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Yehuda Bauer: Der Hüter meines Bruders

Eine Geschichte des Amerikanischen Jüdischen Vereinigten Verteilungskomitees 1929-1939

[Holocaust-Vorbereitungen in Europa und Widerstand ohne Lösung der Situation]

aus: My Brother's Keeper. A History of the American Jewish Joint Distribution Committee 1929-1939; The Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1974

Übersetzung mit Untertiteln von Michael Palomino (2007)
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Kapitel 6. Der Beginn vom Ende
[H. Reaktionen im Ausland auf die Reichskristallnacht und die Spaltung der CSSR]

[6.21. Belgiens antisemitische Drohungen - aber keine Massnahmen]

[Nov 1938: Ungefähr 13.300 jüdische Flüchtlinge in Belgien]

Ein weiteres Einwanderungsland in Europa war Belgien. Vor dem November 1938 hielten sich hier ungefähr 13.300 jüdische Flüchtlinge auf, von denen ungefähr 3000 in Brüssel auf Hilfe angewiesen waren.

(Endnote 114: R12, Bericht von 1938)

Die Regierung erklärte, dass alle jene, die nach dem 27. August 1938 illegal ins Land kämen (S.265)

vertrieben würden. Aber, wie die aktuellen Tatsachen aussehen, so schien es keine Vertreibungen gegeben zu haben. Zwischen dem 10. November und Jahresende erreichten 3000 weitere Flüchtlinge das Land, alle waren illegal. Bis Ende Januar 1939 mussten 7500 Leute unterstützt werden, 3000 in Antwerpen und 4500 in Brüssel.

[Belgien: Das JDC hilft den jüdischen Flüchtlingen]

Die Arbeit des JDC in Belgien konnte sehr viel schneller ablaufen als anderswo, weil es offensichtlich war, dass Belgiens jüdische Gemeinde innerhalb von Westeuropa die relativ ärmste war. Im Dezember 1938 gab das JDC 20.000 $ aus, um die wachsenden Kosten für die Flüchtlinge abzudecken. Aber diese Summe deckte nur etwa ein Sechstel der tatsächlichen Kosten ab, und vor Ort konnten nur 20.000 $ gesammelt werden. Im Januar stellte das JDC nochmals 20.000 $ zur Verfügung. Aber dies war nicht genug, und Professor Max Gottschalk, der Kopf des Jüdischen Brüsseler Hilfskomitees, teilte Troper mit, dass er der Regierung wohl mitteilen müsse, dass das Komitee nicht länger für die Flüchtlinge sorgen könnte.

[Reduktion der Hilfe - Unterernährung und Tuberkulose]

Diese ungenügende Hilfe musste nun weiter reduziert werden, und dies geschah zu einer Zeit, als das JDC schätzte, dass 95 % der Flüchtlinge unterernährt waren, und gleichzeitig war die Tuberkulose im Steigen begriffen.

[Ab März 1939: Belgien: Flüchtlingsstrom - Appell und Regierungshilfe]

Im März [1939] wurde der belgischen Regierung mitgeteilt, dass die Reserven des Komitees aufgebraucht waren. Zu dieser Zeit befanden sich schon 25.000 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich und der CSSR im Land, von denen 10.000 unterstützt wurden. 400 weitere kamen jede Woche illegal ins Land. Die Haltung der Regierung wurde härter, sogar Leute, die legal ins Land gekommen waren, die aber ihre Aufenthaltsdauer überschritten, mussten mit Deportation rechnen.

(Endnote 115: AC [Administration Committee files], Bericht von Troper, 3/31/39 [31. März 1939])

Nun aber, vielleicht als ein Resultat auf Gottschalks Intervention, gab die Regierung zu einem beträchtlichen Grad nach. Sie stockte das Budget um 6 Mio. Belgische Francs auf (ungefähr 20.000 $), so dass man 3000 Flüchtlingen Regierungshilfe zufliessen lassen konnte. Um die Neuankömmlinge zu beherbergen, wurden Lager eingerichtet. Das Prinzip, dass jüdische Organisationen die einzigen für die jüdischen Flüchtlinge verantwortlichen Organisationen sein sollten, wurde zumindest in Belgien fallengelassen.

[Ab 15. Juli 1939: Belgien: Drohung der Deportation für neue Flüchtlinge]

Bis 15. Juli 1939 wurden allen kommenden Flüchtlingen aus Deutschland erlaubt zu bleiben; nach diesem Datum riskierten sie ihre Vertreibung, ausser wenn sie politische Flüchtlinge waren.

Das JDC steigerte seine Zuwendungen von 40.000 $ im April auf 60.000 $ (S.266)

im August, und auf 80.000 $ im September. In der Folge stiegen die Ausgaben des JDC von 106.000 $ im Jahre 1938 auf 694.000 $ im Jahre 1939.

(Endnote 116:
-- R21;
-- 30-Germany, Flüchtlinge in Belgien (refugees in Belgiern) (Brüssel);

die Zahlen in diesen beiden Quellen widersprechen sich; der Ordner 30 nennt  für die JDC-Ausgaben in Belgien im Jahr 1938 die Zahl 94.000 $. Der Widerspruch lässt sich wahrscheinlich davon ableiten, dass die Unterstützung für das belgische HICEM in der höheren Zahl mitenthalten ist).

Bis Sommer 1939 wurden in Belgien 2/3 der Flüchtlingsausgaben vom JDC bestritten.







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