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Uwe Gartenschlaeger

DIE STADT MINSK WÄHREND DER DEUTSCHEN BESETZUNG (1941 - 1944)

7. Die Deutschen in Minsk
Magisterarbeit im Fach Mittlere und Neuere Geschichte im Rahmen der Magisterprüfung an der
Philosophischen Fakultät der Universität Köln. Gutachter: Prof. Dr. M.Alexander
Abschrift: Michael Palomino (2000)

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Die Nationalsozialisten teilten die Deutschen Minsks in zwei Gruppen ein: Da waren zum einen die sogenannten Reichsdeutschen, d.h. aus dem Deutschen Reich stammende Personen, die in der weissrussischen Hauptstadt in den Jahren 1941-44 stationiert waren. Diese Gruppe umfasste ca. 7-8000 Menschen.

(1. Zu den ca. 4-5000 Wehrmachtsangehörigen kamen ca. 3000 Zivilisten, darunter fast 1500 Frauen, nemecko 53; Abschlussbericht, Bez.-Ltg. Weissruthenien der NSDAP Frauenführung an die NSDAP-Landesltg. Ostland, Frauenführung vom 20.3.43, BA R90/229. Diese Zahlen stellten sicherlich den Höchststand von Mitte 1943 dar, eine genauere Verifizierung oder zeitliche Differenzierung lässt sich aufgrund der Quellenlage leider nicht vornehmen).

Dazu kamen ungefähr 1500 sogenannte Volksdeutsche, also Russlanddeutsche, die zur Zeit der forcierten Industrialisierung aus ihren angestammten Siedlungsgebieten an der Wolga gekommen waren.

(2. Janetzke spricht in der Minsker Zeitung von 1700 Volksdeutschen. Da einige Russen sich eventuell wegen zu erwartender Vorteile als Deutsche registrieren liessen, erscheint eine Korrektur der Zahl nach unten gerechtfertigt).

Der Schwerpunkt der folgenden Ausführungen liegt bei den "Reichsdeutschen"; die zweite Gruppe wird aber, wo dies sinnvoll erscheint, mitberücksichtigt.

7.1. Konfrontation mit dem Fremden

Die Schilderung der Verwaltungsstrukturen und Besatzungsinstitutionen wirft - steht sie allein - ein schiefes Bild auf das Leben der Deutschen in Minsk. Im Osten war die Existenz des einzelnen nicht allein von den vorgegebenen Strukturen abhängig. Sich ad hoc entwickelnde individuelle und kollektive Verhaltensweisen spielten eine mindestens ebenso grosse Rolle. (S.128)

Dies traf zudem auf Minsk als der Hauptstadt desjenigen Gebietes, über das sich die Planer in Berlin und Riga am wenigsten Gedanken machten, in besonderer Weise zu. Das Fehlen adäquater Konzepte korrespondierte mit der Tendenz, nach Minsk diejenigen Leute abzuschieben, die anderswo als unbrauchbar galten.

(3. Vgl. die Klage Kubes auf der Tagung vom April 1943, BA R93/20).

Diese Leute wurden mit dem Land, in das sie kamen, kaum vertraut gemacht, eine Sprachausbildung fand nicht statt.

(4. Krausnick 289 zitiert entsprechende Klagen bezüglich der Ausbildung der EGr. Es ist kein Deutscher bekannt, der weissrussisch sprach).


Diese Unkenntnis musste gerade in einem Land, dessen Kultur und Sprache noch bis vor kurzem nur von der bäuerlichen Unterschicht getragen wurde, fatale Konsequenzen haben.

So kamen die Deutschen also in ein ihnen fremdes Land mit Menschen, zu denen sie keinen Bezug hatten, die sie nicht verstanden. Die historisch bedingte Armut führte dazu, dass sie ihnen kulturlos erschienen. Zur Erklärung wurde auf ein schon in der Weimarer Zeit weit verbreitetes ideologisches Feindbild zurückgegriffen, das nach acht Jahren nationalsozialistischer Herrschaft in Deutschland fest verwurzelt war: den Bolschewismus. Dank seines verderblichen Einflusses war die Minsker Bevölkerung "verproletarisiert".

(5. Ereignismeldung UdSSR Nr.23, BA R58/214, 166. Hier drückt sich in der Art einer Self-fulfilling-prophecy das vom Bolschewismus erwartete aus).

Das widersprüchliche Stadtbild, in dem sich moderne Gebäude und Holzhütten gegenüberstanden, war Ausdruck bolschewistischer "Bau-Grotesken", die lange gewachsene Rückständigkeit Ergebnis seiner Herrschaft.

(6. Sozgorod, Minsker Zeitung vom 10.3.43, 4. Vgl. auch die dort vorzufindenden, historisch unsinnigen Vergleiche Minsks mit Nürnberg oder Frankfurt am Main).

Die Sinnbilder der Moderne, der (S.129)  Konstruktivismus in der Architektur oder das moderne Theater wurden als seine Ausgeburt wahrgenommen; und dies war in der ersten eroberten Unionshauptstadt "im Lande des siegreichen Sozialismus" besonders gut zu beobachten.

(7. Ebenda; vgl. Minsker Zeitung vom 1.5.42. Dass derartige Erklärungsmuster nicht allein Propaganda waren, beweisen Äusserungen Kubes, in denen er sich gegen diese häufig wiederkehrenden, festverwurzelten Ansichten wendet und den Bolschewismus als "Fortschritt" für Weissrussland bezeichnet. "Und wenn man das Hochhaus (den konstruktivistisch gebauten ehemaligen Regierungssitz in Minsk, d.Verf.) kritisieren will - solche Kästen hat man bei uns in der Systemzeit auch gebaut", Kube auf einer Tagung im April 1943, BA R93/20).

Das folgende Zitat zeigt erneut deutlich diese aus Unverständnis resultierende Verachtung, bietet allerdings eine andere Erklärung an:

"Es ist gewiss nicht leicht für uns, die wir kein Organ haben, um die Seele des osteuropäischen Menschen zu durchschauen, über das Animalische seines Wesens hinwegzusehen. Wir müssen über die Beobachtungen, die wir auf sanitärem, hygienischem, wegebaulichem, organisatorischem und manchem anderen zivilisatorischem Gebiet... machen, zu einer weitergreifenden Erfassung dieses Menschentypus durchstossen."

(8. Weidhaas 11. Hier wird nicht der Bolschewismus zur Ursache, sondern eine pseudoanthropologische Andersartigkeit des Osteuropäers).

Unvorbereitet auf die fremde Arbeitsmentalität, in der das Improvisieren eine grosse Rolle spielte (9. vgl. Minsker Zeitung vom 12.9.42 und 10./11.1.43), erscheinen die Einheimischen den Deutschen als "unbrauchbar" (10. Ereignismeldung UdSSR Nr.152, BA R58/220 82).

Dies gilt auch für die politische Arbeit, die durch "Passivität und politische Stumpfheit der Weissrussen" (11. Einsatzmeldung UdSSR Nr.36, BA R58/215 170) unmöglich gemacht werde. Die Fixierung der Menschen  auf (S.130) den Überlebenskampf erschien ihnen als "unverständliche Sturheit".

(12. Meldung Nr.19, BA R58/222 9/10: "Die Gedanken kreisen mit unverständlicher Sturheit lediglich um Partisanen, Lebensmittel und Sachgüter.")

Verstärkend hinzu trat die Tatsache, in einer fast völlig zerstörten Stadt leben zu müssen - was man allerdings selber zu verantworten hatte, sich aber nicht eingestand. Die Abscheu vor dieser vermeintlich minderwertigen Welt wurde dadurch noch grösser. In einem Artikel der Minsker Zeitung über die Eröffnung eines Hallenbades für Soldaten heisst es abschliessend:

"Doch  dann blickt man einmal zu den hohen Fenstern hinaus, sieht jenseits des hohen Bretterzaunes vor dem Badegebäude wirre Trümmer. Ein zerschlissener Bauer lässt seine Ziegen weiden. Dann erkennt man: Kein Irrtum, wir sind doch in Minsk." (13. Minsker Zeitung vom 9./10.8.1942).

Was in diesem Propagandaartikel noch mit eher amüsierter Verzweiflung beschrieben wird, nennt die Minsker Frauenführerin Morsbach "Ruinenkoller": ein Gefühl der Verlassenheit in einer unwirtlich und bedrohlich erscheinenden Umgebung (14. GKW an RKO, Abt. Frauen vom 10.8.42, BA R/9 229. Vgl. auch den Ausdruck "Steppensender� für den Landessender Minsk, Minsker Zeitung vom 15.5.42).

Sowohl die mangelnde Vorbereitung als auch die Bedrohungsängste der Deutschen lassen sich gut an dem Seuchen- und Ungezieferproblem aufzeigen. Einerseits waren Erkrankungen wie Darminfektionen, Kreislaufschwächen oder auch Fleckfieber sicherlich eine reale Gefahr in einer Stadt, in der weder die Abwasserentsorgung noch die Müllbeseitigung organisiert waren. Um so mehr verwundert es daher, dass offenbar nicht ausreichend Vorsorge in Form (S.131)  von Filtrieranlagen (15. GKW an Gauleiter A.Meyer vom 9.10.41, BA R6/27 18) oder Schutzimpfungen getroffen wurde (16. vgl. die Fleckfiebererkrankungen in Minsk, Ereignismeldung UdSSR Nr.152 25).

Andererseits spricht neben der häufigen Behandlung des Themas in der Presse und im internen Schriftverkehr

(17. neben den bereits erwähnten Stellen vgl. Minsker Zeitung vom 31.7. und 19.11.42; GKW, Abt. Verw.: Allg. Lagebericht vom 15.10.42, BA R93/3 12)

besonders die Brutalität, mit der einer Erkrankung verdächtigte Personen ohne Prüfung des genauen Sachverhaltes ermordet wurden, für die starke emotionale Komponente, die die Seuchengefahr für die Deutschen bedeutete.

(18. Vgl. Ereignismeldungen UdSSR Nr.144 und 152, BA R58/219 268, R58/220 25-27 sowie den Reisebericht des Beauftragten des Omi vom 6.3.42, BA R43II/684 125-127, wo es u.a. heisst: "Die Erschiessungen (von 280 Zivilgefangenen, d.Verf.) sollen zur Bekämpfung des Fleckfiebers stattgefunden haben. Nach Angaben des Hauptwachtmeisters Eichfeld sind Fleckfiebererkrankungen im Gefängnis weder vorher noch nachher aufgetreten.")

Die Empfindung der Fremdheit wurde aber durch eine andere Tatsache noch verstärkt: Der Kontakt zur einheimischen Bevölkerung fand für die Deutschen fast ausschliesslich über wenige Einzelpersonen vermittelt statt. Diese stammten, vor allem anfangs, vielfach aus der Emigration, allmählich stiessen aber auch kirchliche Würdenträger und einige Intellektuelle zu diesem Kreis. Insbesondere die ersten beiden Gruppen hatten aber selber erhebliche Schwierigkeiten, Zugang zur Bevölkerung zu finden und die Realitäten zu verstehen. Symptomatisch sind die Schwierigkeiten eines aus dem Baltikum stammenden Weissrussen, mit den Minskern in Kontakt zu kommen.  Sein Auftreten im "städtischen Rock" trifft auf "eisige Ablehnung". Aus dem ganzen, bereits oben zitierten Bericht, spricht seine Distanz zu der "verwahrlosten" Bevölkerung; bereits die (S.132) Kinder seien "verkommen" (19. Wehrmachtsbefehlshaber Ostland an RKO vom 22.8.42, BA R90/126 462-476).

Auch als Folge dieser Zustände kam es zu einer hohen personellen Fluktuation (20. Für SS, Polizei, SD und EGr. vgl. Krausnick 557). Das Verhalten dreier nach Minsk beorderter Köche illustriert dies:

"Sie (die Köche, d.Verf.) haben aber inzwischen die Trümmerstätte von Minsk fluchtartig wieder verlassen. Die drei Herren haben geglaubt, es handele sich hier um die Übernahme einer Hotelküche, wie sie etwa in Berlin oder in Riga vorhanden sein soll... Unsere Herdstellen entsprechen der Steinzeit und entsprechen durchaus nicht modernen Anforderungen... Die von Dir (gemeint ist der stellvertretende Ostminister Meyer, d.Verf.) gesandten Köche erklärten mit Schaudern, dass sie in derartigen Küchen (wohl aus Standesbewusstsein) nicht arbeiten könnten..." (21. GKW an Dr. Meyer vom 9.10.41, BA R6/27 18).


7.2. Sich-Festhalten am Vertrauten: Die Rolle der "Heimat"

" 'Mondschein über Minsk - Mondschein über einer deutschen Stadt'  - geht es einem unwillkürlich durch den Sinn. Die blaue Blume der Romantik blüht auf: Spitzgiebeldächer, vertraute Strassen und Winkel, Kindheitserinnerungen ziehen blitzschnell im Geiste vorüber und lassen eine leise Sehnsucht zurück. Aber was soll uns die - uns beherrscht die rauhe Wirklichkeit: Wir sind gekommen um aufzubauen und zu gestalten! Und doch - wer Minsk im Mondschein gesehen hat, den lässt dieses erschütternde Bild nicht los!

Gespenstisch recken sich brandgeschwärzte Mauerreste dem Himmel entgegen... Leeren Augenhöhlen gleich starren (S.133) inmitten dunkler Schlagschatten Tür- und Fensteröffnungen auf den Beschauer... Über allem aber versöhnend und ausgleichend das Silberlicht des Mondes wie eine linde Hand, die ein krankes Kind zurechtrückt. Plötzlich, ganz unvermittelt, klinkt eine leise Mädchenstimme auf in der Nacht: Ach - zu Hause scheint derselbe Mond mitten in mein Zimmer, dass es ganz hell ist! Und nun steht mein schönes, weiches Bett da ganz allein!

... Einen Augenblick will uns das Bewusstsein; weit, weit weg auf vorgeschobenen Posten zu stehen, bedrücken."

(22. Deutsche Zeitung im Ostland, 12.10.41. Die innere Stimme - der "innere Schweinehund" - , die den Autor offenbar zum Verlassen der Front aufruft, wird hier bewusst nach aussen verlegt, also angesprochen, aber nicht als eigene Schwäche eingestanden).


In diesem Zitat kommt exemplarisch eine Reaktion zum Ausdruck, die unter den in Minsk stationierten Deutschen typisch war: Man stellte der Unverständlichkeit der Umwelt und den täglichen Grausamkeiten, deren Komplize man war, eine vermeintlich heile Welt entgegen, in die man quasi unbeschadet wird zurückkehren zu können glaubte. Neben der Kindheit eignete sich die Heimat in ganz besonderer Weise als ein solcher Fluchtpunkt. Dies hatten auch die für die Betreuung der Deutschen verantwortlichen Stellen bald erkannt. Deshalb lag ein Hauptgewicht ihrer Aktivitäten in der Inszenierung von Heimat in der Fremde.

(23. So zum Beispiel, wenn die Minsker Zeitung vom 24./25.3.42 das Pflanzen einer "Sonnenblume aus Deutschland" feiert. Ins Auge springt ebenso die Organisation von deutschen Fussballmannschaften, ja richtigen Stadtmeisterschaften, vgl. z.B. Minsker Zeitung vom 16.5., 26.5., 23.7. und 23.10.1942).

Daneben springen aber auch einige konkrete Verhaltensweisen von Einzelpersonen ins Auge, die deutlich zeigen, dass sich viele Deutsche mehr auf ihre Heimat bezogen, als (S.134) auf die in Minsk zu erfüllenden Aufgaben: Da ist zunächst das Beibehalten heimatlicher Rangbezeichnungen zu erwähnen, um so mehr,  als diese meistens niedriger waren als die im Besatzungsregime bekleideten oder gar nur auf dem Papier standen. So liess sich ein Angestellter der Zivilverwaltung als "Altpartei- genosse und Ortsgruppenleiter" anreden (24. Heiber 91. Hier bleibt allerdings der Minsker Rang des Angesprochenen unklar).

Deutlicher tritt dieses Phänomen allerdings bei Stadtkommissar Wilhelm Janetzke und bei Generalkommissar Kube zutage: Beide liessen sich mit ihren alten Rangbezeichnungen "Gauamtsleiter" (25. Minsker Zeitung vom 17.2.43; GKW an RKO vom 6.2.42, BA R90/146 518)

bzw. "Gauleiter" ansprechen (26. Vgl. z.B. Minsker Zeitung vom 8.9.42, 27.10.42 und 27./28.6.43; GKW an RKO vom 16.12.41, BA R90/146),

obwohl sie diese Ämter längst nicht mehr ausübten (27. Zu Janetzke vgl. Krausnick 329; zu Kube Heiber 69/70, 78).

Daneben fällt vor allem bei den Spitzen der Zivilverwaltung das Bemühen auf, bereits aus Deutschland bekannte Mitarbeiter - wenn möglich aus dem Heimatgau - nach Minsk zu holen (28. Vgl. die entsprechenden Anmerkungen Strauchs, zitiert bei Heiber 82/83).

Doch die Bemühungen um Kontakte zu Landsleuten machten auch keineswegs vor den deutschen Juden halt. Es liegen eine ganze Reihe von Zeugnissen vor, dass z.T. ansonsten äusserst brutale Menschen versuchten, zu deutschen Juden näheren Kontakt zu bekommen. Oft stammten sie sogar aus derselben Stadt:

-- Der als äusserst brutaler Mensch beschriebene Wiener SS-Mann Schmiedel "liebte die Konversation (mit den Juden, d.Verf.), sah sich in den Wohnungen die Familienbilder an und verteilte im Wiener Lager (S.135) grosszügig Zigaretten. Er verlangte, nicht mit Herr angeredet zu werden..."

(29. Loewenstein 709. Das Sonderghetto war in nach den Herkunftsorten der Juden benannte Teile unterteilt).

-- Der KdO Herf weigerte sich, an einem Pogrom teilzunehmen, da "im Ghetto Frankfurter Juden sein sollten, unter denen ich Bekannte hatte, z.T. noch aus gemeinsamer Kriegsteilnahme (im 1.Weltkrieg, d.Verf.)" (30. Prozess 212).

-- Ein "deutscher Polizeimeister" hatte sich mit der ersten aus Hamburg stammenden jüdischen Lagerleitung angefreundet und beförderte sogar insgeheim Post für sie (31. Loewenstein 711).

-- Ein anderer Schutzpolizeioffizier hatte sich eine wie er aus Frankfurt/Main stammende Jüdin als Hausangestellte vermitteln lassen und mit ihr ein Liebesverhältnis angefangen (32. Justiz IX 16).

-- Das bekannteste Beispiel aber ist sicherlich Generalkommissar Kube selbst. Bei ihm geriet über freundschaftliche Kontakte zu einzelnen hinaus gar die gesamte antisemitische "Weltanschauung" ins Wanken, wie unten zu zeigen sein wird. Zudem schloss Kube aber auch schnell persönliche Bekannt- schaften zu einzelnen Juden. Er umgab sich mit jüdischen Klavierstimmern (33. Heiber 84/85), Friseuren usw. (34. Justiz XIX 260. Diese brauchten auch den Judenstern während der Arbeit nicht zu tragen).

Der einzige auf Fürsprache Kubes aus dem Minsker Ghetto Entlassene, Karl Loewenstein, verdankte seine Rettung nicht zuletzt der Tatsache, dass der Generalkommissar in ihm einen vermeintlichen Studienkollegen wiederzuerkennen glaubte und sich mit (S.136) ihm über diese Zeiten unterhielt.

(35. Loewenstein 717. Dies ist um so bemerkenswerter, als dass Kube gerade während seiner Studienzeit als rabiater Antisemit aufgefallen war).

Eine andere Form des Fluchtverhaltens bildete die Beschäftigung mit altbekannten Hobbys und Steckenpferden. Dieses Phänomen wird im anschliessenden Kapitel einzuordnen sein.


7.3. Die Weite des Handlungsspielraumes

Dass das deutsche Besatzungsregime keineswegs ein bis ins letzte durchstrukturiertes, hierarchisches System war, wird besonders bei der Betrachtung der Freiräume deutlich, die den hier Eingesetzten zur Verfolgung eigener Interessen blieben. Dies verwundert auch gar nicht weiter, zieht man das oben geschilderte Desinteresse der deutschen Planer an diesem Gebiet sowie die alles andere als lückenlose Präsenz der Besatzungsorgane in Betracht.

So entfalteten einzelne bald unabhängig von ihrer Arbeitsstelle beträchtliche Aktivitäten, deren gemeinsame Kennzeichen es waren, dass sie weder durch unmittelbare Notwendigkeiten des Besatzungsregimes motiviert wurden, noch aufgrund einer Anordnung von oben erfolgten. Sie entsprangen vielmehr den Bedürfnissen der jeweils Handelnden, auch wenn - zumindest teilweise - ein wie auch immer geartetes Pflichtbewusstsein eine Rolle gespielt haben mag. (36. Dies trifft vor allem auf den ersten der geschilderten Fälle zu).

Dabei nutzten sie einen offenbar bestehenden Handlungsspielraum. Drei sehr unterschiedlich gelagerte Beispiele sollen dies demonstrieren. (S.137)

Seit Winter 1941 hielt sich der bayerische Staatsarchivassessor Dr. Rall als Wetterdienst-Inspektor der Wehrmacht in Minsk auf.

(37. Bericht Staatsarchivrat Dr. Mommsen vom 20.9.42, BA R 93/5 2 (fortan: Mommsen).


Ohne offiziellen Auftrag begann Rall, sich mit der Bestandsaufnahme und Sicherung der Minsker Archive zu befassen. Da örtliche Stellen seine ehrenamtliche Arbeit nicht unterstützten, machte sich Rall daran, einheimische Kräfte notdürftig auszubilden und geeignete Räumlichkeiten zu suchen. Hiermit stiess er offenbar auf wenig Gegenliebe sowohl bei der Zivilverwaltung (38. Mommsen 3) als auch bei Wehrmachtsstellen, die die Räumlichkeiten lieber als Soldatenquartiere genutzt wissen wollten (39. Mommsen 21/22; vgl. Ralls Bericht an Dr. Mommsen vom 27.2.42, BA R93/5).

Rall, der jederzeit von seiner Dienststelle aus Minsk abgezogen werden konnte, hatte dann allerdings das Glück, Unterstützung beim Facharchivar des RKO zu finden, was seine Position etwas verbesserte. Allerdings gelang es ihm bis September 1942 nicht, eine offizielle Position in der Zivilverwaltung zu erhalten (40. Mommsen 2/3).

Angefangen hatte Ralls Tätigkeit mit dem freiwilligen Engagement eines Wehrmachtsangehörigen, den es offenbar persönlich reizte, in seinem alten Beruf tätig zu werden.

Im Gegensatz dazu stiess der Leiter der Abteilung Jugend beim GKW, HJ-Bannführer Schulz

(41. Minsker Zeitung vom 23.6.43. Schulz ist im 2.Halbjahr 1943 zum Oberbannführer ernannt worden, Fernsprechverzeichnis des GKW, BA R93/11. Die Abt. Jugend war seit ihrer Gründung im September 1942 der HAbt. Politik zugeordnet, vgl. Minsker Zeitung vom 2.9.43),

mit seinem Interesse an Jugendarbeit bei der Zivilverwaltung von Anfang an auf Gegenliebe. Beim zuständigen Ostministerium hatte man nämlich keinerlei Vorstellungen, was mit der einheimischen (S.138) Jugend geschehen solle, so dass die Verantwortlichen vor Ort weitgehend auf eigene Faust handeln konnten.

(42. Handrack 184. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Stellung der Jugendorganisationen sich in den einzelnen besetzten Ostgebieten stark unterschied).

Schulz' Vorstellungen von Jugendarbeit spiegeln sich so in dem von ihm organisierten WJW wieder. Deutliche Parallelen zur HJ waren unverkennbar: Es sollte nach dem Prinzip "Jugend führt Jugend" eine "Selbsterziehungs-" und "Selbstführungsgemeinschaft" geschaffen werden

(43. Vortrag Schulz vor Amtsträgern in Minsk im April 43, BA R93/20 1521 (fortan: Schulz),


das Emblem (44. Minsker Zeitung vom 23.6.43) erinnerte ebenso wie die Organisationsstruktur (45. Minsker Zeitung vom 22.6.43) an die HJ. Persönlich engagierte sich Schulz besonders für die "Einsatzgruppe Deutschland", d.h. die Organisierung von freiwilligen Arbeitseinsätzen weissrussischer Jugendlicher im Reich. Hierbei wollte er besonders eine gegenüber den anderen "Ostarbeitern"  bessere Behandlung gewährleistet wissen (46. Schulz 1522).

Die Jugendarbeit war aber auch ein Feld, auf dem das Interesse von Generalkommissar Kube selbst lag (47. Minsker Zeitung vom 2.9.43; Handrack 185). Überhaupt ist das Phänomen einer ausgeprägten Beschäftigung mit den eigenen Vorlieben und Hobbys bei ihm am besten zu beobachten. Dies liegt wohl an seiner herausgehobenen Stellung, die ihm die Macht zur Erfüllung seiner Wünsche gab; zudem liegen über ihn die weitaus meisten Zeugnisse vor. Kube als rabiater, selbstbewusster Charakter kannte keine Hemmungen, seine Wünsche in die Tat umzusetzen. (S.139)

Kubes Vorliebe galt schon zu seiner Zeit als Gauleiter der Kurmark der germanischen Vorgeschichte. So  verwundert es nicht, dass ein "Hügelgräberfeld" unweit von Minsk seine Aufmerksamkeit erregte. Auf seine Veranlassung hin fanden dort ausgedehnte Grabungen statt, bei der Ausgrabung des ersten Hügels wirkte Kube sogar "in vorbildlicher Weise" selbst mit. Er beauftragte dann einen Archäologen aus Greifswald mit der Fortsetzung der Grabungen und veranlasste die Gründung eines "Bezirksamtes für Vor- und Frühgeschichte Weissrutheniens". Kube nahm an allem "mit dem lebhaftesten Interesse teil".

(48. Minsker Zeitung vom 19.9.42. Natürlich waren die Funde von "vorgeschichtlicher Bedeutung�, da die "nordische Rassenzugehörigkeit� auf germanische Ursprünge hinwies, was die historische Nähe Minsks zum Reich unterstrich).

Ebenso datierte die Vorliebe des Generalkommissars für das Theater aus früheren Zeiten. Bereits in den zwanziger Jahren hatte er das Stück "Totila" geschrieben, in dem es um die Verherrlichung "germanischen Heldengeistes und deutscher Frauengrösse" (49. Minsker Zeitung vom 18.8.42) an Hand eines Stoffes aus der Völkerwanderungszeit ging. Der Rückgriff auf die vermeintliche Grösse der "alten Germanen" ist also auch hier unverkennbar. In Minsk liess Kube nun sein Stück uraufführen. Doch selbst hier war das Echo sehr zurückhaltend. "Totila" gelangte danach nie wieder zur Aufführung (S.140) .

(50. Vgl. die Kritik in der Minsker Zeitung vom 18.8.42; Handrack 98/99; Boris Drewniak: Das Theater im NS-Staat, Düsseldorf 1983, 138).

7.4. Degeneration moralischer Wertvorstellungen

Erscheinungen "moralischer Indifferenz" (51. Krausnick 112) waren nach neuen Jahren Nationalsozialismus und zwei Jahren Krieg weit verbreitet. Sie betrafen alle im Osten eingesetzten Gruppen: die Wehrmacht, SS und Polizei, Zivilverwaltung und Wirtschaftsführer. Allerdings sorgten auch einige Faktoren dafür, dass moralische Hemmschwellen hier besonders gesenkt wurden.

(52. Dabei ist natürlich zu bedenken, dass die folgenden Aussagen nicht alle im Osten eingesetzten Deutschen betrafen, auch sind natürlich nicht bei jedem alle Merkmale anzutreffen. Allerdings können sie als typisch gelten).

So fällt auf, dass viele Funktionsträger mit einer vorbelasteten Biographie nach Minsk kamen (53. Vgl. die Untersuchung des Führerkorps der EGr. bei Krausnick 281-284).

Sie alle hatten die Erfahrung von sozialem Abstieg machen müssen. SSPF Strauch beispielsweise war in seinem Theologiestudium gescheitert, sein Bearbeiter für Judenfragen Burkhardt hatte den Niedergang seines grossbürgerlichen Elternhauses verkraften müssen (54. Krausnick 282/283). Auf Seiten der Zivilverwaltung ist Ähnliches von Generalkommissar Kube und Stadtkommissar Janetzke bekannt. Kube hatte wegen von ihm angezettelten Intrigen sein Amt als Gauleiter der Kurmark verloren und war in Ungnade gefallen (55. Heiber 69/70), Janetzke hatte seinen Gauamtsleiterposten wegen disziplinarischer Verfehlungen verloren. Auch seine Bewerbungen um eine Bürgermeisterstelle im Havelland oder in den besetzten Westgebieten waren erfolglos gewesen (56. Krausnick 329) (S.141).

Ähnlich lag der Fall des Kriminalsekretärs Rübe. Der "reine Büroarbeiter" hatte schon einige berufliche Enttäuschungen erlebt, als er nach Minsk kam.

(57. Rübe war von 1933-1945 Kriminalsekretär gewesen, ohne je befördert worden zu sein, Justiz IX 8).

Er neigte zum Denunziantentum und wurde von seinen Kollegen als Einzelgänger beschrieben, der nicht allzu beliebt war. Rübe war in seiner Heimatstadt Karlsruhe durch sein ungewöhnliches Interesse am Prostituiertenmilieu aufgefallen. Seine Ehe wird als unglücklich beschrieben.

(58. Ebenda. Natürlich kann dies alles kein repräsentatives Bild bieten. Die Häufigkeit derartiger Fälle bleibt aber auffällig).

Die biographisch bedingte Labilität vieler Funktionsträger hatte zwei, nur auf den ersten Blick widersprüchliche Haltungen zur Folge: Einerseits fühlten die Betroffenen sich in der "Weite des Raums" frei von aller Bevormundung, ja sie selber waren hier die Herren, die Leben und Tod in ihren Händen hielten. Andererseits waren diese Personen mit allem, was sie erreicht hatten, an den Nationalsozialismus gebunden, so dass sie es nicht wagen würden, sich Befehlen eines Vorgesetzten - und seien sie noch so unmenschlich - zu widersetzen (59. Justiz IX 41; Krausnick 284).

Hinzu kam der häufige Gebrauch von Alkohol

(60. Vgl. z.B. Loewenstein 711, 712 und 715; Heiber 82. Allerdings gab es auch Gegenbeispiele von Leuten, die nie einen Tropfen tranken und die trotzdem die grausamsten Morde ausführten, vgl. Loewenstein 709),


der z.T. offenbar planmässig eingesetzt wurde, um an Mordaktionen Beteiligte zu enthemmen und etwaige Bedenken zu betäuben (61. Loewenstein 711 und 716; Krausnick 480).

Mit derselben Zielsetzung wurden Zigaretten (S.142) eingesetzt (62. Justiz XVII 528).

Die Schwächung natürlicher oder angeborener Hemmungen lässt sich entlang einer Stufenleiter der Eskalation beschreiben, wobei diese allerdings nicht als zeitlich abfolgender Prozess verstanden werden darf, sondern nur der systematischen Gliederung dient.

Zunächst fällt die häufige Erwähnung cholerischen Schreiens bzw. Brüllens auf. Dieser "schroffe Umgangston" (63. Ereignismeldung UdSSR Nr. 23, BA R58/214 167) herrschte nicht nur im Verkehr mit den Einheimischen oder den deutschen Juden, sondern auch untereinander.

(64. Justiz XIX 259, 260, 440; Heiber 91; vgl. das Benehmen Zenners, der auf einem "Kameradschaftsabend einen Verwaltungsbeamten, der ihm... lästig wurde, in die Visage schlug...", Brief Herfs, Justiz XIX 551).

Wenig Beachtung fanden die Eigentumsverhältnisse in Minsk. Vom ersten Tag an kam es zu Plünderungen oder zur Zerstörung von Sachwerten. Zwar gibt es Berichte über die Beteiligung von Angehörigen fast aller zivilen und militärischen Institutionen, die Häufigkeit der Klagen über marodierende Soldaten und Offiziere ist jedoch auffällig. Es wurde kaum unterschieden zwischen Privateigentum, ehemaligem Staatsbesitz oder dem Eigentum lokaler deutscher Instanzen. Ausschlaggebend für die Aktionen scheint eher die Möglichkeit gewesen zu sein, sie gefahrlos zu begehen. So ist es nur logisch, dass die Plünderungen unmittelbar nach dem Einmarsch der deutschen Truppen, als die Kontrolle über die Stadt noch lückenhaft war, einen ersten Höhepunkt erreichten. Das "brutale und fast stets entschädigungslose Beschlagnahmen privaten Eigentums durch Einheiten oder einzelne Wehrmachtsange- (S.143) hörige" (65. Feldkommandantur 812 47) wurde allseits beklagt (66. Vgl. auch Einsatzmeldungen UdSSR Nr. 23 und 43, BA R58/214 167 und R58/215 163; Dallin 226).

Auch Offiziere nahmen Wertgegenstände mit:

"Der General Stubenrauch hat einen wertvollen Teil (der Gemäldesammlung, d.Verf.) aus Minsk mit nach vorn ins Operationsgebiet genommen. Sonderführer, die mir noch nicht gemeldet werden konnten, haben 3 Lastkraftwagen (ohne Quittung) mit Möbeln, Bildern und Kunstgegenständen verschleppt."

(67. Kube an Rosenberg vom 3.10.41, zitiert nach: IMGN, Band VII, 108-109. Vgl. den Bericht Kubes an Meyer vom 9.10.41, der mit der Klage endet: "Der dünne Gesellschaftsfirnis der Generäle und Stabsoffiziere fällt ab wie schlechte Emaille, sobald die Herren sich an deutsche Eigentumsbegriffe gewöhnen sollen. Mein abendliches Stossgbebet bleibt: Reichsleiter Rosenberg, gib mir die Macht, dass ich mich für Adolf Hitler durchsetzen kann!� Kube beklagt sich in diesem Brief auch, dass Wehrmachtsbetriebe in Minsk für den Privatbedarf der Offiziere arbeiteten, BA R6/27 18/19).

Flauten die Diebstähle durch Wehrmachtsangehörige während der Jahre 1942/43 ab, so erreichten sie während des in seiner letzten Phase ungeordneten deutschen Rückzuges einen neuen Höhepunkt. Wie schon im Sommer 1941 (68. Vgl. Feldkommandantur 812 47) wurden auch diesmal deutsche Einrichtungen keineswegs verschont:

"Trotz der (vor den Betrieben aufgestellten, d.Verf.) Wache haben Plünderungen stattgefunden. Wesentlich an diesen Plünderungen waren deutsche Soldaten beteiligt. Das deutsche Kaufhaus wurde bereits am Donnerstag, das Deutsche Haus am Freitag geplündert. Angehörige der OT (Organisation Todt, d.Verf.) beteiligten sich ebenfalls dabei, Einheimische schlossen sich sofort an. Die aufgestellte Wache, auf die Plünderungen von mir aufmerksam gemacht, erklärte 'Wenn ich schiesse, schlagen sie mich tot.'... Die verlassenen Wohnungen der Reichsdeutschen wurden von deutschen (S.144) Soldaten auf Radios, Einrichtungsgegenstände, Wäsche und besonders Zivilanzüge untersucht. Was nicht mitnehmbar war, wurde sofort weggeworfen oder zerstört. Am Vormittag des 1.Juli kamen 3 Soldaten in meine Wohnung, um sich nach Mitnehmbarem umzusehen. Sie meinten, 'sie müssen ja doch bald  fort'." (69. Abschlussbericht 18).

Wie schon 1941 (70. IMGN VIII, 109-110; Mommsen 1,7) wurden die Plünderungen also von willkürlichen Zerstörungen begleitet.

Für die SS-Leute waren die deutschen Juden ebenso wehrlose wie lohnende Opfer. Sie requirierten im Ghetto alle Pelzwaren, neu Ankommenden wurden die Koffer gestohlen (71. Loewenstein 709, 714).

Auch die Angehörigen der Zivilverwaltung waren an den Plünderungen beteiligt. So wurden einige Eisenbahner beim Diebstahl von Wehrmachtsverpflegung erwischt. Zwei von ihnen wurden daraufhin sogar zum Tode verurteilt, später allerdings begnadigt  (72. Todesurteile des Sondergerichts beim Deutschen Gericht in Minsk, o.Dat., BA R6/397). Andere versuchten, Einheimische auszurauben:

"In der Nacht vom 26. zum 27.3.42 wurden zwei Reichsdeutsche, die bei einer zivilbehördlichen Dienststelle beschäftigt sind, in Minsk festgenommen, weil sie in betrunkenem Zustand in das Haus eines Ortsbewohners eingedrungen waren und mit vorgehaltener Waffe Lebensmittel beschlagnahmen wollten." (73. Ereignismeldung UdSSR Nr.193, BA R58/221 345; vgl. Heiber 79).

Korruption war in vielen Dienststellen eine verbreitete Erscheinung. Beliebte Tauschobjekte waren dabei Pässe (74. Heiber 89) (S.145) und Lebensmittel (75. Loewenstein 712). Besonders mit dem Ghetto entstand ein schwunghafter, nicht zu unterbrechender Handel.

Die von ihrem Anspruch her sehr rigide nationalsozialistische Sexualmoral wurde in Minsk kaum eingehalten. Man glaubte, sich vor allem gegenüber Einheimischen und Juden einiges erlauben zu können. So äusserte ein SS-Mann ungestraft, dass die Rassenschande-Bestimmungen im Osten nicht gelten würden (76. Loewenstein 709; Krausnick 479). Es kam zu einer ganzen Reihe von Vergewaltigungen (77. Dallin 226; Justiz IX 17; Loewenstein 708; Heiber 79).

Besonders GKW Kube nutzte seine Machtposition gegenüber Frauen, die ihm gefielen, aus (78. Krausnick 4789; Heiber 83; zu den erotischen "Festen" vgl. Heiber 82).

Die einheimische Bevölkerung, besonders aber die gefangenen Widerstandskämpfer und die Juden wurden Opfer von schweren Misshandlungen. Sobald die "Gefahr" bestand, dass sie an etwas Freude haben könnten, wurde es verboten (79. Vgl. das Verbot musikalischer Darbietungen, Loewenstein 714),

willkürliche, völlig überzogene Strafen waren an der Tagesordnung (80. Loewenstein 713). Die "Verhöre" endeten häufig mit schweren Körperverletzungen (81. Loewenstein 715), ankommende Juden wurden mit Peitschenhieben traktiert.

(82. Justiz XIX, 259. Es gab allerdings auch Gegenbeispiele von SS-Leuten, die bei ihrem Mordhandwerk physische Gewalt vermieden, Loewenstein 715).

Den Mordaktionen waren nicht alle in Minsk Eingesetzten gewachsen, In der ersten Zeit erlitten einige Nervenzusammenbrüche (S.146); auch Fälle von beginnendem Irrsinn sind belegt (83. Loewenstein 715; vgl. den Fall v.d. Bach-Zelewski, Krausnick 557). Bald aber wurde nur noch "ein Haufen verkommener Subjekte" mit "landsknechthaftem Auftreten (84. Krausnick 557/558), denen das Morden z.T. sogar Spass machte, zu diesen Einsätzen herangezogen. Einige Beispiele mögen die Situation illustrieren:

-- Ein Chauffeur lenkte in betrunkenem Zustand seinen Lastwagen absichtlich in eine jüdische Arbeitskolonne (85. Loewenstein 716);

-- Ein SS-Mann kommentierte einen von ihm begangenen Mord mit der Bemerkung: "Bums" hat's gemacht, dann war es vorbei (86. Justiz XIX 226);

-- SS-Oberscharführer Burkhardt, der nie trank - "anscheinend wollte er seine Mordtaten bewusst auskosten" (87. Loewenstein 715) - tötete die erste Lagerleitung des deutschen Ghettos folgendermassen:

"Von Fusstritten und Peitschenhieben begleitet, mussten sie einzeln von dem Wagen herunterklettern, sich mit dem Gesicht zur Erde gewandt hinlegen und sich mit den Füssen ausrichten. Dass stellte sich SS-Obersturmbannführer Burkhardt dorthin, wo ihre Füsse lagen, und erschoss zuerst den rechten Flügelmann. dann machte er einen grossen Bogen um die auf der Erde Liegenden, um den linken Flügelmann zu erschiessen. Wiederum in einem grossen Bogen kehrte er zu dem zweiten von rechts zurück, erschoss diesen und wiederholte das Manöver des Umgehens so lange, bis der letzte erschossen war. Anscheinend machte er den Umweg jedesmal, um die Ungewissheit der armen Opfer und damit (S.147)  ihre Angst zu vergrössern."

(88. Loewenstein 711. Die Beispiele stammen fast alle aus dem Lager der deutschen Juden nicht etwa, weil es hier am grausamsten war, sondern weil hierüber ein Augenzeugenbericht vorliegt).

-- Im russischen Ghetto wurde ein Jude auf grausame Weise gehängt. Anschliessend warf man Hand- granaten in die umliegenden, vollbelegten Häuser. "Das gab ein grosses Gaudium bei der SS." (89. Loewenstein 711).

Einige waren sogar stolz auf ihre Mordtaten, wie jener Luftwaffensoldat, der damit "prahlte, er habe soeben eine Judensau erschossen, und so erginge es jeder, die sich vor der Arbeit drücke" (90. Loewenstein 712). Man fühlte sich - wie SSPF Zenner - offenbar "als Held, der im 'scharfen Wind' des Ostens seinen Mann stand, und sprach zu dem Neuankömmling... prahlerisch von den im Osten herrschenden 'rauhen Sitten', an die jener sich gewöhnen müsse, ... von 'Tausenden von Juden', die soeben 'über die Klingen springen' mussten" (91. Justiz XVII 550).

Allmählich jedoch, scheint sich eine ungeheure Gleichgültigkeit dem Menschenleben gegenüber durchgesetzt zu haben. Selbst für die geringsten Vergehen galt die Todesstrafe. Sie wurde verhängt, indem der KdS die entsprechende Akte mit einem roten "L" (=Liquidieren) versah. Der KdS Isselhorst versah dann jede ihm vorgelegte Akte routinemässig mit einem "L" (92. Justiz IX 14).

Als Sühne für einen Fluchtversuch sollten 300 Ghettobewohner erschossen werden. Die SS empfahl dem jüdischen Ordnungsdienst, einfach jeden zwanzigsten nach der alphabetischen Liste zu benennen. Als dieser sich weigerte und nur offen Tbc-Kranke (S.148) schickte, bemerkte SS-Oberscharführer Schmiedel:
"Ich weiss gar nicht, warum Sie so viel Theater machen. Sie klagen über zu wenig Essen; Sie sollten sich freuen, wenn ich Ihnen Luft mache und Sie dadurch mehr zu essen haben." (93. Loewenstein 710).

Manchen Opfern wurden vor ihrer Ermordung die Goldzähne und -blomben herausgebrochen (94. Justiz IX 15). Als die Räumung der Stadt drohte, wurden die Insassen des Ghettokrankenhauses aus "reiner Bequemlichkeit" umgebracht. Man wollte sich auf dem Rückzug nicht mit ihnen belasten (95. Justiz IX 17/18). Da das Stadtgefängnis ständig überfüllt war, wurden wöchentliche Gefangenenerschiessungen vorgenommen, die derart willkürlich waren, dass in einem Fall sogar 25 polnische Facharbeiter erschossen wurden, die im Gefängnis nur provisorisch untergebracht worden waren (96. BA R43II/684a 126/127; vgl. Justiz XIX 203).

In anderen Fällen wurden Menschen getötet, um dadurch Rache an rivalisierenden Angehörigen der Besatzungsverwaltung zu nehmen (97. Vgl. den unter 6.1.3. geschilderten Fall der Tötung von drei Friseuren aus Rache am Generalkommissar).

Im Herbst 1943 kam es in Minsk zu einem Fall von Lebendverbrennung: Drei angebliche Widerstandskämpfer - zwei Männer und eine Frau - wurden auf einem Stapel von Leichen festgebunden. Die Toten waren vorher aus einem Massengrab ausgegraben worden und sollten vernichtet werden, um Spuren zu beseitigen. Dann wurde der Stapel mit Benzin und Steinkohleteerheizöl übergossen und angesteckt. Während ein Mann lautlos starb, stiess die Frau einen gellenden Todesschrei aus. Dem zweiten Mann gelang es, von dem Stapel herunterzuspringen; er wurde (S.149) sofort erschossen. Die zuschauenden SS-Leute verfolgten die Szene offenbar ohne grössere Gefühlsäusserung.

(98. Justiz XIX 229-231. Der die Aktion leitende SS-Mann pflegte jeweils auf die Stapel zu steigen und von dort oben Anweisungen zu erteilen).


7.5. Erschütterung der Weltanschauung

Im Minsker Klima kam es bei einigen nationalsozialistischen Amtsträgern zu einer nachhaltigen Erschütterung der eigenen Weltanschauung. Das ungeheure Mass der Zerstörungen, das tägliche Elend der Einheimischen und die unglaublichen Brutalitäten, die von ihnen und ihresgleichen begangen wurden, führten dazu, dass Ansichten, die in Deutschland ungefragt, oft sogar fanatisch vertreten wurden, plötzlich ihre Bindungswirkung verloren. In dieser Extremsituation verloren viele ihren festen Glauben an die so lange vertretene Ideologie. Dass die neuen Ansichten fast nur von alten Nationalsozialisten öffentlich geäussert wurden, mag daran liegen, dass einzig das Selbstbewusstsein dieser Personengruppe die Jahre seit 1933 nicht nur unbeschadet, sondern erheblich gestärkt überstanden hatte.

Als Katalysator für das Infragestellen der eigenen Ideologie wirkten die vom RSHA nach Minsk deportierten Juden. Gerade ihre Anwesenheit liess bei einigen NSDAP-Mitgliedern Zweifel an der Richtigkeit des rassisch legitimierten Antisemitismus aufkommen. Waren die deutschen Juden zu Hause das Fremde, das Bedrohliche gewesen, so erschienen sie hier geradezu als das Gegenteil: als das Vertraute in einem unbekannten, vermeintlichen kulturlosen Land (S.150).


Obwohl er keineswegs der einzige Zweifler war

(99. Vgl. z.B. den Brief Janetzkes an Rosenberg vom 3.1.42, BA R90/146, 512/513. Schon 1941 war den deutschen Soldaten die Unterscheidung zwischen Weissrussen und Juden schwergefallen, Ereignismeldung UdSSR Nr.31, BA R58/215 9),

soll näher auf die Vorbehalte des "Generalkommissars von Weissruthenien", Wilhelm Kube, eingegangen werden, da sie die am besten dokumentierten sind (100. Vgl. insbesondere die Arbeit von Heiber). Kube, ein Mensch mit brutaler antisemitischer Vergangenheit (101. Heiber 67/68), hatte nichts dagegen, dass die russischen Juden vernichtet wurden (102. Heiber 89). Er wandte sich zunächst allein gegen die "eines deutschen Menschen und eines Deutschlands Kants und Goethes" unwürdigen Methoden (103. Heiber 79, vgl. 72).

Der hier schon auftauchende kulturelle Argumentationsgang setzte sich mit dem Auftauchen deutscher Juden völlig durch. Kube entdeckte unter ihnen Frontkämpfer des ersten Weltkrieges, Halbarier, Kriegsverletzte und Facharbeiter, die sauberer und arbeitsamer seien als die Einheimischen. "Ich bin gewiss hart und bereit, die Judenfrage mit lösen zu helfen, aber Menschen, die aus unserem Kulturkreis kommen, sind doch etwas anderes, als die bodenständigen vertierten Horden", schrieb er an Lohse.

(104. GKW an RKO vom 16.12.41, BA R90/146 558/559. Vgl. auch Kubes Äusserung, man könne Mendelssohn und Offenbach nicht aus der Musikgeschichte streichen, ohne dass eine Lücke entstünde, Heiber 90).

Der biologisch begründete Rassismus hatte sich also in einen kulturellen verwandelt. Der Generalkommissar versuchte, einige Juden durch Petitionen an das RSHA und den RKO zu retten, was ihm in einem Fall auch gelang (105. Loewenstein 717). Demselben (S.151) Zweck diente der allerdings vergebliche Versuch, sie in einer eigens gegründeten Panjewagenfabrik zu beschäftigen (106. Robert Wistrich: Wer war wer im Dritten Reich, München 1983, 166).

Durch diese Haltung geriet Kube vor allem mit jüngeren NS-Führern in Konflikt. Sein Hauptkontrahent Strauch zitiert ihn mit der Äusserung:

"Wir jungen Nationalsozialisten hätten wohl biologisch die richtige Einstellung, aber geistig würden wir doch nicht das Richtige treffen." (107. Heiber 90)

Es scheint sich also auch um einen Generationskonflikt gehandelt zu haben. (108. Diese Erklärung bietet auch Heiber an, 71). Dieser resultierte aus den unterschiedlichen Erlebnissen beider Generationen. Waren die Älteren um Kube und Janetzke noch durch Kaiserreich und Weimarer Republik beeinflusst worden - auch wenn sie letztere scharf bekämpft hatten -, so waren die Jüngeren fast ausschliesslich vom Nationalsozialismus geprägt worden. Dazu kam, dass sie ihm allein ihren Aufstieg verdankten (109. Vgl. Kapitel 7.3).

Etwas anders verliefen die Frontlinien in bezug auf die Behandlung der als "asiatisch" eingestuften Kriegsgefangenen und muslimischen Minsker.

(110. Diese lebten seit ca. 300 Jahren in der Stadt; sie waren Angehörige westtatarischer Stämme, ihre Zahl betrug 1942 1232, Minsker Zeitung vom 22.7.42).

Hier stimmten nationalsozialistische Rassenlehre und weitverbreitete Ressentiments deutscher Soldaten und SS-Männer völlig überein. Es kam zur Ermordung von "asiatisch" aussehenden (S.152)  Insassen des Internierungslagers (111. Ereignismeldung UdSSR Nr.21, BA R58/214 146; Krausnick 159, 401).

Mit dem Wandel der deutschen Politik gingen die Verantworltichen in Minsk dazu über, insbesondere die muslimische Gemeinde zu fördern. Es kam zur Eröffnung einer Moschee (112. Minsker Zeitung vom 19.5. und 22.7.42).

In den Presseberichten erschienen die Tataren jetzt nicht mehr als bedrohlich und fremd; sie wurden als nette, arbeitsame und antikommunistische Menschen mit fremdem, aber achtbaren kulturellem Hintergrund geschildert.

In ihrer Konsequenz führten die hier beschriebenen Veränderungen in der Weltanschauung einzelner Nationalsozialisten zu zumindest zeitweisen Erleichterungen namentlich für die deutschen Juden. Damit stehen sie scheinbar im Widerspruch zu den unter 7.4. geschilderten Erscheinungen moralischer Indifferenz. Aus Sicht der Mitglieder des Besatzungsregimes sind sie aber durchaus Ergebnisse ein und desselben Prozesses. Er kann als Anpassung an die rauhe Lebenswirklichkeit Minsks gekennzeichnet werden. Diese wies als kollektiver Prozess betrachtet widersprüchliche Seiten auf. Sie umfasste die Verrohung der Sitten, ohne die es schwer war, physisch und psychisch  zu überleben, ebenso wie die Erfahrung der kulturellen Nähe zu den deutschen Juden in dieser unbekannten Umwelt; beide Vorgänge wären im Reich nicht möglich gewesen (S.153).

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Quellen
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 128
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 128
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 129
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 129
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 130
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 130
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 131

Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 131
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 132
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 132
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 133
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 133
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 134
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 134
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 135
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 135
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 136
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 137
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 138
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 139
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 140
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 141

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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 142
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 143
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 144
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 145
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 146
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 147
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                            1941-1944, Seite 148
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 149
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 150
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                            1941-1944, Seite 151
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Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 152
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 152
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Seite 153
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Seite 153




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