[H.
Reaktionen
im Ausland auf die Reichskristallnacht und die Spaltung
der CSSR]
[6.21. Belgiens antisemitische Drohungen - aber
keine Massnahmen]
[Nov 1938: Ungefähr 13.300
jüdische Flüchtlinge in Belgien]
Ein weiteres Einwanderungsland in Europa war Belgien. Vor
dem November 1938 hielten sich hier ungefähr 13.300 jüdische
Flüchtlinge auf, von denen ungefähr 3000 in Brüssel auf
Hilfe angewiesen waren.
(Endnote 114: R12, Bericht von 1938)
Die Regierung erklärte, dass alle jene, die nach dem 27.
August 1938 illegal ins Land kämen (S.265)
vertrieben würden. Aber, wie die aktuellen Tatsachen
aussehen, so schien es keine Vertreibungen gegeben zu haben.
Zwischen dem 10. November und Jahresende erreichten 3000
weitere Flüchtlinge das Land, alle waren illegal. Bis Ende
Januar 1939 mussten 7500 Leute unterstützt werden, 3000 in
Antwerpen und 4500 in Brüssel.
[Belgien: Das JDC hilft den
jüdischen Flüchtlingen]
Die Arbeit des JDC in Belgien konnte sehr viel schneller
ablaufen als anderswo, weil es offensichtlich war, dass
Belgiens jüdische Gemeinde innerhalb von Westeuropa die
relativ ärmste war. Im Dezember 1938 gab das JDC 20.000 $
aus, um die wachsenden Kosten für die Flüchtlinge
abzudecken. Aber diese Summe deckte nur etwa ein Sechstel
der tatsächlichen Kosten ab, und vor Ort konnten nur 20.000
$ gesammelt werden. Im Januar stellte das JDC nochmals
20.000 $ zur Verfügung. Aber dies war nicht genug, und
Professor Max Gottschalk, der Kopf des Jüdischen Brüsseler
Hilfskomitees, teilte Troper mit, dass er der Regierung wohl
mitteilen müsse, dass das Komitee nicht länger für die
Flüchtlinge sorgen könnte.
[Reduktion der Hilfe -
Unterernährung und Tuberkulose]
Diese ungenügende Hilfe musste nun weiter reduziert werden,
und dies geschah zu einer Zeit, als das JDC schätzte, dass
95 % der Flüchtlinge unterernährt waren, und gleichzeitig
war die Tuberkulose im Steigen begriffen.
[Ab März 1939: Belgien:
Flüchtlingsstrom - Appell und Regierungshilfe]
Im März [1939] wurde der belgischen Regierung mitgeteilt,
dass die Reserven des Komitees aufgebraucht waren. Zu dieser
Zeit befanden sich schon 25.000 jüdische Flüchtlinge aus
Deutschland, Österreich und der CSSR im Land, von denen
10.000 unterstützt wurden. 400 weitere kamen jede Woche
illegal ins Land. Die Haltung der Regierung wurde härter,
sogar Leute, die legal ins Land gekommen waren, die aber
ihre Aufenthaltsdauer überschritten, mussten mit Deportation
rechnen.
(Endnote 115: AC [Administration Committee files], Bericht
von Troper, 3/31/39 [31. März 1939])
Nun aber, vielleicht als ein Resultat auf Gottschalks
Intervention, gab die Regierung zu einem beträchtlichen Grad
nach. Sie stockte das Budget um 6 Mio. Belgische Francs auf
(ungefähr 20.000 $), so dass man 3000 Flüchtlingen
Regierungshilfe zufliessen lassen konnte. Um die
Neuankömmlinge zu beherbergen, wurden Lager eingerichtet.
Das Prinzip, dass jüdische Organisationen die einzigen für
die jüdischen Flüchtlinge verantwortlichen Organisationen
sein sollten, wurde zumindest in Belgien fallengelassen.
[Ab 15. Juli 1939: Belgien:
Drohung der Deportation für neue Flüchtlinge]
Bis 15. Juli 1939 wurden allen kommenden Flüchtlingen aus
Deutschland erlaubt zu bleiben; nach diesem Datum riskierten
sie ihre Vertreibung, ausser wenn sie politische Flüchtlinge
waren.
Das JDC steigerte seine Zuwendungen von 40.000 $ im April
auf 60.000 $ (S.266)
im August, und auf 80.000 $ im September. In der Folge
stiegen die Ausgaben des JDC von 106.000 $ im Jahre 1938 auf
694.000 $ im Jahre 1939.
(Endnote 116:
-- R21;
-- 30-Germany, Flüchtlinge in Belgien (refugees in Belgiern)
(Brüssel);
die Zahlen in diesen beiden Quellen widersprechen sich; der
Ordner 30 nennt für die JDC-Ausgaben in Belgien im
Jahr 1938 die Zahl 94.000 $. Der Widerspruch lässt sich
wahrscheinlich davon ableiten, dass die Unterstützung für
das belgische HICEM in der höheren Zahl mitenthalten ist).
Bis Sommer 1939 wurden in Belgien 2/3 der
Flüchtlingsausgaben vom JDC bestritten.