Die Kartoffel in Nordeuropa
König Gustav Adolf von Schweden zog im Dreißigjährigen
Krieg (1618–1648) mit seinen Heerhaufen durch deutsche
Lande und trug – gemeinsam mit Pest, Tod und Teufel –
zum Untergang der Städte und Dörfer kräftig bei. Seine
Soldaten ernährten sich – wie auch die Söldner
vonWallenstein und Tilly – von dem, was sie raubten
(wahrlich: der Krieg ernährt sich selbst) oder auf dem
Felde finden konnten. Gefunden haben sie Kartoffeln und
Rüben.
Es liegt nahe, daß die Soldaten diese »Fundsachen« mit
in ihre Heimat nahmen und – wie sie es gesehen hatten –
ebenfalls anbauten. Nichts blieb den schwedischen
Soldaten von ihren langen Kriegszügen in Deutschland als
die Kartoffel.
Sicher ist, daß die vielen Kriege – zumeist auf
deutschem Boden – wesentlich dazu beitrugen, die
Kartoffel in Europa zu verbreiten; es ist belegt, daß
nach dem »Pfälzischen Erbfolgekrieg« (1688–1697), nach
dem »Spanischen Erbfolgekrieg« (1701–1714), nach dem
»Ersten Schlesischen Krieg« (1742–1742) oder nach dem
»Bayerischen Erbfolgekrieg« (1778 bis 1779) die
Anbauflächen der Kartoffel auch im nördlichen Europa
sich deutlich ausweiteten.
In Uppsala wurde die Kartoffel seit 1658 im botanischen
Garten dieser schwedischen Universität angebaut – als
exotische Rarität. 1662 wird sie aber schon in einem
Werk über Landwirtschaft erwähnt. Ein früher Name der
Potatis war »nattskatta«.
Der Schwede Jonas Ahlströmer (1685–1761, später
Mitbegründer der schwedischen Akademie der
Wissenschaften in Stockholm), der als junger Mann in
englischen Diensten in Irland gekämpft und dort den
Kartoffelanbau kennengelernt hatte, nahm von der
grünen Insel Kartoffeln mit in sein Land. Seine
spätere Stellung als vermögender Kommerzienrat und
Fabrikbesitzer ermöglichte ihm und veranlaßte ihn, die
Kartoffel zu verbreiten und für seine Webereiarbeiter
anzupflanzen. 1720 begann Ahlströmer für den Anbau
der Kartoffel zu werben; drei Jahre später beschaffte er
sich Saat-Kartoffeln aus Frankreich und ließ sie auf
seinen eigenen Felder anbauen. 1727 erschien eine
Broschüre von ihm über den Nutzen und die Verwendung der
Kartoffel. Aber da das einfache Volk nicht lesen
konnte, war die Broschüre (»Den svänska vårdane
Fåraherdens trogne vågvisare. Bihang om potatos
eller Jordpåron«, Stockholm) nur für die Gelehrten und
für die gebildeten bürgerlichen Stände.
Die von dem Reichsminister Dalarne, jüngster Sohn von
König Gustaf VI. Adolf, angestellten Versuche mit dem
Kartoffelanbau führten ebenfalls nicht zu einer weiten
Verbreitung der Kartoffel, da sich die auch die
schwedischen Bauern anfänglich weigerten, dieses neue
Gemüse anzubauen. Der Versuch Ahlströmers, die
Kartoffel auf schwedische Äcker anzubauen, erfolgt
dennoch deutlich früher als in Preußen.
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1747 und 1748 wurden Saat-Kartoffeln aus Deutschland
nach Schweden eingeführt. Gräfin Eva de la Gardie
erstellte 1748 einen Bericht über die Verwendung der
Kartoffel als Viehfutter, als Mehl und zum
Schnapsbrennen, den sie der Akademie der Wissenschaften
schickte. Aber erst 1787 erlaubt die schwedische
Regierung die Branntweinbrennerei für den häuslichen
Bedarf – und jetzt kam der Knollenanbau in Schweden so
richtig voran. Erfolgreicher war der Kartoffelanbau nach
dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763), in dem (wieder
einmal) schwedische Soldaten in Deutschland Krieg
führten; sie nahmen die Knolle aus Pommern mit und
pflanzten sie in ihrer Heimat an.
Die Hungersnot 1764 gab dann den entscheidenden Impuls
für die großflächigere Verbreitung der Kartoffel in
Schweden: Brotlose Bauern aus Skaraborg mußten anstelle
von »Knäckebrot« die neuen »Erdbirnen« essen. Bis zum
Jahr 1790 änderte sich dann auch die Einstellung der
Bauern zur Kartoffel. Für die Ausbeutung und
Verarbeitung der erzenen Bodenschätze holten die
Schweden süddeutsche Bergleute, die gleichzeitig auch
die Kartoffeln mitbrachten.
Der felsige Boden im südlichen Schweden – zum Beispiel
in Småland – erlaubte es, schon auf kleinsten Flecken
die Erde anzuhäufeln und die Saatknollen zu vergraben.
In den nördlichen Teilen, in denen karge Moore mit
Kiefern- und Tannenwälder abwechseln, war die Erde für
den Anbau der Kartoffel gleichfalls geeignet.
Schweden war
von regelmäßigen
Mißernten von Weizen und Gerste betroffen, die
Kartoffel bot eine Alternative. Die schwedische
Bevölkerung war arm:
Småland,
Schmalland, Schmalhans Küchenmeister, klein, gering,
kärglich, knapp. Kartoffeln und Fisch gehörten zur
normalen
husmanskost einer schwedischen
Bauernfamilie.
Auf seiner »Lappländischen Reise« (1732) siehtLinnéin
der Nähe des Ortes
Västerbotten
Kartoffeln, »die hier nicht größer als Mohnkapseln«
werden, ohne über die Knolle mehr zu bemerken; daraus
läßt sich schließen, daß Kartoffeln zu diesem Zeitpunkt
in Schweden schon weit verbreitet waren.
Da der karge Boden nicht viel hergab, buken die Leute
Brot aus Gerste, in das sie Erbsen und
(Kiefernrinde)-Häcksel einmischten. In Zeiten, in
denen Salz billig war, gehörte der Salzhering zum
normalen Essen; der »sill« war so salzig,
daß er die normale Lebenserwartung verkürzte, und dazu
gab es Kartoffeln und Kohlrouladen – ein Erbe aus jenen
Zeiten, in denen in der
Türkei
schwedische Soldaten unter Karl XII. gefüllte
Weinblätter kennenlernten.
Es bedurfte einer ausgesprochenen Leidensfähigkeit (so
wie heute mancherlei Fertiggerichte aus Tüte, Büchse
und Drei-Kammer-Schale) diesen vergrabenen Fisch zu
essen; der vergrabene Fisch, der
»Gravad Lachs«, die heutige »Delikatesse« aus
Zuchtanstalten mit medizinisch angereichertem Futter,
wird mit
Salz, Zucker und Gewürzen
behandelt, damit er den Geschmack von faulem Fisch
verliert.
Die Unfähigkeit (oder der Drang zum schnellen Genuß),
Getreide- und insbesondere Kartoffelschnaps vom
Fuselöl zu reinigen, führte zu
erheblichen gesundheitlichen Beschwerden und dauerhaften
Körperschäden; die eingeschränkte Prohibition der
Schweden seit dem frühen 19. Jahrhundert ist vor diesem
Hintergrund verständlich. Olaf Gulbransson:
»Einmal war ich mit meiner Flasche zu spät dran und
habe dann aus seiner trinken müssen. Das war
fürchterlich. Es war eine Mischung aus Naphta und
Spiritus und allerlei Düwelsdreck.«
Die Volksbewegung gegen den Alkoholmißbrauch
(»nykterhetsrörelse«)und später das »motbok« entstand,
weil ein beträchtlicher Teil der Ernte von Gerste und
Kartoffeln in den unzähligen Haushalts-Brennereien
verschwand. Diese Nüchternheitsbewegung entstand, als
die ersten Schweden aus Nordamerika zurück in ihr
Heimatland kamen und ihre (neuen) religiösen
Vorstellungen über Zucht und Sitte und Anstand und
Arbeitsethos mitbrachten. 1919 waren 174 von 230
Mitgliedern des Parlaments Mitglieder der
»Nüchternheitsgruppe«. Auf der an
deren
Seite ist zu bedenken, daß die geschmacklich eintönige
und karge Nahrung Kartoffel, verbunden mit vergrabenem
Lachs und anderem toten
Fisch, es
unabdingbar oder verständlich machte, ‘nen
Lütten
zuzutrinken, damit Würze und Geschmack dem Essen
zukam.
Im mittleren Schweden entstand das klassische
Trockenbrot; nur im Frühjahr und im Herbst, wenn die
Mühlbäche ausreichend Wasser führten, konnte das Korn
gemahlen werden. Da der Mehlvorrat jedoch nicht ein
halbes Jahr gelagert werden kann, mußte es schnell zu
einem lagerfähigem Brot (»Wasa«-Knäckebrot!) verarbeitet
werden: Der fetthaltige Keimling wurde mit dem
Mehlkörper des Korns gleichzeitig vermahlen. Bedingt
durch die damalige Mühlentechnik war dieses Mehl nur
etwa zwei Wochen lagerfähig, dann wurde es immer
gelblicher, bekam einen ranzigen Beigeschmack und ließ
sich nicht mehr zu Brot verbacken. Die zweite
Möglichkeit, ganzjährig Nahrung zu haben, war die
Kartoffel, deren Verarbeitung nicht von der
Mühlentechnik abhing.
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Wirtschaftliche und soziale Reformen am Anfang des 18.
Jahrhunderts sollten dazu beitragen, die schwedische
Bevölkerung stärker wachsen zu lassen. Ziel der Reformen
war nicht das allgemeine Wohlergehen der
Landbevölkerung und der städtischen Bürger, sondern die
Schaffung billiger Arbeitskräfte für den Adel und die
evangelische Geistlichkeit. Erhöhte Erträge der
Landwirtschaft, Kartoffeln (deren Anbau besonders
gefördert wurde) und bessere Gesundheitsvorsorge
verringerten die Sterblichkeit.
Die Erbschaftsreformen im 18. und 19. Jahrhundert und
das Recht, einen Hof auf mehrere Erben aufzuteilen,
führten jedoch zu einem Bevölkerungswachstum. Die
Industrieproduktion nahm nicht im gleichen Umfang zu, so
daß diesem Bevölkerungswachstums insbesondere bei der
Landbevölkerung weitere Verarmung und Not folgte.
Hinzu kam, daß Mitte des 19. Jahrhunderts durch die
sog. »Skifts-Reform« die Dorfbewohner gesetzlich
gezwungen wurden, mit ihren Höfen aus der
funktionierenden Sozialgemeinschaft »Dorf«
herauszuziehen und ihr zuvor zersplittertes
Grundeigentum um die neuen Häuser herum zu
konzentrieren.
Die Aufhebung der sozialen
Bindung,
verbunden mit der Hungersnot in der Mitte des 19.
Jahrhunderts führte zur massenhaften Auswanderung nach
Amerika und zur Arbeitsmigration nach
Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Pommern.
Mehr als ein Fünftel der Bevölkerung verließ Schweden,
verließ die »röd liten stuga med vita knutor« – die
roten Häuser mit den weißen Fensterrahmen; für die
Anwerbung nach Deutschland etablierten sich in Schweden
(zum Beispiel in Skane) Mittelsmänner im Auftrag
deutscher »Gesindevermieter«. In Dänemark wurd
en die Angeworbenen, Männer wie
Frauen, zumeist im Hackfruchtbau («Rübenmädchen)«, in
Schleswig-Holstein in den Meiereien (»
Buttermädchen«)
eingesetzt.
Ein altes schwedisches Rezeptfür Kartoffeln ist
»Janssons Versuchung«,
Janssons Frestelse, ein
angeblich unverzichtbarer Bestandteil des
smör-ardsbord, ein Kartoffelauflauf, dessen
Besonderheit der starke Geschmack des eingelegten
Herings ist:
Kartoffeln, Zwiebeln und Hering schichtweise in eine
gebutterte Form geben, wobei die erste und die letzte
Schicht aus Kartoffeln besteht; mit Butterflöckchen
krönen und wenig Heringssaft und Sahne darüber gießen.
Bei 200 Grad etwa 20 Minuten im Backofen backen, Sahne
übergießen und weitere 30 Minuten garen lassen.
Ein Tip: Janssons Frestelse sollte man nicht unmittelbar
vor dem Zu-Bett-Gehen essen.
Die Norweger erhielten die Kartoffel wahrscheinlich
Mitte des 18. Jahrhunderts aus Schottland (in jener Zeit
emigrierten viele Norweger nach Schottland). 1758 läßt
Probst Atne in Loerdalen am Sognefjord und in
Ullensvang am Hardangerfjord Kartoffeln anpflanzen. Von
ihm erhielt der Prediger P. H. Hetzberg in Bergenshift
Kartoffelknollen. Aus dem Jahr 1770 liegt ein Bericht
über den Kartoffelanbau in Trondheim (früher Nidaros)
vor.
Die Kontinental-Sperre 1808–1814 behinderte die Einfuhr
englischen Getreides nach Norwegen, so daß als
Alternative die Kartoffel angebaut werden mußte. Als
1808 die Heringe (nach langer Abwesenheit wegen des
kälter gewordenen Golfstromes) auch wieder an der
norwegischen Küste laichen, wird Hering mit in Tran
gebratene Kartoffeln zur täglichen Grundnahrung der
rasch wachsenden Bevölkerung, die sich von den
Auswirkungen der Pest im Jahre 1394 erst jetzt erholte.
Langanhaltende rauhe und stürmische West- und Nordwinde
trieben die Fischschwärme des Nordpolarmeers
(Barentsee) an die norwegische Küste.
Gleichzeitig führten diese Winde zu Mißernten.
Ähnliches stellte der norwegische Forscher G. Schøning
für die Jahre 1600–1602, 1632–1634, 1685–1687 und
1740–1742 festgestellt worden. Unter diesen Umständen
war Kartoffelbau eine Möglichkeit, der Hungersnot zu
entkommen. Denn wie schmecken Heringe und Kabeljau ohne
Zukost? Und – ein altes Sprichwort der Armen: »Der
Hunger macht Bohnen zu Mandeln.«
In Norwegen ist früh eine Methode entwickelt worden, die
Kartoffeln nach ihrem Umfang zu sortieren: In den »guten
Stuben« waren die Fußböden mit Dielen aus Kiefernholz
ausgelegt, in denen sich Löcher unterschiedlicher Größe
befanden. Wenn nun früher im Herbst die Kartoffel
geerntet waren, wurden sie in dieses Zimmer gebracht
und dort auf dem Boden so lange bewegt, bis jede ein
Loch passender Größe gefunden hatte und somit in die
richtige Abteilung des Kellers hinunterfiel. Und dazu
wurde von Männern und Frauen das Nationalgetränk –
akevitt,
bräunlicher (oder weißer)Kartoffelbranntwein mit
Kümmelaroma – getrunken. Im Harz wurden von den Jungen
und Mädchen die Kartoffeln sortiert unter dem Motto
»Esser – Pflänzler – Schweine«.
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In den dreißiger Jahren des 18. Jahrhundertsbegann der
Kartoffelanbau auch im damals zu Schweden gehörendem
Finnland, nachdem bereits die Norweger den Anbau bis in
die nördlichen Gebiete (in denen keine Gerste mehr
angebaut werden konnte) gebracht hatten. Anfang der
1860er Jahre nahm die Bedeutung der Kartoffel zu, was
darauf zurückzuführen ist, da Soldaten, die in Pommern
die Knolle kennengelernt hatten, sie in ihre Heimat
mitnahmen und dort anbauten. Die Entwicklung der
Stahlindustrie in Finnland lockte deutsche Schmiede an,
die gleichfalls die Kartoffel mitbrachten.
1776 verfaßt Pastor Laurell eine Anleitung für den
Knollenanbau, nachdem er von einem englischen Seefahrer
zwanzig Liter Kartoffeln erhalten und diese angebaut
hatte.
Ins Kurland (Litauen, Lettland, Estland) gelangte die
Kartoffel um das Jahr 1673.
Herzog
Jakob hatte »ein ganzes Lof« (etwa fünfzig
Kilogramm) aus Hamburg oder England für den Anbau in
Mintau importiert; von dort – so die »Lithuanian Academy
of Agriculture« 1991, verbreitete sich die Kartoffel im
Norden Litauens.
Ein jüngerer Sohn des kurländischen Kanzlers von
Fölkersam schreibt 1673:
»Der Herzog hat über Hamburg ein ganzes Lof von diesen
kostbaren Kartupfeln erhalten und eines Abends den Hof
damit regalirt, wobei jedoch nur wenig, höchstens nur
einer von diesen raren Vögeln auf den Mann kam. Mir
wäre eine Porkahne oder eine gemeinsame Rübe genauso
lieb.«
Es scheint, daß die Kartoffel nicht sonderlich beliebt
war am Hofe des Herzogs von Kurland. Die Einstellung des
baltischen Adels blieb für weitere hundert Jahre
unverändert: Die Knolle war bestenfalls Schweinefutter.
In einer Eingabe eines Pfarrers an seinen Landesherrn
heißt es in den 1740er Jahren, daß
»die allerhöchsten Säue die alleruntertänigsten
Kartoffeln aufgefressen hätten.«
In den Süden Finnlands soll die Kartoffel aus Ungarn
nach dem russisch-türkischen Krieg 1683 gebracht worden
sein.
Von 1730 bis 1740 waren Kartoffeln auf den Gutshöfen nur
in den Schaugärten unter den exotischen Pflanzen
anzutreffen. Nur selten kamen sie als »Erdobst« auf den
Tisch.
Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann
man auf den Gütern im Baltikum – wie in ganz Europa –
die Kartoffeln in den Gemüsegärten anzubauen und sie
als Delikatesse der höheren Schichten zu schätzen;
sicherlich hat hier eine Rolle gespielt, daß viele
Gutsbesitzer ihrer Herkunft nach mit Deutschland
(besonders mit Preußen) eng verbunden waren. Auch die
Bauern begannen auf Anordnung ihrer Herrschaft das
»Erdobst« anzubauen. »Erdobst« – die Verbindung von
»Erde« und dem hochwachsenden, hochrangigen, sich auf
den Tischen des Adels findenden »Obst« sollte den Wert
der neuen Knolle erhöhen, wo doch alles, was sonst in
oder direkt auf der Erde wuchs, minderwertig war.
Der litauische Heimatkundler A. W. Hupel bemerkt 1777,
daß die neue Frucht, als »Teufelsäpfel« (wie in Rußland
von der Orthodoxie) verrufen, auf erheblichen
Widerstand bei den Bauern stößt:
»Tartüffeln, Kartoffeln ... findet man wohl in unseren
deutschen Gärten, den Bauern würde sie sehr wohl
vorteilhaft sein, aber sie wollen sich nicht damit
beschäftigen, achten sie auch nicht.«
Die Bauern meinten jedoch, diese »Teufelsäpfel« würden
dem Boden die Kraft entziehen.
1796 stellt Hupel fest, daß es manchem Guts-Hofe
»neurlichst geglückt (sei),den Kartoffelanbau bei seinen
Bauern einzuführen«.In Lettland war es ein Pfarrer,
Friedrich D. Wahr, der 1790 in lettischer Sprache ein
Buch veröffentlichte, in dem er die Kartoffel als Mittel
gegen die Hungersnot beschrieb und lobte. Ein baltischer
Fachmann der Landwirtschaft, Wilhelm Christian Friebe,
sagt dazu 1789:
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»Erst waren sie (die Kartoffeln) eine Seltenheit,
jetzt sind sie ein Bedürfnis.«.
Die »Livländische gemeinnützige oekonomische Societät«
führte 1805 einen Wettbewerb zur Förderung des
Kartoffelanbaus durch, der jedoch nicht zu Ende gebracht
wurde, weil sich zu viele Anwärter auf den ausgelobten
Preis meldeten. Erst in den 1830er Jahren gelangt die
Kartoffel aus den Küchengärten der Gutshöfe auf die
Felder der Bauern.
Nach Mißernten von Getreide vermehrte sich auch hier der
Kartoffelanbau – Teufelszeug hin oder her, der Hunger
treibt’s ’rein. Aber immerhin: Die unerwünschte Knolle
wird in Lettland noch Anfang des 19. Jahrhunderts,
gekocht oder gebacken, als Geschenk bei Besuchen
mitgebracht. Ansonsten galt der althergebrachte Brauch,
bei Getreidemangel, dem Roggenbrot aus Sauerteig mit
Salz Spreu beizumischen und das Getreide so zu
»verlängern«.
Nachdem sich auch im Baltikum herumgesprochen hatte, daß
man aus den Kartupfeln
Branntwein
brennen konnte, wurde die Knolle zu einer bedeutenden
Einkommensquelle der Grundbesitzer – wie in Preußen
mehrere Jahrzehnte
später.
Nach Island kamen die »jarðepli«, die im Untergrund
wachsenden Äpfel, durch den schwedischen Baron F. W.
Hastfer, der die Kartoffel 1758 erstmals auf dem Gut
Bessastaðir (dem heutigen Sitz des Staatspräsidenten)
in Álftanes (in der Nähe von Reykjavik) pflanzte. In
einem Dokument heißt es, daß die schwedische Regierung
»würklich daran gedacht hat, einen Schweden von Geburt,
den Baron Hastfer« nach Island zu schicken, um dort neue
landwirtschaftliche Methoden einzuführen. Den größten
Anteil an der Verbreitung der Kartoffel in Island hat
jedoch der Priester von Sauðlauksdal (im Westen Islands)
Björn Halldórsson, der im Herbst 1759 die ersten
Kartoffeln pflanzte, diese 1760 ausbuddelte, an seine
Pfarrkinder verteilte und den Anbau verordnete.
Kartoffelanbau diente ausschließlich dem eigenen Bedarf
der Bauern. Erst zum Anfang des 20. Jahrhunderts
begannen die Bauern ihre Kartoffeln an die Bürger in
den Dörfern und in Reykjavik zu verkaufen.
Die Hauptsorte auf/in Island ist die »Gullauga« mit
gelblicher Schale und mit roten bzw. rötlichen Augen –
eine alte Sorte vom skandinavischen Festland, Eine
andere wichtige Kartoffelsorte auf Island ist die
»Rauðar Izlenzkar« mit rosa Fleisch, von der man
annimmt, daß sie schon von Björn Halldórsson
angepflanzt wurde. De
r Historiker
Einar I. Siggeirsson schreibt in seiner Untersuchung
über den Kartoffelanbau in Island (1978), daß
rotfleischige
Sorten noch nach der
Jahrhundertwende in Schweden, Norwegen, Finnland und
Island weit verbreitet waren.
Auf den (dänischen) Faröern lebten die Fähringer bis in
unser Jahrhundert von Hering und Kartoffeln, manchmal
angereichert durch Papageientaucher als besonderer
Leckerbissen. Besondere Verdienste um die Einführung
der Kartoffel auf den Faröer erwarb sich Nólsoyar Páll,
mit richtigem Namen Poul Poulsen (1766–1808), ein
gelernter Schiffbauer, von der Insel Nolsoy. Er gilt
heute als Nationalheld auf den Inseln. Er initiierte
außerdem den kommerziellen Fischfang (ab 1800) und
brachte erstmals Pockenimpfstoff (1805) auf die
Inseln.
nach oben
Anmerkungen
1 Aber da kommen auch Ronja, Herr Nielsson, der »Kleine
Onkel« und Pippi her. Die småländischen Lügenbarone
behaupten, die Wäscheklammer und das Schnapsglas
erfunden zu haben (das letztere stimmt jedenfalls, denn
irgendwie mußte der Kartoffelschnaps doch weggeputzt
werden). Noch heute ist Småland das schwedische
»Glasland« mit unzähligen Glasbläsereien.
zurück
2 In der Gegend von Västerbotten erleiden viele Menschen
im Alter von nur etwa dreißig Jahren einen tödlichen
Herzinfarkt, obgleich ihre Blutfettwerte niedrig sind
und der Kartoffelverbrauch hoch. Merkwürdig.
zurück
3 Im »Nordischen Krieg« 1700–1721 (Rußland und Polen und
Dänemark gegen Schweden) um die Vorherrschaft in der
Ostsee mußte die schwedische Armee nach der Niederlage
bei Poltawa zu ihren türkischen Verbündeten flüchten.
Neben der Kohlroulade brachten die Schweden den
»Königsberger Klops« mit, der seinen vorzüglichen
Geschmack den Blütenknospen des Echten Kapernstrauches
verdankt; ein Essen, daß durch Kartoffeln veredelt wird.
Bartholomaeus Platina aus Cremon in »De honesta
voluptate et valetudine«, 15. Jahrhundert, über den
Weißkohl: »Es herrscht Übereinstimmung darüber, daß Kohl
von warmer und trockener Natur ist und aus diesem Grunde
die schwarze Galle fördert, schlimme Träume erzeugt,
nicht sehr nahrhaft ist, wegen seines Gases den Magen
ein bißchen und Kopf und Augen sehr stark in
Mitleidenschaft zieht und die Sehschärfe
beeinträchtigt.«
zurück
4 Ein bretonisches Sprichwort lautet: »Kement a zo fall,
a gar ar sall« – was nicht gut ist, braucht Salz.
zurück
5 Alle aus Weinreben, Runkelrüben, Korn oder Kartoffeln
destillierten Branntweine enthalten Fuselöl, ein Gemisch
von höheren Alkoholen, d.h. von dem gewöhnlichen analog
Alkohol entgegengesetzten Flüssigkeiten (u.a. primärer
Propylalkohol, Isobutylalkohol, Amylalkohol). Junger,
ungereinigter Kartoffelschnaps enthält das meiste und am
ungünstigsten für die Gesundheit zusammengesetzte
Fuselöl. Wenn Kartoffelschnaps länger liegt,
verflüchtigen sich diese Fuselöle, aber dazu hatte man
keine Zeit und keine Geduld. Der in Westfalen übliche
Begriff Fusel für »Kornbranntwein« hat jedoch keine
Berechtigung, denn seit 1909 wird »Korn« nach einem
deutschen Reinheitsgebot hergestellt.
Weizenbier enthält deutlich mehr sogenannte
Fuselalkohole wie Methanol als »Export« oder nach
Pilsner Art gebraut Bier. Daher dürfen sich
Weizenbiertrinker nicht über Kopfschmerzen oder
Schwindel und Übelkeit am nächsten Morgen
beklagen.
In früheren Jahrhunderten war das gemeinsame Trinken von
Alkohol ein »Garant und Symbol der Gemeinschaft,
Freundschaft, Brüderschaft derer, die es verbindet.«
(Armand Dubarry); jedes Trinkgelage endete (durch das
nur in Nordeuropa verbreitete Zuprosten) noch im 16.
Jahrhundert im Vollrausch. Die alten Griechen
veranstalteten »Symposien« – ein Trinkgelage der
Männer nach festen Regeln, religiös eingeleitet und dem
Dionysos geweiht, mit einem musikalisch-literarischen
Unterhaltungsteil; das Glas wurde gemeinsam geleert auf
Zuruf eines jeweils gewählten »Symposearchen«. Das
christliche Abendmahl soll eine »kultisch überhöhte
Trinksituation« gewesen sein. In der Region um Osnabrück
ist es noch heute in manchen Kreisen verbreitet,
»Gabiko« zu trinken, was nichts anderes bedeutet als
»ganz billiger Korn«, in Berlin »Jabiko« genannt.
zurück
6 Der heute so teuer zu bezahlende »Gravad Lachs«, der
ebenfalls zur Kost der schwedischen Unterschicht
gehörte, entstand ursprünglich aus Salzmangel: Der im
Frühjahr gefangene Lachs wurde zur längeren
Aufbewahrung in Gruben gelegt und – Salz war teuer – nur
mit soviel Salz bestreut, daß er nicht verfaule, sondern
nur sauer wurde und in Gärung geriete; dieser
vergrabene Lachs soll einen entsprechenden Eigengeruch
entwickelt haben. Die Bezeichnung »Potpourri«, wörtlich
übersetzt »Topf Verfaultes«, wäre die angemessene
Bezeichnung für dieses Essen.
zurück
7 Die Auswanderung nach Amerika führte von Göteborg mit
der englischen Reederei Wilson nach Hull in England, von
da mit dem Zug nach Liverpool und dann weiter. Die
Schiffe der Wilson-Reederei waren berüchtigt dafür, daß
sie stets zu viele Passagiere für die zweitägige
Überfahrt von Schweden nach England an Bord hatten; die
grünliche Farbe dieser Linie war ein Zeichen der
Ehrerbietung vor Neptun und zugleich Symbol für die
»Komfortabilität« der Überfahrt.
Die Schweden nahmen in die neue Heimat (sie siedelten
zumeist in der Gegend um Chicago, in Minnesota) die
Kartoffeln mit. »Ame – rika«, das gotische Himmelreich.
Auswanderung bzw. Migration hing mit dem
Bevölkerungswachstum (von 1800 bis 1850 verdoppelte sich
die schwedische Bevölkerung) bei gleichzeitig
fehlenden Beschäftigungsmöglichkeiten zusammen.
Um in den USA von staatlicher Seite Land zugewiesen zu
bekommen, mußte ein Siedler »mindestens fünfzig Apfel-
und Birnbäume pflanzen«. Durch diese Vorschrift wurde
die Grundstücksspekulation erschwert. Da ein
durchschnittlicher Apfelbaum zehn Jahre benötigt, um
Früchte zu tragen war die Anpflanzung ein Zeichen des
ernsthaften Willens, seßhaft zu werden.
Henry David Thoreau meinte, es sei »bemerkenswert, wie
eng die Geschichte des Apfels mit der des Menschen
verwoben ist.« Ralph Waldo Emerson schrieb, daß »der
Mensch einsamer wäre, weniger gesellig und weniger
Beistand hätte, wenn uns das Land nur die Nutzfrüchte
Mais und Kartoffeln schenkte (und) diese schmückende und
gesellige Frucht vorenthielte«, wobei er hierbei den
Apfel meinte, aus dem Apfelmost hergestellt werden
konnte, der das ursprüngliche alkoholische Getränk der
Nordamerikaner war.
Eine der berühmtesten Figuren in der Geschichte
Nordamerika ist John Chapman, der unter seinem
Spitznamen John Appleseed bei den Bewohnern von Ohio
bekannt war. Chapman eroberte am Ende des 18.
Jahrhunderts den Westen der USA dadurch, daß er vor den
ersten Siedlern in das »freie« Land zog und Apfelkerne
säte. Chapman wartete dann nur noch auf die ersten
Siedler und konnte denen dann seinen sehr herb
schmeckenden Most verkaufen. Der ganze Westen wurde mit
Johnny Appleseeds Apfelbäumen erobert, so daß Emerson
glaubte, der Apfel sei eine »amerikanische
Frucht«.
»Baumäpfel« und Erdäpfel haben Einiges gemeinsam, aber
es trennt sie auch Vieles: Den Apfel mit Begriffen wie
»Gesundheit« zu verbinden ist eine Erfindung der 1920er
Jahre, Teil einer – so schreibt Michael Pollan –
PR-Kampagne der Apfelverwerter, der die Forderungen der
amerikanischen »Women’s Christian Temperance Union«
unter Carry Nation zurückweisen sollte. Nation wollte
nicht nur die Saloontüren verbarrikadieren, sondern auch
die Apfelbäume abhacken lassen, weil diese für die
Alkoholisierung der Männer den Grundstoff lieferten.
Zwar kann man aus Kartoffeln auch Alkohol herstellen,
aber bisher hat niemand gefordert, den Kartoffelbau
einzustellen und: Die Kartoffel ist wirklich
gesundheitsfördernd.
Gemeinsam haben diese beiden Äpfel, daß sie sich je nach
Standort unterschiedlich entwickeln. Kein Apfel schlägt
seinen Eltern nach. Aus Kernen für den Baumapfel wird
ein Wildling, ein Holzapfelbaum, der seinen Eltern nur
gering ähnelt. Wer eßbare Äpfel will, muß veredelte
Bäume pflanzen, denn die Früchte wilder Äpfelbäume sind
äußerst sauer (Thoreau: »so sauer, daß ein Eichhörnchen
Zahnschmerzen bekommt und ein Eichelhäher
loskreischt.«). Wildwachsende Äpfel kann man nur in Form
von Most, von
Cider, zu sich nehmen. Jeder
Apfelkern enthält die genetische Anleitung für einen
völlig neuen Apfelbaum. Pollan: »Gerade der Apfel fällt
fast immer ausgesprochen weit vom Stamm.«
Dieses hat der Baumapfel mit dem Erdapfel gemeinsam.
Keine normale Kartoffel (außer den heutzutage
verwendeten besonderen Saatkartoffeln) – irgendwo
eingesetzt – bringt Kartoffeln hervor, die der
ursprünglichen Saatkartoffel im Geschmack ähnelt.
Äpfelkerne enthalten in geringen Spuren Zyanid,
Kartoffel enthalten Solanin. Beide Stoffe sind giftig
und haben sich wahrscheinlich im Laufe der
Entwicklungsgeschichte als Verteidigungsmittel gegen
räuberische Tiere entwickelt.
zurück
8 Manuelles Buttern erfordert körperliche Kraft und
Fingerspitzengefühl. Gebuttert wurde in hölzerne
Butterfässer, die seit Jahrhunderten in Gebrauch waren.
Durch einen Deckel wurde eine lange, am unteren Ende mit
einer durchlöcherten Platte versehenen Holzstange
geführt. Das Buttermädchen stand über den
Butterbottichen und bewegte die Stange auf und ab, bis
sie am Geräusch und an der Konsistenz der Masse
erkannte, daß die Butter fertig war. Die Bauernsöhne,
die sich unter den Töchtern des Landes umsahen,
achteten deshalb mehr auf Kraft als auf Schönheit (die
bekanntlich schneller vergeht).
zurück
9 Der Herzog von Kurland, der »Geld zu Amsterdam in
banco stehen, als wohl kein Fürst itzo hätte«, wird 1645
verheiratet mit Luise Charlotte, der Schwester des
Großen Kurfürsten, Daher kommt die preußisch-baltische
Beziehung zu den Kartoffeln her (und nicht nur diese,
wie man bei Arnold Zweig und Ernst von Salomon nachlesen
kann), zumal der Herzog ein unternehmenslustiger
Herrscher gewesen sein soll und eigene Schiffe nach
Übersee fahren ließ.
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10 Übermäßiger Alkoholgenuß war (und ist) nicht auf
Skandinavien und Rußland beschränkt; in einem
Reiseführer des 19. Jahrhunderts über Ostpreußen steht:
»Der Menschenschlag der Nehrung ist arbeitsam und
anspruchslos. Eine gewisse Rückständigkeit, Anzeichen
von Inzucht und reichlichem Alkoholgenuß, ist
unverkennbar.«
1537 schreibt der Engländer Wickram: »Fünf gute Gründe
für das Trinken – die Ankunft eines Gastes, der
gegenwärtige Durst, der künftige Durst, die Köstlichkeit
des Weins und jeder andere Grund.« – Für alle, die eine
Rechtfertigung suchen.
Hans-Joachim Zinkeisen erinnert sich, ihm sei während
seiner Berliner Studienzeit von ostpreußischen
älteren Herren (jene mit -eit und -utsch am Ende ihres
Namens) seines Ruderclubs erzählt worden, daß die
dortigen Kätner, Instleute und Häusler ihren Tagelohn
noch bis weit ins 20. Jahrhundert im Form von Deputaten
erhalten hätten; es sei jedoch nicht nur mit Rüben und
Kartoffeln, sondern auch und insbesondere mit
Kartoffelschnaps verlohnt worden. Nun hatte es mit
diesem Schnaps eine besondere Bewandtnis: Hatte die
Gutsherrschaft wieder einmal ein Cognac-Fäßchen – es
mag auch ein alter Burgunder gewesen sein – geleert, so
wurde hierin der Kartoffelschnaps abgefüllt, was dem
Deputat seinen eigenen Geschmack gab und die Domestiken
besonders erfreut hätte.
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11 Landwirte in Baden-Württemberg haben 1998 unter
Leitung von Mark Mitschke vom landwirtschaftlichen
Beratungsdienst in Heilbronn, eine blaue, peruanische
Urkartoffel mit der Sortenbezeichnung »Vitelotte«
erstmals kultiviert; sie ist weder ein Produkt der
Gentechnik noch der benachbarten Farbstoffindustrie,
sondern eine alte, natürliche Sorte, die ihre
gewöhnungsbedürftige Fleischfarbe einem hohen Anteil an
dem natürlichen Farbstoff Anthocyan verdankt. Die
»Vitelotte« ist schlank, etwa zehn Zentimeter lang in
der Form eines zu dick geratenen Daumens und hat eine
dunkelblaue Schale wie man sie von Roten Beeten kennt.
Die intensive und leicht erdig schmeckende Knolle wird
mit einem Preis von vier Euro je Kilogramm etwas teurer
verkauft als die übliche gelbfleischige.
Die US-Amerikaner pflanzen und züchten für ihren
Delikatessenmarkt eine ähnliche Knolle, die
Phureja-Kartoffel, an.
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