aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman:
Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit
über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH &
Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische
Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New
Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred
Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster,
Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München
2002
Der Niedergang des Mini-Reichs
"Juda"
Ab dem Tod von König Josia folgen noch vier Könige, die den
Niedergang des Mini-Reichs Juda begleiten (S.313).
Ägyptens Expansion in den
Mittleren Osten
In der Zeit nach Josias Tod erlebt Ägypten eine letzte
Glanzzeit mit heftigen Kriegen gegen die mesopotamischen
Reiche und Gebietsausweitungen bis weit in den Mittleren
Osten. Die Pharaonen meinen, ihre Träume seien erfüllt
(S.313).
[Die Euphrat-Grenze spielt dabei eine wichtige Rolle, so wie
immer im Mittleren Osten].
608 v.Chr.
Das Mini-Reich Juda unter König
Joahas
König Joahas scheint gegen Ägypten eingestellt (S.313).
Das AT behauptet:
-- König Joahas soll den "sündigen" religiösen Pluralismus
wieder zugelassen haben
-- Pharao Neho II. soll König Joahas nach 3 Monaten abgesetzt
haben und verbannt haben (S.313).
608-598 v.Chr.
Das
Mini-Reich Juda unter König Jojakim
Das AT behauptet:
-- König Jojakim soll den "sündigen" religiösen Pluralismus
belassen haben
-- König Jojakim soll Steuern von der eigenen Bevölkerung als
Tributzahlungen für Pharao Necho II. verwendet haben (S.313).
ab 608 v.Chr. ca.
Jeremia hetzt gegen die "fremden
Götter"
Jeremia soll beklagt haben, die Zahl der in Juda verehrten
Götter entspreche der angeblichen Anzahl seiner Städte und es
gäbe im angeblichen Jerusalem so viele Baal-Altäre wie das
angebliche Jerusalem Gassen habe (Jeremia 11,13) (S.263).
605 v.Chr.
Babylons Aufstieg unter
Nebukadnezar - ägyptischer Rückzug an den Nil
In Karkemisch in Syrien gelingt dem babylonischen Kronprinzen,
der später als Nebukadnezar bekannt wird, ein Sieg gegen das
ägyptische Heer. Ägyptens Heer zieht sich bis an den Nil
zurück (S.313).
[Wieder geht ein grosses Reich wegen Überdehnung seiner
Grenzen unter, und auch Nebukadnezars Reich wird an der
Überdehnung seiner Grenzen untergehen...]
Vernichtungsfeldzüge
Nebukadnezars im Nahen Osten
Der Sieg in Karkemisch besiegelt die Auflösung Assyriens, das
nun ohne Ägypten als Helfer dasteht. Nebukadnezar wird König
von Babylonien und strebt nach dem Durchbruch bis zum
Mittelmeer [wie es viele Reiche vor ihm taten]. Es folgt ein
Vernichtungsfeldzug nach dem anderen mit der Zerstörung der
philistäischen Städte (S.314).
In Juda herrscht Panik, auf welcher Seite man nun stehen
solle. Die Regierung Jojakim ruft Ägyptens Pharao Necho II. um
Hilfe an, was Babylonien zum Vorwand nimmt, Juda zu verwüsten
(S.314).
Dezember 598 - März 597
Tod von König Jojakim -
Nachfolger wird König Jojachin
Die babylonischen Heere stehen an den Grenzen. Gemäss AT soll
Jerusalem belagert worden sein (S.314).
597 v.Chr.
Das Mini-Reich Juda wird von
babylonischen Armeen verwüstet - erste "Babylonische
Gefangenschaft"
Das AT behauptet:
-- Jerusalem soll babylonisch besetzt und verwüstet worden
sein
-- die Ober- und Mittelschicht soll deportiert worden sein
-- der Königshof samt König Jojachin soll nach Babel
deportiert worden sein, vom Adel 7000, von den Handwerkern
1000 Leute (2. Könige 24,10-16) (S.314)
-- es sollen 10.000 Leute verbannt worden sein (2. Könige
24,14) oder 8000 (2. Könige 24,16) (S.327).
Aktenlage
Die babylonische Chronik bestätigt in diesem Fall das AT.
Nebukadnezar setzt in Juda zusätzlich einen eigenen König ein,
Jojachins Onkel Zedekia (S.315).
Die Ein-Gott-Bewegung mit ihren Priestern wird deportiert [und
deren Einfluss scheint vorerst gebannt]. In Juda selbst bleibt
die Bevölkerung gespalten (S.315).
596-586 v.Chr.
Königreich Juda: König Zedekia
versucht eine Verschwörung gegen Babylon
mit anderen lokalen Königen (S.315).
[Anmerkung
Nebukadnezar ist auf das kleine Mini-Reich Juda sicher
nicht angewiesen. Insofern ist die Verschwörung von König
Zedekia von vornherein ein staatlicher Selbstmord. Die Gründe
bleiben im Dunkeln. Vielleicht meinten Zedekias Leute, Gott
werde ein "Wunder" vollbringen. Es darf spekuliert werden...]
|
Karte Babylons unter Nebukadnezar II. um 590
v.Chr. vom Persischen Golf bis
zum Mittelmeer: Der Druchbruch ist geglückt,
Babylon beherrscht den gesamten "Fruchtbaren
Halbmond". Aber Nebukadnezar will mehr...
|
Und nun folgen Strafexpeditionen:
?
Die Strafexpedition: Edom ist
zuerst dran - Babylonische Gefangenschaft für Edom
-- im 6. Jh. v.Chr. wird das Köngreich Edom von
Nebukadnezars Truppen zerstört und entvölkert (S.81)
-- erst in der mittleren griechischen / hellenistischen Zeit
werden in Edom erneut Leute sesshaft (S.82).
587 v.Chr.
Strafexpedition und Zerstörung Jerusalems
unter Nebukadnezar mit Abriss der Stadtmauer
Gemäss Finkelstein / Silberman ist dieser Feldzug "der
Anfang vom Ende" (S.315). Das flächenmässig ohnehin schon
arg dezimierte Mini-Reich Judäa hat gemäss Sondierungen und
Ausgrabungen ca. 75.000 Einwohner, davon 15.000 in Jerusalem
und noch einmal 15.000 um Jerusalem (S.328).
Nebuchadnezzar
/ Nebukadnezar, Statue.
|
Invasion unter
Nebukadnezar gegen Juda. |
Karte Babylonisches Reich Nebukadnezar. |
Die Archäologie kann für diese Zeit für fast alle judäischen
Städte in allen Regionen des Königreichs eine
Zerstörungsschicht nachweisen, die diesem
Vernichtungsfeldzug zugeordnet werden kann. Osaka
(Tontafeln) in der Festung Arad z.B. schildern militärische
Befehle in höchster Not und die Beförderung von
Nahrungsmittelvorräten etc. In Lachisch bezeugen Meldungen
auf Osaka, wie eine Stadt nach der anderen um Lachisch
abgebrannt wird und die Signale erlöschen, z.B. von der
Stadt Aseka (S.315).
Gemäss Jeremia 34,7 halten Lachisch und Aseka am längsten.
Am Ende bleibt nur Jerusalem, das bis zur Vernichtung
belagert wird (S.315).
Nebukadnezar lässt auch die Städte der umliegenden Reiche
belagern. Die Belagerung von Tyrus soll z.B. 10 Jahre
gedauert haben.
(http://www.worldhistoryplus.com/t/tyre.html)
Das AT behauptet:
-- in Jerusalem soll Hunger geherrscht haben, die Truppen
Nebukadnezars sollen eingedrungen sein (S.316)
-- König Zedekia soll geflohen sein, gefangengenommen worden
sein und in Babel geblendet worden sein (2. Könige 25,3-7)
(S.316)
-- einen Monat später soll unter der Leitung von
Nebusaradan, der Oberste der Leibwache Nebukadnezars, nun in
Funktion eines Feldhauptmanns ganz Jerusalem angezündet
worden sein, die Stadtmauern eingerissen worden sein und die
restliche Bevölkerung Jerusalems deportiert worden sein (2.
Könige, 25,8-11) (S.316). Präzise Zahlenangaben gibt das AT
nicht (S.327).
Zweite
Babylonische Gefangenschaft: Deportiertenzahlen
Jeremia gibt für die Deportationen nach Babylon 4600
Deportierte an (S.327).
Gemäss Finkelstein / Silberman sind die Deportiertenzahlen
unpräzise, weil in der Zeit der griechischen Antike
Deportiertenzahlen oft als Anzahl Hausvorstände gelten
(S.327). Somit sind gemäss Finkelstein / Silberman 4600 bis
maximal ca. 20.000 Deportierte möglich (S.328). Wenn für das
Königreich Juda zuletzt 75.000 Einwohner angenommen werden,
davon 15.000 in Jerusalem und noch einmal 15.000 in der
Umgebung Jerusalems, bleiben 45.000 in der neuen Provinz
Jehud (S.328).
Städte des Exils waren Babylon, Tel Abib, Susa, Ecbatana,
Persepolis und Pasargadae.
(http://www.bible-history.com/map_babylonian_captivity/index.html)
Karte mit den Städten der Babylonischen Gefangenschaften:
Babylon, Tel Abib, Susa, Ecbatana, Persepolis und
Pasargadae.
586 v.Chr. ca.
Die Stadt Mizpa ist durch eine
kampflose Übergabe erhalten geblieben - die Flucht des
Propheten Jeremia nach Mizpa
Das AT behauptet:
Das Gebiet nördlich von Jerusalem mit der Stadt Mizpa soll
kampflos übergeben worden sein (Jeremia 37,12-13; 38,19)
(S.328-329).
Die Archäologie bestätigt eine kampflose Übergabe des
Gebiets nördlich von Jerusalem. Ausgrabungen
der Ruinen von Mizpa am Tell en-Nasbe bei Ramallah [?] unter
dem Archäologen Oded Lipschits von der Universität Tel Aviv
ergeben, dass Mizpa beim babylonischen Feldzug unzerstört
geblieben ist, denn Zerstörungsschichten fehlen (S.329).
Gemäss AT wird die Stadt Mizpa unter dem
Statthalter Gedalja, dem Sohn von Ahikam, zu einer Zuflucht
für andere Judäer, z.B. den Propheten Jeremia, ein
Aufstandsgegner (S.318).
Das AT behauptet eine
Bestrafungstheorie Gottes gegen Juda
Das Alte Testament behauptet, Gott habe die Selbstzerstörung
des ihm gewidmeten Tempels organisiert, um das Volk Israel für
seine Untreue zu bestrafen. Gott soll sich der Gegner Judas
bedient haben und mächtiger sein als alle anderen Götter
(S.21).
Israel organisiert sich fortan als Religionsgemeinschaft und
nicht mehr als Staat (S.21).
Die Archäologie bestätigt die
Vernichtung Jerusalems
Die Archäologie kann die letzten Augenblicke der Gewalt in
Jerusalem bestätigen, mit Pfeilspitzen und Brandruinen
(S.316):
-- das Mini-Reich Juda wird zerstört und ruiniert (S.316)
-- die totale Zerstörung Jerusalems durch eine Feuersbrunst
ist für diese Zeit nachweisbar (S.328).
Juda wird "Jehud"
Die neue babylonische Provinz Juda heisst nun "Jehud" und die
Bewohner Jehudim, also erstmals "Juden" (S.318).
Die Söhne des letzten Königs Zedekia werden alle getötet
(S.316).
[Anmerkung: Die entfernten Verwandten werden scheinbar nicht
getötet, denn die David-Linie taucht später nochmals auf].