Kontakt / contact     Hauptseite / page
            principale / pagina principal / home     zurück / retour / indietro / atrás / back
zurück / retour / indietro / atrás / backvoriges   nächstesnext
ENGL

Yehuda Bauer: Der Hüter meines Bruders

Eine Geschichte des Amerikanischen Jüdischen Vereinigten Verteilungskomitees 1929-1939


[Holocaust-Vorbereitungen in Europa und Widerstand ohne Lösung der Situation]

aus: My Brother's Keeper. A History of the American Jewish Joint Distribution Committee 1929-1939; The Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1974

Übersetzung mit Untertiteln von Michael Palomino (2007)

Teilen:

Facebook







Kapitel 4. Flüchtlinge: 1933-1938
[4.9. Nürnberger Rassengesetze 1935 provozieren schnelle Aktionen - Rat für deutsches Judentum in London - aber keine Aktion ("no action")]

[Sep 1935: Nürnberger Rassengesetze machen klar, dass das deutsche Judentum auswandern muss]

Die sich immer mehr verschlechternde Situation kam im September 1935 durch die Verabschiedung der Nürnberger Gesetze in Deutschland zu einem Höhepunkt, der die Juden nun offen zu Bürgern zweiter Klasse degradierte. Nach dem Herbst 1935 wurde vielen klar, dass das deutsche Judentum keine andere Wahl hatte als auszuwandern. Das Problem war, wie viel Zeit das in Anspruch nehmen würde, und mit welchen finanziellen und politischen Mitteln eine solche Auswanderung zu bewerkstelligen war.

[McDonalds letzte Aktion bringt britische und amerikanische jüdische Körperschaften zusammen - schnelle Aktion nötig]

McDonalds letzte, und dieses Mal, zumindest teilweise erfolgreiche Anstrengung war es, die britischen und amerikanischen Körperschaften zusammenzubringen, um gegenüber der Bedrohung des deutschen Judentums gemeinsam Handlungen zu unternehmen.

Die Ironie, dass Nichtjuden der wesentliche Faktor dafür waren, dass zwischen den Juden Zusammenarbeit entstand, soll dabei nicht übersehen werden: Im November 1935 berichtete McDonald an einen eher widerwilligen Warburg, dass er versuchte, Lord Bearsted und Simon Marks zu überzeugen, zwei führende britische Juden, in die USA zu kommen, um amerikanisch-jüdische Führerpersönlichkeiten zu treffen.

(Endnote 49: WAC, Box 324 (a), McDonald an Warburg, 11/21/35 [21. November 1935])

Er sagte, unter den britischen Juden habe er eine einhellige Anerkennung der Gefahren und der Notwendigkeit für schnelle Taten ("speedy action") gefunden. Bald wurde Sir Herbert Samuel zum führenden Geist des britischen Lagers, der bekannte liberale Führer und moderate Zionist (er war der erste britische Hochkommissar für Palästina nach dem Ersten Weltkrieg gewesen).

[Seit Dezember 1935: Schnelle Aktion ("speedy action") - Lord Bearsted und Marks präsentieren einen britischen Auswanderungsplan - auch ein Plan der ICA - 12 bis 16 Millionen $ Kosten]

Die Ereignisse liefen dann mit einer ungewohnten Schnelligkeit ab. Im Dezember 1935 (S.153)

verkündeten Lord Bearsted und Marks den bevorstehenden Besuch von "führenden jüdischen Staatsmännern" - offensichtlich war Samuel gemeint - und ersuchten um einen Aufschub der getrennten Spendenkampagnen in Amerika, bis die Konsultationen für einen konzentrierten Auswanderungsplan aus Deutschland abgeschlossen waren. Sie dachten an einen Plan, jährlich 23.000 Juden aus Deutschland herauszubekommen. Warburgs Reaktion war zurückhaltend. Der Besuch würde willkommen sein, aber das JDC war darauf bedacht, seine Unabhängigkeit zu behalten.

In Britannien machte die ICA [Jewish Colonization Association] inzwischen ihren Standpunkt klar: Goldsmid versprach Zusammenarbeit und Koordination, erklärte aber, dass die ICA seine Unabhängigkeit behalten wolle. Der Widerwille, mit dem die eher konservativen Gruppen die Vorschläge betrachteten, waren zumindest teilweise mit der Angst zu erklären, vom zionistischen Einfluss überschwemmt zu werden. Ihre Vorsicht wurde noch erhöht durch die Tatsache, dass im frühen Januar Artikel in der New York Times erschienen, die den Auswanderungsplan und den bevorstehenden britisch-jüdischen Besuch in den USA hochspielten - Warburg war ganz sicher, dass jegliche Publizität in diesem frühen Stadium absolut nicht hilfreich sein konnte. Warburg war auch nicht ganz klar, aus was der Plan eigentlich bestand. Gemäss einer Version würde er 16 Millionen $ kosten, gemäss einer anderen Version 12 Millionen $ auf vier Jahre verteilt.

[21. Januar 1936: New York: Jüdisch-britischer Auswanderungsplan präsentiert - Gründung eines Rats für das deutsche Judentum in London]

Am 21. Januar 1936 erreichten drei britisch-jüdische Vertreter New York: Sir Herbert Samuel, Simon Marks, ein brennender Zionist, und Lord Bearsted, ein Nicht-Zionist. Dem Verteilungskomitee JDC schien es, als ob die Delegation zur zionistischen Seite tendieren würde. Die Delegation verhandelte ungefähr zwei Wochen lang mit dem JDC, mit dem Refugee Economic Committee (REC), und mit den Zionisten. Jetzt wurde der Plan klarer: Es gab - so sagten die Gäste - ungefähr 94.000 junge Juden im Alter zwischen 17 und 35, die noch in Deutschland  lebten. Es wurde vorgeschlagen, jährlich 8000 von ihnen zur Auswanderung nach Palästina zu verhelfen, 4000 in die USA, und 4000 in andere Länder. Alles in allem sollten in vier Jahren 64.000 jungen Erwachsenen auswandern. Zusätzlich sollten zu der jährlichen Auswanderung 5000 Kinder und 500 der Youth Aliyah nach Palästina auswandern, also nochmals 22.000 in vier Jahren. Ältere Leute, die mit ihren jüngeren Verwandten auswandern würden, würden die totale Anzahl auf jährlich 42.000 bringen, in vier Jahren also 168.000 Leute.

(Endnote 50: 15-7, Zusammenfassung der Korrespondenz und der Berichte beim Besuch der Delegation. Siehe auch: Bentwich, op. cit. [They Found Refuge (London  1965)], S. 30 ff. Der Ursprung des Plans kann zumindest auf den Mai 1935 zurückverfolgt werden, als Max Kreutzberger dem JDC einen ähnlichen Plan vorlegte, der Sekretär des ZA (Executive Committee [Zentral-Ausschuss], 5/22/35 [22. Mai 1935]). Er sprach von einer jährlichen Auswanderung von 15-20.000, die Hälfte davon nach Palästina. Die Idee scheint dabei vom deutschen Judentum selbst gekommen zu sein und von McDonald akzeptiert worden zu sein, der dann in London mit dem CBF eine Übereinstimmung erzielte, diesen Plan zu unterstützen).

Die  (S.154)

Kosten dieser ganzen Operation würden sich auf ungefähr 15 Millionen $ belaufen, von denen zwei Drittel vom Judentum der USA und ein Drittel vom britischen Judentum übernommen würde. Ein zentrales Koordinationskomitee, das Rat für das deutsche Judentum genannt werden sollte, würde in London eingerichtet werden.

Die amerikanisch-jüdischen Körperschaften stimmten diesen Vorschlägen nach einigen eher hitzigen Diskussionen im Grossen und Ganzen zu. Die JDC-Führer erklärten, dass sie in dem neuen Rat eine koordinierende Funktion sahen, weil die Beitragzahler des JDC kaum zustimmen würden, wenn die Gelder durch Drittpersonen in anderen Ländern verteilt würden. Das Verteilungskomitee JDC traf auch die wesentliche Massnahme, die Gelder (andere als die Verpflichtungen in Osteuropa und an anderen Stellen) der Rettung des deutschen Judentums zu widmen, in Koordination mit den anderen. Das JDC hatte dies aber immer schon so gemacht, so dass hinter der Fassade der gutmütigen Erklärungen die Situation materiell nicht änderte, als die britische Delegation am 5. Februar 1936 wieder abreiste.

Am 1. Januar war Samuel von Roosevelt empfangen worden, der versprochen hatte, "eine sympathische Haltung anzunehmen, was den Teil der (U.A.) deutschen Konsulate in der Sache der angebrachten Massnahmen für die Auswanderungsvisas in das Land betraf."

(Endnote 51: ebenda. [15-7, Executive Committee / Zentral-Ausschuss (ZA), 5/22/35 (22. Mai 1935)])

An der Schlusssitzung der Delegationen war Marks dann aber realistischer als der enthusiastische Zeitungsbericht, als er sagte, dass in Tat und Wahrheit die britische Delegation nur sehr wenig erreicht hatte.

[Skeptische Stimmen des Joint über das Abkommen - zionistische Anstrengungen, die deutschen Juden nach Palästina zu bekommen]

Einige JDC-Führer sahen das kleine Mass des Abkommens als Fehler. Vladeck, Marshall und Rosenberg argumentierten, dass die Zionisten das Abkommen einfach dafür benutzen würden, Juden nach Palästina zu bringen. Die Zionisten, so Vladeck, kamen mit den Faschisten überein, dass Juden aus Europa vertrieben werden sollten. Dies war der Grund, warum die zionistische Flagge in Deutschland geschützt war. Die Auswirkungen in Osteuropa auf eine solche grossangelegte Auswanderung könnte den dortigen Antisemitismus [in Osteuropa] verstärken, weil die Regierungen denken würden, dass sie Juden mit jüdischen Hilfsgeldern gewaltsam vertreiben könnten. Ein anderer Beteiligter in der Diskussion sagte, wenn dies heissen sollte, "dass wenn den Juden geschadet würde, sie dann sofort in einem grossen Exodus aus dem Land herausgebracht würden, und ... dass auch noch Geld bezahlt würde, um die Leute aus ihren Orten herauszubringen, weil die Bedingungen dort schlecht waren, so würde die (S.155)

Situation für die Juden in der ganzen Welt nur noch mehr vermasselt." Auf der anderen Seite argumentierte Rosenwald, dass die Zionisten ihre Gelder wegen der Strenge der deutschen Krise erhielten, aber bisher nur ungefähr 13 % (eigentlich ca. 20 %) der Einwanderer in Palästina aus Deutschland kamen. Wenn, als Resultats des neuen Plans, die Zionisten grössere Mengen ihrer Gelder für die Hilfe des deutschen Judentums einsetzen würden, dann wäre der Plan für "viele von uns" eine Selbstempfehlung, sagte er.

(Endnote 52: Executive Committee, 2/10/36 [10. Februar 1936]; 15-11, Rosenwald Memo, 2/1/36 [1. Februar 1936]. Vgl. auch Forverts, 2/17/35 [17. Februar. 1935])

Warburgs Einfluss neutralisierte die Opposition, und die überwältigende Mehrheit der Laien im JDC unterstützte den neuen Plan. Aber die Ereignisse in London liessen den Gedanken aufkommen, dass zumindest ein Teil der Kritik doch berechtigt gewesen war.

[Und mit den Palästinensern und Arabern redet niemand. Die arabische Propaganda läuft schon jetzt Sturm gegen alle jüdischen Pläne, in Palästina mehr Juden zu platzieren].

[Der Rat für das deutsche Judentum: Immer Streit um Palästina oder nicht]

Der Rat musste in London eingesetzt werden und aus sechs Leuten bestehen - drei aus Britannien und drei aus den USA. Die drei Amerikaner waren Warburg, Baerwald und Rabbi Stephen Wise, der Zionistenführer. Mit Samuel und Marks, die als Zionisten betrachtet wurden, wäre somit eine gleichmässige Vertretung von Zionisten und Nicht-Zionisten im Rat. Aber nachdem die britische Delegation nach London zurückgekehrt war, lud Marks Weizmann ein, ebenfalls dabeizusein, wahrscheinlich, um nicht parteiisch zu erscheinen, und Goldmid von der ICA auch noch. Dies wurde ohne vorherige Konsultation mit den Amerikanern vollzogen. Der Gipfel war, dass die Briten nun das Abkommen von New York dahingehend interpretierten, dass das Verteilungskomitee JDC seine Gelder erhöhen würde und die Ausgaben für alle und alles anheben würde.

In der frühen April-Sitzung des Rats-Vorbereitungskomitees in London verneinte Kahn nachdrücklich diese  Interpretation.

Am 6. April schrieb Warburg einen ausgesprochen klare, wenn auch humoristisch gehaltenen, Brief an Bentwich, der zum Direktor des Rats bestimmt worden war, zusammen mit Sir Wyndham Deedes, ein Nichtjude und ein Pro-Zionist. Der Rat war, so sagte Warburg, klar schwerlastig auf der Seite von Palästina. Sein Enthusiasmus, so fügte er hinzu, war irgendwie gedämpft. Die Engländer hatten ihr Geld "komplett" in Palästina verteilt; die Konsultationen waren dadurch sinnlos, und, so fuhr er fort, "einige von uns haben das Gefühl, dass wir besser zu Hause geblieben wären und Holz geschlagen hätten und die Spender befriedigt hätten, wie wir es in der Vergangenheit getan haben, so wie es die Beitragzahler wollten und wie es die Empfänger wünschten."

(Endnote 53: 15-3, Kahn an New York, 4/3/36 [3. April 1936]; Baerwald an Samuel, 4/7/36 [7. April 1936]; Warburg an Bentwich, 4/6/36 [6. April 1936]. Was Warburgs Stellungnahme betrifft, dass die Briten ihre Gelder in Palästina verteilt hätten, so war die Situation Ende Oktober 1936 die, dass von 721.035 in Britannien gesammelten Pfund 392.000 Pfund verteilt worden waren, von denen 51 % nach Palästina flossen (siehe: Rat des deutschen Judentums, Zwischenbericht, 10/30/36 [30. Oktober 1936], JDC-Bibliothek). Vgl. auch: Executive Committee, 5/4/36 [4. Mai 1936]).

Am Ende flossen nur ungefähr die Hälfte der britischen Gelder nach Palästina. (S.156)

[Rat für deutsches Judentum: Streit um Geld für Palästina]

Im Frühling 1936 verlangten die Zionisten, dass 250.000 Pfund den Einwanderern in Palästina zufliessen würden. Es handelte sich um 3500 junge Lehrlinge. Dies hätte bedeutet, dass eine sehr grosse Summe Geld einer relativ kleinen Gruppe Menschen zugute gekommen wäre, und das JDC hatte das Gefühl, dass es dem nicht zustimmen konnte - obwohl es auf der Seite des JDC keinen Protest zu geben schien, als das HICEM und die ICA sehr grosse Summen in den Siedlungsaufbau von ebenso kleinen Siedlergruppen in lateinamerikanischen Ländern fliessen liessen.

Eines der paradoxen Tatsachen der Situation war, dass die Zionisten, speziell in Amerika, überhaupt nicht über die Einrichtung des Rats für das deutsche Judentum begeistert waren.

[1933: Boykott deutscher Waren wird von amerikanischen Zionisten unterstützt]

Unter dem Einfluss von Stephen S. Wise hatte der amerikanische Zionismus dem Boykott deutscher Waren zugestimmt. Der Boykott begann unter Abraham Coralnik und Samuel Untermeyer im Jahr 1933. Der JDC war sehr gegen diese Massnahme.

[Anfang 1936: Amerikanische Zionisten wollen keine deutschen Güter kaufen im Austausch für jüdische Auswanderung]

Amerikanische Zionisten dachten, dass der Plan des Rats ähnlich dem Transferschema der Jewish Agency ablaufen würde, den die amerikanischen Zionisten weitgehend ablehnten. Wie schon erwähnt bestand dieser aus einem Abkommen, dass jüdisches Kapital nach Palästina transferiert werden konnte, dafür aber der Export deutscher Güter gefördert werden sollte.

[Ausgewanderte Juden sollten in Palästina deutsche Waren zum Aufbau ihrer Siedlungen kaufen, was mit dem Haaverah-Abkommen bereits geschah].

Der Boykott-Trend in den USA war so stark, dass das JDC, das selbst keinen Streit mit den Zionisten über dieses Thema wollte, entschied, dass kein Plan aufgestellt werden sollte, der den Export deutscher Güter ermöglichte.

(Endnote 54: JC-1/10/36 [10. Januar 1936], 1/31/36 [31. Januar 1936])

[5. Feb 1936: Zionisten wollen die Auswanderung nach Palästina in jedem Fall, auch mit deutschen Gütern]

Jetzt, nachdem die Delegation nach London zurückgekehrt war und der Einfluss der Zionisten an Gewicht gewonnen hatte, war die Situation umgekehrt: Die Zionisten waren die enthusiastischen Unterstützer der Ratspläne gewesen, während die Bitterkeit des JDC die Atmosphäre beträchtlich abgekühlt hatte.

[Rat für deutsches Judentum: Drei JDC-Mitglieder sind nie in London - Briten verteilen britisches Geld]

Die Heirat wurden dann schliesslich kaum vollzogen, als die Spaltung passierte, obwohl beide Seiten Sorge dafür trugen, keine Scheidung zu verkünden. Auf dem Papier waren bald fünf amerikanisch-jüdische Mitglieder des Rats, von denen drei JDC-Vertreter waren (Warburg, Baerwald und Liebman; Liebman vertrat die REC [Refugee Economic Corporation], die dem Verteilungskomitee JDC angegliedert war). Die beiden anderen waren Zionisten. In Tat und Wahrheit aber war normalerweise ein amerikanischer Delegierter in London, der die JDC-Mitglieder vertrat in den Ratsberatungen teilnahm.

Praktisch gesagt: Das Geld, das der Rat ausgab, kam allein aus England (S.157)

und wurde durch britische Mitglieder des Rats verteilt. Was den Rest anging, so gab es einen regen Informationsaustausch und Konsultationen, und einige gemeinsame Aktionen in Europa, speziell in den Flüchtlingsländern, aber keine Bündelung der Ressourcen.

[Keine Aktion des Rats, die jungen deutschen Juden zu retten, wegen Mangels an Plätzen]

Der grandiose Plan, junge deutsche Juden zu evakuieren, blieb auf dem Papier.

Wenn man der Sache auf den Grund gehen will, dann lag der Grund für die Blockade nicht an den Meinungsverschiedenheiten zwischen den Organisationen. Geld allein,  auch wenn es viel davon gab (was nicht der Fall war), hätte nicht alle Probleme gelöst. Es mussten Auswanderungsplätze gefunden werden, wohin die Auswanderer geleitet werden konnten, und an diesem Hauptpunkt kam der Rat nicht über das hinaus, was vorher McDonald hatte vollbringen können.

Max Warburg und Otto Hirsch aus Deutschland "bettelten und baten um Taten. Damit meinten sie, dass Gelder ihnen ermöglichen würden, eine Rate von monatlich 500 (Flüchtlingen) aus Deutschland in verschiedene Teile der Welt zu schicken, zusätzlich zu den Einwanderungen nach Palästina."

(Endnote 55: Executive Committee, 7/2/36 [2. Juli 1936], Bericht von David Bressler)

[Frühling 1937: Warburgs Initiative für eine Dachorganisation der jüdischen Führer]

Im Frühling 1937, während der letzten Monate seines Lebens, arbeitete Warburg an einer Idee, eine Dachorganisation der jüdischen Führer der Hauptorganisationen zu gründen, die definitiv ihren Schwerpunkt auf der nicht-zionistischen Seite haben sollte.

(Endnote 56: Executive Committee, 4/14/36 [14. April 1936])

[Juli 1937: Paris: Gründung einer Dachorganisation der jüdischen Führer unter Warburg - nur eine Sitzung]

Ein solches Komitee wurde tatsächlich eingerichtet und traf sich im Juli [1936] in Paris, einmal und nie wieder. Aber man kann bezweifeln, ob ein organisatorischer Wechsel einen Unterschied gemacht hätte, denn die Situation, die eher von der nicht-jüdischen Welt als von jüdischen Führer bestimmt war.

August 1937 ca.: Tod von Felix Warburg

[Frühjahr 1937: Warburgs Europareise bringt nur wenige Plätze für die Auswanderung deutscher Juden]

Warburg selbst war im Frühjahr 1937 in Europa gewesen und sein Bericht war nicht ermutigend.

(Endnote 57: R13, Warburg bei einem Treffen im St. Regis Hotel, 4/29/37 [29. April 1937]; Executive Committee, 9/27/37 [27. September 1937])

Kleine Gruppen konnten an einige wenige Plätze auswandern, mit der Hilfe grosser Geldsummen, unter der Bedingung, dass dies still geschah; dasselbe galt für die USA, wo die Angst vor Antisemitismus den Juden einen sehr stillen Umgang hinsichtlich der jüdischen Einwanderer aufzwang. Palästina erwartete im Jahr 1937 den Schiedsspruch der Peel-Kommission, und Einwanderung wurde nun beschränkt. Die Aussichten waren schwarz.

[Bis 1936: Palästina spaltet die Gefühle der Juden]

Bis 1936 war Palästina, wie wir gesehen haben, ein Hauptpunkt der Auswanderung für deutsche Juden. Die Kontroverse um Palästina und die Gefühle in der jüdischen Welt, wie auch die Spannungen, die aus dem Verhältnis zwischen (S.158)

dem JDC und den Zionisten in den USA entstanden, bewogen das JDC, einen ziemlich beträchtlichen Teil seiner Erwägungen dem Palästina-Problem zu widmen.







^