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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

39. Provinz Jehud: Die neue Siedlungsstruktur und Bevölkerungsstruktur nach der Rückkehr der Verbannten

von Michael Palomino (2006 / 2010)

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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002



Die Rückkehrer und ein angeblicher neuer Aufschwung

Das AT behauptet:
-- gemäss Buch Esra Kapitel 2 und Buch Nehemia Kapitel 7 kommen fast 50.000 Juden aus der Verbannung in die Provinz Jehud zurück
-- damit soll ein neuer Aufschwung in Jerusalem verbunden gewesen sein
-- es soll auch einen Bevölkerungsschub im Bergland gegeben haben (S.329).

Die neue Südgrenze von Jehud wegen "Idumäa"

Durch die Besetzung durch Edomiter und die Gründung eines Gebiets "Idumäa" ist die Südgrenze nach Norden verschoben. Die neue Grenze verläuft nun zwischen den Städten Bet-Zur und Hebron, wobei Hebron nicht mehr zur Provinz Jehud gehört (S.334).

Provinz Jehud: Statthalter und Priestertum - kein König mehr

Es wird kein Königtum mehr eingerichtet (S.331). Die Provinz Jehud wird von ernannten Statthaltern und Priestern regiert. Der Tempel und die Tempelgemeinschaft wird der Identifikations-Mittelpunkt. Königshof gibt es keinen mehr. Die Priester steigen auf und schreiben neue Bücher, die Priesterschriften (P) (S.332).

Die erfundene Wanderung des erfundenen Erzvaters Abraham und der erfundene Auszug aus Ägypten dürften gemäss Finkelstein / Silberman weiterhin beliebte Themen bei Predigten gewesen sein [und sind es heute noch in christlichen Kirchen] (S.334).

Was die Archäologie über die Rückkehr der Verbannten angibt: Das war eine regelrechte Machtübernahme

Die Zahl 50.000 rückkehrender Juden aus der babylonischen Verbannung ist gemäss Finkelstein / Silberman eine wilde Übertreibung. Die Gesamtbevölkerung in der winzigen Provinz Jehud beträgt im 5. bis 4. Jh. v.Chr. ca. 30.000. Diese Bevölkerung prägt die Herausbildung des späten Judentums (S.329).

[Jehud ist damit noch so gross wie die Stadt Uster (2005) oder wenig grösser als Gibraltar].

Die Rückkehrer siedeln sich in und um Jerusalem an. Sie sind Anhänger der 1-Gott-Bewegung, und  in Soziologie und in Politik sind sie besser ausgebildet und stehen höher als die angestammte Bevölkerung. Dank der "heiligen Bücher" haben sie die Verbannung in Babylon überlebt und eine Identität als Juden bewahrt (S.331).

[Diese Identität ist aber sehr falsch, aber korrigieren wollen sie nichts].

Es kommt zur Machtübernahme der Rückkehrer:

-- die zurückgekehrten Priester übernehmen in Jehud die Führungsrolle (S.331-332), denn die Beziehungen zu Babylon geben den Heimkehrern ausserdem alle politische Macht (S.331)

-- und da Babylon keine ausländischen Deportierten in Jehud angesiedelt hat, haben die Rückkehrer gleich die ganze Macht (S.331).

Der angebliche neue Tempelbau und die Diskriminierung von Einwohnern aus dem Ex-Nordreich Israel

Das AT behauptet:
-- zwei Männer, Scheschbazzar und Serubbabel, sollen die erste Gruppe von Heimkehrern angeführt haben, und beide sollen Statthalter der Provinz Jehud geworden sein (Esra 5,14; Haggai 1,1) (S.331)

oder:

-- unter Führung von Scheschbazzar kommt eine erste Gruppe Verbannter nach Jerusalem zurück, mit Tempelschätzen, die Nebukadnezar geraubt haben soll (S.320)

[von einem "ersten Tempel", den es gar nie gab].

-- Scheschbazzar soll die Fundamente für einen neuen Tempel gelegt haben, er soll ein "Fürst Juda" sein (Esra 1,8) (S.331)

-- ein paar Jahre später soll eine weitere Rückkehrerwelle in Jerusalem eingetroffen sein, angeführt von Jeschua, dem Sohn Jozadaus, und von Serubbabel, ein Enkel von Jojachin (S.320)

-- sie sollen einen Altar gebaut und das Laubhüttenfest gefeiert haben (Buch Esra) (S.320)

-- Einwohner des Ex-Nordreichs Israel sollen bei Serubbabel darum gebeten haben, beim Tempelbau helfen zu dürfen, aber der Priester Jeschua und Serubbabel sollen die Zusammenarbeit abgelehnt haben (Esra 4,3) (S.320)

-- die Ex-Verbannten meinen, sie würden durch die durchgemachte Verbannung das göttliche Vorrecht besitzen, den Charakter des jüdischen 1-Gott-Glaubens zu bestimmen (S.320)

-- das "Volk des Landes" aus dem Ex-Nordreich Israel soll dem König von Babylon daraufhin einen Brief geschrieben haben mit der Behauptung, die Rückkehrer würden in Israel "die aufrührerische und böse Stadt wieder aufbauen", und die Leute des Nordreichs sollen prophezeit haben, die Stadt Jerusalem werde wieder Steuern verweigern und Schaden anrichten, die Persien einen Schaden bis an den Euphrat bringen könnten (Esra 4,12-16) (S.320)

--- so soll der König in Babylon alle weiteren Tempelbauten verboten haben, Serubbabel und Jeschua sollen die Tempelarbeiten aber fortgesetzt haben (S.320)

-- der persische Statthalter soll daraufhin Jerusalem selber inspiziert haben und dies nach Persien dem neuen König Darius gemeldet haben mit der Bitte um eine königliche Entscheidung (S.321)

-- König Darius von Persien soll die Fortsetzung des Tempelbaus erlaubt haben und sogar die Finanzierung zugesichert und die Bestrafung weiterer Tempelgegner befohlen haben, wenn diese wieder Aktionen gegen den Tempel unternehmen würden (Buch Esra) (S.321).

Die Aktenlage und die Archäologie über die Rückkehrern

Einige Wissenschaftler behaupten, Scheschbazzar sei Schenazzar (1. Chronik 3,18), ein David-Erbe [entfernteren Grades], vielleicht sei er sogar der Sohn von Jojachin [dann wäre es ein Sohn einer geheimen Beziehung] (S.331).

Plötzlich wird Serubbabel im AT nicht mehr erwähnt. Gemäss Finkelstein / Silberman könnte es sein, dass Serubbabel in der Provinz Jehud zu mächtig wurde und deswegen von Babylon zurückberufen [oder beseitigt] wurde (S.331).


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