[H.
Reaktionen
im Ausland auf die Reichskristallnacht und die
Spaltung der CSSR]
[6.22. Hollands Polizei deportiert Juden ohne
Visum ins Reich]
Ein ähnlicher Flüchtlingsstrom erreichte Holland. Bis Ende
1938 zählte das Jüdische Flüchtlingskomitee von Frau van
Tijn [Committee for Jewish Refugees, CJR] in Holland 7000
Flüchtlinge, miteingeschlossen 1800, die Ende Jahr nach
dem November-Pogrom gekommen waren. Offiziell war geplant,
nach dem 11. November niemanden mehr einreisen zu lassen,
aber durch eine Garantie über 1 Million Gulden des CJR
wurde die zeitliche Frist auf den 23. Dezember
hinausgeschoben.
(Endnote 117: Für Holland siehe:
-- Executive Committee, 4/19/39 [19. April 1939];
-- R46, Bericht vom Januar 1939 (January 1939 report);
-- 34-Germany, Flüchtlinge 1935-41, Bericht von 1938.
Dies sind auch die Quellen für den nächsten Abschnitt im
Text. Frau van Tijn berichtet (R52, Sitzung des
Flüchtlingskomitees am 3/23/39 [23. März 1939]), dass die
holländische Grenze am 17. Dezember geschlossen wurde. Ich
konnte diesen Widerspruch nicht auflösen).
Nach diesem Datum wurde die holländische Polizei sehr
streng und zögerte nicht, die Ankömmlinge ohne Visum zu
deportieren. Nichtsdestotrotz wuchs die Anzahl jüdischer
Flüchtlinge in Holland im Frühjahr 1939 auf ungefähr 7000
an, weil eine stattliche Anzahl deutscher Juden legale
Einreisepapiere erhalten hatte, dies, weil sie Verwandte
in Holland angeben konnten, die schon im Lande lebten.
[Drei Lager für jüdische
Flüchtlinge - Westerbork - Hilfe des JDC -
Berufsausbildung]
Das ganze Jahr 1939 hindurch kamen Flüchtlinge an. Da gab
es die Illegalen, denen man ein Bleiberecht gab, und die
Legalen, die mittellos dastanden. Die Regierung liess
einfach drei Lager für 600 Personen einrichten. Eines
dieser Lager war Westerbork, das künftige
Deportationszentrum, von wo aus die meisten holländischen
Juden in den Jahren 1942-1944 in den Tod gingen.
Das JDC unterstützte das Komitee von Frau van Tijn wie in
den vorigen Jahren, speziell das Wieringen-Projekt, wo im
Jahre 1939 270 junge Leute eine landwirtschaftliche
Berufsausbildung bekamen, und auch die anderen
Berufsbildungszentren der Hechalutz wurden unterstützt,
mit noch einmal 330 Leuten, die sich auf Palästina
vorbereiteten. Die meisten dieser jungen Leute haben ihr
Zielland aber nie gesehen - viele wurden in die
Nazi-Todeslager geschickt; andere mussten während des
Krieges den Kern einer der jüdischen Widerstandsgruppen in
Frankreich bilden.