[4.9.
Nürnberger Rassengesetze 1935 provozieren schnelle
Aktionen - Rat für deutsches Judentum in London - aber
keine Aktion ("no action")]
[Sep 1935: Nürnberger
Rassengesetze machen klar, dass das deutsche Judentum
auswandern muss]
Die sich immer mehr verschlechternde Situation kam im
September 1935 durch die Verabschiedung der Nürnberger
Gesetze in Deutschland zu einem Höhepunkt, der die Juden
nun offen zu Bürgern zweiter Klasse degradierte. Nach dem
Herbst 1935 wurde vielen klar, dass das deutsche Judentum
keine andere Wahl hatte als auszuwandern. Das Problem war,
wie viel Zeit das in Anspruch nehmen würde, und mit
welchen finanziellen und politischen Mitteln eine solche
Auswanderung zu bewerkstelligen war.
[McDonalds letzte Aktion
bringt britische und amerikanische jüdische
Körperschaften zusammen - schnelle Aktion nötig]
McDonalds letzte, und dieses Mal, zumindest teilweise
erfolgreiche Anstrengung war es, die britischen und
amerikanischen Körperschaften zusammenzubringen, um
gegenüber der Bedrohung des deutschen Judentums gemeinsam
Handlungen zu unternehmen.
Die Ironie, dass Nichtjuden der wesentliche Faktor dafür
waren, dass zwischen den Juden Zusammenarbeit entstand,
soll dabei nicht übersehen werden: Im November 1935
berichtete McDonald an einen eher widerwilligen Warburg,
dass er versuchte, Lord Bearsted und Simon Marks zu
überzeugen, zwei führende britische Juden, in die USA zu
kommen, um amerikanisch-jüdische Führerpersönlichkeiten zu
treffen.
(Endnote 49: WAC, Box 324 (a), McDonald an Warburg,
11/21/35 [21. November 1935])
Er sagte, unter den britischen Juden habe er eine
einhellige Anerkennung der Gefahren und der Notwendigkeit
für
schnelle Taten ("speedy
action") gefunden. Bald wurde Sir Herbert Samuel zum
führenden Geist des britischen Lagers, der bekannte
liberale Führer und moderate Zionist (er war der erste
britische Hochkommissar für Palästina nach dem Ersten
Weltkrieg gewesen).
[Seit Dezember 1935:
Schnelle Aktion ("speedy action") - Lord Bearsted und
Marks präsentieren einen britischen Auswanderungsplan -
auch ein Plan der ICA - 12 bis 16 Millionen $ Kosten]
Die Ereignisse liefen dann mit einer ungewohnten
Schnelligkeit ab. Im Dezember 1935 (S.153)
verkündeten Lord Bearsted und Marks den bevorstehenden
Besuch von "führenden jüdischen Staatsmännern" -
offensichtlich war Samuel gemeint - und ersuchten um einen
Aufschub der getrennten Spendenkampagnen in Amerika, bis
die Konsultationen für einen konzentrierten
Auswanderungsplan aus Deutschland abgeschlossen waren. Sie
dachten an einen Plan, jährlich 23.000 Juden aus
Deutschland herauszubekommen. Warburgs Reaktion war
zurückhaltend. Der Besuch würde willkommen sein, aber das
JDC war darauf bedacht, seine Unabhängigkeit zu behalten.
In Britannien machte die ICA [Jewish Colonization
Association] inzwischen ihren Standpunkt klar: Goldsmid
versprach Zusammenarbeit und Koordination, erklärte aber,
dass die ICA seine Unabhängigkeit behalten wolle. Der
Widerwille, mit dem die eher konservativen Gruppen die
Vorschläge betrachteten, waren zumindest teilweise mit der
Angst zu erklären, vom zionistischen Einfluss überschwemmt
zu werden. Ihre Vorsicht wurde noch erhöht durch die
Tatsache, dass im frühen Januar Artikel in der New York
Times erschienen, die den Auswanderungsplan und den
bevorstehenden britisch-jüdischen Besuch in den USA
hochspielten - Warburg war ganz sicher, dass jegliche
Publizität in diesem frühen Stadium absolut nicht
hilfreich sein konnte. Warburg war auch nicht ganz klar,
aus was der Plan eigentlich bestand. Gemäss einer Version
würde er 16 Millionen $ kosten, gemäss einer anderen
Version 12 Millionen $ auf vier Jahre verteilt.
[21. Januar 1936: New
York: Jüdisch-britischer Auswanderungsplan präsentiert -
Gründung eines Rats für das deutsche Judentum in London]
Am
21. Januar 1936
erreichten drei britisch-jüdische Vertreter New York: Sir
Herbert Samuel, Simon Marks, ein brennender Zionist, und
Lord Bearsted, ein Nicht-Zionist. Dem Verteilungskomitee
JDC schien es, als ob die Delegation zur zionistischen
Seite tendieren würde. Die Delegation verhandelte ungefähr
zwei Wochen lang mit dem JDC, mit dem Refugee Economic
Committee (REC), und mit den Zionisten. Jetzt wurde der
Plan klarer: Es gab - so sagten die Gäste - ungefähr
94.000 junge Juden im Alter zwischen 17 und 35, die noch
in Deutschland lebten. Es wurde vorgeschlagen,
jährlich 8000 von ihnen zur Auswanderung nach Palästina zu
verhelfen, 4000 in die USA, und 4000 in andere Länder.
Alles in allem sollten in vier Jahren 64.000 jungen
Erwachsenen auswandern. Zusätzlich sollten zu der
jährlichen Auswanderung 5000 Kinder und 500 der Youth
Aliyah nach Palästina auswandern, also nochmals 22.000 in
vier Jahren. Ältere Leute, die mit ihren jüngeren
Verwandten auswandern würden, würden die totale Anzahl auf
jährlich 42.000 bringen, in vier Jahren also 168.000
Leute.
(Endnote 50: 15-7, Zusammenfassung der Korrespondenz und
der Berichte beim Besuch der Delegation. Siehe auch:
Bentwich, op. cit. [They Found Refuge (London
1965)], S. 30 ff. Der Ursprung des Plans kann zumindest
auf den Mai 1935 zurückverfolgt werden, als Max
Kreutzberger dem JDC einen ähnlichen Plan vorlegte, der
Sekretär des ZA (Executive Committee [Zentral-Ausschuss],
5/22/35 [22. Mai 1935]). Er sprach von einer jährlichen
Auswanderung von 15-20.000, die Hälfte davon nach
Palästina. Die Idee scheint dabei vom deutschen Judentum
selbst gekommen zu sein und von McDonald akzeptiert worden
zu sein, der dann in London mit dem CBF eine
Übereinstimmung erzielte, diesen Plan zu unterstützen).
Die (S.154)
Kosten dieser ganzen Operation würden sich auf ungefähr 15
Millionen $ belaufen, von denen zwei Drittel vom Judentum
der USA und ein Drittel vom britischen Judentum übernommen
würde. Ein zentrales Koordinationskomitee, das Rat für das
deutsche Judentum genannt werden sollte, würde in London
eingerichtet werden.
Die amerikanisch-jüdischen Körperschaften stimmten diesen
Vorschlägen nach einigen eher hitzigen Diskussionen im
Grossen und Ganzen zu. Die JDC-Führer erklärten, dass sie
in dem neuen Rat eine koordinierende Funktion sahen, weil
die Beitragzahler des JDC kaum zustimmen würden, wenn die
Gelder durch Drittpersonen in anderen Ländern verteilt
würden. Das Verteilungskomitee JDC traf auch die
wesentliche Massnahme, die Gelder (andere als die
Verpflichtungen in Osteuropa und an anderen Stellen) der
Rettung des deutschen Judentums zu widmen, in Koordination
mit den anderen. Das JDC hatte dies aber immer schon so
gemacht, so dass hinter der Fassade der gutmütigen
Erklärungen die Situation materiell nicht änderte, als die
britische Delegation am 5. Februar 1936 wieder abreiste.
Am 1. Januar war Samuel von Roosevelt empfangen worden,
der versprochen hatte, "eine sympathische Haltung
anzunehmen, was den Teil der (U.A.) deutschen Konsulate in
der Sache der angebrachten Massnahmen für die
Auswanderungsvisas in das Land betraf."
(Endnote 51: ebenda. [15-7, Executive Committee /
Zentral-Ausschuss (ZA), 5/22/35 (22. Mai 1935)])
An der Schlusssitzung der Delegationen war Marks dann aber
realistischer als der enthusiastische Zeitungsbericht, als
er sagte, dass in Tat und Wahrheit die britische
Delegation nur sehr wenig erreicht hatte.
[Skeptische Stimmen des
Joint über das Abkommen - zionistische Anstrengungen,
die deutschen Juden nach Palästina zu bekommen]
Einige JDC-Führer sahen das kleine Mass des Abkommens als
Fehler. Vladeck, Marshall und Rosenberg argumentierten,
dass die Zionisten das Abkommen einfach dafür benutzen
würden, Juden nach Palästina zu bringen. Die Zionisten, so
Vladeck, kamen mit den Faschisten überein, dass Juden aus
Europa vertrieben werden sollten. Dies war der Grund,
warum die zionistische Flagge in Deutschland geschützt
war. Die Auswirkungen in Osteuropa auf eine solche
grossangelegte Auswanderung könnte den dortigen
Antisemitismus [in Osteuropa] verstärken, weil die
Regierungen denken würden, dass sie Juden mit jüdischen
Hilfsgeldern gewaltsam vertreiben könnten. Ein anderer
Beteiligter in der Diskussion sagte, wenn dies heissen
sollte, "dass wenn den Juden geschadet würde, sie dann
sofort in einem grossen Exodus aus dem Land herausgebracht
würden, und ... dass auch noch Geld bezahlt würde, um die
Leute aus ihren Orten herauszubringen, weil die
Bedingungen dort schlecht waren, so würde die (S.155)
Situation für die Juden in der ganzen Welt nur noch mehr
vermasselt." Auf der anderen Seite argumentierte
Rosenwald, dass die Zionisten ihre Gelder wegen der
Strenge der deutschen Krise erhielten, aber bisher nur
ungefähr 13 % (eigentlich ca. 20 %) der Einwanderer in
Palästina aus Deutschland kamen. Wenn, als Resultats des
neuen Plans, die Zionisten grössere Mengen ihrer Gelder
für die Hilfe des deutschen Judentums einsetzen würden,
dann wäre der Plan für "viele von uns" eine
Selbstempfehlung, sagte er.
(Endnote 52: Executive Committee, 2/10/36 [10. Februar
1936]; 15-11, Rosenwald Memo, 2/1/36 [1. Februar 1936].
Vgl.
auch Forverts,
2/17/35 [17. Februar. 1935])
Warburgs Einfluss neutralisierte die Opposition, und die
überwältigende Mehrheit der Laien im JDC unterstützte den
neuen Plan. Aber die Ereignisse in London liessen den
Gedanken aufkommen, dass zumindest ein Teil der Kritik
doch berechtigt gewesen war.
[Und mit den Palästinensern und Arabern redet niemand. Die
arabische Propaganda läuft schon jetzt Sturm gegen alle
jüdischen Pläne, in Palästina mehr Juden zu platzieren].
[Der Rat für das deutsche
Judentum: Immer Streit um Palästina oder nicht]
Der Rat musste in London eingesetzt werden und aus sechs
Leuten bestehen - drei aus Britannien und drei aus den
USA. Die drei Amerikaner waren Warburg, Baerwald und Rabbi
Stephen Wise, der Zionistenführer. Mit Samuel und Marks,
die als Zionisten betrachtet wurden, wäre somit eine
gleichmässige Vertretung von Zionisten und Nicht-Zionisten
im Rat. Aber nachdem die britische Delegation nach London
zurückgekehrt war, lud Marks Weizmann ein, ebenfalls
dabeizusein, wahrscheinlich, um nicht parteiisch zu
erscheinen, und Goldmid von der ICA auch noch. Dies wurde
ohne vorherige Konsultation mit den Amerikanern vollzogen.
Der Gipfel war, dass die Briten nun das Abkommen von New
York dahingehend interpretierten, dass das
Verteilungskomitee JDC seine Gelder erhöhen würde und die
Ausgaben für alle und alles anheben würde.
In der frühen April-Sitzung des Rats-Vorbereitungskomitees
in London verneinte Kahn nachdrücklich diese
Interpretation.
Am 6. April schrieb Warburg einen ausgesprochen klare,
wenn auch humoristisch gehaltenen, Brief an Bentwich, der
zum Direktor des Rats bestimmt worden war, zusammen mit
Sir Wyndham Deedes, ein Nichtjude und ein Pro-Zionist. Der
Rat war, so sagte Warburg, klar schwerlastig auf der Seite
von Palästina. Sein Enthusiasmus, so fügte er hinzu, war
irgendwie gedämpft. Die Engländer hatten ihr Geld
"komplett" in Palästina verteilt; die Konsultationen waren
dadurch sinnlos, und, so fuhr er fort, "einige von uns
haben das Gefühl, dass wir besser zu Hause geblieben wären
und Holz geschlagen hätten und die Spender befriedigt
hätten, wie wir es in der Vergangenheit getan haben, so
wie es die Beitragzahler wollten und wie es die Empfänger
wünschten."
(Endnote 53: 15-3, Kahn an New York, 4/3/36 [3. April
1936]; Baerwald an Samuel, 4/7/36 [7. April 1936]; Warburg
an Bentwich, 4/6/36 [6. April 1936]. Was Warburgs
Stellungnahme betrifft, dass die Briten ihre Gelder in
Palästina verteilt hätten, so war die Situation Ende
Oktober 1936 die, dass von 721.035 in Britannien
gesammelten Pfund 392.000 Pfund verteilt worden waren, von
denen 51 % nach Palästina flossen (siehe: Rat des
deutschen Judentums, Zwischenbericht, 10/30/36 [30.
Oktober 1936], JDC-Bibliothek). Vgl. auch: Executive
Committee, 5/4/36 [4. Mai 1936]).
Am Ende flossen nur ungefähr die Hälfte der britischen
Gelder nach Palästina. (S.156)
[Rat für deutsches
Judentum: Streit um Geld für Palästina]
Im Frühling 1936 verlangten die Zionisten, dass 250.000
Pfund den Einwanderern in Palästina zufliessen würden. Es
handelte sich um 3500 junge Lehrlinge. Dies hätte
bedeutet, dass eine sehr grosse Summe Geld einer relativ
kleinen Gruppe Menschen zugute gekommen wäre, und das JDC
hatte das Gefühl, dass es dem nicht zustimmen konnte -
obwohl es auf der Seite des JDC keinen Protest zu geben
schien, als das HICEM und die ICA sehr grosse Summen in
den Siedlungsaufbau von ebenso kleinen Siedlergruppen in
lateinamerikanischen Ländern fliessen liessen.
Eines der paradoxen Tatsachen der Situation war, dass die
Zionisten, speziell in Amerika, überhaupt nicht über die
Einrichtung des Rats für das deutsche Judentum begeistert
waren.
[1933: Boykott deutscher
Waren wird von amerikanischen Zionisten unterstützt]
Unter dem Einfluss von Stephen S. Wise hatte der
amerikanische Zionismus dem Boykott deutscher Waren
zugestimmt. Der Boykott begann unter Abraham Coralnik und
Samuel Untermeyer im Jahr 1933. Der JDC war sehr gegen
diese Massnahme.
[Anfang 1936:
Amerikanische Zionisten wollen keine deutschen Güter
kaufen im Austausch für jüdische Auswanderung]
Amerikanische Zionisten dachten, dass der Plan des Rats
ähnlich dem Transferschema der Jewish Agency ablaufen
würde, den die amerikanischen Zionisten weitgehend
ablehnten. Wie schon erwähnt bestand dieser aus einem
Abkommen, dass jüdisches Kapital nach Palästina
transferiert werden konnte, dafür aber der Export
deutscher Güter gefördert werden sollte.
[Ausgewanderte Juden sollten in Palästina deutsche Waren
zum Aufbau ihrer Siedlungen kaufen, was mit dem
Haaverah-Abkommen bereits geschah].
Der Boykott-Trend in den USA war so stark, dass das JDC,
das selbst keinen Streit mit den Zionisten über dieses
Thema wollte, entschied, dass kein Plan aufgestellt werden
sollte, der den Export deutscher Güter ermöglichte.
(Endnote 54: JC-1/10/36 [10. Januar 1936], 1/31/36 [31.
Januar 1936])
[5. Feb 1936: Zionisten
wollen die Auswanderung nach Palästina in jedem Fall,
auch mit deutschen Gütern]
Jetzt, nachdem die Delegation nach London zurückgekehrt
war und der Einfluss der Zionisten an Gewicht gewonnen
hatte, war die Situation umgekehrt: Die Zionisten waren
die enthusiastischen Unterstützer der Ratspläne gewesen,
während die Bitterkeit des JDC die Atmosphäre beträchtlich
abgekühlt hatte.
[Rat für deutsches
Judentum: Drei JDC-Mitglieder sind nie in London -
Briten verteilen britisches Geld]
Die Heirat wurden dann schliesslich kaum vollzogen, als
die Spaltung passierte, obwohl beide Seiten Sorge dafür
trugen, keine Scheidung zu verkünden. Auf dem Papier waren
bald fünf amerikanisch-jüdische Mitglieder des Rats, von
denen drei JDC-Vertreter waren (Warburg, Baerwald und
Liebman; Liebman vertrat die REC [Refugee Economic
Corporation], die dem Verteilungskomitee JDC angegliedert
war). Die beiden anderen waren Zionisten. In Tat und
Wahrheit aber war normalerweise ein amerikanischer
Delegierter in London, der die JDC-Mitglieder vertrat in
den Ratsberatungen teilnahm.
Praktisch gesagt: Das Geld, das der Rat ausgab, kam allein
aus England (S.157)
und wurde durch britische Mitglieder des Rats verteilt.
Was den Rest anging, so gab es einen regen
Informationsaustausch und Konsultationen, und einige
gemeinsame Aktionen in Europa, speziell in den
Flüchtlingsländern, aber keine Bündelung der Ressourcen.
[Keine Aktion des Rats,
die jungen deutschen Juden zu retten, wegen Mangels an
Plätzen]
Der grandiose Plan, junge deutsche Juden zu evakuieren,
blieb auf dem Papier.
Wenn man der Sache auf den Grund gehen will, dann lag der
Grund für die Blockade nicht an den
Meinungsverschiedenheiten zwischen den Organisationen.
Geld allein, auch wenn es viel davon gab (was nicht
der Fall war), hätte nicht alle Probleme gelöst. Es
mussten Auswanderungsplätze gefunden werden, wohin die
Auswanderer geleitet werden konnten, und an diesem
Hauptpunkt kam der Rat nicht über das hinaus, was vorher
McDonald hatte vollbringen können.
Max Warburg und Otto Hirsch aus Deutschland "bettelten und
baten um Taten. Damit meinten sie, dass Gelder ihnen
ermöglichen würden, eine Rate von monatlich 500
(Flüchtlingen) aus Deutschland in verschiedene Teile der
Welt zu schicken, zusätzlich zu den Einwanderungen nach
Palästina."
(Endnote 55: Executive Committee, 7/2/36 [2. Juli 1936],
Bericht von David Bressler)
[Frühling 1937: Warburgs
Initiative für eine Dachorganisation der jüdischen
Führer]
Im Frühling 1937, während der letzten Monate seines
Lebens, arbeitete Warburg an einer Idee, eine
Dachorganisation der jüdischen Führer der
Hauptorganisationen zu gründen, die definitiv ihren
Schwerpunkt auf der nicht-zionistischen Seite haben
sollte.
(Endnote 56: Executive Committee, 4/14/36 [14. April
1936])
[Juli 1937: Paris:
Gründung einer Dachorganisation der jüdischen Führer
unter Warburg - nur eine Sitzung]
Ein solches Komitee wurde tatsächlich eingerichtet und
traf sich im Juli [1936] in Paris, einmal und nie wieder.
Aber man kann bezweifeln, ob ein organisatorischer Wechsel
einen Unterschied gemacht hätte, denn die Situation, die
eher von der nicht-jüdischen Welt als von jüdischen Führer
bestimmt war.
August 1937 ca.: Tod von
Felix Warburg
[Frühjahr 1937: Warburgs
Europareise bringt nur wenige Plätze für die Auswanderung deutscher Juden]
Warburg selbst war im Frühjahr 1937 in Europa gewesen und
sein Bericht war nicht ermutigend.
(Endnote 57: R13, Warburg bei einem Treffen im St. Regis
Hotel, 4/29/37 [29. April 1937]; Executive Committee,
9/27/37 [27. September 1937])
Kleine Gruppen konnten an einige wenige Plätze auswandern,
mit der Hilfe grosser Geldsummen, unter der Bedingung,
dass dies still geschah; dasselbe galt für die USA, wo die
Angst vor Antisemitismus den Juden einen sehr stillen
Umgang hinsichtlich der jüdischen Einwanderer aufzwang.
Palästina erwartete im Jahr 1937 den Schiedsspruch der
Peel-Kommission, und Einwanderung wurde nun beschränkt.
Die Aussichten waren schwarz.
[Bis 1936: Palästina
spaltet die Gefühle der Juden]
Bis 1936 war Palästina, wie wir gesehen haben, ein
Hauptpunkt der Auswanderung für deutsche Juden. Die
Kontroverse um Palästina und die Gefühle in der jüdischen
Welt, wie auch die Spannungen, die aus dem Verhältnis
zwischen (S.158)
dem JDC und den Zionisten in den USA entstanden, bewogen
das JDC, einen ziemlich beträchtlichen Teil seiner
Erwägungen dem Palästina-Problem zu widmen.