aus: Hans Ulrich Wehler: Der Aufstieg
des amerikanischen Imperialismus. Vandenhoeck &
Ruprecht, Göttingen, 1974/1987.
Hosmer
studiert an der Harvard University, ist
dann kurze Zeit Pfarrer in einem kleinen Ort in Massachusetts. Das politische Klima in den
"USA" wird durch den Bürgerkrieg
extremisiert und seine liberalen Ideen haben nach 1865
keine Chance. Dadurch legt er das Pfarramt nieder. Hosmer ist stolz auf seinen Stammbaum, der
ab 1016 in England und ab 1635 in Massachusetts nachweisbar ist (S.64).
1866
Hosmer nimmt
einen Lehrstuhl für englische Literaturwissenschaft am Antioch College in Ohio an
(S.64)
1869 ca.-1888 ca.
St. Louis: Hosmer
lehrt in Missouri englische und deutsche
Literaturgeschichte
an der Washington University (S.64).
1873 ca.
Aufenthalt Hosmers
im Zweiten Deutschen Kaiserreich
Hosmer hat Kontakt zu den bekanntesten deutschen
Historikern (S.64).
ab 1875 ca.
Hosmer pflegt
Kontakte zum Historischen Seminar von Herbert B. Adams
an der John Hopkins University in Baltimore. Hosmer beginnt,
historische Darstellungen zu schreiben und wird dadurch
populär (S.64).
1888 ca.
Hosmer wird Direktor
der Stadtbibliothek von Minneapolis
(S.64)
1890
Buch von Hosmer:
"Geschichtlicher Abriss der angelsächsischen Freiheit"
(original: "A Short History of Anglo-Saxon Freedom")
-- Hosmer behauptet eine
"Einzigartigkeit" der "Angelsachsen" zur individuellen und
politischen Freiheit
-- Hosmer äussert sich sehr skeptisch
gegen die Einwanderung keltischer Iren
und von Frankokanadiern in Massachusetts
-- Hosmer befürchtet durch die
Einwanderung in Massachusetts den
"Verfall" Bostons und der
alteingesessenen Familien
-- Hosmer traut den irischen und
franko-kanadischen Einwanderern das Begreifen des Sinns
freier Stadtversammlungen nicht zu
-- Hosmer befürchtet, dass die
rassische Reinheit der angelsächsischen Einwohner
allmählich verdorben werde (S.64).
Hosmer verklärt die
Geschichte der "Angelsachsen" - die 1000-jährige
Vergangenheit der Angelsachsen
-- die Keimzelle der "Angelsachsen" seien
die Wälder der norddeutschen Tiefebene,
wo die entscheidenden Begriffe und sozialen Formen
freiheitlicher Stammesverfassung ausgebildet wurden
-- die sozialen Formen der "Angelsachsen"
wurden fortan über 1000 Jahre lang beibehalten, was
einzigartig sei auf der Welt, und zudem habe eine
Verbreitung dieser "angelsächsischen Freiheit"
stattgefunden
-- Voraussetzung der weiteren Beibehaltung der
"angelsächsischen Freiheit" sei die Bewahrung der
"rassischen Eigenschaften"
-- allen "anderen Rassen" sei der Zugang verschlossen
-- die "Angelsachsen" könnten auf eine 1000-jährige
Vergangenheit der Ausbreitung der "Freiheit"
zurückblicken, alle anderen Rassen nicht
-- der "angelsächsischen Freiheit" stehe ein
beherrschender Einfluss auf die ganze Welt zu, indem die
Angelsachsen sich auf der ganzen Welt ausbreiten würden
-- Hosmer fährt im Fahrwasser von
Historiker J.G. Green und des Londoner
Hofpredigers F.B. Zincke, die beide den
Vorstoss der "USA" bis zu den Pazifikinseln prophezeien
(S.65).
Hosmer gegen
Einwanderung
-- Hosmer fordert die Abwehr
fremdrassiger Einwanderung, denn diese Rassen hätten nicht
die geringste Disziplin
-- die Einwanderung sei eine "unerwünschte Zufuhr
ausländischen Blutes" und "verdünne" das angelsächsische
Blut (S.65), so dass die "angelsächsische Freiheit"
gefährdet sei (S.66)
-- Hosmer bezieht sich auf den
neuenglischen Dichter James R. Lowell,
der die Existenz der "USA" für so lange gegeben hält, wie
"die Traditionen der englischen Gründergeneration
vorherrschend bleiben"
-- Hosmer wirkt zusammen mit Fiske
an der Universität von St. Louis für die
"Immigration Restriction League" ["Gesellschaft zur
Einschränkung der Einwanderung"]
-- Hosmer ist Verbandshistoriker der
vulgärpatriotischen Vereinigungen der "Söhne der
Amerikanischen Revolution" in Missouri
Hosmers Vorstellung
der anglo-"amerikanischen" Weltherrschaft
-- Hosmers Hauptwunsch ist eine Union
zwischen den "USA" und Grossbritannien,
egal in welcher Form, denn Grossbritannien
sei das Mutterland der "eigentlichen" "Amerikaner"
[Jetzt ist die norddeutsche Tiefebene plötzlich nicht mehr
wichtig...]
-- ein Zusammenwachsen von Grossbritannien
und "Amerikanern" hätte nur Vorteile
-- ein angloamerikanischer Block könne zuversichtlich der
heraufziehenden "gelben" und "russischen Gefahr" begegnen
[sich selbst sieht er aber nicht als Gefahr für die
anderen...]
-- Hosmer glaubt, die Ausdehnung der
"angelsächsischen Staaten" sei ein politischer Fortschritt
für die Welt
-- Hosmer fördert mit seinem Gedankengut
den Mythos der rassischen Überlegenheit und den Glauben an
einen "Auftrag" (S.66).
ab 1897
Das Machtmonopol
Grossbritanniens und der "USA" wird faktische Realität
Die Forderungen Hosmers nach einer
Union mit England sind real und in der "US"-Bevölkerung
breit vertreten (S.66).