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Kartoffel-Geschichte Furche 1.6c. Aufklärung+Kartoffel Norddeutschland+Süd-Dänemark (in Schleswig+Holstein)

präsentiert von Michael Palomino 2019

damit gutes Wissen nicht verloren geht

aus: Klaus Henseler: Kartoffel-Geschichte: Aufklärung um die Kartoffel in Norddeutschland und im Süden Dänemarks:
https://web.archive.org/web/20070206095505/http://www.kartoffel-geschichte.de/Erste_Furche/Die_Aufklarungszeit/In_Schleswig_und_Holstein/in_schleswig_und_holstein.html

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Aufklärung+Kartoffel Norddeutschland+Süd-Dänemark (in Schleswig+Holstein)

An Brandenburg vorbei kommt die Kartoffel An­fang des 18. Jahrhunderts aus dem Vogtland nach Mecklenburg. Auch an dem Fortgang der Verbreitung der Kartoffel kann die ungeheuer große Menschenbewegung in diesen Zeiten abgelesen werden.

Ein englischer Reisender beklagte noch 1766, daß die Kartoffel in Mecklenburg nur an wenigen Stellen angebaut werde; 1811 heißt es jedoch
    »Es ist fast unglaublich, welche ungeheure große Menge Kartoffeln in Mecklenburg an­gepflanzt wird, man sieht fast ebenso große Kartoffel- als Getreidefelder. Aber die meisten Menschen leben auch fast einzig und allein von Kartoffeln. Morgens, mittags und abends. Selbst auf den Tischen der Vornehmen machen sie die Hauptspeise aus.

1837 wird über die Mecklenburger Zustände geklagt:
    »Der nordische Arme betet jetzt vielzählig umsonst: ›Unser täglich Brot gib uns heute‹. Die Kartoffel, die ganze Kartoffel, nichts als die Kartoffel ist sein Lebensmotto, oft auch ohne Salz.«

Nach einer Erhebung in einer Grundschule in der Kaschubei (Ost-Pommern) kannte 1837 von achtzig Schulkindern nur noch drei Brot aus eigenem Genuß.

 

Die Bauern in der Marschund in anderen ­großen Teilen Schleswig-Hol­stein und in Jütland lehnten die Kartoffel wegen ihres ärmlichen Aus­sehens ab; auf den besseren Böden und durch das Erbrecht begünstigt, blieben sie beim Getreideanbau, der ihnen ihren Wohlstand sicherte.

Als Viehfutter wurde die Kartoffel in geringem Maße angebaut. Dies änderte sich, als in den Jahren 1759 bis 1761 die dänischen Herrscher­Christian VI. und Frederik V. Kolonisten aus Süd- und Mitteldeutschland anwarben, die zwischen Holstein und Jütland angesiedelt wurden und die Kartoffel mitbrachten; in der Kurpfalz betrieb die kurfürst­liche Hofkammer eine Rekatholisierungs­kam­pagne, die unter anderem bedeutete, daß Lutheraner und Mennoniten es schwer hatten, Pächter zu werden; die ganze Pfalz wurde von einer Auswande­rungs­welle erfaßt, ins glaubensgleiche Dänemark, aber auch nach Irland, wo die Engländer ihren katholischen Bevölkerungsteil drangsalierten.

1760 zog jedenfalls Johann Jakob Besserer aus Bruchhausen nach Jütland und soll als erster aus seiner Heimat die Kartoffel mitgenommen haben. Zu Ehren dieser Kartoffel­bauern wurde in Frederiks bei Viborg in Dänemark ein Denkmal errichtet. Eine späte Ehrung, denn als diese Flüchtlinge kamen, wurden sie als »Kartoffeltysker« beleumdet, ihre Sprache als »kartoffeldansk«, ihre Bewohner als »Kartoffeldanske« herabgesetzt. Der Kartoffel­anbau wurde in Dänemark zusätzlich gefördert durch Aufklärungs­maßnahmen und der Gestellung von Saatkartoffeln (die Schauspielerin Christine Kaufmann im »Playboy« Mai 1999: »Ich bin treu wie eine Saatkartoffel«). Wegen der schwierigen Anbaubedingungen – die sandige Heide unterschied sich erheblich von dem Boden in Hessen und im Odenwald – wanderte ein Teil der etwa dreihundert Familien mit insgesamt rund 1100 Ansiedler um 1765 (als Katharina die Große Deutsche lockte) weiter nach Rußland. An die Kartoffeldeutschen in Sonderjylland erinnern noch heute Familiennamen und ein bestimmter aus Süddeutschland kommender Dorftyp.

 
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts setzten sich auch in Schleswig-Holstein Geistliche für den Kartoffelanbau ein. Der 1743 aus Deutschland ins dänische Glücksburg berufene ProbstPhilipp Ernst Lüdersging wie seine bayerischen Kollegen mit guten Beispiel voran und baute die Cartuffel oder »Pottäsk« selbst an; er lieferte aus seiner ­Ernte zwölf Tonnen Saat­kartoffeln an Jütländer Kolo­nisten. In seinem 1760 veröffentlichten Traktat »Kurzes Gespräch zwischen einem Landmann und einem­ Prediger worin die Materie vom Lein-, Pota­tos-, Hopfen- und Kleverbau abgehandelt wird« propagiert er den Kartoffel­anbau, gibt Ratschläge zur Ver­wendung der Kartoffel, zur Aufbewahrung und zur Vermarktung, zur Herstellung von Brot und Mehl; Lüders bemühte sich außerdem, den Lein­anbau in Schleswig heimisch zu machen da Kartoffeln mit Leinöl das übliche (und vielfach ein­zige) Essen bei den unteren Schichten war – nicht nur in dänischen Schleswig.

Er empfiehlt ausdrücklich, die Kartoffeln nicht zuerst den Dienstboten oder dem Vieh als Nahrung anzubieten, da sonst die Gefahr bestünde, daß gesagt ­werde, »das gehört für die Schweine«. Konse­quent ­fütterteLüders seine Schweine nicht mit Kartoffeln, wohl aber seine Schäfchen. Schon Parmentier empfahl 1795:
    »Der Übergang von diesen Speisen, die die Menschen von Kind an gewöhnet sind, zu den Erdäpfeln sollte nicht plötzlich geschehen, denn so gesund sie auch sind, würden sie wie alle plötzlichen Speiseänderungen in dem Magen unangenehme Wirkungen verursachen. Nach und nach sollte der Erdapfel anfänglich als Nebenspeise, dann erst als Hauptspeise gegeben werden; auf diese Weise würden die Leute sich daran gewöhnen und bald auch ihren Geschmack finden. Wem darüber noch ein Zweifel überbleiben möchte, der gehe nur in die Häuser der Bauern von der Pfalz, von Elsaß ... und sehe, wie stark und gesund die Leute bei den Erdäpfelspeisen sind.«

In seiner Geschichte der Kartoffel­verbreitung weistLüderszu Recht daraufhin, daß die Kartoffel fast durchweg ihren Weg über Gärten zur Feld­frucht nahm; unter Gärten sind innerhalb des Bannzaunes eines Ortes liegende Parzellen zu verstehen, die nicht dem Flurzwang unterworfen und abgabenfrei waren.

Entscheidend für den Anbau der Kartoffel in Schleswig-Holstein war aber der Zuzug von pfälzischen Bauern, die 1762 erstmalig die Knollen anbauten. Auch in Schleswig-Holstein galt die Kartoffel als »wohlfeilste Hauptnahrung der unteren Klassen« und wurde außerdem als Viehfutter sehr geschätzt. Die Knolle diente aber ebenfalls zur Herstellung von Mehl, Graupen, Stärke und Brannt­wein. Wie anderswo ging der Kartoffelanbau nicht über den örtlichen Bedarf. Gesammelt wurden die Knollen in Holzkörben mit Siebböden, so daß an­haftende Erde durchfallen konnte.

Vor allem der schleswigsche Landesteil gilt als die Heimat der »Knicks«, jener Wallhecken, die im 17. und 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Aufhebung der Feldgemeinschaft als Einfriedung der zusammengelegten («verkoppelten«) Landstücke («Koppeln«) entstanden waren und die im Winter aussehen als wären es Punk-Frisuren. Die Hecken wur­den im Zusammenhang mit der Brache (1. Jahr) dicht über den Wurzeln abgehauen (»geknickt«). Dadurch nah­men die Sprößlinge in den Folgejahren, in denen Korn angebaut wurde, nicht zu viel Licht weg, waren aber zum erneuten Beginn der Weidewirtschaft groß genug, um als natür­liche Einfriedung zu dienen. Im übrigen waren (und sind) die »Knicks« von erheb­licher wirtschaft­licher und ökolo­gischer Bedeutung. Eine ähnliche Entwicklung ist in England zu finden. Sieht schön aus, hatte aber handfeste wirtschaft­liche Folgen.

Dank der BemühungenLüders, aber auch der allgemeinen Not (»hêrre, wie stêt iwer nôt«) der »geringen Leute«, gelang es, die Kartoffel in Schleswig und Süd-Jütland, dort wo es naß, neblig und nordisch ist, in kurzer Zeit als Feldfrucht zu etablie­ren. Lüders spricht in seiner Schrift »vom Anbau der Potatoes« und verwendet noch nicht durchgängig das deutsche Wort »Kar­toffeln; Das Haupt­reisegebiet aller deutschen Dänemark-Urlauber, Sønder­­jylland, galt damals als eine Art Dänemark zweiten oder dritten Grades.

Die Professoren C. H. Pfaff aus Kiel undE. Vi­borg aus Kopenhagen ver­öffentlichten 1807 die Schrift
    »Über unreife, frühreife und spätreife Kartoffeln und die verschiedenen Varietäten der beiden letzteren. Von der Unschädlich­keit der un­reifen und der rothen Kartoffel«,

um auch wissen­schaft­­lich zu belegen, daß der Kar­toffelverzehr nicht schädlich sei; mit dieser Schrift sollten ­­offi­zielle Bedenken gegenüber dem Kar­toffelverzehr abgebaut werden, da polizei­liche (d.h. behördliche) Beschränkungen den Kartoffelverkauf be­hinder­ten. Sicherlich wurden diese »offi­ziellen« Bedenken gegen den Kartoffel­verkauf durch die Getreidebauern und die Mühlenbesitzer gefordert und gefördert. Polizei­liche Anordnungen verboten den Kartoffel­verkauf, obwohl gerade im Juli und August die Getreidevorräte zur Neige gingen und das Volk »wegen seiner Nahrung am meisten verlegen sei«.

Ansatzpunkt für die Förderung des Kartoffelbaus war zu jener Zeit die Auffassung, daß der Volks­wohlstand in jeder Form gefördert werden müsse und die Kartoffel hierzu besonders geeignet sei (daran könnte man sich heute ein Beispiel nehmen). Jedoch erst die Hungerjahre 1770 bis 1773 verhalfen dem Kartoffelanbau auch in Schleswig-Holstein zum Durch­bruch.

Auf Fünen wurde der Kartoffelanbau durch die Gutsherrenfamilie Hofman eingeführt, die um 1800 in Otterup einen großen Gutshof bauten. 1843 gründete die Familie auf Hofmansgave das erste landwirtschaftliche Institut auf Fünen, das heute zu einem Kartoffel-Museum ausgebaut ist.

In der Grafschaft Lippe vermehrte sich nach dieser Hungersnot der Kartoffelanbau, wie die lippi­schen Amtmänner Hoff­mann und Schreiter an ­ihren Grafen Simon August berichten:
    »Der Anbau der Kartoffeln, welche nicht ­allein ein wohlfeiles Nahrungsmittel für Menschen, sondern auch ein vortreffliches Viehfutter sind, hat im vorigen Jahr ansehnlich zugenommen. Und wie sollte dieses nicht sein? Da Ew. Hochgräfli. Gnaden durch Austeilung der Saat die beste Aufmunterung dazu höchst selbst gegeben hat. Welche gnädigste Attention daher nie genug verehret werden kann.«

In der Grafschaft wird am 1. September des­selben Jahres eine »Verordnung wegen des Kartoffelbaus« verkündet, in dem »mit patriotischem Beirath Unserer getreuen Stände« der Anbau der Kartoffel verordnet wird:
    »So verordnen Wir zu diesem Endzweck hiermit in Gnaden, daß Unsere Drosten, Beamte und Magistrate, besonders in denen Gegenden Unseres Landes, wo der Kornbau auch bei guten Erndten, nach dem Verhältnis der Einwohner, nicht ergiebig genug ist, Unsere Unterthanen zum gedachten Kartoffelanbau selbst in den Feldern, wo nicht zureichende Gärten da sind, aufzumuntern, und daß auch dagegen als dann, wann diese zehentbar sind, der, verschiedenen Beschwerlichkeiten pflanztes Scheffelsaat Landes dem Zehent­herren zu bezahlen schuldig seyn, und dieser damit sich befriedigen solle. Wor­nach sich also zu richten.«

Da werden sich aber die Herren mit ihrem Zehent­anspruch nicht gefreuet haben.

John Komlos von der Münchner Universität stellte fest, daß die Entwicklung der mittleren Körper­größe der Bevölkerung oder einzelner Teilpopula­tionen einen deutlichen Hinweis auf die Ernäh­rungssituation gibt. Es ist bemerkens­wert, daß für nach 1770 (Anstieg der Kartoffelanbauflächen!) ge­borene die Körpergröße anstieg, nachdem es seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts eine kontinuierliche Verringerung gab – jedenfalls gilt dies für bayerische, öster­reichische und schwedische Soldaten. Einen zweiten »Wachstumsschub« gibt es nach 1860, nachdem die Kartoffel sich endgültig durchgesetzt hatte zur Ernährung der In­dustrie­arbeiterschaft und ihrer Familien.

1790 hat sich der Kartoffelanbau in der Geest und in der Marsch (hier vorrangig als Viehfutter) durchgesetzt; über Kronprinzenkoog in Süder-Dith­marschen heißt es 1807 andererseits: »Futtergewächse und Kartoffeln bauet man gar nicht, weil man für Menschen und Vieh genug Körner hat.«

In seiner Vaterlandskunde (über Schleswig-Holstein) beschreibt A. Chr. H. Niemann 1802 den Kartoffelanbau, der »ziemlich häufig und in Menge auf den Feldern, und zwar besonders in der Marsch, auch mitunter auf der Geest in jedem Boden« angebaut wird. Die Kartoffeln waren aber auch die richtige Nahrung für die vorwiegend aus Schweden kommenden »Meiereimädchen«, die in den von Holländern betriebenen Meiereien tätig waren. Über diese Arbeits­migranten schreibt Niemann 1823 in einer Beschreibung der schleswig-holsteinischen Milchwirtschaft:
    »Der Holländer mußte Mägde haben, und weil züchtige, ehrbare sich ihm nicht bothen, war er genöthigt, den Ausschuß aufzunehmen. (...) Ein Mädchen, das fast zu nichts zu gebrauchen ist, kann, wenn es nur körper­liche Kräfte hat, hier noch immer gebraucht werden.«

Die Arbeit in den Meiereien wurden zwar immer­ noch besser bezahlt als eine vergleichbare Tätig­keit in Schweden, aber es war in der »Rang- und Hack-Ordnung« die unterste Stufe. Zu essen gab’s hauptsächlich Milchprodukte: verschiedene Grützen mit Magermilch, zu denen es Brot, Kartoffeln oder Rüben gab. Weder beim Essen noch bei der Kleidung wurden schwedische »Tradi­tio­nen« berücksichtigt.

Deutsche Sprachkenntnisse waren nicht von­nöten, zumal die »Laster« (Tanzvergnügen und nächtliche Spaziergänge mit den deutschen Knechten!) erst mit der besseren Beherrschung der Sprache­ einsetzten. In einer Untersuchung über »die geschlechtlich-sittlichen Verhältnisse« aus dem Jahr 1895/1896 heißt es, jeder Knecht oder Arbeiter habe seine
    »Liebste, die sich selbst­verständlich ihm körperlich hinzugeben hat, sonst wird sie nicht als voll angesehen und von den anderen Burschen gemieden, so daß sie z.B. keine Tänzer bekommt«

Seit diesem Zeitpunkt haben die Schwedenmädel ihren Ruf weg – nicht erst seit Ingmar Bergmanns Schweigen.

In Schleswig-Holstein wurde ein Lied gesungen, daß in der napoleonischen Zeit als Marseillaisedes deutschen Michels bezeichnet wurde; Verfasser die­ses Liedes ist der schwäbische Dorfschullehrer und Dichter Samuel Friedrich Sauter. Insgesamt hat das Lied neunundzwanzig Strophen; 1796 geschrieben, vertont nach dem Soldatenlied »Kein besseres Leben ist fürwahr«, 1811 veröffentlicht:
    Herbei, herbei zu meinem Sang

    Hans Jörgel, Michel, Stoffel

    Und singt mit mir das Ehrenlied

    Dem Stifter der Kartoffel.

    Franz Drake hieß der brave Mann

    Der vor zweihundert Jahren

    Von England nach Amerika

    Als Kapitän gefahren.

    Und der, als er zurücke kam

    Von seinen weiten Reisen

    Die guten Dinger mitgebracht

    Die wir Kartoffel heißen.

    Gott hat sie wie das liebe Brot

    zur Nahrung uns gegeben;

    wieviel Millionen Menschen sind,

    die von Kartoffeln leben.

    Von Basel bis nach Amsterdam,

    von Stockholm bis nach Brüssel

    Kommt Winters nach der Abendsupp’

    Noch die Kartoffelschüssel.

    Dank, edler Drake, habe Dank

    Für deine rare Speise!

    Sie nährt, sie labt, sie nützet uns

    Auf hundertfache Weise.

    Laßt dieser vielen Arten uns

    Nur einige ermessen:

    Erdäpfelschnitz und Fleisch dazu,

    das ist ein köstlich Essen.

    Grundbirnen, frisch vom Sud hinweg,

    dazu ein Bällchen Butter,

    das ist – nicht wahr, ihr stimmt mit ein?

    Ein delikates Futter.

    Salat davon, gut angemacht,

    mit Feldsalat durchschossen,

    Der wird mit großem Appetit

    von jedermann genossen.

    Gebrägelt schmeckt sie auch gut,

    in saurer Brüh nicht minder,

    Erdäpfelknödel essen gern

    die Eltern und die Kinder.

    Erdäpfelbrot, Erdbirnenreis,

    auch Puder und Pomade

    sind neben Erdäpfelbranntewein Kartoffelfabrikate.

    Hat sich jemand die Haut verbrannt,

    und hilft kein Feuersegen,

    so darf er auf die Wunden nur

    Kartoffelschabsig legen.

    Und welche Wohltat sind sie uns,

    damit das Vieh zu mästen;

    und wieviel Sorten gibt’s – jedoch

    die guten sind die besten.

 

Nach Niedersachsen kamen die ersten Kartoffeln 1652 an den braun­schweigischen Hof und wurden – wie überall – zuerst als Zierpflanzen im fürst­lichen Garten kultiviert. Die Entwicklung aus Ziergarten oder medizinisch-botanischer Parks über den Anbau im Garten oder als Ersatz auf Brachland zum »professionellen« Feldanbau ist typisch für die Verbreitung der Kartoffel in den einzelnen Regionen; ausgenommen hiervon ist Irland und der Nor­den Amerikas, wo die Kartoffel a priori als Nahrungsmittel angebaut wurde.

1660 läßt sich Kartoffelanbau in Schöningen am Elm südöstlich von Braun­schweig (da wurden 1997 Waffen und Werkzeuge von Neandertalern gefunden) nachweisen und Kartoffeln sind ­Zierpflanzen am hannöverschen Hof.

Am 19. Januar 1724 ließ die kurhannoversche Regierung unter dem eng­lischen König George I. ­allen ihren Amts­vogteien eine »Nachricht von den Erd-Aepfeln oder Ertuffeln« zugehen, in der es heißt:
    »Der Nutzen der Ertuffeln ist so allgemein, daß man dabei unsere Korn­früchte im Notfall entraten kann. Man hat gutes, wohl­schmecken­des Brod blos von Ertuffeln ­backen lassen, welches wenig Unterschied vom Rocken-Brodte gehabt. Man kann auch Schweine als andere Arten von Vieh mit Ertuffeln nicht nur unterhalten, sondern auch, wie die Erfahrung gezeiget, mästen.«

In den 1730er und 1740er Jahren gelangt die Kartoffel nach Lüneburg und in das Herzogtum Verden (durch den Amtmannvan Haerlem 1742). In die zu Preußen gehörenden Altmark mit ihrem Zentrum Salzwedel und der Ortschaft Rohrberg kommt die Knolle ebenfalls zu diesem Zeitpunkt.

Zum Anbau der Kartoffel außerhalb von niedersächsischen Lust- und Bauern­gärten kam es in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch Johann Georg von Langen und durch den Pfarrer Elias Friedrich Schmer­sahl. Von Langen pflanzte 1747 (nach einer abermaligen Getreidemißernte) im Auftrag des Her­zogs Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel Kar­toffeln in einem zwölf Morgen großen Wald­stück bei Braunlage im Harz. Am 3. November 1747 schreibt Carl I. an die Fürstliche Kammer in Blanken­burg:
    »Wir haben den gnädigen Entschluß gefaßt, zur Aushelfung des sehr heruntergekommenen Ortes Braunlage eine Branntweinbrennerei da­selbst anzulegen, und zu solchem Endzwecke eine gewisse, dem Hof­jäger­meister von Langen bekannte Art von Erdäpfeln in dortiger Gegend anbauen zu lassen,­ um aus solchen mittels Torfes ­Branntwein zu brennen. Gedachter Hofjägermeister ist nun des Dafürhaltens, ab­getriebene Orte in den Forsten zum erwähnten Anbau der Erdäpfel dergestalt zu aptieren. Dass zugleich der Holzanwuchs dadurch be­fördert werden könne,­ sobald die jungen Tannen in solchen An­wuchs kommen, dass sie im Grase nicht unterdrückt werden können, einen frischen Ort zugewiesen und den Untertanen zu be­sagter­ Absicht an­gewiesen werde. Gleichzeitig aber wir solche Vorschläge genehmigt, befehlen wir hiermit gnädigst, dass ihr zu dem mehrbedachten Behufe 12 Morgen im Brandhai sofort anweisen läßt, und dem Amtmanne zu Braunlage aufgibt, dass er dazu noch in diesem Herbste das Nötige ver­anstalte. Uebri­gens habt ihr das weitere mit dem Hofjägermeister von Langen zu commu­nicieren.«

Man möge sich dagegen heutige Gesetze und Verordnungen ansehen, da ist nichts zu spüren von gnädigen Entschlüssen und mehrmaligem Bedacht. Und nicht einmal die Wohlfahrt des herunter­gekommenen Landes wird angestrebt – vielmehr soll jetzt sogar die Alkoholwerbung eingeschränkt werden, dabei schafft der Branntweingenuß doch Arbeitsplätze und tröstet über die entfremdete Arbeit hinweg und über manch Fußballspiel.

Da die Braukasse leer und die Herrschafts­kasse erschöpft war, erbat sich der zuständige Amtmann Fricke einen Vorschuß von dreißig Taler für die Aus­führung der vorbereitenden Arbeiten.

Johann Georg von Langen erläutert dem Amtmann sein Kartoffel-Vorhaben:
    »Es ist ein Gewächs, welches in einer Haushaltung sowohl für Menschen wie für Vieh sehr nützlich zu brauchen ist, indem zum öfteren auf einen Morgen 60 bis 100 Scheffel geerntet werden. Unsere hiesigen Nachbarn, die Hessen-Kasseler, machen Brot und Mehl aus diesen Früchten, welches sehr weiß und nach dem weiteren Gebrauch einen sehr guten Geschmack bekommt. Die hiesigen Unter­tanen, das sind die Fürstenberger, brauchen solche zum Kochen und den Ueber­fluss zur Mästung des Viehs. Es sollen französische Emigranten in Carlshafen a. W. aus diesen Erdäpfeln, wenn solche mit etwas Gersten­malz gemischt werden, einen guten Branntwein herstellen.«

In Braunlage – auf dem Weg nach Tann, im Forstort Brandhai – wurde 1885 ein Denkmal zu Ehren der Kartoffel errichtet; auf dem granitenen Sockel steht:
    »Hier sind 1748 die ersten Versuche mit dem Anbau der Kartoffel gemacht. Der Name Kartoffel­hecke erinnert daran bis 1833.«

Wie vielfach: Die Bauern lehnte die neue Frucht ab, diesmal, weil sie nach Tannenzapfen schmecken­ würde: von Langen im Wechsel eine Reihe Kartoffeln und eine Reihe Fichten gepflanzt. Die erste Ernte der Kartoffeln fiel – so heißt es – eher mäßig aus, aber von Langen wiederholte auf dem Waldstück den Anbau. Das ursprüngliche Ziel, Kar­toffelanbau für die Branntwein­herstellung, wurde abgelöst durch Knollenanbau für die Bevöl­ke­rung.

In den 1760er Jahren bestellen die Bauern bereits vereinzelt Felder mit Kartoffeln. In einer von König Georg III. von Hannover veranlaßten Unter­suchung über die Feldfrüchte in seinen Landen wird jedoch noch 1766 fest­gestellt, daß der Kartoffel­anbau nur in wenigen Dörfern und dortselbst auch nur geringfügig anzutreffen war.

Dem Johann Georg von Langen, einem der Begründer einer geregelten, modernen Forstwirtschaft, und seinem Bruder Franz Philipp wurden im Harz (auf der Steinsklippe im Kurpark von Braunlage, Ortsrand von Braunlage in Richtung Silber­teich in der Nähe der Wetterstation und im sog. Forst­ort Brandhai gut einen Kilometer südlich Braun­lages) 1883 bzw. 1885 drei Denk­steine errichtet:
    »Dem Oberjägermeister Johann Georg von Langen, geb. 1699 zu Ober­stedt, Grafschaft Henneberg, gest. 1776 zu Jägernburg bei Kopen­hagen, und seiner rastlosen Tätigkeit für die Forsten am Harz und Solling, auch die in Norwegen und auf Seeland – dem Begründer des Kartoffel­anbaues bei Braunlage, der Spiegelhütte in Grünenplan und der Porzellanfabrik in Fürstenberg – die späte Nachwelt 1885«.

Einen besonderen Anreiz zum Kartoffelanbau bot die kurhannoversche Regierung Mitte des 18. Jahrhunderts durch Steuervergünstigungen, die das Landvolk für den Kartoffelanbau erhielt; man verzichtete sogar befristet auf den Zehnten; Subventionen und Steuervergünstigungen für die Landwirtschaft blicken auf eine sehr alte Tradition zurück. Subventionen sind vergleichbar der Alimen­tierung des »althergebrachten Beamtentums«.

Die von den Bauern im östlichen Niedersachsen angebauten Kartoffeln, zumeist in Hausgärten, deckten im Regel­fall ausschließlich den Eigen­bedarf der Bauernfamilie: Es bestand weiterhin Subsistenzwirtschaft. Kartoffelbau lohnte sich in der Regel nur für die Bevölkerungsgruppen, die nicht über ausreichend Land verfügten – für Gesinde, Abbauern und Häusler. In Oldau (zwischen Ohe und Aller) ist für 1754 belegt, daß lediglich zwölf Stücke zu sechs Himten Einfall (etwa drei Morgen) Kartoffeln angebaut wurden; und in der Nachbarschaft, in Hambühren, war es sogar noch weniger Anbaufläche.


1756, nach dem Siebenjährigen Krieg um Schlesien (und nach Mißernten zuvor), wurden hannoversche Bauern von ihrer Regierung aufgefordert, haus­hälterisch mit dem Korn umzugehen und nicht zur Fütterung des Viehs zu ver­wenden; gleich­zeitig wurde für den vermehrten Anbau der Knolle geworben, da
    »die Erdäpfel sowohl zur Speise und Verlängerung des Vorrats von Brotkorn als auch zum Futter für das Vieh sehr nützlich gebraucht werden könne.«

1769 ist die Anbaufläche in Oldau und Ham­bühren deutlich gestiegen, wenn auch nur deshalb, weil wegen der vielen Maulwurfshügel die Weidenflächen an der Ohe nur für die Ertuffel geeignet schienen.

PfarrerSchmersahl (ein canonicus in herbis?) be­gann mit seinem Kartoffel­anbau auf dem Rittergut zu Stemmen bei Hannover. Über ihn wird in seiner Lebensbeschreibung berichtet:
    »Als unser Pastor vormals nach Stemmen kam, wußten die dasigen Einwohner noch nichts von solcher Frucht. Er machte sie dort bekannt und pflanzte sie zuerst.«

In Celle und Umgebung wurde 1756 anläßlich einer Getreideteuerung den Beamten befohlen, der Landbevölkerung die Vorteile der Kartoffel »sowoll zur Speise und Verlängerung des Vorraths von Brodtkorn, als auch zum Futter für das Vieh« darzulegen.

In Winsen an der Luhe erstellte der Amtmann Heinrich Philip Tining auf eigene Kosten eine Schrift über die Vorteile des Kartoffel­anbaus, die er den Bauern verteilen ließ und die dazu führte, den Kartoffelbau in dieser Gegend heimisch zu machen.

 
1797 erwirbt Johann Heinrich Campe in Braunschweig für zwanzig­tausend Reichsthalern in Gold Gelände, das etwa 1760 von einem der Vor­besitzer, Heinrich Bernhardt Schrader von Schlie­stedt, in einen Garten um­gewandelt worden war. Dieser Garten, 1778 an Roger (von) Drake verkauft, gelangte 1792 in den Besitz des Reichsgrafen Friedrich Toene von Lüttichau, der ihn schließlich voll ausgebaut mit einer »lebenden Hecke« umfaßt an Campe verkauft. Campe betreibt – wie seine beiden Vorgänger – auf diesem Gelände auch einen Nutzgarten, in dem er u. a. begeistert Kartoffel anpflanzte. Im »Braunschweigischen Magazin« vom 25. März 1809 schreibt er:
    »Man hat schon lange den von mir gebauten Kartoffeln, folglich auch mir, ihrem Pflanzer, die Ehre erwiesen, sie zu den feinsten und wohl­schmeckendsten zu zählen, die man je genossen hat. Selbst die Hollän­dischen und die davon abstammenden Hamburgischen – bekannt­­lich die besten in Europa – werden den meinigen, welche gleich­falls holländischer Herkunft sind, von Kennern­ nicht vorgezogen; von Einigen vielmehr nach­gesetzt. Die Meisten von denen, die meine Kartoffeln einmahl gekostet ha­be­n,­ wollen, wenn sie anders ihren Kartoffel­sinn ge­hörig ausgebildet haben, in der Folge ihren Küchen­­bedarf von keinem Andern nehmen.«

Campe, der nach seinem Studium der Theologie an der Universität Helm­stedt eine Anstellung als Hauslehrer bei Alexander Georg von Humboldt in Berlin nahm und später dessen Söhne Wilhelm und Alexander unterrichtete, verband den Kartof­fel­­anbau mit seinen pädagogisch-aufklärerischen ­Zielen:
    »Man hat, wie ich höre, angefangen, sie durch einen besonderen Namen auszuzeichnen, in dem man sie bald Campesche, bald Erziehungskartoffeln nennt; entweder, weil ein weiland Schul- und Erziehungsrath sie erzielt, oder weil man diesem Weilande (ci – devant) besondere geheime Erziehungskünste zutraut, wodurch er, seine Kartoffeln bis zu einem solchen Grade zu veredeln in den Stand gesetzt werde.«

Nach seiner Tätigkeit als Hauslehrer wurde Campe 1776 zum Wahlprediger an der Pots­damer Heiligengeistkirche berufen, die er im selben Jahr wieder verläßt:
    »Wie kann ein Biedermann sich glücklich fühlen, wenn er täglich die Rolle eines Häuchlers spielen muß? Und die muß jeder Geistliche spielen, er sey wer er wolle – nur allenfalls den Schaafskopf aus­genommen.«

1807 annonciert Campe in den »Braunschweigischen Anzeigen«:
    »Auch sind daselbst noch Kartoffeln, sowol von der bekannten feinsten Art, auch so­genannte Katzenköpfe, zu haben. Da es bei der herrschenden feuchten und gelinden Witterung dieses Winters nicht rathsam ist, diese­ Früchte eben so lange, als in anderen Jahren, den Erdgruben anzuvertrauen, so soll der noch übrige Vorrath zu einem ungewöhnlichen niedrigen Preise verkauft werden.«

Nun, seine Kartoffeln waren wohl in der Tat eine besonders feine Sorte, war doch einer der Vorbesitzer seines Nutzgarten ein Roger Drake! Be­merkens­wert ist auch, daß er hervorhebt, seine Kartoffel könnten mit den aus Holland kommenden, »den besten Europas«, konkurrieren. Bei Cam­pes Einsatz für die Kartoffel und für eine kindergerechte Erziehung könnte man sagen, daß bei ihm erkennbar wird, welchen Einfluß die Kartoffel auf das preußische Bildungs­wesen (oder umgekehrt) hatte und hat.

Johann Gottfried Seume 1805 »Mein Sommer«:
    »Hier besuchte ich nur den Agathodämon der Kinderwelt. Campens Ruheplätzchen hat vielleicht mehr von Sanssouci als das große bei Potsdam. Einem Könige ist es selten ge­geben, ohne Sorgen zu sein, wenn er wirklich ­König ist, und es wäre wohl zu beweisen, daß Friedrich seine größten Sorgen in Sanssouci gehabt hat. Was Campe wenigstens in ebenso großen Kredit bei mir setzte als sein Robin­son und andere seiner guten Bücher, war, daß er mir auserlesen schöne, herrliche Kartoffel gab. Kartoffel werden höchst wahrscheinlich bei mir immer den Vorzug vor Wildpasteten behalten, Du magst nun über meinen Geschmack urteilen, wie Du willst, und Du wirst mir nach­rechnen, daß ich Wildpasteten und Schnepfen ... geschmeckt habe, so gut als einer. Nun denke Dir, frische Kartoffeln im September mit einigen andern, guten, erfreulichen Zugaben bei Campe, der das ­Essen besser zu würzen versteht; so beschließt man die Reise noch besser, als man sie anfängt.«

Sicherlich ist es auf den pädagogischen Einfluß Campes und auf seine Kartoffeln zurückzuführen, wenn im braunschweigischen Armenhauses des Jahres 1842 der Speisezettel einer Woche wie folgt aussah:
    »Sonntag: Weiße Bohnen und Kartoffeln

    Montag: Graupen und Kartoffeln

    Dienstag: Mohrrüben und Kartoffeln

    Mittwoch: Linsen und Kartoffeln

    Donnerstag: Erbsen und Kartoffeln

    Freitag: Steckrüben und Kartoffeln

    Sonnabend: Linsen und Kartoffeln«

Die Kartoffel war nicht nur Hauptnahrung im Armenhaus, denn angesichts der Massenarmut im Königreich Hannover schrieb schon 1830 der Statistiker Gustav von Gülich:
    »Fast überall konnten hier und in anderen Thei­len Deutschlands die Menschen ihre Existenz nur dadurch fristen, daß sie mehr und mehr zu den wohlfeilsten Nahrungsmitteln, den Kartoffeln, deren Anbau durch die erhöhten Getreidepreise gefördert ward, ihre Zuflucht nahmen. Zwar hatte auch früher diese Frucht die Hauptnahrung der niedern Klassen ausgemacht, doch nirgends in dem Maße als jetzt; mancher Orts wurde von denselben kaum noch Brot, sondern statt des Letzteren meist Kartoffeln gegessen, häufig nicht selten dreimal am Tag.«

Eine abermalige Preissteigerung für Getreide auf­grund vorhergegangener Mißernten in den Jahren 1771 bis 1773 führt zu einem vermehrten Anbau der neuen Frucht im nordöstlichen Niedersachsen (man kann sagen: Wie überall in den Hungergebieten), so daß sich die Abhängigkeit von dem bis dahin vorherrschenden Roggenanbau deutlich vermindert. Jede Hungersnot führte zu einem anschließend verstärkten Anbau der Kartoffel.

Der Anbau der Kartoffeln veränderte die Nah­rungsgewohnheiten; Kartoffeln ersetzten die althergebrachte Hafer- und Buchweizengrütze und drängten das Brot aus Roggen (»Hunger­korn«) zurück. Kartoffeln wurden morgens (in Scheiben), mittags (als Gemüse) und abends (als Pell­kartoffel) als Hauptnahrung ge­gessen:
    »Grombirn in der Früh,

    ‘s Mittags in der Brüh,

    ‘s Oawets metsamt de Häut,

     so gett’s ons oarme Leut«

Im Vogtland hieß dieser Spruch:
    »Erdepfelsupp in der Früh,

    Erdepfel zu Mittag in der Brüh,

    Erdepfel am Abend in der Schal,

    macht den Tag dreimal.«

In Roßbach heißt es:
    »Erdöpflsuppn in da Fröih,

    Erdöpfl af Mittoch in da Bröi,

    Erdöpfl af Amd in da Schol

    Macht im Doch dreimol.«

Die Südhessen sagten:
    »Kartoffeln in der Früh,

    des Mittags in der Brüh’

    des Abends im ganzen Kleid,

    Kartoffeln in alle Ewigkeit.«

In der Rheinpfalz wußten Kinder und Alte aufzusagen:
    »Morgens geebts Grumbeersupp

    Mittags wern se ganz verstuppt,

    Owends kummt se mit ganzer Schal’,

    Is das net e Grumbeerqual!«

Im schleswigschen Land, wo die Kartoffel erst »Batäsch«, wohl von batate-potato, hieß, bevor sie sich zur Kantüffel wandelte, heißt es:
    »Die ganze Week Kantüffelsupp,

    un Sünndags is se noch nich op,

    un Maandags gifft Kantüffelbree,

    un Dingsdach deit das Lief mi weh

    von all de veelen Kantüffelbree.«

Im pennsylvanisch-pfälzischen Bereich heißt es:
    »Mariyets Grumbeere in aller Frieh

    Middags Grumbeere in Fleeschbrieh

    Owents Grumbeere in de Heit

    Des waehrt bis in die Ewigkeit!«

Dieser in mehreren Varianten über ganz Deutschland verbreitete Spruch zeigt die Armseligkeit der landlosen Verlags- oder Manufakturarbeiter, ­dessen Nahrung auf ein einziges Element, auf die Kartoffel, reduziert ist:
    »Morjens gerempelt

    medaachs gestempelt

    owends in voller (samter) Montur«

Und damit das Essen etwas abwechslungs­reicher aussieht, wird in der Kur­pfalz gesagt, man äße »Feldhinkel« (Feldhühner), weil die Haut der Pell­kartof­feln manchmal aufplatzt und dies wie aufgeplusterte Hühner aussähe. Oder die Mahlzeit bestünde aus »Grumbeeren, Gans und Has«, was nur darauf hinweist, daß die Kartoffeln ganz und heiß seien. Bis in die 1950er Jahre war die durchaus übliche Abendmahlzeit in der hinteren Pfalz Pellkartoffeln mit Sauermilch, Pellkartoffeln mit (richtiger) Buttermilch, Pellkartoffeln mit weißem Käse, mit Eierrühre, mit Zwiebelrühre, mit Lauch tunke oder mit eingelegten Heringen. Krüstchen­grumbeeren oder Gehutzelte kamen seltener auf den Tisch. Aus der Bayreuther Gegend heißt es über die 1930er Jahre:
    »Sehr viele Familien lebten bis anfangs der dreißiger Jahre äußerst karg, so ein Hering etwas Außergewöhn­liches war und unter mehreren geteilt wurde.«

Die in der Lüneburger Heideangebauten Kartoffeln kamen zuerst aus England (sog. Englische Viehkartoffeln), später auch aus Mecklenburg; anderer­­­seits sind die niedersächsischen Kartoffeln in der Altmark eingebürgert worden. Der Anbau der großen »Englischen Viehkartoffeln« war wegen­ angeblicher Gesundheitsgefährdung an manchen Orten verboten; Ärzte sagten, sie
    »halten solche für den Menschen für un­gesund, für das Land ent­kräftigend«.
Der wegen Schulden zum Mili­­tär gegangene Hallenser Professor Friedrich Christian Laukhard nahm 1792 als Musketier des von Thad­den­sche Regiments an der Kampagne in der Champagne (gegen die französischen Revolu­tions­truppen) teil und schreibt in seinen Erinnerungen (»Friedrich Christians Leben und Schick­sale«):
    »Es gab zwar dortherum auf einigen Äckern noch Kartoffeln, welche man auch holte und kochte; aber leider war dies nur eine geringe Hilfe; die Kartoffeln waren von der Art derer, die man in Deutschland dem Vieh gibt; sie vermehrten auch noch die damals alles zerstörende Ruhr.«

Die englische Kartoffel wurde auch Howards­kartoffel, surinamische Kar­toffel, Yam oder Cluster-Potatoe genannt; die Schale war rot. Die holländischen lieferten keine gute Ernte und schmeckten schon damals nicht (es heißt: »widerlich-süßer Geschmack«, »nur für das Vieh brauchbar«) während die friesischen und die aus Schleswig-Holstein kommenden »Glückstädter Kar­toffeln« »reichlich tragen und gut schmecken«.

 

Nur aufgrund der Fortschrittein der Agrarwirtschaft ist es seit dem Hochmittelalter gelungen, die beträchtlich angewachsene Bevölkerung und vor allem­ die Bewohner der neuen Städte mit genügend Nahrungs­mitteln zu versorgen. Bei den Ackerbaugeräten ist es insbesondere der Pflug, der im Rahmen der agrartechnischen Veränderungen eine vor­rangige Stellung ein­nimmt.

Der Pflug mit Rädern, Sech und schollenwendender Schar setzt sich in neuerschlossenen Anbauflächen durch und hier wiederum in den schweren Böden der Niederungszonen, denn die hakenförmigen Pfluggeräte rissen­ den Ackerboden nur auf und bereiteten ihn zur Ein­saat nur unzulänglich vor. Ohne den neuen Pflug wäre es schwierig gewesen, die Kultivierung der nordalpinen Ebenen und der nas­sen, aber schweren fruchtbaren Marschen­böden entlang der Flüsse voranzutreiben.

Eine Grundvoraussetzung für den Erfolg des Pfluges war eine verbesserte Zugkraft durch Rind und Pferd; hierfür mußte wiederum ein effektiveres Zuggeschirr in Form von Sielen und Kumme­ten erfunden werden. Bei der Entwicklung der Weidewirtschaft (als Folge der neuen Pflugschar) spielte die Sense eine sehr entscheidende Rolle, denn die traditionelle Winterfütterung durch Herbstlaub deckte nicht mehr den Bedarf an Futter. ­Langfristig brachte und bringt das Pflügen jedoch auch erhebliche Nachteile mit sich: Beim Pflügen in Herbst und Winter ist die Ackerkrume ungeschützt und wird leicht durch Wind und Regen abgetragen, was letztlich zu einer Verringerung der Fruchtbarkeit der Böden führt. Inzwischen weiß man, daß das Mulchverfahren, in dem die Krume nur an der Ober­fläche gelockert wird, für viele Böden die gleichen ­Erträge erbringt.

Den größeren Nährwerterträgen der Kartoffel auf gleichen Flächen – im Vergleich mit Getreide – steht jedoch ein erheblich höherer Aufwand an Handarbeit und Zugarbeit gegenüber. Die für ­einen effektiven Kartoffelanbau erforderlichen Arbeiten waren von der dörflichen Unterschicht nicht auf­zubringen, da es ihnen an Zugtieren und Landmaschinen mangelte. Erst die Durchsetzung der Geldwirtschaft im 19. Jahrhundert in der landwirt­schaft­lichen Ökonomie schuf die Kombination von Gerätschaften des Großbauern mit der Handarbeit der dörflichen Unterschicht. Die Kartoffel erbringt ­ihren Ertrags­vorteil erst bei hohem Aufwand. PfarrerJohannes May aus Eberstadt 1791:
    »Wahr ists, die Bearbeitung dieses ausgebreiteten Kartoffelbaus er­fordert unglaubliche Arbeit, so daß man sich der Frage nicht enthalten kann: Was haben unsere Vorfahren zu der Zeit getan, daß wir jetzt Kartoffeln setzen, hacken und ausmachen?«

Einfache Antwort: Sie sind sicherlich (wie die Steinesel) den ehelichen wercken nachgegangen; eine Greisin aus Friedlingen im Schwarzwald er­innert sich daran, daß sie ihrerzeit in der Nacht »älbott g’fieht« habe, was nicht zu übersetzen ist. Im 18. Jahrhundert wurde eine Schrift eines Karl Gottfried Bauer »Über die Mittel dem Geschlechtstrieb eine unschädliche Richtung zu geben« mit einem Preis ausgezeichnet – gleichzeitig wurde der Kartoffelanbau gefördert! Inkonsequent war die je­weilige Obrigkeit schon damals.

Die höhere Anzahl bäuerlicher Hilfskräfte, die aufgrund des Kartoffelanbaus ein – wenn auch geringes – Auskommen im Dorf fanden und nicht mehr notgedrungen in die Stadt auswanderten, zogen einen erhöhten Wohnungs­bedarf nach sich, was wiederum Arbeit für Handwerker schuf; auch der Bau von Stallungen und die Wartung der ersten Landmaschinen bot nun eine erhöhte Arbeitsmöglichkeit für Handwerker. Andererseits stiegen die Grundstücks­preise, da jetzt auch bisher wertlose Anbauflächen für die Kartoffel genutzt werden konnten.

Bis weit ins 19. Jahrhundert war das Lege-, ­Pflege-­ und Erntegerät für die Kartoffel die Hacke. Die Rodehacke wurde zum Ausheben der Pflanzlöcher und der zwei- bis vierzinkige Karst zum Ausnehmen der Knollen verwendet. 1852 wird von den Engländern Hanson und Coleman eine Kartoffel­ernte­maschine entwickelt, ein Schleuderroder, für deren Betrieb jedoch vier Pferde zur Zugkraft eingesetzt werden mußten und deshalb nur für die Großbauern in Frage kam. 1862 erfindet Robert Owen in England einen Kartoffelaushebe­pflug, der in Deutschland verbessert nachgebaut und ein­gesetzt wurde. 1869 entwickelt der Lübecker Harder einen leichteren Schleuderroder. Automatische Legemaschi­nen kamen erst nach 1910 auf. Die Maschinen ersetzten nicht die Qualität der Handarbeit, Maschineneinsatz lohnte sich erst bei größe­ren Flächen82.

 
Im 18. Jahrhundert zeigt der Kartoffelbau und damit der Kartoffelverzehr in deutschen Landen deutliche Zuwachsraten; das liegt zum einen an der fürstlich-obrigkeitlichen Förderung wie auch an der Propagierung des Kar­toffel­anbaus durch Geistliche und Behörden. Der zum Beispiel in Celle 1754 ge­gründete »Königliche Großbritannisch Churfürst­liche Braunschweigisch Lüne­burgische Landwirth­schaftsgesellschaft« oblag die Aufgabe, die Land­­wirt­schaft zu fördern; sie veröffentlichte deshalb auch Hinweise über und für den Kartoffelanbau.

Der Ausbau stehender Heere, das Anwachsen der Verwaltungsorganisation und die an den Fürstenhöfen übliche aufwendige Hofhaltung zwang die Kämmerer, eine wachsende Bevölkerungsschar am Leben zu halten und damit zur Steuerzahlung heranzuziehen. Am Leben erhalten bedeutete, die Pro­duk­­tivität der Landwirtschaft zu erhöhen.

Aber mehr als die »frohe Botschaft« der Geist­lichen und der Amtsträger der Verwaltung haben ­Kriege und Hungersnöte zum verstärkten Anbau bei­getragen. In verschiedenen Untersuchungen über die Entwicklung des Kartoffel­anbaus in Europa­ wird jedoch behauptet, daß die Ausbreitung der Kartoffel nicht unbedingt mit Nahrungsmittelkrisen und Notzeiten in Verbin­dung gebracht werden kann; einer solchen These kann hier nicht ge­folgt werden; es kommt – wie immer – auf die Inter­pretation der vorliegenden Belege und Sta­tisti­ken an.

 



 

Anmerkungen

75           Das Herzogtum Schleswig und die Grafschaft Holstein gehörten seit 1386 in Personal­union zu Dänemark; nach dem deutsch-dänischen Krieg 1864–1866 fiel Schleswig und Holstein an Deutschland. Gemäß Versailler Vertrag 1920 fiel der nördliche Teil auf­grund einer Volksabstimmung endgültig nach Dänemark. Im südlichen zu Deutschland gehörenden Teil vertratKarl Otto Meyer die dänische Minder­heit im schleswig-holstei­nischen Parlament, so daß man den Mief der sog. etablierten Parteien vermeiden ­konnte und trotzdem oppositionell war.           zurück

 

76             Qazwini, ein arabischer Geograph, besuchte im 13. Jahrhundert Schleswig:


    »Es ist eine sehr große Stadt am äußersten Ende des Weltmeeres. In ihrem Innern gibt es Quellen süßen Wassers. Ihre Bewohner sind Siriusanbeter, außer einer kleinen Anzahl, welche Christen sind, die dort eine Kirche besitzen. ... Die Stadt ist arm an Gütern und Segen. Die Hauptnahrung der Bewohner besteht aus Fischen, denn die sind dort zahlreich. Werden einem von ihnen Kinder geboren, so wirft er sie ins Meer, um sich die Ausgaben zu sparen.«  


Dieser Araber zitiert außerdem seinen Landsmann al-Tartûschi:


    »Nie hörte ich häßlicheren Gesang als den Gesang der Schleswiger, und das ist ein Gebrumm, das aus ihren Kehlen herauskommt, gleich einem Gebell der Hunde, nur noch viehischer als dies.«          zurück


 

77           Komlos weist nach, daß sich bis zum Beginn der In­dustrialisierung die Selbst­versorgung der ländlichen Bevölkerung tendenziell positiv auswirkte. Deshalb waren die Iren größer als die Engländer und die Südstaatler ­größer als die Nordstaatler in den USA. Erst die Möglichkeit, die landwirtschaftlichen Produkte auf einen fernen Markt zu vertreiben, führte zu einer gewissen Umkehr (die Proteine wurden verkauft). Da Milch und frisches Fleisch bis zur Erfindung des Kühlschranks nicht über große Distanzen befördert werden konnten, folgte daraus, daß die städtische Bevölkerung kleiner als die ländliche Bevölkerung war. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen (oder auch nicht), was Robin Dunbar von der Universität Liverpool festgestellt hat: »Offenbar setzt die Größe des Darms letztlich eine Grenze für die Größe des Gehirns. Wer ein größeres Gehirn haben will, muß insgesamt größer werden, damit auch ein größerer Darm Platz hat. Daraus läßt sich die Erkenntnis ableiten, daß kleine Affen niemals klug sein können ... weil ihr Darm nicht groß genug ist, um die höhere Nerventätig­keit eines größeren Gehirns zu ­unter­­­stützen.« Deswegen also ist die west­liche Welt eine fleisch­fressende Gesellschaft.          zurück

 

78             »Migration« bedeutet einen »freiwilligen« Wech­sel von Wohnort und Arbeits­stelle über einen längeren Zeitraum und weite Distanz. Mit Ar­beits­migration ist die zeitlich be­fristete Wanderung gemeint, bei der der Arbeitsplatz­wechsel (oder die Arbeits­aufnahme) der Hauptgrund der Migration ist. »Emigration« (= Auswanderung) hin­gegen ist etwas Endgültiges. Sicherlich sind die ersten »Gast­arbeiter« in Deutschland nach 1960 nicht als Emigranten gekommen, zumal die Kontrakte anfänglich stets für zwölf Monate befristet waren. Wie die Schweden im letzten Jahrhundert wurden diese Arbeiter vielfach für die ­schlechtesten (= un­angenehmsten) Arbeiten eingesetzt; auch die Unter­bringung in Sammelunter­künften (»Gastarbeiter-­Wohn­­-heime«) entsprach prinzipiell den Üblichkeiten des letzten Jahr­hunderts. 

Die Deutschen aus Ost-Friesland gingen zur selben Zeit nach Holland und verdingten sich auf der »Moffen-Beurse« an die Holländer für die Heuernte. 

Der Brockhaus schreibt 1892: »In Norddeutschland schämt man sich vielfach seiner als ungebildet angesehenen Mundart.«, »in Süddeutschland schämt man sich eher, ein so­genanntes gutes Deutsch zu sprechen.« Oh, wie haben sich die Zeiten doch für uns Norddeutsche geändert. Die friesische Sprache wurde auch als »Neger-Holländisch« bezeichnet. Das Plattdeutsche gehe, so das »Damen-Conversations-Lexikon von 1835, gehe auf die »Einwanderung asiatischer Völkerstämme in Deutschland« zurück. Na, da liegt Bayern aber näher am Balkan.           zurück

 

79             Friedrich Nietzsche am 1. August 1914: »Dem niedersächsischen Bauern ist die Begeisterung fremd, die zähe Erdkraft ist sein eigentliches Element.«          zurück

 

80             Mehr zu Campes Kartoffeln in »Visionäre Lebensklug­heit«, Katalog zur Campe-Ausstellung in Braunschweig. Campe kämpfte lange Zeit gegen die »Lesesucht« als ­»Seuche unserer Zeit«, insbesondere bei den »Frauenzimmern«. Andere Pädagogen fragten in jener Zeit, »ob man einem großen Teil der Menschen noch anraten kann soll, lesen zu lernen.« Nun, das Problem wird sich in den kommenden fünfzig Jahren lösen: Wir werden dank der icons am Bildschirm (ursprünglich entwickelt für die unter Leseschwäche leidenden Soldaten der US-army) auf Hieroglyphen Schrägstrich Icons überwechseln und das Geheimnis von aus Buchstaben zusammengesetzten Silben und Wörter vergessen.            zurück

 

81             Ludwig Feuerbach: »... weil nicht alle Dichter eine solche genügsame Natur haben, daß sie sich, wie Seume, bei Wasser, Butterbrot und Kartoffeln in ihrer poetischen Begeisterung erhalten können.«           zurück

 

82             Jetzt kommt eine neue Technik auf den Bauern-Markt, die wiederum nur für die ganz großen Landwirte finanzierbar ist: Automatisierte Bodenbearbeitung mittels GPS, wobei die Bodenbearbeitung alle Feinheiten des Untergrundes mit einbezieht, sogenannte »teilflächenspezifische Bewirtschaftung« oder »Precision Farming«. In einem Pilotprojekt des Niedersächsischen Landesamtes in Hannover wird nachgewiesen, daß einer solche Bodenbearbeitung deutlich billiger ist gegenüber der bisherigen Art. Die schöne neue Landwirtschaft funktioniert jedoch nur, wenn die Bodendaten bekannt sind. Eine Untersuchung kostet pro Hektar rund 40 Euro. Durch »Precision Farming« wird die Menge der ausgebrachten Dünge- und Pflanzenschutzmittel deutlich verringert, jedoch setzt der Einsatz solcher elektronischer Hilfsmittel eine Mindestgröße der bewirtschafteten Fläche voraus. 

Mit der Einführung von immer moderneren Kartoffel­erntemaschinen verschwanden so wichtige Gerätschaften wie das »Pralltuch«, der »Sammelbunker«, die »Gummifächerwalze« und der »Rodeschar«. Schad drum.           zurück




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