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Yehuda Bauer: Der Hüter meines Bruders

Eine Geschichte des Amerikanischen Jüdischen Vereinigten Verteilungskomitees 1929-1939

[Holocaust-Vorbereitungen in Europa und Widerstand ohne Lösung der Situation]

aus: My Brother's Keeper. A History of the American Jewish Joint Distribution Committee 1929-1939; The Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1974

Übersetzung mit Untertiteln von Michael Palomino (2007)

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Kapitel 6. Der Beginn vom Ende
[J. Weitere Ereignisse in Europa 1938-1939]

[6.30. England will Palästina 1949 aushändigen - Guayana-Projekt]

[17. Mai 1939: Die Briten verkündigen, Palästina am 17. Mai 1949 an die Araber zu übergeben - 75.000 weitere Juden in 5 Jahren erlaubt]

Ein weiteres Element, dass die Diskussionen bezüglich der Einrichtung einer Koordinationsstiftung beeinflusste, war die Situation in Palästina.

Am 17. Mai 1939 publizierten die Briten ein Weissbuch über Palästina, das erklärte, dass die Briten beabsichtigten, Palästina mit seiner jüdischen Minderheit in 10 Jahren den Arabern zu übergeben. In den nächsten 5 Jahren würde die Einwanderung von weiteren 75.000 Juden erlaubt werden; danach würde eine weitere jüdische Einwanderung den arabischen Stellen unterstehen (das heisst, sie würde zum Stillstand kommen). Damit würde das zionistische Experiment an ein Ende kommen.

[17. Mai 1939: Das britische Guayana-Projekt für die Juden]

Um diesem Schlag nicht für sich alleine stehenzulassen publiziere die britische Regierung noch am selben Tag den

Bericht der Britisch-Guianischen Flüchtlingskommission an den Beirat über politische Flüchtlinge, aufgestellt vom Präsidenten der USA (Report of the British Guiana Refugee Commission to the Advisory Committee on Political Refugees Appointed by the President of the United States).

(Endnote 148: Command Paper 6014; London 1939)

Die Briten hatten Ende 1938 Britisch-Guayana als ein mögliches Gebiet für jüdische Siedlungstätigkeit vorgeschlagen, nachdem sie zu ihrer eigenen Befriedigung den neuen Kurs für Palästina bestimmt hatten.

(Endnote 149: Yehuda Bauer: From Diplomacy to Resistance (Von der Diplomatie zum Widerstand); Philadelphia 1970, S. 11, 19-24)

[14. Feb-19. April 1939: Eine Spezialkommission macht eine Reise nach British-Guayana]

Das JDC, das verzweifelt nach Siedlungsgebieten suchte, bestimmte Joseph A. Rosen als Vertreter einer Spezialkommission, die sich vom 14. Februar (S.280)

bis zum 19. April 1939 in Britisch-Guayana aufhielt. Rosen wurde sofort nach der Ankunft krank, und seine Unterschrift unter den Bericht hat keine wirkliche Bedeutung. Zwei weitere Mitglieder der Kommission waren Briten.

[17. Mai 1939: Der Kommissionsbericht über Guayana: 3-5000 junge und stramme Juden gesucht]

Die Kommission [British Guiana Refugee Commission] berichtete, dass ein kleines Gebiet in den eher abgelegenen Gebieten der Kolonie für Siedlungen wahrscheinlich entwickelt werden könnte, und dass eine kleine Gruppe von 3-5000 jungen und strammen Siedlern ausgewählt werden sollte, um diese experimentelle Kolonie in Gang zu bringen. Der Kommissionsbericht gab auch an, dass Britisch-Guayana "kein idealer Platz für Flüchtlinge aus mitteleuropäischen Ländern ist", und dass keine sofortige, grossangelegte Siedlungstätigkeit möglich sein würde; aber das Potential für eine Siedlungstätigkeit existiere. Kurz gesagt wäre die abgelegene, tropische Kolonie ein guter Boden, um europäische Juden zu entsorgen ["dumping ground for European Jews"], aber es wäre eine länger Zeitspanne und eine Versuchssiedlung nötig, um herauszufinden, ob die Leute wirklich dort leben könnten.

Im Licht der überprüften Geschichte der letzten Jahre des Landes scheint es sehr zweifelhaft, ob Juden dort jemals willkommen gewesen wären. Baerwald und andere im JDC versuchten einige Zeit, das Guayana-Projekt zu verteidigen,

(Endnote 150: Zum Beispiel, Executive Committee, 5/22/39 [22. Mai 1939], als Baerwald in einem Brief von Henry Montor an das JDC "die schwindende Bezugnahme auf Britisch-Guayana beklagte". Es gab auch weitere Bemerkungen in diesem Sinn).

bis das Projekt schliesslich aus der Sichtweite verschwand, wie so viele andere in dieser Zeit.

[welche?].

Die Briten verneinten natürlich vehement alle Anschuldigungen, dass ihre Politik in Palästina und in Guayana in irgendeinem Zusammenhang stehen würden.

[22. Juni 1939: Sitzung über Britisch-Guayana: Geld für die Koordinationsstiftung für Guayana gefordert]

Auf einer Sitzung über Britisch-Guayana vom 22. Juni 1939 sagte Malcolm MacDonald, der britische Kolonialminister, klar, dass jegliche Kolonisation eine grossangelegte Investition von privatem, jüdischem Geld erfordere. Seine Aussage machte klar, dass er in erster Linie an die Koordinationsstiftung dachte, die das Guayana-Projekt ins Laufen bringen sollte. Er spielte darauf an, dass wenn kein jüdisches Geld vorhanden sei, die Briten ihre gesamte Flüchtlingspolitik überdenken müssten - eine sehr leicht verhüllte Drohung, dass Flüchtlinge, die versuchten, nach Britannien zu gelangen, Repressionen zu erwarten hätten.

(Endnote 151: 30-Germany, Vorschläge für Siedlungen in anderen Ländern, Britisch-Guiana, 6/22/39 [22. Juni 1939], Bericht von Robert Pell an den Aussenminister).







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