[J. Weitere
Ereignisse in Europa 1938-1939]
[6.30. England will Palästina 1949 aushändigen -
Guayana-Projekt]
[17. Mai 1939: Die Briten
verkündigen, Palästina am 17. Mai 1949 an die Araber zu
übergeben - 75.000 weitere Juden in 5 Jahren erlaubt]
Ein weiteres Element, dass die Diskussionen bezüglich der
Einrichtung einer Koordinationsstiftung beeinflusste, war
die Situation in Palästina.
Am 17. Mai 1939 publizierten die Briten ein Weissbuch über
Palästina, das erklärte, dass die Briten beabsichtigten,
Palästina mit seiner jüdischen Minderheit in 10 Jahren den
Arabern zu übergeben. In den nächsten 5 Jahren würde die
Einwanderung von weiteren 75.000 Juden erlaubt werden;
danach würde eine weitere jüdische Einwanderung den
arabischen Stellen unterstehen (das heisst, sie würde zum
Stillstand kommen). Damit würde das zionistische
Experiment an ein Ende kommen.
[17. Mai 1939: Das
britische Guayana-Projekt für die Juden]
Um diesem Schlag nicht für sich alleine stehenzulassen
publiziere die britische Regierung noch am selben Tag den
Bericht der Britisch-Guianischen Flüchtlingskommission an
den Beirat über politische Flüchtlinge, aufgestellt vom
Präsidenten der USA (
Report
of the British Guiana Refugee Commission to the Advisory
Committee on Political Refugees Appointed by the
President of the United States).
(Endnote 148: Command Paper 6014; London 1939)
Die Briten hatten Ende 1938 Britisch-Guayana als ein
mögliches Gebiet für jüdische Siedlungstätigkeit
vorgeschlagen, nachdem sie zu ihrer eigenen Befriedigung
den neuen Kurs für Palästina bestimmt hatten.
(Endnote 149: Yehuda Bauer: From Diplomacy to Resistance
(Von der Diplomatie zum Widerstand); Philadelphia 1970, S.
11, 19-24)
[14. Feb-19. April 1939:
Eine Spezialkommission macht eine Reise nach
British-Guayana]
Das JDC, das verzweifelt nach Siedlungsgebieten suchte,
bestimmte Joseph A. Rosen als Vertreter einer
Spezialkommission, die sich vom 14. Februar (S.280)
bis zum 19. April 1939 in Britisch-Guayana aufhielt. Rosen
wurde sofort nach der Ankunft krank, und seine
Unterschrift unter den Bericht hat keine wirkliche
Bedeutung. Zwei weitere Mitglieder der Kommission waren
Briten.
[17. Mai 1939: Der
Kommissionsbericht über Guayana: 3-5000 junge und
stramme Juden gesucht]
Die Kommission [British Guiana Refugee Commission]
berichtete, dass ein kleines Gebiet in den eher
abgelegenen Gebieten der Kolonie für Siedlungen
wahrscheinlich entwickelt werden könnte, und dass eine
kleine Gruppe von 3-5000 jungen und strammen Siedlern
ausgewählt werden sollte, um diese experimentelle Kolonie
in Gang zu bringen. Der Kommissionsbericht gab auch an,
dass Britisch-Guayana "kein idealer Platz für Flüchtlinge
aus mitteleuropäischen Ländern ist", und dass keine
sofortige, grossangelegte Siedlungstätigkeit möglich sein
würde; aber das Potential für eine Siedlungstätigkeit
existiere. Kurz gesagt wäre die abgelegene, tropische
Kolonie ein guter Boden, um europäische Juden zu entsorgen
["dumping ground for European Jews"], aber es wäre eine
länger Zeitspanne und eine Versuchssiedlung nötig, um
herauszufinden, ob die Leute wirklich dort leben könnten.
Im Licht der überprüften Geschichte der letzten Jahre des
Landes scheint es sehr zweifelhaft, ob Juden dort jemals
willkommen gewesen wären. Baerwald und andere im JDC
versuchten einige Zeit, das Guayana-Projekt zu
verteidigen,
(Endnote 150: Zum Beispiel, Executive Committee, 5/22/39
[22. Mai 1939], als Baerwald in einem Brief von Henry
Montor an das JDC "die schwindende Bezugnahme auf
Britisch-Guayana beklagte". Es gab auch weitere
Bemerkungen in diesem Sinn).
bis das Projekt schliesslich aus der Sichtweite
verschwand, wie so viele andere in dieser Zeit.
[welche?].
Die Briten verneinten natürlich vehement alle
Anschuldigungen, dass ihre Politik in Palästina und in
Guayana in irgendeinem Zusammenhang stehen würden.
[22. Juni 1939: Sitzung
über Britisch-Guayana: Geld für die
Koordinationsstiftung für Guayana gefordert]
Auf einer Sitzung über Britisch-Guayana vom 22. Juni 1939
sagte Malcolm MacDonald, der britische Kolonialminister,
klar, dass jegliche Kolonisation eine grossangelegte
Investition von privatem, jüdischem Geld erfordere. Seine
Aussage machte klar, dass er in erster Linie an die
Koordinationsstiftung dachte, die das Guayana-Projekt ins
Laufen bringen sollte. Er spielte darauf an, dass wenn
kein jüdisches Geld vorhanden sei, die Briten ihre gesamte
Flüchtlingspolitik überdenken müssten - eine sehr leicht
verhüllte Drohung, dass Flüchtlinge, die versuchten, nach
Britannien zu gelangen, Repressionen zu erwarten hätten.
(Endnote 151: 30-Germany, Vorschläge für Siedlungen in
anderen Ländern, Britisch-Guiana, 6/22/39 [22. Juni 1939],
Bericht von Robert Pell an den Aussenminister).