[3.5. Die erste Auswanderungswelle im Jahr
1933 - teilweise Rückkehr]
[Der Zentral-Ausschuss
(ZA) in Deutschland und seine Gliederung]
Der ZA [Zentral-Ausschuss für Hilfe und Aufbau] hatte
nicht nur mit den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde zu
tun, sondern auch mit einer ziemlich grossen Anzahl
Leuten, die vor dem Aufstieg der Nazis trotz der
jüdischen Abstammung ihre Verbindung zur jüdischen
Gemeinde abgebrochen hatten. Die verschiedenen
Komponenten des ZA betrafen die verschiedenen Aspekte
der deutsch-jüdischen Situation.
-- Der Hilfsverein war die Auswanderungsagentur für
andere Länder als Palästina oder Osteuropa
-- das Palästinaamt beschäftigte sich mit der
Auswanderung nach Palästina
-- die Hauptstelle für jüdische Wanderer war für die
Repatriierung osteuropäischer Juden in ihre
Geburtsländer zuständig.
Zusätzlich war auch der CV [Central-Verein, Hilfsverein]
ein Teil des ZA [Zentral-Ausschuss], wie auch die
Wohlfahrtsorganisation der deutschen Juden
(Zentralwohlfahrtsstelle), das Komitee für Erziehung der
RV [Reichsvertretung], das Zentrum für
wirtschaftliche Hilfe, das Zentrum für jüdische
Lohnkassen, das vereinigte Zentrum für jüdischen
Arbeitsaustausch, und die jüdische Frauenorganisation.
(S.114)
[Juden stehen Schlange
bei den Büros des Hilfsvereins (CV) und beim
Palästinaamt]
Das unmittelbare Hauptproblem, was Deutschland betraf,
war die Auswanderung. Mit der Machtübernahme der Nazis
rannte eine grosse Anzahl terrorisierter Juden die Türen
der Büros vom Hilfsverein und des Palästinaamtes ein, um
eine Möglichkeit zu finden - jegliche Möglichkeit -
Deutschland zu verlassen.
[Zufällige
Auswanderung: Juden kommen zurück wegen fehlender
Arbeitsplätze]
Eine gewisse Anzahl Personen, die die Grenze in einige
westeuropäische Länder überschritten hatten, mussten
bald danach nach Deutschland zurückkehren, weil sie
keine Wohnung oder Beschäftigung gefunden hatten, was
ihnen einen Lebensunterhalt ermöglicht hätte.
[Jüdische Auswanderung
1933: 37-40.000]
Der Exodus im Jahr 1933, der durch die Panik entstanden
war, klang bald ab. Zuerst wurden übertriebene Zahlen
über die Auswanderung aus Deutschland herausgegeben. Am
Ende 1933 wurde gemeldet, 52.000 Juden seien aus
Deutschland geflohen. Aber es ist scheinbar so, dass
eine wesentlich kleinere Zahl das Land verlassen hat.
Offensichtlich waren es nicht mehr als 37-40.000 Juden,
die Deutschland während dieses Jahres verlassen haben
und so Abstand vom Geschehen genommen haben.
(Endnote 19: Werner Rosenstock: Exodus 1933-1939; In:
Leo Baeck Yearbook; London 1956, 1:373-90. Der Autor
nimmt als Basis für seinen Artikel die Ausgabe des
Londoner Journal von Dezember 1937 mit dem Artikel von
Dr. Kurz Zielenzieger: Population [Bevölkerung]).