aus: Hans
Ulrich Wehler: Der Aufstieg des amerikanischen
Imperialismus. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen,
1974/1987.
-- John
Fiske wächst in Massachusetts in
der Tradition des Nativismus auf, ein Staat mit damals
rein angelsächsischen, weissen Einwanderern (S.63)
-- John Fiske ist Verbreiter der
rassistischen Ideen von Herbert Spencer
und Darwin und macht diese populär
-- John Fiske ist Verfasser
volkstümlicher Bücher mit vereinfachten Denksystemen
(S.60) für alle Laien (S.61)
-- Fiske hat viel Einfluss durch
Vortragsreisen und hält Vortragsreihen für Laien, mit
Übersetzung komplexer Gedanken
-- eine Professur an der Harward-Universität
erreicht Fiske nicht (S.61).
Die Rassistenlehre
von John Fiske
John Fiske behauptet:
-- alles "Angelsächsische" sei überlegen, da dem
"Angelsachsen" der arische Genius innewohne
-- der wahre Höhepunkt des "Angelsachsentums" sei nicht
das Viktorianische Imperium, sondern die
Entwicklung der "USA" bis an die Pazifikküste (S.61).
1870
John Fiske
prophezeit den "Angelsachsen" die Weltherrschaft
Das englische "Angelsachsentum" werde die ganze Welt
in "arische Staaten verwandeln" (S.61).
1878-1881
Washington: Der
Oberrassist John Fiske hält Vorlesungen über "Manifest
Destiny" - Fiske wird quasi Regierungsberater
auf Einladung von
-- "US"-Präsident Hayes
-- Bundesgerichtspräsident Waite
-- der Senatoren Hoar und Dowes
von Massachusetts
-- von General Sherman
-- und er assistiert auch den Historiker-Diplomat George Bancroft (S.63).
Fiske bekommt
weitere Einladungen, z.B. von Innenminister Carl
Schurz. Präsident Hayes stellt Fiske gleich dem ganzen Kabinett vor
(S.63).
Die magische Wirkung
des Vortrags "Manifest Destiny"
-- Fiske gibt der "USA" eine Vorstellung
neuer "Grösse"
-- Fiske stellt die Existenz der "USA" in
einen geschichtlichen Gesamtzusammenhang
-- Fiske macht die "USA" zum
Ausgangspunkt einer Weltmission innerhalb der damals
"modernen" Evolutionslehre
-- Fiske bestätigt das
"amerikanisch"-traditionelle Überlegenheitsgefühl
-- Fiske spinnt den puritanischen
Auserwähltheitsgedanken in eine Verheissung
-- Fiske spiegelt seinen Zuhörern als
Gelehrter eine historische "Wissenschaftlichkeit" vor
-- Fiske gibt der Sendungsidee des
Nationalismus nach dem Bürgerkrieg einen "modernen" Inhalt
-- Fiske gibt dem Publikum die Vision,
die Weltherrschaft des "amerikanischen" Imperiums sei von
"Gott" vorherbestimmt
-- die Industrieexporte spielen eine wichtige Rolle am
"amerikanischen" Aufstieg und Fiske traut
den "angelsächsischen" Produkten alle "Durchschlagskraft"
zu
-- Fiske appelliert gegen das
"amerikanische" Schutzzollsystem, weil der Wettbewerb sich
immer für "amerikanische" Produkte entscheide (S.63).
Fiskes Rassismus
gegen Einwanderung
-- Fiske lehnt nichtgermanische
Einwanderer ab (S.63)
-- Fiske übernimmt zum Teil die
einwandererfeindliche Propaganda der "Immigration
Restriction League" ["Gesellschaft für die Einschränkung
der Einwanderung"]
-- Fiske behauptet, die "rassische
Substanz" der grössten "angelsächsischen" Nation müsse
rein gehalten werden, um die Weltherrschaft zu
verwirklichen (S.64).
Frühjahr 1879
Vorträge von John
Fiske: "Manifest Destiny"
in Boston und London,
mit enthusiastischer Reaktion im Publikum (S.61).
Sommer 1880
Fiske-These:
Germanischer Siegeszug vom Teutoburger Wald bis zum
Pazifik
John Fiske hält
Vorträge an der "Royal Society of Great
Britain" ["Königliche Gesellschaft
Grossbritanniens"] mit absolut rassistischen Inhalten über
die "Politischen Ideen Amerikas", die als
"Manifest Destiny" ["gegebenes Schicksal"] kaschiert
werden:
-- Rom habe "den Frieden gehütet", aber
habe viele organisatorische Mängel gehabt
-- erst "Amerika" mit der Eroberung bis an den Pazifik habe die Zentralgewalt mit lokaler
Selbstverwaltung kombiniert, sei ein Vorbild der
repräsentativen Demokratie für die ganze Welt mit
"friedlicher Vielfalt" (S.61)
-- die Rasse "Amerikas" stamme aus Germanien,
die Geschichte "Amerikas" beginne somit
mit dem Sieg von Arminius im Teutoburger
Wald, woraufhin der Siegeszug der germanischen
Stämme über die britischen Inseln
im 5. Jh. bis an den Pazifik
folgte (S.61-62)
-- Fiske prophezeit ein angelsächsisches
Bevölkerungswachstum höher als bei den Chinesen
-- Fiske prophezeit die "angelsächsische"
militärische Weltherrschaft
-- Fiske prophezeit für die "USA" bei
halber Siedlungsdichte Belgiens eine
mögliche Einwohnerzahl von 1,5 Milliarden Menschen, eine
Verdoppelung alle 25 Jahre, Ende 20. Jh.
600-700 Millionen Einwohner
-- Afrika werde auch "angelsächsisch"
werden
-- Frankreich und Deutschland
werden absinken auf das Niveau schweizerischer
Zwergstaaten (S.62).
-- der Sieg der englischen Heere gegen die spanischen und
französischen Heere auf dem "amerikanischen" Kontinent im
18. Jh. ist gemäss Fiske "die
lenkende Hand des Schicksals"
-- im 19. Jh. herrscht gemäss
Fiske die "Manifest Destiny"
der "angelsächsischen Rasse", die nun ihre endgültige
Gestalt gewinne und bis auf den Sitz "alter Kulturen" sich
die ganze Erde unterwerfe
-- Fiske prophezeit, dass die ganze Erde
"angloamerikanisch" werde
-- Fiske prophezeit, bald würden 4/5 der
Erdbevölkerung "englische Ahnen" haben
-- Fiske prophezeit, dass Europa abrüsten
müsse und eine Union der europäischen Staaten als
Gegengewicht unvermeidlich werde, um der Kraft der "USA"
standzuhalten
-- unter Führung der "USA" beginne die
"wahre Zivilisation der Moderne", erst dann würde die Welt
wirklich "christlich" (S.62).
März 1885
Das "Harpers
Magazine" druckt Fiskes Aufsatz "Manifest Destiny"
["gegebenes Schicksal"] ab
grosse Resonanz in der "US"-Bevölkerung (S.62)
[Wahrscheinlich ist die "Resonanz" geschürt durch die
rechtsradikale, weisse Presse].
1886 ca.
Londoner Vorträge
von Fiske über "Manifest Destiny" erscheinen als Buch
(S.62)
1894
Gründung der
"Immigration Restriction League" ["Gesellschaft zur
Einschränkung der Einwanderung"]
durch neuenglische Patrizier. Erster Präsident wird
der Rassist Fiske (S.63), der die League
durch Vorträge unterstützt, u.a. in den
Einwanderungsstädten St. Louis und Milwaukee (S.64).