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Kartoffel-Geschichte Furche 3.4. Genkartoffeln: Die Genkartoffel: Die Zukunft für die Kartoffelknolle

präsentiert von Michael Palomino 2019

damit gutes Wissen nicht verloren geht

aus: Klaus Henseler: Kartoffel-Geschichte: Eine Zukunft der Knolle?
https://web.archive.org/web/20120118185915/http://www.kartoffel-geschichte.de/Dritte_Furche/Zukunft_der_Knolle/zukunft_der_knolle.html

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Eine Zukunft der Knolle?

Hier soll nicht über die Versuchedes früheren Kieler Oberbürgermeisters Karl-Heinz Luckardt berichtet werden, der sich seit Jahren bemüht, »Tomatof­feln« zu züchten, eine Pflanze, die oben Kartoffeln und unten Tomaten trägt (oder ist’s um­gekehrt?), sondern über Veränderungen in den Genen der Kartoffel. 

Die Kartoffel war für den europäischen Menschen ein ungewohntes Nahrungs­mittel mit bisher ungewohnten Bestandteilen. Für die aus China eingeführte Apfelsine oder für die neuseeländische Kiwi gilt Gleiches. Es ist daher nicht auszuschließen, daß die Kartoffel anfänglich doch einigen euro­päischen Mägen unverträglich war und Hautreizungen oder andere Allergien auslöste, die von den Menschen damals mit Lepra oder Skrofeln verwechselt wurden oder bestehende Krankheiten zum Ausbruch brachten; es ist auch nicht aus­zuschließen, daß europäische Menschen nach Kartoffelverzehr starben, weil sie »ungesund« war und nur (Mendelsche Gesetze!) die »dominan­ten« Typen überlebten. Das Apfelsinen- oder Kartoffel-Argument wird zuweilen von den Befürwortern der Freiland-Versuche benutzt, um durch Gentechnik veränderte Pflanzen als ungefährlich und unschädlich darzustellen: Nur, es ist kein Argument für gen-technisch veränderte Nahrungspflanzen. Gen-Technik ist differenzierter zu betrachten. Gen-Technik kann bejahen, der zugleich akzeptiert, daß die gen-technisch veränderte Pflanze in die Umwelt gelangt, dort nicht regional beschränkt bleibt, zeitlich grundsätzlich nicht limitiert ist und die Folgen auf andere Lebewesen ursprünglich unbekannte Folgen haben kann. Es ist wie mit der Atomtechnik: Im Schadensfall ist es regional nicht begrenzbar (wie Tschernobyl gezeigt hat), ist zeitlich unbegrenzt (was mit der Halbwertzeit zusammenhängt) und hat ungeahnte Konsequenzen (wie Strahlungsopfer).

Der evangelische Theologe Günter Altner geht davon aus, daß jedes Lebewesen – und hier schließt er die Pflanzen und namentlich die Kartoffel ausdrück­lich mit ein – eine eigene »Kreaturwürde« habe: »Alle Geschöpfe sind in ihrem Kreatursein gleich.« Altner vertritt die Auffassung eines »allen Organismen eignenden Lebenswillen (Intentiona­lität)«. In der gentechnischen Veränderung, nicht in der Verwertung erkennt Altner eine Verletzung der Intentionen und Würde der Kartoffel.Ein Schweizer aus Küßnacht schrieb aus Anlaß der (gescheiterten) Volksabstimmung über ein Verbot der Gentechnik:
    »Es ist doch ein totaler Widerspruch, an ­einen Schöpfer der Erde zu glauben und trotzdem fürs Genmanipulieren zu sein. Denn wer dafür ist, zeigt damit an, daß der Schöpfer miserable Arbeit geleistet hat.«

Aber Gentechnik an Pflanzen kann auch eine Verletzung der Würde des Menschen sein. Für die Ur-Einwohner Amerikas war es undenkbar, Mais oder Kartoffeln zu manipu­lieren. Mais und Kartoffeln waren Lebewesen, deren Rein­heit zu bewahren war. Hybri­disation, der Kern der modernen Züchtung, hätte der Göttlichkeit der Pflanze wider­sprochen.

Die Kartoffel an sich ist von hohem Nährwert, kann aber zu einem Produkt verarbeitet werden, daß diesen Nährwert auf ein Minimum herabsetzt und dennoch vor Fett trieft: Pommes frites. Die Firmen Monsanto und Frito-Lay werden mit einer neuen maßgeschneiderten Kartoffel Erleichterung von Gewissens­­not und Gewichtszunahme verschaffen: Die von ihnen zu chips verarbeiteten Knollen enthalten ein Gen aus Kolibakterien, das für die Stärke­produktion zuständig ist. Die Knolle produziert mit diesem Gen dreißig bis sechzig Prozent mehr Stärke, ist fester und enthält weniger Wasser. Beim Braten und Fritieren nimmt sie ent­sprechend weniger Fett auf – »Functional Food« werden diese Schöpfungen genannt. Karl Marx’ elfte Feuerbachthese aus dem Frühjahr 1845 ab­gewandelt: Die Menschen haben (bisher) die Kartoffel nur ver­schieden interpretirt; es kommt drauf an sie zu verändern. Der gesamte intellektuelle und finanzielle Forschungsaufwand in Europa und Nordamerika richtet sich auf die Veränderung der allgemeinen Nahrungsmittel wie Weizen, Mais, Reis und Kartoffeln, für die es weltweit lukrative Märkte gibt; zahlreiche traditionelle Gemüse- und Weinsorten, viele angestammte Sorten von Kartof­feln, Hafer, Weizen, Gerste, Wassermelonen und Tomaten in Chile sind inzwischen ausgestorben. Die weniger profitablen Hülsen­früchte, die – wie die Strauch- und Erbsenbohne in Indien – vielfach große regionale Bedeutung haben, werden da­gegen (noch) vernachlässigt.

Auf einer Ende 1999 vom »Boehringer Ingelheim Fond« ausgerichteten Konferenz am Titisee im Schwarzwald mußten Zellbiologen und Ent­wicklungsbiologen zu­geben, daß sie den Mechanismus des Wachstums von Lebewesen noch nicht verstehen, auch wenn es ihnen gerade gelungen ist, die Informationskaskaden bei der Hefe Saccharomyces cerevisiae zu durchschauen; die Auswirkungen gentechnisch vergrößerter Kartoffeln könnten also nicht nur für jene unangenehm sein.

Eine Ausnahme von den regional bedeutsamen Pflanzen gibt es inzwischen: Die Süßkartoffel, die ein Grundnahrungsmittel in vielen tropischen Ländern ist. Die Batate ist arm an verschiedenen essen­tiellen Aminosäuren. Forscher um C. F. Prakash an der Tuskegee University in Alabama haben dem jetzt abgeholfen: Sie fügten den Erbanlagen für ein Speicherprotein einen Abschnitt hinzu. In ersten Anbauversuchen stellte sich heraus, daß die erwartete geringere Ertrags-Ausbeute sich nicht bestätigte; die Ausbeute sei sogar geringfügig höher ge­wesen. Dieses unerwartete Ergebnis kann bedeuten, daß eine Manipulation an einer Stelle/einem Gen an/in Pflanzen Auswirkungen an unerwartet anderen Stellen haben kann, die kurzzeitig nicht überblickt werden (und auch nicht erforscht werden). Abermals: Gen-Veränderungen sind differenziert zu be­trachten, auch wenn die hier beschriebene Veränderung an der Süßkartoffel den Labor-Hamstern wohl bekam.

Entgegen den Beteuerungen der Gen-Ingenieure sind etliche Probleme noch un­gelöst. Nichtsdestotrotz finden in den USA über dreitausend Feld­versuche mit gen-veränderten Pflanzen statt, mit Mais, Tabak, Tomaten, Sojabohnen, ­Toma­ten, Baum­wolle und natürlich (in Idaho) mit Kartoffeln; da liegt Deutsch­land mit sechs­undzwanzig Freiland-Versuchen (1995) auf Platz 6, Frankreich mit 164 gen-manipulierten Aussaaten an der Spitze in Europa. Insgesamt sind Ende 1997 mit Mais rund 1100, mit Raps rund 600, mit Kartoffeln (an dritter Stelle) rund 400, mit der Tomate rund 330 und mit Soja rund 300 Freiland­versuche durch­geführt worden.

Eine weitere Veränderung der Kartoffel ist durch eine Einkreuzung von verschiedenen Wildsorten gezüchtet worden; eine Kartoffelsorte mit klebrigen Blättern soll den Schädlingen das Leben auf der Knolle schwer machen. Diese haarige Kartoffel hat sich sogar als resistent gegen den Kartoffelkäfer gezeigt, denn die klebrige Blätterflüssigkeit führt zu erheblicher Magenverstimmung und Ver­stopfung. Gegen Kartoffelkäfer helfen aber auch manche Raubwanzen; Laborversuche haben gezeigt, daß die von Kartoffelkäfer befallenen Pflanze einen »Hilferuf« ausschickt – in Form von Duftstoffen, die sie verströmt und die die Raubwanze, ein natürlicher Feind der Käfer, anlockt.

Wir Verbraucher müssen auch damit rechnen, daß gen-technisch veränderte Kartoffeln in »Modefarben« auf unsere Teller gelangen: orangefarbiges Kartoffelmus und violette frites. In den USA sind auf der Grundlage von wilden südamerikanischen Pflanzen von Charles Brown vom US-Landwirtschaftsministerium farbige Kartoffeln gezüchtet worden. Brown behauptet, daß die Farbpigmente im Körper wie Antioxidantien wirken und deshalb besonders gesund seien; die bunten Kartoffeln enthalten auch vier Mal soviel Lutein und Zeaxanthin als die üblichen Kartoffeln. Doch noch müssen wir warten, denn diese Züchtungen sind noch extrem krankheitsanfällig und bringen nur geringe Ernteerträge – aber die US-Farmer »sehen in den bunten Sorten Möglichkeiten, eine neue Marktlücke zu erobern« (die bisher nicht vermißt wurde).

Im Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie sind 1998 Kartoffeln gentechnisch so verändert worden, daß sie bei Kälte nicht mehr so leicht süß werden; bei der Analyse des Stärkestoffwechsels wurde ein Protein entdeckt, daß den Phosphat­gehalt der Knolle steuert. Fehlt der Eiweißstoff, enthält die Kartoffel nur wenig Phosphat – ist der Phosphatgehalt gering, so ist die Viskosität und Quellfähigkeit der Knolle geringer und bei ­einer Lagerung bei 4 Grad Celsius erweist sich die Stärke stabiler als bei normalen Kartoffeln.

In Indien haben Wissenschaftler um Asis Datta von der Jawaharlal Nehru Universität in Neu Delhi eine Kartoffel gentechnisch mit dem GenAm1 aus der Amaranthpflanze aufgerüstet. Die Amaranthpflanze ist eine getreideähnliche Pflanze, die zu den Fuchsschwanzgewächsen gehört und früher vor allem in Südamerika als Nahrungspflanze angebaut wurde. Die neue Kartoffel, die sich bereits in der Testphase befindet und dessen Zulassung durch die indische Regierung erwartet wird, enthält mehr Proteine und einen hohen Anteil der essentiellen Aminosäuren Methionin und Lysin (wichtig für die Entwicklung des Gehirns).

Eine Kieler Firma führte bei einer Ausstellung in Berlin vor, daß bestimmte Gene (entzündungshemmend wirkende Proteine) aus der menschlichen Haut in die Kartoffel eingesetzt werden kann, die dann wiederum solche Proteine produziert: Der Syntheseapparat für Menschen und Kartoffeln ist gleich.

Französische Forscher haben festgestellt, daß die trickreich ein­gepflanzten Gene nicht immer an Ort und Stelle bleiben, sondern mitunter auch in Wildpflanzen auftauchen; hierbei wechselt der Blütenstaub manchmal und unter bestimmten (nicht kontrollier­baren) Umständen auf andere Arten, gar Gattungen, über. Das ist bei der Kartoffel bisher noch nicht beobachtet worden: Unsere heimischen Nacht­schattengewächse lassen sich keine Kartoffel­pollen auf­drängen, sagen britische Botaniker, aber – wie gesagt – es ist noch nicht beobachtet worden. Stichwort BSE: Irgendwie im Rind gelandet – soweit zur Qualität britischer Forschung.

Die Kartoffel steht nach Raps (in Europa auf Platz 1; in den USA auf Platz 8), Mais und Sojabohnen an dritter Stelle der gen-technisch veränderten Pflanzen. In den USA gehen etwa zwei Drittel der Versuche auf das Konto von Pflanzen­züchtungen, die gegen Insekten, Viren, Pilze oder Unkraut (!) resistent sind; so wurde erst das Wildkrautvernichtungsmittel »Basta« (bei Hoechst heißt es »Liberty«) mit dem Wirkstoff Glyphosinat (die Bezeichnung bei Monsanto) erfunden (der sich bereits auf nahe verwandte Pflanzen übertragen hat), damit jetzt von der belgischen Firma »Plant Genetic Systems« eine Gen-Änderung vorgenom­men werden muß: Ein Gen-Forscher sagt dazu: »Die Konzerne basteln sich jetzt die Pflanzen, die zu ihren Giften passen.«

Dabei könnte man durch die richtige Auswahl von Wildgräsern in den Kar­toffel­furchen dafür sorgen, daß Schädlinge abgeschreckt werden: Afrikanische Bauern, die sich die Segnungen der Chemiekonzerne nicht leisten können, pflanzen zum Beispiel (auf Empfehlung des »Internationalen Zentrums für Ökologie und Physiologie der Insek­ten« in Nairobi) im Maisfeld afrikanische Gräser der Art Melinis minutiflora, die durch die Bildung flüchtiger Stoffe gefräßige Raupen abschrecken und gleichzeitig Stengel­bohrer anlocken, die sich in den Larven der Schmetterlingsraupen entwickeln und diese damit un­schädlich machen. Bei dem Nachtschattengewächs Tomate sind erfolgreich Versuche mit Jasminsäure durchgeführt worden, die das Immunsystem der Pflanzen aktiviert.

In den Anden hat sich herausgestellt, daß eine Lupinenart namens Tarwi sich hervorragend eignet als Dünger auf Kartoffelfelder. Die Erträge der indianischen Bauern stiegen rasch. Da benötigt man natürlich keinen chemischen Dünger mehr.

Die sog. Life Science Konzerne wie Monsanto verlieren aber langsam das (geschäftliche) Interesse am Agrobusiness, denn an immer mehr Orten wehren sich die Verbraucher (und deshalb auch der Handel) gegen genetisch veränderte Nahrung. So verzichtet Monsanto Ende 1999 auf seine sogenannte Terminator-Technologie, bei der die Pflanzen steril sind, nur einmal Frucht tragen und sich nicht mehr (selbst) vermehren können; aber Monsanto hat einen Trick gefunden, eine Art genetischen Schalter in Mais einzubauen, mit dessen Hilfe sich die »High-Tech«-Funktionen nach einer Saison automatisch ausknipsen.

Im »Centro Internacional de la Papa« in Lima beschäftigen sich rund ein­hundertfünfzig Forscher mit der Kartoffel. Hauptaufgabe des Kartoffel-Instituts ist die Sammlung von Wildsorten und die Suche nach Kartoffel­pflanzen, die gegen die vielen Krankheiten (insbesondere die Krautfäule) resistent sind. Das Institut hat 1500 Wildknollenmuster, 3500 alte Sorten und 6500 Süß­kartoffel­arten katalogisiert – darunter Knollen, die größer sind als Kohlrüben, pech­schwarze Winzlinge oder die gelben Krummen, für’s Auge näher an der Banane als bei der Kartoffel; die meisten Neuentdeckungen werden um den Titicacasee herum gemacht.

Charles Darwin war noch der Auffassung, »Der Mensch ruft grundsätzlich keine Variabilität hervor.« Da hat sich Darwin geirrt: Jetzt übertragen Züchter aus beliebigen Bereichen der Natur spezielle Eigenschaften auf das Genom von Pflanzen Jetzt kommt das Leuchten der Glühwürmchen, die Frostresistenz der Flunder, die Krankheitsabwehr von Viren und beispielsweise das Bakterium Bacillus thuringiensis in die Pflanzen und damit über die Nahrungsmittelkette in den Menschen.

»G.O. Wissen online« (http://www.g-o.de) berichtet unter Bezugnahme auf BBC, daß Wissen­schaftler an der Universität Edinburgh unter Leitung des Biologen Tony Trewavas gentechnische Methoden (1999) eingesetzt haben, um festzustellen, wann eine Pflanze ausreichend Wasser hat. Diese Wissenschaftler haben Kartoffeln mit fluoreszierenden Quallen gekreuzt; die so entwickelten Gen-Kartoffeln (oder was immer dieses Produkt sein mag) leuchten immer dann gelb auf, wenn das Wasser auf dem Feld knapp wird. Das von den Quallen stammende Leucht-Gen wird in den Kartoffelpflanzen durch eine spezielle Säure aktiviert, die bei Wassermangel entsteht. Es sei nicht daran gedacht, daß diese neuen Kartoffelpflanzen feldweise ausgepflanzt werden – acht »Kontroll­pflanzen« pro Hektar würden ausreichen, den Wasserbedarf des Feldes fest­zustellen. Damit nicht genug: Die Edinburgher versuchen jetzt, gen­technisch veränderte Kartoffel zu entwickeln, die unterschiedlich farbig leuchten können – je nachdem, ob die Pflanze Wasser, Nitrat- oder Phosphat­dünger benötigt. Vielleicht gelingt es ja auch noch, den Kartoffeln das Lesen und Schreiben beizubringen.

Die selben schottischen Wissenschaftler haben an der Knolle festgestellt, wie sich Pflanzen­viren durch ein Gewächs bewegen. Mit einem gen-technischen Trick koppelten diese bio-technischen Fanatiker an das Hülleneiweiß des Kartoffelvirus PVX das fluoreszierende Protein der schon erwähnten Meeresqualle. Das Virus verteilte sich innerhalb von zwei Wochen über alle Organe der Kartoffel. Im Mesophyll zwischen der oberen und unteren Blatthaut vermehrte sich das Virus am stärksten.

Manche Versuche sind nicht nur buchstäblich abartig.

Die Fachhochschule Aachen, das Agrikulturchemische Institut in Bonn und das Stahlbauunternehmen Küppers in Heinsberg haben ein Verfahren ent­wickelt, daß den Düngebedarf pflanzengerecht ermittelt und exakt dosiert in den Boden einbringt. Zum Düngen wird eine Ammonium-Harnstoff-Lösung verwendet; gepflanzt und gedüngt wird in mehreren Reihen gleichzeitig Der Dünger wird mittels einer Düngeschar (vor dem Traktor) unterirdisch unmittelbar vor dem Pflanzvorgang (mittels Pflugschar hinter dem Traktor) eingebracht. Die Ammonium-Harnstoff-Lösung kristallisiert im Boden und bildet ein Depot, in das Bodenbakterien nicht eingreifen können, während die Pflanze dieses Depot aufspürt und es mit Wurzeln umschließt. Das Verfahren wird von der Fachwelt als sehr gut bezeichnet. Und ist doch wohl ethischer, als Quallen auf dem Kartoffelacker auszusetzen. Gen-Technik erlaubt es umgekehrt, menschliche Gene in Pflanzen einzubauen; so haben Forscher des amerikanischen Unternehmens »Martek Bioscience« das menschliche Gen für ein Glukose-Transport-Protein auf die Alge Phaeodactylum tricornutum übertragen, damit diese ohne die üblicherweise unabdingbare Lichteinwirkung wachsen kann.

Es ist ja alles sehr beachtlich, was in Bezug auf die richtige Düngung vorgenommen wird, denn unsere Kulturpflanzen verwerten (weltweit und im Durchschnitt) nur ein Drittel der als Dünger verabreichten Stickstoff­verbindungen; der Rest bleibt im Boden, sickert ins Grundwasser oder ver­flüchtigt sich als Gas. Der einfachste und preiswerteste Weg, Dünger besser zu nutzen, besteht nach Auffassung von William Raun und Gordon Johnson von der Oklahoma State University in Stillwater darin, die Gewächse in Fruchtfolge statt in Monokultur anzubauen. Das wäre die Wiedereinführung einer wissenschaftlich modifizierten Drei-Felder-Wirtschaft, ohne darauf hinzuweisen, daß bereits Liebig ähnliche Thesen vertrat. Der Grundgedanke lautet, daß die Fruchtbarkeit des Bodens auf mineralischen Bestandteile beruht, die bei jeder Ernte dem Boden entzogen werden.. Sofern diese Minerale nicht in irgendeiner Form dem Boden zurückgegeben werden, wird die Fruchtbarkeit des Bodens unvermeidlich sinken. Eine Drei-Felder-Wirtschaft würde diesen Prozeß hinauszögern.

Ein rundes Viertel der Gen-Veränderungen soll die Ertragskraft oder die Qualität (farbige Baumwolle, schnittfeste Tomaten) steigern. Der frühere Bundesminister Rexrodt (FDP) meint 1997, daß die gen-technisch manipulierte Kartoffel­produktion »umwelt- und ressourcenschonender (sei) als die herkömmliche«. Rexrodt meinte sogar, daß diese Gentechnik einen Beitrag zur besseren Nutzung der sich ver­kleinernden Ackerfläche leisten könne. DIE ZEIT hierzu: »Schön, wenn die Menschheit sich bald aus dem Blumentopf ernähren kann.«Das Problem all dieser neuen Pflanzen ist, daß es neben den Kulturpflanzen vielfach wild­lebende Verwandte gibt, die von freifliegenden Pollen beeinflußt werden. Auch Pflanzenschutzmittel finden sich auf angrenzenden Feldern wieder, da sich bis zu vierzig Prozent der Herbizide in die Luft verflüchtigen. Laut Greenpeace geht jede dritte Vergiftung eines Landarbeiters auf Glyphosat zurück. Des­halb ist die Sorge vor Freiland-Versuchen nicht unberechtigt; ob man – wie der amerika­nische Gen-Technik-Gegner Jeremy Rifkin und die Gruppe »Earth first« – Sabotageakte ausüben muß, ist zumindest diskutabel. Wenn Gen-Technik unproblematisch wäre, so hätte doch die US-Firma Advanced Genetic Sciences nicht illegal auf dem Dach ihres Verwaltungsgebäudes gen-manipulierte Erd­beer­­pflanzen aussetzen müssen! In Österreich setzte in der »Vegetations­periode« 1996 die Firma »Zucker­forschung Tulln GmbH« illegal gentechnisch veränderte Kartoffeln – es ist also nicht nur ein nord­amerikanisches Thema.

Die Einfügung von Genen aus ande­ren Pflanzen ist nicht ohne Risiken: So enthält die Paranuß ein Speicherprotein 25-Albumin, gegen das manche Menschen allergisch sind und das – ohne vorherige Verträglichkeitsprüfung – in Mais und Sojabohne verpflanzt wurde. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, jene Pflanzen und Früchte zu kenn­zeichnen, die Inhaltsstoffe einer anderen Art enthalten; eine der Hauptgefahren ist die Entstehung von Stoffen, die auf »Nicht-Ziel-Organismen« giftig oder allergen wirken. Margaret Visser:
    »Die moderne Technik genießt hohes An­sehen, doch wenn der Eindruck entsteht, daß sie die Verbraucher aus Profitgier täuscht, dann reagieren wir empört und wütend, ganz gleich, wie clever das Täuschungs­manöver sein mag. Die Menschen sind in bezug auf ihre Ernährung schon immer empfindlich gewesen. Industriell bearbeitete Nahrungsmittel zu essen heißt, die Entscheidung darüber, was man ißt, wildfremden Leuten zu überlassen. Unter diesen Bedingungen ist Vertrauen eine heikle Sache.«

Eine weitere Veränderung der Kartoffelgene wird durch die bei der Tabak­pflanze vorgenommenen Übertragung eines bakteriellen Gens erfolgen: For­scher an der schwedischen Universität Lund übertrugen das Gen für die sog. Cholin-Dehydro­genese; dieses Enzym katalysiert die Bildung von Glycin-Betain (einer osmotisch aktiven Substanz), die Zellen unempfindlich gegen sonst schädliche Salzkonzentrationen macht. Durch den Erwerb der bakteriellen Erb­anlage erlangen die transgenen Pflanzen die Fähigkeit, einen Teil ihren Cholin­gehalts für die Herstellung eines Schutzfaktors zu nutzen. Damit können Tabak, Kartoffeln, Tomaten und Mais (alles amerikanischen Urgewächse) auf Böden wachsen, die durch ständige Bewässerung eine höhere Salzkonzentration auf­weisen. Gen-Technik wird auch eingesetzt (1987 fand ein Feldexperiment der University of California statt), um die Kartoffel (und die Erdbeere) gegen Frost unempfindlicher zu machen.

Der Widerstand der heutigen Kartoffelsorten gegen den Pilz Phytophthora infestans, der in Irland so verheerend wirkte, erfolgte durch die Einkreuzung südamerikanischer Wildknollen. Dem Pilzbefall wird mit Fungizi­denvor­gebeugt. Das klappt nicht immer: In Nordamerika breitet sich seit Anfang 1998 ein neuer bösartiger Stamm des Erregers der Kartoffelfäule aus. Gegen die ­Epidemie von »US-8«, dem neuen Stamm des Phytoph­t­hora­­ infestans, ist noch keine Keule entwickelt worden, denn dieser Mehltaupilz ist resistent gegen die bisher eingesetzten Spritz­mittel. Malz­extrakt tötet auch den »US-8 ab.

Biologen der Universität für Landwirtschaft in Wageningen haben in den Phytophthora infestans,der über mehrere Zellkerne verfügt, ein zusätzliches Exemplar eines bestimmten Gens eingefügt; daraufhin wurden in diesem Zellkern die entsprechende chromosomale Erbanlage als auch die ein­geschleuste Gen-Kopie inaktiviert (»Gene-silencing«). Das eingeschleuste Gen führte unerwarteterweise auch zur Stillegung der Erbanlagen in den übrigen Kernen der Zelle. Inwieweit die für Gene-silencing wichtigen Ribonukleinsäure­moleküle beim Erreger der Kartoffelfäule entstehen und sogar den Zellkern verlassen können, um in andere Zellkerne einzudringen, wird jetzt erforscht. Es zeigt sich jedoch an diesem Beispiel, daß für die Anpflanzung gen-technisch veränderter Nahrungsmittel die Biologen wohl noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen haben.

Auch die »Bintje« ist eine durch »Menschenhand« veränderte Knolle: Jahr­zehnte­langes Be­sprühen mit Gülle und Jauche ver­änderte die ursprünglich schmeckende Knolle. Die deutschen Touristen sollten nicht zur Tulpenblüte nach Amsterdam fahren, sondern zur Kartoffelblüte nach Geldern, denn inzwischen gibt es mehr Kartoffeläcker als Tulpenfelder – und der Exportwert der Kartoffeln ist auch höher. Etwa ein Viertel des holländischen Bauernlandes ist für die Aardappelen reserviert.

Die Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Züchtungs­forschung in Köln-Vogel­sang sind jedoch guter Hoffnung, daß es gelingt, durch eine molekular-biolo­gische Charakterisierung entsprechender Resistenz-Gene eine natürliche Wider­stands­kraft gegen die Kraut- und Knollen­fäule zu finden. Den Forschern ist es Ende 1997 gelungen, die Kartoffel durch eine gen­technische Manipulation zu veranlassen, gezielt eigene Zellen zu ­opfern, um dem Phytophthora infestans den Nährboden zu entziehen und damit seine weitere Ausbreitung zu be­enden. In die Knolle wurde ein Bakterien-Gen implantiert, so daß die Kartoffel das Enzym Barnase produzieren kann. Dies erfolgt jedoch erst, wenn sich der Pilz (oder andere Schädlinge) im Gewebe festsetzt. Noch befindet sich diese Genmanipulation im Freiland-Versuchs­stadium, da es ja sein könnte, daß sich Bodenmikroben die ­neuen Gene aneignen und unkontrolliert weiterverbreiten. Einstweilen gelang es diesen Forschern mit finanzieller Unter­stützung der Industrie anstelle der gewöhn­lichen Kartoffel­stärke Amylopektin in die Knolleeinzuarbeiten, was als Rohstoff in Hunderten von Produkten (auch der Nahrungs­mittel­industrie) angewendet wird.

Kanadische Wissenschaftler haben in Kartoffelpflanzen Peptide eingebaut, die ursprünglich von Motten und Honigbienen stammen und diese vor ver­schiedenen Mikroben schützen. Die Agrar­forscher an der Universität in British Columbia unter Leitung von William Kay haben diese genetischen Informa­tionen auf zwei Kartoffelsorten über­tragen. In Laboruntersuchungen wurde festgestellt, daß diese Knollen gegen den Phytophthora in­festans immun waren; auch wenn die Knollen vielen Erregern ausgesetzt wurden, zeigten die Kartoffeln keinerlei Krankheitserscheinungen. ­Peptide werden beim Kochen zerstört; Fütterungsversuche an Ratten sollen gezeigt haben, daß die transgenen Kartoffeln keine negativen Auswirkungen hervorrufen.

In die Kartoffel­sorten »Van Gogh« und »Diamant« haben holländische Kartoffel­forscher mittels einer gen-tech­nischen Manipulation eine spezielle Erbanlage eingebaut, die ver­hindert, daß angeschnittene Kartoffeln sich bräunlich (durch Hemmung der Synthese des Enzyms Polyphenoloxydase) verfärben (nun ist es nicht mehr nötig, die Kartoffeln bei der Verarbeitung in der Lebensmittel­industrie zu schwefeln!). Der Wissenschaftliche Ausschuß der Europäischen Union war Ende 1998 genötigt, die holländische Firma Avebe aufzufordern, ihre Freilandversuche mit Kar­toffeln mit ­einem eingebauten Gen zu unterlassen, da dieses Gen resistent gegen ein auch in der Humanmedizin eingesetztes Antibiotikum ist.

Aber die Klone in den Geschäftsleitungen in manchen transnationaler (glokalisierter) Bio-Unternehmen geben nicht auf, wenn sie das verwirk­lichen können, was sie sich beim Onkel-Doktor-Spielen ausgedacht haben:

In der Schweiz wurden Mitte April 1999 zwei Anträge auf Freisetzungs-Versuche (Kartoffel und Mais) abgelehnt, da die Unbedenklichkeit für Mensch und Umwelt bei der Freisetzung von gen­technisch veränderten Pflanzen nicht gewähr­leistet sei. Hin­sichtlich des Mais‘ würde die Pollen der T25-Maisplanze möglicherweise auf ein Feld mit »normalem« Mais gelangen und dort könnten bei ­einer Befruchtung genetisch veränderte Mais­körner entstehen. Das Schweizer »Bundesamt für Umwelt« lehnte den Freiland-Versuch insbesondere auch deshalb ab, weil das in die Kartoffel eingebrachte genetische Material Resistenzgene gegen Antibiotika enthalte, die in der Humanmedizin verwendet würden. Jede Maßnahme, die zur Resistenz­entwicklung gegen Antibiotika beitragen könnte, würde strikt abgelehnt. Seit Mai 1997 regelt eine »Novel-Food«-Verordnung der Europäischen ­Union die Zulassung von genetisch veränderten Organismen für die Lebensmittelherstellung. Erlaubt sind eine Soja-, drei Raps- und fünf Maissorten; darüber hinaus gibt es aus der Zeit davor noch eine Mais-Variante von Novartis und eine Sojabohnen-Sorte von Monsanto.

In Chile und Brasilien, dem Land mit der größten biologischen Vielfalt (Bio­diversität) der Erde, werden Ende des 20. Jahrhunderts heimische Kartoffeln in Freiland­versuchen erprobt, die man mit Genen der Seidenraupe ausgestattet hat; die Kartoffeln können somit das Enzym Lysozym sowie das bakterielle Gift Attacin bilden. Ein Tier-Pflanze-Versuch! Beide Stoffe schützen die Knolle vor einer Kartoffelkrankheit, die durch Bakterien der Gattung Erwinia ausgelöst wird. In einer kolumbianisch-nord­amerikanischen Kooperation wird versucht, besonders ertragreiche, leider aber krankheitsanfällige, Sorten von Kassawa wider­stands­fähiger zu machen.

In gen-technisch veränderte Kartoffelsorten eingeschleuste zusätzliche Erb­anlagen schützen gegen den Kartoffelkäfer, so daß die gelbe Gefahr gebannt werden könnte, wenn sich die deutschen Politiker (Adam Smith: »listige Geschöpfe«) nicht immer gegen die progressiven Landwirte und die Züchtungs­forscher stellen würden. Die »FAZ«, zumeist unkritische Befürworterin jeglichen technisch-chemisch-biologisch-shareholder-orientierten Fortschritts, weist dar­auf­­hin, daß sich gen-technisch veränderte Pflanzen den Einsatz von Chemika­lien verringern, was sicherlich richtig ist. Verwunderlich sei, so zitiert die »FAZ«, daß sich gerade die ökologisch-orientierten Landwirte gegen den Einsatz der neuen Pflanzensorten wen­den würden. Die in Frankreich und Großbritannien erzielten Fortschritte einzuholen dürfte für Deutschland kaum mehr möglich sein; aber die »FAZ« schöpft Hoffnung, da doch Deutschland mit seinen Stärken in der Grundlagenforschung Nischen (so Heinz Saedler vom Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung) erschließen könne. Kartoffeln, die eine industriell wertvolle neue Stärke­zusam­men­setzung enthalten, wie sie in Zusammenarbeit mit der Kleinwanzlebener Saatzucht (Umsatz 1998: 620 Millionen Mark) entwickelt wurden, seien ein ermutigendes Beispiel. Die Argumente für oder gegen Gen-Technik bewegen sich manchmal auf dem Niveau der Meinungen über die Eisenbahn: »Durch die hohe Geschwindigkeit bei der Fahrt wird das Blut aus dem Gehirn zurückgedrängt«. Das jedenfalls behaupteten 1820 bayerische Ärzte wegen der Geschwindigkeit von fünfzehn Kilometern je ­Stunde.

Nun muß man für Untersuchungen an der ­Knolle, einem der wichtigsten Nahrungsmittel der Menschen, Verständnis haben: Wenn jedoch der Biologe Charles J. Arntzen vom Boyce Thompson Institute for Plant Research (New York) Kartoffeln derart manipuliert, daß sie ein Bakterienprotein produzieren, das beim Menschen Durchfall aus­lösen kann, dann ist wohl der Punkt erreicht, »Genfood« kritischer zu bewerten, zumal diese schrumplige Kartoffel schlecht schmeckt. Arntzen ließ zunächst nur die üblichen Labormäuse in den Erdapfel beißen, die darauf Antikörper gegen das fremde Protein bildeten; Ziel seiner Unter­suchungen und Gen-Veränderungen ist es, Obst und Gemüse zu ent­wickeln, das den klassischen Impfstoff mit der Spritze gegen Infektionen ersetzt. Carol Tackets von der Universität of Maryland in Baltimore schuf eine Kartoffel, die dem Durchfall vorbeugt; Tackets Kartoffel enthält ein fremdes Gen, das das bakterielle Eiweiß eines Escherichia coli-Stammes produziert und nach Genuß die Abwehrkräfte mobilisiert. Die ersten Forschungsberichte mit elf Testpersonen über einen Zeitraum von drei Wochen wurden Mitte 1998 veröffentlicht; »Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet« – schreibt Focus:Schlampiger Journalismus oder bedeutet dies, was geschrieben steht: Nicht beobachtet (weil die Forscher kurzsichtige Brillenträger sind), aber möglich und/oder vorhanden (nur noch nicht erwähnt)?, denn ein Drei-Wochen-Zeit­raum mit nur elf Testpersonen widerspricht wohl jeder seriösen wissen­schaft­lichen Untersuchungs- und -statistikmethode (das lernt man im ersten Semester anhand von Wagenführ).

Kanadi­schen Wissenschaftlern ist es 1997 erstmals gelungen, ein vom Menschen stam­mendes Gen für das Enzym Glutaminsäure-Decarboxylase (GDC) in Kartoffeln (und in nikotinarme Tabakpflanzen) einzuschleusen; in den Pflanzen wurde das Eiweiß korrekt hergestellt und gespeichert. Der Vorteil einer so veränderten Kartoffel? Beim Menschen verursachen Antikörper, die gegen das GDC-Enzym gerichtet sind, eine Autoimmunkrankheit, die zu Diabetes führt. Besonders gezüchtete Mäuse, die üblicherweise an Diabetes erkranken, wurden jetzt mit den neuen Kartoffeln gefüttert: Die Diabetes-Häufigkeit halbierte sich bei den Mäusen. Beim Kartoffelsetzen spricht man: »Wir setzen drei Kartoffeln den Menschen zum Brot, den Mäusen zum bittern Tod.« Vor der Kartoffelzeit wurde dieser Zauberspruch beim Legen der ersten Garbe in der Scheune gesprochen. »Wenn sich naht Sankt Stanislaus / dann rollen die Kartoffel raus.«

Amerikanische Forscher setzten mittels veränderten Kartoffeln bei der menschlichen Diabetes ein Gift ein, daß Entzündungen der Bauch­speicheldrüse verhindert, denn diese ist im Verlauf der Diabetes oftmals Ziel von über­schüssigen körpereigenen Immunzellen; entwickelt der Körper zu viele Immunzellen, blockiert er die Insulin-produ­zierenden Zellen der Bauch­speichel­­drüse. Mit solchen gen-veränderten Kar­toffeln werden dem Körper sogenannte Autoantigene zugeführt, die eine Sättigung des Immunsystems erreichen; die Immunzellen sind damit be­schäftigt, die Antigene aus der Nahrung abzubauen, so daß die Bauchspeichel­drüse ungehindert Insulin produzieren kann.

Kalifornische Bio-Technologen von der Loma-Linda-Universität haben die Kartoffel Anfang 1998 genetisch so modifiziert, daß sie einen Cholera-Impfstoff enthalten; bei Mäusen haben diese Knollen die Immunabwehr gegen Cholera deutlich erhöht; früher half eingeriebenes Kartoffelmehl gegen die Cholera. Problem kann werden, daß gen-technisch veränderte Nahrungsmittel die natürliche Immunabwehr deutlich verringern oder daß sich Viren entwickeln, die mit herkömmlichen Medika­men­ten nicht mehr zu bekämpfen sind. Mon­santo hat eine Kartoffel entwickelt, die gleich acht verschiedene Fremd­gene (»Darf’s ein bißchen mehr sein, Frau Doktor?«) in sich trägt. Der heutige Unterschied zwischen Nahrungs­mittel und Medikament wird ver­schwinden: Nutraceuticals werden unseren Magen be­stimmen. Das »ZEIT-Magazin« 1999: «Insulinmilch und Apfelsinen mit integriertem Lepra- oder Cholera­schutz kauft man dann in der Apotheke.« Es gilt nur noch ein Geschmacks-Problem zu lösen, denn rohe Kartoffeln sind keine Delikatesse, beim Kochen zerfallen die immunisierenden Substanzen; vielleicht kann man ja menschliche Gene so verändern, daß eine rohe Knolle als Spezerei empfunden wird.

Aber auch der Unterschied zwischen Tier und Pflanze wird verschwinden. Zum Bei­spiel können mit speziellen Fischgenen empfindliche Obstsorten resistenter gegen Kälte werden. Man denke nur an die Oankali oder Ooloi, die sich seit Jahrtausenden ihrer jeweiligen Umwelt anpassen und mit ihren Genen »handeln«.

Versuche an der Banane und an gen-manipulierten Reis (in Japan, gegen Halsinfektionen) werden gleichfalls durchgeführt. Noch ist solch manipuliertes Grünzeug – halb Lebensmittel, halb Arznei – nicht realisiert, aber langfristige Folgen sind nicht auszuschließen, wenn es tatsächlich zur »Schluck­impfung« mittels Obst und Gemüse kommen sollte.

Seit Anfang der 1990er Jahre forscht in Bologna ein »Consorzio della patata tipica« an einer Verbes­serung der Kartoffel. 1999 wurde als Ergebnis der Bemühungen eine »Kartoffel der ewigen Jugend« patentiert. Die von der chemischen Fakultät der Universität Bologna unter Leitung der Professoren Bodoni. Pifferi und Biagi gezüchtete Knolle enthält einen erhöhten Anteil von Selen, wodurch die Kartoffel den Cholesterin-Spiegel noch stärker senkt. Bemerkenswert: Die Knolle ist nicht gentechnisch verändert, sondern wird mit einem Spezialkompost gedüngt, der auf die Blätter auf­gesprüht wird. Das als Radikal im Körper agierende Selen bleibt auch beim Kochen oder Braten in der Kartoffel erhalten.

Schottische Forscher vom »Rowett Research Insti­tute« in Aberdeen wollten 1989 in der Kartoffel eine neue Form der Insektenabwehr erproben. Sie übertrugen deshalb verschiedene Erbanlagen anderer Pflanzen auf die Kartoffel. Besonders strafwürdig an diesen Gen-Übertragungen ist, daß ­diese »Forscher« in eine der Kartoffelpflanzen die Erbanlage für ein Lektin (Eiweißstoffe, die reich mit Zuckerketten bestückt sind) vom Schneeglöckchen und in eine andere das Gen für das als Conca­na­valin A bezeichnete Lektin der südamerikanischen »Madagaskarbohne« übertrugen. Von diesen beiden Lektinen ist seit langem bekannt, daß sie für Säugetiere giftig sind; in Südamerika kommt es wiederholt zu tödlichen Vergiftungen, weil die (Schwert-)Bohnen roh verzehrt wurden (erst beim Kochen wird die toxische Wirkung zerstört). Tests (mit Ratten) mit diesen manipulierten Kartoffeln ergaben eine deutliche Schwächung der immuno­logischen Abwehr. Einige Wochen später wird mitgeteilt, daß in dem von der britischen Regierung unterstützten Forschungseinrichtung alles ganz anders ge­wesen sei: Man hätte nur unveränderten Kartoffeln den natürlich vorkommen­den Giftstoff Con A (man spricht nicht mehr von dem oben genannten Concanavalin A – Con A ist neutral verwirrender) zugefügt. Bleibt die Frage: Wird’s dadurch besser?

Ach ja, Arpad Pusztai, der die Gen-Kartoffeln mit seinem Mitarbeiter Stanley Ewen erzeugte und über seine Aberdeener Forschungs­arbeiten berichtete, wurde entlassen, weil nicht alles mit richtigen Dingen zuging. Pusztai: »Ich halte es für ­unfair, unsere Mitbürger als Versuchskaninchen zu verwenden.« Der »Deutsche Bund für Lebens­mittel­recht und Lebensmittelkunde« in Bonn erklärte zu den Versuchen von Pusztai, daß sie keine Aussagen über die Sicherheit gentechnisch hergestellter Produkte zuließen: »Lebensmittel, die ­derartige Wirkungen hätten, wie dies die angeblichen Forschungsergebnisse zur englischen ›Gen-Kartoffel‹ aufzeigen, wären niemals zugelassen worden.« Prinz Charles ist ein entschiedener Gegner dieser gentechnischen Veränderungen – im Gegensatz zu Tony Blair, der keinen Grund zur Besorgnis sieht (da muß den Premierminister wohl erst wieder ­seine Frau verklagen, damit er begreift, welche ­Politik er betreibt).

Anzumerken ist – erstens –, daß sich die Gentechniker (weltweit) in den 1970er Jahren Regeln gaben, wie sie mit der damals neuen Technik umgehen wollten und dabei sagten sie zu, alle Experimente zu unterlassen, die absehbar zu einem potentiell gefährlichen Ergebnis führen. Anzumerken ist – zweitens –, daß man englischen Nahrungsmitteln nicht, überhaupt nicht, trauen darf, und bei dieser Fortschritts-Euphorie der Labour-Regierung wird es zukünftig eher noch schlimmer. Und das wiederum läßt das Schlimmste für Deutschland befürchten, denn Tony Blair ist deutschen Sozial­demokraten mehr als nur ein local hero.

Friedrich Engels:
    »Freut euch nicht zu sehr, wenn ihr einen Sieg über die Natur erlangt habt. Für jeden solchen Sieg wird sich die Natur an uns rächen.«
 

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Anmerkungen

1        Der Anfang dieses Jahrhunderts von dem Wiener Kinderarzt Clemens von Pirquet geprägte Begriff charakterisiert eine Überreaktion, eine abweichende Reaktion des Immunsystems, die bis zum anaphylaktischen Schock, zum Kreislaufstillstand, führen kann, von »allos« anders und »ergon« Verrichtung.

Kartoffeln können bei Kindern nach Forschungen belgischer Wissenschaftler um Liliane de Swert vom Universitätshospital Gasthuisberg in Leuwen Allergien auslösen. Eine solche Allergie kommt zwar nicht häufig vor, doch gerade deshalb wird sie häufig verkannt. Die untersuchten Kinder litten unter hartnäckigen Ekzemen, die nicht auf die üblichen Verdächtigten (Kuhmilch, Hühnereiweiß, Getreide oder Soja) zurückzuführen waren. Die ungewöhnliche Allergie verlor sich bei Erreichen des sechsten Lebensjahres – jedenfalls bei gekochten Kartoffeln. Möglicherweise sind die Kartoffeln gar nicht schuld an der Allergie. Die Forscher sollten in ihre Untersuchungen auch die Böden einbeziehen, in dem die Knollen wuchsen. Bei den üblichen Chemiekeulen und Gülleeinbringungen ist es doch unvermeidbar, daß Kinder Allergien entwickeln.                 zurück

 

2        Das griechische Wort »Gen« wurde 1909 von dem dänischen Biologen Wilhelm Johannsen zur Bezeichnung der Erbfaktoren ausgewählt.                zurück

 

3        Die Firma Monsanto ist in Großbritannien mit einem Freilandversuch mit Mais gescheitert, weil der Mikrobiologe Dr. John Heritage, Mitglied in einem Regierungs­komitee »Neue Ernährung und Prozesse«, darauf hinwies, daß das veränderte Gen »Bla« Meningitiskranke unempfindlich gegen Penizillin mache. Arbeiter, die den Staub gen-manipulierter Pflanzen einatmen, könnten hierdurch ge­fähr­­liche Bakterien in der Kehle entwickeln (Affenwärter in den zoologischen Gärten sind vielfach infiziert mit Affenviren).  

Niederländische Forscher wiesen nach, daß die natür­liche Wider­stands­kraft durch genetisch verändertes Essen be­einflußt wird. Der bei Prince Charles verbotene Maisanbau wird auf 350 Hektar am Kaiserstuhl (Deutschland) mit einer Sondergenehmigung angebaut. Da hat der Teufel den Beelzebub losgelassen. Anfang Juli 1999 haben die EU-­Umweltminister entschieden, keine weiteren ­neuen Freiland­versuche zuzulassen und keine neuen Genehmigungen für den Anbau transgener Pflanzen und zu deren Nutzung in Lebensmitteln zu erteilen.                 zurück

 

4        Es sind mehr als zehntausend Reis-Arten gezählt, unterscheidbar durch Geschmack, Geruch und Farbe (hellrot, blau, violett, gelb, beige bis weiß); aber es sind auch schon einige wichtige Arten wegen des gezüchteten sog. Wunderreises ausgestorben, deren Fähigkeiten heute gebraucht werden. In Europa gilt nur noch das, was den Brüsselern (und vielleicht nur diesen) schmeckt – magenkranke Sadisten hat die FAZ sie genannt, weil sie nur noch das zulassen wollen, was ihren Normen entspricht.  

Die FAZ im November 2000: »... ein westfälischer Schweinezüchter, der nach alter Väter Sitte wagt, im eigenen Wald zu mästen, macht sich strafbar, weil der Gülleabfluß nicht in die genormten Betonrinnen fließt. ... Die Massenproduktion gleichschmeckender Fertiggerichte – ist das am Ende Europas Leitkultur?«                 zurück

 

5        An der Universität Frederico II. in Neapel bekämpft man den Pilz (Alternaria-, Bortytis- und Rhizoctonia-Pilze) in der Kartoffel mit einem Enzym vom Pilz Trichoderma harzia­num, nachdem das Gen für Endochitinase eingeschleust wurde.                 zurück

 

6        Die wichtigsten (und größten) Unternehmen im Agro­biotech-Geschäft sind Monsanto, DuPont, Syngenta (Zusammenschluß von Novartis Agribusiness und Zeneca Agrochemicals) und AgrEvo. In Deutschland versucht die Kleinwanzlebener Saatzucht AG, sich als Nischenprodukt die Zuckerrübe unter­tan zu machen. In der Bundesrepublik – wie in allen anderen Industrieländern – wird die Pflanzen­genom­forschung staatlich unterstützt (unter der an sich schon bezeichnenden Bezeichnung GABI: Genom-Analyse im Biologischen System Pflanze).                  zurück

 

7        Es gibt zwei Methoden, fremde Gene in eine Kartoffel einzuschleusen: Entweder durch Infektion mit Agrobacterium tumefaciens, einem Tumorerreger, der in den Zellkern eindringt und die Pflanzen-DNS teilweise durch eigene Gene ersetzt oder durch Beschuß mit einer »Gen-Kanone«. Bei breitblättrigen Arten wie die Kartoffel ist die Tumorerzeugung besonders gut geeignet, während die Gen-Kanone für Getreide besser geeignet ist (bei der Gen-Kanone sind die Ergebnisse nicht immer exakt vorhersehbar). Bei der Gen-Veränderung mittels des Agrobacterium tumefaciens schwimmen fingernagelgroße Stücke in Petrischalen mit einem gallertartigen klaren Nährsubstrat, in denen gentechnisch veränderte Agrobacteria gespritzt werden. Dem so eingeschleusten Gen des Bacillus thu­ringiensiswird als »Markierung« ein zweites Gen beigefügt, das zumeist die Resistenz gegen ein bestimmtes Antibiotikum überträgt (das ermöglicht übrigens eine einfache Kontrolle des geistigen Eigentums durch Genanalyse). Der atomare Beschuß von Pflanzen ist keine Einschleusung von Genen, sondern erzeugt Mutanten nach dem Zufallsprinzip. 

Was – so müßte man sich fragen – geschieht mit dem »gene flow«, dem Genfluß, der durch die Übertragung von Pollen erfolgt. Genfluß findet normalerweise nur zwischen eng verwandten Pflanzen statt. Das bedeutet, daß der freie Austausch von Genen eingeschränkt ist. So weit so gut (oder schlecht). Doch wenn gentechnisch veränderte Pflanzen in Regionen gepflanzt werden, in denen üblicherweise nah verwandte (Wild-)Pflanzen wachsen, beispielsweise mit Kartoffeln in den peruanischen Anden, was wird dann dort passieren?  

Wenn ein übertragenes Gen in der Umwelt erst einmal ein neues Wildkraut oder einen resistenten Schädling erzeugt hat, lassen sich die daraus resultierenden Folgen nicht einfach beseitigen: Dieses neue Wildkraut, dieser resistente Schädling ist zum Bestandteil der Natur geworden. Die Gentechnik-Firmen werden sich dann etwas Neues einfallen, was man in der Betriebswirtschaftslehre auch als Kuppelproduktion bezeichnen könnte: Die gentechnisch veränderte Pflanze »funktioniert« nur noch, wenn zugleich neue Herbizide eingesetzt werden..                 zurück

 

8        Liebigs Thesen entsprachen dem Muster des damals gerade aufgekommenen Energie­erhaltungssatzes und den damaligen Theorien der Geldwirtschaft: wenn man mehr ausgibt als man hat oder hinzu erwirbt, wird man ärmer.                 zurück

 

9        Der Verwalter der »Home Farm« des Prinzen von Wales, David Wilson, weist in einem Interview (2002) daraufhin, daß die Absatzpreise von ökologisch und nicht gen-manipulierten Produkten weit über den Preisen der »herkömmlichen« Produkte lägen. Die an Fläche gemessene Ernteausbeute sei zwar geringer (bei Weizen rund sechzig Prozent, bei Hafer, Roggen und Bohnen rund drei Viertel gegenüber dem »traditionellen« Anbau). Doch die Kostenersparnis übersteige den Ertragsverlust. Im Weizenanbau würden auf der »Home Farm« für rund 0,4 Hektar rund dreiundzwanzig Pfund für Samen ausgegeben werden; der konventionelle Bauer aber komme aufgrund des zusätzlichen Einsatzes von Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln auf rund 100 Pfund für die selbe Fläche. Es sei auch kostengünstiger, anstelle von Landmaschinen zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen, weil das Vieh auf Ökobauernhöfen häufiger bewegt werde.  

Vom Schweizer Forschungsinstitut für organische Landwirtschaft in Frick wurde Mitte 2002 das Ergebnis einer Langzeitstudie veröffentlicht über Nutzen und Erträge verschiedener Anbausysteme. Es ergab sich in dem seit 1978 begonnenen Vergleich, daß der Ökolandbau deutlich geringere Erträge erwirtschaftet, aber was die Effizienz der Energieausnutzung, die langfristige Stabilität der Böden und vor allem die biologische Vielfalt angeht, steht das chemiefreie Anbau eindeutig vorn. Mit Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln erbringt der Boden rund zwanzig Prozent höhere Erträge bei Weizen und Klee; die Einbußen bei Kartoffeln sind deutlich höher – mitunter bis zu fünfzig Prozent; das hängt mit dem Befall durch den Erreger der Kraut- und Knollenfäule, dem Pilz Phytophthora infestans, zusammen. Deutlich höher ist die Vielfalt der Pflanzen auf den Ökofeldern ebenso wie schädlingsvertilgende Spinnen, Käfer und andere Insekten. Außerdem war ein bis zu vierzig Prozent höheres Angebot an Mykorrhiza-Pilzen, die die Wurzeln bei der Aufnahme der nahrungsmittel unterstützen, festzustellen.                 zurück

 

10         Margaret Visser: »In einem nordamerikanischen Supermarkt gibt es nichts, das nicht in irgendeiner Weise mit Mais in Berührung gekommen wäre – abgesehen von Frisch­fisch, und selbst der wurde höchstwahrscheinlich in Kisten angeliefert, deren Material teilweise aus Mais besteht. Fleisch ist zum größten Teil Mais.« Deshalb ist Mais die bevorzugte Pflanze für Gen-Manipulationen. Seit 1922 steht kommerziell nutzbarer Hybrid-Mais zur Verfügung. Bis 1950 gab es noch – seit den 1920er Jahren immer seltener werdend – Ausstellungen für Mais (mit Preisrichtern und Mais-Königinnen), aber da jetzt alle amerikanischen Farmer den gleichen Mais der selben Firma anbauen, ist auch dieser schöne Brauch ausgestorben. Und so wird’s den Kartoffel-Königinnen auch gehen.                zurück

 

11         Am 6. November 1996 wurden erstmals gen-manipulierte­ Sojabohnen in Hamburg angelandet, und diese mit »normalen« anderen Bohnen zu Margarine, zu Dressings und zu Öl und weiteren rund 30.000 Produkten verarbeitet (ohne jegliche Kennzeichnung). Wenn’s denn wirklich so un­gefährlich ist: Warum dann keine Kennzeichnung für das euphemistische »Novel Food«?               zurück

 

12         Die Europäer fordern, daß gentechnisch veränderte Nahrungsmittel gekennzeichnet werden, die US-Amerikaner betrachten dies als ein Handelshemmnis im Sinne der WTO-Regeln. Grundlage der Regeln ist der »Codex Alimentarius«               zurück

  

13         N. U. Haase von der Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung (Abt. Kartoffeltechnologie) in Detmold gab einen wertvollen Hinweis zur Kartoffel-Stärke: Stärke besteht aus zwei Komponenten, dem Amylopektin und der Amylose. In der Natur kommen fast immer beide Komponenten gleichzeitig vor. Durch intensive konventionelle Züchtung ist es gelungen, die Amylose zu entfernen. Deshalb ist heute eine sog. Wachsmaisstärke und eine Wachsreisstärke erhältlich, die vor allem in der Lebens­mittelindustrie genutzt wird. Die Versuche, bei der Kar­toffel­stärke die Amylose zu entfernen, waren erfolgreich (unter Verwendung moderner Zuchtmethoden, ins­besondere in den Niederlanden – dort stehen – 1999 – zwei Sorten in der Zulassungs­prüfung).  

Eine derartige Wachskartoffelstärke unterliegt der Novel-Food-Verordnung. Damit ist eine Verwendung im Lebens­mittelbereich nicht ohne weiteres möglich; Amylopektin-freie Stärken (als Gegen­stück) sind bisher nicht geschaffen worden. 

Der Erfinder Artur Fischer (»Fischer-Dübel«) gründete 2001 einen Betrieb, in dem er Konstruktionsspielzeug (Artur Fischer TiP) aus Kartoffelstärke herstellt: »Das ist unglaublich, was man damit alles machen kann. Die Stärke bindet sofort und ist unheimlich stabil.«                zurück

 

14         Der »Bt«-Mais von Novartis kann sich gegen einen Nacht­schmetter­ling wehren, den die Firma Novartis für sieben Prozent der jährlichen Ernteausfälle verantwortlich macht: den Maiszünsler. Dessen Raupe frißt sich in den Stengel der Pflanze hinein, um sich dort fett zu futtern; sie läßt sich mit dem Gift des Bacillus thuringiensis (Bt) bekämpfen. Bt ist in die Erbsubstanz der Maispflanze implementiert worden und produziert jetzt ein Gift gegen den Zünsler. Dieses Gift wandelt sich erst im Darm des Insektes zum eigentlich Toxin um, in dem es die Darmwände auflöst, so daß die Raupe stirbt. Ist es unzulässig, daran zu denken, daß dieses Gift vielleicht auch die Darmwand des Menschen auflösen könnte, was ja hoffentlich von Novartis nicht beabsichtig ist? Die amerikanische Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) erließ spezielle Regeln für den Anbau des Bt-Maises. Es soll damit erreicht werden, daß sich widerstandsfähige Insekten nicht vermehren. Aber neueste Untersuchungen zeigen, sie tun’s doch und geben ihre Resistenz an ihre Nachkommen weiter.                 zurück

 

15         Die höchste Biodiversität findet sich Gebieten, wo evolutiv kalkulierbare mittlere Störungen als dynamisches Element wirken – wie an Straßenrändern. Für Deutschland gilt, daß die einmaligen Arten bedroht oder gar schon ausgestorben sind, in der Summe aber ist die Biodiversität höher als früher.                zurück

 

16         Ein Gen des Bacillus thuringiensis schützt die Kartoffel gegen den Käfer. In Georgien wurden diese Pflanzen bereits feldmäßig gesetzt. Angeblich sei die Ernte aber deutlich schlechter ausgefallen, denn ein Großteil der Pflanzen wurde vernichtet, nicht vom Kartoffelkäfer, sondern von dem berüchtigten Pilz Phytophthora, für den die Kartoffeln jetzt anfälliger waren. Dumm gelaufen für Monsanto, denn mit dieser Gen-Kartoffel-Sorte »Naturmark NewLeaf« sollte der Markt erobert werden.               zurück

 

17         Hervorhebungen kursiv sind Zitate aus der »FAZ« vom 26.3.1996. Niemand möge behaupten, daß die Journalisten der »FAZ« nicht auch an ihre Kindes­kinder und die Folgen der Gen-Manipulationen denken.                zurück

 

18         In das Erbgut von asiatischen Zierfischen (Oryzias latipes) wurde ein Gen für ein menschliches Wachstumshormon eingeschleust – ein Experiment, das auch an Lachsen vorgenommen wird. Diese transgene Fische reiften wesentlich schneller heran und produzieren mehr Eier. Im Konkurrenzkampf um einen Partner haben größere Fische bessere Chancen; deshalb breitete sich das Hormongen schnell in einer Population aus; dummerweise starben die transgenen Nachfahren bereits vor dem Erreichen des Fort­pflanzungs­alters, so daß die Population schrumpfte. Es sollte doch möglich sein, auch die Kartoffeln mit einem ent­sprechenden menschlichem Gen zu verändern!                 zurück

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