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Yehuda Bauer: Der Hüter meines Bruders

Eine Geschichte des Amerikanischen Jüdischen Vereinigten Verteilungskomitees 1929-1939

[Holocaust-Vorbereitungen in Europa und Widerstand ohne Lösung der Situation]

aus: My Brother's Keeper. A History of the American Jewish Joint Distribution Committee 1929-1939; The Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1974

Übersetzung mit Untertiteln von Michael Palomino (2007)

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[7.] Schlussfolgerung - [440.000 Juden aus D, Oe, Danzig und CSSR durch JDC und HICEM (offiziell) ausgewandert 1929-1939]

Morris C. Troper hatte an der Jahresversammlung des JDC im Jahre 1938 gesagt, dass, wenn man die Ausgaben des JDC voraussagen wollte, dann sei dies in einem gewissen Sinne, den Kurs der Geschichte vorauszusagen. Es scheint, dass nur wenig Zweifel darüber bestand, dass der Kurs des JDC historisch gesehen zu einem grossen Teil der Kurs der jüdischen Bevölkerung in Europa war. Das JDC hatte im Jahr 1929 die Idee, sich nach der Gründung von 1914 wider aufzulösen. Bis 1931 wurde den Führern klar, dass das JDC sich nicht auflösen sollte. Die Wirtschaftskrise in den USA hätte das JDC fast vernichtet. Aber es überlebte, und es war bereit - auch wenn nie genug Geld zur Verfügung stand - den schrecklichen Katastrophen zu begegnen, die über die Juden in Europa in den 1930er Jahren hereinbrachen.

In einem sehr realen Sinne war die Arbeit des JDC dabei eine Sisyphusarbeit. Mit relativ wenig Geld versuchte es, gegen alle Schwierigkeiten, die zusammenbrechenden wirtschaftlichen Strukturen der jüdischen Bevölkerung in Osteuropa zu retten; dann versuchte es, die Juden in Zentraleuropa von den Auswirkungen der Nazi-Angriffe zu retten. Sicherlich litt es dabei unter der Kurzsichtigkeit seiner führenden Personen; sicherlich hat es Fehler gemacht, realisierte nicht, die Schwere der Situationen, bis es zu spät war - aber haben andere nicht auch versagt, ohne auch nur einen Teil dessen zu tun, was das JDC unternommen hat?

Es kann zwingend argumentiert werden, dass die Versuche des JDC, die jüdische Wirtschaft in Polen zu reformieren, zum Scheitern verurteilt waren. Im Nachhinein ist es möglich, die Investitionen von so viel Geld und gutem Willen in das sowjetische Russland zu kritisieren. Die Opposition des JDC gegen die Zionisten (S.302)

verdient eine sorgfältige Analyse. Die Zögerlichkeit hinsichtlich der Auswanderung des deutschen Judentums von 1933 bis 1935 kann auch kritisiert werden. Alles in allem könnte das JDC dieses schreckliche Jahrzehnt als eine Teil der Versuche betrachten, bei dem es insgesamt gesehen den Test bestanden hat, so gut, wie es seine Möglichkeiten eben zuliessen.

Es gab nur wenige jüdische Führer und Denker, die ihre Zeit mit mehr Scharfsinn und Klarheit beurteilten als Bernhard Kahn, oder mit mehr menschlicher Wärme als Felix M. Warburg. Das JDC konnte nicht mehr Hilfe in Europa verteilen, als das amerikanische Judentum willig war zu spenden. Es hat nie die Tatsachen vor der amerikanisch-jüdischen Öffentlichkeit verschwiegen. Es hat immer mehr Geld beantragt, als es bekommen hat. Es hielt die Gelder nicht in der Bank, sondern gab sie aus, um den Bedürftigen zu helfen, um die Hungrigen zu versorgen, um die Nackten einzukleiden. Es gab nie genug Geld, und zu oft war die Antwort bei einer Hilfsanfrage ein Nein.

Aber die Kritiker haben kaum je kritisiert, was das JDC tat - denn normalerweise war die Kritik auf das gerichtet, was das JDC getan haben sollte und nicht getan hat (im Grossen und Ganzen, weil die Mittel fehlten). Es versuchte, den auftretenden Notfällen zu begegnen.

Zusammen mit dem HICEM war das JDC in die Auswanderung von ungefähr 440.000 Juden

(Endnote 1: basiert hauptsächlich auf R21, Berichtsentwurf von 1939)

von Zentraleuropa eingebunden: 281.900 von "Alt"-Deutschland, 117.000 von Österreich, 35.000 aus den tschechischen Landesteilen, und 5500 aus Danzig.

[Ergänzung: Schätzungsweise 10% von ihnen kamen während den Feldzügen 1939-1943 wieder unter NS-Recht: in Polen, Dänemark, Norwegen, Luxemburg, Belgien, Holland, und in Frankreich. Vielen gelang die Flucht nach Frankreich, dann nach Südfrankreich, dann nach Spanien und nach Übersee. Die illegale Auswanderung ist nicht erwähnt, muss aber dazugerechnet werden].

Es [das JDC] hat das Leid vieler weiterer in Europa gelindert. Es hat ihnen bewiesen, dass das jüdische Volk in Amerika sich darum gekümmert hat, dass sie nicht alleine waren. Es hat auf die Stimme der Gewissenhaftigkeit geantwortet - was mehr ist, als in dieser Zeit je gesagt werden kann.






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