2.6. Die
Konsonantenschrift und die Interpretationen
[Die Konsonantenschrift und Interpretationen]
Semitische Schriften bestanden nur aus Konsonanten. In
der Aussprache setzte man Vokale nach Erfahrung. Aufs
Deutsche übertragen, könnte man also "Rst" je nach
Kontext lesen als "Rast", "Rost", "Rest", "Rist",
"Erst", "Erste" und was es sonst noch an Möglichkeiten
gibt.
Was heisst "Lbnstnlst"? - "Lieben ist eine Lust!" Oder
eher: "Leben ist eine Last"?
[Die Konsonantenschrift: Früharabisch mit 15
Zeichen, davon 7 mehrdeutig]
Es kommt aber noch schlimmer. Das früharabische
Alphabet bestand aus 15 Zeichen, von denen ihrerseits
aber nur sieben Zeichen eindeutig waren. Von den
übrigen Zeichen waren sechs zweideutig, ein Zeichen
drei- und ein weiteres Zeichen sogar fünfdeutig. In
den frühen Handschriften kann nicht unterschieden
werden zwischen "f" und "q", "j" und "kh", "s" [S.36]
und "d", "r" und "z", "s" und "sh", "d" und "dah", "t"
und "z". Die Schrift bestand also nur aus Konsonanten
und drei Halbvokalen, die ihrerseits nicht alle
eindeutig definiert waren, und kurze Vokale wurden
beim Lesen je nach Kontext und aus Erfahrung gelesen.
Dieses Konsonantengerüst ("Rasm") war also extrem
schwach definiert. Man konnte es ohne die Kenntnis des
Sachverhaltes nicht vernünftig lesen.
[Die Konsonantenschrift: Zweifel oder Olivenöl
im Buch - die Entwicklung der Zusatzzeichen als
Lesehilfen]
Das erläutert ein nettes Geschichtchen: vor langer,
langer Zeit ging in Basra ein Korangelehrter durch die
Strassen und hörte durch ein Fenster einen Jungen
rezitieren: "Dies ist das Buch, in dem kein Olivenöl
ist ..." Das kam dem Gelehrten gleichzeitig bekannt,
aber auch seltsam vor und er ging ins Haus. Ein Junge
rezitierte gerade die 2. Sure des Korans. Diese
beginnt aber richtig "Dies ist das Buch, in dem kein
Zweifel ist ..." Zweifel heisst "rayba", Olivenöl
"zeita". Im Konsonantensatz ohne Lesehilfen sind diese
beiden Wörter jedoch vollkommen identisch, erst der
Sinn entscheidet über die Bedeutung. Das war nun ein
höchst unbefriedigender Zustand und deshalb suchte der
Gelehrte nach Abhilfe durch die eindeutige Definierung
der Schrift.
Auch im wirklichen Leben versuchten arabische
Philologen, diese rudimentäre arabische Schrift zu
präzisieren. Dies geschah durch das Setzen von Zeichen
über und unter den Buchstaben, den sogenannten
diakritischen Punkten; später kamen Zeichen für kurze
Vokale, Verdoppelung, Vokallosigkeit und Dehnung
hinzu. Diese Lesehilfen zeigen an, wie das
Konsonantengerüst insgesamt zu lesen ist: als "Lust",
"Last", "Rest", "Rost", "Zweifel" oder "Olivenöl".
In unserem Olivenölbeispiel ist die richtige Bedeutung
unschwer zu erraten, das Rätselraten ist jedoch gross
bei abstrakten (sprich: religiösen) Inhalten, wo die
Bedeutung keineswegs Allgemeingut ist.
Es sind auch Fälle bekannt, wo falsch gesetzte Zeichen
in Rezepten von Heilmitteln zu Todesfällen führten,
weil die Mischung unversehens eine ganz andere war.
[16]
[16] vgl. Rotraud Wieland: Offenbarung und
Geschichte im Denken moderner Muslime; Wiesbaden
1971
[Der frühe Koran mit Konsonantenschrift OHNE
Zusatzzeichen - das Syro-Aramäische im Koran - die
arabischen Koranforscher scheitern]
Diese Lesehilfen waren in keinem der frühen Korantexte
vorhanden, diese bestanden nur aus dem "Rasm", dem
Gerüst, ohne Vokale und höchst zweideutiger
Konsonanten. Dazu kam, dass bisweilen in aramäischen
Redewendungen aber mit früharabischen Schriftzeichen
geschrieben wurde - und umgekehrt.
Es ist nun klar ersichtlich, welche Fehler durch das
nachträgliche Setzen der Lesehilfen unterlaufen
konnten, ganz zu schweigen von grosser zeitlicher
Distanz, wenn man die alten Sprachen nur mehr
ungenügend verstand. Und es wird klar, dass der
"Umweg" über die Hauptsprache, das Syro-Aramäische, in
vielen Fällen die richtigen Resultate liefert.
Hier finden wir auch des Rätsels Lösung, warum die
arabischen Koranexegeten so katastrophale Fehler
machten. Sie konnten das Textmaterial, das sie
bearbeiteten, nicht mehr richtig lesen. Sie verstanden
die alten Sprachen und ihre Mischformen nicht mehr
richtig und waren oft mit sehr schwer zu lesenden
Texten konfrontiert - die sie aber allen Arabern
zugänglich machen wollten.
Weil eine definierte arabische Sprache und Schrift
fehlte, mussten diese erstellt werden. Dies geschah
vornehmlich im 9. Jahrhundert, durchgeführt von einer
Gruppe von Editoren, deren prominenteste Mitglieder
wir namentlich kennen, allen voran den bereits
erwähnten Tabari. Es wird nun klar, dass diese Leute
den Koran eigentlich nicht interpretierten, wie es so
schön heisst, sondern in Wirklichkeit übersetzten und
dazu noch die Sprachregeln für die Übersetzung selber
festlegten.
2.7. Der frühe Koran: Versionen und
Kopierfehler
[Versionen und Kopierfehler: Al Aykah oder
Laykah?]
Neben diesen systematischen Fehlern gab es jede Menge
Versions- und Kopierfehler. Das heisst, in der
handschriftlichen Verbreitung tauchten verschiedene
Versionen auf, und es unterliefen Schreibfehler.
Nehmen wir die Suren 50:12-14 und 26:176-177, wo die
wegen Ungläubigkeit Bestraften aufgeführt werden:
Neben Lut (dem biblischen Lot) sind es unter anderem
die "Leute des Dickichts" (Ashab al Aykah) und die
"Leute des Brunnens" (Ashab ar-Rass).
[17] Siehe: Gerd-r. Puin; In: "Die dunklen
Anfange".
"Al Aykah" heisst "Dickicht". Mit den "Leuten des
Dickichts", wie es im Koran steht, weiss aber auch
kein Korangelehrter so richtig etwas anzufangen.
Das Wort kommt viermal in der offiziellen Version des
Korans von Kairo vor. Zweimal "korrekt" mit dem
Artikel "al" (Suren 15:78 und 50:14), also "Al Aykah",
zweimal aber (Suren 26:176 und 38:13) fehlt das "a"
vom Artikel "al". Das Wort wird dann gelesen als
Laykah.
"Al Aykah"? Oder "Laykah"?
[Versionen und Kopierfehler: Laykah=ein Ort oder
Abfall vom Glauben?]
In einer frühen Handschrift aus Sanaa findet sich die
Schreibart "Laykah" an der Stelle, wo die Kairoer
Ausgabe "Al Aykah" schreibt. Abu Ubaydah (9.
Jahrhundert) sieht in Laykah einen Ort, ebenso Abu
Hayyan al-Garnati (14. Jahrhundert). Letzterer
betrachtet eine andere Lesart sogar "beinahe als
Abfall vom Glauben, was Gott verhüten möge".
Genau diese andere gotteslästerliche Lesart hat sich
der gegenwärtig offizielle Koran zu eigen gemacht.
Die Korangelehrten stecken damit gleich doppelt in
einer Zwickmühle, denn sie müssten zugeben, dass die
"korrekte" Version im offiziellen Kairoer Koran falsch
ist, oder dass die "nicht korrekte" Version richtig
ist. Beides ist nicht vorgesehen, denn der Koran ist
ja nach offizieller Lesart von Mohammed bis heute
fehlerlos tradiert worden. Auch macht das Beispiel
wiederum deutlich, welchen Unterschied ein gesetzter
oder unterlassener Strich oder diakritischer Punkt
machen kann.
Die moderne - nichtislamische - Forschung sagt uns,
dass "Laykah" die sinnvolle Lesart darstelle, denn
damit sei nichts anderes als der bekannte antike
Rotmeerhafen "Leuke Kome" gemeint. Die "Ashab
ar-Rass", die "Leute des Brunnens", seien dann die
schon von dem Geografen Ptolemäus genannten "Arsae"
(Arser) nördlich von Yanbu an der Rotmeerküste.
[Versionen und Kopierfehler: Abraham oder Ibrahim]
Nicht einmal bei dem viel berufenen Stammvater Abraham
gibt es eine einheitliche Schreibweise: Er firmiert 15
mal als "Abraham" im Koran, und 54 mal als "Ibrahim".
Das lässt auf eine unterschiedliche Herkunft der Texte
schliessen.
[Versionen und Kopierfehler: Fragmente von
Koranhandschriften - Palimpseste (Schabtexte)]
Es existieren zahlreiche Fragmente von
Koranhandschriften aus früh-islamischer Zeit (Leide,
Berlin, Paris, Sanaa), die Korrekturen aufweisen.
Buchstaben und ganze Wörter wurden ausradiert,
korrigiert oder neu eingesetzt. Auch die
Handschriftenforschern bestens bekannten [S.39]
Palimpseste [Schabtexte] sind darunter. Ein Palimpsest
ist ein Pergament, dessen erste Beschriftung aus
Gründen der Sparsamkeit abgewaschen wurde und dann
eine neue Beschriftung erfolgte. Moderne Methoden
können die zugrundeliegende erste Beschriftung
sichtbar machen. Bei den Sanaaner Palimpsesten aus dem
8. Jahrhundert stellen wird das Bestreben fest, an
einem Text so viele Korrekturen wie möglich
anzubringen. Nahmen diese Korrekturen überhand,
löschte man das Blatt und beschrieb es neu,. Stets gab
es Unterschiede zwischen der ersten und zweiten
Beschriftung, meist nur geringfügig in der
Orthografie, aber bisweilen auch in den
Wortbedeutungen und fehlenden oder hinzugefügten
Passagen.
[Versionen und Kopierfehler: Abschreibfehler
verändern den Koran unabsichtlich - Machthaber
verändern den Koran absichtlich nach ihrem
Geschmack]
Fehler sind bei handschriftlichen Kopien eine
wohlbekannte und ganz normale Erscheinung - ganz
besonders bei arabischen Texten, wo ein falscher oder
unklarer Strich oder ein unterlassener oder falsch
gesetzter Punkt einen substanziellen Unterschied in
der Bedeutung ausmachen kann. Zu den Irrtümern kommen
bewusste Änderungen, denn Machthaber aller Zeiten
waren daran interessiert, ihre Sicht der Dinge in den
göttlichen Schriften repräsentiert zu finden.
Ubaydallah, der Gouverneur Mesopotamiens, hat nach
eigenem Bekunden 2000 Alif ("a") in einen Korantext
einkorrigiert.
Die gesamte Geschichte des Korans ist bis auf den
heutigen Tag ein Streit um die richtige Lesart. Der
Grund dafür ist, dass die Urtexte des Korans eben
nicht in einem eindeutigen "Koranarabisch" verfasst
worden sind. Dass dies ständig und penetrant behauptet
wird, macht die Sache nicht richtiger.
[Foto]
Blatt aus dem ältesten bekannten Koranfragment (um
720) aus Sanaa, im Hidschas-Duktus ohne Zeichensatz.
Es handelt sich um ein Palimpsest, also um ein
mehrfach beschriebenes Pergament. Das UV-Licht macht
die ältere Schrift unter der aktuellen Schrift
sichtbar. Es zeigen sich zahlreiche Unterschiede
zwischen den beiden Schriften und zum Standardkoran,
was die evolutorische Entstehung des Korans beweist.
[S.41]
2.8. Willkürliche Interpretation im Koran
[Willkürliche Interpretation: Die
Weihnachtsgeschichte im Koran: Der Koran ist
gekommen]
Luxenberg steuerte einen weiteren Beweis bei, als er
in der aramäischen Lesart des Korans auf eine
erzchristliche Tradition stiess. Er sieht in Sure 97
die Weihnachtsgeschichte.
Die Sure enthält fünf Verse und lautet in
traditioneller Übersetzung:
1: Wir haben ihn in der Nacht der Bestimmung
hinabgesandt.
2: Aber wie kannst du wissen, was die Nacht der
Bestimmung ist?
3: Die Nacht der Bestimmung ist besser als tausend
Monate.
4: Die Engel und der Geist kommen in ihr mit der
Erlaubnis ihres Herrn hinab, lauter Logoswesen.
5: Sie ist (voller) Heil, bis die Morgenröte sichtbar
wird. [S.40]
Die zusammenfassende Kommentierung von Tabari: "Der
Koran ist in dieser Nacht in den unteren Himmel
herabgekommen. Je nach Bestimmung sandte Gott etwas
davon auf die Erde herab, bis der Koran vollendet
wurde. Zwischen Anfang und Ende der Offenbarung
bestanden zwanzig Jahre. Der Anfang des Korans ist in
dieser Nacht heruntergekommen."
Tabari meint also, dass mit "ihn" "er", der Koran,
gemeint sei. Wie kommt er zu dieser Meinung, die aus
dem Kontext nicht zu erschliessen ist?
Luxenberg weist nun nach, dass im Aramäischen
"Bestimmung"
Schicksalsbestimmung durch Geburt,
Geburtsstern, Weihnachten bedeutet. Wer zu
Weihnachten herabgesandt wurde, wäre demnach "Jesus"
und nicht der "Koran". Tabari muss gemerkt haben, dass
ein Stern im Spiel ist, denn er lässt den Koran in den
unteren Himmel, also in die Sternensphäre des
koranischen Himmels, herabsteigen.
Vers 3: Die Nacht der Bestimmung ist besser als
tausend Monate
"Leyla" (Nacht) ist im Aramäischen nach Luxenberg
nicht nur ein allgemeines Wort für "Nacht", sondern
auch ein liturgischer Begriff im Sinne von
"Nachtgebet", entsprechend der lateinischen "Nokturn".
Mit den "Monaten" sei keineswegs das arabische
"schahr" (Monat) gemeint, vielmehr der aramäische,
liturgische Fachausdruck "schara", was "Vivilien"
bedeutet, also die Nachtwachen vor einem hohen
Feiertag.
In Vers 4 derselben Sure "kommen die Engel herab,
lauter Logos(!)wesen".
Nach Luxenberg kommen vom Logos, dem Geiste,
begleitete Engel mit "Hymnen" herab: also der bekannte
"Chor der Engel" [[bzw. weitere Ausserirdische]].
Die ganze Sure liest sich also nach Luxenberg:
1. Wir haben ihn (=den Jesusknaben) in der Nacht der
Schicksalsbestimmung (=des Geburtssterns, Weihnachten
[[bzw. als ein UFO kam]]) herabkommen lassen.
2. Was weisst du, was die Nacht der
Schicksalsbestimmung ist?
3. Die Nacht (=die Nokturn) der Schicksalsbestimmung
ist gnadenreicher als tausend Vigilien. [S.42]
4. Die Engel [[die Ausserirdischen]], vom Geiste
[[Weisheit]] (begleitet), bringen darin mit Erlaubnis
ihres Herrn allerlei Hymnen herab.
5. Friede ist sie bis zum Anbruch der Morgendämmerung.
Man braucht nur "er/ihn" im Kontext der von Luxenberg
postulierten Wortbedeutungen zu lesen, also "Jesus"
statt "Koran", und schon kommt eine ganz andere
Bedeutung zum Vorschein: nämlich die
Weihnachtsgeschichte (was im Übrigen bereits mehrere
Forscher vor Luxenberg vermutete hatten).
[Willkürliche Interpretation: tanazzalu -
tunazzilu]
Nebenbei stellt Luxenberg richtig, dass die
koranischen "tanazzalu" (Engel [[Ausserirdische]])
korrekt die "tunazzilu" sind - der Teufel steckt
wiederum im Detail winziger, nachträglich falsch
gesetzter Zeichen.
[Willkürliche Interpretation: Petrusbrief im Koran]
Eine weitere "dunkle", das heisst nicht verstandene
Sure ist die Sure 108. Für Luxenberg [18]
[18] Christoph Luxenberg: Die
Syro-aramäische Lesart des Korans"; Berlin 2007,
S.304ff.
ist sie eine Fehllesung der aramäischen Version des
Petrusbriefes (Kapitel 5, Verse 8-9) und zweifellos
vorkoranisch. Der Text "gehört zu jenem Grundstock,
aus dem der Koran als christlich-liturgisches Buch
ursprünglich bestand". Nach Luxenbergs Meinung fällt
alles darunter, was man traditionell zur "ersten
mekkanischen Periode" rechnet.
[Willkürliche Interpretation: Zusammenfassung]
Die Herabsendung des Korans in der Schicksalsnacht
zeigt ebenso deutlich wie die komplette
Fehlübersetzung der Zustände im Paradies und das
Entstehen der Kopftuchforderung, auf wie wackeligen
Beinen die traditionelle Koraninterpretation steht: In
vielen Fällen handelt es sich um nichts weiter als um
die Privatmeinung der Herren Tabari und anderer -
heute als das Wort Gottes verabsolutiert.
Es wird des Weiteren deutlich, dass zur Koranforschung
keineswegs die Kenntnis arabischer Sprachformen
ausreicht, denn die Ursprache weiter Teile des Korans
ist nicht Arabisch, sondern aramäisch.
2.9. Der Koran (Quran) kommt von einer
Bibel-Zusammenfassung her (Qeryan)
[Der Koran hat christliche Wurzeln: Namensnennungen
im Vergleich]
Und es wird immer deutlicher, dass der Koran
christliche Wurzeln hat.
Moses wird im Koran 136 mal genannt, Maria 34 mal,
Jesus 24 mal, und Mohammed 4 mal. 1999 wurde bei einem
Wikinger-Fund eine arabische Münze aus dem Jahr 766
entdeckt - also 130 Jahre nach "Mohammed" geprägt -
mit der Aufschrift "Musa rasul Allah" [S.43] ("Moses
ist der Gesandte Gottes") [S.43-44]. Moses, Jesus und
Maria (zusammen 194 Nennungen) sind im theologischen
Teil des Korans in sehr grossem Umfang präsent.
Forscher kommen zu dem Schluss, dass im theologischen
Teil des Korans sehr viel an christlichem Gedankengut
steckt.
[Der Koran hat christliche Wurzeln: Der Koran ist
"Teil der Schrift"]
Der ursprüngliche Koran selber sieht sich keineswegs
als eigenständige Schrift im Sinne eines heiligen
Buches einer neuen Religion. Mehrere Suren machen
deutlich, dass sich der Koran als "Teil der Schrift"
verstand, aber niemals als "die Schrift selber".
In Sure 75:17 heisst es: "Uns obliegt es, das
Lektionar durch Exzerpte aus der Schrift
zusammenzustellen und zu lehren."
41:3: "Eine Schrift, die wir in eine arabische Lesart
übertragen haben."
5:68 fordert: "Ihr Leute der Schrift, Ihr entbehrt ...
der Grundlage, solange ihr nicht die Thora und das
Evangelium, und was von eurem ... Herrn zu Euch
herabgesandt worden ist, haltet."
Die Suren 3:4, 15:1, 9:111 und andere äussern sich in
ähnlicher Weise.
Das heisst, ursprüngliches Programm des Korans war es,
"die Schriften", Thora und Evangelium, zu bestätigen.
Die uns schon bekannte Sure 2 beginnt mit den Worten:
"Dieses ist das Buch, in dem kein Zweifel ist..."
Jedermann, der die Sure lesen kann, weiss aber, dass
es präzise nicht "dieses" heisst, sondern "jenes".
"Dieses" bedeutet aber nun mal nicht "jenes" und mit
"jenem" ist nicht etwas unmittelbar Vorliegendes
gemeint. Auch das ist ein klarer Verweis auf ein
"anderes" Buch, auch wenn es niemand der
hunderttausend täglichen Rezitatoren zur Kenntnis zu
nehmen beliebt.
[Der Koran hat christliche Wurzeln: Das Wort
"Koran" und erwähnte Bibel-Figuren - der
Urkoran "Qeryan" war eine zusammengefasste
Bibelversion]
"Quran" kommt vom aramäischen "Qeryan", was
"Lektionar" bedeutet, also ein liturgisches Buch, das
ausgewählte Texte aus der "Schrift", dem Alten und dem
Neuen Testament, enthält. Man darf als
Ausgangsmaterial das Diatessaron annehmen, ein
Liturgiebuch der syrischen Christen, in dem jedoch die
vier Evangelien quasi in Kurzform zu einem
zusammengezogen waren. Auch der Koran spricht des
Öfteren vom "Evangelium", obwohl es mehrere waren.
Der Koran ist wie das Diatessaron ebenfalls eine
Zusammenfassung. Das belegen zahlreiche Stellen, etwa,
wo vor dem [S.44] Schicksal des Lot gewarnt wird. Es
wird auf ein Vorkommnis verwiesen, eine Erklärung der
Zusammenhänge erfolgt jedoch nicht. Das heisst, es
wurde beim Leser die entsprechende Geschichte als
bekannt vorausgesetzt.
Die Strukturnamen des "Quran" sind vom "Qeryan"
entlehnt: "sura" (Sure), "aya" (Vers). Und als
kleines, aber feines Detail am Rande finden sich auch
die typischen Verstrenner syrischer Liturgieschriften,
ein durch 4 Punkte gebildetes Kreuz
, im Koran wieder
. Man darf "Quran" in der
Frühzeit nicht als Heiliges Buch des Islams auffassen,
wie wir es gewohnt sind, sondern einfach als Begriff
für ein liturgisches Buch der syrisch-christlichen
Araber.
[Der Koran hat christliche Wurzeln: Der alten
Bibelversion "Qeryan" wurden die radikalen,
medinischen Suren hinzugefügt]
Der "Qeryan", das liturgische Buch, war ursprünglich
ein Exzerpt des Alten und Neuen Testaments für die
arabischen Christen. Dem christlichen Grundmuster
gesellten sich im Laufe der Zeit zahlreiche lokale
Traditionen hinzu, etwa die ausführlichen, rechtlichen
Erörterungen in den sogenannten medinischen Suren.
[Der Koran hat christliche Wurzeln: Die Kapitel
wurden nach Grösse sortiert und als Suren
interpretiert - so entstand der Durcheinander-Koran
"Quran"]
Die ursprüngliche theologische Aussage wurde durch die
redaktionelle Bearbeitung späterer arabischer Editoren
fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Sie sammelten
alles, was an Schrifttum und mündlichen Traditionen
verfügbar war, hinterliessen aber einen Wust an
Interpretationen. Ein klarer Hinweis darauf, dass die
ihnen vorliegenden Texte in einer Sprache abgefasst
waren, die sie nicht mehr genügend verstanden. Diese
Exegeten waren zugleich Grammatiker. Was sie in ihren
Schulen in Kufa und Basra schufen, war nichts weniger
als das Koranarabische und die arabische Schrift.
Was wir in frühen Koranschriften finden, sind die
Texte der arabischen Christen und ihre Theologie. Was
wir in den späteren arabischen Bearbeitungen vor uns
haben, ist das Buch einer eigenen Religion. Jetzt war
das "Qeryan" zum "Quran" geworden, erst jetzt war der
Koran in Schrift und Inhalt auf der Welt. Allerdings
in einer Lesart, die die Texte oftmals gar nicht
hergaben.
[Der Koran hat christliche Wurzeln: Die
verschiedenen Versionen des Durcheinander-Korans]
Mit den verschiedenen Auslegungen und Interpretationen
war es damit aber nicht zu Ende, zu gross war der
Spielraum, den die Bearbeiter offengelassen hatten. Es
lag ja keine "offizielle" Version vor, es gab bald
Hunderte konkurrierende Koranausgaben, und es gibt sie
heute noch.
2.10. Die Koranversionen: Othman gab es
nicht - Istanbul - Kairo
[Koranversionen: Den Othmanischen Koran gibt es
nicht - Behauptung einer Bücherverbrennung unter
einem Kalifen Othman]
Welche [S.45] ist also das wirkliche Heilige Buch des
Islams, dem wortgetreu zu folgen ist?
1924 gab die Al-Azhar-Universität von Kairo eine
Ausgabe des Korans heraus, die mit dem "Othmanischen
Koran" identisch sein sollte. Dieser "Othmanische
Koran" ist benannt nach dem 3. Kalifen Othman
(644-656), der nach der Tradition die erste gültige
Koranversion zusammenstellte und alle anderen
kursierenden Versionen als falsch verbrennen liess.
Dieser "Othmanische Koran" hat nach islamischem Dogma
[gemäss der Diktatur aus Saudi-Arabien] bereits die
noch heute gültige Rechtschreibung einschliesslich der
Vokalzeichen und der diakritischen Interpunktierung
aufgewiesen. Ein "Othmanischer Koran", das heisst eine
nachgewiesen auf Othman zurückgehende Version, ist
allerdings nicht existent.
[Koranversionen: Der "Standardkoran" aus Istanbul -
der "neue Fantasie-Koran" aus Ägypten - die
Koran-Diktatur aus Ägypten seit 1924]
Über Jahrhunderte hinweg dominierte die
osmanisch-türkische Auffassung der richtigen Lesart.
Der Standardkoran des 19. Jahrhunderts etwa war eine
in Istanbul in grosser Stückzahl im Steindruck
hergestellte Version. Dieser wich aber so weit von der
traditionellen Lesart ab, dass sich namentlich in
Ägypten heftiger Protest regte. Als Antwort auf diese
gotteslästerliche Schrift begann man an der
Al-Azhar-Koranschule, an einer eigenen Version zu
arbeiten.
Basis war eine nicht näher definierte Koranversion aus
dem Jahr 1886. Im Anschluss an den Text "dieses edlen
Korans" liefert das Kairoer Komitee die Quellenangabe
in traditionell-islamischem Stil: Es wird eine Kette
von Autoritäten genannt, die für die Richtigkeit des
Textes stehen sollen, zurückführend auf den Kalifen
Othman selber sowie einen Sekretär des Propheten.
(Einige andere Editoren rufen als Zeugen der
Richtigkeit den Erzengel Gabriel [[Ausserirdischer]]
selber auf). Der Nachweis der Richtigkeit liegt also
auch hier wie üblich bei "Gewährsmännern" und nicht
bei Untersuchungen des Textes selbst. Es ist zu
betonen, dass nicht eine einzige der vorhandenen
älteren Handschriften zu Rate gezogen wurde, um so
zumindest bei den frühesten Texten ansetzen zu können
- eine unabhängige Altersbestimmung vorliegender Texte
gab es ohnehin nicht. Man nahm lediglich einen
zeitgenössischen Koran und unterzog ihn einer
Überarbeitung anhand von Orthografieregeln. Dies waren
die Regeln des [[Herrn]] al-Sigistani (gest.928) und
des Spaniers al-Dani (gest. 1053). Anhand dieser
Regeln sollte die "richtige Lesart" des Othmanischen
Originals erschlossen werden. Über [S.46] das 9.
Jahrhundert hinaus, in die Zeit Othmans, war man
dadurch noch lange nicht gelangt, denn man überprüfte
die zu Überprüfenden genau mit den Regeln, die sie
selber erstellt hatten. Ein herrlicher Zirkelschluss.
Der "Othmanische Koran" bleibt also weiter pure
Fiktion, der Kairoer Koran kann keinen Anspruch auf
die Authentizität der Prophetenüberlieferung erheben.
1924 wurde dieser als authentisch behauptete Koran von
Kairo zur einzig autorisierten Vorlage für alle
weiteren Drucke des Korans der sunnitischen Muslime
ernannt.
[Koranversionen: Korantexte ohne Vokalzeichen]
Wir kennen zwar keinen Othmanischen Koran, aber wir
kennen zahlreiche frühe Korantexte. Keiner davon hat
Lesehilfen, keiner ist im Koranarabisch heutigen
muslimischen Verständnisses abgefasst, alle weichen
voneinander ab. In Sanaa wurden in den 1970er Jahren
Koranfragmente aus dem 8. Jahrhundert mit einer
anderen Surenfolge als der im offiziellen Koran von
Kairo gefunden. Selbst noch aus dem 10. Jahrhundert
sind zahlreiche Koranversionen mit anderer Surenfolge
als der offiziellen nachgewiesen [19].
[19] Bayard Dodge: The Fihrist of
al-Nadim; New York 1979
Die ältesten uns bekannten Korantexte stammen aus dem
frühen 8. Jahrhundert, wobei die genaue Datierung
gewisse Probleme aufwirft [20].
[20] Die Radiokohlenstoffdatierung (C14)
sagt nur etwas über das Alter des Pergaments aus,
nichts über die Zeit seiner Beschriftung.
[Koranversionen: Kairo-Koran ist jünger als 7. Jh.
n.Chr. - die vier ersten Kalifen sind ausserhalb des
Islams nirgendwo erwähnt]
Es steht ausser Zweifel, dass die Kairoer Koranversion
nicht aus dem 7. Jahrhundert stammen kann, sondern auf
eine jüngere Bearbeitung zurückgeht. Dies ist vor dem
Hintergrund zu sehen, dass uns weder ein "Othmanischer
Koran" bekannt ist noch irgendeiner Spur vom Kalifen
Othman selber. Von keinem der ersten vier Kalifen gibt
es irgendwelche religionsunabhängigen Spuren [[und
scheinen somit absolut erfunden, denn ein Kalif als
Regierungsoberhaupt wird bei Nachbarn in den
Dokumenten immer erwähnt]].
2.11. Verbotene Koranfoschung im Islam - die
"Ungläubigen" sind die Koranforscher
[Verbotene Koranforschung im Islam: Iranische
Kulturabteilung "weiss", dass der Koran von Mohammed
kommt]
In der islamischen Öffentlichkeit und Literatur wird
die Abweichung von Koranstellen und Koranausgaben
untereinander vollkommen ignoriert. "Wir wissen", ist
etwa in einer von der iranischen Kulturabteilung
herausgegebenen Schrift zu lesen [21],
[21] Tabataba'i, Sayyid: Kulturabteilung
der Islamischen Republik Iran; Bonn 1986
"dass der Koran, der uns heute zur [S.47] Verfügung
steht, derselbe ist, der vor 14 Jahrhunderten dem
Propheten allmählich offenbart wurde. Daher bedarf der
Koran an sich keiner Historie als Bestätigung für
seine Glaubwürdigkeit und Echtheit."
Der nächste Zirkelschluss. Und es heisst mit anderen
Worten: Forschung am Koran ist so überflüssig wie ein
Kropf, da das Ergebnis ohnehin schon feststeht.
Quellenforschung wird von islamischen Wissenschaftlern
denn auch tunlichst vermieden, wenn die Gefahr einer
Rücküberschreitung der Zeitlinie des ominösen
"Othmanischen Korans" droht, denn sie hat nur die
Aufgabe, Dogmen zu bestätigen. Für die islamische
Theologie ist der "Othmanische Koran" ein Tabu.
[Verbotene Koranforschung im Islam: Altikulac
in Istanbul bezeichnet zwei verschiedene Versionen
als "ähnlich" und will sie "einander anpassen" und
dann jede weitere Forschung verbieten]
Der türkische Gelehrte Tayyar Altikulac verglich eine
bestimmte, als korrekt angesehene moderne Koranausgabe
mit einer im Topkapi-Palast von Istanbul aufbewahrten
Handschrift, die ebenfalls dem besagten Kalifen Othman
zugeschrieben wird. Die Untersuchung erfolgte durchaus
nach dem wissenschaftlich üblichen Prozedere. Es
stellten sich aber so viele Abweichungen heraus, dass
die beiden Texte unmöglich identisch sein konnten, die
Handschrift konnte also nicht wie erhofft das original
Othmans sein beziehungsweise der moderne Text keine
Kopie des Originals. Trotzdem erklärte Dr. Altikulac
die Editionen als "ähnlich" und verwies darauf, dass
die Verse ohnehin stets von einem "befähigten Mund"
("fam muhsin") weitergegeben worden seien, der sie
immer richtig zu lesen gewusst habe.
Die Behauptung der Unwichtigkeit von schriftlichen
Abweichungen, weil ja nur die Aussprache zähle (die
man nicht mehr nachweisen kann), ist eine beliebte
Erklärung für Versionsunterschiede. Wobei inzwischen
ausser Zweifel steht, dass trotz des Vorhandenseins
einer oralen Tradition die Tradierung auch schriftlich
erfolgte. Dem loyalen Forscher muss aber etwas
unheimlich zumute gewesen sein, denn er schlug vor,
die beiden Versionen "einander anzupassen" und dann
"weitere Untersuchungen zu verbieten". Das nennt man
Wissenschaftlichkeit.
[Verbotene Koranforschung: Deutsche Universitäten
verweigern die unabhängige Forschung an
Durcheinander-Koran]
Man braucht aber nicht unbedingt in ein islamisches
Land zu reisen, um ähnliche Denkansätze zu finden.
Angelika Neuwirth, Leiterin des Projekts [S.48]
"Corpus Coranicum" [22]
[22] Siehe dazu das englische http://en.wikipedia.org/wiki/Corpus_Coranicum
(deutsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Corpus_Coranicum)
sagte in einem Interview, dass es eine Vergeudung
wäre, "die unschätzbaren Kenntnisse und Erfahrungen
islamischer Korangelehrter, die wir uns als
Aussenstehende kaum je vollständig aneignen können,
einfach ignorieren würden." Dem ist zuzustimmen,
solange wir nicht aus den Augen verlieren, dass die
Leute, von denen sie spricht, ihre Aufgabe in der
Bestätigung gegenwärtiger Dogmen sehen und für die zum
Beispiel die Überschreitung des othmanischen Rubikon
jenseits des Vorstellbaren liegt.
Des Weiteren unterstreicht Frau Neuwirth, dass ihr
Team auch den "göttlichen Gründungsmythos des Korans"
respektiere. Das ist so, als ob Darwin seine
Evolutionsforschungen mit der Bibel unter dem Arm
betrieben hätte.
[Verbotene Koranforschung: Deutsche Universitäten
sehen Koranforscher als "ausserhalb der
Wissenschaft" (!!!)]
[Herr] Neuwirth-Adlatus Marx hält sich mit so
Haarspaltereien gar nicht erst auf. Er sieht Leute,
für die eine kritische, historische Quellenanalyse
auch für islamische Texte eine Selbstverständlichkeit
ist, dezidiert "ausserhalb der Wissenschaft" [23].
In: Der Spiegel, 17.9.2008
Ist das Orientalistik? Oder Orient?
[Verbotene Koranforschung - aber Bibelkritik ist
erlaubt]
Bibelkritik gibt es seit Jahrhunderten. Im Bewusstsein
der Problematik handschriftlicher Verbreitung eines
Buches über einen grossen Zeitraum gab es seit Langem
das Bestreben, die originalen Glaubensinhalte zu
erschliessen. Dazu bemühte man sich, möglichst
zeitnahe Texte aufzufinden. Über die Jahrhunderte
hinweg durchkämmten Forscher, Gelehrte, vom Glauben
Beseelte und Abenteurer auf der Suche nach den
originalen Heiligen Schriften den Orient. Durch
gezielte Suche fand etwa der sächsische Edelmann
Konstantin von Tischendorf, im Auftrag und auf
Rechnung des Zaren unterwegs, 1844 im Sinai-Kloster
eine Bibel-Handschrift aus dem 4. Jahrhundert [24].
[24] [Ein gefälschter Schutzbrief vom
Mohammed]
Er fand auch einen Schutzbrief des Propheten
Mohammed für das Kloster, unterzeichnet mit seinem
Handabdruck. Das Dokument entpuppte sich als pure
Fälschung. hat aber dem Kloster für das Überleben
inmitten seiner feindlichen Umgebung geholfen.
Bestens ausgebildete Mönche verglichen die
verschiedenen Texte und versuchten, die ursprüngliche
Bedeutung herauszufiltern.
[Verbotene Koranforschung: Christenführer Cusanus
weist auf Evangelien-Inhalte hin]
Nicolaus Cusanus (1400-1458) schlug vor, den Koran
nach ursprünglichen Inhalten aus den Evangelien zu
untersuchen.
[Verbotene Koranforschung: Luther hält die
Koranforschung wegen des Durcheinanders für
unmöglich]
Martin Luther hielt [S.49] wenig davon, weil die Texte
bereits untrennbar vermischt seien. Dies zeigt, dass
im wissenschaftlichen Korpus der Kirche die Grundlagen
des Korans stets als christlich gesehen wurden, es
macht aber auch deutlich, dass es in der
Bibelforschung als essenziell angesehen wurde, durch
möglichst zeitnahe Texte möglichst nahe ans Geschehen
heranzukommen. Die sollte für jegliche
Religionsforschung eine Selbstverständlichkeit sein.
[Verbotene Koranforschung: Die Kairo-Diktatur hält
an - Quellenforschung ist verboten - nur
"Ungläubige" sind Koranwissenschaftler]
Demgegenüber bezieht sich Koranexegese, sachliche
Einwände missachtend, auch heute noch auf die Ausgabe
von Kairo. Diese ist jedoch, wie dargestellt wurde,
die Zusammenfassung bzw. Aussortierung von Schriften
im 9. Jahrhundert. Quellenforschung, eines der
grundlegenden wissenschaftlichen Instrumente, ist bis
heute in der islamischen Welt nicht existent. Was man
betreibt, ist selbstgefällige Nabelschau und nicht
kritische Betrachtung auf wissenschaftlicher Ebene,
was bei historischen Fragen auch von einer Religion zu
fordern ist. Als einzige Buchreligion leistet sich der
Islam den Luxus, neu aufgetauchte Texte und neue
Forschungsergebnisse zu ignorieren.
[[Ergänzung: Auch das Judentum und das
Christentum müssten schon lange die Bibel und die
Thora umschreiben. Buch für das gefälschte AT: Keine
Posaunen vor Jericho - und die Fälschung des
Neuen Testaments ist mit der "Jesus"-Linie
in Jerusalem bewiesen]].
Wenn es brenzlig wird, zieht man sich auf absurde
Erklärungen zurück oder erklärt gleich die
Überflüssigkeit jeder weiteren Diskussion. Das
Resultat ist, dass sich die historische Sachkompetenz
inzwischen ausserhalb der Religionsgemeinschaft bei
"Ungläubigen" befindet.
Der Koran kam nicht von einem Tag auf den anderen in
die Welt, wie die fromme Legende uns das weismachen
will. Wie alle heiligen Bücher hat auch der Koran
einen langen Werdegang mit vielen Modifikationen
hinter sich. Syro-aramäische Urtexte,
aramäisch-arabische Übergangsformen, das "Qeryan" der
arabischen Christen, persische Einflüsse, lokale
Traditionen, vielfältige arabische Bearbeitungen: Das
alles macht den "Koran" aus. Etwa 25 Prozent des
Textes sind, wie wir jetzt schon wissen, vollkommen
fehlübersetzt. Wie man aufgrund der noch wenigen, aber
schlicht spektakulären Resultate der gerade
beginnenden wissenschaftlichen Koranforschung annehmen
darf, dürften die Fehllesungen einen grossen
Prozentsatz des Korans ausmachen. Es gibt eine
Vielzahl von Handschriften, die überhaupt noch nicht
untersucht wurden, und man kann mit dem Auftauchen
noch weiterer bislang unbekannter Texte rechnen.
[S.50]
[Verbotene Koranforschung: Die Handschriften -
erster Druck erst 1802 in Kazan in Russland]
Die erste Druckversion des Korans gab es 1802 in
Kazan, Russland. Das heisst, über drei Viertel seiner
Geschichte hinweg wurde der Koran handschriftlich
verbreitet - mit den dafür typischen Fehlern. Nicht
zwei handschriftlich kopierte Texte solchen Umfanges
sind identisch. Dies ist kein koranischer Sonderfall.
Alle Bücher dieser Art, die über einen so langen
Zeitraum überliefert wurden, haben das gleiche
Schicksal.
Nur, man hat ein riesiges Problem, wenn man für den
auf uns überkommenen Text - von Mohammed bis Kairo
1924 - vollkommene Identität und Fehlerlosigkeit
beansprucht. Dies ist vielfach nachgewiesen nicht der
Fall. Aber es ist nach wie vor das islamische Credo,
und dies ist der Kernpunkt der Kritik.
[Verbotene Koranfoschung: Änderungen sind
"Gotteslästerung" - die Koranversion aus Kairo ist
eine Gotteslästerung]
Änderungen, Fehler, Fälschungen und Irrtümer sind zu
Tausenden belegt. Nach islamischer Lehre ist jede
Änderung am originalen Text eine Gotteslästerung.
Nimmt man diese Aussage ernst, dann ist der heute
offizielle Koran eine einzige Gotteslästerung. [S.51]