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Teil 1: 1685-1932 - Teil 2: 1933 - Teil 3: 1934 bis August 1939 - Teil 4: September 1939 bis zum Ende

Hitlers Reich und Selbstzerstörung (Teil 1): 1685-1932

Die Genese der Hitler-Diktatur: Die Mechanismen von "Friedensverträgen", Inflationen, Arbeitslosigkeit und Reformstau in Richtung Diktatur

Brandenburger Tor 1945. Die
                      dauernde Polarisierung zwischen Kapitalismus und
                      Kommunismus riss ganze Volksmassen in den Wahn von
                      Entweder-Oder, von Schwarz und Weiss, von Sieg
                      oder Untergang. Es gibt politische Gruppen, die
                      politisieren heute noch so, trotz des negativen
                      Beispiels Deutschland...
Brandenburger Tor 1945. Die dauernde Polarisierung zwischen Kapitalismus und Kommunismus riss ganze Volksmassen in den Wahn von Entweder-Oder, von Schwarz und Weiss, von Sieg oder Untergang. Es gibt politische Gruppen, die politisieren heute noch so, trotz des negativen Beispiels Deutschland...

von Michael Palomino (2000 / 2005 / 2012)

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aus: Hans-Jürgen Eitner: Hitlers Deutsche. Das Ende eines Tabus. Casimir Katz Verlag, Gemsbach 1991


1. Die Genese der Hitler-Diktatur

ab 15. Jh.
[nicht erwähnt:
Germanenfurz an Europas Universitäten
In Mitteleuropa existiert eine philosophische Richtung, die besagt, dass die deutsche Bevölkerung von den "Germanen" abstamme
-- mit Bezug auf eine "Germania" Tacitus mit Feldzugspropaganda im römischen Reich
-- mit Bezug auf die Ausdehnung des Territoriums im Osten bis zum Don]
-- mit Definition "germanischer Völker" als den sprachverwandten Völkern der deutschen Sprache ab dem Aufkommen der systematischen, "sprachwissenschaftlichen" Linguistik

aus: Lund, Allan A.: Germanenideologie im Nationalsozialismus. Zur Rezeption der "Germania" des Tacitus im "Dritten Reich". Heidelberg 1995

[Die Definition der deutsch "sprachverwandten Völker" wird in Europas Universitäten auch politisch umgedeutet und je nach politischer Lage aktiviert oder desaktiviert. Es wird eine politische "Freundschaft" zwischen den "germanischen Völkern" erdichtet: Deutschland, Holland, Skandinavien, Deutsch-Österreich, Baltenstaaten etc. Dies ist die ideologische Basis für beide Weltkriege in Europa im 20. Jh.].

1685-1918
Potsdam: Zweite brandenburgisch-preussische Residenz
-- Potsdam ist die wichtigste Garnisonsstadt Preussens
-- und ist die Weihestätte des alten preussischen Gedankens (S.88).

18. Jh.
Weimar ist für 50 Jahre Residenz des Weltgeistes
(S.88)

1805
Anti-Napoleon-Koalition: England, Russland, Österreich
Preussen tritt nicht bei, aus Hoffnung auf Eigennutz und aus Furcht.
Napoleon gewinnt gegen England, Russland und Österreich (S.135).

1806
Napoleon gewinnt gegen das alleinige Preussen
(S.135)

1809
Napoleons Armeen gewinnen gegen Österreich
(S.136)

1813
Anti-Napoleon-Koalition England, Russland, Österreich, Preussen
Zerstören der Hegemonie Frankreichs (S.136).

1859
Leitsatz von Karl Marx: Die Schicht bestimmt das Bewusstsein der Menschen
Dies steht in seinem Buch "Kritik der politischen Ökonomie": "Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt." (S.332)

[nicht erwähnt:
Kommunismus entsteht gegen Not und Armut
Der Kommunismus u.a. unter Karl Marx entsteht als Gegenpol zu den harten bis tödlichen Arbeitsbedingungen der Menschen in der neu aufkommenden Industrie, in Kohlengruben, Kinderarbeit, Hungerlöhne etc.].

1871
Deutscher Sieg gegen Frankreich - Gründung des Deutschen Kaiserreichs
unter Bismarck (S.166)

Arbeiterschaft im Kaiserreich: Die Arbeiterschaft unter Bismarck ist die stärkste, bestorganisierte, bestgeschulte Arbeiterschaft Europas
(S.265)

1871-1918
Beschränkte Parteienarbeit
Die Parteien im Kaiserreich sind mit der Regierungsbildung und mit der Exekutive befasst. Sie bekommen aber keine Praxis, Gesetze und Massnahmen zu entwerfen, den Staat zu manövrieren (S.35).

[nicht erwähnt:
Ganz Europa beneidet Deutschland um seine sozialen Errungenschaften unter Bismarck. Das Kaiserreich wird Vorbild für viele soziale Einrichtungen. Negativ bleibt das Dreiklassenwahlrecht und rassistische Gesetze, Todesurteile etc.].

Juden im Kaiserreich sind bereits in führenden Rollen
-- im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben, gehören aber durch die eigene Religion und Tradition nicht zum "Volksganzen" (S.374)
-- Juden bezahlen im Kaiserreich etwa 3 bis 7 mal mehr Steuern als die Nichtjuden (S.376).

Wachsender Antisemitismus in Berlin wegen grossen jüdischen Anteilen in Berufsgruppen
Die jüdische Gemeinde Berlin ist die grösste jüdische Gemeinde Deutschlands und die fünftgrösste jüdische Gemeinde der Welt. 30,6 % der deutschen Juden leben in Berlin und stellen dort 4,3 % der EinwohnerInnen. In Berlin stellen Juden

34 % der Universitätslehrer
42 % der Mediziner
48 % der Rechtsanwälte
56 % der Notare (S.375)

1901-1930 sind 14 bzw. 9,3 % der Nobelpreisträger Juden, was sie aber in der breiten Bevölkerung nicht sympathischer macht (S.376).

Die Überrepräsentierung der Juden in diesen Berufssparten in Berlin erregt Anstoss und nährt den traditionellen Antisemitismus (S.375)

1871-1918
Einfluss der Industrie in der Kaiserzeit auf die Kriegspolitik
Wirtschaftliche Interessenverbände können Einfluss auf die Formulierung von Kriegszielen nehmen (S.242-243)

1871-1918
Die Bauernschaft ist enorm wichtiger Faktor mit viel Durchsetzungsvermögen
(S.280)

1877
Geburt von Hjalmar Schacht
(dtv-Lexikon)

1890-1913
Durchschnittlicher Geburtenüberschuss in Deutschland: 1,4 %
(S.222)

1890-1900
Geburtenrate: Auf 1000 EinwohnerInnen kommen durchschnittlich 36 Geburten
(S.222)



1900

Dissidentenzahl : 0,02 Prozent
(S.25)

1905-1925
Ansteigen der Rate unehelicher Kinder von 8,5 auf 12 %
(S.225)

1908
Hjalmar Schacht wird Vizedirektor der Dresdner Bank
und ist dabei erst 31 Jahre alt. Schacht verkörpert Intelligenz, Ehrgeiz, Eitelkeit, Rosstäuschertricks sowie lyrische Neigungen und gilt als Bürge für stetige wirtschaftliche und bürgerliche Freiheiten (S.213).



1910

36,0 % der Bevölkerung sind verheiratet
(S.218)

Preussen: Unter den 100 Reichsten sind 29 Juden
(S.376)

1911-1914
Geburtenrate: 28 auf 1000 EinwohnerInnen
(S.222)

vor 1914
Angstfreies Kaiser-Vertrauen
-- die deutsche Bevölkerung geniesst ein angstloses, geniesserisches Leben in Deutschland
-- geniesst ein behagliches Leben im Kaiserreich
-- und geniesst eine stabile Währung in Goldmark (S.15).

[nicht erwähnt:
Das Kaiserreich Bismarcks kennt viele Tabus und Diskriminierungen, die verdrängt werden].

vor 1914
Jugendbewegung mit bereits extrem rechten Inhalten
Bereits im Jahre 1914 erfolgt die Gründung der Deutschen Jugendbewegung mit Inhalten, die der Nationalsozialismus später "nutzen" wird (S.51).

[nicht erwähnt:
Auch in anderen Ländern werden extrem rechte Jugendbewegungen gegründet, in Frankreich, in England die "Boy Scouts" etc.]


1914

Kirchenaustritte: 0,4 Promille
(S.25)

1914-1918
Geldentwertung der Goldmark
durch vermehrte Kaufkraft, aber verminderte Warenproduktion. Bis 1918 fällt der Binnenwert der Goldmark um 50 % (S.16).

Deutsche Kriegsausgaben: rund 151 Mia. Mark
Finanzierung:
-- 61 % durch Kriegsanleihen
-- 38,4 % durch schwebende Schulden auf Reichsschutzwechsel
-- Kriegssteuern werden keine erhoben und die vermögen v.a. der Besitzenden werden geschont (S.16).

"Grossraumpolitik" wird propagiert v.a. durch die Schwerindustrie
Dabei stellt die Schwerindustrie im Kaiser-Deutschland annexionistische Kriegszielforderungen (S.243-244).

[Die deutschen Militärs wollen auf alle Fälle Frankreich und Russland besetzen, auch einen Teil Englands, um Deutschland zu germanisieren. Die Anfangserfolge ergeben Übermut und Arroganz].

Abwiegelung der Regierung gegen Inflation
Die Kaiser-Regierung wiegelt die Bedenken gegen die Kriegsinflation ab mit den Begründungen,

-- die Sorge um das "Vaterland" sei im Krieg "wichtiger als die Sorge um den Geldwert"
-- bei einem Sieg im Krieg werde die Inflation durch Plünderung der Besiegten abgeschwächt werden bzw. Plünderungen werden die Kompensation für den Wertverlust der Goldmark sein (S.16).

Tabelle: Juden im Kaiserreich 1914-1918 kämpfen für Deutschland
Juden total ca. 550.000
jüdische Kriegsteilnehmer

96.000
davon 12 % Freiwillige

jüdische Frontkämpfer 80.000
gefallene Juden für Deutschland 12.000
dekorierte Juden für Deutschland knapp 30.000
beförderte Juden in Deutschland knapp 20.000
-- diese Zahlen entsprechen dem Reichsdurchschnitt (S.374)
-- der Anteil gefallener jüdischer Offiziere liegt mit 1,3 % über dem Durchschnitt (S.375).

2.8.1914

Abkommen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
-- die Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht gegenüber den ArbeitnehmerInnen
-- und die ArbeitnehmerInnen haben eine Treuepflicht gegenüber den Arbeitgebern (S.275).

4.8.1914
Kaiser Wilhelm II. verkündet die Gleichheit der "deutschen Brüder"
Reichsthronrede:

"Ich kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr; wir sind heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder!" (S.332)

1916
Hjalmar Schacht wird Vorstandsmitglied der Nationalbank für Deutschland
dabei ist Schacht 39 Jahre alt, und bleibt Vorstandsmitglied bis 1923 (S.213).

ab 1916
Versagen der Ernährungswirtschaft in Deutschland
-- es wurden keine Vorräte angelegt
-- es ist keine Erfassungsorganisation vorhanden
-- es sind keine Lebensmittelstatistiken vorhanden
-- es kommt zu Hunger in deutschen Industrie-Grossstädten (S.433).

1916/1917
Hungerwinter in Deutschland
-- Hauptnahrungsmittel ist dabei die Kohlrübe
-- es kommt zu einer allgemeinen Unterernährung, die Fettreserven und die Körpereiweisse der Körper werden aufgebraucht
-- es kommt zu einer entscheidenden Schwächung von Leistungsvermögen und Widerstandskraft (S.433)

1917/1918
Erneuter Hungerwinter in Deutschland
(S.433)

[nicht erwähnt:
Die Fleischwirtschaft schränkt die Ernährung der Bevölkerung ein
Hätte das Kaiserreich auf vegetarische Nahrung umgestellt, dann wäre der Hunger nicht extrem gewesen.
in: aus: Dr. med. M.O. Bruker: Unsere Nahrung - unser Schicksal. emu-Verlags-GmbH, 56112 Lahnstein, Deutschland, 1986d:

Details:

Die Behauptung der Unverdaulichkeit von Kleie - behauptete Minderwertigkeit des pflanzlichen Eiweiss - Massentod in Deutschland 1917-1919
Die "Schulmedizin" in Deutschland behauptete, dass Kleie im Magen unverdaulich sei (Bruker, S.212) und somit Viehfutter sei (Bruker, S.211). Das war die Propaganda für das Weissbrot ohne Kleie. Ausserdem behauptete die Schulmedizin, pflanzliche Eiweisse seien minderwertig (Bruker, S.211). Das war die Propaganda für den Fleischkonsum. Prof. Wiegener der ETH Zürich stellte schon 1915 fest, dass die dem Vieh verfütterte Kleie auch für den Menschen absolut verdaulich ist (Bruker, S.212-213).

Die Schulmedizin und der deutsche Staat handeln aber nicht sondern lassen die Geldverschwendung, Nährwerteverschwendung und die Gesundheitszerstörung an der Bevölkerung weiter zu (Bruker, S.213), [planmässige millionenfache schwere Körperverletzung].

Dänemark isst vegetarisch und hat keinen Hunger
Der dänische Arzt Hindhede stellte 1915 / 1916 fest, dass Kleie hochwertig und für den Menschen gut verdaulich ist (Bruker, S.211) und verhindert 1917 im blockierten Dänemark mit einer grösstenteils vegetarischen Landesernährung eine Hungerkatastrophe wie in Deutschland: Die Schweinezucht in Dänemark wird um 4/5 und die Rinderzucht um 1/3 reduziert.

Stattdessen lebte die Bevölkerung in Dänemark von den 800.000 Tonnen Vollgetreide, die sonst das Vieh gefressen hätte (Bruker, S.211). In Deutschland verhungerte gleichzeitig die Bevölkerung, weil der deutsche Kaiserstaat das Vieh fütterte, statt alle Menschen zu versorgen (Bruker, S.212).

[Schlussfolgerung: Der deutsche Staat beging 1917-1919 1000-fachen planmässigen Mord an seiner Bevölkerung, indem er am kompletten Fleischkonsum festhielt und die vollwertigen Futtermittel weiter den Tieren verfütterte. Aber von Dänemark wollte der Kaiser nicht lernen].

1917
Diktatur in Russland unter Lenin
(S.62)

[nicht erwähnt:
-- Lenin fährt in einem plombierten Eisenbahnwagen von Genf nach Leningrad durch ganz Deutschland und der Kaiser lässt dies zu
-- Deutschland lässt den kommunistischen Ideologen Lenin absichtlich passieren, damit in Russland die Revolution ausgelöst werde, so dass Russland dann militärisch leicht zu besetzen sei
-- die Reise von Lenin ist deutsches, taktisches Kalkül, und somit wird die russische Bevölkerung in 60 Jahre Kommunismus und in 60 Jahre Extremisierung zwischen Kapitalismus und Kommunismus gestürzt. Wir danken dem deutschen Kaiser...]

1917,1918
Geburtenrate in Deutschland: 14 auf 1000 EinwohnerInnen
1911-1914 noch 28, 1890-1900 noch 36 auf 1000 (S.222).



1918

Korruption und Begünstigung - Opportunisten des Heeres
Ca. 1,5 Mio. Mann drücken sich zwischen Front, Etappe und Heimat herum und entkommen so ihrem sicheren Tod (S.468).

Die Besitzenden haben grosse Kapitalien und begünstigen damit die Inflation (S.16).

Weimar: Gründung der "Republik"
Verabschiedung der Verfassung der Republik im Nationaltheater durch die Nationalversammlung

-- der Geist der Republik sollte in Humanität und Freiheit dem preussisch-militärischen Geist von Potsdam entgegengesetzt sein

-- die geistige Haltung der deutschen Bevölkerung ist geteilt:
oo  Millionen Deutsche teilen die Abneigung gegen den "Geist von Potsdam"
oo  Millionen Deutsche sehen in Potsdam das Sinnbild einer grossen preussisch-deutschen Vergangenheit strenger Grösse (S.88).

Parteien ohne Praxis in der Legislative
Die Parteien werden alleinige staatstragende Institutionen ohne jede Praxis in der Legislative
-- haben keine Praxis, die Demokratie nach aussen hin auszuüben
-- haben keine Praxis in Kompromisspolitik und Interessenausgleich
-- haben Angst vor der Verantwortung (S.35).

1918-1923
Die Bauernschaft wird schuldenfrei durch Inflation
(S.201, 280)

ab 1918
Der Verlust der stabilen Kaiserzeit ist endgültig
(S.15)

Die deutschen Universitäten lösen sich aber kaum vom autoritären Kaisertum
Die Universitäten haben unheimliche Schwierigkeiten, sich von dem kaiserlich-wilhelminischen Gedanken zu lösen, v.a. in den Fakultäten Geschichte, Recht und Germanistik existieren Gedanken der Republikfeindschaft und des antidemokratischen Denkens. Die Studenten sind allgemein "unpolitisch" und gefühlsmässig alldeutsch-kaiserlich (S.35).

Die kaiserliche Feiertage bleiben erhalten
Die Jahrestage der Schlacht von Sedan (2.9.1870) und der Reichsgründung (18.1.1871) werden an allen deutschen Universitäten pathetisch weiter gefeiert. Die Feier des Verfassungstages der Weimarer Republik (11.8.1919) bleibt blosse Pflichtübung in den Ferien (S.35).

[Auch die kaiserlichen Strassennahmen bleiben Deutschland bis heute erhalten, ohne jeden Grund, wenn man die Untaten des Kaisers bedenkt mit Massenmord und Begünstigung des Kommunismus auf der Welt].

Studentenverbindungen bleiben "national" und antisemitisch
Die Studentenverbindungen bleiben wilhelminisch und sind antijüdisch, führertreu, völkisch-nationalistisch und militaristisch, so
-- die Burschenschaft
-- der Hohe Kösener S.C.Verband
-- der Cartellverband der katholischen farbentragenden Studentenverbindungen (S.37).

ab 1918
Die Internate NAPOLA (Nationalpolitische Erziehungsanstalten, Internate)
-- gehen 1918 aus den Kadettenanstalten hervor
-- Ziel ist das Heranbilden einer national ausgerichteten Elite für alle Bereiche des Lebens (S.300).



1919

1919-1933
Weimarer Republik

Zurückscheuen der Politik vor einschneidenden Massnahmen
Die Verantwortliche kneifen vor einschneidenden Massnahmen (Reichsregierung, Grossunternehmen, Grossbanken, Gewerkschaften), weil:

-- die eigentliche Situation wäre der Staatsbankrott
-- der Staat lässt somit eine begrenzte Inflation zu, die den Absatz (Flucht in Sachwerte) und den Export fördert
-- Ermöglichung der Vollbeschäftigung, guter Bilanzen, Ermöglichung höherer Sozialleistungen (S.16).

Die verderblichen Auswirkungen der Inflation treten erst mit Verzögerung ein (S.16).

Sozialsystem der Gegensätze
Das Sozialsystem beruht auf dem Gegensatz von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Der Gegensatz wird zur Norm (S.336).

19.1.1919
Wahlen
-- demokratische Parteien: 76,1 %, antidemokratische Parteien ohne Splitterparteien: 23,4 % (S.40).
-- die demokratischen Parteien haben eine 3/4-Mehrheit (S.40)

aber: Inflation: Spareinlagen haben noch 10 % des Gegenwerts von 1914
(S.16). Die Inflation in Deutschland ist die zweitgrösste hinter Russland (S.16).

Vermögensbeispiel: 1914: 50.000 Goldmark sind 1923 noch 0,0005 Pfennig (S.17).

1919-1921
Spitzenzeit für Kirchenaustritte
v.a. in städtischen Industriegebieten (S.25).

1919-1923
Zeit der Inflation, gesellschaftliches Trauma mit Werteverlust und materiellen Verlusten
Die Auswirkungen:
-- Erbitterung, Hass, Wut auf die Demokratie
-- der Wahnsinn der deutschen Inflation wird beantwortet mit dem Wahnsinn der Sehnsucht nach einer Diktatur
-- die Gläubiger sind ihre Kreditwerte los, die Schuldner sind ihre Schulden los, die Schuldenmacher sind im Vorteil, also die aktiven und wohlhabenden Schichten (S.15).

Verantwortung für eine Inflation: der Staat allein (S.16). Gemäss Gerhard Ziemer ist die Inflation 1919-1923 "ein fünfjähriges Staatsverbrechen" (S.15).

1919-1925
Gemässigter Zollschutz für die deutsche Landwirtschaft
(S.283) 

1919-1933
Bewegungen gegen die Demokratie
Friede und Demokratie sind im dauernden Daseinskampf. Es kommt zu Demonstrationen, Krawallen bis zur radikalen Propaganda gegen die Demokratie. Die Demokratie-tragenden Kräfte können durch die wirtschaftlichen und soziopolitischen Zustände nicht überzeugen (S.39).

Demokratiefeindliche Parteien dürfen agieren (S.40).

1919-1933
Tucholsky verhöhnt die Weimarer Republik
-- zieht viele in die Verachtung der Republik
-- gibt der Rechten zugleich willkommene Munition für die Agitation gegen die Republik
-- wandert 1929 nach Schweden aus (S.110)
-- Reich Ranicki beschuldigt später die extreme Linke, die Weimarer Republik nicht geschützt zu haben (S.110).

Uneheliche Geburten und Abtreibung
-- unverheiratet Mütter sind sehr schlecht gestellt
-- unverheiratet Mütter haben nicht einmal das gesetzliche Recht auf das Kind (S.225).

"Humane Rassenhygiene" ist verbreitet [?]
(S.224)

Kartellbildungen in der Industrie
-- es bilden sich Kartelle, währenddessen im Ausland der freie Wettbewerb verteidigt wird: Produktionskartelle, Preiskartelle, Absatzkartelle
-- die Kartelle bekommen in Deutschland Rechtscharakter
-- Nachteil: veraltete und unwirtschaftliche Unternehmen bleiben am Leben
-- Höhepunkt der Kartellierung 1925-1928 im Bergbau zu 4/5, in der Chemieindustrie, Glasindustrie und Papierindustrie z.T. mehr als 2/3 (S.256).

Wohnungsnot: Einrichten von Erwerbslosen-Siedlungen an Stadträndern
mit Nutzgärten und Kleintierhaltung zwecks Selbstversorgung (S.228)

In den deutschen höheren Schulen wird jeweils das "Schanddiktat" von Versailles eingeprägt
und damit das Selbstwertgefühl der Jugendlichen stark gestört

[ohne zu erwähnen, dass die deutschen Militaristen seit 1907 mit dem Schlieffenplan gleich ganz Holland, Belgien, Frankreich und England besetzen wollten und Lenin absichtlich durch Deutschland reisen liessen, um Russland zu destabilisieren und Russland zu besetzen].

Ganze Bevölkerungsteile und die Kirche lehnen die Weimarer Republik ab:
Bewegungen gegen die Demokratie
Friede und Demokratie sind im dauernden Daseinskampf. Es kommt zu Demonstrationen, Krawallen bis zur radikalen Propaganda gegen die Demokratie. Die Demokratie-tragenden Kräfte können durch die wirtschaftlichen und sozialpolitischen Zustände nicht überzeugen (S.39).

1919-1933
Kartellgericht schützt kleine Unternehmen
Schutz der kleinen Unternehmen, die ihre Produkte billiger anbieten als die Grosskartelle (S.258).

Kirche: Protestantische Kirche hat kein positives Verhältnis zur Weimarer Republik
wegen nationalkonservativer Grundhaltung (S.405).

Die Zentrumspartei der Katholiken lehnt die Weimarer Republik sehr ab
(S.400)

Juden in der Weimarer Republik bleiben in führender Rolle
Der Antisemitismus in Deutschland bleibt bis 1932 schwach, schwächer als in den meisten anderen Staaten Europas wie Osteuropa, England, Niederlande, Österreich (S.374).

"Humane Rassenhygiene" ist verbreitet
(S.224) [siehe: Huonker: Psychiatrie-Holocaust].

Die "moderne" Architektur wirkt katastrophal:
"Architektur" in der Weimarer Republik - das unmenschliche "Neue Bauen"
-- das Klischee behauptet, die Architektur der Weimarer Zeit sei weltoffen, zukunftsfroh, sozial, engagiert, demokratisch
-- stimmt nur zum Teil (S.197).

"Neues Bauen":
-- Verzicht auf historisch ableitbare Formen
-- Häuser mit weiss getünchten Wänden
-- durchlaufende Fenster- und Wandbänder
-- Sichtbarmachen der Konstruktion als Trägerin der Form
-- der Baustil wird getragen vom Deutschen Werkbund, von Bauhaus, von SPD und KPD
-- das "Neue Bauen" hat grösste Bedeutung im sozialen Wohnungsbau
-- der Baustil bleibt unverstanden, auch bei den Arbeitern (S.194)

[der Baustil ist durch Weglassen aller historischen Merkmale und Charakteristika nicht liebenswert und unmenschlich, scheusslich geometrisch viereckig in rechten Winkeln und verzichtenswert].

Kämpfe gegen das "Neue Bauen"
-- konservative Architekten bekämpfen das "Neue Bauen" als "kulturbolschewistisch", zumindest als "undeutsch"
-- konservative Architekten und ihre Ideen sind vertreten in der Bauwirtschaft, in Heimatschutzvereinen, in den Mitteparteien, Eintreten für vorindustrielle Wertsysteme:
oo  Ablehnen der Grossstadt
oo  Hinwendung zu Dorf und Kleinstadt
oo  Leitbild: das Eigenheim (S.194).

-- zwei Richtungen der konservativen Architekten:
oo  Monumentalarchitektur für öffentliche Bauten und Industrie
oo  Bauweise mit heimischen Materialien im Interesse des Heimatschutz (S.194)
oo  beide Richtungen schliessen sich dem 1928 gegründeten NS-Kampfbund für deutsche Kultur an mit dem Ziel, das "Neue Bauen" zu zerstören (S.195)

Theater und Film mit hohem Niveau
haben hohes Niveau, grosse Vielfalt, Theater und Film von Weltruf (S.112).

ab 1919
Kinosucht und Theater in Deutschland
Hauptkraft ist die Verdrängung des Alltags, das Überspielen von Angst (S.26). Entwicklung der Filmverrücktheit, die Leute werden "kinosüchtig", besonders die Deutschen. Die Traumfabrik ist ob der dramatischen nationalen Situation sehr beliebt, hilft, die latente Daseinsangst zu überspielen. Berlin wird Filmmetropole für die ganze Welt (S.25).

Berlin wird auch zur Theaterstadt der Welt, mit Produktion von Luftschlössern und Traumwelten, auch in München, Hamburg, Frankfurt a.M. und Düsseldorf, Berlin zusätzlich als Zentrum für Operette und Show in Europa (S.26).

Ausserdem: Entwicklung von Tanzwut, Sexwelle in überbordender Lebenslust und Hektik (S.26).

Zusammenspiel der Lebenselemente des "Bösen", der Lasten, mit den Elementen des Übersüssen, Zuckerhaften, Verhöhnung der Werte und der Mentalität, und das bürgerliche Publikum klatscht über seine Verhöhnung (S.27).

Extremistische Kunst
radikale, extreme Richtungen, alles erlaubt, verunsichert die Bevölkerung noch mehr (S.27), lässt ein Vakuum entstehen, lässt die Gefühle im bodenlosen Raum, so dass es Platz gibt für Autoritäten, so dass Autoritäten als Glück, als Erlösung empfunden werden (S.28).

ab 1919
Die Lehre vom "Totalen Krieg"
-- Aufkommen dieser Strategie nach dem ersten Weltkrieg
-- Leitsatz: Am Krieg sind die gesamte Bevölkerung, ob in der Armee oder in der Heimat, am Existenzkampf um Sein oder Nichtsein zu beteiligen
-- es sollen alle menschlichen, materiellen und moralischen Potentiale in den Dienst der Vernichtungsstrategie gestellt werden (S.449).



1920

Entwurf des NSDAP-Programms
-- das Programm verlangt in Punkt 16 die sofortige Kommunalisierung der Gross-Warenhäuser und ihre Vermietung zu niedrigen Preisen an Klein-Gewerbetreibende (S.260)
-- Forderung einer Bodenreform, ansonsten keine landwirtschaftlichen Anliegen (S.283).

24.2.1920
Die NSDAP präsentiert ihr Parteiprogramm
Punkt 13 fordert die Bekämpfung der Kartelle (S.257)
Punkt 16 fordert die Förderung des Mittelstandes (S.258).

Leitsatz gegen Korruption im NSDAP-Programm
-- man bekämpfe "die korrumpierende Parlamentswirtschaft einer Stellenbesetzung nur nach Parteigesichtspunkten ohne Rücksicht auf Charakter und Fähigkeiten."
-- die Parteifarbe zählt, nicht die Fähigkeit
-- Folge ist Korruption, aber nicht die Zersetzung der Macht (S.173).

1920-1939
Danzig wird [vom Völkerbund] zur "Freien Stadt" erklärt
(S.514)

6.6.1920
Wahlen
-- demokratische Parteien: 47,8 %
-- antidemokratische Parteien ohne Splitterparteien: 50,6 % (S.40).
->> die demokratischen Parteien verlieren die Mehrheit (S.40)

Demokratiefeindliche Parteien sind in der Mehrheit
also die Menschen, die glauben, durch eine Diktatur werde alles besser werden. Die antidemokratischen Parteien bekennen sich zur Diktatur (S.40).

ab 1920
Hitler ist der Moralapostel in Deutschland
Rede in München 12.4.1922:

"Das ist das Gewaltigste, das unsere Bewegung schaffen soll: diesen breiten, suchenden und irrenden Massen einen neuen festen Glauben, der sie in dieser Zeit der Wirrnis nicht verlässt, auf den sie schwören und bauen, auf dass sie wenigstens irgendwo wieder eine Stelle finden (nicht erwähnt: er meint: bei sich selbst), die ihrem Herzen Ruhe gibt. Und das bringen wir zuwege!"

(aus: Eberhard Jäckel: Hitlers Herrschaft. Vollzug einer Weltanschauung. Stuttgart 1986).

Hitler profitiert von der Krise des Anfangs der Demokratie
-- gegenseitiger Klassenkampf

-- Ideologie des permanenten gesellschaftlichen Konfliktes

-- Hitler ist ein Erfüller des Bedürfnisses nach Ordnung, mit Verachtung des Parteienstaates

-- Propaganda und Wirtschaftskrise spielen Hitler in die Hände, schüren Angst in den bürgerlichen Massen vor dem gesellschaftlichen Abgleiten

-- Hitler erscheint als "die Lösung aller Probleme", als die "Verkörperung der gleichen Ängste und Sehnsüchte"

-- zur Machtübernahme muss Hitler aber 11 Jahre warten (S.30)

[nicht erwähnt: Hitler will den Kaiserstaat mit revolutionären Elementen weiterführen]

-- Hitler sieht die Weimarer Republik nur als "Zwischenreich", ein nationalsozialistisches Deutschland aber als "Drittes Reich", nach dem Ersten Reich (Heiliges Römisches Reich deutscher Nation 962-1806), nach dem Zweiten Reich (Kaiserreich von Otto von Bismarck 1871-1918)

-- Hitler will als Krönung ein Weltreich, das die ersten beiden Reiche gigantisch überhöhen soll, eine Synthese der beiden vorangegangenen Reiche, mit Raub-Imperialismus als Mittel (S. 166).

ab 1920
Zerfall der moralischen Werte in der Weimarer Republik
-- Zunahme der strafrechtlichen Verurteilungen 1920-1923 um 31,8 %
-- Abnahme der Personendelikte um 50 %
-- Ansteigen der Vermögens- und Sachwertsdelikte auf das 2 1/2-Fache
-- Ansteigen der Diebstähle um 200 % (verdreifacht)
-- Ansteigen der Hehlerei um 500 % (versechsfacht)
-- Ansteigen der Abtreibungsrate um 100 % (verdoppelt) (S.18)
-- Traditionen gelten nicht mehr, Entscheidungsfreiheit kann rational noch nicht begriffen werden
-- die Menschen wissen nichts mit der Freiheit der Demokratie umzugehen

-- die Mehrheit passt sich irgendwelchen Vorbildern an (Konformismus) oder tut das, was von einem gewollt wird (Totalitarismus)

-- es herrscht Experimentierphase der Demokratie (S.23)

-- die Verantwortung und Selbständigkeit zum Nutzen der demokratischen Freiheiten sind nicht ausgebildet, Verantwortung wird als Last empfunden und Diktaturen haben so leichtes Spiel

-- gleichzeitig: Gefühl von Heimatlosigkeit, Entwurzelung, zerrissene Familienbindungen, zerrissene religiöse Bindungen (S.24), Frage nach dem Sinn des Daseins, Gefühl des Ausgeliefert-Seins an anonyme Mächte (S.25)

Verfall der Unternehmergesinnung als soziales Trauma
-- Inflation fördern, um schnell alle Schulden zu tilgen
-- die Industriekapitäne widersetzen sich einer Währungsstabilisierung mit Argumenten patriotisch-vorgeschobener Art
-- möglichst lange Gewinne aus der Geldentwertung schöpfen

-- die Inflationszeit wird zum grössten Raubzug der Schwerindustrie gegen die deutsche Bevölkerung (S.18)
-- Anstand und Ehrlichkeit gehen in der deutschen Gesellschaft verloren
-- langsamer Zerfall der Rechtsordnung

-- Unmoral wird belohnt, das soziale Trauma ist vollendet
-- nachhaltige Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas in Deutschland (S.19).

ab 1920
Antisemitische Burschenschaften
Die Studentenverbindung Burschenschaft lehnt die Aufnahme von Juden und jüdisch Stämmigen grundsätzlich ab (S.37).

1920-1930
Schuldenlast der NSDAP - Selbstfinanzierung
Nach vier aufwändigen Wahlkämpfen überbordet die Schuldenlast. Gerüchte besagen, starke Hintermänner und Konzerne stützten die Partei, was nicht stimmt. Die preussische Polizei stellt fest: Die Partei finanziert sich grösstenteils selbst mit Eintrittsgeldern zu Versammlungen (S.58).

2.3.1933
Propaganda gegen die Demokratie durch Arbeitervereine
z.B. durch das Organ des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute "Stahl und Eisen" am 2.3.1933: mit der Behauptung, die neue Reichstagswahl habe nur einen Sinn, wenn sie die letzte sei, und wenn "auf Wahlstimmen keinerlei Rücksicht mehr zu nehmen sei." (S.60)

(in: Lotte Zumpe: Wirtschaft und Staat in Deutschland 1933-1945, Berlin Ost /Vaduz 1980)

ab 1920
Integration von Elementen der Jugendbewegung im Nationalsozialismus
zur Ausprägung der "idealistischen" Seite des Nationalsozialismus (S.51).

Die verführerische Fassade des Nationalsozialismus
-- v.a. Jugendlichkeit
-- Kraft, Entschlossenheit
-- Wagemut
-- Opferbereitschaft (S.51).

Die Versprechen des Nationalsozialismus
Die NSDAP verspricht den jungen Mitgliedern im Falle eines Wahlsieges Gehälter, Titel und Beute (S.51).

Die Ideen der NSDAP-Mitglieder
-- Vereinigung von Tradition und Revolution
-- Vereinigung von Überlieferung und Fortschritt
-- die besten Kräfte der Nation sollen aus allen Lagern den neuen Staat gestalten
-- Ziel: der soziale Frieden (S.54).

Aus den genannten Elementen entsteht ein Sendungsbewusstsein. Die Mitglieder werden "Gläubige", glauben an politische Einheit, nationale Grösse (S.54), soziale Volksgemeinschaft (S.55). Die Hingabe für diese Ziele ist im Volk enorm, gefördert durch einen Führer-Mythos, der den entwurzelten und Deklassierten den Schein einer Orientierung, einer Ordnung bietet (S.55).

1920-er Jahre
Umstrittene Zinszahlungen bei der NSDAP
Der linke NSDAP-Flügel fordert das Abschaffen aller Zinszahlungen, hält auch später an der Vision fest, ohne sie aber einzufordern (S.230).



1921

Antisemitische Studentenverbindung Hoher Kösener S.C.Verband
Die Studentenverbindung Hoher Kösener S.C.Verband verbietet die Aufnahme von Juden und jüdisch Stämmigen (S.37).

1921
Österreich stimmt für den Anschluss an Deutschland - Verhinderung
-- Tirol 24.4.1921: 98,8 % Ja-Stimmen
-- Salzburg 29.5.1921: 99,3 % Ja-Stimmen
-- weitere Abstimmungen werden verhindert (S.394).

[auf Druck Frankreichs, das Deutschland am liebsten schon 1919 geteilt hätte].

ab 1921
Elemente des Nationalsozialismus: Für alle ist "etwas dabei"
einerseits:
-- obrigkeitsstaatliches Denken (preussisch)
-- Untertanengesinnung (preussisch)
-- Machtanbetung (nicht preussisch)
-- aussenpolitische Expansion (nicht preussisch)
-- Überschätzen der eigenen Möglichkeiten (nicht preussisch)

andererseits:
-- revolutionäre Elemente (nicht preussisch)
-- rassenideologische Elemente mit massenmörderischen Konsequenzen (nicht preussisch)

Beispiel:
KZ Buchenwald: Der Spruch: "Jedem das Seine!" ist der Wahlspruch des höchsten preussischen Ordens. Der Nationalsozialismus missbraucht in zynischer Perversion die preussischen Ideale (S.11).

Weiterer Rückgang der Geburtenrate durch Verstädterung
(S.222)



1922

Die Reparationszahlungen an Frankreich sind im Rückstand
Frankreich seinerseits
-- ist auf die Zahlungen angewiesen, um eigene Kriegsschulden in seiner Bilanz zu begleichen
-- beklagt eine Inflation gegenüber dem Englischen Pfund und dem "US"-Dollar (S.19).

Die Spekulation der französischen Regierung meint, eine Ruhrgebietsbesetzung kann positive Folgen haben:
-- die Kaufkraft des Franc wird gestärkt
-- die Reparationszahlungen werden gleichzeitig eingetrieben (S.19).

Diktatur in Italien unter Mussolini
zeitweilig bewundert von Churchil, George B. Shaw, Chamberlain u.a. (S.62)

Beitritt von Hermann Göring zur NSDAP
ein "Siegertyp", Jagdflieger im 1.Weltkrieg (S.73).

1922-1932
Bayerns Justizminister Franz Gürtner verpasst die Ausweisung Hitlers nach Österreich
(S.186)

ab Juli 1922
Die Inflation galoppiert - Hyperinflation
wegen grosser Staatshaushaltsdefizite und grosszügiger Geldmengenhandhabung (S.16).

Oktober 1922-April 1926
Mussolini schafft die Gleichschaltung in Italien in 3 1/2 Jahren
(S.85)



.1923

Antisemitische Studentenverbindung "Cartellverband"
Die Studentenverbindung Cartellverband verbietet die Aufnahme von Juden und jüdisch Stämmigen bis zu den Grosseltern (S.37).

Die Krise der Weimarer Republik
ist eine Krise in vier Bereichen gleichzeitig:
-- politische Krise: Es fehlen überzeugende Führungskräfte
-- wirtschaftliche Krise

-- gesellschaftliche Krise: Zum ersten Mal hat die Bevölkerung so viele liberale Freiheiten, aber keine Erfahrung mit den Freiheiten: Es entsteht  kein Gleichgewicht der Kräfte

-- geistige Krise: Durch Freiheiten bilden sich Extreme, die sich nicht mehr verstehen, die sich gegenseitig ein frustrierendes Gefühl produzieren (S.30).

-- die geistig leere Menschenmasse wird auf Hitler ansprechbar
-- der geistig leere Mensch lässt sich auch gerne einordnen in die hitlersche, scheinbar sinnerfüllte Kulturgemeinschaft

-- die Menschen ohne feste, religiöse, traditionelle oder soziale Bindungen sehen im Nationalsozialismus einen Sinn, der das Leben erfüllend macht

-- der Nationalsozialismus vermittelt Werte und Verwirklichung im Handeln
-- Hitler vermittelt einen Glauben, dass dann alles besser würde

-- wer an Hitler glaubt, opfert Freizeit und Geld, sogar das Leben mit der Vorstellung, einen wichtigen Beitrag für die strahlende Zukunft Deutschlands zu leisten
-- die NSDAP-Mitglieder haben den Willen, sich Hitler unterzuordnen
-- der Nationalsozialismus wird Religions- und Glaubensersatz [nicht erwähnt: und Kaiserersatz]
-- z.B. haspeln sogar Künstler und Schriftsteller Hitler nach (S.31).

Arbeiter und Mittelstand verarmen - Alterskapitalien gehen verloren
-- der Reallohn eines gelernten Arbeiters ist auf die Hälfte des Niveaus von 1913 gesunken
-- ein gelernter Arbeiter arbeitet für ein Pfund Butter 2 Tage, für ein Paar Stiefel 6 Wochen

-- das mittelständische Bürgertum verarmt
-- Alterskapitalien, die über Jahrzehnte angespart worden sind, gehen verloren (S.17).

Gewinner der Inflation
-- Börsenbarone, Profitgeier und Ausländer (Aufkaufen ganzer Schätze und von Grundbesitz für ein paar Dollars) (S.17)
-- die alte Geld- und Machtelite weiss, ihre Vermögen zu vermehren (S.19)

-- der grösste Inflationsgewinner ist Hugo Stinnes (1870-1924), kauft sich mit Bankkrediten einen Mammutkonzern zusammen, ist ein "Arier", und ist bald seine Schulden los (S.17)

-- Umschichtungen der Vermögensverhältnisse
-- Vernichtung der Hoffnung auf Eigentum
-- Vernichtung von Eigentumswerten (S.17)
-- nur in Russland ist es noch schlimmer (S.18).

Nationalökonom Moritz Julius Bonn (1873-1965) nennt die Inflationspolitik "eine kapitalistische Variante der kommunistischen Enteignungspolitik" (S.18).

1923
Diktatur in Spanien unter Miguel Primo de Rivera
(S.62)

"Arier-Paragraph" in katholischen Studentenorganisationen
Juden werden aus katholischen Studentenorganisationen ausgeschlossen (S.376)

[nicht erwähnt: Damit ist bewiesen, dass die Kirche grosser Helfer für militanten Antisemitismus ist].

Gründung des Hetzblattes "Der Stürmer" in Nürnberg
-- durch Franken-NS-Gauleiter Julius Streicher (1885-1946)
-- der "Stürmer" wiederholt die alte Parole des "Historikers" Heinrich von Treitschke (1834-1896) von 1879: "Die Juden sind unser Unglück"
-- Hauptthema sind obszöne Berichte über angebliche jüdische Sexualverbrechen und Ritualmorde an Christen

-- Hitler schätzt dieses Blatt
-- innerhalb der NSDAP gilt der "Stürmer" aber als vulgär-pornographisches Hetzorgan und wird bis 1933 nicht sonderlich ernst genommen
-- der "Stürmer" hält sogar lange Zeit NS-Sympathisanten vom Eintritt in die NSDAP ab (S.377)

11.1.1923
Besetzung des Ruhrgebiets durch belgisch-französische Truppen

Reaktion:
-- die Berliner Reichsregierung appelliert an den "passiven Widerstand" an Rhein und Ruhr
-- der Produktionsausfall steigert sich auf bis zu 40 Mio. Goldmark pro Tag
-- der Staat erhöht künstlich zum Ausgleich die Geldmenge, produziert damit eine Hyperinflation, und spezielle wirtschaftliche Gruppen profitieren davon. Erst als keine der entscheidenden politischen und wirtschaftlichen Gruppen mehr eindeutige Vorteile aus der Hyperinflation ziehen kann, wird die Mark-Stabilisierung politisch möglich (S.19).

Folgen:
Geldentwertung ist katastrophal (S.19).
-- Bauern: weigern sich, ihre Ernten gegen wertloses Papiergeld zu verkaufen. Es droht eine allgemeine Hungersnot (S.19)

-- in Deutschland herrscht eine allgemeine Angst vor Verlust

-- die Bevölkerung bekommt den Eindruck einer schwankenden, zerfallen den Welt

--  zwischen den Bevölkerungsgruppen entsteht der Eindruck von Disharmonie, Düsterkeit und Qual, allgemeines Unverständnis der einzelnen Bevölkerungsgruppen zueinander

-- die Kunst drückt die Disharmonie aus und wird nicht mehr verstanden (Malerei, Dichtung, Musik)

-- es entsteht eine bisher ungekannte Hemmungslosigkeit und Freiheit [Kompensation auf das staatliche Chaos], Blühen von Kunst, Korruption, Revolution und Reaktion bis zum Fanatismus (S.20)

24.4.1923
München: Hitlers Wort über Kapitalismus
"Das Kapital ist nicht die Herrin des Staates, sondern sein Diener." (S.212)

26.9.1923
Abbruch des Ruhr-Widerstandes

13.10.1923 und 8.12.1923
Ermächtigungsgesetze zur Überwindung der Folgen der Ruhr-Besetzung und der Inflation
Aufgrund des parlamentarischen Recht werden die Ermächtigungsgesetze zu verfassungsändernden Gesetzen, werden mit 2/3-Mehrheit des Reichstags beschlossen (S.95).

November 1923
Hjalmar Schacht wird Reichskommissar bei der Mark-Stabilisierung
bringt der Mark neues, internationales Ansehen (S.213).

Frankreich: Die Ruhrgebietsbesetzung lohnt sich nicht
Der französische Franc stabilisiert sich nicht, weil durch die Besetzung des Ruhrgebietes immer eine kriegerische Auseinandersetzung droht und kein internationales Vertrauen in Frankreich aufkommt (S.20).

15.11.1923
Notmassnahmen in der Weimarer Republik
-- Ausrufen des militärischen Ausnahmezustandes
-- Notverordnung des Reichspräsidenten:
-- Zwangskurs 1 Billion Papiermark = 1 Rentenmark (S.19)
-- keine Vermehrung der Geldmenge mehr, Ausbalancierung der öffentlichen Haushalte
-- Festsetzen des Devisenkurses 4,20 Rentenmark = 1 "US"-Dollar, wie 1914 vor dem Krieg (S.19).

Keine Ahndung gegen das Staatsverbrechen Inflation
Es erfolgt keine Klage gegen das Staatsverbrechen "Inflation", weil alle politischen Parteien daran beteiligt waren mitsamt der gesamten grossen Industrie. Die Industrie ist aber nicht einklagbar, weil sie die Arbeitsplätze stellt (S.20).

Gewinner der Hyperinflation
-- Landwirtschaft: Lebensmittel braucht man immer
-- der städtische Hausbesitz: Mieten
-- die Industrie: speziell die Schwerindustrie, erhöhte Machtentfaltung und Konzentration
-- der Staat: Schulden lösen sich in Nichts auf (S.16).

Verlierer der Hyperinflation
die Sparer: Spargelder, Bankguthaben, Pfandbriefe (S.16).

Keine Ahndung gegen das Staatsverbrechen Inflation
Es erfolgt keine Klage gegen das Staatsverbrechen "Inflation", weil alle politischen Parteien daran beteiligt waren mitsamt der gesamten grossen Industrie. Die Industrie ist aber nicht einklagbar, weil sie die Arbeitsplätze stellt (S.20).

Ende 1923
Resultat der Umschichtungen durch die Inflation
-- Verlust der bürgerlichen Werte (Sparsamkeit)

-- Verlust der moralischen Werte (steigende Besitz-, Vermögens- und moralische Delikte, Plünderungen, Krawalle, Schiebungen, Schleichhandel)

-- Besitzkonzentration: 0,4 % der Industriebetriebe besitzen 1925 30 % des Industrievermögens

-- masslose Verarmung der ganzen Mittel- und Unterschicht, z.T. Hungerzustände, Kinderelend

-- die Neureichen veranstalten Schlemmereien, ausschweifende Tanzwut (S.20).

Die Gesellschaft erkennt die Notwendigkeit eines Neuaufbaus der Gesellschaft mit dem allgemeinen Gefühl: Inflation wolle man nie wieder (S.20).

Diese Unflexibilität ist wiederum gefährlich, denn in Notsituationen die Währung zu halten wird Opfer in der Wirtschaft und in den internationalen Beziehungen fordern (vorausgesagt von Felix Somary, Finanzberater und Bankier, Vortrag in Wien 10.9.1926) (S.20).

ab 1923
Der "Jude" als Sündenbock der Inflation
-- viele Deutsche, die viel verloren haben, sind durch die Inflation "deklassiert" und stellen sich die Schuldfrage
-- "der Jude" wird als "kleiner Spekulant" gesehen, wird für alle in- und ausländische Schieber und Spekulanten verantwortlich gemacht (S.17).

Gesinnungswandel durch die Inflation
Die Junge Generation ist überzeugt, dass die Welt von Verrückten oder Verbrechern regiert wird (S.17).

Weiteres Ansteigen der kriminellen Delikte, kaum noch Gewährleistung der staatlichen Kontrolle (S.18).

1923-1928
Die Bauernschaft kann keine grossen Gewinne machen, die Währung bleibt stabil
(S.280)

1923-1932
Weimarer Republik: Verbrechervereine feiern jährliches Bestehen

Verbrechervereine
-- offenes Abhalten der Jahresbälle der Verbrechervereine, oft mit Einladung eines Kriminalbeamten, der die Kapelle auch noch dirigiert

-- Betreiben eigener Verbrecherhilfsorganisationen, auch für Ehefrauen von einsitzenden Verbrechern, eigene Anwälte, Starverteidiger werden zu "Ehrenmitgliedern" dieser Vereine (S.177).

Die Kriminalitätsraten: bleiben hoch (S.176).

Folge: Die Weimarer Republik hat ihr Ansehen beim Mittelstand verspielt
v.a. bei Angestellten, Handwerkern, Kaufleuten (S.334).

[Die Sehnsucht nach einem Kulturwechsel und Wechsel des Staatssystems wächst].



1924

Aufwertung der Guthaben nur bei den Sparkassen - der Run auf Sparkassen
-- nach der Währungsnormalisierung 1924 erfolgt bei den Bankeinlagen der Kleinsparer keine Aufwertung des Geldwertes

-- die Sparkassen geben den Kleinsparern 15-25 % Geldwerterhöhung

-- es erfolgt eine Massenbewegung zu den Sparkassen

-- die Sparkassen werden sozusagen Sammelstelen für Depositengelder (S.231).

Hitler hat die Idee vom deutschen "Volksauto"
Vorbild Hitlers ist der amerikanische Autofabrikant Henry Ford, das Fliessbandsystem des Modells T mit schlussendlich über 15 Mio. Stück (S.316).

4.5.1924
Wahlen
-- demokratische Parteien: 45,7 %
-- antidemokratische Parteien ohne Splitterparteien: 53,7 % (S.40).

7.12.1924
Wahlen
-- demokratische Parteien: 45,7 %
-- antidemokratische Parteien ohne Splitterparteien: 49,3 % (S.40).

ab 1924
Hitler vergleicht sich mit Jesus
(S.49)



1925

568.000 Juden in Deutschland
-- 0,9 % der Gesamtbevölkerung
-- 50 % der Juden sind Selbständige
-- 61 % der Juden sind im Handel und Gewerbe, in der Gesamtbevölkerung nur 16,4 %

-- die Juden in Deutschland sind sehr tüchtig, stellen

5 % der Universitätslehrer, Journalisten, Theater-Intendanten
10 % der Ärzte und Zahnärzte
16 % der Rechtsanwälte
25 % der Einzelhandelsdetaillisten
30 % der Kleiderdetaillisten
48 % der Privatbanken
70 % des Feinmetallhandels
79 % der Warenhäuser (S.375).


Das Saarland gehört zum französischen Zollgebiet
und Frankreich macht offene Anstalten der Annexionspolitik im Saarland (S.392).

Gründung der SS als "Schutzstaffel" für Adolf Hitler
ist die reinste Verkörperung der NS-Konzeption einer Weltanschauungspartei im Sinne der Führergewalt. Mitglieder bis 1933 sind:

-- Ex-Freikorpsmitglieder
-- Intelligenzler mit abgebrochener Berufsausbildung
-- arbeitslose Akademiker
-- kleinbürgerliche Parteiveteranen
-- Herausbilden einer Führerclique unter diesen Mitgliedern, die bis 1945 die entscheidenden Positionen der SS inne hat (S.364).

1/3 der Mütter bei der AEG-Betriebskasse sind ledig
haben aber gegenüber dem Kind und sozial fast keine Rechte im Gegensatz zu Familien (S.225).

Adolf Hitler wird Mitglied des ADAC
Hitler ist Auto-Fan, Mercedes-Fan (S.316).

30,3 % der Beschäftigten sind Bauern, erhalten aber nur 13,0 % des Volkseinkommens
(S.280)

1925-1939
Rückgang der Rate unehelicher Kinder von 12 auf 7,7 %
(S.225)

1925-1930
Wohnungsbau in der Weimarer Republik: Mietskasernen
Zwischen 1925-1930 sind 6.6 % aller öffentlichen Ausgaben für Wohnungsbau
-- gute, solide, hygienische und rationelle Neubauten (S.226), aber Flachdach und Mietskasernen (S.228)
-- plus staatliche Zuschüsse bei Mieten (S.226).

ab 1925
Hitler in Mein Kampf: Er will Bedürfnisse der Bevölkerung besser erfüllen als die Demokraten
Hitler kennt die Fakten und Bedürfnisse und verspricht, sie zu erfüllen. Mein Kampf:

"Der deklassierte Arbeiter will Arbeit; der deklassierte Angestellte will standesgemässes Auskommen; der deklassierte Gewerbetreibende will Aufwertung seines durch Zinslast, Konkurrenz und Steuerdruck entwerteten Besitzes...; der deklassierte Fabrikant wie der deklassierte Aktionär wünschen staatliche Aufträge; der deklassierte Landwirt fordert staatliche Mindestpreise. Bund und schillernd zieht der Umsturz heran." (S.41)

Hitler entscheidet über die [vorerst inoffizielle] Gauleiterberufung ab 1925 selbst
Kriterien Hitlers:
-- es wird von Hitler blinder Gehorsam verlangt ohne intellektuell-juristische Hemmungen
-- es wird Ergebenheit vor Hitler verlangt (S.163).

Handhabung der Beziehung zwischen Hitler und den [vorerst inoffiziellen] Gauleitern
-- Sicherstellung der Ergebenheit mit guten finanziellen Bezügen in Form hoher Staatsposten
-- absolute Treue (S.163) wird mit Handlungsfreiheit belohnt (S.164).

Ständig erhöhter Agrar-Zollschutz
Subventionen und Import-Kontingentierungen von Agrarprodukten (S.283)

ab 1925 ca.
Erste Kunstverbote in nationalsozialistisch regierten deutschen Ländern
Extreme Kunst wird in nationalsozialistischen Ländern verboten, z.B. in Thüringen durch Wilhelm Frick (1877-1946): Er lässt alle modernen Bilder aus dem Weimarer Schlossmuseum als "Schandmale deutscher Negerkultur" entfernen. Dieses Vorgehen findet Beifall in weiten bürgerlichen Kreisen (S.22).



1926

Diktatur in Polen unter Jozef Pilsudski
(S.62)

Diktatur in Portugal unter Antonio de Oliveira Salazar
(S.62)

Gründung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB)
-- ist antisemitisch
-- ist antimarxistisch (S.37)
-- ist z.T. sozialrevolutionär
-- Bemühungen für Werkstudenten
-- Einsetzen für Verbindungen mit Arbeitern (S.38).

28.2.1926
Hitler findet Krieg "normal"
-- Krieg ist für Hitler normaler Lebenszustand: "Das letzte Ziel der Politik ist der Krieg."
-- Hitlers Verhältnis zum Frieden:

"Es zeigt sich, dass der Stärkere vor Gott und der Welt das Recht hat, seinen Willen durchzusetzen ... Die ganze Natur ist ein dauerndes Ringen zwischen Kraft und Schwäche ... im ewigen Kampf ... ist Menschheit gross geworden - im ewigen Frieden geht sie zugrunde."

-- Hitler hat seine Begründung und Rechtfertigung für den Krieg [und alle wissen es].

[nicht erwähnt:
An den Universitäten der ganzen Welt erhält Hitler Unterstützung durch die Fächer Darwinismus, Vererbungslehre. Ausserdem hilft Hitler der Kommunismus als Gegenspieler].

4.7.1926
Gründung der Hitler-Jugend HJ
als "Hitlerjugend - Bund deutscher Arbeiterjugend":

-- Mindestalter 14 Jahre
-- Gründungsversammlung mit 300 Mitgliedern
-- bis 1932 kaum beachtet und ohne viel Bedeutung
-- bis 1928 müssen alle 18-jährigen JH-Mitglieder in die SA übertreten (S.343)
-- die HJ hat einen Ruf für rüpelhaftes Auftreten (S.343)
-- die HJ ist am stärksten in Nord- und Mitteldeutschland, Schlesien und Ostpreussen, am schwächsten in Bayern, Oberpfalz, Schwaben, Nordfranken
-- die HJ fordert zeitweise mehr Mut und Opferbereitschaft als die freien Jugendbünde (S.343).



1927

Land Preussen: 77 % der Studenten fordern den "Arier-Paragraphen"
(S.376)

6.8.1927
Hitler schwärmt von "Volksgemeinschaft"
Hitler:
"Sie fühlen in der Volksgemeinschaft nichts anderes als einen Rückversicherungsvertrag für die Rentabilität des eigenen Betriebes." (S.336)

Winter 1927/1928 - 1930
Bauerndemonstrationen in Schleswig-Holstein - Schuldnerrevolte
-- Bauern verweigern Steuer- und Zinszahlungen

-- die Bauern gründen eine Bewegung unter eigener Flagge: silberner Pflug, silbernes Schwert auf schwarzem Grund

-- "Landvolksbewegung" (S.281) mit Ausbreitung bis Pommern, Ostpreussen, Schlesien usw.

-- Bombenanschläge auf Finanz- und Landratsämter (S.282)

-- die Stimmung unter den Bauern ist v.a. in den protestantischen Gegenden sehr empfänglich für die NSDAP, Hinwendung zur NSDAP aus Protest gegen die Republik und die DNVP

-- niemand in der Weimarer Republik findet sich, die Forderungen der Bauern zu vertreten ausser die NSDAP, Hitler hat "leichtes Spiel", Bauern auf seine Seite zu ziehen (S.282).



1928

Ausschalten der Sozialrevolutionäre beim Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB)
durch den Studenten Baldur von Schirach, aus alter aristokratischer Offiziersfamilie mit künstlerischem Einschlag: Ausschalten der sozialrevolutionären Elemente (S.38).

Gründung des Deutschen Studentenverbandes
-- bejaht Demokratie
-- republikanische Gruppen
-- sozialistische Gruppen
-- jüdische Gruppen (S.38)

Bauernfamilien sind 14,7 % der Gesamtbevölkerung - keine Teilhabe am Wachstum
-- Einkommen in Bauernfamilien pro Kopf: 646 RM
-- Einkommen im Volks-Durchschnitt: 1105 RM pro Kopf
-- die Bauern leben einkommensmässig 44 % unter dem Durchschnitt (S.280)

[nicht erwähnt: Selbstversorgung]

26.2.1928
Stresemann, Reichsaussenminister, über die unglaubwürdige Demokratie in Deutschland
Stresemann:
"Wir stehen in einer Krise des Parlamentarismus, die schon mehr als eine Vertrauenskrise ist" (S.35).

13.4.1928
Hitler widerruft eine Bodenreform, weil er Widerstand befürchtet
Es folgt die Umwandlung des Bodenreformartikels in einen Artikel gegen jüdische Spekulationsgesellschaften (S.283).

20.5.1928
Wahlen
-- demokratische Parteien: 49,4 %
-- antidemokratische Parteien ohne Splitterparteien: 45,1 % (S.40).

ca. 1928 / Ende 1920-er Jahre
Stimmung der Leere in Deutschland
Der deutsche Mensch steht der Gefahr gegenüber zu glauben,
-- das Leben sei ohne Sinn
-- er bleibe schlussendlich alleine (Vereinsamung)
-- Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit des Daseins (S.28).

Das Gefühl des Alleinseins und der Leere hat entscheidende Bedeutung für die Gesellschaft (S.28):
-- die Einwohner leben zu fast der Hälfte in Gemeinden bis 5000 Einwohnern, wenden sich schaudernd ab vom politisch-wirtschaftlich-kulturellen "Wirrwarr"

-- die Einwohner halten Ausschau nach einem "starken Mann", der endlich wieder "Ordnung" schafft
-- die Einwohner fühlen, dass das Dasein in der entgötterten Welt labil ist, dass es dauerhafte Labilität bedeuten könnte (S.29)

-- der Nationalsozialismus wird für die Leute wieder Lebensinhalt, ist die Antwort auf die übertriebene Freiheit, auf die übertriebene Extreme, auf die Unsicherheiten, die durch den Liberalismus und den Kapitalismus entstanden sind (S.29).

ab 1928
Die NSDAP ist ab der Formulierung der "Berufung" und der Eliminierung der Führer-Wahl Eigentum Hitlers
(S.167).



1929

Diktatur in Jugoslawien unter König Alexander I.
(S.62)

Warenhausketten in Deutschland
sind unter 5 verschiedenen Konzernen aufgeteilt
-- dann: Einheitspreisgeschäfte mit wenigen Warengruppen und Preisstufen
-- aufstrebend: der Konsumverein
-- Warenhäuser und Einheitspreisgeschäfte werden zur zusätzlichen Konkurrenz für den ohnehin schon abnehmenden Mittelstand (S.260).

Studentenwahlen: 10-15 % nationalsozialistisch
(S.39)

1929-1932
Rezession nach dem Börsencrash in New York
-- das Volkseinkommen sinkt um über 40 %

-- das Jahreseinkommen eines Arbeiters sinkt um mehr als 50 %

-- der Bruttowert der Industrieproduktion sinkt um über 50 %

-- der Bruttowert der besonders krisenempfindlichen Industriegüter sinkt um rund 60 % (S.201).

November 1929-1933
Wirtschaftskrise: Gewinner und Verlierer
Verlierer: kleinere und mittlere konzernfreie und kartellfreie Unternehmen
Preisrückgang: -60 % bei Verbrauchsgütern (S.257)

Gewinner: die Kartelle
Sie überstehen die vom Markt her gebotenen Preissenkungen wesentlich besser, erschweren so eine marktwirtschaftliche Anpassung, Preisrückgang: nur -28 % bei Investitionsgütern (S.257).

November 1929-1933
Wirtschaftskrise: Schrumpfen der Binnenmärkte in ganz Europa
Folge:
-- alle wollen exportieren
-- alle schützen ihre Binnenmärkte

-- die europäischen Länder bekriegen sich wirtschaftlich
-- jeder hat im Ausland irgendwo Schulden

-- der Aussenhandel sinkt und kommt als Kompensation für die Krise nicht in Frage
-- alle Staaten müssen ihre Reserven angreifen, die Gold- und Devisenbestände

-- bis 1932 müssen 17 europäische und 12 Übersee-Staaten die Devisen-Zwangswirtschaft einführen (S.238)
-- fast überall herrschen Protektionismus und Autarkietendenzen (S.239).

ab 1929
Die Arbeit verliert ihren Wert
(S.201)

Steuerermässigungen für die Landwirtschaft
-- erhöhte Subventionen
-- Bürgschaften für Umschuldungsdarlehen
-- Übernahme von Zinsverpflichtungen bankrotter Betriebe (S.283).

1929-1933
Die Bauernschaft geht Bankrott durch Preiszerfall
-- Preiszerfall der Agrarprodukte
-- Konsumrückgang infolge Massenarbeitslosigkeit
-- Verelendung der landwirtschaftlichen Bevölkerung, v.a. in Ost- und Norddeutschland

-- Landwirte im Westen arbeiten ohne Verdienst
-- Landwirte im Osten: arbeiten um ihre Existenz (S.281)

-- ab 1929 decken die Preise der landwirtschaftlichen Produkte kaum noch die Gestehungskosten
-- oft werden Höfe von den Bauern selbst abgebrannt, um den Schulden zu entkommen oder Versuch des Versicherungsbetrugs

-- manchmal lassen die Bauernfamilien ihre Höfe stehen (Ostelbien)
-- Landarbeiter mancher Höfe bekommen gar keinen Lohn mehr

-- Abwanderung von Höfen
-- die Gläubiger der Bauern bekommen keine Zinsen  (S.281).

Die Studentennot in der Wirtschaftskrise
-- die Studenten werden besonders hart getroffen
-- die Zukunft scheint ihnen ungesichert
-- das traditionell hohe Prestige wird durch die Not gemindert
-- viele StudentInnen suchen Halt in völkisch-nationalistischen Vorstellungen (S.37).

Neuer Tiefpunkt der Geburtenrate, sogar rückläufige Geburtenrate - "Untervölkerung"
-- der Erhalt des Volkes erscheint gefährdet ("Geburtlichkeit") (S.223).
-- die NS-Propaganda malt das Gespenst der "Untervölkerung" an die Wand (S.223).
1928: 18,6 Geburten auf 1000 EinwohnerInnen
1932: 15,1 Geburten auf 1000 EinwohnerInnen
1933: 14,7 Geburten auf 1000 EinwohnerInnen (S.224).



 1930-1933

Anfang 1930
Versanden der bäuerlichen Schuldnerrevolte Anfang 1930
-- die NSDAP ist für die Bauern die letzte Rettung
-- Hoffen auf Steuernachlass
-- Hoffen auf Brechung der Zinsknechtschaft
-- Hoffen auf Schuldenstreichung
-- Sicherung des Erbes (S.282).

(Roman darüber: Hans Fallada: "Bauern, Bonzen und Bomben")

1930
Die Regierung Brüning regiert mit Notverordnungen diktatorisch
-- 5 präsidiale Notverordnungen, 98 Reichstagsgesetze (S.45)
-- die Parteien begraben damit den Parlamentarismus (S.44).

Hitler verdammt die Gymnasien der Weimarer Republik wegen Vetternwirtschaft
Hitler zu Otto Wagener 1930:

"Da schleifen wir zur Zeit die grössten Strohköpfe durch die Gymnasien und Hochschulen, nur weil der Vater sich in gehobener Stellung befindet oder weil er das Geld dazu hat!"

Dies müsse sich ändern, so Hitler (S.298).

Deutschland hat das erste Fernsehen Europas und UKW-Radio
-- vollelektronisches Fernsehbild. Erstes Fernsehprogramm im Umkreis von 50 km, noch ohne Ton (S.302).
-- Berlin hat das erste UKW-Radio (S.302).

[nicht erwähnt:
-- die "Wissenschaft" der Technik ist in Deutschland hervorragend
-- die "Wissenschaft", wie man Leute beschäftigt, ist eine einzige Katastrophe
->> es fehlt das Gleichgewicht zwischen Erfindergeist und Recht auf Arbeit].

Die Arbeiterschaft in der Wirtschaftskrise
-- die Gewerkschaften verlieren an Boden
-- keine ausreichende Hilfe mehr an die Arbeitslosen möglich
-- Senken der Tariflöhne ist nötig
-- Arbeiter wenden sich von den Gewerkschaften ab (S.265)

NSDAP: fast 70  % der Mitglieder sind jünger als 40 Jahre (S.51)
SPD: überalterte Partei: nur 10 % der Mitglieder sind unter 40 Jahre (S.51).

Kirche: Die Fuldaer Bischofskonferenz warnt vor der NSDAP und verbietet NSDAP-Mitgliedschaft
denn die NSDAP sei "unchristlich" (S.401)

Der einsame Warner Alfred Rosenberg (1893-1946)
Der Ideologe Rosenberg schreibt 1930:
Rosenberg fordert Führernaturen mit freier Selbstverantwortung, wenn der

"lutherhafte Führer nicht nur sich selbst verwirklichen, sondern auch über seinen Tod hinaus ein dauerhaftes, auf einen Höchstwert eingeschworenes Reich schaffen möchte."

Ansonsten wird ein neues Reich nach dem Tod des Führers zusammenbrechen (S.171).

ab 1930
Aufstieg von Hitler
-- Hitler ist kein "Betriebsunfall" deutscher Geschichte

-- der Nationalsozialismus ist nicht allein als Konsequenz "innerer Strukturfehler" der deutschen Gesellschaft zu erklären (S.11)

sondern:
-- der Nationalsozialismus knüpft an geistige Strukturen der deutschen Gesellschaft an

-- Hitler nutzt die geistigen Strukturen der deutschen Gesellschaft für sich aus, formt sie um, nutzt alte deutsche Sehnsüchte aus

-- der Nationalsozialismus verbindet konträre Elemente, konservative und revolutionäre Elemente, Elitäres und Egalitäres, Vereinen von Geschichte und der Mehrheit der Gesinnung der Bevölkerung (S.12).

1930-1932
Spitzenzeit für Kirchenaustritte
v.a. in städtischen Industriegebieten (S.25).

1930-1933
Brünings Machtlosigkeit - NSDAP und DKP blockieren die Demokratie
-- bei Reichstagswahlen hatte Hitler nie die Mehrheit
-- aber es steht keine akzeptable mehrheitsfähige Alternative zur Verfügung
-- Nationalsozialisten und Kommunisten können die Demokratie zusammen blockieren (S.46).

Brünings Idee der Präsidialdiktatur
-- die Regierung muss den Reichstag ausschalten (monatelange Vertagungen), um die Totalblockade des Staates zu verhindern

-- Verbot der extremen Parteien und Kampfverbände
-- die vollziehende Gewalt wird auf Kommandierenden der Generale der sieben Wehrkreise übertragen (S.46).

Die Präsidialdiktatur wird nicht verwirklicht wegen Bürgerkriegsgefahr zwischen der Reichswehr und den 50 % Wähleranteilen von NSDAP und KPD (S.46).

Anwachsen der NSDAP
Alle möglichen Angehörigen sozialer Schichten laufen zur NSDAP über. Die NSDAP wird zu einer Partei gegen die Klassen und Stände. Alle Fehler der vorherigen Zeit sind "vergessen". Hitler sieht sich als Integrationsfigur:

-- die junge Generation wirft der alten Generation Versagen vor und geht mehrheitlich zur NSDAP

-- die Arbeiterschaft stösst v.a. 1930-1932 zur NSDAP,  weil die Arbeitslosigkeit so bedrücken wird, und weil die Arbeiter von der NSDAP am stärksten politisiert werden ["benutzt" werden] (S.49).

1930-1933 ca.
Zentrumspartei befürwortet Koalition mit der NSDAP
Die Funktionsfähigkeit des Staates erscheint wichtiger als demokratisch-liberale Prinzipien (S.400).

1930-1932
Die Juden geraten genauso in die Wirtschaftskrise wie die Nichtjuden
(S.376) [ausser ein paar Bonzen, Juden wie Nichtjuden].

6.3.1930
Hitler verkündet ein grosszügiges NSDAP-Agrarprogramm
-- Hitler kündet die Erfüllung fast aller Wünsche und Forderungen der Landwirtschaft an
-- die Wünsche und Forderungen sind z.T. sehr gegensätzlich
-- Ankündigung: Zusicherung von Rittergütern
-- Ankündigung: Auflösen überschuldeter Latifundien
-- Ankündigung: Aufteilen in Kleinbauernstellen (S.283).



Tabelle: NSDAP-Mitglieder vor dem Durchbruch vor und nach der Wahl vom 14.9.1930

vor der Wahl nach der Wahl vor der Wahl nach der Wahl
Arbeiter
33.944 26,3 % 18,5 %
Freiberufler
3586 2,8 % 2,3 %
alter und neuer Mittelstand (Handwerker, kleines Gewerbe, Angestellte) 52.044 79.240 61 % 73 %
Bauern, Beamte 27.196

(S.161)

14.9.1930
Wahlen
-- demokratische Parteien: 42,9 %
-- antidemokratische Parteien ohne Splitterparteien: 51,6 % (S.40).

ab 14.9.1930
Beginn der Unterstützung der NSDAP durch die Industrie
nach dem Wahlsieg vom 14.9.1930. Die grosse Mehrheit der Industrie hat Hitlers Triumph weder gewünscht noch materielle beigetragen. Die Spenden sind gering im Vergleich mit den Spenden für andere Parteien (S.59).

ab 1930
Hitler als "Heilsbringer"
Die deutsche Gesellschaft wird durch die dauernden Krisen für die Reden Hitlers empfänglich. Die katastrophale Gemütslage der deutschen Gesellschaft ist entscheidend, so dass der Wähleranteil der NSDAP weiter zunimmt. Hitler erscheint über einem Drittel der Deutschen als "Heilsbringer" aus Not und Verzweiflung (S.55).

Uri Avnery (geb. 1923), jüdischer Publizist und Politiker:

"Die Situation war reif für einen Hitler. Hitler hatte sie nicht herbeigeführt. Hitler hatte die Weimarer Republik nicht zerstört. Es waren die Umstände, die nach einem Hitler verlangten, nachdem die Republik sich bereits selber zerstört hatte." (S.56)

(in: Rudolf Augstein: 100 Jahre Hitler, Hamburg 1989)

ab 1930 ca.
"Arbeiterschulung" für Männer

"Deutsches Institut für Technische Arbeitsschulung" (DINTA) mit Treue- und Ergebenheitswahn
gegründet in Schalke in Gelsenkirchen, Leiter: Karl Arnold (1884-1970), im Sinne fürsorgerischer Sozialarbeit um "Werksgemeinschaft" bemüht. Ziel ist die Produktivitätssteigerung durch Erziehung der Arbeitnehmer zu Dankbarkeit, Einsatzfreude, Treue und Zusammengehörigkeitsgefühl (S.308).

ab 1930 ca.
Parteienstreit verhindert das Krisenmanagement
-- die Unwilligkeit und die Unfähigkeit zum Kompromiss innerhalb der Parteien lässt die Demokratie scheitern
-- labile Koalitionen verfallen gleich wieder
-- es kommt zu vielen Minderheitsregierungen (S.34)
-- es kommt zu Selbstverleugnung und Selbstanklage (S.35).

Folgen: Noch mehr Vertrauensverlust der Parteien in der Bevölkerung, was u.a. Hitler die WählerInnen zutreibt (S.34)

Grund für die politischen Instabilität: Legislaturperiode nie eingehalten
-- bis 1933 gab es in 14 Jahren deutscher Demokratie acht Reichstagswahlen, 17 Kabinette, 12 verschiedene Kanzler
-- keine Regierung übersteht eine normale Legislaturperiode
-- Folge: Das Volk hat kein Vertrauen, dass Deutschland in Form einer Demokratie aus der Krise kommt (S.35).

1930
Geheime Aufrüstung beginnt im Kabinett Brüning
(S.207) mit Finanzierung der geheimen Aufrüstung. Der Posten der Aufrüstung darf aber in keiner Bilanz erscheinen (S.215).

Belgien: Nazi-Bewegung unter Léon Degrelle
(S.62)

1930-1932
Regierung unter Reichskanzler Heinrich Brüning (1885-1970): Er treibt es auf die Spitze
-- steuert einen harten gesundschrumpfenden Kurs, um den Reichshaushalt ins Gleichgewicht zu bringen
-- Brüning beschwört den Notstand herauf, kalkuliert die Krisenverschärfung mit ein
-- Brüning will den Gläubigerstaaten ein verarmtes Deutschland vorführen, das keine Reparationen mehr zahlen könne

-- Brünings Meinung: Im Wettlauf mit der Zeit werde die Befreiung von Reparationen und dann auch der Konjunkturaufschwung eher kommen als der Punkt, an dem das von Elend und Lasten erdrückte Volk sein Schicksal dem rechten oder linken Radikalismus anvertrauen werde
-- die meisten Politiker, Wirtschaftler und Wissenschaftler unterstützen Brüning und tragen alle die Mitverantwortung für das politische Spiel mit dem Feuer
-- keine Arbeitsbeschaffung durch Kreditprogramme (S.43).

Folgen:
-- Brüning überfordert die Kraft des deutschen Volkes total
-- völliges politischen Versagen der Verantwortlichen, kein Arbeitsbeschaffungsprogramm
-- Verwilderung und Zersetzung des Reichstages, die Probleme bleiben ungelöst, die Parteien sind zu Kompromissen nicht fähig
-- die demokratischen Parteien werden von Rechts von der NSDAP, von Links von der Deutschen Kommunistischen Partei DKP aufgerieben
-- Demonstrationen, Krawalle, radikale Propaganda
-- die Bevölkerung sieht: Demokratie und Friede führen zum Daseinskampf (S.43).

1930 ca.-1933
Hungerjahre in Deutschland
(S.237)

Winter 1930/1931
Gründung des Winterhilfswerks (WHW)
(S.324)



1931

Nazi-Bewegung in Holland unter Anton A. Mussat
(S.62)

Bankenkrach und Vertrauensverlust in die Banken
(S.231)

Studentenwahlen: 33-76 % nationalsozialistisch
Die Machtübernahme ist an den Universitäten damit bereits vollzogen und die künftige akademische Führungsschicht ist schon für Hitler mobilisiert (S.39).

Regierung Brüning: 42 präsidiale Notverordnungen, 34 Reichstagsgesetze
(S.45)

Buch "Wirtschafts-Wende" von Robert Friedländer-Prechtl
(1881-1954): Schilderung von notwendigen Massnahmen gegen die Wirtschaftskrise:
-- Vorrang der Landwirtschaft
-- Anstreben der Autarkie:
oo  Steigerung der Agrarerzeugung
oo  Ersatz ausländischer Rohstoffe durch neue Verfahren (z.B. Benzin-Synthese)

-- öffentliche Arbeitsbeschaffung durch Kreditausweitung
-- Autobahnbau: Autobahnsystem von 20.000 km Länge
-- Ausbau der Verkehrswege allgemein
-- Schaffung einer "Arbeitsarmee" mit soldatischem Ethos und militärischer Disziplin (S.209).

Spenden an die NSDAP v.a. von kleinen und mittleren Unternehmen
da diese keine Stützung oder Subventionen vom Staat erhalten und z.T. in Konkursgefahr stehen (S.59).

N.Y.: Friedrich von Siemens verdammt die Demokratie
Der Nationalsozialismus sei

"gegen die ungezügelte Vorherrschaft des Parlamentarismus gerichtet, wie sie leider in unserer Verfassung vorgesehen ist. Das Deutsche Volk ... ist für diese Form der Demokratie nicht reif." (S.60)

Siemens: Hitler sei immer noch das kleinere Übel als der Bolschewismus (S.60).

[Schlussfolgerung: Die Industrie vertuscht die eigenen Machenschaften
-- die Industrie hat die Inflationszeit mitverursacht
-- die Industrie hat von der Inflationszeit am meisten profitiert durch Schuldenabbau
-- die Industrie schiebt dem Volk die Schuld für die Nöte zu und sagt nun, um das Volk zu bändigen, solle man sich von der Demokratie trennen].

Die Grossindustrie höhlt die Demokratie von unten her aus
-- die Grossindustrie fördert das antidemokratische Klima
-- die Grossindustrie hat somit Mitverantwortung für das Scheitern Weimars, "mehr Verantwortung, als man ihm aufgrund seiner direkten NSDAP-Finanzierungen anlasten kann." (S.61)

(Thomas Trumpp; In: Wolfgang Michalka (Hsg.): Die nationalsozialistische Machtergreifung. Paderborn 1984, S.153).

[Schlussfolgerung:
Die Industrie unterstützt finanziell noch die demokratischen Parteien, kommt aber von jeder Moral ab und zersetzt die Demokratie willentlich selbst].

1931
Wahlen der Betriebsräte: 90 % Freigewerkschaftler oder Kommunisten
nur 0,5 % für die NSDAP, aber es verändert sich nichts für die Arbeiterschaft (S.267).

1931 und 1932
HJ: politischer Kampf: 21 HJ-Tote
wie es im Fahnenlied beschrieben steht:

"... Und die Fahne führt uns in die Ewigkeit.
Ja, die Fahne ist mehr als der Tod!" (S.344)

1931-1932
NSDAP-Kampagne gegen die Warenhäuser als Ausgeburten des Judentums
(S.260).

31.3.1931
Gesetz über die Osthilfe - Versickerung der Gelder durch Korruption
-- Planung der Entschuldung ostelbischer Grosshöfe
-- Umschuldungsabkommen mit Übernahme der Kosten zulasten der Republik und Preussens
-- vorgesehene Hilfe bis 1936: fast 2 Mrd. RM (S.283).

Die Realisierung der Osthilfe scheitert an internen Hindernissen
-- Auszahlungen: 806 Mio. RM
-- Häufung von Korruption und Betrügereien
-- Osthilfe-Skandale
-- es folgt eine "Untersuchung", aber diese wird korrumpiert und niedergeschlagen (S.283).

18.9.1931
Japan besetzt die Mandschurei
(S.133)

1931/1932
Lehrstellenmangel: 61,7 % der Männer, 76,5 % der Frauen finden keine Lehrstelle (S.53).

1931/1932
Gründung des NS-Sozialwerks "Nationalsozialistlische Wohlfahrt e.V." (NSV)
-- Winterhilfsaktionen
-- Kinderlandverschickung
-- Heime für Durchreisende
-- Kriegsopferversorgung
-- Notküchen (S.322).



1932

bis 1932
Die Autoindustrie Deutschlands ist in der Krise
Die Automobilunternehmen in Deutschland sind z.T. sehr zersplittert. Das Auto ist Luxus der Oberschicht (S.316).

1932
Freiwilliger Arbeitsdienst FAD: 254.000 arbeiten, statt arbeitslos zu sein
aber mit unzureichender Unterstützung durch die Regierung (S.326).

Der bayrische Justizminister Gürtner wird Reichsjustizminister unter Papen
(S.186)

Ansteigen der Kirchenaustritte auf 5 Promille
(1914 noch 0,4 Promille) (S.25).

Dissidentenzahl: fast 5 Prozent (1900 noch 0,02 Prozent)
(S.25)

Industrie-Investitionen: 439 Mio. RM
1928 noch 2,61 Mrd. RM (S.233).

Diktatur in Österreich unter Engelbert Dollfuss
Diktatur in Rumänien unter König Gyula Gömbös
(S.62)

Japan erklärt die Mandschurei zum unabhängigen Staat "Mandschukuo" unter seinem Protektorat
(Mandschurei, dtv-Lexikon 1990)

Regierung Brüning: 60 präsidiale Notverordnungen, 5 Reichstagsgesetze
(S.45)

Wirtschaftskrise in Deutschland: dramatische Fakten
-- es ist die schwerste Krise des kapitalistischen Wirtschaftssystems
-- weltweit 30 Millionen Arbeitslose

-- brachliegende Produktionskapazitäten
-- gefüllte Warenlager

-- Vernichtung von Lebensmitteln
-- zunehmende Verwirrung im weltwirtschaftlichen Währungs- und Kreditsystem

-- beinahe Halbierung der Weltindustrieproduktion von 1929-1932
-- "USA", England, Deutschland und Polen sind in ihrer Industrieproduktion auf dem Stand von hinter 1913

-- Schrumpfen des Welthandels von 1932 auf 2/5 des Umsatzes von 1929
-- Hauptopfer sind die Arbeiter: Jeder fünfte Arbeiter ist arbeitslos

-- am härtesten getroffene Staaten: Deutschland und die "USA"
-- Selbstmordquote pro Mio. Einwohner: England 85, "USA" 133, Frankreich 155, Deutschland 260 (S.33).

Arbeitslose: fast  2/3 der Arbeitslosen sind jünger als 25 Jahre (S.53).

Hindenburg lehnt eine Militärdiktatur ab
Es herrscht allgemeine politische Ratlosigkeit in Deutschland. Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934) lehnt zweimal die vorgeschlagene Militärdiktatur ab. Somit bleibt Hindenburg als Alternative nur die verfassungsmässige Berufung eines Kabinetts Hitler. Hitler soll "eingespannt" werden, aber eine Diktatur verhindert werden (S.47).

Die Verantwortlichen scheuen ihre eigenen Fehler zuzugeben und wollen Hitler als "Saubermacher" benutzen (S.48-49).

Spenden: NSDAP erhält kaum Spenden
Die NSDAP erhält nur einen Bruchteil der Spenden der deutschen Industrie (S.59). Die grossen Veranstaltungen, Aufmärsche und Gehälter kommt nicht von der Industrie (S.60).

Nazi-Bewegung in England unter Sir Oswald Mosley
(S.62)

Die NSDAP ist die einzige wirtschaftlich aktive Partei
Feststellung von Robert Friedländer-Prechtl, Autor von "Wirtschafts-Wende": Die NSDAP sei die einzige Partei, die wirtschaftliche Aktivität entfalte (S.209).

NSDAP in protestantischen Gebieten: 43 %
NSDAP in katholischen Gebieten: 23 % (S.81).

Kirche: Die Fuldaer Bischofskonferenz warnt erneut vor der NSDAP und verbietet NSDAP-Mitgliedschaft
denn die NSDAP sei "unchristlich" (S.401).

Die Situation der deutschen Bauern: völlige Verschuldung
-- weil die Hilfsprogramme torpediert werden (S.283)
-- völlige Verschuldung (S.284)

-- Zwangsvollstreckungen und Enteignungen von Bauernhöfen (S.285)
-- letzte Hoffnung für die deutschen Landwirte ist die NSDAP

-- eine Welle von Nationalsozialismus überflutet ganze Länder, aus Existenzangst, die Hakenkreuzfahne ist aber ungeliebt
-- Hitler gibt als einziger den Bauern eine wenn auch nur vage Perspektive (S.284).

Die Bauern für Hitler
-- sind sehr wichtig
-- ohne die Bauern wäre die NSDAP nie über 30 % Wähleranteil gekommen
-- Chef-Agrarpolitiker der NSDAP wird Richard Walther Darré (1895-1953, Diplom-Landwirt) (S.285).

Reichsführer der HJ wird Baldur von Schirach
(S.343)

24.1.1932
Ermordung des 16 Jahre alten HJ-Mitglieds Herbert Norkus
-- die HJ wird bekannt
-- Norkus wird zum "Hauptblutzeugen" der HJ erklärt (S.343).

7.6.1932
Brüning ist der "Totengräber" der Republik
so schreibt die "Weltbühne". Die Weimarer Republik existiert nur noch als "Scheinwesen" (S.45).

10.5.1932 und Juli 1932
Vorstellung des wirtschaftlichen Sofortprogramms der NSDAP
durch Gregor Strasser (1892-1934):
-- höhere Staatsverschuldung
-- höhere Besteuerung der privaten, hohen Einkommen
-- Ausweiten der Massnahmepakete der Regierungen (S.209-210).
-- neuer Begriff: "Produktive Kreditschöpfung" (S.210)

ab 10.5.1932
Die Angst der Konservativen vor "produktiver Kreditschöpfung"
-- Angst vor Schulden und Geldmengenausweitung
-- die Konservativen starten Kampagnen gegen Arbeitsbeschaffungspläne, denn diese würden Inflation erzeugen (S.210).

Industrielle und Grossgrundbesitzer befürworten die Arbeitsbeschaffungspläne der NSDAP
weil eine Inflation die Industriellen schuldenfrei machen werde (S.210).

31.7.1932
Wahlen
-- demokratische Parteien: 38,1 %
-- antidemokratische Parteien ohne Splitterparteien: 59,5 % (S.40).
-- Schleswig-Holstein wählt 51 % NSDAP mit vorwiegend bäuerlicher Bevölkerung (1912 nur SPD und linksliberale Parteien) (S.282).

9./10.8.1932
Mord in Potempa in Oberschlesien
(S.56), 1936 umbenannt in Wüstenrode (S.56-57): 5 SA-Männer trampeln nach einem Zechgelage den Kommunisten Konrad Pietrzuch in dessen Haus in Gegenwart von Mutter und Bruder mit viehischer Bestialität zu Tode (S.57).

Das Urteil der Papen-Regierung
gemäss Notverordnung durch das Sondergericht beim Landgericht Beuthen:
-- Todesurteil wegen Todschlags als Angreifer aus politischen Beweggründen
-- Zögerung mit der Vollstreckung des Urteils
-- Hitler unterstützt die Täter in einem Telegramm ("Potempa-Telegramm"):

"Meine Kameraden! Angesichts dieses ungeheuerlichen Bluturteils fühle ich mich Euch in unbegrenzter Treue verbunden. Eure Freiheit ist von diesem Augenblick an eine Frage unserer Ehre, der Kampf gegen eine Regierung, unter der dieses möglich war, unsere Pflicht!" (S.57)

Hitler verteidigt nicht das Recht, sondern seine "Kameraden". Andere national-konservative Gruppen wenden sich mit Gnadengesuchen an Hindenburg:

-- der Stahlhelm
-- der Bund der Frontsoldaten
-- der Bund der Königin Luise (S.57).

September 1932
Rückzug der ersten wirtschaftlichen Sofortprogramme der NSDAP
weil in den Wirtschaftskreisen insgesamt zu viel Ablehnung vorhanden ist (S.210).

September 1932
Das Papen-Kabinett beschliesst Einschränkung der Zwangsenteignungen von Bauernbetrieben
(S.285)

2.9.1932
Lebenslängliches Zuchthaus für die Potempa-Mörder
gemäss Verurteilung (S.58).

4./5. September 1932
Papen-Programm für Investitionen
(S.203)

Geheime Aufrüstung wird vom Kabinett Papen verstärkt
(S.207)

2.10.1932
Reichsjugendtag der NSDAP in Potsdam mit HJ-Kolonnen durch die Dörfer
-- Atmosphäre des Elan, Flaggen werden gehisst, macht der Bevölkerung Eindruck
-- 70.000 HJ-Angehörige marschieren 7 Stunden an Hitler vorbei, davon etwa 15.000 Mädchen
-- Vergleich: SPD-Jugendtreffen: 15.000 Teilnehmer (S.343).

12.10.1932
Hitler in Pocking (Bayern) beklagt die Not

"Wenn das Glück da wäre, dann brauchte ich nicht da zu sein, und dann wäre ich nicht da!" (S.43)

(in: Wolfgang Domarus: Nationalsozialistischer Krieg und Bevölkerung. München 1977).

6.11.1932
Wahlen
-- demokratische Parteien: 36,1 %
-- antidemokratische Parteien ohne Splitterparteien: 59,8 % (S.40).

Es ist das schlechteste Wahlergebnis der SPD seit 1920/1924 (S.395).

Das Berliner Wahlergebnis ergibt eine linke Mehrheit
SPD 23,3 Prozent, KPD 31,0 Prozent, zusammen 54,3 Prozent, NSDAP nur 25,97 Prozent
(S.447).

Dezember 1932
Falschmeldung über neuen Aufschwung
Das Berliner Institut für Konjunkturforschung erklärt den Konjunkturabschwung für beendet. Untersuchungen ergeben aber, dass der Jahreswechsel 1932/1933 ein neuer Tiefpunkt war (S.47).

19.12.1932
Der Vollstreckungsschutz für nicht mehr entschuldbare Ldw-Güter wird aufgehoben
durch das Schleicher-Kabinett (S.285).

23.12.1932
Schleicher-Notverordnung
allgemeine Sperre für Errichtung, Erweiterung und Verlegung von Einheitspreisgeschäften (S.260).

Ende 1932
Jugendverbände: Mitgliederzahlen
-- HJ hat geschätzt rund 108.000 Mitglieder, davon rund 12.000 mit Führungsaufgaben (S.343)
-- die Jugendverbände von SPD und KPD können ihren Bestand an Jugendverbänden halten
-- der HJ misslingt der Einbruch in die Arbeiterjugend (S.344).

bis Ende 1932
NSDAP-Mitglieder
-- schätzungsweise mit 15 % rabiaten Antisemiten
-- SA-Männer brüllen ihren Judenhass, was als Rabauken-Propaganda kaum beachtet wird. Die Hilflosigkeit gegen die Zustände wird ausgedrückt in Parolen wie "Juda verrecke"

oder singen:
"Wenn's Judenblut vom Messer spritzt
dann geht's noch mal so gut!"

oder singen:
"Schmeisst sie raus, die ganze Judenbande,
schmeisst sie raus aus unser'm Vaterlande,
gebt ihnen noch'n Tritt in'n Arsch
und setzt sie wieder nach Jerusalem in Marsch!" (S.378)

Judenfeindliche Ausschreitungen sind schon vor 1933 NSDAP-Praxis
-- Synagogen-Schändungen
-- Misshandlungen
-- Talmudfälschungen (S.378)

-- Judenhetzer Johann von Leers (1902-1965), Schulungsleiter des NS-Studentenbundes, fordert öffentlich die Ausrottung der Juden, ist bis 1945 Professor und verfasst 27 Bücher als "Experte" für Blut- und Boden-Theorien und Judenfragen (S.378).

[ohne die genauen Zusammenhänge und Manipulationen der Weimarer Republik zu erkennen].

1932/1933
Die Arbeiterschaft hat grosse Furcht vor weiteren Entlassungen
-- die Arbeiter fühlen sich noch weniger "Wert" als ein Rentner oder ein Kranker (S.265)

-- Jahresdurchschnitt der Arbeitslosenrate in Deutschland: 5,575 Mio. Arbeitslose

-- zusätzlich die nicht registrierten Arbeitslosen

-- Schätzung der Arbeitslosigkeit insgesamt für Anfang 1933: 7,5 Mio. Arbeitslose

-- 1/3 der Bevölkerung lebt am Rande des Existenzminimums oder darunter, es ist ein stilles, massenhaftes Elend

-- Beschreiben der Arbeitslosigkeit: Hubert Renfro Knickerbocker (1898-1949) in: "Deutschland - so oder so?", 1932 (S.266)

-- die Arbeitslosenunterstützung ist zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel (S.267).

1932/1933
Anteil der jungen Erwachsenen unter den Arbeitslosen: 40 %
Es sind die Leute, die als Kind und Jugendliche den 1.Weltkrieg, die Revolution von 1918/1919, die Inflationszeit miterlebt haben. Sie streben alle nach Stabilität, Konformismus, Gemeinschaft (S.50).

Diese jungen Menschen mitsamt der Jugend sehen nur in der NSDAP eine Chance, denn ohne Arbeit
-- ist keine Karriere möglich
-- ist keine Familiengründung möglich
-- man fühlt sich überflüssig
-- man neigt zur Radikalität (S.52).

Der Faktor "Junge Leute" wird ein entscheidender, von den demokratischen Parteien vernachlässigter Faktor. Hitler erkennt die Sehnsüchte und die Unzufriedenheit der Jugend und missbraucht sie (S.53).

Weihnachten / Sylvester 1932/1933
Katastrophale Wirtschaftslage in Deutschland
-- Arbeitslosigkeit über 30 %
-- öffentliche Haushalte: sind am Zusammenbrechen
-- Banken: sind am Zusammenbrechen
-- Industrie und Landwirtschaft: haben riesige Schulden, können diese nicht zurückzahlen (S.201).

Die miese Stimmung zum Jahreswechsel
-- Verbitterung, Unlust, Pessimismus, Endzeit-Gefühl ohne Perspektive
-- dürftige, abgenutzte Kleider und Möbel
-- ungepflegte, verfallende Häuser
-- trostlose, kleine Läden ohne Kundschaft
-- herumlungernde Arbeitslose
-- populäre Forderungen nach Autorität, Führertum, klare Verhältnisse, hartes Durchgreifen (S.48).

Die Parlamentaristen und Demokratieanhänger sind in der Minderheit und wissen nicht mehr weiter. Die Stimmung wartet auf Hitler, der alles "regeln" wird. Die Zerrüttung der Demokratie zwischen NSDAP und KPD gelingt (S.48).

Parolen von Hitler: "Juda verrecke", "Gemeinnutz geht vor Eigennutz", "Arbeit und Brot" (S.49).

bis Ende 1932
Sozialarbeit der NSDAP
-- Kleidersammlungen
-- heisse, öffentliche Küchen
-- öffentliche Kinderversorgung für arme oder arbeitslose NSDAP-Mitglieder
-- verstärkte Arbeit im Hungerjahr 1932 (S.321).

Deutschland: Demokratie ist zum grossen Teil nicht mehr erwünscht
Die Wirtschaftskrise wird zur politischen Existenzkrise der Demokratie und des Staates, weil das Volk das Vertrauen in die Wirtschaft und in den Staat bzw. auch in die Staatsform verliert. Eitner:

"Deutschland ist der einzige Industriestaat (S.33), wo die Wirtschaftskrise in die Diktatur umschlägt." (S.34)

Das deutsche Volk kann die vielen Einbrüche in der Politik nicht mehr verkraften:
-- hohe Reparationszahlungen an Frankreich
-- 5 Jahre Inflationszeit 1918-1923
-- Besetzung des Ruhrgebiets durch die französisch-belgische Armee
-- Wirtschaftskrise mit enormer Arbeitslosigkeit 1929-1933 (S.34).

Gedankengänge der Bevölkerung:
Unter dem Kaiser war der Staat stabil, mit der Demokratie kam nur Unruhe:
-- 5 Jahre Krise mit Inflation 1918-1923
-- 5 Jahre "Wirrwarr" mit fremden Werten und übertriebenen Freiheiten
-- 4 Jahre Krise ab 1929 mit Arbeitslosigkeit (S.34).

1932-1940
Goebbels-Kinder: Namen alle beginnend mit "H" zu Ehren Hitlers
Helga (1932), Hilde (1934), Helmut (1935) (529), Holde (1937), Hedda (1938), Heide (1940) (S.530).






Bildernachweis

-- Brandenburger Tor 1945: http://www.politik-fuer-die-freiheit.de/webcom/show_page.php/_c-8/_nr-1/_lkm-24/i.html

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