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16. Judenverfolgung in der "Sowjetunion" 1960-1962

150 Synagogen 1960 - jiddische Tageszeitung bleibt verboten - Erenburg-Memoiren - Anne Frank in der "SU" - IL-Botschaftspersonal wird überwacht und oft festgenommen - Anklage gegen jiddische Kulturschaffende - Gedenkpark in Kiew wird nicht verwirklicht 3.3.1960 - Magmudov-Artikel gegen Religionen - Gedicht "Babi Yar" von Ewtuschenko - Gegenangriffe von Schriftstellern und Erenburg gegen Chruschtschow - Prozesswelle und Todesurteilt gegen Juden steigen an - Matzen-Verbot - Zionisten-Meldungen verleumden die "SU" 6.1.1961 - Antisemitismus stärkt das Judentum - Gesetzesverschärfungen gegen Schwarzhandel 25.3.1961 - Anti-Parasiten-Gesetz - Gesetzesverschärfungen gegen schweren Diebstahl 5.5.1961, gegen grossen Währungshandel 24.5.1961, gegen gefälschte Wirtschaftsberichte 1.7.1961 - Pogrome in Usbekistan ab 14.9.1961 - Gedicht Babi Yar in Kiew publiziert 19.9.1961 - Gegengedicht von A. Markow ohne Chance 24.9.1961 - antisemitische Aktionen in der "SU" werden offiziell verschwiegen - Prozesse im Zuge des Eichmann-Prozesses 1961-1965 - deutsche Zahlungen für 6 Mio. Juden - Frunze-Prozess - Todesstrafe für Bestechlichkeit 20.2.1962 - Pogrome in Tschakaja in Georgien (Mai 1962) und in Taschkent in Usbekistan (9.5.1962) - Denkmal-Kampf in Riga ab Okt. 1962 - Schostakowitsch-Symphonie Nr. 13 mit Babi Yar-Gedicht verarbeitet 18.12.1962

Runde
                Matzen [6]
Matzenbrot wird in der Sowjetunion in den 1960er Jahre zum Politikum, verboten und heimlich hergestellt...

von Michael Palomino (2000 / 2005 / 2010)

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aus:
Pinkus, Benjamin: The Soviet Government and the Jews 1948-1967. A documented study.
Ben-Gurion University of the Negev (Beer-Sheva); Cambridge University Press 1984, ISBN 0 521 24713 6



1960

1960
UdSSR: 150 Synagogen in der UdSSR
(S.316)
in: "American Jewish Yearbook 1961", S.287 (S.537,  Anm. Nr.35).

UdSSR: Deutsche, polnische und ungarische Tageszeitungen, aber keine jiddische
Es existieren 2 deutsche, 6 polnische und 5 ungarische Tageszeitungen, aber eine jiddische Tageszeitung wird weiter verboten (S.526,  Anm. Nr.40).

Memoiren von Erenburg
(S.557,  Anm. Nr.151). Die Passage über die Klage, dass sein "Schwarzbuch" in der UdSSR nicht publiziert werden durfte, ist ausgelassen (S.558,  Anm. Nr.9). Erenburg muss in seinen Memoiren eingestehen, dass der Antisemitismus in Europa derart tief und stark in der Gesellschaft verankert ist, dass dieser auch in sozialistischen Gesellschaften nicht ausgerottet werden kann (S.20).

Die
                        Erenburg-Memoiren von 1960 mit
                        zionistisch-krimineller Propaganda Die Erenburg-Memoiren von 1960 mit zionistisch-krimineller Propaganda [1].

Erenburg hat es auch 1960 noch nicht aufgegeben, seine zionistische Propaganda zu verbreiten, um mit Propaganda das Judentum "gegen Deutsche" zu einen, denn dies lässt sich im Westen gut verkaufen. Punkte der zionistisch-kriminellen Propaganda von Erenburg sind z.B.

-- die Kollaboration in den NS-Gebieten ist verschwiegen, um den gesamten Verlauf des Weltkriegs gegen Deutsche zu drehen

-- Erenburg behauptet die unmöglichen Gaskammermorde ohne Dokumente (Auschwitz war ein Industrie- und Durchgangslager, die Juden wurden in den Bunkerbau geleitet oder in den Gulag weiterdeportiert ("Judentransfer").

Der Erenburg stimmt also nicht, und eigenartigerweise wehrt sich die deutsche Politik nicht gegen solche zionistischen, linksextremen Hetzbücher.

UdSSR: Russische Übersetzung des Tagebuch der Anne Frank
mit einer Einleitung von Ilja Erenburg (S.424).

1960er Jahre
Birobidschan: Es gibt nur eine Holzbaracke als Synagoge, ohne Rabbi und ohne jüdischen Friedhof
(S.375)

ab Anfang 1960
UdSSR: Es kommt laufend zu Festnahmen von zionistisch-israelischem Botschaftspersonal
darunter Levanon, Sharett, Prat, Halevi, Agmon, Eliav, Gat und Zimrat

-- wegen Vergehen gegen die UdSSR
-- wegen Anheuern von Spionen
-- wegen Handel mit Geheimdokumenten
-- wegen Planung von Provokationen gegen die sowjetische Regierung (S.241).

in: Trud vom 16.5.1961, vom 9.6.1963, vom 11.3.1964, vom 30.8.1964 (S.520,  Anm. Nr.58)
in: Vecherny Rostov, 19.6.1964 und in: Sovetskaya Latviya, 24.3.1961(S.525,  Anm. Nr.59).

Nun, die "sowjetischen" Medien reproduzieren die anti-russischen, zionistischen Kampagnen:

-- Publizieren des zionistischen Propagandamaterials

-- Publizieren der zionistischen Embleme in Synagogen und an anderen Orten

-- Publikation von Briefen russischer Juden, die die sofortige Unterbindung der kriminellen Machenschaften der israelischen Diplomaten fordern (S.241). Die israelischen Diplomaten werden zum sowjetischen Sicherheitsrisiko (S.242).

[Scheinbar ist all dies bis heute (2010) in der westlichen Presse noch nicht geschehen, sonst wäre die westliche Presse und Justiz bis heute (2010) nicht derart zionistisch eingestellt].

UdSSR: Anklagen gegen jiddische Kulturschaffende mit denselben Argumenten wie gegen  Kipnis 1948

-- gegen den Dichter Meir Kharats (1912-1993 [web01])
-- gegen die Publizisten Bloshtein und Malamud (S.151).


Meir Kharats (1912-1993), war ein jiddischer Dichter, geboren in Markuleshty in Bessarabien. Er zog nach Tschernowitz, wo er studierte und im Handel tätig war. Sein erstes Werk wurde 1934 publiziert. Während des Zweiten Weltkriegs lebte er im zentralen Asien, und 1946-1948 lebte er dann wieder in Tschernowitz. Ende 1948 wurde er [nach der Israel-Gründung] während der Anti-Nationalismuskampagne festgenommen. Nach seiner Freilassung lebte er wieder in Tschernowitz. Er schrieb für die Zeitung "Sovetish heymland". Meir Kharats wird generell als der begabteste Dichter der zeitgenössischen Generation der Dichter aus Tschernowitz angesehen. 1972 wanderte er nach Israel aus [web02].


Vorwürfe gegen Kharats:
-- er habe im Ausland publiziert

Widerspruch: dabei gibt es gar keine jiddische Zeitung mehr in der UdSSR

-- er habe sowjetische Realität beschmutzt
-- er habe sich nationalistisch betätigt

Die Strafe wird nicht ausgeführt (S.151).

3.3.1960
Kiew: Die Planung eines Parks  mit Denkmal für Babi Yar wird nicht verwirklicht
Ein Exekutivabgeordneter der Stadt Kiew kündigt einen Park mit einem Denkmal für alle Opfer des Nazi-Regimes an (S.97), aber der Plan wird nie ausgeführt (S.488,  Anm. Nr.59).

9.8.1960
UdSSR: Artikel in "Der Kommunist": "Die Teufel des Judaismus. Ohne Gott ist der Weg ebenso klar" von D.Magmudov
-- mit Beschreibung der Intoleranz der Religionen Judentum und Islam, wie sie gegenseitig Blut voneinander trinken
-- Magmudov beschwört, einen "richtigen Weg" ohne Gott, einfach mit Menschenverstand (S.141-142).

1961

Verfolgung des Schriftstellers Wassili Grossman - Verbot des Romans "Alles fliesst"

Wassili Grossman,
                        Roman "Alles fliesst" über einen
                        Gulag-Rückkehrer, der den Stalinismus
                        analysiert
Wassili Grossman, Roman "Alles fliesst" über einen Gulag-Rückkehrer, der den Stalinismus analysiert [3]

Wassili Grossman beschreibt in seinem Roman "Alles fliesst" einen Gulag-Gefangenen, der nach 30 Jahren Haft aus Sibirien nach Moskau zurückkehrt und versucht, ein normales Leben aufzunehmen. Dabei analysiert die Hauptfigur aber auch den Kommunismus mit der Frage, wie aus idealistischen Menschen Stalinisten wurden mit Denunziantentum, mit Lagern in Kolyma, mit Kannibalismus während der Kollektivierung, mit Millionen Toten im Gulag. Die Analyse ist wie eine Sezierung und prangert die 100-jährige, auf Sklaverei fussende Geschichte Russlands an [web06].

Auch dieser letzte Roman Grossmans "Alles fliesst" (1961) wird vom kommunistischem Regime in Moskau als "Bedrohung" für die kommunistische Herrschaft angesehen und verboten [web05].

[Dabei vergisst Grossman natürlich, dass die "Sowjetunion" von den "USA" finanziert ist (1917 und 1945), und dass die Regierung in den "USA" sich selber die Kriege organisiert und finanziert, um jeweils am Ende als Sieger dazustehen. Grossman sieht nur die "Sowjetunion" und romantisiert den Westen und sieht die Verbrechen der "USA" in Korea, Vietnam etc. nicht].

ab Anfang 1961
UdSSR: Gesetze zur Strafverschärfung gegen Juden, weil das ökonomische System verkrustet ist - Prozesswelle

Da die UdSSR das ökonomische System nicht umstellen kann, wird die ganze UdSSR mit einer Fülle von Prozessen überzogen, mit entsprechender Medienpropaganda (S.202). Beschuldigungen sind Anführen von Diebesbanden, Spekulation und Bestechung (S.204). Genaue Daten sind gemäss Pinkus aber nicht erhältlich, weil nur zu den als "wichtig" eingestuften Prozessen die Akten erhalten sind oder in der Presse nachvollziehbar sind (S.202).

In Moldawien, Kasachstan, Kirgisien und Litauen überschreitet die Prozentrate der Todesurteile gegen Juden bei weitem den Bevölkerungsanteil. Pinkus vermutet gezielt gesteuerte Kampagnen. In Moldawien und Kirgisien sind 100 % der zum Tode Verurteilten Juden, in Kirgisien 44 %.

Verglichen mit anderen Nationen in der UdSSR haben Juden aber die niedrigste Kriminalitätsrate (S.204).

Die Prozesse gegen Juden werden zu öffentlichen Spektakeln gemacht, alle wichtige Presse dorthin geführt etc. (S.207).

Mit der antijüdischen Prozesswelle nutzt die russische Regierung den verbreiteten Antisemitismus im Volk für eigene Zwecke aus. "Der Jude" soll Sündenbock für die verkrustete sowjetische Wirtschaft sein (S.207).

Einschränkung der Matzen-Herstellung in der ganzen UdSSR 
Matzen sind nur noch in eigenen jüdischen Bäckereien erlaubt: in Moskau, Leningrad, Tiflis, Taschkent Sukhumi (S.317).

Viereckige Matzen
                        [5]

Runde Matzen [6]
Viereckige [5] und runde Matzen [6]

Nun, wieso ist das Matzenbrot umstritten?. Matzen sind dünne Brotfladen aus Wasser und einem Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer oder Dinkel). Dabei wird kein Triebmittel verwendet. Die Torah (das Alte Testament mit den 5 Büchern Mose) behauptet nun, beim "Auszug aus Ägypten" hätten die Juden keine Zeit gehabt, den Teig für die Brote aufgehen zu lassen, und deswegen hätten sie nur ungesäuertes Flachbrot gegessen, die Matzen. Die orthodoxen, Mose-gläubigen Juden feiern jeweils ein Pessah-Fest, wo der "Auszug aus Ägypten" gefeiert wird, mit dem Verspeisen von Matzen [web08].

[Die Einschränkung der Matzen-Herstellung ist also eine Massnahme innerhalb der Massnahmen gegen Religionen, oder kann auch als ein "Freundschaftsdienst" der "Sowjetunion" für Ägyptens Präsident Nasser angesehen werden.

Tatsache ist aber gleichzeitig, dass es gemäss der neuen, jüdischen Archäologie weder einen "Auszug nach Ägypten" gab, noch eine Sklaverei in Ägypten, und auch den "Auszug aus Ägypten" unter einem Mose gab es nie, siehe das Buch "Keine Posaunen vor Jericho" von Finkelstein / Silberman. Das sind alles Fantasiegeschichten von religiösen Führern, die ihre Macht missbrauchten, weil damals die grosse Masse der Menschen weder schreiben noch lesen konnte. Das heisst, das orthodoxe Judentum hat eigentlich eine völlig andere Basis ohne Mose, wenn man die Archäologie berücksichtigt].

Bergelson-Werke
1961 bringt die Sowjetunion eine Ausgabe der Werke von David Bergelson heraus [web07].

6.1.1961
UdSSR: Meldung der Handelszeitung "Trud" über US-Israel und über zionistischen Falschmeldungen

-- die Zionisten machen eine anti-sowjetische Propaganda

-- die Zionisten verbreiten in der UdSSR russisch-zionistische Zeitungen mit Falschmeldungen über russische Juden und  deren schlechte Existenzmöglichkeiten

-- "amerikanische" Propaganda betrüge das eigene Volk in Israel durch verleumderische Propaganda über die UdSSR (S.252).

21.1.1961
UdSSR: Jüdische Identität wird durch Antisemitismus gestärkt: Beispiel Erenburg

[Der zionistische Lügner und anti-deutsche Propagandist Erenburg wird 70].

Zitat Pinkus:
"An seinem 70. Geburtstag, am 21.Januar 1961, erklärte Erenburg in Radio Moskau:

"Ich bin ein russischer Schriftsteller. Und solange auf der Welt ein einziger Antisemit existiert, so werde ich dem stolz auf die jüdische Frage und die Frage meiner Nationalität antworten: "ein Jude." (S.472,  Anm. Nr.29).

(orig.:
"On his seventieth birthday, 21 January 1961, Erenburg declared on Radio Moscow: <I am a Russian writer. And as long as there exists in the world even one anti-Semite I shall proudly reply to the question as to my nationality: a Jew."

[Der Stolz auf sein Judentum sei ihm unbenommen, aber die Manipulation der Geschichte, um im zionistischen Sinn das Judentum gegen einen einzigen Feind, "die Deutschen", zu "einen", ist nicht hinnehmbar, und die Verweigerung der Nachforschung bei den vielen Todesarten der Judenverfolgung ist ebenfalls nicht hinnehmbar].


Nun läuft die Wirtschaft in der "Sowjetunion" aber immer noch nicht gut, und deswegen meint das Regime, mit Gesetzesverschärfungen würde sie dann besser laufen:

25.3.1961
UdSSR: Erhöhung der Strafen für Schwarzhandel
Ab einer gewissen Summe kann nun auch die Todesstrafe verhängt werden, durch das Präsidium des Obersten Sowjet (S.202).

Mai-Juni 1961
UdSSR: Ratifizierung des "Anti-Parasiten-Gesetzes"
In den drei grossen Republiken wird ein "Anti-Parasiten-Gesetz" verabschiedet, das in den anderen Republiken bereits ratifiziert ist.

Gleichzeitig erhöht das Präsidium des Obersten Sowjet die Strafen für einige ökonomische Vergehen (S.202).

5.5.1961
UdSSR: Erhöhung der Strafen für schweren Diebstahl
an öffentlichem und staatlichem Eigentum, Falschgeldproduktion und Staatspapierfälschung bis zur Todesstrafe (S.202).

24.5.1961
UdSSR: Einführung der Todesstrafe für Grosshandel in fremder Währung
(S.202)

1.7.1961
UdSSR: Einführung der Todesstrafe für gefälschte Wirtschaftsberichte
(S.202)

ab 14.9.1961
UdSSR-Usbekistan: Serie von Pogromen in Usbekistan
-- gegen Juden in Margelan, in Rosh Hashanah
-- es kommt zu Einbrüchen und Häuserzerstörungen (S.142).

19.9.1961 
Kiew: Ewgeni Ewtuschenko: Abdruck seines Gedichts Babi Jar - Tabubruch
(Schreibweisen sind auch Jewgeni Alexandrowitsch Jewtuschenko, Evgeny Evtushenko, Yevgeni Yevtushenko)

-- die Publikation erfolgt in der Literaturnaya Gazeta
-- mit einer Beschreibung der ganzen jüdischen Vertreibung seit Ägypten [die Vertreibung aus Ägypten ist gemäss neuer jüdischer Archäologie gelogen, siehe "Keine Trompeten in Jericho"].

Das Gedicht aktualisiert die Frage des Antisemitismus in der UdSSR

-- mit Anspielungen auf die Pogrome von Malachowka, deren Slogan "Schlag die Juden - rette Russland" lautete
-- ausserdem spricht das Gedicht die Verschwiegenheit des Sowjetstaates gegenüber der NS-Judenvernichtung an.

Das Gedicht bricht also mehrere Tabus auf einmal (S.97).

Jewgeni Jewtuschenko, Profil 1960er
                        Jahre ca. Jewgeni Jewtuschenko, Profil 1960er Jahre ca. [2]

Jewgeni Jewtuschenko (geb. 1932, offiziell 1933) ist ein russischer Dichter und Schriftsteller, geboren in Nischneudinsk in der Provinz Irkutsk (Sibirien). Seine Kindheit verbrachte er bei der Grossmutter in Sima. Sein Vater war der deutschstämmige Alexander Rudolfowitsch Gangnus, der selbst dichtete und seinem Sohn die Poesie beibrachte. Die Grossmutter sorgte dafür, dass der Bub den russischen Geburtsnamen der Mutter erhielt, um den deutschklingenden Namen des Vaters zu vermeiden. 1944 zog die Familie nach Moskau um, wo Jewtuschenko wegen Schwänzens und Aufsässigkeiten in der Schule auffiel. Dort wurde gegen ihn intrigiert, so dass er ohne Abschluss blieb. Seine Arbeitserfahrungen war eine Kolchose und ein Sägewerk sowie geologische Expeditionen unter Leitung seines Vaters in Kasachstan und im Altai-Gebirge. Nach der Rückkehr nach Moskau kam 1949 sein erstes Gedicht heraus. Er wurde ein "Zeitungsdichter", immer mit den obligatorischen Zeilen über Stalin. Ein erster Gedichtband folgte 1952, dann folgte die Aufnahme in den Schriftstellerverband und ins Gorki-Literaturinstitut, auch ohne Schulabschluss. 1961 kam der Durchbruch mit den Gedichten "Babi Jar" und "Meinst du, die Russen wollen Krieg?" Er galt als "Dichterrebell" oder "Kultfigur der 60er Jahre". Bedeutend sind auch seine Erzählungen mit Szenen aus Russland. Seine Werke erschienen in 72 Sprache [web03].

Das Gedicht "Babi Jar"

Übersetzung von Anselm Hollo

<Bei Babij Jar steht kein Mausoleum: Katakombe ist die steile Halde. Ich steh' hier, verängstigt vom Tod umzingelt, ich steh' hier, alt wie ein Jude wie der Jude, gekreuzigt! sieh, meine Hände — gekreuzigt! Dreyfus, angeschrien angespien von einer Rotte von Richtern,

eingekerkert, lebend begraben, beleidigt, zerschlagen.

Damen in hübschen Spitzenkleidern stoßen den Sonnenschirm mir ins Gesicht. Ein Schrillen von Haß. Ich steh' hier, ich bin der Kleine in Bialystok, der sieht, wie das Blut auf dem Boden zerfließt... Das Blut, das die harten Männer vergossen: Wodka in ihren Adern brüllt, flucht, macht sie taub [gegenüber] allem, allem, sie hören nur ihr Gebrüll:

HAUT DEN JUDENHUND! RUSSLAND, BLEIB REIN!

Der Stiefel zerschlägt meine Mutter. Ach, ihr Russen. Nie glaubtet ihr

an Grenzen, fanatischen Glauben, die Menschen von Menschen zu trennen. Doch die unter euch Russen, die ihre Hände befleckten in diesem Blut, die haben sehr oft deinen Namen geschrien — das russische Volk: ja, die "Liga des Russenvolks" — eine Bande von Hassern! Ich steh' hier, ich bin Anne Frank, ein Mädchen ein grüner Zweig, so leicht zu brechen vom blähenden Ast der Liebe,

ihrer Liebe, die natürlich war - und eine Fülle. -. Ich steh' hier, ich seh' dich an seh' midi selbst an, . es ist schwer, es ist dunkel, kein anderer Baum, keine Bäume, kein Himmel — doch, dieses Geräusche, dies Dröhnen — ,— die Stiefel — schon? Nein. Es ist der April und er ist gekommen, uns zu entdecken: Mund gegen Mund in einem, kleinen, dunklen Raum ... — aber wer ist das — Poltern gegen die Tür — Nein, es ist der große Strom, er bricht auf, es ist Frühling er fließt dahin . . . Es ist jetzt sehr still hier, wo ich stehe. Und in mir ist jemand der schreit, doch lautlos über und durch die flüsternden Gräser unter den hohen Bäumen. Die Bäume sind Richter, ganz in Schwarz.. Ich nehme die Mütze vom Kopf und seh', wie mein Haar ergraut, und der Schrei, in mir drinnen, durch all meine Poren dringt er! Um die Millionen, die hier jetzt liegen, ohne Gesicht. Ich steh' hier,

ich lieg' hier,

ein alter Mann, ausgelöscht vom tödlichen Strahl des MG

ein junger Mann

der haue eine Frau eine junge Frau die hatte einen Sohn ausgelöscht vom zischenden Blei — Sie sind eingedrungen in meine Haut, diese Menschen, in meine Adern, in mein Gebein. Sie wohnen jetzt hier, in mir ' sind die Katakomben. Sie waren Juden. Und an diesem Ort kann nie mehr die wilde, dröhnende Stimme der "Internationale" erklingen, eh' nicht der letzte Hasser dieser, dieser Menschen mit Erde bedeckt ist, ist dieser Ort wie taub jenem Lied. Ich steh' hier, ich bin nicht als Jude geboren, doch jene, die haßten und hassen das Blut, das hier floß — die hassen

mich, wie ich sie mein Leben läng gehaßt: und das ist's, was mich zum Russen macht.> [web04]

Chruschtschows Angriffe gegen Ewtuschenko provozieren nun Gegenangriffe von Schriftstellern. Erenburg äussert gegenüber Journalist A.Weth zum Beispiel, dass Chruschtschow zu lange in der Ukraine gelebt habe, als dass er sich von seinem eingefleischten Antisemitismus noch befreien könnte (S.94).

Ewtuschenko selbst bekommt 20.000 Zuschriften zu seinem Gedicht Babi Yar, davon nur etwa 30 in antisemitischem Ton (S.488,  Anm. Nr.62).

24.9.1961
UdSSR: Gegenreaktion gegen das Gedicht Babi Jar in ganz Russland: Gegengedicht
A.Markow schreibt ein Gegengedicht "Meine Antwort" in der russischen Schriftstellerzeitung (S.98). Markows Gedicht ist ein Heldengedicht auf den russischen Abwehrkampf gegen Hitler-Deutschland. In der Folge setzt sich das Gedicht Babi Yar aber in ganz Russland durch (S.118-119).

1961-1963
UdSSR: Antisemitische Aktionen in Russland:
-- es werden gegen Juden ökonomische Prozesse durchgeführt
-- es werden Synagogen und jüdische Friedhöfe zerstört
-- Juden werden beleidigt und gefoltert.

Die Aktionen werden den russischen Medien aber konsequent verschwiegen (S.92).

1961-1965
UdSSR: 24 Prozesse gegen 127 Personen im Zuge des Eichmann-Prozesses
(S.426)

D-Israel: Festsetzen der Entschädigung für 6 Millionen Juden
Der rassistische Zionistenführer David Ben Gurion erhält von Deutschland für 6 Millionen Juden je 30 Silberschekel (S.427).

Ben Gurion mit
                        Adenauer 1960 Ben Gurion mit Adenauer 1960 [4].

Adenauer lässt sich vom Zionisten-Rassisten Ben Gurion willig für 6 Mio. jüdische Tote das Geld aus der Tasche ziehen, obwohl bei dieser "Rechnung" kein einziger Kollaborateur Osteuropas mitberücksichtigt ist, und die eigentlichen Todesarten der Judenverfolgung ebenfalls nicht...

[Die osteuropäischen Länder bezahlen nichts - das Geld fliesst in neue Waffensysteme für weitere zionistische Kriege
Nun kommt irgendwie ein Verdacht auf, wieso die zionistischen Hetzer Erenburg und Grossman in ihrem "Schwarzbuch" bei der Judenverfolgung allein "die Deutschen"  als Täter erwähnt haben: Deutschland kann eine hohe Kompensation bezahlen. Bundeskanzler Adenauer lässt es zu und bezahlt. Von den osteuropäischen Staaten könnte man dagegen nicht so viel verlangen. Tatsache ist, dass die osteuropäischen Bevölkerungen, die 1939-1945 zum Teil sehr viel antisemitischer waren als die deutsche Bevölkerung, und die in den NS-besetzten, osteuropäischen Ländern die Polizeikräfte gestellt haben, bis heute an das Judentum keinen Cent an Kompensation geleistet haben.

Gleichzeitig mag man sich fragen, wieso diese Meldung für die "Sowjetunion" interessant ist. Nun, es ist abschätzbar, wofür das deutsche Geld von den rassistischen Herzl-Zionistenregierungen in Jerusalem verwendet wird: Die Holocaustüberlebenden erhalten nichts, sondern es werden Waffen für neue, zionistische Kriege gekauft, um in Zusammenarbeit mit dem jüdisch unterwanderten Justizministerium der "USA" und dem Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles endlich das Jüdische Reich gegen die arabische Welt zu errichten, während die "Sowjetunion" die arabischen Länder militärisch "auf dem Laufenden" hält].

1962
UN-Debatte: Sowjetische Delegierte verneinen weiterhin die Diskriminierung von Juden in Russland
(S.53)

UdSSR: Chruschtschow behauptet, dass das Problem des nationalen Antisemitismus in Russland gelöst sei und nur noch individueller Antisemitismus existiere (S.482-483,  Anm. Nr.76).

UdSSR: Nun erfolgt ein totales Matzen-Verbot
Heimliches Matzenbacken wird schwer bestraft. Es kommen nun Lieferungen aus dem Ausland aus den "USA", England oder aus dem zionistisch-rassistisch regierten Israel. Die Regierung der UdSSR betrachtet diesen Matzen-Import als "provokativen Akt" (S.317).

Kubakrise: Chruschtschow macht mit Raketen auf Kuba die "USA" unsicher
Chruschtschow anerkennt das junge Castro-Regime und meint, Kuba solle kommunistisches Vorbild für andere latein-"amerikanische" Staaten werden. Die "USA" beschliessen den Boykott Kubas, und die "SU" sagt jegliche Unterstützung für Kuba zu. 1962 werden dort Raketen mit Ziel Washington stationiert, die von "amerikanischen" Satelliten entdeckt werden. Die Raketen auf Kuba gelten gleichzeitig als Antwort auf "amerikanische" Raketen in der Türkei gegen die "Sowjetunion". Am Ende machen Chruschtschow und Kennedy einen Deal und beide gelten als "Friedensfürsten" [web09].

[Nun, Chruschtschow wird dadurch im eigenen Land unangreifbar und kann weiterhin mit antisemitischen Manövern agieren...]

Kirgisien: Frunze-Prozess und weitere Prozesse
Der Prozess erstreckt sich über mehrere Monate und wird vom Obersten Gericht der UdSSR geführt, nicht vom Gericht der Kirgisischen Republik, wie sonst üblich:

-- mit fast täglicher Berichterstattung über jüdische Namen

-- mit fast täglicher Berichterstattung über die jüdischen Verbindungen in den Westen durch  Verwandte, Touristen und Banken (S.207).

In solchen Prozessen soll die Illoyalität von Juden in der UdSSR nachgewiesen werden. Auch Rabbiner, Zionisten und das Botschaftspersonal in Moskau ist von Verdächtigungen nicht ausgenommen. Zudem wird "populärer Antisemitismus" angewandt durch stereotype Beschreibungen der Angeklagten als gierige Geldgrabscher, die sogar ihre Verwandten betrügen würden, um reich zu werden (S.207).

20.2.1962
UdSSR: Einführung der Todesstrafe für die Annahme von Bestechungsgeldern
(S.202)

Mai 1962
UdSSR-Georgien: Synagoge in Tskhakaya angezündet
ohne Tote, ohne Verurteilte (S.96).

9.5.1962
UdSSR-Usbekistan: Pogrom in Taschkent
Einbrüche, Hauszerstörungen (S.142).

Okt 1962
Riga: Beginn des mehrjährigen Kampfes der Juden in Riga um ein Denkmal
für die ermordeten Juden in Rumbuli (S.426).

18.12.1962
UdSSR: Schostakowitsch verarbeitet das Gedicht Babi Yar in seiner 13. Symphonie


Schostakowitsch, Portrait der
                                  1960er Jahre ca.
Schostakowitsch, Portrait der 1960er Jahre ca.



Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch (1906-1975) war Komponist und Pianist und schrieb Hymnen für Stalin. Die 15 Sinfonien von Schostakowitsch sollen gemäss Rostropowitsch wie eine "Geheimgeschichte Russlands" wirken. Der Vater Schostakowitschs war Ingenieur in St. Petersburg, verheiratet mit einer Pianistin, die den Sohn Dmitri und dessen Schwester Maria zum Klavierspielen manipulierte. Erste Kompositionsversuche waren schon in der Kindheit da, und 1917 schrieb er nach der Revolution eine erste "Hymne an die Freiheit" und einen "Trauermarsch für die Opfer der Revolution". Er studierte Klavier und Komposition, hatte das absolute Gehör, doch die nachrevolutionäre Zeit ruinierte die Familie. Ausserdem begann ein Lungen- und TB-Leiden, das Schostakowitsch lebenslang begleitete.

Die erste Sinfonie  von 1925 war seine "Diplomarbeit" und wurde gleichzeitig ein Welterfolg. Seine Werke waren nun zum Teil versteckt oder auch offensichtlich eine Darstellung des Terrorsystems unter dem Stalinismus. Oft verwendete er seine Initialen D-S (Es) -C-H als Melodie. Stalin griff ihn 1936 direkt wegen der Oper "Lady Macbeth von Mzensk" in der Prawda an, aber ausser Verhören und Einschüchterungen wurde Schostakowitsch in der Ljubianka nichts angetan. Er komponierte weiterhin seine versteckt-kritischen Sinfonien und wurde 1937 wieder vom Regime gefeiert. 1941 wurde die Familie Schostakowitsch aus dem belagerten Leningrad nach Samara ausgeflogen. Stalin interpretierte Schostakowitschs Musik als heroischen Widerstand gegen den Faschismus. Die 7. Sinfonie wurde sogar im belagerten Leningrad aufgeführt. Schostakowitsch schaffte es auf das Titelblatt von TIME und bekam den Stalinpreis. Die 8. Sinfonie war dann Stalingrad und den Kriegstoten gewidmet. Das war Stalin zu wenig heroisch und nach 1945 wurde die Sinfonie verboten und Radiomitschnitte gelöscht. Eine Triumphsinfonie schrieb er nach 1945, aber wieder nicht im Sinne Stalins, und auch diese wurde verboten.

1948 wurde die Diskussion entfacht, dass gewisse Musik unter Formalismus und unter Volksfremdheit leide. Viele seiner Werke wurden bis Gorbatschow nicht aufgeführt, weil sie als "formalistisch" galten, Werke im Stile des sozialistischen Realismus dagegen schon. Dabei hatte er den Stalinpreis bereits mehrfach erhalten und schrieb Werke. Die 10. Sinfonie nach dem Tode Stalins war die Abrechnung mit dem Diktator. Die 11. Sinfonie ist dem Petersburger Blutsonntag von 1905 gewidmet, als eine Menschenmenge dem Zaren eine Bittschrift zukommen lassen wollte und die zaristische Polizei über 1000 Tote produzierte. Es folgten nun auch viele Ehrungen im Ausland. Mit der 12. Sinfonie wurde er in die KPdSU aufgenommen und war lange Zeit Sekretär des Komponistenverbandes der "SU". Die 13. Sinfonie kombinierte die Musik mit dem Gedicht "Babi Jar" und war für das Chruschtschow-Regime problematisch und wurde nach einigen Aufführungen verboten. Er blieb Professor an den Konservatorien in Moskau und Leningrad. Hatte er nun schon das ganze Leben lang eine mehr oder weniger starke TB, kam nun aber auch eine chronische Rückenmarksentzündung mit progressiver Lähmung der rechten Hand hinzu. 1966 kam der erste Herzinfarkt, 1971 der zweite. Die 14. Sinfonie war dem Thema Tod gewidmet. Schostakowitschs Spätwerk reduziert nun die Besetzungen und die Harmonik wird geschärft, zur Vollendung gebracht in den "Sieben Romanzen" für Sopran und Klaviertrio. 1967 folgte ein Beinbruch und eine bleibende Gehbehinderung. In der letzten Sinfonie (Nr. 15) verarbeitete er Selbstzitate und einen Rückblick auf sein Leben. Sein Sohn Maxim war Dirigent. Der dritte Herzinfarkt am 9. August 1975 bedeutete das Lebensende. Sogar der KGB ehrte ihn mit einem Kranz [web08].

Die Uraufführung der 13. Sinfonie von Schostakowitsch wird in der sowjetischen Presse nur mit einer Zeile erwähnt. Die Kulturpresse Sovetskaya Kultura kritisiert das Werk, ohne den Komponisten selbst zu nennen.

Ewtuschenko ergänzt nun sein Gedicht "Babi Jar":

-- nun werden auch Ukrainer und Russen als Nazi-Opfer beschrieben
-- und die russischen Arbeiter der Zarenzeit hätten die Pogrome von vor 1917 bekämpft (S.98).


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Quellen
[web01] http://dalitwomenpower.org/worldtravels/World Travels Texte.pdf
[web02] Pinkus: The Soviet government and the Jews, S.503;
http://books.google.com/books?id=V7g8AAAAIAAJ&pg=PA503&dq=soviet+government+and+the+jews&hl=de&ei=hk4JTZ-mFIK88gb0s7WfAQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCUQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false
[web03] http://de.wikipedia.org/wiki/Jewgeni_Alexandrowitsch_Jewtuschenko
[web04] http://www.zeit.de/1963/03/Babij-Jar-in-vier-deutschen-Fassungen;
http://www.zeit.de/1963/03/Babij-Jar-in-vier-deutschen-Fassungen?page=5
http://www.zeit.de/1963/03/Babij-Jar-in-vier-deutschen-Fassungen?page=6
http://www.zeit.de/1963/03/Babij-Jar-in-vier-deutschen-Fassungen?page=7
[web05] http://de.wikipedia.org/wiki/Wassili_Semjonowitsch_Grossman
[web06] http://www.titel-magazin.de/artikel/4/7406.html
[web07] http://de.wikipedia.org/wiki/David_Bergelson
[web08] http://de.wikipedia.org/wiki/Dmitri_Dmitrijewitsch_Schostakowitsch
[web09] http://de.wikipedia.org/wiki/Kubakrise

Fotoquellen
[1] Erenburg, Memoiren mit zionistisch-krimineller Propaganda: http://www.flickr.com/photos/j-c_goersch/3861660538/
[2] Jewtuschenko mit Nixon, 1960er Jahre ca.: http://en.wikipedia.org/wiki/Yevgeny_Yevtushenko
[3] Grossman, Roman "Alles fliesst": http://www.amazon.de/Alles-fließt-Wassili-Grossman/dp/3550087950
[4] Ben Gurion mit Adenauer 1960: http://www.hdg.de/lemo/objekte/pict/DieZuspitzungDesKaltenKrieges_photoAdenauerUndGurion/index.html
[5] Matzen viereckig: http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/931546
[6] Matzen rund: http://www.kidsweb.de/religionen_spezial/judentum/matzen_backen.html
[7] Schostakowitsch, Portrait: http://www.n-tv.de/panorama/Festival-am-Originalschauplatz-article809975.html


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