6.1.
Der Bau einer grossen Kirche "Tempeldom" aus
Ruinenteilen
[Der Tempelberg und seine Ruinen]
Östlich an die Altstadt Jerusalems schliesst sich ein
Felsplateau von etwa 300 mal 450 Metern an, auf dem
sich neben ein paar kleinen Gebäuden lediglich die
al-Aqsa-Moschee und der Felsendom befinden. Der
grösste Teil der Fläche steht leer. Im 7. Jahrhundert
war die Fläche ein einziges Trümmerfeld: Reste des
Herodianischen Tempels, Reste eines Jupitertempels,
Reste von tausend Jahren religiöser Nutzung. Trotzdem
war dieser unwirtliche Ort mit religiösen Emotionen
verbunden wie kaum ein anderer: Hier soll Abraham
bereit gewesen sein, seinen Sohn Isaak Gott zu opfern,
und hier stand der Tempel Salomons.
[Die Inschrift meint, Imam al-Mamun habe den
Felsendom erbaut]
Ausweislich seiner Inschrift wurde der "Felsendom" im
Jahr 72 arabischer Zeitrechnung vollendet: "Dieses
Heiligtum hat der Knecht Gottes, der Imam al-Mamun,
Oberster Schutzgewährer, im Jahre 72 erbaut. Möge Gott
ihn annehmen und Gefallen dran finden, Amen. Könige
der Welt, lobpreiset Gott."
Felsendom in Jerusalem (al-Aqsa-Moschee) [1] -
Schriftband des Felsendoms,
Ausschnitt [2]
[Das Baujahr: Sonnenkalender und Mondkalender]
Nach der damals gängigen Zeitrechnung "kata Araba"
entspricht das Jahr 72 dem Jahr 694. Es werden aber
auch andere Jahreszahlen genannt. Diese entstanden
durch die Umrechnung aus der Hidschra-Zeit [[Zeit der
erfundenen Auswanderung des erfundenen Mohammeds nach
Medina]], die ja auf einem Mondkalender beruht und
dementsprechende Ungenauigkeiten aufweist.
[Imam al-Mamun oder jemand anders ersetzte den
Erbauer Abd al-Malik durch al-Mamun]
Unstrittig ist, dass Mamun nicht der Erbauer war.
Vielmehr hat er über 100 Jahre später den Namen des
wirklichen Erbauers Abd al-Malik entfernen lassen und
dafür seinen eingesetzt, die Jahreszahl behielt er bei
[42].
[42] Möglicherweise stammt die Änderung
nicht von Mamun selber, sondern wurde noch später
vorgenommen.
Erbauer war also Abd al-Malik, und er vollendete sein
Projekt im Jahr 694 [[n.Chr. resp. 72 islamischer
Zeitrechnung]]. [S.99]
[Der Platz des Salomonischen Tempels]
Die Wahl des Ortes war eindeutig: Der exakte Platz des
Salomonischen Tempels.
[Baustil: Syrisch-byzantinische Kirchenarchitektur]
Der Baustil repräsentiert die typisch
syrisch-byzantinische Kirchenarchitektur.
Grundstruktur ist ein auf Säulen ruhender Zylinder,
eingeschossig oder, je nach Höhe, mit einem weiteren
Säulenrundgang versehen. Der Zylinder wird mit einer
Kuppel überwölbt, dazu kommen bei Bedarf weitere
Zubauten. Im Falle des Felsendoms umschliesst der
Zylinder ein Stück blanken Felsen, der wohl als der
Fels des Isaak-Opfers angesehen wurde. Diesen Kern
umschliessen nach aussen hin zwei Säulenumgänge, die
den achteckigen Grundriss des Gebäudes definieren.
[Säulen in verschiedenen antiken Stilen - scheinbar
wurden Ruinen verwendet]
Die Säulen sind in verschiedenen antiken Stilen
ausgeführt und teilweise sogar von verschiedener
Länge. Das heisst, es handelt sich um
Zweitverwendungen aus bestehenden Gebäuden oder aus
Ruinen. Ursprünglich dürfte der Bau offen gewesen
sein. Die Gläubigen befanden sich auf dem grossen
Areal um das Gebäude herum und konnten von dort aus
die Zeremonien verfolgen, denn die Besucherschar muss
zu bestimmten Anlässen, etwa der jährlichen
Pilgerfahrt, sehr gross gewesen sein.
6.2. Das Oktogon und die Zahlenmystik der
"Vollkommenheit"
[Achteckige Kirchen wie der Felsendom - Beispiele]
Der Dom ist kein architektonisch originärer Entwurf,
sondern orientiert sich an zahlreich existierenden
Vorläufern.
Da ist die Auferstehungskirche am Ölberg, die Kirche
der Maria Theotokos am Berg Garazim bei Nablus, die
Kirche Kathisma ("Sitz") der Jungfrau unweit
Jerusalems (ebenfalls um einen Stein gebaut), eine
Kirche in Busra, Syrien, weitere in Caesarea und in
Kapernaum am See Genezareth, mutmasslich an der Stelle
des Hauses von [[Fantasie-Heiliger]] Petrus.
Verbreitung fand dieser Kirchentyp bis Italien (San
Vitale in Ravenna) und sogar Spanien (Las Vegas de
Pueblanueva). Auch die Kirche des Sergios und Bakchos
in Istanbul ("Kleine Hagia Sophia"), die Modell für
die grosse Hagia Sophia gewesen sein soll, ist in
diesem Stil erbaut. Es handelt sich also um einen in
der römisch-byzantinischen Welt geläufigen Typus. Alle
diese Kirchen wurden zwischen dem 3. und 6.
Jahrhundert gebaut, sie haben dieselben
architektonischen Elemente, und sie weisen wie der
Felsendom einen achteckigen Grundriss auf.
[Oktogon: Zahlenmystik - Fantasie-Auferstehung - 8.
Fantasie-Schöpfungstag der Vollendung]
Das Oktogon entstammt der religiösen Zahlenmystik und
symbolisiert die Auferstehung Jesu am Tag nach dem
Sabbat, als achter Schöpfungstag die Schöpfung
vollendend. Die Acht war daher in der
mittelalterlichen [S.100] Theologie die Zahl der
Vollendung. Dementsprechend waren die Gläubigen unter
diesem Symbol auf dem Weg zur Vollendung.
[Oktogon: Pfalzkapelle in Aachen]
Präzise dieselbe achteckige Grundstruktur mit einem
kuppelgekrönten Zylinder darüber hat die Pfalzkapelle
[[des Fantasie]]-Kaiser Karls des Grossen in Aachen
aus dem Jahr 790. Beide Herrscher, Abd al-Malik wie
Karl der Grosse, sahen sich im Stile
frühmittelalterlich-christlicher Herrscher als
Nachfolger Davids in Stellvertretung Christi. Auch
wenn der Baumeister der Pfalzkapelle mit der fast
baugleichen Kirche San Vitale in Ravenna ein näher
gelegenes Studienobjekt zur Verfügung hatte, muss ihm
der Felsendom bekannt gewesen sein, denn er baute die
Kapelle als "Abbild des Himmlischen Jerusalem".
[[Gemäss neuer Forschung ist aber auch
Karl der Grosse eine Erfindung, und die gesamte
"christliche" Chronologie ist um 300 wenn nicht 1000
Jahre zu lang. Siehe Illig: Wer hat an der Uhr
gedreht? Aber zumindest diese Neoklassizistische
"Kapelle" gibt es]]:
Pfalzkapelle in Aachen [3]
6.3. Die Felsendom-Kirche für den "wahren
Glauben" des arabisch-christlichen Herrschers Abd
al-Malik
[Felsendom wurde für arabische Christen gebaut -
ist eine Kirche]
In Islamischer Tradition baute der islamische Kalif
und Omayade Abd al-Malik den Felsendom als Moschee.
Die neueste Forschung sieht Abd al-Malik jedoch als
christlich-arabischen Herrscher und den Felsendom
[S.101] dementsprechend als christlichen Sakralbau.
Oleg Grabar [43]
[43] Oleg Grabar: The Dome of the Rock;
London 2006
einer der besten Kenner des Felsendomes, schliesst
eine Moschee als Zweck des Baues aus und sieht darin
"eine Art Sakralbau". Er spricht von einem
"Paradoxon", weil sich Widersprüche in der
Interpretation als islamischer Bau nicht auflösen
liessen. Sie lösen sich auf, wenn man im Felsendom
einen christlichen Bau sieht.
[Abd al-Maliks Felsendom für den "wahren Glauben"
mit dem Glaubensbekenntnis der byzantinischen
Reichskirche im 240m langen Schriftband]
Jerusalem ist damals wie heute eine Stadt der Kirchen.
Aber die Kirchen damals waren jene der
"Falschgläubigen" aus Abd al-Maliks Sicht. Ihnen
wollte er, der sich, wie belegt, in der wahren
Tradition Zions sah, ein Monument des wahren Glaubens,
ein "haram", an unübersehbarer Stelle entgegenstellen,
am Tempelberg.
In der Kirche liess er als Antwort auf die Ekthesis,
auf das in der Hagia Sophia angebrachte
Glaubensbekenntnis der byzantinischen Reichskirche mit
dem Bekenntnis zur Dreifaltigkeit, seine Sicht des
richtigen Glaubens anbringen. Traditionellerweise als
Koranverse gesehen, sieht die moderne Forschung in dem
240 Meter langen Schriftband auf beiden Seiten des
Oktogons ein klares christlich-arabisches Bekenntnis
monarchischer Ausrichtung.
6.4. Der Islam erfindet Mohammed in
Jerusalem - Kreuzzüge - Islamzeit
[ab 11. Jh.: Der Islam deutet alles für sich:
Fliegendes Pferd des Mohammed, Wegweiser nach Mekka
etc.]
Mit der Etablierung des Islams [[auf der Arabischen
Halbinsel]] nahm die Bedeutung des "haram" am
Tempelberg ab und trat hinter Mekka und Medina zurück.
Trotzdem begannen sich islamische Legenden mit
Jerusalem zu verbinden. Im 11. Jahrhundert entstand
die Tradition, wonach Muhamad vom Ort des Felsendoms
mit seinem Pferd "buraq" mit dem Menschenkopf und den
Flügeln in den Himmel aufgestiegen sei [[Das ist ein
Raumschiff mit Stimme]]. Wahrscheinlich ebenfalls im
11. Jahrhundert erhielt das "haram" das obligatorische
"mihrab", in dem Fall eine Platte, die die Richtung
nach Mekka anzeigt. Das "mihrab" wurde jedoch nicht in
der Moschee selbst angebracht, sondern in einer Höhle
des Felsens darunter. Es gibt bislang keine
befriedigende Erklärung dafür.
[Kreuzzüge: Felsendom und Grabeskirche]
Für die Kreuzritter war das Gebäude einfach der
"Tempel Gottes" (templum domini), an den sich
alttestamentliche Erinnerungen knüpften und der einen
Platz bezeichnete, an dem auch Jesus gewirkt hatte.
Als originäre Moschee wurde der Dom nicht
wahrgenommen, man glaubte, dies sei der ursprüngliche
Tempel aus der Zeit [[Fantasie]]-Christi. Einfluss
nahmen die [S.102] Kreuzritter wenig, der zweite Fels
Jerusalems, Golgotha mit der Grabeskirche, hatte einen
höheren Stellenwert.
[Islam ab 1291: Renovierungen, Aussenfassaden]
Unter den die Kreuzritter ablösenden Ayyubiden wurde
der Felsendom zu einem islamischen Heiligtum. Wenig
hat sich in der Folgezeit unter den Fatimiden und
Mamelucken geändert, man führte allfällige
Renovierungen aus, änderte aber nichts an der
Struktur. In der Mameluckenzeit war man der Meinung,
die Kreuzritter hätten den Dom gebaut, um den einer
verbreiteten Legende nach schwebenden Felsen darunter
zu bändigen. Unter den Osmanen, namentlich unter
Suleiman dem Prächtigen (1520-1566), fanden grössere
Umgestaltungen statt. So ersetzte der Sultan die
Aussenfassade vollkommen und kleidete sie mit Kacheln
ein. Auch im Inneren wurden viele Ausarbeitungen
vorgenommen, die Substanz jedoch nicht verändert.
Von 1875 bis 1960 geschah überhaupt nichts mehr.
Zwischen 1960 und 1962 wurden sämtliche Kacheln aus
der osmanischen Zeit entfernt und neue angebracht,
1990 erfolgte eine weitere Umgestaltung.
So wie sich der Felsendom heute präsentiert, ist er
ein Werk des 20. Jahrhunderts. Wir wissen nicht,
inwieweit dieses Aussehen dem zur Zeit seiner Gründung
entspricht. Wahrscheinlich nicht sehr viel. Nicht
verändert wurde jedoch die Grundstruktur und der
einzig erhaltene Teil aus der Zeit Maliks: die Säulen
mit dem mosaiküberzogenen Stützwerk, auf dem das
originale Schriftband läuft - das Glaubensbekenntnis
Abd al-Maliks.
[Felsendom=Kirche - al-Aqsa-Moschee=Moschee]
Gebaut wurde der Felsendom sicher nicht als Moschee,
sondern als Kirche. Aber nicht als Kirche für den
Alltag, vielmehr bezeichnete der Felsendom als
Zentralpunkt christlich-arabischer Religiosität den
Ort, wo der Erlöser herabsteigen würde. Auch in der
Zeit islamischer Herrschaft wurde der Dom nicht als
Gebetshaus wahrgenommen. Mit vielen Geheimnissen und
Mythen versehen war das "Haram al-Sharif" in erster
Linie der Ort der Himmelfahrt Muhamads. Allgemeiner
Gebetsort war stets die al-Aqsa-Moschee gegenüber.
Touristen zeigte man bis vor Kurzem den wahren
Standort der [[Fantasie]]-Wiege [[des Fantasie]]-Jesus
(nämlich in der Südostecke des Areals) und verriet
ihnen weitere Geheimnisse aus der biblischen und
christlichen Vergangenheit des Ortes - das ist
inzwischen unterbunden.
[seit ca. 1995: Felsendom wird als Moschee benutzt]
Seit etwa einem Jahrzehnt [[seit ca. 1995 seit den
Intifadas gegen das kriminelle Zionistenregime von
Sharon]] ist der Felsendom das, was er niemals in
seiner Geschichte war: eine aktive Moschee. Und er
wurde zum Symbol des palästinensischen Nationalismus
[S.103].
Intifada in Jerusalem,
Palästinenser gegen Zionisten [4]