9. Tausendundzweite Nacht - die
Toleranz-Märchen aus Andalusien sind ERFUNDEN
"Die Muslime
betraten Spanien nicht als Aggressoren oder
Unterdrücker, sondern als Befreier."
Maryam Noor Beig [108]
[108] www.hispanicmuslims.com,
2010
|
9a. Nordafrika zwischen 600 und 900:
Byzantinisches Christentum - Islam ist NICHT
vorhanden
[Ein Jesus-Spruch in einer nordafrikanischen
"Moschee" - der Islam klaut den Spruch und lässt den
Jesus weg]
In einer nordafrikanischen "Moschee" [110]
[110] Scharwas: Gebel Nafusa
lesen wir folgenden Spruch:
"Wir glauben an Gott und das, was uns
herabgesendet wurde, und das, was zu Abraham
herabgesendet wurde und zu Ismael, Isaac und Jacob
und zu den Stämmen, und was übergeben wurde an Moses
und Jesus und was den Propheten von ihrem Herrn
übergeben wurde. Wir machen keinen Unterschied
zwischen ihnen und sind gottergeben."
Denselben Vers finden wir später im Koran, allerdings
mit einem Unterschied: Die Erwähnung von Jesus fehlt.
Kein Wunder, der Spruch stammt nicht aus einer
"Moschee", sondern aus einer "masjid".
[Christlich-aramäische Inschriften in Nordafrika]
Auf die Ibaditen und ihre syro-aramäischen Wurzeln
geht auch die bekannte Hochschule al-Azhar in Fustat
(Kairo) zurück. "Azhar" ist keineswegs arabisch,
sondern aramäisch und heisst "Licht".
Aus der Zeit Ibn Nusairs sind zahlreiche Münzen
erhalten. Sie sind in Latein abgefasst und tragen
Inschriften wie:
"Non est deus nisi unus cui non est alius
similis, deus eternus deus magnus deus omnium
creator"
("Gott ist gross und allmächtiger Schöpfer von
allem").
"Non est deus nisi unus cui non socius alius
similis."
("Gott ist ein Einziger, ihm ist niemand zur Seite
gestellt").
"In nomine domini misericordis".
("Im Namen des barmherzigen Gottes").
Die ins Arabische übersetzte Version dieses
lateinischen Spruches ist die sogenannte "Basmallha",
die Eröffnungsformel der meisten Suren.
[Das byzantinische Steuerjahr und lateinische
Münzen oder Sternmünzen in Nordafrika - Mekka gab es
noch gar nicht, Tariq ist erfunden]
Die Zeitangaben auf den Münzen erfolgen nach dem
byzantinischen Steuerjahr ("feritus in Africa
indictione ..."). Warum? Aus Gründen der
Internationalität? Oder sollte etwa, 10 Jahre nach
Tariqs angeblichem Handstreich, die zuständige
Steuerbehörde immer noch Byzanz gewesen sein? Die
Hidschra-Zeit eines arabischen Propheten taucht
jedenfalls nicht auf, aus "Africa" war ganz
offensichtlich noch nicht "Ifriquiya" geworden
[S.187].
Es erhebt sich da natürlich die Frage, wieso ein
führender Repräsentant des Propheten Muhamad
lateinische Münzen prägen lässt, zumal Münzen ein
enorm wichtiges Medium der Legitimation,
Machtdemonstration und der Programmatik waren.
Es erhebt sich die Frage, wieso ein Gefolgsmann des
Propheten die byzantinische Zeitrechnung benützt und
nicht die Zeit nach der Hidschra des Propheten, die ja
ab 622 die allein gültige unter Muslimen gewesen sein
soll. (In nicht einer zeitgenössischen
Hinterlassenschaft findet sich eine Datierung nach der
Hidschra).
Und es erhebt sich die Frage, wieso die Inschriften
auf den Münzen urchristliche Formeln aufweisen. Es
sind lateinische Übersetzungen griechischer Vorläufer,
die ins Arabische übersetzt wurden, und nicht
umgekehrt, wie die Tradition behauptet.
Die Einordnung dieser Münzen als islamisch ist
vollkommen willkürlich und durch nichts gedeckt.
Einige nordafrikanische Münzen (und später spanische)
trugen einen Stern. Es handelt sich wohl um den "Stern
von Bethlehem", eine weitere diskutierte Möglichkeit
ist eine punische Herkunft. Ein Symbol des Islam, das
geradezu dessen Anwesenheit belegen würde, ist der
Stern sicher nicht. Auch bei den spanischen Münzen der
ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts handelte es sich
keinesfalls um islamische Prägungen.
[[Der Stern von Bethlehem ist seinerseits
wieder eine Erfindung des "Christentums"]].
[Keine archäologischen Spuren einer islamischen
Besetzung ab 622 - Sekundärquellen werden als
Primärquellen präsentiert]
Nichts, aber auch gar nichts an Fakten, Artefakten
oder zeitlich eindeutig datierbarem, zeitnahem
Schriftgut belegt eine islamische Eroberung. Das
behauptet genau besehen auch niemand - ausgenommen
spätere, manchmal viel spätere Sekundärquellen, und es
[[dies]] behaupten [[auch]] sehr viel spätere
Historiker, die Sekundärquellen aus dem weiten Feld
der arabischen Unterhaltungsliteratur für
Primärquellen halten. [S.188]
9b. Die muslimische Besetzung
der Iberischen Halbinsel ab 711 gemäss der
muslimischen Lügengeschichte - keine Quellen
vorhanden (!!!)
Die muslimische Besetzung der Iberischen
Halbinsel ab 711 gemäss der muslimischen
Lügengeschichte
[Muslimische Lügentradition: Ein
Vergewaltigungsgerücht im Jahre 711]
Irgendwann im Jahr 89 nach der Flucht des Propheten
nach Medina, und somit im Jahre 711 des Herrn, stand
der arabische Heerführer Tariq ibn Ziyad auf der
afrikanischen Seite der "Säulen des Herkules", wie die
Meerenge von Gibraltar damals auch hiess, und blickte
hinüber nach Hispania, das es für den Propheten der
Araber und seine Religion zu erobern galt.
Aber so einfach ging das nicht, denn die Regie des
Stückes forderte Tragik und Verwicklungen.
Diese lieferte ein gewisser Julian, byzantinischer
(oder gotischer?) Gouverneur von Ceuta, einer Stadt
auf der afrikanischen Seite der Meerenge. Dieser hatte
sein Töchterlein Florida nach Toledo an den Hof des
Gotenkönigs Roderich zur Erziehung gesandt. So weit,
so gut, bis eines Tages Florida den König Roderich der
Vergewaltigung bezichtigte. Dieser stritt zwar die
Beschuldigung ab, aber der Vater war so erzürnt, dass
er auf Rache sann, mit den Muslimen in Nordafrika
gemeinsame Sache machte und sie zum Abenteuer Andalus
animierte.
[Muslimische Lügentradition: Prophezeiungen der
muslimischen Besetzung]
Aber selbst das hätte wohl noch nicht für eine
Katastrophe ausgereicht, hätte Roderich nicht noch
einen kapitalen Fehler gemacht: Im Palast von Toledo
gab es einen Raum, der selbst dem König verboten war.
Wer ihn betrete, so hiess es, würde grosses Unheil für
sich und sein Reich herabrufen. Der unselige Roderich
betrat den Raum. Er sah Gemälde von Arabern - und las
die Prophezeiung, diese Männer würden noch am gleichen
Tag in sein Reich einfallen und seine Herrschaft
beenden.
[Muslimischer Sieg durch Propaganda zum Überlaufen
- im Jahre 711]
So geschah es dann auch. Tariq landete mit 7000
Berbern in 4 Booten bei dem Felsen, der fortan seinen
Namen tragen würde, nämlich Gebel [S.179] Tariq,
Gibraltar. Wenig später, am 28. Ramadan des Jahres 89
der Hidschra (711) schlug er Roderich und sein Heer in
der Schlacht am Fluss Guadalete (auch der Fluss
Barbate gilt) vernichtend und endgültig. (Das Gebot
des Propheten, die Ungläubigen zu töten, nicht aber im
heiligen Monat Ramadan, kümmerte die Invasoren
offensichtlich nicht). Der höchst unwahrscheinliche
Sieg gelang, weil der rachsüchtige Julian einen
beachtlichen Teil des christlichen Gotenheeres zum
Überlaufen zu den Muslimen bewogen hatte.
Diese Details und noch sehr viel mehr, einschliesslich
wörtlicher Reden der Akteure, liefert uns die
arabische Geschichtsschreibung.
Aber die Ereignisse sind damit noch nicht beendet.
Gleich im nächsten Jahr setzte Musa Ibn Nusair, des
Propheten General in Nordafrika, mit 18.000 Mann nach
Hispania über und besetzte das gesamte Land, das
fortan al-Andalus hiess.
[Muslimische Lügentradition: Ein kleiner Flecken
bleibt unbesetzt durch christlichen Widerstand und
Erdrutsch-Pech]
Das ganze Land? Nein, ganz im Norden, in den
Kantabrischen Bergen, in der Höhle von Covadogna,
hatte sich ein gotischer Adeliger namens Pelayo
festgesetzt, der nicht an Aufgabe dachte. Der
renitente Christ schlug im Jahr 718 (oder war es 748?)
das islamische Heer unter dem arabischen Heerführer
Qama, 124.000 Muslime verloren in der Schlacht ihr
Leben, den Rest (63.000 Tote) besorgte ein Erdrutsch.
Das sind schon beinahe die Wunder-Dimensionen der
muslimischen Siege vom Yarmuk oder von Nehawend.
Manche glauben die Erzählungen, manche glauben, sie
enthielten einen wahren Kern, manche halten sie für
pure Legenden. Jedenfalls haben wir keine Ahnung, ob
die Schlachten von Covadogna oder Guadalete je
stattfanden oder nicht. Wenn sie nicht stattfanden,
waren sie doch notwendig für die Regie:
[Conquista und Reconquista]
Verrat, noch dazu unter Mitwirkung einer Frau, führte
zur "conquista", der islamischen Eroberung Spaniens.
Die Kapitulationsverweigerung und der Mut eines
gotischen Adeligen auf scheinbar verlorenem Posten
bildeten die Keimzelle der "reconquista", der
Rückeroberung des von den Muslimen geraubten
Territoriums unter dem Zeichen des Kreuzes.
Fügt man dann noch die Dynastie der berühmten Omayaden
hinzu, deren überlegene islamische Kultur aus
al-Andalus ein sonnenbeglänztes Paradies und ein
Refugium der Wissenschaften und Toleranz für [S.180]
800 Jahre machte, hat man den gesamten Spannungsbogen
des Stückes namens al-Andalus umfasst und geht mit dem
gängigen Geschichtsbild konform.
Keine Quellen für die märchenhafte,
islamische Spanien-Besetzung vorhanden
[[Keine Denkmäler, keine Inschriften, keine Tempel,
keine Gedenktafeln aus der damaligen Zeit. Wurden die
muslimischen Denkmäler alle nur aus Papier gebaut?]].
[Autoren Julian und Tariq aus dem 14. Jh.]
Der Haken an der Sache sind - hier wie im gesamten
Komplex des frühen Islam - die Quellen.
Zwar besitzen wir zum Beispiel den Text einer
Absprache zwischen den bereits genannten Julian und
Tariq, in dem der Autor den Eindruck erweckt, selber
dabei gewesen zu sein. Der Text stammt allerdings aus
dem 14. Jahrhundert.
Nach dem Geschichtenerzähler Ibn al-Kuttiya forderte
Tariq seine Truppen auf, für den Islam und Allah zu
kämpfen, und stellte ihnen für das Märtyrertum
Belohnung im Paradies in Aussicht. Allein wegen seiner
(im Namen ersichtlichen) gotischen Abstammung wird
Kuttiya von manchen als äusserst verlässliche Quelle
angesehen - das Thema des Dschihad gegen Ungläubige
gibt es allerdings erst seit dem 11. Jahrhundert und
die älteste Version Kuttiyas stammt ebenfalls aus dem
14. Jahrhundert.
[Autor al-Hakam gest. 870 war nie in Spanien
gewesen - zugeschriebener Text aus dem 17.
Jh.]
Das Werk des Ägypters al-Hakam (gest. 870), eines
anderen viel bemühten Schreibers, der nach eigenem
Bekunden niemals in Spanien war, liegt grösstenteils
nur in einem Text aus dem 17. Jahrhundert vor. Obwohl
solche Texte immer einer starken Kosmetik der späteren
- islamischen - Jahrhunderte unterlagen, ist bei Hakam
nichts von Islam oder einem Heiligen Krieg zu lesen
(sein Hauptthema ist die Beute und deren
problematische Verteilung). Muhamad taucht nur einmal
kurz auf; und zwar sieht ihn Hakam als Räuberhauptmann
und nicht als Religionsstifter, von Palästina spricht
er vom "Heiligen Land", die Ibaditen (mehr davon
später) nimmt er nicht als Muslime wahr: Zur Mitte des
9. Jahrhunderts war in Ägypten die offizielle und
heute gängige Mohammedvita offensichtlich noch nicht
bekannt.
[Angeblicher Kapitulationsvertrag von 713
ist im Original nicht vorhanden - eine "Erläuterung"
aus dem 13. Jh.]
Das älteste bekannte Dokument ist ein
Kapitulationsvertrag von 713 zwischen dem Goten
Theodomir und dem Araber Abd el-Aziz, das gerne als
Beispiel der Grosszügigkeit der erobernden Muslime
angeführt wird. Dieser Vertrag liegt uns aber nicht in
seiner zeitgenössischen Version vor, sondern lediglich
in einer Erläuterung aus dem 13. Jahrhundert - also
500 Jahre danach.
[Autor Al-Razi - eine "Bearbeitung" um 1400]
Die Schriften des Cordobeser Al-Razi kennen [S.181]
wir lediglich aus einer portugiesischen Bearbeitung um
1400.
[Muslimische Quellen sind "Erbauung und
Unterhaltung" - Chronologie ist Nebensache]
So steht es mit allen bemühten Quellen, und
interessanterweise wird die Fülle an Details und
wörtlicher Rede umso grösser, je weiter der
Berichterstatter zeitlich von den Geschehnissen
entfernt ist. Die Geschichtensammlung Akhbar Magmua,
erhalten in einer Version aus dem 14. Jahrhundert,
lässt Abd al-Rahman die Abenteuer seiner Flucht von
Syrien bis Spanien in der Ich-Form erzählen. Es ist
auch hier wieder daran zu erinnern, dass es sich bei
arabischen Überlieferungen um eine eigene
Literaturgattung handelt zur Erbauung und
Unterhaltung, und nicht dazu bestimmt, Sachverhalte
historisch korrekt abzubilden. Dazu der Arabist
Johannes Thomas: "Arabische Schilderungen zeigen in
aller Regel kein oder sehr wenig Interesse an der
Chronologie."
[Wiederkehrende Erzählelemente in der "muslimischen
Geschichtsschreibung"]
Gewisse erzählerische Elemente, die schon aus der
Bibel bekannt sind, ziehen sich wiederkehrend durch
die gesamte arabische Literatur. Etwa die Geschichte
von der Eroberung Cordobas, die deshalb gelang, weil
ein Hirte einen Riss in der Stadtmauer verriet.
Dasselbe Element finden wir bei der "muslimischen
Eroberung" von Damaskus, Cäsarea, Alexandrien, Kairo
und Tustan. Tripolis wurde erobert, weil das Wasser
zurückwich und wieder ansteigend die Gegner
verschlang. Es finden sich natürlich die durch
Posaunenbeschallung einstürzenden Stadtmauern im Stile
Jerichos ebenso wie der Anführer, der Wasser aus dem
Felsen schlug und so seine Armee rettete.
[Namenssymbolik in der "muslimischen
Geschichtsschreibung"]
Typische Namenssymbolik finden wir bei dem
Truppenführer Tarif, ein Name, der sich wohl vom
realen Ort Tarifa ableitet und auf eine zu schaffende
Persönlichkeit übertrug.
Ähnlich der Feldherr Tariq. "Tariq" bedeutet der "Weg"
und wird in der arabischen Literatur im Sinne von
"nomen est omen" gerne zu Wortspielen benützt, ein
sogenannter "sprechender Name", der sich zu einer
legendären Person dieses Namens verselbständigte. In
den verschiedenen Geschichten wird Tariq einmal als
Araber, dann als Perser und dann wieder als Berber
dargestellt. Dies zeigt die Unzuverlässigkeit der
Berichte, denn irgendeine Evidenz der Existenz der
Personen Tariq und Tarif haben wir nicht. Es ist viel
wahrscheinlicher, dass "Tariq" seinen Namen von
"Gibraltar" bezog als umgekehrt [S.182].
9c. Nicht-muslimische Quellen ohne Muslime im
8.Jh. - die reale iberische Siedlungsgeschichte -
Berber 710 - ein Nachfolgestreit bei den Goten
Nicht-muslimische Quellen kennen keine
muslimische Invasion in Spanien im 8. Jh.
[Kein muslimisches Andalusien - keine Schlacht von
Tours und Poitiers - kein Karl
Martell]
Auf nichtarabischer Seite gibt es die in Latein
abgefassten, spanischen Chroniken von 741 und 754. In
keiner der beiden ist die Rede von Islam oder einem
religiösen Aufeinanderprallen mit den Eroberern.
Die Chronik von 754 erwähnt noch nicht einmal die im
Verständnis der Franzosen schicksalshafte Schlacht von
Tours und Poitiers (732) in einem religiösen Bezug, in
der ja Karl Martell das Abendland glorreich vor dem
Islam gerettet haben soll. Gut möglich, so viel sei
vorgezogen, dass sich die Franken bei dem Versuch,
auch ihr Süppchen auf den innergotischen Konflikten in
Hispania zu kochen, die Finger verbrannt hatten und
bei Poitiers nur mühsam die Retourkutsche jener Leute
abwehren konnten, denen sie die Beute streit machen
wollten. Karl Martell wurde dann in der Tradition der
religiösen Motivsuche späterer Zeiten zum Retter des
Abendlandes stilisiert. (Unter Karl dem Grossen holten
sich die Franken aber doch noch ein Stück Spaniens,
die "Marca Hispanica", aus der Katalonien hervorging).
Von Islam, Muslimen oder dem viel behaupteten Heiligen
Krieg jedenfalls keine Spur in den zeitlich
zuordenbaren Quellen.
Die Siedlungsgeschichte der Iberischen
Halbinsel - Legenden und Wahrheit
[Griechenland - Römer und Völkerwanderungen]
Spanien hat wie auch ganz Europa eine äusserst
vielschichtige Besiedelungsgeschichte.
Von den letzten Neandertalern Europas, die sich vor
30.000 Jahren an den Küsten der Iberischen Halbinsel
aus der Geschichte verabschiedeten, hüpfen wir ins 1.
Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zu einer nicht
näher spezifizierten iberischen Stammbevölkerung.
Bereits ab 800 v.Chr. gründeten die Phönizier eine
ganze Reihe von Niederlassungen an der Küste der
Iberischen Halbinsel - die bedeutendste war Cádiz -,
gefolgt von den Griechen, die unter anderem Rosas und
Malaga gründeten. Keltische Einwanderer ab 600 v.Chr.
vermischten sich mit den bereits anwesenden Ethnien zu
den Keltiberern.
Mit dem Anwachsen der phönizischen Gründung Karthago
geriet auch der Süden der Iberischen Halbinsel unter
karthagische Herrschaft, aber 201 v.Chr., nach der
grossen Niederlage gegen die Römer im Zweiten
Punischen Krieg [[auch die Römer sind nicht sicher,
siehe "Kolumbus kam als Letzter"]], trat Rom in die
Rechte Karthagos ein. Es sollte aber noch fast 200
Jahre dauern, bis Rom die Halbinsel vollkommen unter
seiner Kontrolle hatte.
[[Der Einfluss Griechenlands ist sicher,
aber ob es Rom jemals gab, ist nicht sicher, sondern
griechische Soldaten im Ausland wurden "Römer"
genannt. Siehe: "Kolumbus kam als Letzter"]].
Dies geschah 19 v.Chr. unter Kaiser Augustus [S.183].
Hispania wurde in drei Provinzen aufgeteilt und nahm
alle Wesenszüge römisch-antiker Kultur an.
Ein Netz von Strassen verband die einzelnen Provinzen
und Städte, die an ein ebenso effektives Wassersystem
angeschlossen waren, das Bäder, Gärten und
Landwirtschaft versorgte. Die Bevölkerung wuchs stark
an, Verkehr, Handel und öffentliches Leben blühten
auf. Unter Kaiser Vespasian erhielten die Bewohner der
hispanischen Provinzen das Bürgerrecht, was die
Romanisierung vollkommen machte. Die Kaiser Trajan,
Mark Aurel und Hadrian waren Hispanier, genauso wie
der Philosoph Seneca.
[[Gemäss neuer Forschung wurden
griechische Soldaten im Ausland "Römer" genannt,
Latein gab es noch gar nicht, die Kultur war
Griechisch, und die originalen Griechen stammten aus
Norddeutschland von einer Völkerwanderung durch
Klimaschwankung. Siehe: "Kolumbus kam als
Letzter"]].
Die in der Völkerwanderung in Bewegung geratenen
germanischen Stämme machten auch vor der Iberischen
Halbinsel nicht halt. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts
tauchten die Vandalen auf, die jedoch, 80.000 Mann
stark, im Jahr 429 nach Nordafrika übersetzten und
dort unter Geiserich ein Königreich gründeten. Dieses
wurde 534 vom byzantinischen General Belisarius
vernichtet, der vandalische Adel nach Konstantinopel
verschleppt, das Fussvolk blieb jedoch und bildete
eine weitere Facette im ethnischen und religiösen
Puzzle Nordafrikas.
Den Westgoten war von Rom ein Territorium in Gallien
zugewiesen worden. Sie gerieten jedoch unter
zunehmenden Druck durch die Franken und wichen nach
der verlorenen Schlacht von Vouille im Jahr 507 nach
Spanien aus. Das westgotische Reich mit der Hauptstadt
Toledo entstand. Die Goten bildeten zwar eine
Minderheit in Spanien, stellten aber das Königshaus
und den Adel. Sie waren sehr bald romanisiert und
sprachen Latein.
[Faktor Nordafrika: Araber und Berber]
Auf der anderen Seite der Meerenge in Nordafrika sah
es nicht viel anders aus. Beide Seiten des
Mittelmeeres waren punisch gewesen, wurden später dem
Römischen Imperium einverleibt und in dessen Kultur
vereint. Ostrom (Byzanz) löste wiederum Westrom als
Beherrscher Nordafrikas ab, und zwischendurch machten
episodenweise Berber und Germanen von sich reden.
Genauso wie Spanien war auch Nordafrika ein
Schmelztiegel verschiedener Ethnien geworden, die über
die Meerenge hinweg durch politische, kulturelle oder
gar verwandtschaftliche Bande stets in gegenseitigem
Kontakt standen [S.184].
Überhaupt, das Mittelmeer war nichts Trennendes, wie
wir heute es empfinden, sondern ein verbindendes
Element.
Mit dem Entstehen des Arabischen Reiches nach 622
machte sich auch arabischer Einfluss bemerkbar, er
blieb jedoch auf das östliche Nordafrika beschränkt,
also auf Ägypten und Libyen. Das westliche Nordafrika,
in etwa das heutige Tunesien, Algerien und Marokko,
war von Berbern bewohnt.
"Die Berber", das ist ein unscharfer Sammelbegriff für
eine Anzahl von Ethnien, gebildet aus einer nicht
näher zu bezeichnenden Urbevölkerung, eingewanderter
Kelten, Phönizier und Germanen sowie einem schwarzen
Bevölkerungsanteil, bei dem es sich wohl um Tubus, den
einstigen Beherrschern der Sahara äthiopischer
Herkunft, handeln dürfte. Sie vermischten sich oder
blieben in Stammesgemeinschaften unter sich. Neben
Stammesdialekten sprachen die Berber Latein und waren
Christen oder Juden.
[Byzanz-Kirche dominierte Nordafrika - von Muslimen
keine Spur im 10. Jh.]
Noch im 10. Jahrhundert gab es 48 Bischofssitze in
Nordafrika, von einer Islamisierung zu dieser Zeit
(also 200 Jahre nach der in der Tradition behaupteten
Eroberung) kann überhaupt keine Rede sein.
Auch ihr Gegenüber auf der spanischen Seite waren
Christen, egal ob Hispani-Romanen oder Goten. Es waren
allerdings Christen verschiedener Konfessionen.
[[Die Urreligionen in Europa wurden von
der kriminellen Kirche durch Verfolgung, Krieg und
Massenmord schrittweise alle ausgerottet]].
Berber 710 - ein Nachfolgestreit im
gotischen Königshaus
Quellen zur "Überfahrt" von 710: Es waren
Berber - und Muslime wurden dazugedichtet
[Arianisches und katholisches Christentum bei den
Goten]
Die Goten waren wie alle Germanen zunächst arianische
Christen. Als jedoch König Rekkared I. (586-601) aus
politischen Gründen den Katholizismus annahm, führte
dies zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen dem
Königshaus und dem Adel, der diesen Schritt nicht
allgemein mitvollzog und arianisch blieb.
[[Der Katholizismus wurde durch die
kriminellen Konzilien bestimmt, die immer neue Teile
der Kirche ERFUNDEN haben. Christentum und Islam
sind sich in Sachen Erfindungen ziemlich ähnlich]].
Zu allem Überfluss gab es in der gotischen Tradition
keine klare Nachfolgeregelung, König wurde derjenige
mit der grössten Hausmacht.
Um 710 war es wieder einmal so weit. Ein gewisser
Roderich liess sich zum König krönen, hatte aber die
Opposition des Adels gegen sich. Dieser hatte aber
auch Beziehungen nach Nordafrika und rief von dort
Verwandte, Verbündete oder Söldner zur Unterstützung,
mit deren Hilfe Roderich geschlagen wurde.
Bereits an dieser Stelle gerät die Traditionsliteratur
in Schwierigkeiten. Denn es waren unstrittig "Berber",
die über die Meerenge setzten, und [S.185] keine
"Araber". Deshalb werden in den Erzählungen den
Berbern "ganz wenige Araber" oder nur "arabische
Offiziere" zur Seite gestellt, um die Eroberung durch
Truppen des Propheten irgendwie plausibel zu machen.
Wie aus den Berbern urplötzlich "Muslime" geworden
sein sollen, bleibt auch noch zu erklären, denn diese
waren eindeutig christlich oder jüdisch und nirgendwo
in der näheren oder weiteren Nachbarschaft gab es zu
dieser Zeit Muslime.
[Musa Ibn Nusair, spanischer Eroberer aus
Tripolitanien, stammte aus Mesopotamien - arabisches
Christentum]
Musa Ibn Nusair [109],
[109] Musa Ibn Nasir treffen wir auch in
den Erzählungen aus "Tausendundeiner Nacht" an
(566.-578. Nacht). Darin erobert er aber nicht
Spanien für den rechten Glauben, sondern macht sich
auf die Suche nach einer legendären "Messingstadt"
irgendwo in der südlichen Sahara, nach der auch
heute noch Abenteurer im Zusammenhang mit der Oase
Zarzura Ausschau halten.
schon unter Abd al-Malik, dem Erbauer des Jerusalemer
Felsendoms, omayadischer Statthalter von
Tripolitanien, ist eine der wenigen fassbaren und
nachweisbaren Figuren im Szenarium der Eroberung
Spaniens. Er kam mit einem regulären Heer und eroberte
die gesamte spanische Halbinsel bis auf den äussersten
Norden. Vielleicht wurde er zur Hilfe gerufen,
vielleicht nutzte er auch nur die Gunst der Stunde, um
das Reich seiner Herren, der "Omayaden" in Damaskus,
nach Europa auszudehnen; jedenfalls war eine zunächst
beschränkte Militäraktion zu einem handfesten
Eroberungsfeldzug geraten. An der Seite Musas zu
finden war ein Bischof Oppa, Sohn des früheren
Gotenkönigs Egica, ebenso Urban, ein nordafrikanischer
Truppenführer Musas christlichen Glaubens. Dies wirft
ein seltsames Licht auf ein angeblich islamisches
Unternehmen.
Musas voller Name lautete Musa Ibn Nusair al Lahmi.
Das heisst, er war Lahmide, also Angehöriger einer
Volksgruppe, die aus Al Hira in Mesopotamien stammt.
Unter den Hirensern handelte es sich unter dem
Sammelnamen "Ibaditen" um Christen antitrinitarischer,
ostsyrischer Prägung (siehe Seite 143). Sie waren
bereits als arabische Verbündete mit den Truppen des
Perserkönigs Chosrau II. 619 als Eroberer nach Ägypten
gekommen und gehörten später den Truppen Abd al-Maliks
an. sie bauten zahlreiche Verehrungsstätten, "masjid",
die wie selbstverständlich als "islamisch" vereinnahmt
werden. Da sie jedoch, genauso wie die älteste Moschee
Kairos, die heutige Ibn As Moschee, nicht nach [S.186]
Mekka ausgerichtet waren, kann man auch nicht von
islamischen Moscheen sprechen. Es waren
Verehrungsstätten der ibaditisch-arabischen Christen.
[S.187]
These für die Iberische Halbinsel 7.Jh.:
Berberstämme, arabische Christen und ein
Nachfolgestreit im gotischen Königshaus
[7.Jh. Arianische, athanasische (katholische),
orthodoxe und arabische Christen - die
Mohammed-Fantasie gab es noch gar nicht]
Es gab also keinen Tariq, der sehnsüchtig von Afrika
auf den gegenüberliegenden Felsen hinüberblickte mit
dem brennenden Wunsch, das Land dahinter möge
islamisch werden. Die nach
Stand der Kenntnisse
wahrscheinlichste Erklärung der Ereignisse des
frühen 8. Jahrhunderts in Spanien ist eine Parteinahme
berberischer Stämme in einem Nachfolgestreit des
gotischen Königshauses. Die Oppositionspartei hatte
Kräfte von der [S.188] anderen Seite der Meerenge zu
Hilfe gerufen (sofern es nicht ohnehin bereits
Berberstämme in Spanien gab). Damit haben zugleich
arianische Christen aus Nordafrika arianische
Glaubensgenossen in Spanien gegen deren katholische
Machthaber unterstützt. So kommt wohl ein religiöser
Aspekt in die Geschehnisse, aber kein islamischer.
Die Geister, die man gerufen hatte, wurde man aber
nicht mehr los, und aus einer Hilfsexpedition wurde
spätestens dann ein Eroberungskrieg, als
omayadisch-arabische Truppen unter Musa Ibn Nusair die
Halbinsel betraten. Mit Religion hatte diese Invasion
nur ganz am Rande zu tun, mit Islam nicht im
Geringsten. Es sitzen zu diesem Zeitpunkt bereits vier
christliche Fraktionen am Spieltisch, nämlich die
arianischen, die athanasischen (katholischen), die
orthodoxen und die arabischen Christen. (Weitere
Untergruppierungen nicht ausgeschlossen).
[Südspanien unter arabisch-christlichem Einfluss -
Rahman aus Persien - die "Omayaden" sind Marwaniden
aus Marw (Ostpersien) - "maurischer" Stil ist
persisch (!)]
Der Norden Spaniens mit der relativ stabilen Grenze
des Flusses Duero war Zuflucht jener Teile der
gotischen und hispanischen Bevölkerung, denen eine
Flucht geraten erschienen war. Die südlichen drei
Viertel der spanischen Halbinsel gehörten bereits um
720 zum Reich al-Walids, des "omayadischen" Herrschers
in Damaskus. Die Weichen für die kommenden Ereignisse
in Spanien wurden deshalb in Syrien gestellt. Die
"Omayaden" waren allerdings zu dieser Zeit schon im
Niedergang begriffen, um 750 wurde ihre Dynastie von
den nachfolgenden "Abbasiden" beseitigt.
Als einer der wenigen Überlebenden konnte ein Abd
er-Rahman mit seiner Familie fliehen und sich im
westlichen Reichsgebiet in Sicherheit bringen, zuerst
in Nordafrika und dann in Spanien in einem Kloster
(!). Rahman war in Rusafa, dem Hofe seines
Grossvaters, des Herrschers Hisham (724-743) und dem
Standort der Basilika des hl. Sergios aufgewachsen,
natürlich wird er auch das Reichszentrum Damaskus
gekannt haben. Rahman brachte deshalb den Stil
persischer Paläste [111]
[111] Zur Erinnerung: Die Dynastie der
Marwaniden (vulgo "Omayaden") stammt aus Marw,
Ostpersien. Ihre Palastkonzeption ("Paradiesgärten")
war persisch. Daraus entwickelten sich die
sogenannten Hofmoscheen.
mit ihren prächtigen Gärten und die typisch syrische
Kirchenarchitektur nach Spanien. (In Verbindung mit
[S.189] römischen Elementen sollte dieser Stil einmal
der "maurische" genannt werden).
[Die "Moschee" von Córdoba ohne Mekka-Orientierung
ist eine christlich-arabische Kirche]
Rahman baute sich nach der Art seiner syrischen Heimat
ein Heiligtum in Córdoba, die "Mezquita", die
"Moschee" von Córdoba, deren "Qibla" (Gebetsrichtung)
zum Erstaunen mancher Historiker nicht nach Mekka
zeigte. Kein Wunder, denn es handelte sich nicht um
eine Moschee, sondern um eine christlich-arabische
Kirche im Stile seiner Heimat.
Er-Rahman und seine Nachfolger regierten fast 200
Jahre lang als Emire. Im Jahre 929 liess sich Abd
er-Rahman III. zum Kalifen ausrufen. Unter dessen
Nachfolger Hakam II. (915-976) erreichte das [S.190]
omayadische Reich seinen Höhepunkt. Hakam wird als
gebildeter Herrscher beschrieben, seine Bibliothek
soll 400.000 Bände umfasst haben.
9d. Christliche Konzilien auf der Iberischen
Halbinsel ab dem 7.Jh. - Hetze gegen andere
Religionsgruppen
[Konzilien und Hetze gegen Religionsgruppen auf der
Iberischen Halbinsel: Manichäer, Nestorianer,
"Ausuferungen", Casianer etc.]
Bereits Ende des 7. Jahrhunderts setzte in Toledo eine
Reihe von Konzilien ein, die sich in der Diskussion um
die wahre Natur Christi gegen [S.192] verschiedene
Häresien wandten. Häufig tauchen die "Manichäer" [114]
[114] Manichäismus. Benannt nach dem
Perser Mani (216-277). Diese Religion war weit
verbreitet und stellte eine Mischung aus
zoroastrischen, christlichen und buddhistischen
Elementen auf der Basis der antiken Gnosis dar.
auf, die im Laufe der Zeit nicht mehr scharf gesehen
werden, sondern wie auch die "Nestorianer" als
Sammelbegriff für alle Art von Abweichlern benutzt
werden. Im Jahr 839 berief Abd er-Rahman II. eine
Synode ein, denn er, wie die Bischöfe, machte sich
Sorgen über religiöse Ausuferungen. Verdammt wurden
gemäss den Konzilsakten die "Casianer", denen alle
möglichen Verfehlungen vorgehalten wurden:
Manichäertum, Höhlenbewohnung, Ablehnung der
Heiligenverehrung, Polygamie, unübliche Fastenregeln
und vieles mehr. Diese "Casianer" hatten von allem
etwas. Sie hatten Gemeinsamkeiten mit den religiösen
Traditionen arabischer oder römischer Art, aber sie
hatten auch Unterschiede, und deswegen wussten weder
die Orientalen noch die Katholiken, wie diese
einzuordnen wären.
Eindeutig waren sie aber "Akephale", also Gläubige,
die sich nur Gott, aber keiner menschlichen Obrigkeit
beugen wollten, und deshalb waren sie für keine der
etablierten Parteien tragbar.
[Iberische Halbinsel: Die Konzilien erwähnen keinen
"Muhamad" - Muhamad-Fantasie ab 850]
Wie es aus den Konzilsakten eindeutig hervorgeht, war
im Jahre 839 in al-Andalus noch nichts von einem
Religionsgründer Muhamad bekannt. Wie könnte es sonst
geschehen, dass Bischöfe über alles Möglich
diskutieren, nur nicht über die sie bedrohende
Religion? Das sollte sich erst im Jahr 850 ändern, da
erhalten wir den ersten schriftlichen Nachweis vom
Islam in Spanien.
[Die Konzilien-Hetze gegen die
Eremiten-Höhlenbewohner "Arures" ("Haruri")]
Erwähnt werden in den Konzilsakten auch die "Arures".
Sie firmieren in der arabischen Literatur als
"Haruri", als die Bewohner des höhlenreichen syrischen
Ortes Harura, wo nach dem Koran zum Jüngsten Gericht
die Toten aus der Erde kriechen werden, und diese
Haruri sind selbstverständlich Muslime. In
Wirklichkeit handelte es sich um eine weitere
Fehllesung, nämlich des syrischen "hrora", "Höhle".
Die Arures / Haruri waren nichts anderes als
"Höhlenbewohner", nämlich Eremiten. Das Eremitentum
war zu dieser Zeit sehr verbreitet, weil wiederum ein
Zeitende erwartet wurde, und es war von den
Machthabern nicht gerne gesehen, weil dieses Eremiten
als "Akephale" schwer zu kontrollieren waren [S.193].
["Arures" als Schimpfwort gegen Kharidjiten]
Auch die Kharidjiten wurden als "Arures" geschmäht. In
der islamischen Tradition allerdings gelten die
Kharidjiten als die erste muslimische Sekte, obwohl
auch sie, abgesehen vom völlig unislamischen
kontemplativen Eremitentum, ganz ohne einen Propheten
Muhamad auskamen. Zu allem Überfluss werden die
Kharidjiten den Ibaditen zugerechnet, Letztere
aufgeteilt in eine eher christliche und eine eher
muslimische Spielart.
[Christliche Glaubensgruppen treten später zum
Islam über, um sich vor Diskriminierung zu retten -
Kryptochristen und "die grüne Grenze"]
Auch spielte in Spanien das, was Islamwissenschaftler
die "islamische Gnosis" nennen, eine grosse Rolle.
Aber wie islamisch waren diese Gnostiker wie
Ismailiten, Nusairier, Alewiten, Karmaten in
Wirklichkeit, wurzelten deren Traditionen doch in
neuplatonischen, jüdischen und iranischen
Anschauungen? Sie kannten koranische Tradition nicht
oder nur am Rande und wurden deshalb in der Spätantike
von der Theologie als christliche Häretiker gesehen.
In einem zunehmend mekkanisch-intoleranten Umfeld
schien es ihnen jedoch im Laufe der Zeit geraten, sich
über
die grüne Grenze auf islamisches
Sektengebiet zu begeben, wo sie als Kryptochristen
oder Schmalspurmuslime bis heute verharren. Der erste
Philosoph von al-Andalus, Ibn Masarra (883-931) war
ein Gnostiker in der Tradition der frühen
mesopotamischen Ismailiten, die besonders durch
neuplatonische Ideen geprägt waren. Ein Muslim kann er
somit nicht gewesen sein.
[Mutazilismus-Mischmasch: Erste Koranverse, AT, NT
und Rationalismus in al-Andalus]
In der Tradition der ersten "abbasidischen" Herrscher
in Bagdad war auch in al-Andalus der
Mutazilismus
eine Zeit lang die führende Strömung. Die Mutaziliten
stützten sich auf Koranverse genau wie auf das Alte
und das Neue Testament und pflegten vor allen Dingen
den Rationalismus.
9e. Der muslimische Dschihad-Terror unter Al
Mansur in Spanien 938-1002
[Muslimisierung und Terror unter Al Mansur gegen
andere Christen in Nord-Spanien - es soll nur noch 1
Buch gelten - Bücherverbrennungen]
Sein Sohn Hisham war nur nominell der Herrscher, die
wirkliche Macht übte sein Wesir Abi Amir aus
(938-1002). Unter dem Namen
Al Mansur
(spanisch "Almanzor") wurde er der Inbegriff der
verhassten Fremdherrschaft. Er brüstete sich, jedes
Jahr einen Feldzug gegen die Ungläubigen zu
unternehmen. Es waren in der Tat 52 Unternehmungen, in
denen er die Gebiete des Nordens mit Krieg überzog,
brandschatzte und plünderte. Besonderes Aufsehen
erregte die Plünderung von Santiago de Compostella im
Jahr 997, als die Bewohner zur Demütigung die Glocken
der Basilika zu Fuss nach Córdoba tragen mussten
[112].
[112] 1236 liess Ferdinand III. nach der
Eroberung Cordobas die Glocken durch die maurische
Einwohnerschaft wieder nach Santiago de Compostella
zurücktragen. [[Das kann auch alles gelogen sein]].
Die Bibliothek Hakam II. liess Al Mansur in Flammen
aufgehen gemäss dem sich durchsetzenden Credo, dass
das eine Buch alle anderen überflüssig mache. Er soll
ständig einen eigens für ihn angefertigten Koran bei
sich getragen haben.
[Nach dem Terror von Al Mansur: 6 Kalife in 30
Jahren, Unruhen und Aufstände überall -
Staatskollaps 1031]
Dass auf den Wüter Almanzor in weniger als 30 Jahren
sechs Kalifen folgten, zeigt den Zustand, in dem sich
das Reich bereits befand. Im Jahr 1031, schon 100
Jahre nach der Ausrufung des Kalifats von Córdoba, war
es endgültig vorbei mit den Emiren und Kalifen der
Dynastie aus Marw, Turkmenistan, die man landläufig
die "Omayaden" nennt.
Ihre Regierungszeit in al-Andalus wird als äusserst
unruhig beschrieben: Revolutionen, Volksaufstände,
Intrigen, Thronstreitigkeiten, Abspaltungen, Kriege.
Zu jedem beliebigen Zeitpunkt kam es in irgendeiner
Ecke des Reiches zu Gewaltakten der genannten Art.
Schon fast verzweifelt zeiht [[beschuldigt]] der
andalusbewegte Arnold Hottinger [113]
[113] Arnold Hottinger: Die Mauren; Zürich
2005
die Chronisten der Übertreibung und meint
beschwichtigend, die Unruheregionen seien oft weit
auseinandergelegen, sodass nicht alle immer
gleichzeitig betroffen gewesen wären ...
Jedenfalls waren die Unruhen so massiv, dass das
gesamte Staatsgebilde im Jahr 1031 auseinanderflog.
Wie geflissentlich betont wird, seien nicht
Auseinandersetzungen [S.191] zwischen "Muslimen" und
"Christen" der Grund gewesen, sondern ethnische
Konflikte innerhalb der Invasoren, die Front zwischen
Arabern und Berbern, sowie innerarabische
Auseinandersetzungen zwischen "Syrern" und
"Jemeniten". Diese werden in grosser Ausführlichkeit
beschrieben, der Arabist Johannes Thomas hält diese
Geschichten wiederum für Erzählmuster und sogar für
späte Abrechnungen. Selbstverständlich traten
religiöse Konflikte zunehmend in den Vordergrund,
allerdings konnte es keine simplen Konflikte zwischen
"Christen" und "Muslimen" gegeben haben, denn die
Sachlage im 8. und 9. und teils auch noch im 10.
Jahrhundert war viel zu kompliziert für solche
Vereinfachungen.
[Das religiöse Chaos in Spanien]
Von welchen Christen wollen wir denn sprechen? Von den
östlichen Arianern? Von den westlichen Arianern? Vom
Katholizismus der Iberoromanen? Von der Orthodoxie
byzantinischer Provinienz? Von den diversen
orientalischen Christen?
Von welchen Muslimen sollen wir denn sprechen? Von den
Ibaditen? Den "Mohammedanern"? Den Malakiten? Oder
sprechen wir von den Karmaten oder Kharidjiten? Diese
und andere mehr tummelten sich auf der Iberischen
Halbinsel wie auch jenseits der Meerenge und prägten
das religiöse Bild der Zeit. Wer wagt es da, von
"Christen" und von "Muslimen" zu sprechen?
Die innerchristlichen Hauptblöcke, die katholischen
und orthodoxen Christen auf der einen Seite und die
arianischen bzw. arabischen auf der anderen, trennte
nichts weniger als die Kernfrage von fünf
Jahrhunderten, jene Frage, die Familien trennte,
Stämme zerriss und Reiche gegeneinander aufbrachte:
Welche Natur hatte Jesus?
Daher kam es, dass sich Antitrinitarier wie die
germanischen und arabischen Christen geistig viel
näherstanden als den Katholiken oder Orthodoxen. So
konnten sich, wie erwähnt, nordafrikanische Invasoren
und Einheimische in Córdoba eine Verehrungsstätte
teilen. Denn ihre theologischen Unterschiede waren zu
anfangs gering.
Der Fantasie-Islam herrschte nur im Kalifat
von 929 bis 1031
[Zusammenfassung: Der Übergang vom Christentum mit
seinen Religionsgruppen zum Fantasie-Islam mit
seiner Diktatur ab 929]
Die religiöse Situation in al-Andalus war also wie
auch im ganzen Orient komplex. Es gab eine grosse
Fülle von religiösen Anschauungen und Gemeinschaften,
die sich oft vollkommen anders definierten, als man
das heute gewöhnt ist - sofern ihre Definitionen und
Zugehörigkeiten überhaupt schon hinreichend geklärt
sind.
Die arabischen Invasoren waren christliche Ibaditen
gewesen. Zur Mitte des 9. Jahrhunderts aber befinden
wir uns im Umbruch, wenn man so will im Übergangsfeld
zwischen Christentum und Islam. Andersrum: Der Islam
beginnt ab der Mitte des 9. Jahrhunderts die Identität
einer [S.194] eigenen Religion anzunehmen. Die
Eroberer waren als Christen gekommen und wandelten
sich zu Muslimen [[des Fantasie-Islam]].
Dies korrespondiert mit der historischen Entwicklung
im Orient, an die das marwinidische Spanien
angekoppelt war. In der zweiten Hälfte des 9.
Jahrhunderts gelangte Hadith-Literatur nach Spanien.
Dies führte zu heftigen Auseinandersetzungen im
Emirat, weil die starke malikitische Rechtstradition
die Hadithe ablehnte. Muhamad I. (852-886) stellte
sich jedoch auf die Seite der "Sunna", das heisst, er
importierte den sich durchsetzenden mekkanischen
Hauptstrom des Islam. Aus der Zeit Muhamad I. werden
erste Berichte über Ungleichbehandlung und Schikanen
Andersgläubiger bekannt. Die flächendeckende
Etablierung in al-Andalus von dem, was wir heute
"Islam" nennen, dürfte ziemlich zeitgleich erst mit
der
Einführung des Kalifats im Jahre 929
vollzogen worden sein.
Eine Trennlinie zwischen Christentum und Islam vor dem
9. Jahrhundert zu ziehen, entspricht nicht den
Verhältnissen und ist vollkommen unhistorisch.
[Das Kalifat mit Fantasie-Islam 929-1031]
Dem "omayadischen" Kalifat waren also nur 100 Jahre
vergönnt. es gab, entsprechend den Vorgaben aus dem
Osten, auch in Spanien eine organisierte Revolution
gegen die "Omayaden". Die Ethnien mögen Probleme
miteinander gehabt haben, aber noch schwerer wird die
geistige Zerrissenheit gewogen haben. Dies und die
zunehmende Erfahrung der Stammbevölkerung von
Okkupation und religiösem Zwang liess das
arabisch-islamisch dominierte Spanien, also etwa drei
Viertel der Iberischen Halbinsel, explodieren, die
offizielle Jahreszahl dafür ist 1031, die Auflösung
des Kalifats.
9f. Zersplitterung in Fürstentümer (Taifas)
- Dschihad-Terror - und die zweite Zersplitterung
Die Fürstentümer auf der Iberischen
Halbinsel ab 1031
[Dauerkampf jeder gegen jeden]
Das Gebilde zersprang zwar nicht in die
sprichwörtlichen tausend Stücke, aber ein paar Dutzend
waren es schon: die "Taifas", [[das heisst]] die
"kleinen Königreiche". Die schon in der Endzeit der
"Omayaden" schwindende Zentralmacht ermöglichte das
Entstehen zahlreicher kleiner und kleinster
Königreiche und Fürstentümer. Es gab zu besten Zeiten
60 an der Zahl, aber ihre Anzahl und Grösse änderte
sich permanent. Die Regenten waren Araber
verschiedener Clans, Berber diverser Stämme, Romanen,
Normannen, Goten, Piraten, um nur einige zu nennen.
Auch sämtliche [S.195] religiöse Schattierungen waren
vorhanden. Dies macht deutlich, dass es keine
"natürlichen" Bündnisverhältnisse gab. Jeder paktierte
mit jedem und jeder gegen jeden. Die kleinen Reiche
versuchten, in permanenten Kriegen ihre Territorien zu
halten oder zu vergrössern.
[El Cid]
In diesem Wirrwarr agierte der kastilische Ritter
Rodrigo Diaz de Vivar, der unter dem Namen El Cid zum
spanischen Nationalhelden avancierte und der in bester
Taifa-Tradition mehrfach die Seiten zwischen Spaniern,
Arabern, Berbern, Christen sowie Muslimen wechselte
und zwischendurch auch als Kriegsherr auf eigene
Rechnung tätig war.
[Die nördliche Fürstentümer werden immer stärker,
die südlichen immer schwächer]
Während die Kleinreiche von al-Andalus einander
ständig schwächten, nahmen die christlichen Reiche im
Norden ständig an Macht zu. Eine Reihe von Taifas
konnte ohne den Beistand aus dem Norden gar nicht mehr
existieren, aber dieser Beistand oder der
Nichtangriffspakt war nicht umsonst zu haben. Er
kostete Schutzgeldzahlungen und Tribute. Dazu kam die
wohl als Kompensation ihrer Unbedeutendheit ausufernde
Haus- und Hofführung der Kleinstregenten, die zwar
eine künstlerische Blüte bewirkte, aber im Ruin
endete. Al-Andalus blutete aus, und die Schwerpunkte
verlagerten sich unmerklich, aber stetig Richtung
Norden. Aber das war nur ein Teil des Problems.
[Fürsten in Südspanien holen muslimische
Killerbanden aus Afrika zuhilfe: al-Mutamid
sterilisiert Sevilla]
Einer der kleinen Fürsten mit dem grossen Namen
al-Mutamid [115]
[115] Muhammad al-Mutamid bin Abbad (Abbad
= der Ibadit)
aus Sevilla rief die Herrscher Nordafrikas zu Hilfe.
Es waren dies die Almoraviden, eine Dynastie
militanter Muslime aus der Sahara. Sei wandten sich
gegen alles, was nicht ihrer Auffassung von Religion
entsprach. Sie bekämpften natürlich die Christen,
räumten aber auch unter ihren muslimischen Verbündeten
auf. Die Fürsten Mutamid und Mutawakkil wurden
kurzerhand umgebracht, als sie Tendenzen zeigten, doch
lieber mit ihren spanischen Glaubensgegnern als mit
den Glaubensbrüdern aus der Wüste zu kooperieren. Mit
dem Lotterleben, den Weingelagen und Tanzdarbietungen
in Córdoba, Sevilla und anderswo war es vorbei.
[Almoraviden besetzen Andalusien 1090-1094 - die
brutale Allah-Mohammed-Fantasie aus Nordafrika
zerstört die Toleranz]
Nun zum zweiten Mal: Die Geister, die sie riefen,
wurden die Spanier, wenn auch nun die Andalusier,
nicht mehr los. Die Almoraviden waren nicht länger an
blosser Hilfeleistung interessiert, sie wollten
al-Andalus [S.196] unter ihre Herrschaft bekommen und
die angrenzenden christlichen Königreiche noch dazu.
Die Unterwerfung von al-Andalus unter almoravidisches
Joch fand in den Jahren 1090 bis 1094 statt.
Genau genommen war dies bereits das Ende von
al-Andalus und manchen Zeitgenossen scheint dies
durchaus bewusst gewesen zu sein.
Die Fundamentalisten aus Nordafrika brachten eine
völlig neue Qualität der Auseinandersetzung nach
Spanien: den Glaubenskrieg, den "Dschihad" und die
Afrikanisierung des andalusischen Islam. Pakte über
die Religionsgrenzen hinweg, in der Taifazeit die
Normalität, waren die Ausnahme geworden; was zählte,
war Eroberung im Namen Allahs.
Kreuzzüge im "Heiligen Land" - und Dschihad
auf der Iberischen Halbinsel
[Extremisten auf "christliche" Seite mit Kreuzzügen
und "Mission" auf der Iberischen Halbinsel -
muslimische Besetzungen im Süden der Halbinsel -
Conquista und Reconquista]
Aber auch auf christlicher Seite hatte sich einiges
getan. 1071 fasste die Clunenser Bewegung [116]
[116] Die Bewegung geht zurück auf das
Benediktinerkloster Cluny in Frankreich. Cluny stand
für eine straffe Organisation des Mönchtums und war
bis ins 12. Jahrhundert eines der einflussreichsten
religiösen Zentren in Europa.
in Spanien Fuss, das bedeutete, die spanische Kirche
kam unter den direkten Einfluss von Rom (ab 1076 wurde
der gotische Ritus vom römischen abgelöst).
[[Gemäss neuer Forschung war Rom zwischen
1000 und 1300 nur ein Ruinenfeld und war durch viele
schwere Erdbeben verwüstet. Den Vatikan gab es erst
ab 1300, und es wurden 500 Jahre Kirchengeschichte
gefälscht, die es gar nie gab. Siehe das Werk von
Historiker Zillmer: Kolumbus kam als Letzter]].
1095 rief Papst [[Bischof]] Urban II. zum Kreuzzug
auf, 1099 wurde Jerusalem [[von "christlichen"
Extremisten und Vergewaltigern]] erobert, fast
zeitgleich dazu fielen Granada, Sevilla, Valencia und
Mallorca in die Hände der Dschihadisten aus Nordafrika
[[das kann eine Racheaktion gewesen sein]].
Die Zeitwende vom 11. auf das 12. Jahrhundert stand im
Zeichen eines schweren Konflikts Ost gegen West im
Orient und Süd gegen Nord auf der Iberischen
Halbinsel.
Vor diesem Hintergrund vollzog sich nun genauso wie
die Afrikanisierung des spanischen Islam die
Europäisierung des spanischen Christentums. Die
Mega-Trends wurden also auf beiden Seiten vom Ausland
importiert und bereiteten einem spezifisch spanischen
Weg ein Ende. Es standen sich auf der einen Seite ein
Dschihad und auf der anderen Seite ein Kreuzzug
gegenüber. Genau genommen kann man erst ab jetzt von
"Conquista" und "Reconquista" im Sinne einer
islamischen "Eroberung" und einer christlichen
"Rückeroberung" sprechen.
Die erneute Zersplitterung - die Rache für
die Kreuzfahrerstaaten: Die Fantasie des "Urislam"
der Almohaden auf der Iberischen Halbinsel - 40
Jahre Kriege
Der almoravidische Zauber dauerte nicht einmal ein
Jahrhundert an und endete wiederum in zahlreichen,
kleinen Fürstentümern, den zweiten [S.197] Taifas. IN
Nordafrika gewann indes eine andere Bewegung an Macht:
die der Almohaden. Ihre Name war Programm, nämlich die
Verteidiger des "Glaubens an einen Gott"
(al-muwahidun, von wahd, eins). Sie vertraten insofern
den oft mit ihnen in Verbindung gebrachten "Urislam",
als dass der fanatische Monotheismus frühislamischer
Ausprägung auch ihr zentrales Anliegen war und der
Prophet Muhamad keine Rolle spielte.
[Almohaden-Terror auf der Iberischen Halbinsel 1147
bis 1212]
Das Jahr 1147 markiert die endgültige Machtübernahme
der Almohaden in Nordafrika, 1161 setzten sie erstmals
nach Spanien über. Sie regierten wie auch schon die
Almoraviden von Marrakesch aus und hatten mit
ständigen Revolten und Widerständen zu kämpfen. Sie
konnten zwar noch die grossen Aufstände von Ibn
Mardanisch (ein arabisierter "Martinez") und Geraldo
sem Pavor ("Gerhard ohne Furcht") niederschlagen, aber
am 16. Juli des Jahres 1212 kam es zum grossen
Showdown, der Schlacht bei Las Navas de Tolosa.
Unter Führung der Könige von Kastilien, Navarra und
Aragon marschierte eine gewaltige Streitmacht von
Rittern aus ganz Europa auf. Die andere Seite bot eine
panmuslimische Streitmacht etwa gleicher Grösse auf
mit Dschihadisten aus Nordafrika bis Zentralasien.
Insgesamt sollen sich eine halbe Million Krieger
gegenübergestanden haben. die islamischen Heere
erlitten eine totale Niederlage, der almohadische
Kalif flüchtete nach Nordafrika, die Macht der Muslime
in Spanien war gebrochen. Es dauerte aber noch weitere
40 Jahre, bis der grösste Teil der spanischen
Halbinsel, einschliesslich der Balearen und Portugals,
unter der Herrschaft christlicher Könige stand.
9g. Granada
[Yusuf Ibn Nasr in Granada - mit einem Bündnis mit
Ferdinand III. in Córdoba]
Yusuf Ibn Nasr, Kleinherrscher aus Arjona, hatte den
kastilischen König Ferdinand III. 1236 bei der
Einnahme Cordobas unterstützt und bekam dafür freie
Hand in Granada, das er in seinen Besitz brachte. Das
Königreich umfasste immerhin die Küste von Almería bis
Tarifa und schloss somit das wichtige Gibraltar ein.
1246 erkannte Ferdinand Ibn Nasr offiziell als
Herrscher über Granada an - der Beginn des letzten
Kapitels muslimischer Herrscher in Spanien, das 250
Jahre später geschlossen werden sollte.
Ibn Nasr war vollkommen klar, dass es keinen
sinnvollen Widerstand mehr gegen die überlegenen
Reiche aus dem Norden geben konnte und unterzeichnete
einen Vasallenvertrag, denn nichts andere war das
[S.198] Abkommen von 1246. Die muslimische Enklave
Granada erkaufte sich seine Existenz durch
Tributzahlungen und Dienstleistungen, vollkommen
abhängig von der Gunst des christlichen Lehnsherrn.
Trotz aller riesigen äusseren Schwierigkeiten
leisteten sich die Herren von Granada ständige interne
Streitigkeiten, die nur deshalb kein früheres Ende
herbeiführten, weil es die christlichen Herrschaften
zu dieser Zeit auch nicht viel besser machten.
Letztere hatten auch keine Eile, die Kuh namens
Granada zu schlachten, solange sie noch reichlich
Milch gab.
[Die Schaukelpolitik Granadas mit Ferdinand und
Islamisten in Afrika gleichzeitig]
Das zunehmend in Gefahr geratende Granada sah sich in
Nordafrika, Ägypten und Istanbul nach Bundesgenossen
um und vollführte eine gewagte Schaukelpolitik.
Inzwischen kontrollierten die in Tunis regierenden
Hafsiden den lukrativen Handel aus Innerafrika nach
Spanien und unterhielten enge Handelsbeziehungen zu
Kastilien und Barcelona. Diese wollte man nicht durch
Abenteuer aufs Spiel setzen - Granada war nur noch
lästig.
[
Das Ende von Granada und die Gründe:
Schaukelpolitik, Piraten und Osmanen]
Von ausschlaggebender Bedeutung für das Ende des
letzten muslimischen Reiches in Spanien war die Heirat
Ferdinands von Aragon mit Isabel von Kastilien im
Jahre 1469, die zehn Jahre später in die
Zusammenlegung der Königreiche und damit in die
Vereinigung Spaniens mündete.
Umgehend wurde mit der Eroberung von Festungen und
Städten des Königreichs Granada begonnen, bis die
Truppen Ferdinands und Isabels 1491 vor den Toren
Granadas selber standen.
[[Genau im selben Jahr war Kolumbus auf
seiner Fahrt, um "neues Land" zu suchen. Es wird
spekuliert, dass er ein von Königin Isabella
verfolgter Jude war]].
Nach traditioneller Meinung habe die strenggläubige
Katholikin Isabel Ferdinand aus religiösen Gründen zur
Eroberung Granadas getrieben. Tatsächlich aber sah
Ferdinand die Situation aus einem machtpolitischen
Blickwinkel und hatte lange auch aus finanztechnischen
Gründen - sprich Tribute, die bis zu 50% des
Staatshaushaltes ausmachten - eine Entscheidung
hinausgezögert. Seine Gründe für die Liquidierung der
Enklave waren nüchterner Natur: Granada hatte
fortwährend muslimischen Piraten in seinen Häfen
Zuflucht gewährt und die Tributzahlungen gingen auch
zunehmend schleppend ein. Das Beunruhigendste war aber
die wiederholte Kontaktaufnahme mit der neuen
Schreckensmacht im Osten, den Türken [[Osmanen]]. Die
"Türkengefahr" war das grosse Thema der Zeit, und sie
schien durchaus immanent zu sein, denn als 1481 eine
osmanische Expedition in Süditalien landete, war die
Panik so gross, dass der Papst aus [S.199] Italien
floh. Die Türken entwickelten sich zu einer ernsten
Bedrohung und man konnte sich in Spanien keinen
Bündnisfall auf eigenem Territorium leisten. Das war
das Ende Granadas.
Aber es war ein Ende, zu dem es in der Geschichte
nicht viele Parallelen gibt: Die Bedingungen
Ferdinands waren so günstig, dass Emir Abu Abdallah
gar keine andere Wahl hatte, als sie anzunehmen. Am 2.
Januar 1492 übergab er die Schlüssel der Stadt an das
spanische Königspaar.
Ihm und den Bewohnern von Granada, die zum Schluss
fast ausschliesslich aus Muslimen bestanden, sagte
Ferdinand Wahrung des Besitzstandes und persönliche
Unversehrtheit zu. Wer abziehen wollte, konnte das
ungehindert tun, seinen Besitz mitnehmen oder ihn ohne
Einschränkung innerhalb von 2 Jahren veräussern. Fast
alle Vermögen entschieden sich für letztere Option und
verliessen Spanien als wohlhabende Leute in Richtung
Marokko. [117]
[117] Auf einer sanften Anhöhe südlich von
Granada, die einen letzten Blick auf die Stadt
gewährt, tat der letzte muslimische Herrscher
Spaniens der Legende zufolge den "Seufzer des
Mohren". Ein Autobahnschild macht darauf aufmerksam.
Granada bleibt unzerstört - Konstantinopel
wurde zerstört - Edikt zur Zwangsbekehrung in
Grandada, Kryptomuslime und Flucht
Überschwänglich wird allenthalben die Architektur,
Kultur und Kunst der Alhambra, der Burg Granadas,
gepriesen, die unversehrt in die Nachwelt gelangte. 39
Jahre zuvor erlitt eine Stadt von unvergleichlich
höherer architektonischer, kultureller und
kunsthistorischer Bedeutung ein ganz anderes
Schicksal: 1453 eroberte Sultan Mehmed II.
Konstantinopel. Kaiser Konstantin XI. kam nicht in den
Genuss ähnlicher Bedingungen, wie sie Emir Abdallah
von Granada erhalten hatte, er endete unerkannt in
einem Massengrab. Mehmeds Truppen richteten ein
Blutbad und Zerstörungen unvorstellbaren Ausmasses an,
von denen nur ein paar mauern und ein als Grossmoschee
geeignetes Gebäude für die Nachwelt übrigblieben. Die
ganze damalige Welt hatte darüber Entsetzen gepackt,
und sicher hatte Abdallah diese Ereignisse vor Augen,
als er die Stadt übergab.
Mit der Kapitulation Granadas war die Zeit des
Islamischen Reiches auf spanischem Boden endgültig zu
Ende, aber noch nicht die Geschichte der [S.200]
Muslime. Bereits 1507 wurde ein Edikt zur
Zwangsbekehrung erlassen: Allen erwachsenen Muslimen
blieb nur noch die Wahl zwischen Taufe und Emigration.
Komplikationen traten aber dadurch ein, dass der Islam
für seine Anhänger die "taqiyya" vorsieht, die
gezielte Verstellung. Wie sollte man also bei den
verbliebenen Muslimen zwischen einem echten
Konvertiten unterscheiden und einem, der sich
lediglich verstellte, einem "Kryptomoslem"?
[[Dieselbe Taktik der Verstellung gilt für
verfolgte Kryptojuden]].
Auch für diese Aufgabe nahm in Spanien 1529 das "Santo
Oficio", die Heilige Inquisition, ihre Arbeit auf.
Ihre Arbeit war an der Zeit gemessen keineswegs
grausam [118],
[118] Bei 10 Prozent der Anklagen wurde
ein Verfahren eröffnet. 30% der Verfahren endeten
mit Freisprüchen, bei weniger als 2% wurde die
Todesstrafe verhängt. Freiheitsstrafen konnten
Galeerendienst, aber genauso gut Hausarrest bedeuten
und waren gewöhnlich auf 3 Jahre beschränkt. Die
berüchtigten Verbrennungen auf den so genannten
Autodafes waren bis auf ganz wenige Ausnahmen "in
effigie", also Verbrennungen von Strohpuppen. Bei
Folterungen waren etwa Knochenbrüche und dauerhafte
Verstümmelungen untersagt. Die spanische Inquisition
war einem umfangreichen Regelwerk verpflichtet,
staatliche Stellen gingen weitaus radikaler vor.
aber sie war bemerkenswert uneffektiv. Als Konsequenz
wurden 1609 die letzten 100.000 Morisken (Muslime) aus
Spanien ausgewiesen. Es wird kontrovers diskutiert,
welchen Schaden Spanien damit erlitten hat oder nicht.
Man kann jedoch umgekehrt feststellen, dass Nordafrika
kein signifikanter Nutzen daraus entstand.
9h. Die Islam-Fantasie von 800 Jahren
Muslim-Herrschaft - griechisch-römische Kultur auf
der Iberischen Halbinsel
Die Islam-Fantasie von 800 Jahren
Muslim-Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel
[Den Fantasie-Islam gab es in Andalusien erst ab
dem 9. Jh.]
Gewöhnlich ist von 800 Jahren muslimischer Herrschaft
in Spanien die Rede, in denen es die Wissenschaften
und Künste zu ungeahnter Blüte gebracht hätten, wo
religiöse Toleranz und überhaupt Friede, Freude,
Eierkuchen herrschte. Bisweilen zirkulieren auch 900
Jahre und gewisse muslimische Kreise leiten daraus
reale Besitzansprüche ab [119].
[119] Die Terroristen, die am 11. März
2004 in Madrider Zügen ein Blutbad mit 191 Toten
anrichteten, bezogen sich auf die Forderung, dass
Spanien wieder dem Dar al-Islam angehören müsse.
[[Auch dieser Anschlag war vom CIA inszeniert, um in
Spanien die Gesetze zu verschärfen, wie später auch
in England]].
Weil das umgekehrt westliche Ansprüche auf die Türkei,
Syrien, Palästina, Ägypten, Nordafrika mit weit
valideren Gründen zur Folge hätte, wollen wir auf den
Unsinn gar nicht erst eingehen.
Aber wie kommt man auf 800 Jahre muslimische
Herrschaft in Spanien? Die Inbesitznahme des Süden
Spaniens durch Berber und Araber [S.201] im frühen 8.
Jahrhundert hatte keine religiöse Motive. Eine
Religion namens "Islam" ist korrespondierend zum Osten
zu dieser Zeit nicht existent. Die Eroberer Spaniens
waren arianische Berber und ibaditische Araber
christlichen Glaubens, die Spanien dem Machtbereich
der "Omayaden" mit ihrer Hauptstadt Damaskus
einverleibten. Im Zuge der Vernichtung dieser Dynastie
im Orient flüchtete ein Spross der Familie nach
Spanien und führte die christlich-syrische Tradition
dort fort. Parallel zur Entwicklung im Orient begann
Mitte des 9. Jahrhunderts auch in al-Andalus ein
religiöser Prozess, in dessen Verlauf sich das
arabische Christentum zu einer eigenen Religion
entwickelte. Dieser Prozess ist erst im 9. Jahrhundert
so weit gediehen, dass man von der Existenz eines
"Islam" in al-Andalus sprechen kann.
Wenngleich von Repressionen des Kalifats gegenüber
Andersgläubigen berichtet wird, so spielte die
Religion als trennendes Element noch in der Zeit der
Taifas [[Fürstentümer]] (1031-1086) nur eine
untergeordnete Rolle.
[Fantasie-Islam-Extremismus 1090-1248]
Dass es auch durchaus andere Ansichten über den
richtigen Glauben geben konnte, wurde den
andalusischen Muslimen sehr bald mit dem Auftauchen
der nordafrikanischen Dynastien der Almoraviden und
Almohaden (1090-1248) ins Bewusstsein gebracht. Diese
fundamentalistischen Bewegungen bekämpften nicht nur
die Ungläubigen, sondern lehrten auch die
einheimischen Muslime Mores. Sie brachten den Dschihad
nach al-Andalus, der auf den sich parallel dazu
entwickelnden Kreuzzuggedanken traf. Der religiös
motivierten "conquista" stellte sich die religiös
motivierte "reconquista" entgegen.
Auseinandersetzungen hatten bislang nur die
Verschiebung von Grenzen zum Zweck gehabt, jetzt
erhielten sie eine neue Qualität.
[Der muslimische Zusammenbruch 1248-1491]
Die "reconquista" verlief so erfolgreich, dass Mitte
des 13. Jahrhunderts nur mehr Granada als einzig
muslimisches Reich in Spanien übriggeblieben war. Es
war eine Vasallenexistenz von Gnaden der katholischen
Herrscher aus dem Norden. 1482 leitete König Ferdinand
die schrittweise Liquidierung Granadas ein, die er
1492 mit dem triumphalen Einzug in die Alhambra
abschloss.
Man sieht die Geschichte verläuft alles andere als
kontinuierlich, von einer 800-jährigen muslimischen
Herrschaft, geschweige denn Dominanz, kann überhaupt
nicht die Rede sein. In der Rückschau wird deutlich,
dass [S.202] der politische Niedergang des
muslimischen Spanien bereits mit dem Tode Hakam II.
(976) einsetzte, also kaum dass der Islam sich
etabliert hatte. Die muslimische Herrschaft über
al-Andalus reduziert sich auf etwa 250 Jahre, nämlich
die kurze Zeit des omayadischen Kalifats und die Zeit
der nordafrikanischen Fremdherrschaft.
Granada war eine territorial und bedeutungsmässig
stets schrumpfende Enklave, die zum Schluss nur noch
aus der Stadt selber bestand. Ihre Bedeutung war
umgekehrt proportional zur heute üblichen Betrachtung.
Lügen über kulturell-muslimische
Hochleistungen: Die römisch-architektonisch
geprägte Iberische Halbinsel
[Muslimische Lügenkultur: Kulturell-muslimische
Hochleistung auf der Iberischen Halbinsel
ist gelogen]
Die gängige Literatur ist voll der Lobpreisung der
maurischen Kulturleistungen. Demnach müssten die
erobernden Araber geradezu in ein Entwicklungsland
einmarschiert sein und hätten die rückständigen
Spanier kulturell und zivilisatorisch erst
wachgerüttelt. Die für ihre agrarische und
wasserwirtschaftliche Hochblüte bekannten Wüstensöhne
hätten eine Feldwirtschaft ohnegleichen implantiert.
Auch die in den römischen Provinzen vollkommen
unbekannte Badekultur hätten demzufolge arabische
Beduinen importiert. Auch wurden Bäder wie Häuser, so
ist in einem Reiseführer zu lesen, mit den "typischen
arabischen Luftziegeln" eingedeckt (also jene
panmediterranen Ziegel, wie man sie zum Beispiel in
Pompeji und noch älteren Städten besichtigen kann).
Bei der in Spanien vorgefundenen architektonischen
Substanz muss es sich anscheinend um eine
Lehmbaukultur gehandelt haben, erst die augenblicklich
aus dem Boden gestampften maurischen Prachtbauten wie
die Alhambra waren offenbar geeignet, Kultur in
Spanien zu manifestieren. Wie uns die UNESCO-Website
mitteilt, hatten die Eroberer auch Toleranz und den
Rationalismus im Gepäck. Die Spanier müssen also eine
Sternstunde in ihrer Geschichte erlebt haben.
[Die Wahrheit über die Architektur in Spanien:
Römisch und persisch]
In Wirklichkeit kamen die Eroberer aus Africa, dem
Rand der römischen Welt, nach Hispania, in ein
Herzland der römischen Welt mit allen
infrastrukturellen Errungenschaften der Antike, wie
das beste Strassennetz und Wasserversorgungssystem der
Welt, Tempelanlagen, Paläste, Bäder, Theater,
grosszügig angelegte Städte mit Frisch- und
Abwassersystemen [S.203]. Es gab eine ganze Menge
Nutzbares, auch noch nach dem offiziellen Ende Roms
(Die erste Mezquita besteht fast ausschliesslich aus
antikem Raubgut, aus "Zweitverwendungen", wie es so
schön heisst).
Oleg Grabar, der exzellente Kenner islamischer
Architektur und Baugeschichte, weist auf die
Ähnlichkeiten andalusischer Paläste zu antiker
Architektur hin. Die Traumvorlagen seien nicht ominöse
"islamische" Paläste gewesen, sondern Neros Domus
Aurea oder Hadrians Villa. Unmittelbare
architektonische Vorbilder waren die Paläste römischer
Provinzgrössen in Spanien und Nordafrika. Diese geben
mit ihren Arkaden, Säulenbögen, Doppelfenstern und
Innenhöfen jene Elemente vor, die für die
andalusischen Paläste typisch waren. Das Element der
Wassergärten, wie der Generalife, ist sehr persisch.
Die ummauerten Höfe mit ihren Gärte und
Wasserspielen sind als Miniaturabbildungen des
Paradieses aufzufassen, eines recht ausschweifenden,
vorislamischen persischen Paradieses. Diese
"Paradiesgärten" waren weit verbreitet von Syrien bis
Afghanistan und fanden ihren Weg über die aus Persien
stammenden "Omayaden" nach Spanien.
Die Qualität der andalusischen Steinmetzarbeiten
reicht an jene der Gotik oder Antike nicht heran.
Statt aufwendiger Bearbeitung des Steins selber wurde
der tragende Unterbau mit Stuckaturen überzogen. Die
typischen Verzierungsformen, die "Muqarnas"
("Stalaktiten", "Bienenwaben" etc.), sind ebenfalls
persischer Herkunft.
[Die Alhambra in Granada ist arabisch-christlich
aus dem 8. Jh. - als es den Fantasie-Islam noch gar
nicht gab]
Die andalusische Pracht- und Monumentalarchitektur
geht in erster Linie auf römisch-antike und in
geringerem Masse auf persische Vorbilder zurück.
"Islamische" Vorgänger - was immer das sein mag - gibt
es nicht. Die heutige Alhambra, in den Augen vieler
das islamischste aller islamischen Bauwerke, entstand
in einer Zeit, als Spanien beim besten Willen nicht
mehr islamisch genannt werden kann [S.204].
Der älteste Teil der Mezquita, Córdoba, aus dem 8. Jh.
Es handelte sich dabei um keine Moschee, sondern um
eine "masjid", eine christlich-arabische
Verehrungsstätte in syrischem Kirchenstil [S.205].
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Sakralbauten.
Wie wir wissen, benutzten die nordafrikanischen
Invasoren die Kirche San Vicente in Córdoba
einträchtig mit den Einwohnern, bevor der aus Syrien
geflüchtete Abd er-Rahman darüber sein Heiligtum
baute. Dieses war eine Kirche im Stile seiner Heimat,
mit auf antiken Säulen ruhenden Bögen als prägendes
Element. Die Bögen waren typischerweise ocker / rot
segmentiert, vorgegeben von der Farbe der
ursprünglichen Materialien, nämlich Ziegel und Stein.
Über [S.204] 100 Jahre diente die "mezqita" von
Córdoba als arabische Kirche, bis sie sich allmählich
in eine Moschee transformierte. Äusserlich gab es
dabei kaum Unterschiede, mit Ausnahme der Anbringung
einer Gebetsnische ("Mihrab"), die den Unterschied von
Kirchen und frühen Moscheen ausmachten. Das Bauwerk
wurde ständig erweitert, die Grundelemente blieben
jedoch dieselben. Der Bau von Abd er-Rahman I.
(756-788) und die Erweiterung Abd er-Rahman II.
(822-852) sind grosse Hallen mit einem Wald
unterschiedlicher antiker Säulen und rot-weissen
Doppelbögen darüber.
Einen völlig neuen Stil und ein künstlerisch ungleich
höheres Niveau zeigt der Anbau Hakam II. (961-976),
des ersten Kalifen. Besonders beeindruckt die
Ausführung der Gebetsnische, aber sie erweckt zugleich
Verwunderung, denn sie wird von einer prachtvollen
byzantinischen Kuppel überwölbt, die ja bekanntlich
auf einem Kreuzgrundriss basiert. Dieser Ausbau ist
ein Geschenk des byzantinischen Kaisers Nikephoros II.
Phokas, der die Künstler samt ihren Werkzeugen und dem
gesamten Material nach Córdoba entsandte. Was könnte
der Grund gewesen sein? Wohl Beziehungspflege: denn
Byzanz, das früher ja in Hispania präsent gewesen war,
suchte das Kalifat wiederholt als Bündnispartner zu
gewinnen [S.206].
Mezquita, Córdoba. Mihrab und Kuppel der Erweiterung
von Al Hakam II. um 965. Die Arbeit samt Materialien
und Ausführung ist ein Geschenk des byzantinischen
Kaisers Nikephoros II. Phokas. Sie stellt eine völlig
neue Stilrichtung dar [S.205].
Der bald darauf folgende letzte Anbau von Al Mansur
ist eine Rückkehr zum Säulenwald, aber in deutlich
schlechterer Ausführung. Wohl mangels Alternative
wurden oft minderwertige und beschädigte antike Säulen
verwendet, die Bögen waren nicht mehr aus Stein und
Ziegel gefügt, sondern einfach in Ziegeloptik bemalt.
Die Stilrichtungen der Mezquita, die syrische
Bogenarchitektur und der byzantinische Ausbau Hakam
II., sind nicht andalusisch. An der Herkunft auch der
sakralen Architektur des islamischen Spaniens ist
absolut nichts "islamisch", weil es eben keine
islamischen Vorbilder gab.
9i. Die Lügen über muslimische Philosophie
und Wissenschaft - arabisch-christliche
Wissenschaft (!) - und ein paar "Tradierungen"
(Überlieferungen) - Bibliotheken vernichtet und
politische Verfolgung (!)
Die Bedeutung von Philosophie und Wissenschaft in
al-Andalus und ihr Einfluss auf Europa werden
allgemein weit überschätzt. Wie schon im
vorangegangenen Kapitel dargestellt, ist es vollkommen
unzutreffend, überhaupt von islamischen Wissenschaften
in der Spätantike zu sprechen (siehe St. 177). Es hat
im Arabischen Reich zahlreiche Wissenschaftler
verschiedener Nationalität und verschiedener
Geisteshaltung gegeben. Sie alle hat die arabische
Sprache geeint, weswegen man durchaus von [S.206]
"arabischen Wissenschaftlern" sprechen kann. Muslime
stellten unter diesen allerdings die absolute Ausnahme
dar. Mehr noch, die Etablierung des Islam beendete die
Blütezeit der arabischen Wissenschaften in kürzester
Zeit. Diese Blüte des arabischen Geisteslebens vollzog
sich vornehmlich im persischen Orient. Ohne die
Leistung der arabischen Wissenschaftler in irgendeiner
Weise schmälern zu wollen, handelte es sich doch in
erster Linie um Tradierungen, etwa der indischen
("arabischen") Zahlen oder um antike Philosophen.
Diese Tradierung fand auch ohne al-Andalus statt, das
oft kolportierte Zentrum der Wissenschaften war das
Land nie.
[Niemand konnte Griechisch in Andalusien]
Dazu mag die Geschichte von den medizinischen
Schriften des Dioskurides passen, die Abd er-Rahman
III. (912-929) vom byzantinischen Kaiser zum Geschenk
bekam. Dieses in der Gelehrtensprache Griechisch
geschriebene Werk konnte jedoch niemand in Córdoba
lesen, worauf der Kaiser einen sprachgebildeten Mönch
nachsenden musste.
[Der Dschihad-Fantasie-Islam in Andalusien hat die
grösste Bibliothek vernichtet - der Koran soll das
einzige Buch sein (!)]
Die Bibliothek Hakam II. (961-976) liess bereits
al-Mansur (938-1002) als bewussten koranischen Akt in
Flammen aufgehen. Vernichtet wurden aber fast nur
östliche Autoren, denn al-Andalus hatte bis auf Ibn
Masarra noch keinen führenden Kopf auf dem Gebiet der
Wissenschaft und Philosophie hervorgebracht. Das war
erst im 12. Jahrhundert der Fall mit Ibn Ruschd, Ibn
Maymun (Maimonides) und einigen wenigen anderen. Mit
diesen Namen verschwanden aber auch schon nach einem
kurzen Aufflackern Philosophie und Wissenschaften aus
al-Andalus. Al-Ghazali hatte sich auf der ganzen Linie
durchgesetzt, Wissen und Denken waren fortan auch in
al-Andalus nur auf das, was im Koran stand,
beschränkt.
Oder, wie der Geschichtsschreiber al-Maqqari es
ausdrückte: "Philosophie ist eine in Spanien verhasste
Wissenschaft, die man nur im Geheimen studieren kann."
[Die Fantasie, Europa habe den Rationalismus aus
dem muslimischen Spanien erhalten]
In bestem Alhambraismus belehrt uns aber Pierre
Phillippe Rey [120]
[120] Pierre Phillippe Rey: [[The Routes
of Al-Andalus]] auf:
http://unesco.org/images/0011/001144/114426eo.pdf
dass Europa den Rationalismus in Wirklichkeit aus
"Nord- und Westafrika und aus al-Andalus" bezogen
habe. Leider fehlt eine Begründung dieser
hochinteressanten These, aber man darf einstweilen
davon ausgehen, dass al-Andalus weder Vermittler noch
Wiege des europäischen Rationalismus war [S.207].
[Das Märchen von der muslimischen Toleranz in
Spanien (!) - Beispiel Pierre Phillippe Rey
verschweigt die politische Verfolgung durch den
Bruto-Islam]
Die grösste und unisono gefeierte Leistung von
al-Andalus soll aber die Toleranz gewesen sein: das
Tolerieren anderer Lebensweisen, anderer Denkarten und
der jeweilig anderen Religion. Dies habe eine nie
dagewesene Art des Zusammenlebens erzeugt, die
legendäre "convivencia".
Mohamed Benchrifa schreibt dazu ebenfalls auf der
UNESCO-Homepage [121]
[121] Pierre Phillippe Rey: [[The Routes
of Al-Andalus]] auf:
http://unesco.org/images/0011/001144/114426eo.pdf
"Während der gesamten islamischen
Herrschaft war Andalusien die Heimat von Formen der
Toleranz, wie man sie bis zu modernen Zeiten nicht
mehr beobachtet hat. Es war ein Land des Dialogs,
eines Dialogs, der zugleich heiter und lebhaft war."
[Das Märchen von der muslimischen Toleranz: Die
politische Verfolgung von Ibn Ruschd mit dem
Vorwurf, er würde den Islam zerstören...]
Sehen wir uns kurz den heiteren und lebhaften Dialog
an, den al-Andalus mit seinen bedeutendsten Köpfen,
Ibn Ruschd und Maimonides, führte und den Maimonides
mit eigenen Worten so zusammenfasst:
"Die Araber haben uns sehr stark verfolgt
und bannartige und diskriminierende Gesetze gegen
uns erlassen. Niemals hat uns eine Nation derartig
gequält, erniedrigt, entwürdigt und gehasst wie
sie."
In dem heiteren Dialog, den Ibn Ruschd vor dem Gericht
seiner Vaterstadt Córdoba zu führen hatte, ging es um
Leben und Tod. Er kam wegen seiner Nähe zum Herrscher
mit Verbannung davon, erhielt lebenslanges Rede- und
Schreibverbot, seine Werke wurden verbannt, er wurde
in der islamischen Welt totgeschwiegen und erlebte
erst im christlichen Europa als Averroes seine
Würdigung.
Ibn Ruschd wurde 1126 in Córdoba als Sohn einer
angesehenen Familie von "Qadis" geboren. "Qadi",
Richter, war nicht nur eine Berufsbezeichnung, sondern
ein Ehrenrang. Ruschd erlebte als junger Mann den
Übergang von den Almoraviden zu den Almohaden. Sein
Brotberuf war die Medizin, seine Hauptbeschäftigung
aber die Physik und die Philosophie. 1153 wurde er an
den Almohadenhof nach Marrakesch beordert. Für den
Prinzen und späteren Kalifen Jussuf Abu Jakub
unternahm er [S.208] verschiedene physikalische
Untersuchungen und fertigte eine
Aristotelesübersetzung an. Die meiste Zeit verbrachte
er in Spanien in den Diensten des Herrschers. Dort
bahnte sich auch das Unheil an. Die Zeiten der freien
Rede und der freien Schrift waren Vergangenheit.
Al-Ghazali und die Ultraorthodoxen waren überall im
Vormarsch und sie bekämpfte Ibn Ruschd mit allen
Kräften. In seiner Kausalitätslehre stellte er sich
gegen Ghazali und dessen wörtliche Befolgung des
Korans und warf ihm vor, er zerstöre nicht nur die
Philosophie, sondern auch den Islam.
Das blieb nicht ohne Konsequenzen. Ein förmliches
Verfahren gegen Ibn Ruschd im Jahre 1195 verneinte
seine Rechtgläubigkeit, verbot nicht nur seine
Schriften, sondern die Philosophie insgesamt. Nur die
Nähe zum Herrscher, zu dessen Leibarzt er avanciert
war, rettete ihn vor dem Todesurteil. Er wurde
stattdessen aus Córdoba verbannt und später nach
Marrakesch verbracht, wo er wenig später, 1198, starb.
[Politische Verfolgung im Islam: Averroes]
Averroes retteten seine medizinischen Kenntnisse das
Leben.
[Politische Verfolgung im Islam: Maimonides
konvertiert zum Islam]
Genauso ging es Maimonides, dem zweiten grossen Denker
von al-Andalus. 1135, also 9 Jahre nach Ibn Ruschd,
wurde Mosche ben Maymon, wie sein eigentlicher Name
lautete, als Sohn eines angesehenen jüdischen
Rabbiners ebenfalls in Córdoba geboren. Er wuchs in
einer Atmosphäre jüdischer Gelehrsamkeit auf, die
jedoch um das Jahr 1148 ihr jähes Ende fand. Die
Almohaden herrschten in al-Andalus, sie zwangen alle
Nichtmuslime zu Konversion oder Emigration - wenn
nicht Schlimmeres. Das Wanderleben der Familie ben
Maymon begann, das sie durch ganz Spanien führte.
Nirgendwo konnten sie sich sicher fühlen, schliesslich
setzten sie nach Nordafrika über und liessen sich um
1160 in Fès nieder.
Dieser Umzug in die Höhle des Löwen hat viele
Spekulationen beflügelt. Man kennt die wirklichen
Gründe nicht, aber Marokko muss sicherer gewesen sein
als Andalusien.
Oder fühlte sich Maimonides sicher, weil er zum Islam
übergetreten war? Es sieht danach aus, obwohl seine
Konversion nicht nachweisbar ist. Auffälligerweise
aber plädiert Maimonides in mehreren Gutachten für die
Konversion, allerdings im Sinne der islamischen
Taqiyya [122].
[122] Taquiyya, die im Koran sanktionierte
Verstellung, um Ungläubigen gegenüber einen Vorteil
zu erlangen.
Maimonides befasste sich mit Metaphysik, Astronomie
und natürlich mit Aristoteles. Seine Hauptarbeit aber
waren Texte zu jüdischem Glauben und Recht. Im
Hauptberuf war Maimonides Arzt.
Aber der Arm der religiösen Verfolgung erreichte auch
die ben Maymon. Als der Oberrabbiner von Fès wegen
seiner Weigerung, zum Islam überzutreten, hingerichtet
wurde, floh die Familie 1165 nach Palästina und zog
von dort weiter nach Ägypten.
In Kairo wurde Mosche ein angesehenes Mitglied der
jüdischen Gemeinde und ein gefragter Arzt am Hofe des
Sultans.
Die Schatten der Vergangenheit holten ihn aber auf dem
Höhepunkt seines Schaffens ein, denn es trat plötzlich
ein früherer Mitarbeiter auf den Plan, der behauptete,
der jetzige Rabbi Mosche sei in Fès Muslim gewesen.
Letztlich entkam Maimonides auch dieser
lebensbedrohlichen Situation, seine Nähe zum Sultan
als Arzt dürfte ihm das leben gerettet haben. 1204
starb Maimonides in Kairo, sein Leichnam wurde nach
Tiberias in Palästina überführt, wo er in der Erde
seiner Väter beigesetzt wurde.
[Zusammenfassung: Brutale politische Verfolgung von
Maimonides und Ibn Ruschd durch die
Brutalo-Islam-Fantasie]
Maimonides und Ibn Ruschd werden heute als die
bedeutendsten Denker von al-Andalus gefeiert. Beide
wurden verfolgt und gejagt, beide lebten unter
Todesdrohungen, beide mussten das ach so tolerante
Andalusien verlassen. Und das war nicht der
Ausnahmefall in al-Andalus, es war die Regel. Geradezu
grotesk erscheint, dass genau jene Konfession von
Muslimen, die Ibn Ruschd nach dem Leben trachtete, ihn
nach Jahrhunderten der vollkommenen Ignorierung nun
als einen der Ihren eingemeindet. Ibn Ruschd kann sich
nicht mehr dagegen wehren.
In Spanien lebten der Bevölkerungszahl nach geordnet
-- Iberoromanen,
-- Goten,
-- Juden,
-- "neue" Berber,
-- "alte" Berber,
-- Araber.
Regional waren aber die Zusammensetzungen vollkommen
unterschiedlich, die Mehrheitsverhältnisse konnten
sich ins gerade Gegenteil verdrehen. Der Grund waren
die ständig stattfindenden Eroberungen, Vertreibungen,
Verschleppungen, Versklavungen, Umsiedelungen. Die
Karten mit Grenzziehungen stellen nur Momentaufnahmen
dar.
Diese Ethnien sprachen
-- Hocharabisch,
-- Volksarabisch,
-- verschiedene Berberdialekte,
-- verschiedene romanische Dialekte,
-- Hebräisch
-- und Latein.
[[Gemäss neuer Forschung von Zillmer wurde
Latein nur als Dokumentensprache gebraucht und nie
gesprochen. Die Kirche gebrauchte das Latein, um
Autorität zu zeigen und um die "normale" Bevölkerung
und alle Volkssprachen als kulturell minderwertig
erscheinen zu lassen. Siehe: Kolumbus kam als
Letzter]].
9j. Besetzungen und Konversionen
- die Begriffe "Toleranz und Freiheit"
[Arabisch als Umgangssprache]
Arabisch entwickelte sich im 9. Jahrhundert zur
gebräuchlichen [S.210] Umgangssprache zwischen den
einzelnen Gruppierungen. Neben den in ihren
Territorien lebenden Christen und Muslimen gab es zu
jeder Zeit spezielle Gruppierungen:
-- die zum Islam konvertierten Christen ("Muladen"),
-- unter dem Islam lebende Christen ("Mozaraber"),
-- zum Christentum konvertierte Muslime ("Morisken")
-- und unter dem Christentum lebende Muslime
("Mudecharen").
[Zwangskonversionen ab Muhamad I. mit
Kirchenzerstörungen und Tribut, Exil oder Tod]
Die Konvertierungen waren niemals freiwillig. Sie
erfolgten stets unter Zwang oder Druck, von
rechtlicher Benachteiligung bis zu physischer Gewalt
reichend.
Zu Zeiten der Eroberung stand Landnahme unter
ethnischen Gesichtspunkten im Vordergrund.
Nennenswerte religiöse Konflikte gab es nicht, denn
die einzelnen Konfessionen standen sich im 8.
Jahrhundert - trotz heftiger theologischer Dispute -
noch viel zu nahe. Dies begann sich unter Muhamad I.
zu ändern. Eulogius von Córdoba schreibt an Bischof
Wilesindus von Pamplona:
"In diesem Jahr (851) entzündete sich die
Raserei des Tyrannen gegen die Kirche Gottes,
stürzte alles um, verwüstete alles, verstreute
alles, kerkerte Bischöfe, Presbyter, Äbte, Diakone
und den ganzen Klerus ein."
Wer nicht konvertierte, war Bürger zweiter Klasse
("Dhimmi"). Für sie gab es in al-Andalus nur die
Möglichkeit Tribut, Exil oder Tod.
[Schöne Lügen über den Dschihad-Islam - Beispiel
Professorin Menocal]
Dass man diese eigentlich unleugbare Alternative
tatsächlich anders sehen kann, zeigt die Professorin
Maria Rosa Menocal in ihrem Buch "The Ornament of the
World", wenn sie meint:
"Die islamische Politik hat nicht nur das
Überleben der Christen und Juden ermöglicht, sondern
sie gemäss koranischem Auftrag im Grossen und Ganzen
beschützt."
[Andalusien 1066: Islamische Hetze gegen Juden und
Massenmord an Juden]
In der Zeit des Flickenteppichs der Taifas
[[Fürstentümer]] war die Situation vollkommen
unterschiedlich. Im Allgemeinen schien die Religion
nicht im Vordergrund gestanden zu haben. Trotzdem fand
1066 in Córdoba das erste grosse Abschlachten von
Juden statt [[ein gigantisches, muslimisches Pogrom -
siehe S.215]].
Dem ging eine Denkschrift des frommen Rechtsgelehrten
Abu Ishaq voraus:
"Diese Juden, die früher auf den
Abfallhaufen einen Fetzen buntes Tuch suchten, um
ihre Toten zu begraben, ... haben nun Granada unter
sich aufgeteilt ... Sie ziehen Tribute ein und
kleiden sich hochelegant ..., und der Affe Josef hat
sein Haus mit Marmor ausgelegt ... Eilt, um ihm
[S.211] die Kehle durchzuschneiden; er ist ein
feister Hammel, nehmt ihm sein Geld weg, denn ihr
verdient es eher als er!"
[Den Begriff "Toleranz" gibt es überhaupt
erst seit der Renaissance]
Die Toleranz, von der al-Andalus bestimmt gewesen sein
soll, ist ein reines Märchen. Nirgendwo, nicht nur in
Spanien, ist im europäischen Mittelalter Toleranz in
unserem Verständnis zu finden. Das Toleranzkonzept
stammt aus der Renaissance.
Dieser Toleranz liegen die Begriffe "Wahrheit" und
"Freiheit" zugrunde. Bei Offenbarungsreligion, die
jeweils einen Wahrheitsanspruch für sich reklamieren,
ist es deshalb mit Toleranz nicht weit her, sobald sie
in der Lage sind, diesen Wahrheitsanspruch politisch
umzusetzen. Freiheit und Toleranz enden sehr bald bei
religiösen Vorschriften.
Geschweige denn eine tolerante Gesellschaft zu sein,
war al-Andalus nicht einmal eine pluralistische.
Pluralismus beinhaltet den Konsens über die
grundsätzliche Gleichberechtigung aller Kulturen.
Davon konnte in al-Andalus nicht die Rede sein.
Toleranz und Pluralismus waren dort das Sichfügen in
Gegebenheiten, die man im Moment nicht ändern konnte -
aber man arbeitete daran. Das ist die "pragmatische
Toleranz" der analusbewegten Toleranzbewunderer.
Religöse Toleranz war niemals ein Konzept in
al-Andalus. Die religiösen Gruppierungen betrieben
stets eine Übernahme- oder Absonderungspolitik, die
lediglich dann pausierte, wenn sie politisch nicht
durchsetzbar war. Das war dann die legendäre
"convivencia", das traute Zusammensein dreier
Kulturen. Sie war angeblich das Markenzeichen von
al-Andalus, aber sie war in Wirklichkeit die Ausnahme.
Alle drei Kulturen waren überlappt und eng verzahnt,
es dominierte aber immer der Wille zu Separation oder
Eroberung.
[Islamische Dschihad-Extremisten besetzen und
zerstören Andalusien - Christen, Muslime und Juden
flüchten in den Mittelteil unter Alfons dem Weisen]
Die "convivencia" sah ihre beste Zeit vielleicht in
der kurzen Zeit der Taifas [[Fürstentümer]] und im
christlichen Toledo, als nämlich Christen, Muslime und
Juden vor dem Ansturm der Nordafrikaner in grosser
Zahl in die christlichen Landesteile flüchteten und
dort zumindest vorübergehend, bis zum Tode Alfons des
Weisen (1284), ungestört eine gemeinsame Kultur
schufen.
Zeitgleich zerstörten die religiösen Eiferer im Süden
alle Spuren christlich-jüdischer Bautätigkeit wie
Kirchen, Synagogen, Friedhöfe, Schulen [S.212],
Gemeindeeinrichtungen. Daher scheint heutzutage für
den Ruinentourismus die Überlegenheit der maurischen
Kultur ganz eindeutig zu sein. Manchem Historiker sind
damit unglücklicherweise die archäologischen Beweise
der "convivencia" unter islamischer Herrschaft
abhandengekommen.
[Bis ins 10. Jh. war die Iberische Halbinsel
arabisch-syrisch-christlich]
Koexistenz kann nur unter der Voraussetzung der
Gleichzeitigkeit der involvierten Kulturen
funktionieren. Sie müssen quasi aus derselben Zeit
kommen, um auf gleicher Augenhöhe zu sein. Bis ins 10.
Jahrhundert war der Grossteil der Iberischen Halbinsel
unter der syrisch arabischen Leitkultur ein kulturell
ziemlich homogenes Gebilde. Dies setzte sich mit
Abstrichen auch noch in der Taifa-Zeit fort.
[Ab dem 10. Jh. wird Andalusien durch die
Dschihad-Extremisten in die Steinzeit versetzt]
Ein erster Bruch in der Gleichzeitigkeit kam mit den
fundamentalistischen Almoraviden und Almohaden. Sie
nämlich kamen aus der Vergangenheit Afrikas nach
Spanien in die Moderne, mit der sie nichts anfangen
konnten. Sie wurden von dieser Moderne letztlich
absorbiert, aber die nächste Welle mit dem
unheilvollen Sog in die Vergangenheit war schon
unterwegs: die neue, radikale Interpretation des
Glaubens, die sich im Osten etabliert hatte und über
al-Andalus hereinbrach.
Es waren nicht nur die Eiferer aus Nordafrika gewesen,
die al-Andalus von der Moderne abschnitten, es war
auch die Entwicklung im Osten, von der al-Andalus
immer massgeblich beeinflusst war.
Von der almoravidischen Fremdherrschaft an bis zum
Ende von Granada kann man nicht mehr von
Gleichzeitigkeit sprechen. Man lasse sich nicht von
prächtigen Stuckaturen in einem kleinen Teil der
Alhambra täuschen. Die Kathedrale von Burgos war
vollendet, der Kölner Dom im Bau, pompöse Kirchen und
zauberhafte "palazzi" waren in Florenz entstanden, die
Pisano mit seinen unvergleichlichen Plastiken
ausschmückte. Was Entwicklungen beflügelt, ist der
Geist. Aber mit der Eliminierung Ibn Ruschds war in
der islamischen Welt die geistige Versteinerung, die
"versiegelte Zeit" nach Dan Diner [123]
[123] Dan Diner: Die Versiegelte Zeit;
Berlin 2007
eingetreten.
[Mit der christlichen Rückeroberung von 1491 kommt
auch Südspanien in die "Moderne"]
Nichts könnte den Seitenwechsel der Moderne in Spanien
mehr verdeutlichen als das Zusammentreffen zweier
Ereignisse: 1492, in dem gleichen Jahr, als Ferdinand
und Isabel die Kapitulation Granadas [S.213]
entgegennahmen und der letzte muslimische Herrscher
Spanien verliess, verabschiedeten sie einen Kapitän
namens Christoph Columbus, der in ihrem Auftrag auf
seine Entdeckungsreise in eine neue Welt ging, die man
hinter dem Horizont des runden Globus vermutete.
[[Viele Kulturen waren schon vor Kolumbus
nach "Amerika" gefahren. Kolumbus machte nur eine
grosse Show. Gewisse Angaben deuten darauf hin, dass
er ein Jude war und für jüdische Leute Land suchte,
weil alle Juden aus Spanien und Portugal vertrieben
wurden]].
Einst hatte der arabische (nicht-islamische) Herrscher
al-Mamun die Weltkugel bis auf ein paar Kilometer
genau vermessen lassen. Jetzt sandten die Europäer
Schiffe zur Umrundung dieser Kugel aus, während man
sich in der nun islamisierten, arabischen Welt die
Erde flach vorzustellen hatte, so wie es das Heilige
Buch befahl. Durch den Einzug in die Alhambra
vollzogen die königlichen Herrschaften aus dem Norden
[[Ferdinand und Isabella aus Madrid]] zunächst einmal
kastilische Staatsräson. Aber sie vollzogen auch den
Einzug der Moderne in die Vergangenheit.
[Die Alhambra ist heute ein Symbol der religiösen
Toleranz? - Mitnichten]
"Sicherlich kann jedoch die Alhambra ein
sinnbildliches Vorbild sein für ein neues,
vereinigtes Europa, in dem wie nie zuvor
verschiedene Religionen und Kulturen zusammenfinden
können und müssen." [124]
[124] Lubisch: FAZ, 12.8.2004
Wieso gerade die Alhambra? Welche Kulturen und
Religionen sollen sich vorbildhaft in ihr
zusammengefunden haben?
Wenn man schon unbedingt ein Symbol für das
Zusammenleben der drei Kulturen benennen will, ist es
Toledo. Wenn man schon unbedingt ein Bauwerk als
Sinnbild für al-Andalus identifizieren muss, dann es
nur die Mezquita von Córdoba sein. Diese Mezquita ist
ein bizarres Bauwerk. Es beginnt seine Existenz auf
einem ausgebeuteten Jupitertempel und einer gotischen
Kirche. Es folgten eine christlich-arabische
Verehrungsstätte in syrischem Kirchenstil, mit
Erweiterungen als Moschee, die ihren künstlerischen
Höhepunkt in einem zur Gänze vom Ausland, nämlich
Byzanz, bezogenen Anbau findet. Der Rückfall in einen
künstlerisch minderwertigen letzten Zubau folgt auf
dem Fusse. Und dann wird eine Kathedrale mitten in die
Moschee gesetzt. Sie passt wie die Faust aufs Auge,
aber: Die Moschee wurde von den Siegern nicht
plattgemacht, wie man eigentlich erwarten müsste,
sondern durch eine Kathedrale mitten darin "ergänzt".
Freilich, die Kathedrale dominiert, das Minarett ist
vom [S.214] Kirchenturm ummantelt - aber was könnte
den historischen Zickzack kurz besser
versinnbildlichen als dieses Gebäude, das die
Grundelemente der Geschichte von al-Andalus in sich
vereint?
[Sondersteuern für Andersgläubige]
Vorwiegend von islamischer Seite kommen Appelle und
Reminiszenzen an die so tolerante Zeit des Islam in
Spanien. Mehr Vorsicht wäre das angebracht, nachdem
überall und zu jedem Zeitpunkt die nichtislamischen
Bürger mit Sondersteuern belegt waren und mit
verminderten Rechten auskommen mussten. Alle
Nichtmuslime in al-Andalus waren im "Dhimmi-Status"
Bürger zweiter Klasse. Sieht so Toleranz aus?
9k. Judenverfolgung auf der Iberischen
Halbinsel durch den Fantasie-Dschihad-Islam und
durch das Christentum gleichzeitig
[Die Deportation von Juden nach der Zerschlagung
Judäas nach 170 - Iberische Halbinsel hiess damals
"Sefarad"]
Von der dritten Gruppierung, den Juden, wurde bisher
noch gar nicht gesprochen. Sie wanderten vornehmlich
nach der Zerschlagung Judäas durch die Römer in
Spanien ein, das sie "Sefarad" nannten, und deshalb
später die Bezeichnung "sefardische Juden" erhielten.
Im Alhambra-Pathos sind sie die "Vermittler zwischen
Kulturen". Das ist ein Euphemismus für jemanden, der
zwischen den Stühlen sitzt. Die meiste Zeit wurden die
Juden abwechselnd von den beiden Hauptkulturen
ausgegrenzt, entrechtet, ausgeplündert, vertrieben
oder umgebracht.
[Pogrom 1066]
Es werden Beispiele genannt von Juden, die es zu hohen
Positionen gebracht hatten, etwa Ibn Shaprut aus
Córdoba oder Ibn Negrella aus Granada. Aber das waren
die grossen Ausnahmen. Ibn Negrella, der Erbauer der
ersten Alhambra und Ersteller des Löwenbrunnens, wurde
anlässlich des muslimischen Pogroms von 1066 grausam
ermordet. Über das Schicksal von Maimonides wurde
bereits gesprochen.
[Pogrome 1391]
Die spanienweiten Pogrome des Jahres 1391 löschten
zwei Drittel der Judengemeinden aus. 1492, kurz nach
der Einnahme Granadas, wurden alle Juden Spaniens
aufgefordert, sich taufen zu lassen oder das Land zu
verlassen. Die Mehrzahl tat Letzteres und damit war
die Geschichte der Juden in Spanien weitgehend
beendet.
Auch hier: Die "convivencia" war die Ausnahme und von
den politischen Umständen diktiert, nicht von Toleranz
oder dem Wunsch nach Pluralismus.
9L. Die falsche Toleranz-Propaganda der
UNESCO über den Islam in Andalusien - alles
GELOGEN
Führen wir uns zum Abschluss zu Gemüt, was die
UNESCO-Homepage noch alles zu bieten hat:
"Juden, Christen und Muslime waren
vollkommen frei, sich zu betätigen [S.215] in
theologischen, ja religiösen Aktivitäten ... in
Verwaltung und Justiz."
Haim Zafrani
Und:
"Al-Andalus war ein bemerkenswertes und
hervorragendes Modell der Toleranz. Es begann mit
der Eroberung, als die Muslime die Freiheit und den
Besitz ihrer Untertanen zu beschützen begannen und
deren Kirchen respektierten und verteidigten."
(Mohamed Benchrifa).
Man möchte gerne die Kirchen sehen, die die Muslime
verteidigt haben. Nur, wo sind sie?
Das sind die Märchen von al-Andalus. Die historische
Wirklichkeit sieht anders aus. In al-Andalus herrschte
keine Toleranz. Es herrschte Hauen und Stechen. Und wo
dies pausierte, herrschte Apartheid, ausgeübt von der
Seit, die politisch gerade in der Lage dazu war. Die
schön besungene "convivencia" fand nur dann statt,
wenn die Gegner sich im Patt gegenüberstanden und
nicht anders konnten. So funktionierte al-Andalus.
[S.216]