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Kartoffel-Geschichte Furche 3.8. Die 10 Gebote für den Kartoffelanbau

präsentiert von Michael Palomino 2019

damit gutes Wissen nicht verloren geht

aus: Klaus Henseler: Kartoffel-Geschichte: Die 10 Gebote für den Kartoffelanbau:
https://web.archive.org/web/20120118185910/http://www.kartoffel-geschichte.de/Dritte_Furche/Zehn_Gebote/zehn_gebote.html

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Kartoffel-Geschichte 3.8. Die 10 Gebote für den Kartoffelanbau

1877 werden in der Fachzeitschrift »Der Bauernfreund« zehn Gebote für den Kartoffelanbau wiedergegeben, die im Prinzip auch heute noch vom Landmann beachtet werden sollten:
    1. Du sollst Deinen Erdäpfelacker schon im Herbst und zwar gehörig tief ackern.

    2. Du sollst auf Anlegung einer entsprechenden Düngerstätte dein größtes Augenmerk richten und besonders darauf bedacht sein, daß von derselben das flüssige Gold des Landmannes die Jauche, nicht ablaufe.

    3. Du sollst mit der Düngung des Kartoffelfeldes nach Thunlichkeit schon im Herbst beginnen.

    4. Du sollst zu Saatkartoffeln eine mittel­große Sorte Erdäpfel nehmen.

    5. Du sollst bei zum Legen bestimmte Erd­äpfeln das Keimen am Aufbewahrungsorte zu verhüten suchen, ...

    6. Du sollst Deine Saatkartoffeln zuerst gehörig­ an der Luft abtrocknen

    7. Du sollst vom Schneiden der Saatkartoffeln selten Gebrauch machen

    8. Du sollst kein grünes Kartoffelkraut abschneiden

    9. Suche dir schon bei der Kartoffelernte die künftigen Saaterdäpfel aus; benutze durch mehrere Jahre nur diese zur Anpflanzung.

    10.   Versuche Alles dieses gewissenhaft ...

 

Ein echter Ökobauer sollte am besten bei Neumond in dunkler Nacht pflügen. Begründung: Bei jedem Ackern geraten nämlich Wildkrautsamen aus dem Boden an die Oberfläche. Wird das Feld vor Mitternacht umgepflügt, können die Unkräuter, besser ist: Wildkräuter, nicht keimen, da ihnen das dazu not­wendige Licht fehlt, und viele vertrocknen bis zum ersten Morgenlicht. Allein damit ­ließe sich die Giftspritzerei zur Unkraut­bekämp­fung drastisch ver­ringern. Genaugenommen gilt dies nur, wenn die Bauern bei Neumond ackern, ihre Scheinwerfer ausschalten und sich mit Hilfe von Infrarot-Nachtsichtgeräten orientieren. Bereits Johannes Royer schreibt 1651 in seiner »Beschreibung des ganzen Fürstlich-Braunschweigischen Gartens zu Hessen, Spezifikationen der ­Gewächse, so von 1607 bis 1651 darinnen gezeugt werden«, daß er die Kartoffeln in diesen Gärten bei Mondlicht ­setze:
    »Die Tartuffeln werden in den Fasten mit dem vollen Mondenscheine in ein feistes, mürbes und sandiges Erdreich gepflanzet, gegen den Winter aber, wenn es anfangen will, zu frieren, werden sie aus­gegraben, und im Keller im Sande verwahrt, daß man sie zur Speise gebrauchen könne.«

Insofern ist die Erkenntnis der heutigen Öko­bauern nicht neu. Nach neuesten Forschun­gen kön­nen die Erträge von Kartoffeln durch die Ausrichtung der Reihen erheblich gesteigert werden. Eine Nord-Süd-Richtung der Pflanzen­reihen führt zu deutlich höheren Ernteerträgen im Vergleich zu einer Ost-West-Richtung. Alle Regeln helfen jedoch nicht, wenn am Neujahrstag Schnee fällt, zu viele Maikäfer krabbeln, wenn Weihnachten zu viele Sterne zu sehen sind oder wenn’s am Grün­donnerstag regnet.

Um mehlige Kartoffeln zu bekommen, empfiehlt es sich auch, ein rotes Stoffband mitzuver­buddeln, damit die Knollen Freude haben (meint es in einem alten Aberglauben). Ökologisch besser ist es auch, nach einer gewissen Zeit des Kartoffelsteckens eine Pause am Ackerrand zu machen, denn dadurch würden sich die Kartoffeln auch ausruhen und reichlicher tragen. Aber heutzutage ist das manuell-menschliche Kartoffellegen durch die mehrere Tonnen schweren Landmaschinen ersetzt worden – und die laufen, bis der Diesel verbraucht ist (nebenbei drückt ein solches Gerät auch die Erde so fest, daß bis zu einem Meter Tiefe für die Regenwürmer kein Durch­kommen ist): Der berühmte »Walkthrough Tree« im Muir Wood in Kalifornien stürzte um, weil die zahllosen Be­sucher die Erde um seine flachen Wurzel so verdichteten, daß kein Wasser mehr in sie eindringen konnte und er deshalb abstarb. Ein verdichteter Boden enthält nur wenig Sauerstoff, so daß Boden­organismen sich nur schlecht entwickeln können; normale Pflüge oder Grubber kommen nur bis zu einer Tiefe von etwa dreißig Zentimeter, so daß tiefer­liegende Verdichtungen oft über Jahre er­halten bleiben.

Ein Hinweis: Man sollte Kartoffeln möglichst aus biologischem Anbau kaufen, da die Kartoffel Unkraut­vertilgungs-Mittel und Insektenvernich­tungsmittel aufsaugt. Stammen die Knollen nicht aus biologischem Anbau, sollte man sie immer ohne Schale essen. Die Kartoffeln sollte man aus der handelsüblichen Kunststoff-Folienpackung herausnehmen, da sie in der Verpackung schneller faulen.

In der Zeitschrift »Die Kartoffel«, Jahrgang 1932, steht eine Anbauanweisung für die Knolle, die auch noch heute beherzigt werden sollte::
    »Willst Du beim Kartoffelbau

    Reichlich ernten, dann vertrau

    Meinem Rat und pflanze sie

    Nicht zu spät und nicht zu früh!

    Achte drauf, daß unkrautfrei

    Und schön gar der Boden sei!

    Stallmist dünge nie allein

    Kali, Stickstoff muß hinein!

    Oder nimm, fehlt dir der Mist,

    Gründüngung, die billiger ist.

    Aber besten Nutzen bringt,

    wenn man Kali dazu düngt.

    Setzt du die Kartoffeln dicht,

    kann das Unkraut nicht ans Licht;

    aber nimm die Reihen weit,

    sonst tut dirs beim Häufeln leid.

    Merk dir eins: an allen Orten

    Wählt – wer klug – die neuesten Sorten.

    Probe selber, bis du hast,

    was für deinen Acker paßt.

    Prüf’ auf Krankheit und Bestand,

    kaufe nur, was »anerkannt«.

    Wirst du meinem Rat vertraun,

    sollst du schöne Ernte schaun

    Und, wer wohnet in der Stadt,

    billige Kartoffeln hat!

    Froh und satt wird jeder dann

    Durch den tüchtigen Bauersmann.«
 
Ökobauern sollten bedenken, daß Hecken zu Ertragssteigerungen bei Feld­früchten führen, denn die Hecken sorgen dafür, daß weniger Wasser auf den Feldern verdunstet, da der Wind an den Heckenhindernissen gebremst wird und weniger Feuchtigkeit von der Oberfläche getragen wird. Und nicht zu ver­­gessen: Einige Käferarten ­ernähren sich von Blattläusen, die wiederum Schäd­­­­linge von Kulturpflanzen sind. Zusätzlich wird durch Heckenbau («Knicks«) das Vorkommen anderer Nützlinge wie Florfliegen, Schlupfwespen und Marien­käfer gefördert. Die Erosion des Ackerbodens kann durch schonende Be­arbeitung und Anbau von Zwischen­früchten erheblich vermindert wer­den. Monika Frielinghaus, Professorin für Bodenkunde am »Zentrum für Agrar­landschafts- und Landnutzungsfor­schung« in Müncheberg, meint, es sei nicht nötig, jedes Jahr und bei jeder Frucht den Acker um­zupflügen; es reiche vielfach aus, den Boden aufzulockern.

Schutz vor Erosion bieten die ganzjährige Bepflanzung; im Winterhalbjahr wird empfohlen, Stoppel­früchte, Winter­zwischen­früchte und Untersaaten anzubauen und Erntereste sollten stehen­bleiben, wenn neu gesät wird. Außerdem, so haben Ökobauern herausgefunden, werden durch den Fruchtwechsel von Weizen und Kartoffeln die Kartoffelkäfer »verwirrt«. Und wenn am Rand von Kartoffelfeldern zusätzlich Blütenpflanzen – zum Beispiel Erbsen oder Luzerne – angepflanzt werden, so lockt dies nützliche Insekten an, die Käferlarven und Blattläuse mögen (und vertilgen). Biologische Vielfalt ist die beste Verteidigung gegen natürliche Überraschungen.

Bei zahlreichen Feldversuchen hat sich herausgestellt, daß beispielsweise in der dreijährigen Fruchtfolge von Kartoffeln, Winterweizen und Wintergerste der einmalige Anbau von Senf zu Mehr­erträgen führt.

Es ist jedoch nicht so, daß alle Kartoffeln aus »ökologischem Landbau« so gesund wie der Normal-Verbraucher glaubt; zwar ist der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und synthetischem Dünger verpönt und untersagt, aber bis Februar 2002 durften zum Schutz vor dem Phytophthora infestans Kupferpräparate verwendet werden. Da fragt man sich, warum bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts die Verwendung von Kupfer bei Lebensmitteln untersagt wurde! Kupfer wirkt gegen diesen bösartigen Pilz, der im 19. Jahrhundert so schrecklich wütete, aber reichert sich im Boden an und gelangt so doch in den Lebensmittelkreislauf. Außerdem: Ökologische Düngung mit Mist aus dem Stall ist nur dann »natürlich«, wenn auch das Vieh des Ökobauern ohne Antibiotika aufgezogen und geschlachtet wird. Und die Gülle des medika­menten­verwendenden Nachbarbauern nicht auf das Öko­feld kommt.

Eine weitere Möglichkeit, unerwünschte Kräuter in Kartoffelfeldern klein zu halten, sind ­Gänse. Bekanntlich erreicht die Hacke beim Unkrautjäten kaum das konkurrierende Grünzeug, ohne die Kar­toffelpflanze zu beschädigen. Gänse kön­nen nicht nur römische Bürger warnen, sondern mit ihren spitzen Schnäbeln das Wildkraut problemlos ausrupfen, die giftigen Blätter der Kartoffel verschmäht das Federvieh aus gegebenem Anlaß. Die Gänse mögen besonders Quecken, die sie samt den Wurzeln »mümmeln«. Quecken gehören zu den Süßgräsern und überziehen unter ungünstigen Umständen ganze Kartoffelfelder mit dichten Matten. Schon geringer Befall reicht aus, um die Ernte­­maschinen zu blockieren.

Adalbert Stifter nennt in »Granit« (1849) ein Beispiel für ökologischen Anbau in Deutschland:
    »Als ihn hungerte, grub er mit der Hand Kartoffeln aus, die unter den emporwachsenden Reben waren, und briet sie in der Glut des Feuers.«

Gegen den Kartoffelkäfer haben Forscher der Universität Gießen und des Forschungszentrums Jülich einen Sensor entwickelt, bei dem ein lebender Käfer Alarm schlägt, wenn seine Artgenossen sich auf einem Kartoffelacker zu schaffen machen. Feine Härchen auf der Antenne des Kartoffel­käfers registrie­ren die Duftstoffe, die von angefressenen Kartoffelblättern ausgehen. In dem Fühler baut sich danach ein elektrisches Signal auf, das über einen Feldeffekt-Transistor in meßbare Stromspitzen umgewandelt wird. Be­dauer­licher­weise lebt ein solcher Biosensor nur etwa drei Tage; die Forscher arbeiten deshalb an einem System, das anstelle des Käfers eine Zellschicht verwendet, die auf Duftstoffe anspricht. Ein solcher Sensor soll die Menge der eingesetzten Insektizide verringern, denn man muß die Chemiekeule nur noch schwingen, wenn ein Feld tatsächlich von Kartoffelkäfern bedroht wird. Auch kann man zu einem späteren Zeitpunkt versuchen, den Sensor-Chip direkt beim Bauern einzupflanzen, damit dieser nicht immer nur an die Subventionen aus Brüssel denkt.

Im Königreich Lesotho wird in einem »Projekt zur besseren Landnutzung« der Deutschen Welthungerhilfe ökologischer Landbau ohne Dünger und Chemie betrieben, in dem zum einen die tradi­tionellen Anbau-Methoden trainiert werden und zum anderen moderne Kenntnisse eingesetzt werden; das Nebeneinander von sieben verschiedenen Feldfrüchten stellt durch den wechsel­seitigen Schutz sicher, daß immer einige Pflanzen aus­reichend Ertrag bringen; für europäische Land­wirte springt im Falle von Frost und anderen Katastrophen Brüssel ein – das ist bequemer.

 
Kartoffeln können (und sollten!)in jedem Garten gepflanzt werden: Aber sie sind frost­empfindlich, die Triebe erfrieren, wenn sie vor dem letzten Frost die Erddecke durchstoßen. Im Garten kann man sie mit Stroh, Mist oder Kompost gegen Frost schützen; sollten die Kartoffeln doch einmal unter Frost gelitten haben, hilft das Begießen oder Abspritzen mit kaltem Wasser. Saat-Kartoffeln werden in Abständen von etwa dreißig Zentimeter in ein Mist- Beet oder in etwa fünfundzwanzig Zentimeter tiefe Gräben gelegt und an­schließend mit Erde bedeckt. Je länger die Kartoffeln im Boden bleiben, desto höher ist der gewichtsmäßige Ertrag. April ist die beste Aussetzzeit. Die Ernte erfolgt vor den ersten Frösten – so spät wie möglich.

Die Kartoffel ist das am einfachsten zu lagernde vegetarische Nahrungsmittel der gemäßigten Klimazonen. So befindet sich beispielsweise jetzt unter dem Stalin-Denkmal im früheren Stalin-­Museum in Prag (auf einem Hügel am Ende der Prachtstraße Parizká) der städtische Kartoffelkeller und die granitenen Platte ist ein Paradies für Skateboarder und Rollschuhläufer; damit wird doch endlich ein sinnvoller Zweck für diesen Monumentalbau erreicht.

Schon Caspar Bauhin schrieb im Kräuterbuch von Tabernaemontanus
    »Man grabt die Wurtzeln aus / damit sie in dem Winter nicht faulen / und stellet sie an ein warm Ort / andere behalten sie in einem mit trockenem Grund gefüllten Geschirr / und befehlen sie im Frühling wiederumb dem Erdreich. Die Burgunder biegen die Aest / und decken sie mit Erdreich / auff daß sie mehr knorren bekommen.«

Über die zweckmäßige Lagerung der Kartoffel hat die »Sunlicht Gesellschaft AG Mannheim« in der Schriftenreihe des »Sunlicht-Instituts für Haus­halts­kunde« in den 1920er Jahren zur Erbauung und Belehrung der deutschen Hausfrau (in Fortführung der früheren Hausväter-Literatur) Emp­fehlungen veröffentlicht:
    »Für Kartoffeln bestimmt man im Lebens­mittelkeller einen Platz, der möglichst ­wenig vom Licht getroffen wird. Bekanntlich bildet sich in den Kartoffeln unter Einfluß von Licht das giftige Blattgrün. Kauft man einen sehr großen Wintervorrat an Kartoffeln, so bringt man ihn besser in verschiedenen ­Kisten unter, da in großen Haufen infolge der Ausdünstung das Faulen rascher einsetzt.«

Für eine längere Lagerung sind die besten Kartoffeln gerade gut genug. In jedem Fall müssen die Kartoffeln nach einem Einkauf sofort aus dem handels­üblichen Plastiksack herausgenommen und in einem Stoffsack umgefüllt werden. Wichtig für die Lagerung ist auch, daß die Knollen eine unbeschädigte Schale und eine trockene Ober­fläche (die Schale der Knolle ist ein Korkmantel, der die Austrocknung verhindert) aufweisen. Lagerkartof­feln sollen ferner vor zuviel Licht geschützt werden, denn sonst werden die Knollen bekanntlich grün und Solanin und Chaconin bilden sich. Während der »Wundheilperiode« dürfen die Kartoffeln zehn bis vierzehn Tage nach dem Einlagern nicht belüftet werden, Temperatur 10 bis 15° C bei 90 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit; erst wenn die »Wunden« verheilt sind, erfolgt eine »Abkühlung« im zweiten Monat nach der Ernte auf 7 bis 10° C, im dritten Monat auf 5 bis 7° C.

Solanin beeinflußt das Nervensystem und lähmt die Atmung. Solanin schützt die Pflanze vor rauhem Klima, in dem es die Permeabilität des pflanz­lichen Gewebes erhöht. Je mehr Solanin eine ­Pflanze enthält, um so höher kann sie angebaut werden.

Die beste Lagertemperatur liegt zwischen 3° und 5° C, denn bei einer zu warmen Lagerung »glaubt« die Kartoffel, der Frühling sei gekommen und treibt aus. Wenn es andererseits zu kühl für die Knolle wird, dann bekommt sie bei jedem Stoß einen unansehnlich werdenden Fleck. Bei der richtigen Temperatur und der richtigen Luftfeuchte von neunzig bis fünfundneunzig Grad kann die Kartoffelstärke ausreifen und der Geschmack sich voll entfalten.



 Anmerkungen
 

1        In der Botanik wird dieser Begriff auf alle Pflanzen an­gewandt, die sich rasch ausbreiten und andere Pflanzen auf geschädigten Böden verdrängen. Roggen und Hafer waren früher Unkrautarten, bevor sie wertvolle Getreidepflanzen wurden, umgekehrt wurde der Amarant und die Fingerhirse (Eleusia) – früher wegen ihrer nahrhaften Samen als Getreidesorten geschätzt – zu Unkrautarten degradiert. Sind Unkräuter nicht auch Wild­pflanzen, die einen besonderen Schutz genießen sollten? Nicht umsonst werden sie auch Beikräuter oder Adventivflora genannt.                   zurück

 

2        Wir machen uns vielfach lustig über den von unseren Altvorderen kommenden Glauben; es wäre jedoch besser, die Überlieferungen daraufhin zu prüfen, ob hier nicht ein uralter Erfahrungsschatz gehoben werden müßte.

Auf den Versuchsfeldern des US-Agricultural Research Service in Florence (South Carolina) leuchten farbige Plastik­bahnen, mit denen der Boden von Erdbeer-, Paprika- und Tomatenbeeten, bei Bohnen­stangen und Baumwollfelder bedeckt. Man will feststellen, welchen Einfluß farbige Folien auf Obst und Gemüse haben. Es wird angenommen, daß Phytochrome die Quantität wie auch die Qualität der Ernte beeinflussen. Phytochrome dienen als Sensoren der Pflanze und messen das Verhältnis von dunkelrotem zu hellrotem Sonnen­­licht; sobald dieses Verhältnis zugunsten des dunkelroten Lichtes verschoben ist, setzt die Pflanze zusätzliche Energie frei, die hauptsächlich überirdisch wirkt. Alle bodennahen Materialien (Kompost, Stroh oder rote Plastikbahnen!) die das dunkelrote Sonnenlicht reflektieren, lassen Pflanzen stärker wachsen. Pflanzen »verstehen« Fernrot – das ist eine Farbe außerhalb des menschlichen Sehfeldes – als Signal, stärker auszutreiben. Mit einer Abdeckung, die Fernrot reflektiert, suggerieren die Forscher der Pflanze, daß Rivalen in der Nähe sind. So werden die Kartoffeln größer und reifen früher. Andererseits lassen grüne oder blaue Folien (die das Sonnenlicht mit einem geringen Dunkelrot-Anteil stärker reflektieren) unterirdische Pflanzen wie Rüben und Kartoffeln schneller und größer wachsen.             zurück

 

3        Der »Ossiotr« (Kaviar zum Preis von etwa achthundert Mark je Kilogramm) hat einen eigenen Beigeschmack; wer diesen mag, charakterisiert ihn als nußartig, wer ihn ablehnt, behauptet, er schmecke nach Kartoffelkeller. Am Hirsmontag (Sonntag nach Invocavit) soll man Kartoffeln nicht aus dem Keller holen, weil sonst die Mäuse in den Kartoffelbehälter gehen.            zurück




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