[A.] Österreich
[6.4. NS-Österreich:
Jüdische "US"-Organisationen
können nur beobachten]
[Die jüdischen
"US"-Organisationen müssen die Auswanderungswelle in
Österreich akzeptieren - JDC-Geld für die Auswanderung]
Löwenherz, der bald der führende Geist in der Israelischen
Kultusgemeinde (IKG) wurde, war für das JDC keine
Vertrauensperson; Ende 1938 nannte ihn Morris C. Troper,
der der Nachfolger Kahns als europäischer Direktor
des JDC wurde, einen "Gestapo-Agenten".
(Endnote 18: Germany-ICA, Troper Memo, 12/26/38 [26.
Dezember 1938])
[Dies scheint die richtige Spur zu sein: Die Gestapo
"organisierte" die Auswanderung deutscher und
österreichischer Juden nach Palästina ins Heilige Land
durch das Haavarah-Abkommen und durch die Zentralstelle,
und die Zionisten waren befriedigt, und die liberalen
Juden können nur zuschauen, und die jiddischen Juden haben
keine Chance].
Nun gab es da keine Alternative, und die IKG musste
unterstützt werden. Von den Beiträgen des JDC gingen 60 %
in die Auswanderung. Dies konnte aber nicht durch einen
direkten Beitrag in amerikanischen Dollars geleistet
werden, die sonst im deutschen Finanzministerium gelandet
wären. Die Prozedur, für die Auswanderungszertifikate und
für andere Kosten aufzukommen, musste ausserhalb des
Reichs stattfinden; im Gegenzug wurde das Geld, das die
Auswanderer der IKG bezahlten, gebraucht, um die Ausgaben
dieser Institution zu bezahlen. Es ist wahr, dass dies die
Deutschen nichts kostete - oder, wie Heydrich es
ausdrückte: Die jüdische Auswanderung wurde "ohne jegliche
Zahlung der deutschen Seite, nicht einmal in Form von
'zusätzlichen Exporten' ", durchgeführt.
(Endnote 19: Helmuth Krausnick: Judenverfolgung; In:
Martin Broszat et alia: Die Anatomie des SS-Staates; Olten
und Freiburg 1965, 2:341)
[Es ist noch extremer: Die NS-Besatzung raubte die Juden
aus und die jüdischen Organisationen bezahlten auch noch
die Auswanderung. Bei den Arisierungen bedachte Hitler
auch seine "neutralen Freunde" in der Schweiz...]
Aber Deutschland konnte durch die Auswanderung keine
ausländische Währung dazugewinnen - und der jüdische
Besitz war sowieso auf jeden Fall in Nazi-Händen. Die
JDC-Besucher wurden von der Gestapo gut behandelt, und die
Nazi-Agenten, die sie trafen, wurden "ganz liebenswürdige
junge Burschen", wenn man über finanzielle Arrangements
sprach; aber die Botschaft, dass sie "unsere
Zusammenarbeit" befürworteten, "die Juden so schnell wie
möglich aus Österreich rauszubekommen" und dass die
Auswanderung "viel zu langsam vor sich ging", war sehr
deutlich und unmissverständlich.
(Endnote 20: CON-48, Jaretzki Bericht, 7/3/38 [3. Juli
1938])
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Gemäss Encyclopaedia Judaica (1971) wanderten 1938-1939
ungefähr 50% der österreichischen Juden aus:
<1938 until the outbreak of World War II in September
1939, about one-half of Austrian Jewry succeeded in
leaving the country, many of them for Palestine, mostly by
"illegal" routes.>
Deutsch:
<1938 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im
September 1939 gelang etwa der Hälfte der österreichischen
Juden die Auswanderung, viele von ihnen nach Palästina,
meist auf "illegalen" Wegen.>