Erwähnte Kolonialliteratur
Folter F in Algerien
-- Zeitung "
Témoignage Chrétien"
-- Zeitung: "Temps Modernes" Nr. 166
-- Zeitschrift des berühmten Jean-Paul Sartre (S.291)
-- Aber Alleg: Die Folter (La Question)
-- Frantz Fanon: Buch: L'an V de la révolution
algérienne - Paris 1959
12.2.
Kriminell-"christliche" Franzosen foltern in der Welt
herum: Kanada, AEF, Madagaskar und Algerien
12.2.1. Katholische Franzosen-"Christen"
foltern in Kanada, in Afrika in der AEF
F-"christliche" Folterei in Kanada: Und
warum sollte man sie für schlimmer halten als jene
Franzosen im alten Kanada, von denen der
[Jesus-Fantasie]-Kapuziner Thevet erzählt, sie hätten den
Eingeborenen Arme und Beine abgehauen, nur um zu sehen, ob
ihre Säbel noch scharf genug seien?
[Französisch-Afrika
F-"christliche" Folterei in der AEF: Wenige
Jahrhunderte später haben wir, aus Französisch-Afrika [die
grosse französische Kolonie AEF], einen literarisch
höherstehenden Zeugen, der auch in seinem Mutterland
grosses Ansehen geniesst, André Gide [wahrscheinlich aus
der "Kongoreise"]:
"Langes Gespräch mit zwei Häuptlingen des Bakongodorfs.
Aber der, mit [S.276] dem wir uns zuerst unterhalten,
schweigt sofort, als der zweite sich nähert. Es ist nichts
mehr aus ihm herauszubringen. Wir sind erschüttert von
seinem Schweigen, seiner Angst, sich blosszustellen, da
wir ihn über die Scheusslichkeiten im Gefängnis von Boda,
dessen Insasse er selber gewesen ist, auszufragen
versuchen. Später, da er wieder mit uns allein ist,
erzählt er uns, dass er dort an einem einzigen Tag 10
Leute infolge von Misshandlungen hat sterben sehen. Er
selber zeigt uns an seinem Körper Spuren und Narben von
Stockschlägen. Er bestätigt uns, was wir bereits gehört
haben (und was die offizielle Untersuchung, die mein Brief
an den Gouverneur nach sich zog, ebenfalls bestätigt),
dass die Gefangenen als einzige Nahrung eine Kugel Maniok
am Tage erhalten, nicht grösser als ... (er zeigt seine
Faust)."
12.2.2. Katholische
Franzosen-"Christen" foltern auf Madagaskar
[F-"christliche" Folterei auf Madagaskar 1947: wie zu
Zeiten der Inquisition - Wahlen für Frieden 1946 mit der
Bewegung MDRM - "christlicher" Terror in Tananarive mit
Peitschenfolter für falsche "Geständnisse"]
Eine Massen-Folterei erlebt Madagaskar während des
Aufstands im Jahre 1947. Der Aufstand hat, wie
ausländische [Jesus-Fantasie]-Missionare berichten, sehr
einleuchtende Motive [Madagaskar war schon die ganze
Kriegszeit 1940-1945 "ausgelaugt" worden, und das hörte
einfach nie mehr auf!]. Die von den Franzosen praktizierte
Zwangsarbeit, unmässige Requisitionen, Schikanen
gegen die madegassischen Reisbauern, dazu noch das
besonders hochmütige rassistische Gebaren der Franzosen
auf der Insel - es bedarf keiner besonderen Verschwörung,
um die Bevölkerung in Aufruhr zu bringen. In der Logik der
Kolonialmacht und ihrer örtlichen Vertreter liegt es,
solche Dinge für unwesentlich zu halten und lieber nach
"Rädelsführern" zu suchen.
Zweifellos hat der Aufstand auf der Insel Madagaskar seine
Führer - freilich nicht diejenigen, die von den Franzosen
eingesperrt werden. Zu diesen gehören die Prominenten
einer Partei, die sich gegen Gewalt ausgesprochen und bei
den Wahlen im Jahr vor dem Aufstand [1946] die Mehrheit
aller Stimmen erhalten hat, as
MDRM (Mouvement
Démocratique de la Renovation Malgache) - also
Männer, die sozusagen keinen Aufstand mehr nötig haben.
Auch die Parlamentarier, die diese Partei in Paris
vertreten (farbige natürlich), landen im Gefängnis. Etwa
zwei Wochen bleiben sei in der Gewalt der französischen
Polizei. Sie werden gefoltert, bis sie "Geständnisse"
unterschreiben. Obwohl in den folgenden Prozessen diese
Foltern ausführlich zur Sprache kommen und obwohl die
Unschuld der angeklagten sehr bald feststeht, werden sechs
von ihnen zum Tode verurteilt (das Urteil wird in
Zwangsarbeit umgewandelt), elf zu Zwangsarbeit.
Als ob das Ansehen der französischen Justiz nicht schon
genug angeknackst wäre: die Franzosen verhaften zwar einen
der "echten" Führer des Aufstands, und von grösster
Bedeutung wird sein, was er als Zeuge im Prozess gegen die
erwähnten 18 madegassischen Politiker aussagen wird. Aber
so sieht es wohl auch die französische Justiz: fünf Tage
vor diesem Prozess wird er hingerichtet.
Über das Schreckensregime, das um diese Zeit in der
madegassischen Hauptstadt [S.277]
Tananarive
[heute Antanarivo] herrscht, berichtet P. Poiteau [Quelle
fehlt]:
"Die bestialischsten Foltern werden angewendet, um mehr
'Geständnisse' zu bekommen. Die Sureté Générale ist
Treffpunkt der schlimmsten Elemente der Kolonisation.
Durch die weit offenen Türen kommen und gehen die Colons
ein und aus, wie bei sich zu Hause, in der Hand den
Knüppel oder den Ochsenziemer. Manche nehmen an den
'Verhören' teil. Andere versammeln sich in Gruppen vor den
offenen Fenstern, um unter lautem Geschrei den
monströsesten Szenen zuzuschauen."
Der französische [Jesus-Fantasie]-Pfarrer schreibt eines
Tages an den Generalstaatsanwalt Rolland, die Sureté
[Polizei] habe zu dieser Zeit einer richtigen Fabrik
geähnelt. Boiteau zitiert aus diesem Brief:
"Ich bin dort Zeug von Brutalitäten geworden, die ich
nicht beschreiben kann. Ich habe gesehen,
-- wie Madegassen mit dem Ochsenziemer ausgepeitscht
wurden,
-- wie sie mit der Faust geschlagen wurden,
-- wie sie in sämtliche Körperteile getreten wurden .
Es ist mir unmöglich, die genaue Zahl der Madegassen
anzugeben, die mit völlig unkenntlich geschlagenem Gesicht
an mir vorbeigeführt wurden. Beulen, Quetschungen,
blaugeschlagene Augen - die Gesichter so rot, dass sie wie
reife Tomaten aussahen, mit geschwollenen und
aufgesprungenen Lippen - in einem Wort: blutige Masken.
Mehrmals habe ich Gefolterte taumelnd aus dem Hof hinter
dem Büro kommen sehen, mit verstörtem, verängstigtem
Blick, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Ich wunderte
mich über ihre nassen Haare und Gesichter, ihre nassen
Hemden. Als ich einen senegalesischen Polizisten fragte,
warum sie so nass seien, antwortete er lachend: 'Das -
Taufe im Eimer, damit sie sprechen.'
Durch die Tür eines Bürozimmers neben dem des Chefs der
Sureté-[Polizei] habe ich Schreie gehört, Hilferufe und
das Hämmern dumpfer Schläge, so regelmässig wie bei einer
Uhr. Ich habe aus dieser Tür eine junge Europäerin kommen
sehen, die Hände vor dem Gesicht, die sagte: 'Es ist
schrecklich. Ich kann mich nicht daran gewöhnen. Es macht
mich krank.' Ich erfuhr später, dass sie die Sekretärin
der Sureté war."
[Quelle fehlt].
12.2.3. Katholische
Franzosen-"Christen" foltern in Algerien
Die quasi-öffentliche Folterei "Eingeborener" ist keine
Ausnahme. Selbst ein Schriftsteller mit so unverkennbarer
Abneigung gegen das Unabhängigkeitsstreben und so grossem
Unverständnis für die Nöte der Kolonisierten wie Michael
K. Clark kann sich nicht verkneifen, sozusagen en passant
im Zusammenhang mit der französischen Repression des
Jahres 1947 in Algerien zu notieren:
"Überall wurden öffentlich 'Verhöre' durchgeführt - leider
allzuoft durch den Dritten Grad belebt." Bleebt...
Algerien liegt der weissen Welt natürlich viel näher als
Madagaskar. Es ist noch vor kurzem durch seinen
siebenjährigen Unabhängigkeitskrieg im Zentrum des
internationalen Interesses gewesen - wirklich?
Zur Ehre der Franzosen sei gesagt, dass man in Frankreich
während des ganzen [S.278] Krieges sehr viel mehr darüber
erfahren konnte, wie die französischen Herren mit ihren
Opfern umgingen, als anderswo.
Es gehört zu den Eigentümlichkeiten der öffentlichen und
der veröffentlichten Meinung in der weissen Welt, dass
ausserhalb Frankreichs von diesen Vorgängen nur wenig
bekanntgeworden ist. Vielleicht, weil der Beginn der
französischen Herrschaft in diesem Land keineswegs
zivilisierter gewesen ist als das Ende.
Eine Meldung der deutschen Presseagentur aus Paris:
"dpa, Paris, 24. Oktober 1958: Der
[Jesus-Fantasie]-Erzbischof von Lyon, Kardinal Gerlier,
hat in einer scharfen Stellungnahme französische
Polizeibeamte aus Lyon beschuldigt, verhaftete Algerier
durch 'Brutalität schwerster Art' misshandelt zu haben, um
Zeugenaussagen gegen zwei festgenommene Arbeiterpriester
zu erhalten. Den beiden [Jesus-Fantasie]-Geistlichen wird
vorgeworfen, flüchtige Algerier aufgenommen zu haben."
Nicht lange nach dieser sensationellen (sollte man
jedenfalls meinen) Äusserung sagt André Malraux, Minister
de Gaulles (Kulturminister [web02]), während einer
Südamerika-Tournee in Rio de Janeiro:
"Während ich Informationsminister war, hat es vier Monate
lang keine Folterung gegeben. Seitdem ist sie wieder
aufgetaucht, das stimmt wirklich."
[F-"Christen" foltern in Algerien: "Elektrizität, den
Wasserschlauch, die Wanne, das Hängen" - die kr. Polizei
behauptet, die Folter sei notwendig (!) - F-"Christen"
kopieren in Algerien die Nazi-Barbarei + die
"christliche" Inquisition - und am Ende noch Morde: z.B.
Leute aus dem Helikopter werfen]
Eine Delegation des Internationaken Komitees gegen das
KZ-Regime (CICRC) berichtet 1957 nach einer Reise durch
Algerien: "Die Delegation ist überzeugt, dass mehrfach
Militäreinheiten ... Gendaermerie, DST oder
Polizeiverbände Verhaftete misshandelt und oft regelrecht
gefoltert haben (durch
Elektrizität, den
Wasserschlauch, die Wanne, das Hängen), um
Geständnisse oder Erklärungen zu erpressen ... Einer der
Generalinspekteure mit Sonderaufgaben hat vor der
Delegation ausdrücklich zugegeben, dass die Folter
angewendet werde. Man tue das, weil sie das einzige Mittel
sei, Informationen über geplante Anttentate zu erhalten -
Informationen, die es ermöglichten, eine grosse Zahl von
Menschenleben zu retten."
[Wie viele Massenmorde die kriminellen
Franzosen-"Christen" in Algerien vorher schon begangen
haben, wissen sie wohl selber nicht? -
Link!]
Es hätte dieser verdienstvollen Untersuchung kaum bedurft,
denn schon 1955 hat der damalige französische
Zivil-Generalinspektor in Algerien, [Roger] Wuillaume
[web03], zugegeben, dass durch Folter "erstklassige
Resultate" erzielt worden seien. Er findet sogar, die
Behörden müssten diejenigen Polizisten unterstützen, die
solche Methoden anwenden.
Mit dieser Ermunterung fühlen sich die Folterer ihrer
Sache natürlich sicher. Und in dem Mass, in dem der Krieg
andauert und sich ausweitet, nimmt die Armee der Polizei
einen immer grösseren Teil des schmutzigen Geschäfts ab -
Vorahnung der unabwendbaren Niederlage?
Die Phantasie der Folterknechte kennt keine Grenzen. Hier
eine kleine Auswahl ihrer Methoden: [S.279]
--
Elektrische Schläge auf Geschlechtsteile
und Ohren
-- Der
Sonnenkäfig: etwas für südliche
Gegenden wie Algerien
-- Nackt, mit gefesselten Armen und Beinen über einem
Balken
hängen;
--
[Die Tür-Hand-Folter]: Die Sache mit der
Tür - ganz einfach: man hält die Hände des Opfers in den
Türrahmen und schlägt die Tür zu.
--
[Folter am Baum auf Stacheldraht]: Die
"Nachtruhe". Man fesselt das Opfer mit den Füssen an einen
Baum und legt es mit dem Rücken auf eine Rolle
Stacheldraht. Wenn es Durst haben sollte, steht dreckiges
Waschwasser bereit.
--
Stockschläge.
--
[Messer langsam reinstossen]: Das
Messer, das langsam immer tiefer in den Körper des Opfers
hineingedrückt wird
--
[Seiltanz am Helikopter]: der Luft-Akt:
Das Opfer wird an einem Seil aus einem Helikopter
geworfen, der in etwa 200m Höhe fliegt [Bungee-Jumping].
Es versteht sich von selbst, dass alle diese Verfahren
kombiniert werden können. Ich habe die Beispiele dem
"Dossier Jean Muller" entnommen, das die katholische
[Jesus-Fantasie]-Wochenzeitung "
Témoignage Chrétien"
sehr zeitig am algerischen Krieg veröffentlicht hat.
Muller, ein französischer Jugendführer, der in Algerien
gefallen ist, schrieb, dass allein in seinem Bereich 10
Offiziere, vier Unteroffiziere und eine Sektion Soldaten
Folterdienst machten. "Motiv: es sei das einzige Mittel,
um Informationen zu bekommen. Im
Lager Tablat
sind durchschnittlich 150 Verdächtige interniert, die man
verhört." Viele Gefolterte werden anschliessend erschossen
Und Muller sagt: "Wir sind weit von der Befriedung
entfernt, für die wir unter die Fahnen gerufen wurden. Wir
sind verzweifelt, mit ansehen zu müssen, wie weit die
menschliche Natur sich erniedrigen kann und mit anzusehen,
dass Franzosen Methoden anwenden, die der
Nazi-Barbarei
entlehnt sind."
Anfang Mai 1957 veröffentlicht die Pariser Wochenzeitung
"France-Observateur" folgenden Auszug aus dem Bericht
eines Soldaten in Algerien:
"Ich kann die verschiedenen Folterungen gar nciht
beschreiben, die angewendet werden. Sie sind schrecklich.
Dreissig Leute in drei Tagen (wenn man die von vorher
rechnet: mehrere hundert).
Der Folterknecht, ein ehemaliger Fremdenlegionär, hört gar
nicht auf. Gestern haben sie einen Unschuldigen den ganzen
Tag gefoltert.
Spuren bleiben nicht: die Leute sind
so fertig, dass man sie erschiesst ('Fluchtversuch')
oder sie aus dem Hubschrauber wirft."
[Die Repto-Satanisten werfen auch Leute aus Flugzeugen,
die beseitigt werden sollen, unter anderem auch
missbrauchte Kinder - um Zeugen zu vernichten. Es kann
also sein, dass solche Folterzentren wie in Algerien auch
satanistische Zentren sind].
[F-"Christen" foltern in Algerien: Bericht von Frantz
Fanon: 4 Polizisten boxen auf das Opfer ein - brennende
Zigarette auf die Brust - Schläge auf die Füsse -
tödliches Hochdruck-Aufpumpen - Flaschen-After-Spiele -
Peitsche für das Hinknien+Stillstehen an der Wand]
Hier eine weitere kurze Liste. Es handelt sich um Fälle,
die Frantz Fanon (französischer Menschenrechtler,
1925-1961 [web04]) in dem Hospital erzählt bekam, in dem
er als Arzt tätig war - und in dem er nicht selten die
Opfer wegen schwerer nervöser Störungen zu behandeln
hatte. Er beschreibt die undifferenzierte, sogenannte
präventive Folter:
"... die [S.280] brutalen Methoden, bei denen es sich
weniger darum handelt zu foltern, als das Opfer zum
Sprechen zu bringen. Hier wird das Prinzip besonders
wichtig, dass der Schmerz oberhalb einer bestimmten
Schwelle unerträglich wird. Das Ziel ist also, diese
Schwelle so schnell wie möglich zu erreichen: mehrere
Polizisten schlagen gleichzeitig zu.
Vier
Polizisten stehen um den Gefangenen herum und
jonglieren
mit ihm auf ihren Fäusten,
während ein anderer ihm
die Brust mit einer
Zigarette verbrennt und wieder ein anderer ihm
mit dem
Knüppel auf die Füsse schlägt."
An Einzelmethoden zählt Fanon auf:
--
[tödliches Hochdruck-Aufpumpen]:
Gleichzeitiges Aufpumpen mit Seifenwasser unter hohem
Druck in Kehle und After ("Dieser Typ Folter führt zu
einer grossen Zahl von Todesfällen. Diese
Hochdruck-Klistiere führen zu zahlreichen Rissen der
Darmschleimhaut ... und oft zu Gasembolien und
Bauchfellentzündungen");
--
[Flaschenspiele]: Einrammen einer
Flasche in den After;
--
[Peitsche für das Hinknien]: die
"Ruhestellung": Das Opfer muss hinknien, die Arme parallel
auf dem Boden, Handfläche nach oben. Jede Bewegung
verboten. Rührt sich der Gefangene doch, schlägt ein
dabeisitzender Polizist mit einer Peitsche auf ihn ein;
--
[Peitsche für das Stillstehen an der Wand]:
"Stillstehen": Der Gefangene steht aufrecht, Gesicht gegen
die Wand, Arme nach oben, Handflächen gegen die Wand. Bei
der geringsten Bewegung regnet es Hiebe.
[F-"Christen" foltern in Algerien: Gefolterte werden
erschossen und "Fluchtversuche" ERFUNDEN - Zeuge
Journalist Henri Alleg in Blida: Knüppelschlage,
Stromfolter]
Ein französischer Soldat berichtet (In "Temps Modernes",
Nr. 171):
"Ich war ein einziges Mal direkter Zeuge von Folterungen,
die Verdächtige zum Sprechen bringen sollten. Nicht etwa,
dass ich gewagt hätte, bei der Vernehmung dabeizusein.
Aber da wir neben dem Gebäude schliefen, in dem sie
stattfand, haben wir die ganze Nacht die Schreie dieser
Unglücklichen gehört. Am nächsten Morgen bekamen wir den
Befehl, sie zu
erschiessen. Als wir uns
kategorisch weigerten (!), übernahmen es die Gendarmen.
Hinterher
hat man erklären müssen, die Erschossenen hätten
Fluchtversuche unternommen."
Ein berühmtes weisses Opfer der weissen Folter - weil er
auf der Seite der Farbigen kämpft - ist
Henri Alleg
(1921-2013 [web05]), kommunistischer Journalist,
Herausgeber einer Zeitung in Algier (sie wird sowohl von
den Franzosen als auch später von den Algeriern verboten).
Er berichtet aus seiner Haftzeit:
"Ganze Nächte hindurch, einen Monat lang, habe ich die
Menschen schreien hören, die man folterte. Ich habe die
Gefangenen gesehen, die mit
Knüppelschlägen
von einer Etage in die andere geprügelt wurden."
Er erkennt manche seiner Leidensgenossen, so einen Freund
aus dem Hospital von
Blida [Stadt in
Mittel-Algerien an der Küste] - die Fallschirmjäger haben
ihn nackt auf einen Metallstuhl gesetzt und dann
Strom
eingeschaltet ... [S.281] er hat immer noch
Brandwunden an den Beinen. Oder Mohammed Sefta von der
Mahakma (Cadi-Justiz in Algerien [web06]) in Algier (dem
Kadi-Gericht), der sagt: "Entschuldige, ich kann nur
schwer sprechen. Sie haben mir die
Zunge verbrannt."
[F-"Christen" foltern in Algerien: Stromfolter gegen
Journalist Henri Alleg - ein Jacquet und ein
Charbonnier: am Ohrläppchen, am Finger, am Penis]
Aber
Alleg ist in erster Linie wegen seiner
eigenen Leiden erwähnenswert, in denen er seine moralische
Kraft mit dem Willen seiner Folterer mass - und siegte.
Die folgenden Passagen aus seinem
Buch "Die Folter"
(La Question) entnehmen wir der deutschen
Ausgabe mit freundlicher Genehmigung des Desch-Verlages,
bei dem es 1958 erschienen ist:
"Jacquet, immer lächelnd, hielt mir zuerst die an den
Elektrodenenden befestigten Klemmen vor die Augen, kleine
glänzende Stahlklammern, langgestreckt und gezähnt.
Telegrafenarbeiter verwenden diese Klemmen und nennen sie
'Krokodile'. Der Unteroffizier befestigte eine
an
meinem rechten Ohrläppchen und die andere am Finger
auf der rechten Seite. Von einem einzigen
Schlag bäumte ich mich in meinen Fesseln auf und brüllte
aus vollem Hals. Charbonnier ["Kohlehändler"] hatte mir
die erste elektrische Ladung durch den Körper gejagt. Nahe
an meinem Ohr war ein langer Funke aufgesprungen, und ich
spürte den rasenden Herzschlag in meiner Brust. Ich
krümmte mich schreiend und sträubte mich dagegen,
verwundet zu werden; jedoch Charbonnier, den Apparat in
der Hand, liess die Stromstösse ohne Unterbrechung
aufeinanderfolgen. Charbonnier stellte immer wieder die
gleiche Frage, wobei er jede Silbe betonte: "Wo warst du
untergebracht?"
Zwischen zwei Stromstössen drehte ich mich ihm zu, um ihm
zu sagen: "Sie haben unrecht, sie werden es noch bereuen!"
Wütend drehte Charbonnier den Widerstand am Apparat
zurück. "Jedesmal, wenn du mir Moral predigst, werde ich
dir eine Gepfefferte verabreichen." Und während ich
immerfort schrie, sagte er zu Jacquet: "Grosser
[Fantasie]-Gott, ist das ein Schreihals! Stopf ihm doch
das Maul!" Jacquet rollte mein Hemd zusammen, stopfte es
mir in den Mund, und die Qual begann von neuem. Ich biss
mit aller Kraft in das Tuch zwischen meinen Zähnen, und
ich fand dabei Erleichterung.
Plötzlich spürte ich einen wilden Schmerz, wie den Biss
eines Tieres, das ruckweise das Fleisch herausreisst.
Jaquet, immer lächelnd über mir, hatte mir die Klemme
am
Geschlechtsteil befestigt. Die Stösse, die
mich durchfuhren, waren so stark, dass sich die Riemen am
Fussgelenk lockerten. Eine kurze Pause, um sie wieder
anzuziehen, und dann ging es weiter.
Man hatte mich mit Wasser besprengt, um die Intensität des
Stroms noch zu erhöhen, und zwischen zwei "Gepfefferten"
zitterte ich wieder vor Kälte. Um mich herum sassen
Charbonnier und seine Freunde auf ihren Packtaschen und
leerten einige Bierflaschen. Ich biss in meinen Knebel, um
dem Krampf zu entgehen, der meinen ganzen Körper
zusammenzog. Vergeblich.
[F-"Christen" foltern in Algerien
den Journalisten Henri Alleg: ein Irulin schlägt zu -
Ohrfeigen, Kniestösse]
Endlich hörten sie auf. "Macht ihn los!" Die erste Sitzung
war beendet. Ich [S.282] erhob mich taumelnd und nahm
meine Hose und meine Jacke. Meine Krawatte lag auf dem
Tisch.
Irulin stand vor mir. Er nahm sie,
band sie wie einen Strick um meinen Hals und zog mich
unter allgemeinem Gelächter, als zöge er einen
widerspenstigen Hund hinter sich her, bis an das
nebenanliegende Büro.
"Na", sagte er, "genügt dir das nicht? Du kommst doch
nicht los. Auf die Knie!" Mit seinen riesigen Pratzen
ohrfeigte
er mich mit ganzer Kraft. Ich fiel auf die Knie, denn ich
war nicht mehr imstande, mich aufrecht zu halten. Ich
taumelte bald nach links, bald nach rechts. Die Schläge
von Irulin stellten das Gleichgewicht wieder her, wenn sie
mich nicht gerade zu Boden warfen. "Also willst du reden?
Du bist erledigt, hörst du! Du bist ein Toter mit
Bewährungsfrist!"
Plötzlich riss mich Irulin hoch. Er war ausser sich, es
dauerte ihm zu lange. "Hör zu, Sauhund! Du bist erledigt!
Du sagst jetzt aus! Hörst du, du redest jetzt!" Er schob
sein Gesicht ganz nah an das meine, er berührte mich fast
und brüllte: "Du redest jetzt! Hier müssen alle aussagen!
Wir haben den Krieg in Indochina mitgemacht [und die
Franzosen haben gegen die kleinen Vietnamesen, meist
Vegetarier, verloren!], und das hat uns gelehrt, mit euch
umzugehen!
Hier ist die Gestapo! Du kennst
die Gestapo?" Und dann ironisch: "Du hast Artikel über die
Torturen geschrieben, was, Sauhund! Sehr schön. Jetzt ist
es die Zehnte Fallschirmjägerdivision, die sie an dir
ausprobiert!" Hinter mir hörte ich die Bande der
Folterknechte lachen. Irulin hämmerte mein Gesicht mit
Ohrfeigen und meinen Leib mit
Kniestössen
...
[F-"Christen" foltern in Algerien den Journalisten
Henri Alleg: harter Karton - ans Brett geschnallt und 1
Elektroapparat - und ein Wasserhahn]
Auf dem Tisch lag
ein Stück harter Karton.
Er nahm es und schlug mich damit. Jeder Schlag stumpfte
mich mehr ab, bestärkte mich aber gleichzeitig in meinem
Vorsatz, diesen Rohlingen, die sich als
Nacheiferer
der Gestapo bezeichneten, nicht nachzugeben.
"Gut", sagte Charbonnier, "du hast es so gewollt! Jetzt
wirst du den Bestien ausgeliefert."
Die Bestien
waren dieselben, die ich schon kannte. Aber sie
entfalteten ihr Talent in noch weit grösserem Mass. Irulin
zog mich in das andere Zimmer zuruck, wo das Brett und der
Magnetapparat waren. Ich sah gerade noch, wie man einen
nackten [Mohammed-Fantasie]-Moslem durch Fusstritte
aufrichtete und auf den Gang jagte. Während sich Irulin,
Charbonnier und die anderen mit mir beschäftigten, hatte
der Rest der Bande seine "Arbeit" mit dem Brett und dem
noch verfügbaren Apparat fortgesetzt. Um keine Zeit zu
verlieren, "verhörten" sie noch einen Verdächtigen.
Lorca schnallte mich auf das Brett, eine neue Sitzung mit
elektrischer Tortur begann. "Diesmal ist's der 'grosse
Eugen'", sagte er. In den Händen meines Peinigers sah ich
einen viel grösseren Apparat, und auch bei den Schmerzen
empfand ich einen Unterschied in der Stärke. An Stelle der
schnellen und spitzen Bisse, die mir den Körper zu
zerreissen schienen, war es jetzt ein viel grösserer
Schmerz, der sich tief in alle Muskeln einbohrte und sie
verzerrte [S.283]. Ich lag verkrampft in meinen Fesseln,
presste die Kiefer auf meinen Knebel und hielt die Augen
geschlossen. Sie hörten dann auf, aber das nervöse Zittern
dauerte an.
"Kannst du schwimmen?" fragte Lorca, über mich gebeugt.
"Du wirst es jetzt lernen. Los, zum
Wasserhahn!"
Sie hoben das Brett auf, an dem ich noch immer gefesselt
war, und trugen mich in die Küche. Dort legten sie es mit
dem Kopfende auf das Spülbecken. Zwei oder drei Paras
hielten das andere Ende. Die Küche war nur von dem
schwachen Licht des Ganges erhellt. Im Halbdunkel erkannte
ich Irulin, Charbonnier und den Hauptmann Devis, der
anscheinend die Leitung des Unternehmens übernommen hatte.
Am vernickelten Wasserhahn, der über meinem Gesicht
glänzte, befestigte Lorca einen Gummischlauch. Er
umwickelte meinen Kopf mit einem Tuch, indes Devis zu ihm
sagte: "Stecken Sie ihm einen Knebel in den Mund." Durch
das Tuch kniff mir Lorca die Nase zusammen. Er schob mir
ein Stück Holz zwischen die Lippen, um mich daran zu
hindern, den Mund zu schliessen oder den Schlauch
wegzustossen.
Als alles fertig war, sagte er zu mir: "Wenn du reden
willst, brauchst du nur die Finger zu bewegen." Und er
öffnete den Wasserhahn. Das Tuch saugte sich schnell voll.
Das Wasser floss in meinem Mund, in meine Nase, über mein
ganzes Gesicht. Eine Weile konnte ich noch kleine Atemzüge
machen. Ich versuchte, durch Zusammenziehen der Kehle so
wenig Wasser wie möglich zu schlucken und, solange ich
konnte, Luft in meine Lunge zu schöpfen, um gegen das
Ersticken ankämpfen zu können. Aber bald konnte ich nicht
mehr. Ich glaubte zu ertrinken, und eine quälende Angst,
die Angst vor dem Tod, überfiel mich. Ohne mein Zutun
streckten sich alle Muskeln meines Körpers, um mich der
Atemnot zu entreissen, doch vergeblich. Gegen meinen
Willen bewegten sich die Finger an meinen beiden Händen.
"Es ist soweit. Er wird reden", sagte eine Stimme.
Das Wasser hörte auf zu fliessen, man nahm mir das Tuch
ab. Ich atmete auf. Im Halbdunkel sah ich die
Oberleutnants und den Hauptmann, Zigaretten zwischen den
Lippen. Sie schlugen mit vollen Kräften auf meinen Leib,
um mich soweit zu bringen, das geschluckte Wasser wieder
auszuspeien. Betäubt von der eingeatmeten Luft, spürte ich
kaum die Schläge. "Nun?" Ich blieb stumm. "Er hält uns zum
Narren. Legt ihm den Kopf wieder drunter!" Dieses Mal
schloss ich die Füaste so fest, dass sich die Fingernägel
in die Handballen eingruben. Ich war entschlossen, nicht
mehr die Finger zu bewegen. Lieber beim ersten Strahl
sofort ersticken! Ich fürchtete eine Wiederkehr dieses
schrecklichen Augenblicks, wo sich mein Bewusstsein
verdunkelte, obwohl ich mich zugleich mit allen Kräften
gegen ds Sterben wehrte. Ich bewegte nicht mehr die
Finger, aber ich musste noch dreimal diese Höllenangst
erdulden. Im letzten [S.284] Augenblick liessen sie mich
Atem holen, während sie mir das Wasser herauspressten.
Beim letzten Male verlor ich das Bewusstsein.
Als ich die Augen öffnete, brauchte ich ein paar Sekunden,
um die Wirklichkeit zu begreifen. Ich lag ausgestreckt,
ungefesselt und nackt, inmitten der Paras [kriminelle
Paramilitärs]. Ich sah Charbonier über mich gebeugt: "In
Ordnung", sagte er zu den anderen, "er kommt wieder zu
sich." Und an mich gerichtet: "Du weisst, dass du fast auf
der Strecke geblieben wärest. Aber glaub ja nicht, dass du
immer ohnmächtig werden kannst. Marsch, steh auf! Sie
stellten mich auf. Ich wankte, klammerte mich an die
Uniform meiner Henker, weil ich jeden Augenblick
umzufallen glaubte. Mit Ohrfeigen und Fusstritten warfen
sie mich wie einen Ball von einem zum anderen. Ich machte
eine Geste, die Abwehr andeutete. "Er reagiert noch, der
Hund", sagte einer.
[F-"Christen" foltern in Algerien den Journalisten
Henri Alleg: Feuerspiele]
"Und was machen wir jetzt mit ihm?" sagte ein anderer.
Zwischen dem Gelächter hörte ich: "
Wir werden ihn
sengen." - "Was? Das habe ich noch nie
gesehen." Das war Charbonnier, mit dem Tonfall von jemand,
der etwas Neues erfährt.
Man stiess mich in die Küche und legte mich dort auf Herd
und Wasserbecken. Lorca umwickelte meine Knöchel mit einem
feuchten Tuch, dann band er sie fest mit einem Strick
zusammen. Alle miteinander packten mich und hängten mich,
den Kopf nach unten, an der Eisenstange des Rauchfangs
über dem Becken auf. Nur meine Finger berührten den Boden.
Einen Augenblick hatten sie Spass daran, mich wie einen
Sandsack vom einen zum anderen zu schaukeln. Dann sah ich
Lorca, der langsam
vor meinen Augen eine
Papierfackel anzündete. Er hob sie hoch, und
schlagartig spürte ich die Flamme am Geschlechtsteil und
den Beinen, deren
Haare knisternd abbrannten.
Ich bog das Kreuz so stark durch, dass ich an Lorca
stiess. Der wiederholte alles noch ein paarmal, dann
begann er, mir die Brustwarze anzubrennen. Aber ich
reagierte nicht mehr stark, und die Offiziere entfernten
sich. Nur Lorca und ein anderer blieben noch da. Von Zeit
zu Zeit schlugen sie mich oder traten mir mit ihren
Stiefelspitzen auf die Finger, wie um mich an ihre
Anwesenheit zu erinnern. Ich hatte die Augen geöffnet und
zwang mich, die beiden zu überwachen, um von ihren
Schlägen nicht überrascht zu werden. Und in den Pausen
versuchte ich, an etwas anderes zu denken als an meine von
der Schnur eingeschnittenen Knöchel.
[F-"Christen" foltern in Algerien den Journalisten
Henri Alleg: Kabinenspiele mit Stacheldraht]
Schliesslich kamen vom Gang her zwei Stiefel auf mein
Gesicht zu. Ich sah die umgekehrte Gestalt von
Charbonnier, der vor mir kauerte und mich fixierte: "Na,
redest du jetzt? Hast du deine Meinung noch nicht
geändert?" Ich schaute ihn an und antwortete nicht. "Macht
ihn los!" Lorca löste den Strick, der mich an der Stange
festhielt, während mich der andere an den Armen zog. Ich
fiel der Länge nach auf den Zementboden. "Steh auf!"
Allein [S.285] konnte ich es nicht. Meine Fusssohlen waren
so geschwollen, dass ich, obwohl auf beiden Seiten
gestützt, bei jedem Schritt den Eindruck hatte, auf Wolken
zu gehen. Ich zog meine Jacke und meine Hose an und fiel
plötzlich die Treppe hinunter. Dort hob mich ein anderer
Para [Paramilitär] auf und drückte meinen Rücken und beide
Hände gegen die Wand. Ich zitterte vor Kälte und
Nervenschwäche und klapperte mit den Zähnen. Lorcas
Kumpan, der sich in der Küche mit mir "beschäftigt" hatte,
erschien auf dem Korridor. "Marsch!" sagte er. Er stiess
mich vor sich her und warf mich mit einem Fusstritt zu
Boden ...
Er zwang mich, die Hände auf den Rücken zu legen, band die
Gelenke mit einer dünnen Schnur zusammen und warf mich in
eine Zelle. Auf den Knien rutschte ich zu einem Strohsack
an der Wand. Ich versuchte, mich mit dem Bauch
daraufzulegen, aber er war von allen Seiten mit
Stacheldraht vernäht. Ich hörte Gelächter hinter der
Tür...
Die Schnüre schnitten mir ins Fleisch, die Hände
schmerzten mich, und die Lage meiner Arme verbog mir die
Schultern. Ich rieb meine Fingerspitzen auf dem Boden, um
sie zum Bluten zu bringen und so den Druck in den
geschwollenen Händen etwas zu mildern, aber es gelang mir
nicht.
[F-"Christen" foltern in Algerien den Journalisten
Henri Alleg: Das nächste Verhör mit "Elektroden"]
Durch eine Luke oben in der Mauer sah ich die Nacht
verdämmern. Ich hörte einen Hahn krähen und rechnete
damit, dass die Paras [Paramilitärs] und Offiziere ermödet
von der Nacht, nicht vor neun Uhr zurückkommen würden. Ich
musste die Zeit ausnützen, um vor dem nächsten "Verhör"
neue Kräfte zu sammeln. Bald mit der einen Schulter, bald
mit der anderen, versuchte ich, mich zu entspannen, aber
mein Körper wollte sich nicht beruhigen. Ich zitterte
ununterbrochen und kontne keinen Augenblick Ruhe finden.
Ich trat mit dem Fuss mehrmals gegen die Tür. Endlich kam
jemand. "Was willst du?" - "Ich möchte austreten." - "Piss
auf dich", antwortete jemand hinter der Bretterwand. Ich
stand gegenüber der Tür an die Wand gelehnt. Sei traten
ein, machten Licht und gruppierten sich im Halbkreis um
mich herum. "Ich brauche einen Knebel", sagte Charbonnier.
Er schob seine Hand in eine der Packtaschen und zog ein
schmutziges Handtuch heraus. "Lass sein", sagte Irulin,
"er kann brüllen. Wir sind im dritten Untergeschoss."
"Trotzdem", sagte Charbonnier, "es ist unangenehm."
Sie knöpften meine Hose auf, zogen die Unterhose herunter
und
klemmten Elektroden auf beiden Seiten in die
Leisten. Sie lösten sich ab beim Drehen der
Kurbel des Apparates, eines "grossen Eugen". Ich schrie
nur zu Beginn der Stösse und bei jedem "Wiederkommen" des
Stroms. Aber meine Reaktionen waren viel weniger heftig
als bei der ersten Sitzung. Damit schienen sie gerechnet
zu haben, denn sie hatten es für unnötig gehalten, mich
auf das Bett zu binden. Während die Tortur fortdauerte,
hörte ich aus einem Lautsprecher die neuesten Chansons
brüllen [Piaff und Dassin etc.?]. Zweifellos kam die Musik
aus einem Kasino [S.286] oder aus einem nahegelegenen
Heim. Sie übertönte meine Schreie, und das waren die
Vorkerhungen, die Irulin "drittes Untergeschoss" getauft
hatte. Die Folterung zog sich in die Länge, und ich war
völlig erschöpft. Ich fiel bald nach rechts, bald nach
links. Einer der Oberleutnants löste eine Klemme und
stiess sie mir ins Gesicht, bis ich mich wieder aufraffte.
"Ehrenwort", sagte Charbonnier, "de rhat das gern." Sie
berieten sich eine Weile und beschlossen, dass ich mich
erholen sollte. "Lass ihm die Drähte angeschlossen", sagte
Irulin, "wir kommen dann wieder." Sie liessen mich mit den
Klemmen im Fleisch zurück und gingen hinaus.
Ich muss schlagartig eingeschlafen sein, denn als ich sie
wieder sah, hatte ich den Eindruck, es sei nur ein
einziger Augenblick vergangen. Und von da an hatte ih kein
Zeitgefühl mehr.
[F-"Christen" foltern in Algerien den Journalisten
Henri Alleg: mit einem Draht im Mund]
Irulin trat als erster ein und versetzte mir einen
Fusstritt, während er sagte: "Setzen!" Ich rührte mich
nicht. Er packte mich und lehnte mich in einen Winkel.
einen Augenblick später krümmte ich mich von neuem unter
den Stromstössen. Ich spürte, dass mein Widerstand sie
immer brutaler und gereizter machte.
"Stopf ihn ihm ins Maul!" sagte Irulin. "Öffne den Mund!"
befahl er. Um meinen Gehorsam zu erzwingen, drückte er mir
die Nasenflügel zu, und in dem Augenblick,
als ich
den Mund öffnete, um zu atmen, schob er mir den
unisolierten Draht sehr weit hinein, bis zum
hintersten Gaumen. Charbonnier setzte den Apparat in
Tätigkeit. Ich spürte, wie die Stromstärke anwuchs und
meine Kehle, meine Kiefer, alle Muskeln meines Gesichts
durchlief, bis sich meine Lider in einem immer
schmerzhafteren Zusammenziehen schlossen.
Jetzt nahm Charbonnier den Draht. "Du kannst ihn
loslassen", sagte Irulin zu ihm. "Er hält von selbst."
Tatsächlich waren meine Kiefer an der Elektrode durch den
Strom wie festgelötet, es war mir unmöglich, meine Zähne
auseinanderzumachen, so sehr ich mich anstrengte. Über
meine Augen unter den verkrampften Lidern zuckten feurige
Bilder, leuchtende geometrische Zeichen, und ich glaubte,
sie würden ruckweise aus ihren Höhlen gerissen, wie von
innen gestossen. Der Strom hatte seine Grenze erreicht,
und gleichzeitig auch meine Qual. Es war, als ob sie
stillstehen würde, und ich dachte, dass sie mich nicht
noch mehr verwunden könnten. Aber ich hörte Irulin zu dem,
der den Apparat bediente, sagen: "Kurze Stösse. Erst
langsam, dann aufdrehen." Ich fühlte die Stromstärke
schwinden, die Krämpfe, die meinen ganzen Körper steif
gemacht hatten, nahmen ab, und plötzlich, als der andere
den Magnetapparat auf volle Stärke stellte, vierteilte
sich der Strom von neuem. Um diesem plötzlichen Abfallen
und schneidenden Anschwellen, dem Höhepunkt der Marter, zu
entgehen, schlug ich meinen Kopf mit aller Kraft gegen den
Boden und jeder Schlag brachte mir Erleichterung. Irulin,
ganz nahe an meinem [S.287] Ohr, schrie mich an: "Versuche
nicht, dich totzuschlagen, du schaffst es doch nicht."
Endlich hörten sie auf. Vor meinen Augen tanzten noch die
Streifen und Lichtpunkte, und in meinen Ohren dröhnte der
Lärm einer Zahnbohrmaschine.
Wenig später unterschied ich sie, alle drei standen
aufrecht vor mir. "Na?" sagte Charbonnier. Ich antwortete
nicht.
[F-"Christen" foltern in Algerien den Journalisten
Henri Alleg: Sippenhaft gegen seine Frau - die
kriminellen F-"Christen" haben schon viele Frauen
gefoltert]
"Du lieber Gott!" sagte Irulin und
ohrfeigte mich
mit voller Kraft. "Hör zu", sagte Charbonnier,
etwas ruhiger. "Was nützt es dir, das Ganze.
Du
willst nichts sagen, schön, dann nehmen wir deine Frau.
Glaubst du, dass sie den Schlägen standhalten wird?"
Irulin seinerseits beugte sich über mich. "Glaubst du,
dass deine Gören in Sicherheit sind, weil sie in
Frankreich sind? Wir können sie kommen lassen, wann wir
wollen." In diesem Zustand konnte ich nur mit Mühe ernst
zu nehmende Drohungen von erpresserischem Bluff
unterscheiden. Aber ich wusste, dass sie dazu fähig waren,
Gilberte zu foltern, wie sie es mit Gabrielle Gimenez,
Blanche Moine, Elyette Loup und anderen jungen Frauen
gemacht hatten. Später erfuhr ich, dass sie sogar Frau
Touri, die Gattin eines bekannten Schauspielers von Radio
Algier, vor den Augen ihres Mannes gefoltert hatten. Ich
fürchtete, sie würden die Angst wahrnehmen, die mich bei
dem Gedanken überfiel, dass sieihre Drohungen wirklich in
die Tat umsetzen könnten. Und ich hörte beinahe mit
Erleichterung einen von ihnen sagen: "Es ist ihm egal, es
ist ihm alles egal!"
Sie verliessen mich, aber der Gedanke, dass Gilberte jeden
Augenblick auf das Marterbrett geschnallt werden könnte,
ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Charbonnier kam ein wenig später mit einem Para
[Paramilitär] zurück. Sie schalteten mich von neuem an den
Apparat und gingen dann. Ich hatte jetzt den Eindruck,
dass sie ständig kamen und gingen, um mir noch einige
Augenblicke Erholungsfrist zu lassen. Dann sah ich wieder
Charbonnier, seinen Draht auf meiner Brust
spazierenführend und fortwährend die gleiche Frage
skandierend: "Wo hast du die Nacht vor dei-ner
Ver-haf-tung ver-bracht?"
[F-"Christen" foltern in Algerien den Journalisten
Henri Alleg: Der Besuch eines Arabers]
In die düstere Zelle stiess man einen Araber. Die für
einen Augenblick geöffnete Tür liess einen Lichtstrahl
herein. Flüchtig konnte ich seine Silhouette sehen: er war
jung, gut gekleidet und hatte Handschellen um die Gelenke.
Er tappte im Finsteren und liess sich dann neben mir
nieder. Von Zeit zu Zeit hatte ich Schüttelanfälle, ich
fuhr stöhnend hoch, als ob mich die Tortur noch verfolgte.
Der Araber spürte, dass ih fröstelte, und zog mir meine
Jacke über die eisigen Schultern. Er stützte mich, dass
ich auf die Knie kam und an die Wand urinieren konnte,
dann half er mir wieder beim Hinlegen. "Ruhe dich aus,
mein Bruder, ruhe dich aus", sagte er. Ich beschloss, ihm
zu sagen: "Ich bin Alleg, der ehemalige Herausgeber des
"Alger Républicain". Sage draussen [S.288], wenn du
kannst, dass ich hier gestorben bin." Aber ich musste mich
anstrengen und hatte keine Zeit mehr dazu. Die Tür wurde
aufgerissen, und ich hörte jemand auf dem Gang sagen:
"Warum hat man den da hier hereingebracht?" Und sie
führten ihn fort. Plötzlich wurde das Licht eingeschaltet.
Es waren zwei Männer von Irulins Gruppe. "Er hat noch
immer nichts gesagt?" - "Macht nichts. In fünf Minuten
wird er reden." - "Ah", sagte der zweite, "du hast dem
Oberleutnant deinen Trick gesagt?" - "Ja." Ich begriff,
dass ich neuen Qualen ausgesetzt werden sollte.
[F-"Christen" foltern in Algerien den Journalisten
Henri Alleg: mit Zündhölzern Brustwarzen anbrennen - mit
einer Papierfackel die Fusssohlen anbrennen]
Irulin erschien hinter ihnen. Er beugte sich zu mir, hob
mich auf und lehnte mich an die Wand. Er öffnete mir meine
Jacke und stellte sich mir gegenüber, seine Beine
spreizten die meinen auf dem Boden auseinander. Er zog
eine Schachtel Streichhölzer aus der Uniformtasche,
zündete eines an und hob es sehr langsam vor meine Augen,
um zu sehen, ob ich der Flamme folgte und ob ich Angst
hatte, Dann fing er an,
mit den Zündhölzern mir
eine Brustwarze zu brennen, dann die andere.
"Du kommst dran." Er wandte sich an einen seiner Helfer.
Dieser
entzündete vorbereitete Papierfackeln und
brannte mir die Fusssohlen an. Ich rührte mich
nicht und stiess keinen einzigen Schrei aus. Ich war
völlig unempfindlich geworden, und während mich Irulin
brannte, konnte ich ihn anschauen, ohne mit der Wimper zu
zucken. Wütend schlug er mich auf den Unterleib und
brüllte: "Du bist erledigt! Erledigt! Hörst du? Du
sprichst jetzt? Ja oder Scheisse! Du möchtest gern, dass
ich dich sofort niederstrecke, was? Aber wir sind noch
nicht miteinander fertig. Du weisst, wie es ist, wenn man
Durst hat?
Du wirst noch verrecken vor Durst."
Der Strom hatte meine Zunge, meine Lippen, meinen Hals
ausgetrocknet, sie waren rauh und hart wie Holz. Irulin
wusste, dass die elektrische Folter einen unerträglichen
Durst verursacht. Er hatte seine Streichhölzer weggelegt
und nahm nun einen Becher und ein Zinngefäss zur Hand. "
Es
sind jetzt zwei Tage, dass du nicht getrunken hast.
Also noch vier bis zum Verrecken. Vier Tage,
das ist lang. Du wirst noch deine Pisse auflecken." In
Augenhöhe und nahe an meinem Ohr liess er ein wenig Wasser
in den Becher laufen und wiederholte: "Du redest, und dann
kannst du trinken. Du redest, und dann kannst du trinken."
Mit dem Rand des Bechers öffnete er mir die Lippen. Er
hatte kaum einen Fingerhut voll Flússigkeit eingefüllt,
und ich sah, wie sich das frische Wasser auf dem Boden
bewegte. Aber ich konnte keinen Tropfen schlucken. Irulin
lachte über meine unnützen und mühsamen Anstrengungen.
"Sagt den Burschen, sie sollen herkommen und sich
Tantalusqualen ansehen", rief er lachend. Im Türrahmen
erschienen andere Paras. Trotz der Abgestumpftheit, gegen
die ich mich wehrte, hob ich den Kopf hoch und weigerte
mich, das Wasser anzusehen, um nicht meine Qual diesen
Rohlingen zur Schau zu stellen. [S.289]
"Ach, wir sind ja gar nicht so, wir geben dir schon
davon." Und er führte mir den bis zum Rand gefüllten
Becher an die Lippen. Ich zögerte einen Augenblick. Da
kniff er mir die Nasenflügel zusammen, stiess meinen Kopf
nach hinten und schüttete mir den Becherinhalt in den
Mu9nd. Es war schrecklich gesalzenes Wasser.
[F-"Christen" foltern in Algerien: auch Frauen]
Plötzlich hörte ich entsetzliche Schreie, ganz nahe,
zweifellos aus dem Raum gegenüber.
Jemand wurde
gefoltert. Eine Frau. Und ich glaubte, die
Stimme von Gilberte zu erkennen. Erst einige Tage später
erfuhr ich, dass ich mich geirrt hatte.
Sie folterten bis zum Morgengrauen. Durch die
Trennungswand hindurch hörte ich das Brüllen und
Wehklagen, gedämpft durch Knebel, und die Flüche und
Schläge. Ich wusste bald, dass diese Nacht keine Ausnahme
war, sondern das "Übliche" im Haus. Die Schmerzensschreie
gehörten zum vertrauten Lärm des "Auslesezentrums", und
keiner der Paras schenkte ihm noch Beachtung. Aber ich
glaube nicht, dass es einen einzigen Gefangenen gab, der
nicht wie ich geweint hat vor Hass und Erniedrigung, als
er zum ersten Male die Schreie der Gefolterten hörte...
*
[F-"Christen" foltern in einem Dorf in der Kabylei
(Algerien): Folter in Verhören ohne Ende, um "Fellagha"
zu finden: Rasiermesser - Elektroden - glühendes Eisen -
Beil - Massenraub mit Armbanduhren, Ringe und Geld - 14
Tage lang]
Henri Alleg hat aufschreiben können, was er erlebt hat.
Wer erzählt, wer kennt die Geschichte der vielen Menschen,
die den gleichen Henkern zum Opfer gefallen sind? Aber es
gibt auch darüber Berichte. Etwa den Brief einer
Moslemfrau aus der
Kabylei an den bekannten
Pariser Rechtsanwalt Jacques Vergès, veröffentlicht in
"Temps
Modernes" Nr. 166. Sie beschreibt zunächst
,wie ein französisches Kommando die Bewohner ihres Dorfes
um 5 Uhr morgens aus den Häusern holt und mit Fusstritten
zum Verhör treibt: man will wissen, wo sich "
Fellagha"
(die damals beliebte französische Bezeichnung für die
algerischen Unabhängigkeitskämpfer) verborgen halten. die
Franzosen beginnen mit einem Vierzigjährigen,
Mohamed Ouramdane. "Ausziehen, das ist
einfach, der Fallschirmjägerdolch ist zu allem gut; Hemd
und Hose werden von oben nach unten aufgeschnitten. Die
Hände werden ihm auf den Rücken zusammengebunden, die
Beine gefesselt. Dann legt man ihn auf den Bauch, ein
Holzstück unter der Brust, ein anderes unter den Beinen.
Die Schmerzensschreie beginnen;
vier Paras sind um
das Opfer herum, einer mit einem Rasiermesser, einer
mit den Elektroden, der dritte mit einem glühenden
Eisen, der vierte mit einem Beil - jeder kommt
dran, um sein schändliches ["christliches"] Geschäft zu
verüben. Der arme Mohamed Ouramdane verliert das
Bewusstsein, man schleppt ihn in eine Ecke des Hofs.
Inzwischen kommen einige Paras in den Raum und verlangen,
dass man ihnen
Armbanduhren, Ringe und Geld
abliefert - wehe demjenigen, der etwas davon
versteckt. [S.290]
Der blutdürstige Wachtmeister kommt wieder herein. Ein
anderer ist nun dran: Mohamed Said, vierzig Jahre, Vater
von 5 Kindern, zwei davon sind mit uns zusammen im Raum.
Kaum eine Minute, dann liegt der Unglückliche nackt auf
dem Boden wie der erste, die Schreie. Die Kinder, wir alle
können die Tränen nicht zurückhalten. Zwei der so
"Behandelten" überleben die Misshandlungen nicht, und
das
französische Kommando treibt 14 Tage lang sein Unwesen
in diesem Bezirk."
Geschichten aus einer anderen Welt? Geheim? Wir können so
etwas nicht erfahren? Aber vorstehender Brief ist immerhin
in der Zeitschrift des berühmten Jean-Paul Sartre
veröffentlich worden, in Paris, jedermann zugänglich, auch
im Abonnement erhältlich, auch im Ausland, und sicherlich
eine wichtige Lektüre für die Intellektuellen, die
Informatoren, die Kommentatoren dieser Welt. Sartre ist zu
weit links? Aber, aber - wenn es sich darum handelt, eine
gewichtige Stimme gegen die kommunistische Invasion der
CSSR zu ähnlichen Anlässen zu bekommen, spielt das doch
auch keine Rolle - im Gegenteil: die bürgerlichen Blätter
stürzen sich mit besonderem Eifer auf den "Meister". Wenn
es freilich um Afrikaner, Asiaten, Lateinamerikaner geht -
das interessiert nicht.
[F-"Christen" foltern in Algerien: Die
Jesus-Fantasie-Kirche schreibt einen Brief:
willkürlische Verhaftungen+Internierungen - Folter -
Massenmorde]
So sehr man der weissen Umwelt ihre Mittäterschaft ode
rihr durch Schweigen nicht zu verbergende Mitschuld
vorwerfen muss - die französischen Kirchen und ihre
Vertreter in Algerien kann man davon ausnehmen. Die
[Jesus-Fantasie]-Kirche mag zu allen Zeiten und Orten in
den Kolonialismus verwickelt sein - im algerischen Krieg
haben immer wieder [Jesus-Fantasie]-Priester ihre Stimme
erhoben, was die Untätigkeit der Umwelt noch
bemerkenswerter macht.
35 französische Priester, die als Reserveoffiziere in
Algerien dienen, schreiben Ende März 1959 einen
erschütternden Brief an ihre Bischöfe:
"Aus unserm Erfahrungsaustausch geht hervor, dass in der
Kriegsführung fast allgemein Mittel angewandt werden, die
unser Gewissen verurteilt. Zahlreich sind die Fälle von
willkürlichen Verhaftungen und willkürlichen
Internierungen. Allzu gewohnheitsmässig werden die Verhöre
mit Methoden durchgeführt, die wir Foltern nennen müssen.
Summarische Exekutionen von Soldaten und Zivilisten
sind keine Ausnahmefälle."
Diese [Jesus-Fantasie]-Priester machen auch schon darauf
aufmerksam, dass eine Gesellschaft nicht ungestraft nach
der einen Seite hin verbrecherisch auftreten, und dennoch
hoffen darf, nach der anderen hin moralisch zu bleiben.
Hitler
und Himmler in uns - das ist ein Bazillus.
Wenn er einen Körper befällt, dann ganz. Die
[Jesus-Fantasie]-Priester fahren fort: "Die von uns
kritisierten Tatsachen haben unserer Meinung nach schwere
Konsequenzen für den Glauben und fÜr die moralische
Haltung aller derjenigen, die daran beteiligt sind -
sowohl durch ihre Natur als auch durch ihre Verbreitung
[S.291].
Töten, schlagen, demütigen wird für zu viele Jugendliche
manchmal ein normales Spiel. Der Gegner wird systematisch
verachtet. Der Respekt vor dem Leben, der elementarste
Sinn für Recht verschwinden. Die Verachtung der
elementarsten natürlichen und sozialen Rechte bringt - wir
sagen es bewusst - im echten Sinn des Wortes eine
Demoralisierung mit sich, die bei vielen Wehrpflichtigen
die Grundlagen des Glaubens unterminiert.
Wir zweifeln nicht daran, dass diese Jungen später, nach
ihrer Rückkehr ins Zivilleben, ein deformiertes Gewissen
behalten werden. Die gleichen Auswirkungen kann man bis
auf einige Nuancen für das Milieu der traditionell
christlichen Offiziere und für die Unteroffiziere der
Berufsarmee feststellen.
Man sieht sich da einer wirklichen Deformierung des
Gewissens gegenüber, das dazu neigt, moralisch zu finden,w
as praktisch ist."
[F-"Christen" foltern in Algerien: Die
kriminell-"christlich"-satanistische Regierung verachtet
die Wahrheitswisser - der Algerien-Minister -
Menschenrechte gelten in Algerien nicht]
Das Argument der französischen Geistlichen macht auf die
weisse [christlich-satanistische Repto]-Staatsmacht
keinerlei Eindruck, im Gegenteil: Es wird ein Schandfleck
in der Geschichte der sozialistischen Bewegung bleiben,
dass gerade zu den energischsten, schlimmsten,
chauvinistischsten Unterdrückern Algeriens die Regierung
des sozialistischen Parteichefs Guy Mollet gehört. Dessen
Parteifreund, Algerienminister Robert Lacoste, erklärt am
7. Juli 1957 theatralisch:
"Die Exhibitionisten von Herz und Intelligenz, die die
Kampagne gegen die Folterungen aufgezogen haben, gebe ich
Ihrer Verachtung preis!"
Im gleichen Monat stellt die Delegation des
Internationalen Komitees gegen Konzentrationslager fest,
die Misshandlung und Folterung algerischer Gefangener
entspreche wohl nicht "den Prinzipien des Respekts für
Menschenrechte,
zu denen sich die französische Regierung und alle
demokratischen Nationen bekannt haben."
[Die kriminelle, französisch-"christliche" Armee begeht
ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach dem anderen].
12.2.4. Katholische Franzosen-"Christen"
in Algerien: Das angebliche Leiden der Folterer und
Henker
[Nazi-Taktiken von Himmler: Rassismus sei "edel,
verantwortungsvoll, sittlich hochstehend"]
Mit einem geheimnisvollen Trick kann der weisse Wilde
sogar seine unmoralische, kriminelle Einstellung gegenüber
anderen, seiner Meinung nach minderwertigen Rassen in eine
edle, verantwortungsvolle, sittlich hochstehende
Haltung umdeuten. Das berühmteste Beispiel
dafür ist Heinrich Himmler, der in einer denkwürdigen
Ansprache den SS-Mördern von Millionen Juden, Polen und
Russen bescheinigt, sie hätten eine schwere Aufgabe, eine
schwere Pflicht unter grösster Belastung ehrenhaft
erfüllt, sie seien sozusagen rein geblieben. Nach dem
Motto: nicht der Umgebrachte hat es schwer, sondern sein
Henker.
[F-"Christen" foltern in Algier: Arzt Fanon erlebt
einen französischen Polizisten in der Psychiatrie:
"Püffe" - die Schreie der Gefolterten verfolgen ihn]
Daran muss man unwillkürlich denken, wenn man bei
Frantz
Fanon (Buch: L'an V de la révolution
algérienne - Paris 1959 [S.533]) die Geschichte des
französischen Polizisten in Algier liest, der eines Tages
in die psychiatrische Abteilung des Hospitals kommt, in
dem Fanon als Arzt arbeitet. Seit mehreren Monaten ist er
einer Brigade zugeteilt, die gegen die FLN (Nationale
Befreiungsfront der Algerier) eingesetzt ist. Anfangs ist
er mit der Überwachung einiger Hotels und Cafés
beauftragt. Aber nach einigen Wochen [S.292] arbeitet er
fast ständig auf dem Kommissariat. Dort hat er Gelgenheit,
Verhöre durchzuführen, was niemals ohne "
Püffe"
abgeht, "denn sie wollen doch nichts gestehen".
Und nun, de rarme, geplagte Folterknecht:
"Manchmal hat man Lust, ihnen zu sagen - wenn sie etwas
Mitleid mit uns hättne, würden sie reden, ohne uns zu
zwingen, Stunden damit zu verbringen, ihnen die Auskünfte
Wort für Wort zu entreissen. Aber man erkläre ihnen mal
was. Auf alle Fragen, die man stellt, sagen sie 'ich weiss
nicht'. Also dann ist man natürlich gezwungen anzufangen.
Aber sie schreien zu sehr. Anfangs fand ich das komisch,
aber dann hat es angefangen, mich mitzunehmen. Heute kann
ich schon, wenn ich jemand schreien höre, sagen, in
welchem Stadium das Verhör ist. Der Bursche,
der
zwei Faustschläge und einen Knüppelhieb
hinters Ohr bekommen hat, hat eine bestimmte Art zu
sprechen, zu schreien, zu sagen, dass er unschuldig ist.
Wenn er zwei Stunden an seinen Handgelenken gehangen hat,
hat er eine andere Stimme. Nach dem 'Bad' wieder eine
andere. Und so weiter. Aber besonders
nach der
Elektrizität wird es unerträglich"
(wohlgemerkt: für den Polizisten, sagt der Polizist). "Man
würde sagen, dass der Typ jeden Augenblick stirbt. Es gibt
natürlich welche, die nicht schreien: das sind die Harten.
Aber sie bilden sich ein, dass man sie sofort umbringen
wird. Es interessiert uns nicht, sie zu töten. Was wir
brauchen,. ist Information. Also versucht man zunächst,
auch diese zum Schreien zu bringen, und früher oder später
tun sie es. Das ist schon ein Sieg. Dann macht man weiter.
Aber man würde es gern vermeiden. Aber sie machen es uns
nicht leicht.
Ich bin jetzt schon so weit, dass ich
die Schreie sogar bei mir zu Hause höre.
Besonders die Schreie von einigen, die im Kommissariat
gestorben sind. Doktor: dieser Job widert mich an. Und
wenn Sie mich heilen, beantrage ich meine Versetzung nach
Frankreich. Wenn mir ds abgelehnt wird, nehme ich meinen
Abschied."
12.2.5. Katholische
Franzosen-"Christen" in Algerien: KZs für knapp 14.000
Algerier in Südfrankreich
[KZ Larzac im Departement Aveyron]
Die arme, zarte Seele des Henkers. Dass gefoltert werden
müsse, daran zweifelt er nicht eine Minute. Übrigens -
Fanons Buch, in dem man diese Episode nachlesen kann, ist
in viele Sprachen übersetzt worden. Offensichtlich ohne
jede praktische Wirkung, jedenfalls auf die
[kriminell-"christlichen"] Weissen. Aber dass die
Unterdrücker anscheinend "weicher" sind als die
Unterdrückten, geht auch aus der Erklärung des
französischen (protestantischen) Pfarrers Beaumont hervor,
der 1959 ein Internierungslager besichtigt, eines für
Algerier natürlich. Es ist das Lager Larzac, im
Departement Aveyron [Südfrankreich bei Toulouse], es
beherbergt fast 2000 Internierte. Die katholische
Wochenzeitung "Témoignage Chrétien" zitiert [den
Jesus-Fantasie]-Pfarrer Beaumont am 28. August 1959:
"Das Lager Larzac liegt auf einer Hochebene. Dort ist der
Winter lang und rau. Die Baracken sind praktisch
unbeheizbar, die zum Lager führenden Strassen mehrere
Monate durch Schnee blockiert. Noch vor kurzem befand
[S.293] sich hier ein Militärlager, das im Herbst zu
schliessen und im Frühjahr wieder aufzumachen pflegte.
Was weisse Soldaten nicht aushalten würden, kann man
natürlich algerischen Internierten ohne weiteres zumuten.
Die
Mossad-Wikipedia über das KZ von Larzac: Fast
14.000 Algerier in 5 KZs interniert
Das Lager von Larzac
https://fr.wikipedia.org/wiki/Camp_du_Larzac
Das Camp du Larzac ist ein Militärlager der
Infanterie (Armée de terre). Es befindet sich in
der Gemeinde La Cavalerie im Département
Aveyron. Es hat eine Fläche von 3.000 Hektar auf
den 100.000 Hektar der Hochebene von Larzac
(Causse du Larzac). Seit 2016 beherbergt es die
13e DBLE. Er ermöglicht Infanteriefeuer, aber
auch 81-mm- und 120-mm-Mörser.
Sein Name leitet sich von dem des Plateaus ab,
auf dem er sich befindet. In den 1970er und
1980er Jahren wurde versucht, das Gelände um
13.700 Hektaren zu erweitern, was 12 Gemeinden
betraf inklusive Enteignung von Bauern. Der
Widerstand mit Aktionen und Demonstrationen mit
grosser Unterstützung von einem Teil der
Bevölkerung war zu gross und das Projekt wurde
schliesslich aufgegeben. [...]
Internierung
Anlässlich des Algerienkriegs erhielt das
französische Innenministerium 1958 die
Möglichkeit, erneut auf die kollektive
administrative Internierung zurückzugreifen [1].
Mehrere Zentren für den überwachten Hausarrest
wurden auf Militärgeländen eingerichtet: Larzac
(Aveyron), Rivesaltes (Pyrénées-Orientales),
Saint-Maurice-l'Ardoise (Gard), Camp de Thol
(Ain), Vadenay (Marne) [2]. Dort
wurden fast 14.000 Algerier interniert,
die verdächtigt wurden, Mitglieder der Front de
libération nationale (FLN) zu sein. Auch
Mitglieder des Mouvement National Algérien
(MNA), die man sorgfältig getrennt hatte, um
Zusammenstöße zwischen diesen beiden
antagonistischen Bewegungen zu vermeiden.
Das wichtigste war das Lager Larzac, sowohl
aufgrund seiner Größe - über 30 km2,
fast 4000 Zugewiesene und mehrere hundert
Mitarbeiter - als auch aufgrund seiner Stellung
in der zentralen Internierungsorganisation. [3]
Das Lager Larzac wurde im Jahr 1955 eröffnet. Es
wurde im Frühjahr 1959 unter schlechten
materiellen Bedingungen eröffnet, die laut einem
Bericht des Direktors erst im Juni 1960 behoben
wurden. Gleich nach der Eröffnung beschwerte
sich der Direktor über die Unterbesetzung und
die Inkompetenz eines Großteils des
eingestellten Personals [4]. Gegen die
schlechten Haftbedingungen traten die
Zugewiesenen in Hunger- und Pflegestreiks [5]
und verweigerten Röntgenaufnahmen. CRS-Mitglieder
schlugen die Männer, zwangen sie,
stundenlang barfuß im Regen und Schlamm zu
warten, und zogen sie für die medizinische
Untersuchung zwangsweise aus. Es gab
de facto ein Co-Management zwischen der
Verwaltung und den verantwortlichen Zugewiesenen
der FLN [6].
Ende 1959 und am 9. März 1960 führten Besuche
des Roten Kreuzes dazu, dass die sanitären
Bedingungen der Internierten angeprangert wurden
[7].
Am 28. Juni 1959 fand eine Demonstration vor dem
Militärlager Larzac und der Unterpräfektur von
Millau statt; gewaltlose Demonstranten kamen, um
gegen das Lager zu protestieren, das sie als
Konzentrationslager bezeichneten [8,9].
Vom 24. Juli bis zum 1. August 1959 legten vier
bekannte Personen, darunter Joseph Pyronnet, in
La Cavalerie neun Fastentage ein, um die
Existenz von Hausarrestlagern anzuprangern [10].
Dreißig Freiwillige der gewaltfreien
Bürgeraktion erklärten sich für verdächtig und
baten darum, das Schicksal der Algerier teilen
zu dürfen, die ohne Gerichtsurteil in den
Lagern, insbesondere in Larzac, interniert
waren. [11] In der Folgezeit wurden die Algerier
in den Lagern untergebracht.
Nach Kriegsende 1962 bildete das Lager eines der
Aufnahmezentren für Algerien-Rückkehrer (CARA),
in dem Harkis und ihre Familien untergebracht
werden sollten [12]. In Larzac wurden mehr als
12.000 von ihnen in Zelten untergebracht.
1. Ordonnance n°58-916 du 7 octobre 1958
relative aux mesures à prendre à l’égard des
personnes dangereuse pour la sécurité publique
en raison de l’aide qu’elles apportent aux
rebelles des départements algériens
2. « Les camps en France », La Défense, organe
du Secours populaire français, juillet 1959, p.
5
3. Marc Bernardot, « Entre répression policière
et prise en charge sanitaire et sociale : le cas
du centre d’assignation à résidence du Larzac
(1957-1963) », Institut d’histoire du temps
présent, no 83 « Répression, contrôle et
encadrement dans le monde colonial au XXe siècle
», juin 2004 (lire en ligne [archive], consulté
le 10 juillet 2019)
4. Cité par Jean-Philippe Marcy, « Le camp du
Larzac 1959-1962. Entre une politique répressive
et le pouvoir du FLN », Matériaux pour
l’histoire de notre temps «
Vadenay,Saint-Maurice l’Ardoise, Thol, le
Larzac. L’internement en France pendant la
guerre d’indépendance algérienne », no 92,
2008, p. 25 à 32 (lire en ligne [archive])
5. Artières 2021, p. 162
6. Artières 2021, p. 161
7. Lettre d'un interné, citée par Charlotte
Delbo, Les Belles lettres, Éditions de Minuit,
1961-2012, p. 66-70.
8. « Les premiers pas de l’ACNV, 1957-1960
[archive] », sur
refractairesnonviolentsalgerie1959a63.org, 16
mars 2011 (consulté le 14 décembre 2018)
9. François Vernier et André Delon, « Pour la
suppression des camps de concentration »,
Témoignages et documents, no 19, décembre 1959,
p. 8 (lire en ligne [archive], consulté le 21
décembre 2020)
10. «Pour la suppression des camps de
concentration », Témoignages et documents, no
19, décembre 1959, p. 9 (lire en ligne
[archive], consulté le 21 décembre 2020)
11. Tramor Quémeneur, « L'ACNV (Action civique
non-violente) et la lutte contre les camps »,
Matériaux pour l’histoire de notre temps, no 92
« L'internement en France pendant la guerre
d’indépendance algérienne », 2008, p. 57 (lire
en ligne [archive])
12. Artières 2021, p. 166-172
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Ich könnte die Zahl der Beispiele mühelos erhöhen. Aber
ich habe wohl hinreichend gezeigt, dass sich noch in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Frankreich grausamster
Foltermethoden bedient - nicht selten, sondern häufig, in
grossem Stil, und natürlich ganz überwiegend (wenn man von
Ausnahmen wie Alleg absieht) gegen Farbige - wobei ich
noch keines der verfügbaren haarsträubenden Beispiele aus
Indochina angeführt habe. Neger [AfrikanerInnen], Araber,
Vietnamesen, Madegassen - unter ihnen hausen die Weissen
Henkers- und Folterknechte keineswegs anders als die
Hitlers unter den Osteuropäern und anderen unterdrückten
Völkern - mit weniger technischem Massenbetrieb
vielleicht, aber nicht mit geringerer Grausamkeit. Die
weisse Umwelt schweigt dazu. Vermutlich ist die Erklärung
für diese Untätigkeit, dass die Franzosen auf diesem
Gebiet keineswegs allein dastehen.
*
[S.294]