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Yehuda Bauer: Der Hüter meines Bruders

Eine Geschichte des Amerikanischen Jüdischen Vereinigten Verteilungskomitees 1929-1939

[Holocaust-Vorbereitungen in Europa und Widerstand ohne Lösung der Situation]

aus: My Brother's Keeper. A History of the American Jewish Joint Distribution Committee 1929-1939; The Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1974

Übersetzung mit Untertiteln von Michael Palomino (2007)

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Kapitel 6. Der Beginn vom Ende
[A.] Österreich

[6.4. NS-Österreich: Jüdische "US"-Organisationen können nur beobachten]

[Die jüdischen "US"-Organisationen müssen die Auswanderungswelle in Österreich akzeptieren - JDC-Geld für die Auswanderung]


Löwenherz, der bald der führende Geist in der Israelischen Kultusgemeinde (IKG) wurde, war für das JDC keine Vertrauensperson; Ende 1938 nannte ihn Morris C. Troper, der der Nachfolger Kahns als europäischer Direktor des  JDC wurde, einen "Gestapo-Agenten".

(Endnote 18: Germany-ICA, Troper Memo, 12/26/38 [26. Dezember 1938])

[Dies scheint die richtige Spur zu sein: Die Gestapo "organisierte" die Auswanderung deutscher und österreichischer Juden nach Palästina ins Heilige Land durch das Haavarah-Abkommen und durch die Zentralstelle, und die Zionisten waren befriedigt, und die liberalen Juden können nur zuschauen, und die jiddischen Juden haben keine Chance].

Nun gab es da keine Alternative, und die IKG musste unterstützt werden. Von den Beiträgen des JDC gingen 60 % in die Auswanderung. Dies konnte aber nicht durch einen direkten Beitrag in amerikanischen Dollars geleistet werden, die sonst im deutschen Finanzministerium gelandet wären. Die Prozedur, für die Auswanderungszertifikate und für andere Kosten aufzukommen, musste ausserhalb des Reichs stattfinden; im Gegenzug wurde das Geld, das die Auswanderer der IKG bezahlten, gebraucht, um die Ausgaben dieser Institution zu bezahlen. Es ist wahr, dass dies die Deutschen nichts kostete - oder, wie Heydrich es ausdrückte: Die jüdische Auswanderung wurde "ohne jegliche Zahlung der deutschen Seite, nicht einmal in Form von 'zusätzlichen Exporten' ", durchgeführt.

(Endnote 19: Helmuth Krausnick: Judenverfolgung; In: Martin Broszat et alia: Die Anatomie des SS-Staates; Olten und Freiburg 1965, 2:341)

[Es ist noch extremer: Die NS-Besatzung raubte die Juden aus und die jüdischen Organisationen bezahlten auch noch die Auswanderung. Bei den Arisierungen bedachte Hitler auch seine "neutralen Freunde" in der Schweiz...]

Aber Deutschland konnte durch die Auswanderung keine ausländische Währung dazugewinnen - und der jüdische Besitz war sowieso auf jeden Fall in Nazi-Händen. Die JDC-Besucher wurden von der Gestapo gut behandelt, und die Nazi-Agenten, die sie trafen, wurden "ganz liebenswürdige junge Burschen", wenn man über finanzielle Arrangements sprach; aber die Botschaft, dass sie "unsere Zusammenarbeit" befürworteten, "die Juden so schnell wie möglich aus Österreich rauszubekommen" und dass die Auswanderung "viel zu langsam vor sich ging", war sehr deutlich und unmissverständlich.

(Endnote 20: CON-48, Jaretzki Bericht, 7/3/38 [3. Juli 1938])

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Gemäss Encyclopaedia Judaica (1971) wanderten 1938-1939 ungefähr 50% der österreichischen Juden aus:

<1938 until the outbreak of World War II in September 1939, about one-half of Austrian Jewry succeeded in leaving the country, many of them for Palestine, mostly by "illegal" routes.>

Deutsch:
<1938 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gelang etwa der Hälfte der österreichischen Juden die Auswanderung, viele von ihnen nach Palästina, meist auf "illegalen" Wegen.>







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