenlage und die
Archäologie über die Rückkehrern
Einige Wissenschaftler
behaupten, Scheschbazzar sei Schenazzar (1. Chronik 3,18),
ein David-Erbe [entfernteren Grades], vielleicht sei er
sogar der Sohn von Jojachin [dann wäre es ein Sohn einer
geheimen Beziehung] (S.331).
Plötzlich wird Serubbabel im AT nicht mehr
erwähnt. Gemäss Finkelstein / Silberman könnte es sein, dass
Serubbabel in der Provinz Jehud zu mächtig wurde und
deswegen von Babylon zurückberufen [oder beseitigt] wurde
(S.331).