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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

35. Der angebliche Religionsfeldzug unter dem Kind-König Josia - der "Fund"  des 5. Buch Mose - erste Sozialgesetze - Säuberungen

von Michael Palomino (2006 / 2010)

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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002

Die angebliche Invasion

[Anmerkung: Es ist anzunehmen, dass die Machtclique um den Kind-König Josia die Invasion beschlossen hat und nicht der Kind-König Josia selbst].

In der Situation zwischen Rückzug der Assyrer und Neubesetzung durch Ägypten hat die Führung von Juda unter dem Kind-König Josia den Traum, das Gebiet des Ex-Königreichs Israel wieder mit Juda zu vereinen (S.83), um einen grossen, mächtigen Staat aller Israeliten mit Hauptstadt Jerusalem zu schaffen. Als ideologische Unterstützung wirken die neuen Sagen in Mose 1 bis 4 und die Chronologien (S.84).

In der Folge soll [mit Hilfe der neuen "heiligen Bücher" als geistiger Hintergrund für alle Soldaten] ein Feldzug religiöser Säuberungen unternommen worden sein. Die Schilderungen der Geschehnisse werden später in den "heiligen Büchern" ergänzt.

AT:
-- alle Kultstätten anderen Glaubens sollen zu Quellen des "Bösen" erklärt und zerstört worden sein (S.13)

-- in Bethel soll die Kultstätte bzw. der Tempel von Josias Truppen zerstört worden sein und die dortigen Priester, die seit König Jerobeam das Monopol Jerusalems als Kultzentrum in Frage stellten, sollen niedergemetzelt worden sein (1. Könige 13,2) (S.296-297).

-- der Tempelbereich in Jerusalem soll fortan als alleiniges legitimes Heiligtum für das Volk Israel mit einem einzigen Gott gegolten haben

-- die bis anhin verehrten göttlichen Helfer oder andere himmlische Wesen sollen nicht mehr gegolten haben (S.13)

-- Juda soll Bethel besetzt haben und soll die Nachfahren der von Assyrien Angesiedelten integriert haben, sowie alle diejenigen, die Juda wohlgesinnt waren (S.108)

-- Juda soll Jericho besetzt haben (S.108-109).


Aktenlage und Archäologie: Einen Religionsfeldzug unter Kind-König Josia gab es nie

Die Archäologie kann nur wenige Reformen von König Josia bestätigen:

-- ein Tempel in Bethel oder seine Überreste werden gemäss Finkelstein / Silberman nie gefunden und somit steht der Feldzug gegen Bethel unter Josia insgesamt in Frage, denn die Zerstörung des Tempels in Bethel war gemäss AT der Hauptzweck des Feldzugs

-- die Archäologie findet dafür die Ruinen eines judäischen Tempels bei der Festung Arad, der ab Ende 7. Jh. / Anf. 6. Jh. gemäss dem Ausgräber Yohanan Aharoni ausser Funktion war, der also wahrscheinlich unter König Josia aufgegeben wurde

-- andere Archäologen und Historiker sehen für den Tempel bei der Festung Arad aber eine andere Datierung, dann würde der Tempel ausser Betracht fallen (S.309)

-- auch für eine gebietsmässige Expansion bei Samaria fehlt jeder eindeutige archäologische Beweis (S.310)

-- dafür ist für die Stadt Lachisch eine neue Befestigungsmauer feststellbar, um die Gebiete der Schfela besser kontrollieren zu können (S.310)

-- Jericho erlebt später unter König Josia eine neue Blüte erlebt (S.109).

Schlussfolgerung
Die archäologischen Funde bzw. Nicht-Funde weisen deutlich darauf hin, dass die Invasion unter König Josia NIE stattgefunden hat.

Ende 7. Jh. v.Chr.

627 v.Chr.
Assyrien: Tod von König Assurbanipal
(S.303)

ab 626 v.Chr.
Aufstand in Babylonien (Babel) gegen Assyrien
(S.303)

623 v.Chr.
Assyrien fällt in einen Bürgerkrieg
(S.303)

622 v.Chr.
Königreich Juda: Der "Fund" eines neuen Gesetzbuchs - der Volkseid auf das "Buch des Bundes"

AT:
-- König Josia soll [24-jährig] dem  Hohepriester Hilkia die Renovation des Tempels "Haus des Herrn" in Auftrag gegeben haben (S.298)

-- der Hohepriester soll bei der Renovation ein altes Textbuch entdeckt haben und der königliche Schreiber Schaphan soll dem König Josia den Text vorgelesen haben (S.298)

-- der bisherige Gotteskult soll falsch sein und muss gemäss dem neuen Text korrigiert werden (S.298)

-- Josia soll vor allen Bewohnern Judas einen Eid abgelegt haben, alle göttlichen Gebote des neuen Textes einzuhalten, mit einem Schwur auf den "Bund vor dem Herrn" (S.298) mit dem "Buch des Bundes" (2. Könige 13,2-3) (S.300)

-- "und alles Volk trat in den Bund" (2. Könige 13,2-3) (S.298).

Neue soziale Rechte gemäss 5. Mose (Deuteronomium)

Kritiker der Josia-Regierung werden mit neuen sozialen Reformen und Erziehungsmassnahmen zum Schweigen gebracht, die alle nur im Deuteronomium stehen:

-- Schutz des Individuums
-- Verteidigung der Menschenrechte und der Menschenwürde
-- Appell, den Armen Kredite zu geben (Dtn. 15, 7-8)
-- Ausländer, Waisen und Witwen sollen gleiche Rechte wie Inländer haben (Dtn. 24,17-18; 24, 14-15) (S.306)
-- Frauenrechte (Dtn. 21,15-17) (S.306-307)
-- Zehntenpflicht der Bauern an Arme jedes dritte Jahr (Dtn. 14,28-29)
-- Sklavenbefreiung nach 6 Jahren Dienst (Dtn. 15,12-15)
-- Einschränkung der Korruption durch Machtbeschränkungen (Dtn. 16,18-19) auch mit Einschränkungen der Macht des Königs (Dtn. 17,15-20) (S.307).

Revolution: Das 5. Buch Mose durchbricht die Sklavenmentalität Asiens

Unterdrückte haben somit erstmals Klagerechte. Damit wird die sippenmässige asiatische Sklavenmentalität durchbrochen, mit Beschwerderecht etc. (S.308). Das Deuteronomium etabliert somit ein neues menschliches Bewusstsein und ein neues System von Gemeinschaftswerten, die z.T. bis heute Bestand haben [bzw. in vielen Ländern bis heute nicht einmal realisiert worden sind] (S.308).

Da diese sozialen Rechte aber nicht ohne die griechische Kultur zu formulieren gewesen wären, kann das 5. Buch Mose (Deuteronomium) unmöglich von der Mose-Figur selber stammen (S.308).

[Gleichzeitig wird der religiöse Rassismus gegen Andersgläubige beibehalten].

Die Aktenlage über den "Fund" des Gesetzbuchs und den "Bund vor dem Herrn"

Der Zeitpunkt des "Funds" des Gesetzbuchs ist ausgezeichnet gewählt, als Assyrien in einem Bürgerkrieg zu zerfallen droht. Dies wird in der Bibel wissentlich verschwiegen (S.303).

Der "Bund vor dem Herrn" ähnelt assyrischen Verträgen aus dem frühen 7. Jh. mit Vasallen (S.302).

[Anmerkung: Die Israeliten unter König Josia werden alle zu Vasallen Gottes gemacht mit einer falschen Hoffnung auf angeblich versprochenes Land, das Gott dann schenken wird...]

Forschung: Das "Buch des Bundes" ist das 5. Buch Mose, eine Verschärfung des Gesetzes

Gemäss Finkelstein / Silberman ist das im Tempel "gefundene" Buch eine Verschärfung der Mose-Gesetze in den Bücher Mose 1 bis 4. Es ist wieder von der 1-Gott-Bewegung verfasst, aber von einem anderen Autor als Mose 1 bis 4 (S.302).

Der Text des "Gesetzbuches" aus dem Tempel ("Buch des Bundes") ist im selben Stil verfasst wie die Bücher Josua und David und Salomo (S.300).

Ein weiteres Gesetz Mose soll wieder aufgetaucht sein, und nun sollen alle wie damals im "Bund mit Gott" gemäss den Mose-Gesetzen leben. Das Buch behauptet, die Einhaltung der Gesetze würde das Überleben des Volkes Israel sichern (S.301).

[Dabei werden wieder alle politischen Rahmenbedingungen in den Nachbarländern ausgeblendet].

Im 1.-4. Mose sind noch ohne Kritik Altaropfer im ganzen Land erwähnt (S.301) und  Passa-Fest gibt es noch keins (S.301).

Neu wird durch das 5. Buch Mose ein ganz strenges Regime verhängt:

-- Vorschriften gegen Götzendienst (S.65): Es soll eine strenge 1-Gott-Ideologie herrschen, die nur an einem einzigen Ort der Erde in Jerusalem gefeiert werden darf (S.301)

-- Verbot aller anderen Kulte an anderen Orten (5. Mose 12,5)

-- Einführung eines neuen Kalenders mit neuen Feiertagen (S.65): Verpflichtung zum Passa-Fest als Feier für die erfundene Flucht aus Ägypten an einem einzigen Ort, der von Gott ausgewählt werden wird (5. Mose 16,1-8) (S.301)

-- Vorschriften für einen Tempelbau, wobei nur ein Tempel erlaubt ist

-- eine völlig neue [und z.T. revolutionäre] Sozialgesetzgebung (S.65)

Dank dem "Buch des Bundes" können neue Säuberungen durchgeführt werden

Das neue "gefundene" Gesetzbuch erfordert staatliche Umstrukturierungen:
-- Verehrung von nur einem Gott an nur einem Ort
-- Zentralisierung jüdischer Feste unter nationaler Hoheit: Passa-Fest, Laubhüttenfest (S.297)

Das neue "Gesetzbuch" entwickelt seine volle Wirkung in der Bevölkerung, die lesen und schreiben kann (z.B. bezeugbar durch beschriftete Siegel dieser Zeit) (S.301).

[Parallelen: Faszination "Buch" bei Lenin und Mao

Die Faszination, Lesen und Schreiben zu können und ein Staatsbuch zu haben, ist in der Bevölkerung anfangs immer sehr gross. Parallelfälle sind die kommunistischen Bücher unter Lenin und Mao, wo erst der Kommunismus der breiten Bevölkerung die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben beigebracht hat, und danach gleich die Manipulation der Bevölkerung erfolgte, die willig bis in den Massentod alles glaubte, was da "geschrieben" stand...]

Die Schilderung der Säuberungen in den Ergänzungen des AT:

König Josia soll nun mit Hilfe des 5. Buch Mose und dem "Bund vor dem Herrn" der gesamten Bevölkerung gründliche, puritanische Säuberungen vorgenommen haben, um der  1-Gott-Bewegung überall zum Durchbruch zu verhelfen und um alle ausländischen Bräuche auszurotten, auch das Kultzentrum Bethel (S.296).

Die religiösen Reformen sollen jeweils auch die "bösen" Taten der Könige sühnen (S.300).

[Eine Religionsdiktatur soll Pluralität und Toleranz sühnen. Gott soll ein Diktator sein. Etwas Widersprüchlicheres gibt es nicht...]

AT:

Die Regierung Josia soll dem "gefundenen" Gesetzbuch gefolgt sein und soll die israelitische Identität neu formuliert und den Staat danach umgestaltet haben (S.297):

-- alle Gegenstände für andere Kulte sollen aus dem angeblichen Tempel in Jerusalem entfernt worden sein, also alle Gegenstände im Zusammenhang mit Baal, Aschera und mit den Himmlischen Heerscharen. Die Gegenstände sollen im Tal Kidron verbrannt und die Asche nach Bethel gebracht worden sein (S.298)

-- die Priester für die Kulte von Baal, Aschera und für die Himmlischen Heerscharen sollen abgesetzt worden sein, auch die Priester, die auf den Höhen opferten oder Gestirnskulte zelebrierten (S.298-299)

-- König Josia soll veranlasst haben, dass das Bild der Aschera am Bach Kidron zu Staub gemahlen wurde und der Staub auf die Gräber des einfachen Volkes verstreut wurde

-- König Josia soll den Abbruch der Häuser der Tempelhurer veranlasst haben (2. Könige 23,4-7)

-- König Josia soll die Beseitigung des Feuerkults veranlasst haben, die Feuerstätte im Hinnom-Tal soll zerstört worden sein (S.299)

-- König Josia soll den Sonnenwagen-Kult abgeschafft haben, soll die Pferde dazu entlassen und die Verbrennung des Sonnenwagens veranlasst haben (S.299)

-- König Josia soll veranlasst haben, die Altäre der judäischen Könige und die Manasse-Altäre im Tempelbezirk abzureissen, sie sollen zermahlen worden sein, und der Staub soll in den Bach Kidron gekippt worden sein (S.299)

-- König Josia soll veranlasst haben, dass die Altäre der Sidon-Göttin Astarte, des Moab-Gottes Kamos und des ammonitischen Gottes Milkom auf den Höhen aus der Zeit des erfundenen grossen Königs Salomo zerstört werden (2. Könige 23, 10-14) (S.299)

-- alle Höhen und Kultstätten auf dem Land sollen zerstört worden sein, von Geba bis Beerscheba (2. Könige 23,8) (S.299)

-- der Altar in Bethel, der von Jerobeam errichtet worden sein soll, soll zerstört worden sein, soll zu Staub zermahlen geworden sein und das dortige Bild der Aschera soll verbrannt worden sein (S.299)

-- und auch noch weiter im Norden sollen Säuberungen vorgenommen worden sein, z.B. auf den Höhen in den Städten Samarias

-- und alle Priester der Höhen im Ex-Nordreich Israel sollen getötet und auf den Altären geschlachtet worden sein (2. Könige 23,19-20) (S.300).

Neuer Festzwang im Mini-Reich Juda: Passa zur Verherrlichung des komponierten Auszugs aus Ägypten

Auch 2. Könige 23,21-22 schildert die Einführung des neuen Passa-Festes: "Passa, wie es geschrieben steht in diesem Buch des Bundes" (2. Könige 23,21-22).

[Parallelen
Eine solche Konstellation mit einem Volksfest für eine erfundene Handlung ist kein Einzelfall. Ähnliche Feste, die Vorgänge feiern, die es nie gegeben hat, sind z.B. die Tell-Spiele in der Schweiz über einen schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell, den es nachweislich auch nie gegeben hat, die Weihnachtsspiele mit einer "Jesus"-Geschichte, wo eine Mutter Jungfrau geblieben sein soll, was ein ganz normaler Baby-Traum ist etc.].

Josia ein neuer Mose...
Josia wird  im Buch 2. Könige im AT indirekt mit Mose verglichen. Er soll einen Wendepunkt in der Geschichte des Königreichs Juda verkörpern. Zusätzlich wird die Erinnerung an den Untergang des Nordreichs Israel wieder aufgefrischt, indem Säuberungen in Bethel und Samaria erwähnt werden (S.300).

Aktenlage und Archäologie zum 5. Buch Mose (Deuteronomium]

-- gemäss Bibelwissenschaftler Moshe Weinfeld hat das 5. Buch Mose Ähnlichkeiten mit der frühgriechischen Literatur, was Reden, Segen und Fluch und Zeremonien bei Ortschaftsgründungen anbelangt. Somit ist 5. Buch Mose in der frühgriechischen Zeit geschrieben worden (S.302).

ab 622 v.Chr.
Die erste biblische Tradition in Mini-Juda

Mit der neuen puritanisch-strengen Gesetzgebung etabliert sich im Mini-Reich Juda erstmals eine erste biblische Tradition (S.297)

[das heisst: eine "Buch-Tradition", die Macht von Papyrus und Tinte über Menschen].

Der völlige Zusammenbruch Assyriens - Ägyptens letztes Grossreich

Assyriens Macht schwindet weiter. Babylons Aufstand drückt auf das assyrische Kernland und gegen ägyptische Interessen, wenn Babylon zu stark wird (S.311).

Ägypten erlebt mit der 26. Dynastie die letzte Glanzzeit der imperialen Macht (S.7) und lässt neue Städte bauen oder ausbauen:

-- Bau der Stadt Pithom Ende 7. Jh. v.Chr., vorher ist Pithom kaum bewohnt (S.80)

-- Migdol wird im 7. Jh. v.Chr. ein wichtiger Ort im Ostdelta, wird bei Jeremia 44,1 und 46,14 namentlich erwähnt (S.80)

616 v.Chr.
Erste ägyptische Hilfe für Assyrien mit einem Heer
Ein ägyptisches Heer eilt Assyrien gegen Babylonien zu Hilfe. [Die ägyptischen Heere durchqueren notgedrungen Kanaan]. Der Zusammenbruch Assyriens geht aber weiter (S.311).

612 v.Chr.
Assyrien: Fall der Hauptstadt Ninive

AT:
Der assyrische Hof soll nach Haran im Westen geflohen sein (Zephanja 2,13-15) (S.311).

Necho II., Pharao Ägyptens
Pharao Necho II. von Ägypten.

  

610 v.Chr.
Ägypten: Tod von Pharao Psammetich I. - Nachfolger Sohn Necho II.

Archäologie: Pharao Necho II. (610-595 v.Chr.) versucht den Bau eines ersten Suezkanals mit vielen Fremdarbeitern. Der Kanal bleibt aber unvollendet. Archäologische Reste sind nachweisbar (S.79-80).

610 v.Chr.
Assyrien: Ägyptische Niederlage gegen Babylon
Babylon besetzt Haran. Das ägyptische Heer muss sich aus Assyrien zurückziehen. Von Assyrien bleibt nichts mehr (S.311).

609 v.Chr.
Ägypten unter Pharao Necho II. beschliesst noch einen Feldzug nach Assyrien

Der neue Pharao Necho II. kommt dem Konkurrenten Assyrien beim Bürgerkrieg gegen den Aufstand in Babylon ebenfalls zu Hilfe und schickt noch einmal ein ägyptisches Heer (S.310-311).

AT: Behauptete Niederlage von König Josia gegen Pharao Necho II.

Gemäss dem AT soll sich König Josia mit seinem Mini-Heer dem grossen Heer von Ägypten entgegengestellt haben und dann getötet worden sein.

AT: Version der Bücher Könige:
-- das AT behauptet einen Feldzug von Ägypten gegen Assyrien bis an den Euphrat
-- König Josia soll dem ägyptischen Heer entgegengestanden sein und von Necho in Megiddo getötet worden sein (2. Könige 23,29) (S.311)

AT: Version der Chronik-Bücher:
-- Pharao Necho II. soll nach Karkemisch am Euphrat losgezogen sein
-- König Josia soll sich ihm entgegengestellt haben
-- Pharao Necho II. soll Boten geschickt haben, dass Necho II. mit Josia keine Auseinandersetzung wünsche
-- Josia soll stur geblieben sein und in der Ebene von Megiddo eine Schlacht provoziert haben
-- König Josia soll von ägyptischen Schützen schwer verwundet worden sein und nach Jerusalem gebracht worden sein, wo er gestorben sein soll (2. Chronik 35,20-24) (S.311).

Die Logik: König Josia kann nie Krieg gegen Ägypten geführt haben

-- König Josia hätte Samaria und Megiddo vorher annektieren müssen, eventuell bis Galiläa (2. Chronik, 34,6) oder er hätte mit Babylon gegen Ägypten paktieren müssen, um in Megiddo eine Schlacht zu provozieren (S.312)

-- mit der kleinen Einwohnerzahl von 75.000 [die dem Kanton Schaffhausen im Jahr 2001 entspricht] (S.310) hätte König Josia nie ein Heer gegen Ägypten zustandegebracht, und die ganze Existenz Judas wäre auf dem Spiel gestanden (S.312).

Die Version der Chronik mit einer Schlacht in Megiddo scheint somit absolut unmöglich, die Version der Königsbücher aber ohne Ortsangabe eines Treffens scheint möglich (S.312).

Eine Möglichkeit wäre z.B. gemäss Nadav Naaman ein Treueid in Megiddo für den neuen Pharao Necho II. Aus irgendeinem Grund hätte dann König Josia hingerichtet werden sollen, vielleicht wegen territorialen Ausweitungen Judas in Samaria oder in der Schfela (S.312).

Gemäss Bibelwissenschaftler Baruch Halpern könnte Pharao Necho II. auch die Ermordung von König Josia wegen dessen unabhängiger Religionspolitik veranlasst haben, denn bei zu grosser Autonomie wären die Handelsverbindungen nach Arabien gefährdet gewesen (S.312).

[Da kann jeder selber spekulieren...]

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Bildernachweis

-- Pharao Necho II. von Ägypten: http://fontes.lstc.edu/~rklein/Documents/neobab.htm

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