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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

2. Der Fall des gefälschten Abraham aus Mesopotamien - Ismael - Isaak

von Michael Palomino (2006 / 2010)

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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002

Die Legende über Abraham als Stammvater aller Juden, des Sohnes Ismael als Stammvater aller Araber - die Legende vom Sohn Isaak

Das 1. Buch Mose schildert eine Familiensaga mit aller möglichen Dramatik, über Hingabe, Gehorsam, Recht, Unrecht, Glaube, Frömmigkeit, Unsterblichkeit, mit der Behauptung, Gott habe eine Nation "erwählt" und würde Land "versprechen", auch Wohlstand und Wachstum. Die Erzväter sollen Abraham, Isaak und Jakob sein, die Erzmütter sollen Sara, Rebekka, Lea und Rahel sein (S.39).

Viele Gelehrte der vergangenen Jahrhunderte meinten, die Legenden über die Erzväter im Alten Testament (AT) (S.45) mit Beduinenleben, mit Schafen und Hirten (S.45-46), mit Streit um Wasserquellen (Gen. 21,25-33) und mit Streit um Weideland (Gen. 13,5-12) seien im Umriss historisch richtig (S.45).


Die Legende von Abraham und der späten Geburt seiner Kinder

Abrahams Propagandaroute, um für Israel Gebiete bis
                nach Ur zu propagieren, und die Karte zeigt einen
                Moment, wie die Grossreiche der Region einander die
                Handelswege blockieren.
Abrahams Propagandaroute, um für Israel Gebiete bis nach Ur zu propagieren,
und die Karte zeigt einen Moment, wie die Grossreiche der Region einander die Handelswege blockieren.


AT:
-- Abraham soll der von Gott ausgewählte Stammvater des Volkes Israel sein (S.19), soll aus Ur am Euphrat stammen (S.40) und soll von Mesopotamien nach Haran (S.40) und dann nach Kanaan gezogen sein (S.19)

-- Abraham soll dort mit seiner Frau Sara ein wandernder Aussenseiter gewesen sein (S.19)

-- Abraham soll der Ursprung aller Nationen der Region Israel-Palästina sein, und mit dem Konkurrenten Lot mit seinen vielen Hirten soll das Land aufgeteilt worden sein (S.40)

-- Lot soll nach dem Untergang von Sodom und Gomorrha im östlichen Hochland der Erzvater der Moabiter und Ammoniter im Ostjordanland geworden sein (S.40), wobei Lot Kinder mit seinen beiden Töchtern gehabt haben soll, um so den Stamm der Moabiter zu begründen (S.52)

-- der Abraham-Sohn Ismael aus der Verbindung zwischen Abraham und Hagar (die ägyptische Sklavin seiner 90 Jahre alten Frau Sara) soll Stammvater aller arabischen Völker in der südlichen Wüste geworden sein (S.40-41), Ismael soll von Abraham verachtet worden sein und dementsprechend werden die arabischen Stämme, die alle von Ismael abstammen sollen, im erfundenen 1. Buch Mose abgewertet, gleichzeitig sollen die Nachkommen Ismaels aber mit dem Königreich Juda Kontakte gepflegt haben (S.54)

-- Abrahams Frau Sara soll Abraham noch als 100-Jährige einen Sohn Isaak geboren haben, das einzige Kind aus der Verbindung (S.41)

-- und Abraham soll auf Geheiss Gottes diesen Isaak fast geopfert haben, um die Treue zu Gott zu beweisen, und als Gott den Isaak angeblich auf dem Opfertisch sieht, soll Gott Abraham versprochen haben, dass Abrahams Nachkommen eine grossartige Nation werden würden, und alle Völker der Erde würden durch ihn gesegnet werden, so die Prophezeiung im erfundenen AT (S.41).

Die Widersprüche im 1. Buch Mose über die Erzväter Israels

Die Details wirken echt. Ur und Haran als Ursprung von Abraham scheinen plausibel, da dort älteste Zentren der nahöstlichen Zivilisation auffindbar sind. Und das Geburtsrecht sei echt, meinten die geistlich gesinnten biblischen Archäologen im 19. und 20. Jh., so z.B. Roland de Vaux oder William F. Albright (S.46).

Keine Einigung über Abrahams Wanderung und seine Lebensdaten

Archäologe Albright meint, Personennamen, Heiratsbräuche und Landkaufgesetze, die im 1. Buch Mose vorkommen, könnten der mesopotamischen Gesellschaft im 2. Jahrtausend v.Chr. entstammen, woher Abraham stammen soll (S.47).

Aber die von Albright initiierte Archäologie, die nach Überresten wandernder Hirtengruppen zwischen Mesopotamien und Israel-Palästina sucht (S.47-48), bringt dann ein neues Szenario an den Tag:
-- eine massenhafte Bevölkerungsbewegung von Euphrat nach Kanaan ist nicht auffindbar
-- und die alten Bräuche sind so allgemein, dass sie praktisch in jede Zeit des alten Vorderen Orients hineinpassen (S.48).

Verschiedene Archäologen legen die Abraham-Zeit in verschiedene Epochen, die um bis zu 1000 Jahre differieren, immer ohne definitives Resultat. Die Patriarchen selbst werden dabei aber nie in Zweifel gestellt (S.48).

Die verleumdeten Moabiter
Die Abraham-Legende erwähnt die Moabiter als Volk, das durch einen Inzest entstanden sein soll. Das Reich Moab gibt es zur Zeit des angeblichen Abraham aber noch gar nicht. Und einen Grund, die Moabiter zu verleumden, gibt es erst nach den Grenzkriegen zwischen den Reichen Israel und Moab in einer späteren Zeitepoche (S.52).

[Schlussfolgerung
Die Widersprüche in der Geschichte über Abraham sind Hinweise, dass es den Abraham kaum gegeben haben kann, und im Fall der Moabiter ist die Geschichte absolut gelogen].


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Bildernachweis

-- Karte von Abrahams Propagandaroute: http://mx.geocities.com/pastoralbiblica/ubicar.html;  http://mx.geocities.com/pastoralbiblica/map01.jpg



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