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Yehuda Bauer: Der Hüter meines Bruders

Eine Geschichte des Amerikanischen Jüdischen Vereinigten Verteilungskomitees 1929-1939


[Holocaust-Vorbereitungen in Europa und Widerstand ohne Lösung der Situation]

aus: My Brother's Keeper. A History of the American Jewish Joint Distribution Committee 1929-1939; The Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1974

Übersetzung mit Untertiteln von Michael Palomino (2007)

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Kapitel 3. Deutschland: 1933-1938
[3.8. Geldfragen beim Joint - Prozentanteile der Einsatzbereiche]

[Der Joint will in Deutschland keine Dollars wechseln - Zahlung im Ausland - Zahlungen durch deutsche Juden]

Sehr bald kam das Problem auf, ob man nach Deutschland Dollars schicken soll. In den Jahren 1933 und 1934, und in gewissem Ausmass auch im Jahr 1935, wurden Dollars nach Deutschland geschickt; aber das JDC suchte nach einem Weg, den Wechsel der Fremdwährung im Land des Nazi-Regimes zu umgehen. Am 24. Juli 1933 schrieb James N. Rosenberg an Paul Baerwald und an Felix M. Warburg ein Memo mit dem Inhalt, dass er dagegen war, dass Dollars nach Deutschland geschickt würden,

(Endnote 47: 14-47)

und bis (p. 125)

zum Jahresende wurde auch ein Weg gefunden, dies zu umgehen. In einem Brief vom 16. Dezember 1933, schrieb Eric Warburg, der Sohn von Max M. Warburg, an James N. Rosenberg, dass der deutsch-jüdische Finanzexperte und Freund des Warburg-Hauses, Hans Schaeffer, einen so genannten Ausbildungs-Transferplan ausgearbeitet hatte, der die Bewilligung der deutschen Behörden erhielt.

(Endnote 48:
-- 14-46; und:
-- Warburg-Archiv in Cincinnati (danach WAC), Schachtel 316 (d), Interview von James G. McDonald mit Dr. Fritz Dreyser, Vizepräsident der Reichsbank. Es war an dieser Sitzung offensichtlich, dass die letzten Details ausdiskutiert wurden, und die Deutschen stimmten der Einführung des Schemas zu).

Unter diesem Schema würden wohlhabende Eltern ihre Kinder ins Ausland in die Ausbildung schicken; sie würden dafür in Deutschen Mark zu einem irgendwie höheren Kurs als normal bezahlen. Das Geld würde dem Zentral-Ausschuss (ZA) oder der Reichsvertretung (RV) überwiesen. Das Verteilungskomitee JDC würde dann alle Gebühren und Ausgaben für die Kinder im Ausland in harter Währung bezahlten. Es brauchte einige Zeit, bis alles Nötige des ZA für die Verwirklichung des Plans bereitstand, ab allgemein gesehen wurden nun nach 1935 durch das JDC keine Dollars mehr nach Deutschland geschickt.

Das Budget des ZA wurde durch örtliche Sammlungen aufgebracht, durch Beiträge der Gemeinden, und durch Spenden der ausländischen Organisationen. Aber in Tat und Wahrheit bestritten deutsche Juden einen grösseren Teil der Bedürfnisse selber, und das JDC trug nur einen Teil zu den Anstrengungen der deutsch-jüdischen Gemeinden bei, namentlich an das Budget des ZA.

[Die Spaltung der Gelder gemäss den Einsatzbereichen]

Die empfangenen Gelder wurden nun den verschiedenen Aktivitäten des ZA in verschiedenen Prozentsätzen zugeschoben. Zum Beispiel machte die Auswanderung im Jahr 1935 20 % der Ausgaben aus, während sie 1936 ungefähr 40 % ausmachte. Wirtschaftliche Hilfe und Berufsausbildungen blieben relativ stabil bei ungefähr 25 % des Budgets. In allen anderen Themen - Schule, Fürsorge, Organisationen und ähnliches - waren die Aufwendungen weniger gross, aber das Budget stieg ständig an, so dass nirgendwo ein Rückgang der zahlenmässigen Beträge zu beobachten war. Im Ganzen gesehen waren dies die Proportionen, die in den folgenden Jahren ebenso massgebend waren.

Einige kleinere, nach Deutschland fliessende, Geldbeträge des JDC gingen nicht über den Zentral-Ausschuss (ZA). Im Spätjahr 1933 bot das American Friends Service Committee (AFSC) für Einzelfälle in Deutschland seine Hilfe an, wo Aktionen durch anerkannte deutsche Agenturen unmöglich oder ungewöhnlich waren. Ein grosser Teil dieser Arbeit war eigentlich nur halblegal, und die Quäker machten ihren Job sehr effizient. Das Verhältnis zwischen den beiden Agenturen basierte auf der gemeinsamen (S.126)

Tabelle 5: JDC-Ausgaben in Deutschland
(in Deutschen Mark [Reichsmark] - ungefähr 2,5 Mark pro $)
Jahr
JDC Ausgaben*
Totales Budget des ZA
Totale aufgebrachte Summen in Deutschland**
JDC-Anteil am ZA-Budget***
1934
855.427
2.418.146
13.000.000
35,0 %
1935
933.000
2.863.000
21.000.000
32,5 %
1936
1.188.884
4.123.125

28,7 %
1937
1.610.000
4.400.000
20.000.000
36,3 %
(Endnote 49:
Folgende Quellen waren die Basis für die Tabelle:
-- 28-30 - ZA-Berichte von 1935 und 1936
-- 28-3 für das RV (ZA)-Budget von 1937
-- R22-ZA Bericht für 1934
-- R19-Jahresbericht für 1933;
-- R16-Jahresbericht für 1934, und Kahns Bericht für 1934, 1/3/35 [3. Januar 1935]
-- R15-Kahns Bulletin für I.1936;
-- R13-Entwurf für den Bericht von 1936, 5/28/37 [28. Mai 1937]
-- und Baerwalds Brief an F.M. Warburg, 3/3/37 [3. März 1937];
-- Executive Committee Sitzung vom 1/4/34, 3/6/35, 2/10/36, 12/9/37;
-- Zusammenfassung von E.M.M. Morrissey am 3/2/36 im WAC, Box 345 (a).

Die Zahlen zeigen unglücklicherweise eine ziemlich weite Diskrepanz, manchmal von über 10.000 $. Das Problem der Wechselkurse spielt da eine grosse Rolle; wir haben uns bei den internationalen Angelegenheiten hauptsächlich an Zusammenfassungen gehalten, die nach Jahresabschluss gemacht wurden, und Forderungen, die öffentlich gemacht wurden, wurden nicht berücksichtigt).
* Die Ausgaben des JDC: Das JDC in New York gab die folgenden Zahlen an (miteingeschlossen kleine verteilte Summen, die nicht im ZA-Budget enthalten sind: 1933: 197.000 $; 1934: 440.000 $; 1935: 290.000 $; 1936: 546.000 $; 1937: 686.000 $.
(Endnote 50: Kahn an das JDC, September 1938, 9-27)

** Die Gesamtsumme, die in Deutschland aufgebracht wurden: Dies ist die totale Summe, die für öffentliche Zwecke von allen jüdischen Gruppen, Gemeinden und Organisationen aufgebracht wurde, miteingeschlossen die RV [Reichsvertretung] und der ZA [Zentral-Ausschuss].

*** JDC Prozentsatz am ZA-Budget: Spendensammlungen an Ort brachten 42,8 % der Gelder für das Budget des ZA im Jahr 1935, 41 % im Jahr 1936, und 35,8 % im Jahr 1937. Der Unterschied zwischen dem und den Beiträgen des JDC einerseits und der aufgebrachten Summe andererseits wurde in grossen Teilen durch die ICA und durch den Britischen Zentralfond für das deutsche Judentum (Central British Fund for German Jewry, CBF) beigesteuert.

Dienstleistungsidee ohne politische Schranken, und das Verhältnis war seit dem Ersten Weltkrieg ziemlich eng; Während der deutschen Not sah sich Kahn veranlasst zu sagen, "Ich sollte etwas für die Quäker tun, die sich sehr gut aufgeführt haben, wie immer."

(Endnote 51: 22-Gen. & Emerg. Germany, AFSC)

Berichte von W.R. Hughes, der Quäker-Vertreter in Deutschland 1934/5, gaben dem JDC einigen Einblick in die Art der Quäker-Arbeit. Abgesehen von den Quäkern gab das JDC auch Geld an andere nicht-religiöse Anstrengungen, so dass 1936 die totale Summe auf 116.557 $ stieg.

(Endnote 52: 29-Gen. & Emerg. Germany, nonsectarian relief [nicht-religiöse Fürsorge])







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