[August 1933: Das
Haavarah-Abkommen für jüdischen Kapitaltransfer aus
NS-Deutschland nach Palästina - verbunden mit dem
Export deutscher Waren]
Im August 1933 wurde zwischen der deutschen Seite und
den an Palästina interessierten Juden das
Haavarah-Abkommen ausgehandelt; mit diesem Abkommen
sollte es Juden ermöglichst werden, Kapital nach
Palästina zu transferieren - und gleichzeitig sollten
damit deutsche Exporte in dieses Land gefördert
werden. Die Prozedur war folgende:
Ein jüdischer Einwanderer deponierte sein Geld
(normalerweise im Gegenwert von 1000 Pfund [Palästina
war englisches Mandatsgebiet, und es wurde in
Englischen Pfund abgerechnet], die ihn zu einem
"Kapitalisten"-Einwanderungszertifikat nach Palästina
berechtigten) auf einer deutschen Bank; dann
verschiffte eine deutsche Exportfirma die Waren nach
Palästina, die er für das Einwanderungsgeld gekauft
hatte; in Palästina wurde die Ware den Kunden
verkauft, die der autorisierten Bank den Preis
überwiesen, die daraufhin das Geld dem Einwanderer
zurückerstattete.
Die Jüdische Agentur ("Jewish Agency") rechtfertigte
dieses Abkommen mit der Angabe, es sei absolut
wichtig, Juden und ihr Geld zu retten. Ausserdem
bewirkte das nach Palästina importierte Kapital, dass
viele weitere Auswanderer aufgenommen werden konnten.
Gemäss einer Berechnung betrugt die zwischen 1933 und
Ende 1937 transferierte Summe 4.400.000 Pfund.
(Endnote 53: 15-32)
Das Jüdische Verteilungskomitee JDC hatte an diesem
speziellen Transferverfahren keinen Anteil, aber das
Programm zog doch die Aufmerksamkeit auf sich, weil
die Jüdische Agentur die Hauptakteurin war und damit
zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wurden,
jüdisches Kapital wurde aus Deutschland gerettet, und
die Einwanderung nach Palästina wurde für diejenigen
ermöglicht, die Deutschland verlassen mussten.
In Deutschland war es hauptsächlich Max M. Warburg,
der an dieser Art von Projekten ein grosses Interesse
zeigte.
[Geldtransfer
innerhalb des Haavarah-Abkommens]
Zuerst erlaubte die deutsche Seite vermögenden Juden,
zu erhöhtem Wechselkurs freie Devisen zu kaufen. Dies
war bei einem speziellen Büro möglich (die
"Golddiskontstelle"); ab 1936 war es ein anderes Büro,
die "Reichsstelle für Devisenbeschaffung", die den
Transfer von bis zu 4000 Goldmarks ermöglichte, für
die 8000 (S.128)
in Deutschland gezahlt wurden - dabei wurde unter
verschiedenen Vorwänden der Kurs auch immer wieder
verschlechtert. Anfang 1937 wurde eine jüdische Bank
"Altreu" eingerichtet, die diese Zahlungen
entgegennahm, die dann teilweise die ZA finanzierte.
Während die Haavarah-Bank - die Paltreu - nur
Transfers nach Palästina oder in den Mittleren Osten
abwickelte, transferierte die Altreu das Geld an
andere Länder.
Warburg war in all diese Vorgänge verwickelt. Er stand
auch hinter der Einrichtung einer "Internationalen
Handels- und Investment-Agentur" ("International Trade
and Investment Agency" INTRIA) in London, deren
Generaldirektor Siegfried Moses war, ein deutscher
Zionist. Diese Bank platzierte in Deutschland Orders
für deutsche Waren; Altreu löste diese Waren aus mit
den Geldern der Auswanderer. Die Waren wurden
ausserhalb Deutschlands verkauft, und der Auswanderer
bekam sein Geld in fremder Währung von der INTRIA
zurück, wenn er im Zielland ankam. Das Prinzip war
dasselbe wie beim Haavarah-Abkommen, und dies war
wirklich ein Beitrag, jüdisches Kapital zu sichern -
bei gleichzeitiger Förderung des deutschen Exports,
und die deutsche Seite musste dabei nie irgendeine
Devise in die Hand nehmen.
(Endnote 54:
-- 15-3 (10/26/36 [26. Oktober 1936])
-- 25-Gen. & Emerg. Germany, INTRIA, speziell
Kahns Brief an Hyman, 8/25/36 [25. August 1936])
[1936: Modifizierung
des Geldtransfers]
Im Sommer 1936 schlug die deutsche Seite dem Jüdischen
Verteilungskomitee JDC ein etwas abweichendes
Geldtransferverfahren vor: Der Einwanderer sollte
Deutsche Mark auf einem JDC-Konto in Deutschland
einzahlen; die deutsche Seite würde dem JDC dafür
polnische Zloti ausbezahlen (Deutschland hatte in
dieser Zeit gerade einen Überfluss an Zloti), und dies
sollte die JDC-Programme in Polen finanzieren; das JDC
könnte so den Auswanderer in ausländischer Währung
ausbezahlen, wenn er Deutschland verlassen hätte.
Kahns Antwort war negativ, weil das polnische Programm
nicht den Umfang hatte, um den nötigen Kapitaltransfer
für deutsch-jüdische Auswanderer zu befriedigen; auf
jeden Fall wurden zionistische Gelder in Polen dazu
gebraucht, um zwischen dem JDC und der Jüdischen
Agentur ("Jewish Agency") abzuschliessen. Die Jüdische
Agentur bezahlte in polnischen Zloti und bekam in
Palästina das Geld von JDC in Englischen Pfund
ausbezahlt. Scheinbar wurde das Arrangement der
Jüdischen Agentur vorgezogen.
(Endnote 55: ebenda)
[Geldtransfer durch
"Wohlfahrts"-Mark]
Bis 1937 wurde ein weiterer Plan zum Geldtransfer in
die Realität umgesetzt - die "Wohlfahrts"-Mark. Ein
Gönner ausserhalb Deutschlands, der (S.129)
einer Einzelperson in Deutschland helfen wollte,
sollte einer Bank in seinem Heimatland eine Geldsumme
einzahlen. Die Bank überwies das Geld der INTRIA. Der
Gegenwert der Summe wurde durch die Altreu in Mark an
den Empfänger in Deutschland ausbezahlt. Wenn der
Auswanderer Deutschland verliess, konnte er das Geld
wieder der INTRIA einzahlen, ohne Verpflichtung zu
einem Warenexport, und das JDC, das widersprüchliche
Meinungen über die Warenexporte hatte, unterstützte
das Verfahren mit der Wohlfahrtsmark voll und ganz.
Schätzungsweise wurden im Jahre 1937 ungefähr 400.000
US$ nach Deutschland transferiert.
(Endnote 56: ebenda)
Die deutsche Seite, liberalisierten Ende 1937 und
Anfang 1938 diese Regelungen; die Leute konnten der
Altreu-Bank bis zu 50.000 Mark einzahlen, und manchmal
erhielten sie über 50% dieser Summe in ausländischer
Währung. Die RV [Reichsvertretung] bekam einen
gewissen Anteil dieser Gelder für ihre Arbeit. Aber im
grossen Ganzen versuchte das Jüdische
Verteilungskomitee JDC, jede direkte Verbindung mit
diesen Banken und Agenturen zu vermeiden, die allesamt
die Kinder des Geistes von Max M. Warburg waren. Viele
Juden wollten mit Nazi-Deutschland keinerlei
Transaktionen abwickeln, und das JDC wollte so
unabhängig wie möglich bleiben, um nicht angegriffen
zu werden.
[Am Ende war Palästina in Gefahr, durch die NS-Armee
besetzt zu werden, aber Rommels Armee konnte vor
Ägypten gestoppt werden. Aber eigentlich hätte Hitler
vorgehabt, das Judentum auch in Palästina zu
vernichten, also zuerst die Auswanderung zulassen, und
dann die Versklavung und Vernichtung im Nachhinein].