Oktober
2011 (01): Euro - Teuro - Desaster (Teil 18)
Schäuble behauptet
ein Limit von 211 Milliarden Euro - Seehofer will eine
"rote Linie" - Slowakei fordert die Vorbereitung der
Pleite für Griechenland - Schimpfworte innerhalb der CDU
- Pleite-Griechenland will 30.000 Beamte entlassen -
Liechtenstein oder ein Scheich für Pleite-Griechenland -
Schweiz plant Negativzinsen für ausländische Guthaben -
Steinmeier will noch grösseren Rettungsschirm -
Pleite-Griechenland verpasst das Sparziel und die Börse
fällt und fällt - Griechenland war schon öfters Pleite -
Euro-Finanzakrobaten - Schuldenbremse in Deutschland
zeigt Wirkung bei den Ländern - und Griechenland streikt
wieder - Euro ist der "kollektive Wahnsinn", sagt
Englands Aussenminister Hague - 1,5 Milliarden Euro in
Griechenland "entdeckt" - aber Euroland braucht 2
Billionen Euro - Grossbank Dexia wird fallen - Slowakei
will keinen erweiterten Rettungsschirm für
Pleite-Griechenland - Merkel will "Eingriffsrecht in
Haushalte" - und Griechenland streikt gegen die
Entlassung von 30.000 Beamten - die EZB will die Banken
"stützen"
von Michael Palomino (Meldungen)
Video
über die Wahrheit bei Dollar und Euro: "Dollar und
Euro werden vergehen, wenn keine Volksabstimmung
stattfindet"; Link des Videos:
http://www.youtube.com/watch?v=qns3smEoQz0
Video
with the truth about Dollar and Euro: "Dollar and
Euro will go by when there is no popular vote";
Link of the video:
http://www.youtube.com/watch?v=1-73ia6_Kn8
Wir sagen alle "Vielen Dank" an Herrn Christoph
Blocher, der mit seinem logischen Denken die Schweiz
vor dem Pleite-Euro bewahrt hat. Denn - wie man sieht:
Es liegt nicht am Bankgeheimnis, dass der Euro nun
Pleite geht.
Michael Palomino, 15.7.2011
In der Krise erkennst du, wie deine "Freunde" wirklich
sind. Nur Frau Merkel will es noch nicht merken, was
Pleite-Griechenland mit Europa vorhat...
Michael Palomino, 19.7.2011
Im Jahre 2012 kommt die Apokalypse: "US"-Dollar weg,
Euro weg, und Japan mit Strahlenbabys aus Fukushima.
Michael Palomino, 29.7.2011
=====
EURO am 1.10.2011
Deutschland 1.10.2011: Schäble behauptet: "Bei
211 Mrd. ist Schluss" - aber die Bevölkerung glaubt
nichts mehr
aus: n-tv online: "Bei 211 Mrd. ist Schluss" - Schäuble
hält den Deckel drauf; 1.10.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Schaeuble-haelt-den-Deckel-drauf-article4433301.html
<Kaum ist der erweiterte
Rettungsschirm verabschiedet, erwarten viele schon wieder
die nächste Aufstockung. Dem erteilt Finanzminister
Schäuble eine klare Absage. Mehr als die beschlossenen 211
Milliarden plus Zinsen werde Deutschland nicht zahlen.
Doch die Mehrheit der Deutschen glaubt der Regierung
nicht.
Nach der Zustimmung von
Bundestag und Bundesrat zur Ausweitung des
Euro-Rettungsschirms EFSF hat Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble (CDU) darüber hinausgehende deutsche
Finanzhilfen ausgeschlossen. Mehr als die jetzt
beschlossenen 211 Milliarden Euro werde Deutschland -
abgesehen von den fälligen Zinsen - nicht zahlen, sagte er
der "Super-Illu". Allerdings glaubt die Mehrheit der
Deutschen, dass Berlin doch noch mehr zahlen muss.
"Der europäische
Rettungsschirm hat eine Obergrenze von 440 Milliarden Euro
- auf Deutschland entfallen 211 Milliarden. Und das war
es. Schluss. Bis auf die Zinsen, die kämen noch
obendrauf", sagt Schäuble der Zeitschrift "Super Illu".
Beim so genannten Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM,
der den EFSF spätestens 2013 ersetzen soll, werde es dann
weniger. Dann "werden es insgesamt sogar nur 190
Milliarden sein, für die wir einstehen müssen, was an der
anderen Konstruktion liegt. Inklusive alle Zinsen", sagte
der Finanzminister.
Die von
Bundestag und Bundesrat beschlossene Erweiterung des
Euro-Rettungsfonds EFSF wird allerdings von 58
Prozent der Deutschen für falsch angesehen. In einer
repräsentativen Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag"
fanden lediglich 34 Prozent der Befragten die Aufstockung
richtig. Zudem glauben 78 Prozent der Deutschen der
Umfrage zufolge, dass künftig doch noch mehr Mittel als
jetzt beschlossen für den erweiterten Euro-Rettungsschirm
bereitgestellt werden müssen. Nur 19 Prozent glauben das
nicht.
Einen Tag nach dem Bundestag
hatte am Freitag auch der Bundesrat grünes Licht für die
EFSF-Erweiterung gegeben. Damit wurde die letzte
parlamentarische Hürde in Deutschland genommen. Mit der
Reform des Rettungsschirms wird unter anderem dessen
tatsächliche Ausleihkapazität insgesamt von bislang 250
auf 440 Milliarden Euro erhöht. Die deutschen Garantien
steigen von 123 Milliarden Euro auf 211 Milliarden Euro.
Ideen für neue Ordnung
Bundesaußenminister Guido
Westerwelle (FDP) will Schuldensünder künftig unter
scharfe Kontrolle stellen. "Einsichtsrechte und
Empfehlungen reichen nicht aus. Staaten, die in Zukunft
die Solidarität des Rettungsschirms in Anspruch nehmen
wollen, müssen in dieser Zeit der europäischen Ebene
verbindliche Durchgriffsrechte in ihre
Haushaltsentscheidungen einräumen", schrieb Westerwelle in
der "Süddeutschen Zeitung".
Im konkreten Fall
Griechenlands plädierte SPD-Fraktionschef Frank-Walter
Steinmeier für die Einrichtung einer europäischen
Treuhandanstalt. Diese könnte griechisches Staatsvermögen
privatisieren, sagte er der "Rheinischen Post". "Es wird
nicht ausreichen, nur immer neue Rettungsschirme
aufzulegen. Wir müssen über neue Ansätze nachdenken." Ein
Problem sei beispielsweise, "dass die Griechen zwar
Staatsvermögen haben, es aber momentan nur zu
Ramschpreisen verkaufen könnten", sagte Steinmeier. Eine
EU-Treuhand könnte innerhalb von zehn bis 15 Jahren
griechisches Staatsvermögen privatisieren.
Der
CSU-Bundestagsabgeordnete und Euro-Skeptiker Peter
Gauweiler hält dagegen den Ausstieg Griechenlands aus der
Euro-Zone für unausweichlich. "Wenn die Griechen ihre
Demokratie nicht verkaufen wollen, müssen sie sich vom
Euro trennen, zumindest auf Zeit", sagte er der "Bild am
Sonntag". Für Deutschland schließt der CSU-Politiker eine
Rückkehr zu D-Mark allerdings aus: "Das wird nicht
funktionieren. Die Welt wandelt sich und wir in ihr."
dpa>
=====
1.10.2011: <CSU-Chef im Interview: Seehofer
fordert "rote Linie" bei Euro-Rettung>
aus: Welt online; 1.10.2011;
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13637173/Seehofer-fordert-rote-Linie-bei-Euro-Rettung.html
<Autor: Claus Christian Malzahn und Thomas Vitzthum
Der bayerische Ministerpräsident Horst
Seehofer nimmt Euro-Dissidenten wie Peter Gauweiler und
Wolfgang Bosbach in Schutz. Schließlich tanzt er selbst
gerne mal aus der Reihe.
Welt am Sonntag: Herr Ministerpräsident, bei
der Abstimmung zum Euro-Rettungspaket
hat die Koalition eine Kanzlermehrheit bekommen. Aber sind
13 Dissidenten, allein vier aus der CSU, nicht immer noch
zu viele?
CSU-Chef
Horst Seehofer warnt davor, Abweichler auszugrenzen:
"Es ist Aufgabe von Parteiführungen, die politische
Familie zusammenzuhalten".
Horst Seehofer: Das war die bisher schwierigste
und wichtigste Abstimmung in dieser Legislaturperiode. Ich
habe Verständnis, wenn Kolleginnen und Kollegen mit guten
Gründen eine abweichende Position einnehmen. Parteien
brauchen eine klare Linie und müssen zusammenstehen, aber
das heißt nicht, dass es niemanden geben darf, der bei so
wichtigen Fragen ausschert.
Welt am Sonntag: Wolfgang Bosbach, der mit Nein
gestimmt hat, überlegt, die Politik zu verlassen, weil er
so sehr unter Druck gesetzt worden ist.
Seehofer: Falls dies zutrifft, dann kann ich
das nicht verstehen. Wolfgang Bosbach hat sich immer um
eine sehr fundierte Argumentation bemüht. Er ist bestimmt
kein Querulant. Zur Tradition in der Union gehört, dass
gut begründete Positionen nicht ausgegrenzt werden. Es ist
Aufgabe von Parteiführungen, die politische Familie
zusammenzuhalten.
Welt am Sonntag: Bundestagspräsident Norbert Lammert wird kritisiert,
weil er die Kritiker aus der Fraktion im Bundestag reden
ließ. Fanden Sie seine Entscheidung richtig?
Anzeige
Seehofer: Ja. Wenn wir im Parlament nicht die
Kraft haben, solche Dinge offen und transparent zu
diskutieren, dann werden jene Kräfte in Deutschland
Auftrieb erhalten, die diese Diskussionen woanders führen.
Diskussion und Geschlossenheit in einer Partei dürfen sich
nicht ausschließen. Aber Handlungsfähigkeit kann nicht als
Vorwand genommen werden, jede Diskussion abzudrehen.
Aus diesem Grund verstehe ich diese Debatte überhaupt
nicht. Ich selbst war in 30 Jahren Politik öfter mal in
einer Außenseiterposition und weiß deshalb, wie sehr einem
dann zugesetzt wird. Mein Herz schlägt für meine
politische Familie, aber ich habe es immer als
Selbstverständlichkeit erachtet, dass eine große
Volkspartei eine Bandbreite an Positionen aushalten muss.
Welt am Sonntag: Bis zur nächsten Wahl sind es
noch 100 Wochen. Zu wie viel Kraftanstrengungen dieser Art
sind Sie noch in der Lage?
Seehofer: Politik ist pausenlos
Kraftanstrengung. Ich wehre mich dagegen, unser Handeln in
dieser Situation als Besonderheit darzustellen. Das ist
kein Fall für Mitleid. Ob wir jetzt innenpolitische Themen
anpacken oder die Frage der Währungsstabilität,
Kraftanstrengungen gehören zur Berufsbeschreibung. Das ist
der Job.
Welt am Sonntag: Die Schuldenkrise ist mit der
Abstimmung nicht behoben. Viele zweifeln, dass
Griechenland überhaupt geholfen werden kann. Und fordern
eine Insolvenz. Wie wollen Sie reagieren, wenn
Griechenland seine Probleme nicht in den Griff bekommt?
Seehofer: Wir gewähren Hilfen, damit Griechenland seine Schuldenkrise
überwinden kann, indem es Sanierungsmaßnahmen durchführt.
Das alles geschieht unter Beteiligung des deutschen
Parlaments und darf nicht als reines Regierungshandeln
daherkommen. Schließlich lassen wir durch eine Troika aus
EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und
Internationalem Währungsfonds die Reformfortschritte
prüfen.
Wenn das Land aber in den Reformanstrengungen nachlässt
oder es schlicht nicht in der Lage ist, das Nötige zu tun,
dann muss sich die Politik mit der Frage beschäftigen, ob
eine geordnete Umschuldung nicht der bessere Weg ist.
Diese Ultima Ratio muss man aussprechen dürfen.
Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass wir einem
Land in jedem Fall und bedingungslos helfen, es muss rote
Linien geben. Wenn die Ratingagenturen drohen, wegen der
Rettungsschirme Deutschlands Kreditwürdigkeit
herabzusetzen, dann ist das eine ernste Gefährdung unserer
Volkswirtschaft.
Wir als Bayern sind bereit mitzutragen, was gemeinsam
beschlossen wurde. Aber den Weg zu Vereinigten Staaten von
Europa werden wir nicht einschlagen, auch eine weitere
erhebliche Kompetenzverlagerung nach Brüssel ist mit uns
nicht zu machen.
Wir wollen ein Europa der Regionen statt bürokratischem
Zentralismus. Und eine weitere Ausweitung oder gar
Vervielfachung des bestehenden Rettungsschirms wird es mit
der CSU auch nicht geben. Wenn Herr Steinbrück sagt, dass
Deutschland sowieso zahlen müsse, dann wird damit eine
verhängnisvolle Mentalität befördert. Nein, Deutschland
muss nicht sowieso zahlen. Dafür sorgen wir.
Welt am Sonntag:Derzeit bildet sich die Troika ein Bild der griechischen
Reformen. Sind für Sie die Ergebnisse politisch bindend?
Seehofer: Wenn die Troika attestiert, dass
Griechenland die festgesetzten Bedingungen erfüllt, dann
kann geholfen werden. Das haben wir so festgelegt. Aber
umgekehrt genauso.
Welt am Sonntag: Im Frühjahr steht die
Entscheidung über den dauerhaften Stabilitätsmechanismus
ESM an. Steht dann die Kanzlermehrheit wieder?
Seehofer: Ich habe vor der Abstimmung über den
EFSF die Kanzlermehrheit gefordert, weil bei so einer
Entscheidung die Koalition ihre Mehrheit auch
dokumentieren muss. Nichts ist so überzeugend wie die
Realität.
Wir können doch hundertmal in Interviews über die
Handlungsfähigkeit der Koalition reden, wenn wir sie in
der Realität nicht auch beweisen. Deshalb war mir die
Kanzlermehrheit so wichtig: als Voraussetzung für einen
Wendepunkt in dieser Koalition.
Welt am Sonntag: Was muss bei der nächsten
Gelegenheit vor der Abstimmung des ESM besser laufen?
Seehofer: Ich plädiere für totale Transparenz,
für Offenheit der Informationen und der Materialien. Damit
will ich die Regierung nicht behindern, sondern sie
unterstützen. Die Beteiligung von Bundestag und Bundesrat
darf nicht als Hemmschuh, sondern sie muss als Offenheit
gegenüber der Bevölkerung begriffen werden. Wenn Bundestag
und Bundesrat umfassend informiert werden und eine Debatte
stattfinden kann, dann dient das der Idee Europas. Nicht
diejenigen, die über die richtigen Wege in Europa
diskutieren, schaden dieser Idee, sondern jene, die die
Diskussion verhindern wollen.
Welt am Sonntag: Einer der vier CSU-Abweichler
war Peter Gauweiler. Er hat nun seine
Kandidatur für den Vize-Vorsitz auf dem Parteitag nächste
Woche angekündigt. Freuen Sie sich auf ihn?
Seehofer: Peter Gauweiler vertritt in
europapolitischen Fragen seit jeher eigene Positionen. Er
hat mir seine Kandidatur in einem sehr persönlichen und
freundschaftlichen Brief mitgeteilt. Nun haben wir vier
Posten und fünf Kandidaten. Zugegeben, auch für eine große
Volkspartei ist das nicht Alltag, aber in der Demokratie
ist Auswahl normal.
Welt am Sonntag: Peter Raumsauer war lange ein
Gegner ihrer Maut-Pläne. Bekommt er deshalb keine
Unterstützung mehr von Ihnen für die Wahl des Vize?
Seehofer: Wir sind doch keine Kleinkinder. Wir
werden die Entscheidung um den Partei-Vize fair und mit
Format und Stil herbeiführen. Ich will den Delegierten
eine freie Auswahl ermöglichen und sie nicht unter Druck
setzen.
Welt am Sonntag: Müssen Sie nicht dankbar sein,
dass es in der CSU Typen wie Gauweiler gibt, die klar zum
Ausdruck bringen, was die Mehrheit der Bevölkerung denkt?
Seehofer: Auch Peter Ramsauer hat die
Interessen Bayerns immer sehr, sehr konsequent vertreten.
Ich würde in der Wahl keine Richtungsentscheidung sehen.
Welt am Sonntag: Reicht die programmatische und
personelle Bandbreite der CSU aus, um ein Phänomen wie die
Piraten-Partei einzudämmen?
Seehofer: Die Piraten haben bei der
Bundestagswahl 2009 in Bayern zwölf Prozent bei den
Erstwählern geholt. Sie als Exoten und Ausnahmefall zu
betrachten, wäre falsch. Das heißt nicht, dass man ihnen
in allem nachlaufen soll, aber es gibt inhaltlich durchaus
Punkte, die man ernst nehmen muss.
Einer ihrer zentralen Punkte sind Dialog mit und
Transparenz gegenüber der Bevölkerung. Es ist tragisch,
dass manche Politiker das als Schwäche einer Demokratie
beschreiben, dabei ist es die Zukunft. Wertkonservative
dürfen nicht strukturkonservativ werden. Vieles, was gut
ist, bleibt nur gut durch Veränderung.
Welt am Sonntag: Wie können Sie denn die
Piraten bekämpfen?
Seehofer: Wir gehen unseren Weg aus eigener
Kraft und nicht als Reflex auf andere. Meine Überzeugung
ist: Wir müssen das Demokratieprinzip stärker im Alltag
leben. Ich werde ja oft gescholten, weil ich immer wieder
für Volksabstimmungen eintrete. Aber ich glaube, dass bei
besonders wichtigen Dingen das Volk unmittelbar gefragt
werden muss.
Wenn jemand, was ich nicht will, zentrale
Souveränitätsrechte wie die Finanzpolitik auf die Ebene
der Europäischen Union verlagern wollte, dann ginge das
nur mit direkter Zustimmung der Bevölkerung. Schließlich
geht es auch noch um einen vernünftigen Umgang mit dem
Internet. Wenn eine junge Generation das Internet als
zentrales Kommunikationsmedium betrachtet, muss darauf
doch selbstverständlich reagiert werden.
Welt am Sonntag: Die SPD hat nach langer Zeit
wieder ein Gesicht bekommen, das über Bayern
hinausstrahlt: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Wie gefährlich ist
der Sozialdemokrat Ude für die CSU?
Seehofer: Ich bin nicht davon ausgegangen, dass
es 2013 bei der Landtagswahl keinen Gegenkandidaten gibt.
Wir setzen auf unsere eigene Kraft. Ich bin lange
Handballer gewesen. Wir sind als Mannschaft immer dann
stark gewesen, wenn wir auf die eigene Kraft vertraut und
zusammengehalten haben.
Die Münchner Teams galten als übermächtig und übermütig,
aber wir Ingolstädter haben denen trotzdem immer wieder
ein Bein gestellt. Die Grundauffassung, auf die eigene
Stärke zu schauen, habe ich in die Politik übernommen.>
=====
Und hier spricht wieder die Realität:
1.10.2011: Die Slowakei fordert die Vorbereitung
auf eine Pleite Griechenlands
aus: Financial Times Deutschland online: Euro-Krise:
Slowakei fordert Insolvenzplan für Griechenland;
1.10.2011;
http://www.ftd.de/politik/europa/:euro-krise-slowakei-fordert-insolvenzplan-fuer-griechenland/60111012.html
<Der slowakische Finanzminister Miklos schließt eine
Pleite Griechenlands nicht aus
Der Finanzminister warnt: Wenn Athen die
Bedingungen für weitere Milliardenhilfen nicht erfüllt,
müsse eine geordnete Insolvenz vorbereitet werden. Das
slowakische Parlament könnte die Aufstockung des
Euro-Rettungsfonds noch stoppen. Deutschland und
Frankreich bereiten schon die nächste Krisensitzung vor.
Die Euro-Zone muss sich nach
Ansicht des slowakischen Finanzministers Ivan Miklos
auf eine griechische Staatspleite gefasst machen.
"Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass die Situation in
Athen nicht länger tragbar ist, müssen wir sagen, wie
wir auf eine geordnete Insolvenz vorbereitet sind und
wie wir eine weitere Ansteckung vermeiden", sagte
Miklos der tschechischen Tageszeitung "Lidove Noviny"
(Samstagsausgabe). Er äußerte Zweifel, ob Griechenland
die Bedingungen für die Freigabe weiterer
Milliardenkredite durch die Euro-Partner erfüllen
könne. Die Slowakei könnte die Aufstockung des
Euro-Rettungsfonds EFSF noch stoppen: Das Parlament in
Bratislava stimmt erst am 11. Oktober darüber ab.
Kontrolleure des Internationalen
Währungsfonds (IWF), der EU-Kommission und der
Europäischen Zentralbank (EZB) überprüfen derzeit, ob
Griechenland mit der Umsetzung der von den
internationalen Gläubigern geforderten Reformen
vorankommt. Vom Abschlussbericht der sogenannten Troika
hängt ab, ob die nächste Kredittranche aus dem im
vergangenen Jahr geschnürten Hilfspaket für Griechenland
freigegeben wird. Werden die 8 Mrd. Euro bis Ende
Oktober nicht überwiesen, wäre Athen nach eigener
Aussage zahlungsunfähig.
Streit über Einschnitte
im öffentlichen Dienst
Laut einem Bericht der griechischen
Zeitung "Ta Nea" ist die Troika unzufrieden mit den
Plänen für den Personalabbau im öffentlichen Dienst. Die
griechische Regierung hatte angekündigt, 30.000 Stellen
zu streichen und die Betroffenen in einer
Personalreserve zu parken. Ihnen stehen damit nur noch
60 Prozent ihres Gehalts zu.
Die Kontrolleure fürchten laut "Ta
Nea", dass Griechenland diese Einschnitte nur
Staatsbediensteten kurz vor der Pensionierung zumuten
wird. Damit ließe sich kaum Geld sparen. Zudem gebe es
in der Troika die Befürchtung, dass viele der laut
Verfassung unkündbaren Staatsbediensteten vor Gericht
ziehen und dort ihre Wiedereinstellung erstreiten
könnten.
Wenn die Troika zu einem negativen
Ergebnis komme, seien "eine Insolvenz und die
Abschreibung eines Teils der Schulden unvermeidbar",
sagte Miklos. Zwar hat auch Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble (CDU) stets betont, die 8 Mrd. Euro
könnten nur bei einem positiven Bescheid der Troika
ausgezahlt werden. Wie es in einem solchen Fall
weitergehen soll, sagte er bislang aber nicht. Auf
Forderungen von Wirtschaftsminister Philipp Rösler
(FDP), "notfalls auch eine geordnete Insolvenz
Griechenlands" in Betracht zu ziehen, reagierte Schäuble
verärgert.
Selbst wenn die nächste Kredittranche
ausgezahlt werden sollte, könnte das slowakische Parlament
die Aufstockung des Euro-Rettungsfonds blockieren und
damit die Zusammenstellung eines zweiten Hilfsprogramms
für Griechenland erschweren. Die Euro-Partner hatten Athen
im Juli ein neues Rettungspaket in Höhe von 109 Mrd. Euro
zugesagt. Zwar würden die Mittel des Euro-Rettungsfonds
EFSF dafür auch dann reichen, wenn der Fonds nicht
aufgestockt würde. Ein Nein der Slowaken zur EFSF-Reform
dürfte aber auch in anderen Ländern eine hitzige Debatte
über ein zweites Griechen-Programm auslösen. Die
Zustimmung der Parlamente hierzu steht noch aus.
Dagegen wurde die Aufstockung des
Rettungsfonds EFSF in Deutschland und den meisten anderen
Euro-Ländern bereits ratifiziert. Die
Parlamentsabstimmungen in den Niederlanden und Malta
werden nächste Woche erwartet. Viele Experten zweifeln
allerdings, ob der Fonds mit einer Ausleihekapazität von
künftig 440 Mrd. Euro schlagkräftig genug ist. Der
Wirtschaftsweise Peter Bofinger warnte am Samstag in der
"Rheinischen Post": "Der Rettungsschirm reicht nicht für
Italien."
Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy kündigte
an, er werde in den nächsten Tagen nach Berlin reisen, um
mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Euro-Krise zu
beraten. Nach Informationen der Nachrichtenagentur
Bloomberg ist das Treffen für den 9. Oktober geplant.
Merkels Sprecher wollte sich zu dem Termin nicht äußern.
Er bestätigte aber, dass die Bundeskanzlerin noch vor dem
nächsten EU-Gipfel am 17. und 18. Oktober ein bilaterales
Treffen mit Sarkozy plane.>
=====
EURO am 2.10.2011
2.10.2011: Schimpfworte in der CDU wegen
Euro-Streit: "Fresse" und "Scheisse" werden "normal"
aus: gmx-Nachrichten: Details über Streit mit
Euro-Abweichler Bosbach; 2.10.2011;
http://www.gmx.net/themen/nachrichten/deutschland/9488anu-streit-um-euro-wird-obszoen
<Geriet unter Druck: der
CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach.
Berlin (dpa) - Auch Tage nach
Verabschiedung der umstrittenen Ausweitung des
Euro-Rettungsschirms kommen immer weitere Einzelheiten
über den in der Koalition aufgebauten Druck auf Abweichler
an die Öffentlichkeit.
Nach Darstellung von "Bild am Sonntag" sagte
Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) dem
CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach bei einem Treffen am
vergangenen Montag in der NRW-Landesvertretung in Berlin
unter anderem: "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen."
Die Zeitung berief sich dabei auf Teilnehmer des
Treffens der beiden CDU-Politiker und zitierte Pofalla
weiter, Bosbach mache mit seiner "Scheiße alle Leute
verrückt". Als Bosbach seine harte Haltung im Streit um
den Euro-Rettungsschirm mit Verweis auf
Gewissensentscheidungen von Abgeordneten verteidigte,
habe der Kanzleramtsminister geantwortet: "Lass mich mit
so einer Scheiße in Ruhe."
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte auf
dpa-Anfrage, Bosbach und Pofalla hätten sich bereits am
folgenden Tag ausgesprochen. Seibert betonte, "dass
beide die Angelegenheit als erledigt betrachten".
Bosbach sagte der "Bild am Sonntag": "Ich versuche, den
Vorgang zu vergessen. Ronald Pofalla und ich haben
miteinander telefoniert. Für die übernächste Woche haben
wir uns zum Vier-Augen-Gespräch im Kanzleramt
verabredet".
Bosbach hatte vor und nach dem Beschluss des
Bundestages zum EFSF am vergangenen Donnerstag beklagt,
dass er einen solchen Druck auf Abweichler wie in diesem
Fall noch nicht erlebt habe. Zugleich wies er in
Interviews Darstellungen zurück, er vertrete seine
abweichende Position aus Ärger darüber, dass er nach dem
Wahlsieg der schwarz-gelben Koalition Ende 2009 kein
Spitzenamt bekleiden durfte.
Auch Bundestags-Präsident Norbert Lammert (CDU) hält
solche Spekulationen über Bosbach für "abwegig und
ehrenrührig". Bosbach sei "einer der angesehensten
Kollegen der Bundestagsfaktion" und nicht als
notorischer Nörgler bekannt; er habe "Anspruch auf
Respekt", sagte Lammert den Zeitungen der
WAZ-Mediengruppe. Zugleich hat er aber auch keinen
Anhaltspunkt, dass die Fraktionsführung Druck auf
Abweichler ausgeübt hat. Mehrere Abgeordnete hätten dies
ihm gegenüber ausgeschlossen.
Bosbach kommt wie Pofalla aus Nordrhein-Westfalen und
ist seit 1994 im Bundestag. Von 2000 bis 2009 war er
stellvertretender Vorsitzender der Unions-Fraktion, seit
Ende 2009 ist er Vorsitzender des Innenausschusses.
weiter lesen:
http://www.gmx.net/themen/nachrichten/deutschland/9488anu-streit-um-euro-wird-obszoen#.A1000146>
=====
EU-Diktatur in der CDU: "Kann deine Fresse nicht
mehr sehen" - "Du machst mit deiner Scheisse alle
Leute verrückt" - das ist die Wortwahl von
Kanzleramtsminister Ronald Pofalla
aus: 20 minuten online: Streit wegen Rettungsschirm: "Ich
kann deine Fresse nicht mehr sehen"; 2.10.2011;
http://www.20min.ch/finance/news/story/26748668
<«Du machst mit deiner Scheisse alle Leute verrückt»:
Kanzleramtsminister Ronald Pofalla hat gegenüber
Parteikollege Wolfgang Bosbach die Nerven verloren.
Ein Streit in der CDU sorgt in Deutschland für Aufregung:
Kanzleramtsminister Ronald Pofalla soll einen
Parteikollegen heftig beschimpft haben. Vertreter der
Fraktion warnen inzwischen vor Mobbing.
Der CDU-Politiker und Kanzleramtsminister Ronald Pofalla
gerät wegen seiner Beschimpfung von Parteikollege Wolfgang
Bosbach zunehmend in die Kritik. Vertreter der
Koalitionsfraktionen warnten am Wochenende vor Mobbing.
CSU-Chef Horst Seehofer appellierte an die Union,
Aussenseiterpositionen zu respektieren.
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) nahm Bosbach in
Schutz. Derweil kommen immer mehr Details des Wutausbruchs
Pofallas über die ablehnende Haltung Bosbachs zum
Euro-Rettungsschirm an die Öffentlichkeit.
Wie mehrere Medien am Wochenende berichteten, soll der
Minister den langjährigen Parlamentarier am Montagabend
am Ende einer Sitzung des nordrhein-westfälischen
CDU-Bundestagsabgeordneten mit Sätzen wie «Ich kann
deine Fresse nicht mehr sehen» angegangen sein. Unter
Berufung auf Anwesende zitieren unter anderem «Spiegel
Online» und mehrere Zeitungen des Springer-Verlages
Pofalla mit «Du machst mit Deiner Scheisse alle Leute
verrückt». Als Bosbach zu beschwichtigen versucht und zu
Pofalla sagt: «Ronald, guck bitte mal ins Grundgesetz,
das ist für mich eine Gewissensfrage», habe dieser schon
auf der Strasse vor seinem Dienstwagen geantwortet:
«Lass mich mit so einer Scheisse in Ruhe.»
«Keine Art und Weise» des Umgangs
Bosbach gehörte zu den zehn Unions-Abgeordneten, die
die Erweiterung des Rettungsschirmes am Donnerstag im
Bundestag abgelehnt haben. Auch drei FDP-Parlamentarier
stimmten dagegen.
Der Innenexperte der Fraktion erklärte den Streit mit
Pofalla nun für beendet. «Es ist alles gesagt. Ich muss
ihm zugutehalten, dass er sich am nächsten Tag bei mir
entschuldigt hat - wir haben uns zu einem Gespräch
verabredet und damit ist die Sache für mich erledigt»,
sagte Bosbach dem Kölner «Express» (Montagausgabe). In
den vergangenen Tagen hatte er über wachsenden Druck auf
seine Person geklagt. Er deutete dabei auch die
Möglichkeit an, nicht wieder für den Bundestag zu
kandidieren.
Die CDU-Abgeordnete Erika Steinbach sagte der «Bild am
Sonntag» zu Pofallas Äusserungen, dies sei «keine Art
und Weise mit verdienten Fraktionsmitgliedern»
umzugehen. «Es darf nicht sein, dass wir Kollegen mobben
oder sogar beschimpfen, wenn sie eine andere Meinung
haben und auch dazu stehen.»
Der FDP-Abgeordnete Erwin Lotter warf Pofalla vor, mit
seinen «Ausrastern» das politische Klima in der
Koalition zu vergiften. «Das stellt seine Eignung als
Kanzleramtsminister infrage.»
Seehofer kennt die Position des Aussenseiters
Bundestagspräsident Lammert hat zwar keine
Anhaltspunkte für Druck auf Unions-Abgeordnete, sprang
aber Bosbach bei. Dieser sei «einer der angesehensten
Kollegen der Bundestagsfaktion» und nicht als
notorischer Nörgler bekannt, sagte Lammert der
WAZ-Mediengruppe. Bosbach habe «Anspruch auf Respekt».
«Wenn Druck ausgeübt wird, können sich die Abgeordneten
aber auf meine Solidarität verlassen», machte der
Bundestagspräsident deutlich.
Der bayerische Ministerpräsident Seehofer warb um
Verständnis für die Abweichler von der Regierungslinie
zum Euro-Rettungsschirm. Eine grosse Volkspartei müsse
eine «Bandbreite an Positionen aushalten», sagte
Seehofer der «Welt am Sonntag». Eine Regierungspartei
dürfe auch Handlungsfähigkeit nicht als Vorwand nehmen,
jede Diskussion abzudrehen. Er sei selbst «öfter mal in
einer Aussenseiterposition» gewesen und wisse genau, wie
sehr einem dann zugesetzt werde.
(dapd)>
=====
2.10.2011: <Griechenland wird
frühpensioniert> - vor allem Beamtenstellen im
aufgeblähten Beamtenapparat sollen wegfallen
<Die
Regierung und die Troika sollen sich über die Umsetzung
des Stellenabbaus beim Staat geeinigt haben. Gute
Nachrichten bringt ein Scheich nach Athen: Er glaubt an
die Zukunft des Landes – und investiert.
Ältere Beschäftigte
sollen laut einem Medienbericht die Hauptlast der
geplanten Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst in
Griechenland tragen. Darauf hätten sich die Regierung in
Athen und Finanzexperten der Troika geeinigt, berichtete
der private Fernsehsender Mega gestern Samstag unter
Berufung auf Regierungskreise. Vertreter von EU-Kommission,
Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem
Währungsfonds (IWF) hätten dem Vorschlag zugestimmt,
dass die meisten der Kürzungen über 60 Jahre alte
Staatsdiener kurz vor der Rente betreffen sollen.
Das Kabinett muss der
Vereinbarung noch zustimmen, dafür ist heute
Sonntagabend eine Sitzung geplant. Den Vorschlag hatten
Finanzminister Evangelos Venizelos und der Minister für
Reformen im Öffentlichen Dienst, Dimitris Reppas,
erarbeitet.
Mangelhafte Umsetzung
Bis Ende des Jahres sollen
in Griechenland im öffentlichen Dienst 30'000 Stellen
gestrichen werden. Bis zu 23'000 ältere und kurz vor der
Rente stehende Beamte würden demnach Ende des Jahres in
eine sogenannte Reserve-Stellung mit geringerer
Bezahlung versetzt, weitere 7'000 Stellenkürzungen
sollen sich aus der Abschaffung oder Fusion von etwa 150
staatlichen Behörden ergeben. Die Fusionen wurden
bereits im vergangenen Jahr beschlossen, bislang aber
kaum umgesetzt. In den wenigen Fällen, in denen es
tatsächlich zu Fusionen kam, wurde bislang niemand
entlassen.
Das Emirat Katar will
unterdessen in ein griechisches Goldabbauunternehmen
einsteigen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde
gestern bei einem Treffen des griechischen
Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou mit dem Emir von
Katar, Scheich Hamad Bin Chalifa al-Thani unterzeichnet.
Die Vereinbarung zeige, dass Katar Vertrauen in die
griechische Wirtschaft habe, sagte Papandreou nach dem
Treffen. (ami/dapd)>
=====
2.10.2011: Griechen erwarten mehrheitlich die
Pleite
<Athen (dpa) - Die
meisten Griechen halten neuesten Umfragen zufolge eine
Staatspleite ihres Landes für unabwendbar. So erwarten
mehr als zwei Drittel der Befragten die
Zahlungsunfähigkeit, ergab eine Befragung für die
Athener Sonntagszeitung «To Vima». 70 Prozent wollen
demnach aber in diesem Fall nicht, dass das Land die
Eurozone verlässt. Nur knapp jeder Fünfte ist für die
Wiedereinführung der alten Währung Drachme. Mehrheitlich
befürworten die Bürger der Umfrage zufolge auch
Entlassungen im staatlichen Bereich.
Quelle: n-tv.de / dpa>
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2.10.2011: Zwei Drittel der Griechen befürchten
die Pleite von Griechenland
aus: Spiegel online: Umfrage: Zwei Drittel der Griechen
fürchtet Pleite ihrer Heimat; 2.10.2011;
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,789597,00.html
<Prosteste in Griechenland:
Mehrheit der Bürger fordert sozialen Frieden.
Geht Griechenland pleite? Für die Griechen selbst ist
die Antwort klar: Mehr als 67 Prozent erwarten nach
einer aktuellen Umfrage die Zahlungsunfähigkeit des
Staates. Aus dem Finanzministerium kommen neue
Hiobsbotschaften - das Defizit fällt mit 8,5 Prozent
noch größer aus als erwartet.
Athen - Die meisten Politiker in Griechenland und den
anderen Staaten der Euro-Zone wollen eine Pleite des
hochverschuldeten Staates um fast jeden Preis vermeiden.
Doch die Griechen selbst glauben immer weniger daran,
dass dies auch gelingt. Gut 67 Prozent erwarten die
Zahlungsunfähigkeit. Das ergab eine repräsentative
Befragung des Meinungsforschungsinstituts Kapa Research
in der Athener Sonntagszeitung "To Vima".
Weitere Ergebnisse der Umfrage sind:
70 Prozent wollen im Pleitefall nicht, dass das Land
die Währungsunion verlässt. Nur knapp jeder Fünfte ist
für die Wiedereinführung der alten Währung Drachme.
Mehrheitlich befürworten die Bürger Entlassungen im
staatlichen Bereich. Dafür sprachen sich fast 59
Prozent aus. Dagegen waren 40 Prozent.
Neun von zehn Befragten sind für die Verschlankung
des Staates durch die Fusion verschiedener Behörden.
60 Prozent sind auch bereit, die neue
Sonder-Immobiliensteuer in Höhe von durchschnittlich
vier Euro pro Quadratmeter für ihre Wohnungen zu
zahlen - obwohl 75 Prozent der Befragen die Abgabe als
ungerecht einstufen.
Eine andere Umfrage, die in der Boulevardzeitung
"Ethnos" am Sonntag veröffentlicht wurde, legt ebenfalls
nahe, dass die Regierung für ihren Reformkurs in der
Bevölkerung eine Mehrheit hat.
57 Prozent der Befragten fordern die Gewerkschaften
zu einem sozialen Frieden auf, damit das Land die
Pleite abwenden könne. Immer wieder kommt es in
Griechenland zu Protesten und Streiks.
Knapp 50 Prozent befürworten eine Koalition der
beiden großen Parteien, also eine Art
Notstandsregierung.
Allerdings ist noch immer unklar, ob die nächsten
Hilfsmilliarden an Griechenland ausgezahlt werden. Bis
Mitte Oktober braucht der Staat Geld, sonst kann er
seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen.
Griechenland verfehlt offenbar Defizit-Ziele
Die Regierung befürchtet, dass es zu einer Lawine von
Klagen gegen die vorgesehene Entlassung von Beamten
kommen könnte. Die Verschlankung des Staates könnte vor
den Verwaltungsgerichten in sich zusammenbrechen. Die
Regierung in Athen hatte vor knapp zwei Wochen
beschlossen, Renten über 1200 Euro um 20 Prozent zu
kappen und 30.000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes
in "Reserve" zu schicken. Dort sollen ihnen nur noch 60
Prozent ihres Gehalts ausgezahlt werden. Sie haben ein
Jahr Zeit, sich im öffentlichen Sektor eine neue Stelle
zu suchen, sonst verlieren sie ihren Arbeitsplatz.
Die internationalen Finanzkontrolleure wollen zügig Ergebnisse sehen.
Auf Druck der Experten der Troika aus EU,
Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer
Zentralbank (EZB) muss Griechenland beim Personalabbau
im öffentlichen Dienst nacharbeiten. Auf einer Sitzung
am Sonntagabend schloss das Kabinett die Planungen dafür
ab.
Am Rande der Sitzung wurde bekannt, dass Griechenland
die im Hilfspaket von Europäischer Union und
Internationalem Währungsfonds gesteckten Defizit-Ziele
in diesem und im kommenden Jahr verfehlen wird. Das
berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung
auf Insider vor der Verabschiedung des
Haushaltsentwurfes für 2012. Das Finanzministerium
bestätigte dies am Abend. Das Haushaltsdefizit beträgt
dem Entwurf zufolge in diesem Jahr 8,5 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes - angepeilt waren 7,6 Prozent.
Für 2012 waren 6,5 Prozent vorgesehen - auch dieses Ziel
wird mit einem Defizit von 6,8 Prozent offenbar
verfehlt.
Zudem geht der Entwurf davon aus, dass die griechische
Wirtschaft in diesem Jahr um 5,5 Prozent und im
kommenden Jahr um etwa 2 Prozent schrumpfen wird. Diese
Einschätzung stimmt mit einer im vergangenen Monat
veröffentlichten Prognose des IWF überein. Allerdings
ist sie deutlich schlechter als die Annahmen, die im
Juli bei den Verhandlungen über das Hilfspaket zum
Einsatz kamen. Darin war die Rede davon gewesen, dass
die Wirtschaft des Landes 2012 wieder wachsen werde.
Griechenland sieht in dem starken Rückgang der
Wirtschaftsleistung den Grund für das Verfehlen der
Sparziele. Dagegen sind die Kreditgeber der Ansicht,
verpasste Strukturreformen seien hauptsächlich dafür
verantwortlich.
Katar will investieren
Ein Treffen zwischen der griechischen Regierung und
dem Emirat Katar über Investitionen ist am Samstag ohne
konkrete Zusagen zu Ende gegangen. Katars
Staatsoberhaupt Scheich Hamad Bin Chalifa al-Thani war
mit dem griechischen Ministerpräsidenten Georgios
Papandreou in Athen zusammengekommen. Zwar will das
Emirat nach Angaben der Athener Regierung in
Griechenland investieren. Genaue Angaben wurden jedoch
nach dem Treffen nicht gemacht.
Die Slowakei forderte die Euro-Zone auf, nicht die
Augen vor der Möglichkeit einer griechischen
Staatspleite zu verschließen. "Wenn wir zu dem Schluss
kommen, dass die Situation in Athen nicht länger tragbar
ist, müssen wir sagen, wie wir auf eine geordnete
Insolvenz vorbereitet sind und wie wir eine weitere
Ansteckung vermeiden", sagte Finanzminister Ivan Miklos
der tschechischen Zeitung "Lidove Noviny".
Die Slowakei ist eines der drei Länder, die noch kein
grünes Licht für die Ausweitung des vorläufigen
Euro-Rettungsschirms EFSF gegeben haben. Die Zustimmung
in dem osteuropäischen Land gilt wegen des heftigen
Widerstands des kleinen Koalitionspartners SAS als
unsicher.
böl/dpa-AFX/Reuters>
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2.10.2011: Athens Regierung befürchtet
Prozesslawine wegen Entlassung von Beamten
aus: n-tv online: Finanzen: Athen befürchtet Prozesslawine
bei Entlassungen von Beamten; 2.10.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Athen-befuerchtet-Prozesslawine-bei-Entlassungen-von-Beamten-article4438051.html
<Athen (dpa) - In
Griechenland wächst die Sorge vor den Konsequenzen des
Sparkurses: Die Regierung in Athen befürchtet, dass es
zu einer Klagelawine gegen die vorgesehene Entlassung
von Beamten kommen könnte. Die Verschlankung des Staates
könnte vor den Verwaltungsgerichten in sich
zusammenbrechen. Am Abend will der Ministerrat unter
Vorsitz von Regierungschef Giorgos Papandreou über das
umstrittene Thema Entlassungen beraten. Weitere Themen
sind der geplante Verkauf von staatlichen Unternehmen
und Immobilien.
Quelle: n-tv.de / dpa>
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2.10.2011: Ein Angebot von Liechtenstein für
Pleite-Griechenland
<Das Fürstentum bietet Griechenland
Hilfe an. Der Regierungschef des Kleinstaats hat auch
schon einen konkreten Vorschlag, wie er dem maroden Land
unter die Arme greifen könnte.
Liechtensteins Regierungschef Klaus Tschütscher hat
Griechenland in der Euro-Krise die Unterstützung des
Fürstentums angeboten. Liechtenstein könne «auf dem Feld
der Steuern zu einer Lösung beitragen», sagte Tschütscher
dem «Hamburger Abendblatt» vom Samstag.
Steuerabkommen, wie sie zwischen Deutschland und der
Schweiz oder zwischen Deutschland und Liechtenstein
angestrebt würden, sollten auch den Griechen angeboten
werden. So kämen sie zu ihren «legitimen
Steueransprüchen».
Slowakei: Geordnete Insolvenz ermöglichen
Der Finanzminister der Slowakei, Ivan Miklos, geht
inzwischen davon aus, dass Griechenland Pleite gehen
kann. Die Euro-Zone dürfe die Augen vor der Möglichkeit
einer Staatspleite nicht verschliessen, sagte Miklos der
tschechischen Tageszeitung «Lidove Noviny» vom Samstag.
«Wenn wir zum Schluss kommen, dass die Situation in
Athen nicht länger tragbar ist, müssen wir sagen, wie
wir auf eine geordnete Insolvenz vorbereitet sind und
wie wir eine weitere Ansteckung vermeiden», sagte er.
Zunächst sei es an der Gläubiger-Troika, sich ein Bild
zu machen. Die Erkenntnisse der Experten von EU,
Internationalem Währungsfonds und Europäischen
Zentralbank seien Basis für die Einschätzung, ob eine
Pleite oder ein Schuldenschnitt unvermeidbar seien.
Zustimmung zu Rettungsschirm unsicher
Die Slowakei ist eines der vier Länder, die noch kein
grünes Licht für die Ausweitung des vorläufigen
Euro-Rettungsschirms EFSF gegeben haben. Die Zustimmung
gilt wegen des Widerstands des kleinen
Koalitionspartners SAS als unsicher.
Regierungschefin Iveta Radicova will sich deswegen am
Wochenende mit den Spitzen ihres Koalitionspartners
treffen. Sie möchte die Abstimmung in den kommenden zwei
Wochen durch das Parlament bringen. Der Rettungsschirm
tritt nur in Kraft, wenn er von allen 17 Euro- Staaten
angenommen wird.
Zeitung: Troika unzufrieden
Mit dem Troika-Bericht zu Griechenland wird in zwei bis
drei Wochen gerechnet. Von ihm hängt es ab, ob die
letzten 8 Milliarden Euro aus dem ersten Hilfspaket für
Griechenland freigegeben werden.
Wie die griechische Zeitung «Ta Nea» am Samstag
berichtete, ist die Troika mit den Plänen der Regierung
für den Personalabbau im öffentlichen Dienst
unzufrieden. Die Troika sei besorgt, dass nur kurz vor
der Pensionierung stehende Staatsbedienstete in die
angekündigte «Personalreserve» geschickt würden. Mit
solchen Frühpensionierungen sei kaum Geld zu sparen.
Zudem werde befürchtet, dass viele der laut Verfassung
unkündbaren Staatsbediensteten vor Gericht ziehen und so
ihre Wiedereinstellung erstreiten. Die griechische
Regierung möchte 30'000 Beamte in «Reserve» schicken.
Dort soll ihnen nur noch 60 Prozent des Gehalts
ausgezahlt werden.
(mrs/sda)>
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2.10.2011: Pleite-Griechenland knüpft mit einem
Scheich von Katar an
aus: Basler Zeitung online: Griechen hoffen auf einen
Scheich; 2.10.2011;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Griechen-hoffen-auf-einen-Scheich/story/30618447
<Die EU, der IWF und die EZB werfen
der griechischen Regierung vor, ihre Sparpläne seien
virtuell. Realer ist dagegen offenbar ein Geldgeber aus
dem Nahen Osten: Katar will in Griechenland investieren.
Begleitet von erneuten Protesten hat die so genannte
Troika, bestehend aus der EU, der Europäischen
Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds
(IWF), ihre Kontrollen im hoch verschuldeten
Griechenland fortgesetzt. Dabei wurden am Samstag
Differenzen zwischen der Troika und der griechischen
Regierung über den Umfang des Stellenabbaus im
öffentlichen Dienst deutlich.
Ein Regierungsvertreter bestätigte indirekt einen
Bericht der Zeitung «Ta Nea», wonach die Troika besorgt
ist, dass nur ältere Staatsbedienstete in die
angekündigte «Personalreserve» geschickt würden. Die
Troika habe von Griechenland wiederholt reale und nicht
virtuelle Pläne gefordert, sagte der
Regierungsvertreter.
Renten sollen gekürzt werden
Zudem befürchtet die Troika laut «Ta Nea», dass viele
der laut Verfassung unkündbaren Staatsbediensteten vor
Gericht ziehen und dort ihre Wiedereinstellung
erstreiten könnten.
Die Regierung in Athen hatte vor knapp zwei Wochen
beschlossen, Renten über 1200 Euro um 20 Prozent zu
kürzen und 30'000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes
in «Reserve» zu schicken. Dort sollen ihnen nur noch 60
Prozent ihres Gehalts ausgezahlt werden.
Sie haben ein Jahr Zeit, sich im öffentlichen Sektor
eine neue Stelle zu suchen, ansonsten verlieren sie
ihren Arbeitsplatz. Heute will die Regierung ihre Pläne
für den Personalabbau bei den Beratungen über das Budget
2012 finalisieren.
Zuversicht über nächste Zahlung
Mit dem Troika-Bericht wird in zwei bis drei Wochen
gerechnet. Von ihm hängt ab, ob die letzten 8 Milliarden
Euro aus dem ersten Hilfspaket für Griechenland
freigegeben werden.
Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos
zeigte sich diesbezüglich zuversichtlich. Auch die
österreichische Finanzministerin Maria Fekter schätzt
die Aussichten für eine Auszahlung positiv ein. Die
Wahrscheinlichkeit, dass das Geld fliesse, sei «klar
höher» als dass die Zahlung ausbleibe, erklärte sie
gegenüber der Zeitung «Welt am Sonntag».
Katar will in Griechenland investieren
Doch nicht nur auf das Geld der Troika hofft die
griechische Regierung. Am Samstag traf sich der
griechischen Ministerpräsident Giorgos Papandreou in
Athen mit Katars Staatsoberhaupt Scheich Hamad bin
Chalifa al-Thani.
Gemäss der griechischen Regierung will das Emirat im
südeuropäischen Land investieren. Abgesehen von einer
Investition in eine Goldmine im Norden Griechenlands
wurden aber keine Angaben zu konkreten Vorhaben bekannt.
Papandreou bedankte sich bei al-Thani für das Interesse
seines Landes an Investitionen in Griechenland. «Es ist
sehr wichtig für unser Land, dass es Aussichten auf
Beschäftigung gibt», sagte der Ministerpräsident.
Auch Liechtenstein will helfen
Auch Liechtenstein stellt Unterstützung für
Griechenland in Aussicht. Das Fürstentum könne «auf dem
Feld der Steuern zu einer Lösung beitragen», sagte
Regierungschef Klaus Tschütscher dem «Hamburger
Abendblatt» vom Samstag.
Steuerabkommen, wie sie zwischen Deutschland und der
Schweiz oder zwischen Deutschland und Liechtenstein
angestrebt würden, sollten auch den Griechen angeboten
werden. So kämen sie zu ihren «legitimen
Steueransprüchen».
Zwei Drittel der Griechen erwarten Staatspleite
Gemäss einer Umfrage hält inzwischen eine deutliche
Mehrheit der Griechen eine Staatspleite für
unausweichlich. In einer Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Kapa Research gaben 67
Prozent der Befragten an, sie erwarteten die
Zahlungsunfähigkeit des griechischen Staats.
70 Prozent wollen aber nicht, dass das Land in diesem
Fall die Eurozone verlässt, wie die Athener
Sonntagszeitung «To Vima» berichtete. Nur knapp jeder
Fünfte ist für die Wiedereinführung der alten Währung
Drachme.
Hingegen finden staatliche Sparmassnahmen in der
Bevölkerung Zustimmung. 59 Prozent der Bürger
befürwortet Entlassungen im öffentlichen Sektor. Neun
von zehn Befragten sind für die Verschlankung des
Staates durch die Fusion verschiedener Behörden.
Slowakei: Geordnete Insolvenz ermöglichen
Nicht nur in den Augen der griechischen Bevölkerung,
auch für die Regierung der Slowakei ist ein
Staatsbankrott ein realistisches Szenario. Die Euro-Zone
dürfe die Augen vor der Möglichkeit einer Staatspleite
nicht verschliessen, sagte Finanzminister Ivan Miklos
der tschechischen Tageszeitung «Lidove Noviny» vom
Samstag.
«Wenn wir zum Schluss kommen, dass die Situation in
Athen nicht länger tragbar ist, müssen wir sagen, wie
wir auf eine geordnete Insolvenz vorbereitet sind und
wie wir eine weitere Ansteckung vermeiden», sagte er.
Zunächst sei es an der Gläubiger-Troika, sich ein Bild
zu machen. Die Erkenntnisse der Experten von EU,
Internationalem Währungsfonds und Europäischen
Zentralbank seien Basis für die Einschätzung, ob eine
Pleite oder ein Schuldenschnitt unvermeidbar seien.
Koalitionspartner gegen Rettungsschirm
Die Aussagen von Miklos sind vor allem deshalb von
Bedeutung, weil die Slowakei zu den vier Ländern gehört,
die noch kein grünes Licht für die Ausweitung des
vorläufigen Euro-Rettungsschirms EFSF gegeben haben. Die
Zustimmung wird wegen des Widerstands des kleinen
Koalitionspartners SAS immer unwahrscheinlicher.
Gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung»
bekräftigte Richard Sulik, Parlamentspräsident und Chef
der SAS, die ablehnende Haltung seiner Partei. «Man kann
nicht die Schuldenkrise mit immer neuen Schulden lösen»,
sagte er und fügte hinzu: «Was die Eurozone und den Euro
bedroht, ist der Rettungsschirm selbst.»
Ohne die Stimmen der SAS hat die Regierung im Parlament
keine Mehrheit. Regierungschefin Iveta Radicova wollte
sich deswegen am Wochenende mit den Spitzen ihres
Koalitionspartners treffen. Sie möchte die Abstimmung in
den kommenden zwei Wochen durch das Parlament bringen. Der
Rettungsschirm tritt nur in Kraft, wenn er von allen 17
Euro-Staaten angenommen wird. (miw/sda)>
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2.10.2011: Strategien zur Fixierung des
Schweizer Frankens auf 1,20 Euro
aus: Tagesanzeiger online: Widmer-Schlumpf: 1,20 Franken
sind genug; 2.10.2011;
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/WidmerSchlumpf-120-Franken-sind-genug/story/20714854
<Finanzministerin Eveline
Widmer-Schlumpf ist zufrieden mit der Intervention der
Nationalbank. Für den Notfall, sagt sie, habe der
Bundesrat weitere Pfeile im Köcher.
Nach Ansicht von Finanzministerin Eveline
Widmer-Schlumpfsoll die Schweiz die
Euro-Untergrenze von 1,20 Franken beibehalten. Der Bundesratbetrachte den Mindestkurs als eine sehr gute
Massnahme, sagte Widmer-Schlumpf gestern in Chur der
Nachrichtenagentur Reuters.
Die Anfang September von der Schweizerischen
Nationalbank (SNB) eingeführte Massnahme habe den
gewünschten Effekt gehabt und Exporteure gestärkt, so
Widmer-Schlumpf weiter. Auf die Frage, ob der
Schwellenwert auf 1,25 oder 1,30 Franken verschoben
werden sollte, sagte Widmer-Schlumpf, die Nationalbank
prüfe dies regelmässig und werde die Frage entscheiden.
Aus heutiger Sicht sei es aber nicht nötig.
Negativzinsen derzeit kein Thema
Widmer-Schlumpf betonte, der Bundesrat habe noch
weitere Pfeile im Köcher, um die Wirtschaft vor einem zu
hohen Frankenkurs zu schützen. Massnahmen wie
Negativzinsen seien derzeit kein Thema, würden aber
geprüft. Man hoffe jedoch, darauf nicht zurückgreifen zu
müssen.
Am Donnerstag hatte SNB-Präsident Philipp Hildebrand
Negativzinsen auf Guthaben von Ausländern in der Schweiz
am Donnerstag als ungeeignetes Mittel gegen die
Überbewertung des Frankens bezeichnet. (ami/sda)>
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2.10.2011: Schweiz droht mit Negativzinsen -
gegen mehr Sicherheit der Weltwirtschaft
aus: Financial Times Deutschland online:
Franken-Aufwertung: Schweiz droht ausländischen Investoren
mit Negativzinsen; 2.10.2011;
http://www.ftd.de/finanzen/:franken-aufwertung-schweiz-droht-auslaendischen-investoren-mit-negativzinsen/60111240.html
<Das Land will verhindern, dass Ausländer ihr Kapital
wegen der Euro-Krise massenweise in Franken-Anlagen in
Sicherheit bringen. Und kündigt drastische Schritte an.
Im Kampf gegen die Franken-Aufwertung will die
Schweiz notfalls schwerere Geschütze auffahren.
Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf machte am
Wochenende in einem Interview mit der Nachrichtenagentur
Reuters deutlich, dass nach der Zentralbank auch die
Regierung tätig werden könnte. Als Möglichkeiten nannte sie
Kapitalkontrollen
und Negativzinsen auf Kontoguthaben von Ausländern. Damit
könnten im Bedarfsfall Investoren davon abgehalten werden,
ihr Kapital massenweise in Franken-Anlagen in Sicherheit
zu bringen.
Angeheizt wird dieser Trend vor allem
durch die europäische Schuldenkrise und die schwachen
Aussichten für die Weltwirtschaft. Dadurch wird der Kurs
der Schweizer Währung hochgetrieben, was der stark auf
Export orientierten Wirtschaft erheblich schadet.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB)
geht mit einer Nullzinspolitik und massiven
Devisenmarktinterventionen gegen die Franken-Stärke vor.
Anfang September legte sie zusätzlich einen Mindestkurs
zum Euro fest. Die Währungshüter wollen mit unbeschränkten
Euro-Käufen verhindern, dass die europäische
Gemeinschaftswährung unter die Marke von 1,20 Franken
fällt.
Widmer-Schlumpf zeigte sich zufrieden
mit dem bisherigen Erfolg. Sie sprach von einer sehr guten
Maßnahme und bezeichnete die Wechselkursgrenze als derzeit
angemessen. Zuletzt hatte es am Devisenmarkt Gerüchte
gegeben, die SNB werde die Marke auf 1,25 Franken anheben.
Händlern zufolge wurden sie allerdings von Investoren in
die Welt gesetzt, die auf eine Schwächung des Franken
wetteten.
Die Ministerin hielt sich bedeckt
dazu, ob eine Erhöhung des Euro-Mindestziels auf 1,25 oder
1,30 Franken geboten sein könnte. "Es ist nicht an mir,
das zu beurteilen", sagte sie. "Die SNB prüft das
regelmäßig." Bislang habe die Notenbank den gewünschten
Effekt erzielt.
Daher seien flankierende politische Schritte wie
Kapitalkontrollen oder Negativzinsen momentan kein Thema,
sagte Widmer-Schlumpf. Sie würden aber von einer
Expertengruppe der Regierung ausgelotet, um gegebenenfalls
eingesetzt werden zu können. SNB-Präsident Philipp
Hildebrand hatte Negativzinsen auf Guthaben von Ausländern
in der Schweiz am Donnerstag als ungeeignetes Mittel
bezeichnet.>
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EURO am 3.10.2011
3.10.2011: Steinmeier will noch grösseren
Rettungsschirm
aus: n-tv online: 211 Milliarden sind wohl nicht genug:
Steinmeier sucht grösseren Schirm; 3.10.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Steinmeier-sucht-groesseren-Schirm-article4444241.html
<Kaum passiert die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms
den Bundestag, kochen Spekulationen über eine erneute
Nachbesserung hoch. SPD-Fraktionschef Steinmeier zeigt
sich aufgeschlossen und hält das kategorische "Nein" von
Finanzminister Schäuble und der CSU für unehrlich.
Ungeachtet der gerade von Bundestag und Bundesrat
beschlossenen Ausweitung des Euro-Rettungsschirms hält die
Debatte über mögliche weitere Hilfen für angeschlagene
Euro-Länder an. Der Vorsitzende der
SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, schloss
eine nochmalige Ausweitung des Rettungsschirms nicht aus.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte zuvor weiteren Finanzhilfen eine Absage erteilt.
Steinmeier sprach sich in der ARD-Sendung "Bericht aus
Berlin" dagegen aus, bei der Ausweitung des
Rettungsschirms eine "rote Linie" zu ziehen, wie es die
CSU gefordert hatte. Der SPD-Politiker forderte die
Bundesregierung zu mehr Ehrlichkeit im Umgang mit der
Euro-Krise auf: "Wir sollten den Menschen ganz klar sagen:
Das ist die tiefste europäische Krise, die wir gesehen
haben und die uns die nächsten zehn Jahre beschäftigen
wird."
Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion,
Thomas Oppermann, warf Schäuble vor, das Parlament
getäuscht zu haben. "Er hat den Eindruck erweckt, dass es
beim EFSF bleibt", sagte Oppermann der "Welt". "Dabei
pfeifen doch die Spatzen von den Dächern, dass der
beschlossene Rettungsschirm schon in wenigen Wochen
erweitert werden muss." Schäuble "hätte sagen müssen, dass
eine weitere Aufstockung oder eine sogenannte Hebelung
kommen wird", betonte Oppermann. Davor habe Schäuble sich
"gedrückt", um die schwierige Abstimmung im Bundestag
nicht zu gefährden.
Für eine "rote Linie" beim Euro-Rettungsschirm plädierte
am Wochenende der Bundesverkehrsminister und CSU-Vizechef
Peter Ramsauer. Die CSU stehe in der Pflicht, dass mit dem
Geld der Steuerzahler "nicht dauerhaft andere Länder"
gerettet würden, "die auf die Dauer nicht willens und in
der Lage sind", ihre eigenen Haushaltsprobleme zu lösen,
sagte Ramsauer im "Bericht aus Berlin". Auch
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt lehnte im
Deutschlandfunk eine weitere Ausweitung des EFSF strikt
ab. Er erteilte insbesondere Hebelmechanismen eine Absage.
Schäuble hält nichts von Hebeln
Die Euro-Finanzminister berieten in Luxemburg darüber,
wie die Wirkung der Mittel des Rettungsfonds mittels
eines Finanzhebels vervielfacht werden könnte. "Wir
prüfen die Möglichkeiten, den Nutzen des EFSF zu
optimieren, um mehr damit zu erreichen und ihn als
finanzielle Brandmauer effektiver zu machen", kündigte
EU-Währungskommissar Olli Rehn vor dem Treffen der
Eurogruppe an. Mit einem finanztechnischen Hebeleffekt
könnte die Wirkung des Fonds erhöht werden, ohne die
Garantiesumme zu erhöhen.
Schäuble bezeichnete die Diskussion über einen
wirkungsvolleren Einsatz des Euro-Rettungsfonds EFSF als
Spekulation. Da bisher erst zehn Prozent der Mittel des
Fonds zur Unterstützung von Euro-Ländern belegt seien,
ergäben die Überlegungen keinen Sinn, sagte Schäuble vor
dem Finanzminister-Treffen.
AFP>
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3.10.2011: Athen träumt von neuen Steuern und
neuen Steuereinnahmen von 7 Milliarden Euro
aus: n-tv online: EU: Athen will mit neuen Steuern 7
Milliarden Euro einnehmen; 3.10.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Athen-will-mit-neuen-Steuern-7-Milliarden-Euro-einnehmen-article4444191.html
<Athen (dpa) - Die
griechische Regierung will 2012 mit ihren neuen Steuern
zusätzliche Einnahmen in Höhe von 7,1 Milliarden Euro
erzielen. Dies geht aus dem Haushaltsplan hervor, der noch
heute ins Parlament eingebracht werden soll. Mit den neuen
Steuern will die Regierung die Anforderungen der
internationalen Kreditgeber erfüllen. Die Regierung plant
unter anderem, Immobilienbesitzer stärker zur Kasse zu
bitten. Außerdem sieht der neue Haushaltsplan eine
einheitliche Lohnskala, Rentenkürzungen und höhere Steuern
auf Heizöl und Benzin vor.
<Athen (dpa) -
Hiobsbotschaft aus Athen: Schuldensünder Griechenland wird
das für dieses Jahr gesteckte Sparziel verfehlen. Das
Defizit könne nicht wie mit der EU, dem IWF und der EZB
verabredet auf 7,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts BIP
gedrückt werden. Das gab das griechische Finanzministerium
bekannt. Stattdessen würden 8,5 Prozent erwartet. Das
griechische Eingeständnis des verfehlten Sparziels sei
keine Überraschung, sagte der stellvertretende
SPD-Fraktionschef Joachim Poß.
Anleger-Schock: Europas Konjunktur
schwächelt wie seit Jahren nicht mehr und die Griechen
verfehlen ihr Defizitziel. Die Folge: Dramatische
Kursverluste.
Griechenland-Angst und die Furcht vor einer neuen
Rezession in Europa treiben die Börsen und den Euro tief
ins Minus. Auf die Stimmung drückte die Nachricht, dass Griechenland
seine Defizitziele verfehlen wird. Griechenland wird
das für dieses Jahr mit den internationalen Kreditgebern
vereinbarte Ziel eines Staatsdefizits von höchstens 7,8
Prozent verfehlen, wie das Athener Finanzministerium
mitteilte.
Griechenland drückt Dax ins
Minus
Das Defizit werde vermutlich bei 8,5 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts liegen. Die griechische Wirtschaft
dürfte dieses Jahr um weitere 5,5 Prozent schrumpfen, also
um deutlich mehr als die zuvor prognostizierten 3,8
Prozent. Das Defizit werde bei 18,7 Milliarden Euro
liegen, hieß es in der Mitteilung vom Sonntag. Geplant war
ein Defizit von 17,1 Milliarden Euro.
Schwache Konjunktur
Doch nicht nur Griechenland steht unter Druck. Die
Industrie im gesamten Euro-Währungsraum schrumpfte im
September so stark wie seit August 2009 nicht mehr, wie
aus einer Markit-Umfrage unter rund 3000 Unternehmen
hervorgeht. Das deutet darauf hin, dass sich Europas
Wirtschaft in Richtung Rezession bewegt.
Die Betriebe erlitten beim Neugeschäft und bei den
Auslandsaufträgen die größten Einbußen seit mehr als zwei
Jahren. „Angesichts schwacher Binnen- und rückläufiger
Exportnachfrage steckt die Eurozone-Industrie in der
tiefsten Krise seit zwei Jahren“, sagte
Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Der
Markit-Einkaufsmanagerindex fiel zum August um 0,5 auf
48,5 Punkte und liegt damit weiter unter der
Wachstumsschwelle von 50 Zählern.
Anzeige
Wichtige Leitbörsen im Minus
Die Börsen reagierten weltweit auf die schlechten
Nachrichten. Der europäische Leitindex Stoxx Europe 50 gab
bis zum Abend rund ein halbes Prozent nach auf 2.141
Punkte. Der Dax sank im Feiertagshandel bei niedrigen
Umsätzen um zwei Prozent auf 5.394 Punkte. Zuvor schloss
der Nikkei-Index in Japan 1,8 Prozent tiefer bei 8.545
Punkten. Noch schlimmer traf es Hongkong. Der
Hang-Seng-Index brach um 4,5 Prozent auf 16.798 Punkte
ein.
Euro auf tiefstem Stand seit Januar
An den Devisenmärkten fiel der Euro auf den tiefsten
Stand seit Mitte Januar. Im Tief kostete die
Gemeinschaftswährung am Montagabend 1,3280 US-Dollar und
damit einen Cent weniger als am Freitagabend. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am
Freitagmittag noch auf 1,3503 (Donnerstag: 1,3615) Dollar
festgesetzt.
Händler und Analysten sagten, der Euro werde wohl in den
kommenden Tagen weiter an Boden verlieren, da die
Euro-Zone in der Krise gespalten sei und die Gefahr eines
griechischen Zahlungsausfalls größer sei als je zuvor.
Finanzsektor am härtesten betroffen
Im Bankensektor waren Dexia SA aus Belgien über elf
Prozent leichter. Aktien von BNP Paribas und Societe
Generale sackten an der Börse in Paris über acht und über
sieben Prozent ab. Bei der belgischen Finanzgruppe Dexia
belastete die Nachricht, dass die Ratingagentur Moody’s
Investor Service mitteilte, sie überprüfe die drei größten
Sparten der Gruppe auf eine mögliche Herabstufung. Titel
der Deutsche Bank und Commerzbank waren an der Börse
Frankfurt jeweils über sechs Prozent im Minus.
Euro-Finanzminister beraten sich in Luxemburg
Die Finanzminister der 17 Euro-Staaten beraten am Abend
in Luxemburg über die nächsten Etappen der
Griechenland-Rettung und den Rettungsfonds EFSF. Bislang
haben 14 der 17 Euro-Länder der EFSF-Reform zugestimmt.
Malta und die Niederlande entscheiden diese Woche über
die im Juli beim Euro-Sondergipfel gefassten Beschlüsse.
Das knappste Ergebnis wird in der Slowakei erwartet. Das
Land wird voraussichtlich als letztes über den EFSF
abstimmen. Der EFSF-Ausweitung
müssen alle Euro-Staaten zustimmen.
Griechenland sei nach wie vor Hauptgrund für die Angst
an den Märkten, sagte Michael Hewson, Marktanalyst bei CMC
Markets. Das Treffen der Finanzminister werde das
Unvermeidliche, die Zahlungsunfähigkeit des Landes, nur
weiter hinauszögern.
dapd/Reuters/dpa/Bloomberg/dma>
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3.10.2011: Ah ja, Griechenland war schon öfters
Pleite, es ist nicht das erste Mal
aus: Der Standard online: Geschichtsstunde: Griechenland
pleite? Na und - gab's schon öfter; 3.10.2011; http://derstandard.at/1317018922424/Geschichtsstunde-Griechenland-pleite-Na-und---gabs-schon-oefter
<Hermann Sussitz
Hellas war schon oft bankrott. Die Ursache dafür ist
seit jeher gleich - Mangelnde Steuermoral, Staatsversagen und
die heilige Kuh Landesverteidigung.
Die griechische Gewerkschaft PAME verbrennt
Einkommenssteuerbescheide. Das in Griechenland nach
ihrem Geld suchende Europa fand auch seinen Weg in das
"humoristische Volksblatt" Kikeriki vom 5.9.1897.
Man ist, was man isst. Dieses Sprichwort kommt nicht von
ungefähr. Das wichtigste Element darin ist die
Zeitkomponente. Je länger man einem Verhalten frönt,
desto schwerer ist es, sich seiner wieder zu entledigen.
Damit spannen wir den Bogen zur griechischen
Steuermoral. Die Griechen geben viel Geld für ihr
Militär aus und zahlen nicht gerne Steuern. Geschätzte
40 Prozent der Wertschöpfung erfolgen am Fiskus vorbei.
Einerseits ist das der hohen Steuer- und Abgabenquote
geschuldet, andererseits kämpfen die Regierungen seit
dem frühen 19. Jahrhundert mit der Einstellung ihrer
Landsleute.
Alles beginnt in den 1830-er-Jahren. Das der
osmanischen Herrschaft frisch entschlüpfte Griechenland
ist zwar souverän, wird aber von den europäischen
Großmächten, allen voran Großbritannien und Deutschland,
in eine Monarchie gedrängt. Erster König wurde der
bayerische Prinz Otto. Er verdankte seine Weihe neben
der großen Politik auch der Spendenfreude des
Bayern-Königs Ludwig I., der als bekennender Philhellene
die griechische Sprache förderte und Hellas-Expeditionen
finanzierte.
Bayerische Finanzer für Hellas
Da der junge griechische Staat Anleihen bei seinen
Stiftermächten aufnahm, brauchte er dringend ein
funktionierendes Steuersystem, um die Schulden auch
bedienen zu können. Daher brachte König Otto bayerische
Finanzbeamte ins Land. Weiß-blaue Effizienz ohne
nationalen Schulterschluss brachte aber wenig. Die in
den Gebirgsregionen Griechenlands lebenden
Unabhängigkeitskämpfer, Klephten genannt, waren stark
bündisch organisiert und verstanden sich auch in
Friedenszeiten als über dem Staat stehend. Die aus Athen
kommende Staatsgewalt wurde notfalls mit Waffengewalt
hinauskomplimentiert. Wahrscheinlich hätte dem unlängst
vorgebrachten Vorschlag des EU-Energiekommissars Günther
Oettinger, EU-Beamte in Griechenland die Steuern
eintreiben zu lassen, ein ähnliches Schicksal geblüht.
Das denkbar schlechteste Vorbild für die
Landbevölkerung gab aber die Staatsführung selbst ab.
Denn nur ein kleiner Teil der Kredite fand seinen Weg in
die Realwirtschaft. Ein gewichtiger Teil wurde sofort
als Spesen und Provisionen verbucht. Viel Geld floss -
das ist übrigens auch heute noch so - in das Militär.
Infrastruktur und Bildungswesen kamen zu kurz, es wurde
kaum in Bahntrassen, Straßen, Häfen, Schulen oder eine
funktionierende Verwaltung investiert.
Ohne Wirtschaft kein Schuldendienst
Ohne eine Ankurbelung der Wirtschaft, ohne
Steuereinnahmen, konnten die Griechen ihre Schulden
nicht tilgen. Neue Kredite wurden ihnen nicht gewährt,
zudem mussten die bayerischen Finanzbeamten 1843 auf
Druck der Bevölkerung abziehen. Vollends den
ökonomischen Knock-out gab es schließlich durch den
Krim-Krieg (1853-1856), in welchem die griechischen
Häfen drei Jahre lang gesperrt waren. König Otto I.
wurde daraufhin - 20 Jahre nach seinen Beamten - aus dem
Land geworfen. Ihm folgte der Däne Georg I.
1875 lag die griechische Wirtschaftsstruktur brach. Die
Einfuhren übertrafen die Ausfuhren um rund 60 Prozent.
Exportschlager Nummer eins waren Korinthen (Rosinen).
Der mit vier Prozent sehr geringe Anteil an Arbeitern
war ein Zeichen für die auf sich wartende
Industrialisierung des Landes mit seinen damals 1,7
Millionen Einwohnern, das berichten Niels Kadritzke und
Michalis Psalidopoulos in der "Berliner
Zeitung".
Jeden zweiten Arbeitsplatz in dieser Zeit stellte die
Landwirtschaft. Von den Bauern war rein steuerlich nicht
viel zu holen. Viel gab es nicht zu besteuern, und auch
die ungesicherten Grundeigentumsverhältnisse waren der
Zahlungswilligkeit der Landwirte nicht zuträglich.
Premier Trikoupis gelingt das Undenkbare
Der Weg zu neuem ausländischen Kapital wurde mit einem
neuen Politiker beschritten. Dem in England
ausgebildeten Ministerpräsidenten Charilaos Trikoupis
gelang es, sich 1879 mit den Gläubigern auf eine
Umschuldung zu einigen, im Rahmen derer eine neue
Anleihe begeben wurde. In den nächsten zwölf Jahren
legte die Monarchie sechs weitere Anleihen auf. Ein
Gesamtvolumen von 630 Millionen Golddrachmen bedeutete
allerdings, dass der Schuldendienst von sieben Prozent
auf über ein Drittel des Staatshaushaltes stieg.
Dieses Mal wollten sowohl die Griechen, als auch die
Gläubiger klüger sein. Letztere ließen sich das
entliehene Kapital mit Steuer- und Zolleinnahmen
besichern. Die Hellenen wiederum wollten nun
garantieren, dass das Geld auch sinnvoll eingesetzt
wird. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch die
politische Symbolik. Trikoupis erkannte, dass in seiner
zur Schau getragenen Reformbereitschaft der Schlüssel
zum Wohlwollen der westlichen Mächte lag.
Geld gleich Griechen ungleich Effizienz
Doch das Prozedere wiederholte sich. Ein gewichtiger
Teil der Anleihen landete bei internationalen Banken und
reichen Griechen, die bei der Auflage der Papiere
mitschnitten. Zudem wurden alte Schulden getilgt. Der
Finanzwissenschaftler Andreas Andreadis hat damals
errechnet, dass nur 62 Prozent des entliehenen Kapitals
für Investitionen übrigblieben.
Der Hauptteil davon floss abermals in die Rüstung, da
die griechische Politik von der Idee eines
Großgriechenlands (megali idea) besessen war. Auch wenn
dieses Mal mehr Gelder ihren Weg in Telegrafennetze,
Eisenbahnlinien, Häfen, und Polizeiausbildung fanden,
die Zeichen für eine gelungene Schuldentilgung standen
denkbar schlecht.
Weiter geschont wurden zudem die Reichen. Premier
Trikoupis setzte auf eine Art Thrickle-down-Effekt. Die
Vermögenden des Landes sollten möglichst wenig belastet
werden, um privatwirtschaftliche Investitionen
anzukurbeln. Diese sollten dann wiederum zu einem Mehr
an Infrastruktur, Beschäftigten und Steuern führen.
Da aber die Privatinvestitionen auf sich warten ließen,
endete Hellas wieder in einer veritablen Staatspleite.
"Dystichos eptochevsamen" ("Leider sind wir bankrott"),
erklärte Premier Trikoupis im Dezember 1893. Und die
Gläubiger mussten wieder einsehen, dass sich ihre
Besicherungen als wertlos herausstellten. Griechenland
war souverän, konnte wie wollte nicht zahlen.
Europa nimmt Hellas unter Kuratel
Die geprellten Investoren versuchten nun über die
Staatsdiplomatie zu ihrem Recht zu kommen, bekamen von
der Politik aber eine Abfuhr. „Die Anleger hätten um ihr
Risiko gewusst, ihre Rettung könne nun nicht Sache des
Staates sein, staatliche Hilfe würde sie in Zukunft noch
leichtsinniger machen", so beschreibt Korinna Schönhärl
in der "Frankfurter
Allgemeinen Zeitung" die damalige Position des
deutschen Außenministeriums.
Vier Jahre später kam aber alles anders. Hellas zog in
einen Kurzzeit-Krieg um die unter osmanischer Herrschaft
stehende Insel Kreta, den man verlor. Nun schuldete man
den Türken eine Kriegsentschädigung. Neues Geld gab es
von Westeuropas Investoren aber nur gegen die Bedingung,
auch für die alten, seit der Staatspleite 1893 nicht
mehr bedienten, Schulden aufzukommen. Um das beim
dritten Anlauf auch wirklich sicherzustellen, zwang man
Griechenland, seine finanzielle Souveränität aufzugeben.
Es wurde unter Kuratel einer sogenannten Internationalen
Finanzkommission (IFK) gestellt. Sie kontrollierte die
für den Schuldendienst zweckgebundenen hellenischen
Staatseinnahmen. Dass damit der Spielraum für
Investitionen im Land selbst gering war, verstand sich
von selbst. Viele Griechen wanderten in diesen Jahren in
die USA oder Europa aus. Tilgungsraten und Zinsen wurden
übrigens bis zum Einmarsch deutscher Truppen im Jahre
1941 gezahlt.
Nahezu jedes Land war einmal bankrott
Parallelen zur Jetztzeit drängen sich auf. Auch heute
hapert es bei der Steuermoral, auch heute ist das Land
hoch verschuldet, auch heute steht Hellas unter Kuratel
der europäischen Mächte.
Das ist eine - im wahrsten Sinne des Wortes -
griechische Tragödie. Wie die aus dem antiken
Bocksgesang stammende Urform des Theaters, wurden und
werden auch Staatspleiten auf der ganzen Welt
"gespielt". So hat es Deutschland, Vorgängerstaaten wie
Preußen inklusive, auf acht Insolvenzen gebracht. Ungarn
hat sieben Mal, Portugal und die Türkei sechs Mal und
Russland fünf Mal angeschrieben, wie aus Recherchen der
Schoeller-Bank hervorgeht.
Den Rekord hält übrigens Spanien mit ganzen dreizehn
Bankrotten. Vier davon gehen alleine auf das Konto König
Philipps II., der von 1556 bis 1598 im iberischen Sattel
saß. Um sein Weltreich, das von den amerikanischen
Kolonien bis zu den Philippinen reichte,
zusammenzuhalten, waren Kriege nötig. Immer wenn er die
für die Finanzierung nötigen Schulden nicht begleichen
konnte, erklärte er die royale Pleite.
"Historisch verhält es sich so, dass es Regierungen ab
einer Zinsbelastung von 25 Prozent der Steuereinnahmen
schwer haben, ein vernünftiges Budget aufzustellen",
heißt es in dem 2010 erschienenen Bericht der
Schoeller-Bank. Griechenland hat diese Marke
überschritten. In Österreich wird diese Belastung bis
2015 auf rund 19 Prozent der Nettosteuereinnahmen oder
9,54 Milliarden Euro ansteigen, prognostiziert der
Rechnungshof in seinem vor zwei Wochen erschienenen
Bundesrechnungsabschluss 2010. (Hermann Sussitz,
derStandard.at, 3.10.2011)
Wissen
Den ersten dokumentierten Staatsbankrott verursachten
griechische Stadtstaaten im vierten Jahrhundert vor
Christus.
Der Philhellenismus steht für die Geistesströmung
jener Menschen, die sich für das Griechentum
einsetzen. Übrigens geht die Schreibweise von Bayern
auf das griechische Ypsilon zurück. Mit ihr wurde das
frühere "Baiern" abgelöst.
Eine Monarchie war Griechenland von 1832 bis 1924 und
von 1935 bis 1973.
Der griechische Fiskus belastet ein Einkommen von
100.000 Dollar (73.500 Euro) mit 28,7 Prozent
Einkommenssteuer und 16 Prozent
Sozialversicherungsbeiträgen. Das ist die dritthöchste
effektive Abgabenquote Europas, wie die
Unternehmensberatung KPMG 2010 berechnet hat.
Die Landesverteidigung kostet die Hellenen jährlich
rund vier Prozent des BIP. In Österreich sind es 0,7
Prozent.>
=====
4.10.2011: Finanzakrobaten beim Euro-Retten
aus: 20 minuten online: Gefährliche Finanzakrobatik:
Nun tricksen auch die Euro-Retter; 4.10.2011;
http://www.20min.ch/finance/dossier/eurokrise/story/23172363
<von Sabina Sturzenegger - Der europäische
Rettungsschirm EFSF muss grösser werden. Zur
Beschaffung von Geld könnten jene Finanztricks
eingesetzt werden, welche die Finanzkrise mit
ausgelöst haben.
Der Euro-Rettungsschirm, kurz EFSF, wird schon bald
selber in die Krise geraten. Die 440 Milliarden Euro
reichen wohl nicht aus, um die maroden Staatsfinanzen
zu retten. Jetzt wollen die EU-Finanzminister in die
Trickkiste greifen, um dem Rettungsschirm mehr
Feuerkraft zu verleihen. Eine weitere Aufstockung des
Rettungsschirms ist derzeit politisch nicht möglich.
Die österreichische Finanzministerin Maria Fekter
bestätigte deshalb am Dienstag, dass die Suche nach
einem geeigneten Hebel für die Geld-Vermehrung im
Rettungsfonds begonnen habe. Oder wie es ein
EU-Diplomat formulierte: «Wir suchen einen
Mechanismus, wie wir aus einem Euro fünf machen
können.»
Sind das nicht die gleichen Tricks, die die Welt vor
drei Jahren überhaupt erst in die Finanzkrise gestürzt
haben? Sie sind zumindest ähnlich, bestätigt Ökonom
Felix Brill. Für ihn sind sie daher problematisch. «Es
sind sehr komplexe Konstrukte, und sie beinhalten
grosse Unsicherheiten», sagt der Berater von
Wellershoff und Partners.
«Es besteht Explosionsgefahr»
Konkret sind zwei Szenarien denkbar: Entweder würde
sich die EFSF bei der Europäischen Zentralbank (EZB)
refinanzieren. Der Rettungsfonds könnte dann Anleihen
von Euro-Staaten aufkaufen, diese als Sicherheit bei
der EZB hinterlegen und im Gegenzug von ihr Geld
beziehen. Oder der Rettungsfonds würde selber als
Versicherung tätig: Die Käufe auf dem Anleihenmarkt
würde weiterhin die EZB tätigen, doch würde die EFSF
ihr einen Teil des Verlustrisikos abnehmen. Bei der
Versicherungslösung sieht Brill sogar
«Explosionsgefahr» für die Finanzmärkte. Er glaubt
aber auch nicht, dass eine der beiden
Finanzhebel-Ideen durchkommt und umgesetzt wird.
«Die EU-Finanzminister sollten stattdessen die
Errichtung des ESM, des ständigen Rettungsfonds,
vorantreiben», fordert Brill. Der Zeitpunkt, zu dem
der ESM in Kraft treten soll – erst Mitte 2013 – sei
zu spät.>
=====
4.10.2011: Schuldenbremse in deutschen
Bundesländern zeigt Wirkung
aus: n-tv online: Erste Überschüsse in Sicht:
Schuldenbremse wirkt; 4.10.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Schuldenbremse-wirkt-article4451341.html
<Vier Bundesländer dürften einer Studie zufolge
bereits im Jahr 2013 Überschüsse in ihrer
Haushaltskasse verbuchen. In Sachsen, Thüringen,
Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg schreitet die von
der Schuldenbremse geforderte Konsolidierung am
stärksten voran. Mecklenburg-Vorpommern und
Nordrhein-Westfalen nehmen bis 2013 jedoch neue
Schulden auf.
Die Schuldenbremse im Grundgesetz führt in den
Bundesländern zu ersten Erfolgen. In sieben von 16
Ländern sei die Konsolidierung der Haushalte auf gutem
Weg, geht aus einer Analyse des arbeitgebernahen
Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
hervorgeht. Spitzenreiter sei Sachsen, während
Nordrhein-Westfalen hinterher hinke. Sachsen,
Thüringen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg
dürften bereits im Jahr 2013 ihre Defizite abgebaut
und in Überschüsse umgewandelt haben. Große
Fortschritte bei der Konsolidierung ihrer Haushalte
seien auch in Brandenburg, Saarland und
Rheinland-Pfalz zu
erwarten.
Erste Erfolge zeigen sich demnach in Hamburg, Hessen,
Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen, Berlin und
Bayern. Diese Länder müssten ihre Sparbemühungen
allerdings weiter intensivieren, um 2020 das Ziel
eines ausgeglichenen Haushaltes erreichen zu können.
"Mecklenburg-Vorpommern weist zwar nahezu keine neuen
Schulden mehr aus, muss aber mit einer aktualisierten
Finanzplanung erst noch belegen, dass auch in Zukunft
Überschüsse erzielt werden", erklärte die Lobbygruppe
Initiative Soziale Marktwirtschaft, die die Studie in
Auftrag gegeben hat. Allein in Nordrhein-Westfalen sei
keine Konsolidierungsstrategie zu erkennen. Dort werde
2013 sogar ein höheres Defizit erreicht als im
Ausgangsjahr 2010.
INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr erklärte,
die Schuldenbremse sei ein "erfolgreiches Instrument"
gegen die Staatsverschuldung. Nicht nur die
europäischen Staaten, sondern auch die deutschen
Bundesländer müssten ihren Beitrag leisten. "Je später
sie damit beginnen, desto schmerzhafter der Prozess
und zweifelhafter der Erfolg", erklärte er.
Neues Nachdenken in Krisenzeiten
Saarlands
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)
hatte vor kurzem eine Debatte über die
Schuldenbremse angestoßen. So erklärte sie, wenn
die Staatsschuldenkrise und notwendige
Rettungsmaßnahmen in der Euro-Zone keine vernünftige
Wirtschaftsentwicklung mehr möglich machten, habe man
eine veränderte Geschäftsgrundlage. Politiker von
Union und FDP reagierten darauf empört und warnten vor
einer Lockerung der Schuldenbremse. Kramp-Karrenbauer
betonte nun als Reaktion auf die IW-Studie: "Die
Schuldenbremse ist für das Saarland
überlebensnotwendig, sie steht für uns außer Frage."
Das Saarland werde den Weg der Konsolidierung unbeirrt
weiter gehen. "Alle, die an der Ernsthaftigkeit des
Saarlandes zweifeln, werden mit dieser Studie eines
Besseren
belehrt."
Laut Grundgesetz müssen die Bundesländer bis 2020 aus
dem "strukturellen Defizit" herauskommen,
konjunkturabhängige Defizite sind jedoch weiterhin
erlaubt. Der Bund muss schon 2016 soweit sein, ihm
wird aber ein jährlicher Spielraum von 0,35 Prozent
des Bruttoinlandsproduktes zugestanden. Das IW
kritisierte, dass das Grundgesetz beide Arten von
Defizit nicht definiere. Die Länder könnten dann
jeweils mit einer eigenen Berechnungsmethode arbeiten.
"Der Stabilitätsrat sollte autorisiert werden, zu
regelmäßig wiederkehrenden Terminen von den Ländern
vereinheitlichte Finanzplanungen einzufordern",
erklärte IW-Geschäftsführer Rolf Kroker.
Die Schuldenbremse wurde im Zuge der
Föderalismusreform II im Grundgesetz verankert und
setzt einer Politik auf Pump enge Grenzen. Sie
schreibt vor, dass die Länder im Jahr 2020 keine neuen
Schulden mehr machen dürfen. Der Bund muss ab diesem
Jahr schrittweise dafür sorgen, dass die
Neuverschuldung 2016 maximal noch 0,35 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes beträgt.Die Schuldenbremse gilt
in der Schuldenkrise der Euro-Zone als Vorbild für
eine nachhaltige Haushaltspolitik. Spanien folgte dem
deutschen Beispiel bereits, Italien und Frankreich
planen diesen Schritt.
dpa>
=====
Und hier kommt wieder eine Meldung mit der Realität
aus Pleite-Griechenland:
4.10.2011: Statt zu reorganisieren, streikt
Pleite-Griecheland: <Tourismus: Streik in
Griechenland - Airlines verlegen Flüge>
<Berlin/Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Der neuerliche
Streit um den Sparkurs der griechischen Regierung wird
auch Reisende treffen: Wegen des geplanten
Generalstreiks in Griechenland am Mittwoch (5.10.)
verlegen mehrere Airlines betroffene Flüge.
Air Berlin etwa lässt 15 Maschinen schon am Dienstag
fliegen, sechs weitere starten nun spät am Abend des
Streiktags. 25 Flüge verschiebt die Airline auf den
Donnerstag. Condor hat die Abflugzeiten von 13 Flügen
geändert. Insgesamt seien 28 Flüge mit 5600 Kunden vom
Generalstreik betroffen, erklärte das Unternehmen.
Lufthansa konnte am Dienstagmittag noch nicht sagen,
wie viele Flüge verlegt werden. Es sei aber geplant,
Flüge in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nach
vorne zu ziehen und Abendflüge am Mittwoch nach hinten
zu schieben. Reisende sollten sich rechtzeitig über
die Webseite oder die Hotline informieren, empfahl
Sprecher Marco Dall'Asta.
Der Streik solle am Dienstag um 23.00 Uhr beginnen
und am Mittwoch 23.00 Uhr enden. Hunderte Flüge fallen
vermutlich aus. Die Proteste sind Teil einer massiven
Streikwelle, mit der sich vor allem Staatsbedienstete
gegen geplante Entlassungen im Staatssektor wenden.
Quelle: n-tv.de / dpa>
=====
England 4.10.2011: Euro ist "kollektiver
Wahnsinn", ist ein "brennendes Haus ohne Ausgang",
sagt Aussenminister Hague - 60% der WählerInnen
wollen den Austritt aus der EU - die EU-Pleite
wird auch England treffen
aus: Basler Zeitung online: Britanniens
hämisch-ängstlicher Blick über den Kanal; 4.10.2011;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Britanniens-haemischaengstlicher-Blick-ueber-den-Kanal/story/11762588
Die Eurokrise auf dem Festland
befeuert in London die Europadebatte. Und diese
scheint einen heftigen Drall anzunehmen. Nicht fehlen
darf ein Verweis auf die (komfortable) Lage der
Schweiz.
Den ersten Stein warf Aussenminister William Hague.
«Es war Wahnsinn, dieses System zu schaffen;
jahrhundertelang wird darüber als eine Art
historisches Monument kollektiven Wahnsinns
geschrieben werden», sagte der Parteifreund von
Premier David
Cameronin einem Interview mit dem
konservativen Polit-Magazin «The Spectator». Gemeint hat er
damit die Eurozone, die er in der Folge auch als
«brennendes Haus ohne Ausgang» bezeichnete. Hague hat
sich damit zum Fürsprecher einer stärker werdenden
Gruppe von EU-Skeptikern aufgeschwungen.
Zwar ist das Verhältnis zwischen dem Inselreich und
dem europäischen Kontinent seit jeher gespalten. Die
grassierende Eurokrise bringt das heisse Eisen nun
aber erneut auf die politische Tagesordnung. Der
derzeit stattfindende Parteitag der konservativen
Tories steht unter dem Eindruck der gelben Sterne auf
blauem Hintergrund. Einer der wichtigsten Streitpunkte
an dem mehrtägigen Treffen mit über 10'000 Teilnehmern
ist die Frage, ob das britische Volk dereinst über den
Verbleib in der EU abstimmen soll.
Direkte Demokratie light
«Cameron rules out ‚in or out’ EU
vote» («Cameron lehnt EU-Abstimmung ab»),
titelte BBC. Ähnlich rückten auch die linksliberalen
Blätter «Guardian» und «Independent» die gemässigten
Kräfte der Konservativen Regierungspartei in den
Vordergrund. Demgegenüber fordern rechtskonservative
Zeitungen wie der «Telegraph» einen Urnengang: «David
Cameron sollte ein EU-Referendum abhalten und so den
Briten die Chance geben, ihre Meinung zu Europa
abzugeben», schreibt Gastautor Nile Gardiner.
Seit Jahren geistert die Frage eines EU-Referendums
über Grossbritannien. Nun ist die Sache mit einer von
über 100'000 Briten unterschriebenen Petition ein
Stück näher gerückt. Direkte Demokratie light quasi
ermöglicht dem Volk, eine Parlamentsdebatte per
Bittschrift anzuregen. Nun kommt es im britischen
Unterhaus also wohl noch vor Weihnachten – wie es in
Medienberichten heisst – zur EU-Schlacht.
Die EU als «Besatzungsmacht»
Die Ausgangslage verspricht eine heisse Debatte. Bei
den Tories hat das Lager der EU-Skeptiker Zulauf. 124
der 306 konservativen Abgeordneten haben sich in einer
euroskeptischen Gruppe organisiert. Einer der
Anführer, Mark Pritchard, bezeichnete die
EU als «Besatzungsmacht». Viele fordern, Kompetenzen
von Brüssel nach London zurückzuholen. So auch Hague:
«Die EU hat zu viel Macht», so der Aussenminister. «Es
gibt Befugnisse, die in dieses Land zurückgeholt
werden sollten.» Dass der Koalitionspartner, die
Liberalen von Nick Glegg, noch zu den grössten
EU-Befürwortern im Land gehören, macht die Sache umso
delikater. Ein Auseinanderdriften in dieser Frage kann
sich das Regierungsbündnis nicht leisten.
Bei der Opposition, der Labour-Partei, spricht man
derzeit nicht gern über die EU-Frage. Die
Pro-Europa-Haltung der Partei-Elite würde mit der
aktuellen Stimmung im Land kollidieren. Ein Referendum
kann nicht im Interesse der Partei von Ed Miliband
liegen. Nichtsdestotrotz schrieb der «Evening Standard», Miliband
könnte ein Auseinanderbrechen der Regierungskoalition
provozieren, wenn er sich hinter ein Referendum
stellen würde.
Verwundbare britische Banken
Beim Volk scheint die Meinung gemacht. Das
Umfrage-Institut YouGov hat bei den Tory-Wählern eine
76-Prozent-Mehrheit für ein EU-Referendum ausgemacht.
Beim Koalitionspartner, den Liberaldemokraten sind es
51 Prozent und bei der oppositionellen Labour 53
Prozent. Was vielen Briten offenbar vorschwebt, ist
die Rückkehr zu einer reinen Freihandelszone. Als
Beispiele werden hier immer wieder die Schweiz und
Norwegen hervorgehoben: «Eine immer enger
zusammenrückende Eurozone würde es den Briten
erlauben, sich an den Rand von Europa zurückzuziehen
und eine Position wie die Schweiz oder Norwegen
einzunehmen. Mit Freihandelsabkommen (…) aber ohne
Verpflichtungen», schreibt Ko-Chefredaktor Jeremy
Warner im «Telegraph».
Ob in der EU oder nicht, Grossbritanniens Schicksal ist
mit Europa verbunden, ob es das will oder nicht. Darum
blickt man auch mit Sorge und nicht nur mit Häme – wie
William Hague – über den Ärmelkanal. Ein Zusammenbruch
der Eurozone würde die Briten mit in den Abgrund
reissen. Und weil das Inselreich mit dem Finanzplatz
London mehr als alle anderen EU-Staaten vom Bankensektor
lebt, ist es äusserst verwundbar. Die britischen Banken
sind zwar weniger in Griechenland, dafür aber umso mehr
in Spanien und Italien engagiert. Wehe, wenn die
Eurokrise dort eskalieren würde. (baz.ch/Newsnetz)>
=====
4.10.2011: Pleite-Griechenland "entdeckt"
1,5 Milliarden Euro
<Griechischer Finanzminister
Venizelos: "Bis Mitte November gibt es kein Problem"
Mögen die Zeiten noch so mies sein - die
lebensfrohen Griechen sind immer für eine Überraschung
gut. Zwar zahlen die Euro-Partner ihre
nächsten Hilfen später aus als gedacht. Doch die
Pleite kann die Regierung erst mal abwenden. Denn
sie hat einen Milliardenschatz entdeckt.
Athen/Luxemburg - Manchmal müssen sich selbst die
Beobachter die Augen reiben, die noch immer glauben,
den Überblick in der europäischen Schuldenkrise zu
haben: Seit Wochen hieß es, Griechenland laufe die
Zeit davon, für lange Diskussionen und Prüfungen sei
eigentlich keine Zeit mehr. Wenn bis Mitte Oktober
kein Geld nach Athen geflossen sei, dann müsse es
endgültig heißen: Insolvenz, die erste!
Doch davon ist plötzlich keine Rede mehr. Als der Chef
der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, am Dienstag
verkündete, die Regierung in Athen könne erst im
November mit den nächsten Milliarden aus dem
Hilfspaket rechnen, blieb der Aufschrei aus Athen aus.
Überraschender noch: Der griechische Finanzminister
Evangelos Venizelos verkündete, seine Regierung habe
ja eh noch bis Mitte November Geld, um Löhne und
Renten zu zahlen. "Bis Mitte November - das ist klar -
gibt es kein Problem", sagte er.
Wie bitte?! Wie kann sich in einem Land, das
eigentlich pleite ist, plötzlich das Geld so wundersam
vermehren? So genau weiß das wohl niemand. Ob das gut
oder schlecht ist, sei dahingestellt. Aus
Regierungskreisen in Athen verlautete, es sei eine
letzte Geldreserve von 1,5 Milliarden Euro
aufgetaucht. Diese stamme aus einem
Banken-Stabilisierungsfonds, der im Zuge der Krise
2008 aufgelegt worden war.
Ob die Griechen die Reserve selbst entdeckt haben
oder ob die internationalen Prüfer von EU und
Internationalem Währungsfonds bei der Schatzsuche
halfen, ist nicht überliefert. Zumindest wollen sich
die Kontrolleure die Haushaltslage in Griechenland
ganz genau anschauen. Die EU hatte erklärt, die
Auszahlung weiterer Hilfsgelder werde aufgeschoben,
weil mehr Zeit zur Prüfung der Athener Spar- und
Reformbemühungen benötigt werde. Vielleicht tauchen ja
noch ein paar Milliarden Euro auf.
mmq/dpa>
=====
4.10.2011: Die EU braucht 2 Billionen Euro
flüssig, um sich über Wasser zu halten, sonst
kommt die Rezession
aus: Welt online: Roubini zur Euro-Krise: "Europa
braucht eine Zwei-Billionen-Bazooka"; 4.10.2011;
http://www.welt.de/finanzen/article13640902/Europa-braucht-eine-Zwei-Billionen-Bazooka.html
<Nouriel Roubini ist einer der
wichtigsten Wirtschaftsberater weltweit. Schon vor
2006 hatte er die Krise am US-Häusermarkt vorausgesagt
Die Europaer müssen nach Ansicht von Nouriel
Roubini mehr Geld zur Bekämpfung der
Schuldenkrise bereitstellen. “Ich bin sehr besorgt,
dass die Dinge außer Kontrolle geraten könnten”, sagte
Roubini in einem Bloomberg-Interview
in Dubai.
Nouriel Roubini ist einer der wichtigsten
Wirtschaftsberater weltweit. Schon vor 2006 hatte er
die Krise am US-Häusermarkt vorausgesagt
“Europa braucht eine große Bazooka mit mindestens 2
Billionen Euro – und darauf kann keine drei Monate
mehr gewartet werden. Es muss die nächsten Wochen über
die Bühne gehen”, sagte Volkswirt Roubini. “Selbst im
Fall eines Schuldenschnitts wird das Wachstum nicht
zurückkehren, wenn es keine Veränderung beim realen
Wechselkurs über eine Abwertung gibt und wenn man
nicht zu nationalen Währungen zurückkehrt”, sagte
Roubini.
Europa kämpft an verschiedenen Fronten. Die
Verantwortlichen versuchen die Krise in Griechenland
beizulegen. Zugleich muss Italien und Spanien
vor einem Übergreifen der Krise bewahrt werden und
viele Banken müssen stärker kapitalisiert werden.
Diese haben laut Internationalem Währungsfonds
Kreditrisiken von bis zu 300 Milliarden Euro in ihren
Büchern stehen.
“Das Problem ist nicht, dass Griechenland insolvent
ist, sondern dass es zwei Gefahrenherde gibt, von
denen niemand redet - Italien und Spanien”, erläuterte
Roubini. “Sie sind zu groß um pleite zu gehen, aber
auch zu groß, um gerettet zu wenden. Sie sind dank der
Einsparungen zahlungsfähig, wenn auch illiquide, aber
sie haben an Glaubwürdigkeit am Markt eingebüßt.” Die
europäische Schuldenkrise könnte Konsequenzen haben,
die “schlimmer” als der Zusammenbruch von Lehman
Brothers sind, fügte er hinzu.
Zu den Maßnahmen, die zur Lösung der Schuldenkrise
getroffen werden müssen, gehören eine Lockerung der
Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und eine
Zinssenkung, eine Reduzierung des Euro-Kurses, eine
Rekapitalisierung der europäischen Banken und
“ein geordnetes Verfahren für einen Austritt
Griechenlands aus dem Euroraum”, erläuterte Roubini.
Es müsse auch fiskalpolitische Stützungsmaßnahmen in
den Kernländern der Eurozone geben, um eine Rezession
für ganz Europa zu vermeiden.
Anzeige
Roubini hatte die Blase bei den US-Hauspreisen
vorhergesagt, bevor der Markt 2006 seinen Gipfel
erreichte und war zeitweise Berater des
US-Finanzministeriums und lehrt als Professor für
Wirtschaftswissenschaften an einem Institut der New
Yorker Universität.
Bloomberg/dma>
=====
Deutschland 4.10.2011: <Öffentliche
Versöhnung: Bosbach nimmt Pofallas Entschuldigung
an>
aus: Welt online; 4.10.2011;
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13641456/Bosbach-nimmt-Pofallas-Entschuldigung-an.html
<Autor: Christiane Jacke
Nach seiner Verbalattacke hat
sich Kanzleramtsminister Pofalla bei Parteifreund
Bosbach entschuldigt. Für den ist die Sache
erledigt, für Teile der Basis noch nicht.
Nach der jüngsten Verbalattacke rund um die heikle
Euro-Abstimmung im Bundestag haben sich
Kanzleramtsminister Ronald Pofalla und der
CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach öffentlich
versöhnt.
Wolfgang Bosbach (l.) hat die
Entschuldigung von Ronald Pofalla angenommen. „Für
mich bleiben weder politisch noch persönlich
Differenzen zurück“, sagte der CDU-Abgeordnete.
Pofalla
entschuldigte sich per Zeitungsinterview für
seine Entgleisung. Bosbach gab sich nicht
nachtragend. Innerhalb der CDU gibt es jedoch weiter
Unmut über internen Umgang und das äußere
Erscheinungsbild der Partei.
Der CDU-Innenexperte Bosbach gehört zu den zehn
Unions-Abgeordneten, die in der vergangenen Woche im
Bundestag nicht für die Erweiterung des
Euro-Rettungsschirms EFSF gestimmt haben.
Medienberichten zufolge hatte Pofalla seinen
Parteikollegen Bosbach vor der Abstimmung mit Sätzen
wie „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen“
attackiert.
Pofalla entschuldigte sich bereits am Tag danach
auf direktem Weg bei seinem Parteikollegen. Nun
zeigte er auch öffentlich Reue. Der „Bild“-Zeitung
sagte der Kanzleramtschef: „Ich ärgere mich selbst
sehr über das, was vorgefallen ist, und es tut mir
außerordentlich leid.“ Bosbach nahm die
Entschuldigung an. „Die Sache ist damit für mich
endgültig erledigt“, sagte er dem Blatt. „Für mich
bleiben weder politisch noch persönlich Differenzen
zurück.“
An der Basis haben sich die Gemüter
aber offenkundig noch nicht beruhigt. Der
niedersächsische CDU-Politiker Frank Oesterhelweg
bezeichnete Pofallas Äußerungen als „Frechheit“ und
verlangte, „in der Unions-Spitze dringend personelle
Veränderungen vorzunehmen“.
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Um das Erscheinungsbild der Union stehe es denkbar
schlecht. „Viel zu lange haben wir als Basis dieses
Trauerspiel hingenommen“, beklagte er, „wenn jetzt
nicht bald aufgeräumt wird, dann laufen uns
Mitglieder und Wähler in Scharen davon.“ Auch aus
der Jungen Union, der Nachwuchsorganisation der CDU,
war die Forderung nach personellen Konsequenzen
gekommen.
„Der schlechteste Kanzleramtschef aller Zeiten“
An Pofallas
Eignung gibt es aber nicht nur bei Teilen der
Basis und beim Parteinachwuchs Zweifel. Die
„Berliner Zeitung“ zitierte in ihrer Dienstagausgabe
einen namentlich nicht erwähnten führenden
Koalitionspolitiker mit den Worten, Pofalla sei in
seinem Amt überfordert und zudem wegen seiner
cholerischen Art nicht dafür geeignet. Er sei „der
schlechteste Kanzleramtschef aller Zeiten“.
Rückendeckung bekam der Kanzleramtsminister
dagegen aus den Reihen der Grünen. Der frühere
Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer, der
im Umgang mit Parteikollegen selbst als wenig
zimperlich galt, äußerte Verständnis für Pofallas
Wutausbruch.
Der „Leipziger Volkszeitung“ sagte Fischer: „Mir
ist ein deftiges Wort des Zorns immer lieber als
eine scheinbar freundlich vorgetragene süßsaure
Hinterhältigkeit.“
dapd>
=====
Europa 4.10.2011: Die Grossbank Dexia
steht vor dem Fall - Dexia wurde doch erst vor 3
Jahren schon gerettet
aus: Financial Times Deutschland
online: Liquiditätsprobleme: Staatsgarantien
sollen Dexia vor dem Ende bewahren; 4.10.2011;
http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:liquiditaetsprobleme-staatsgarantien-sollen-dexia-vor-dem-ende-bewahren/60111708.html
<Das französisch-belgische Geldhaus mit seinen
35.000 Beschäftigten kämpft um seine Existenz. Der
Aktienkurs fällt zeitweise um fast 40 Prozent.
Brüssel, Paris und Luxemburg sichern der Bank
Unterstützung zu.
von Barbara
SchäderFrankfurt und Peter
EhrlichLuxemburg
Frankreich und Belgien
wollen die im Zuge der Griechenland-Sorgen in
Turbulenzen geratene Bank Dexia
notfalls mit einer Staatsgarantie vor dem Aus
bewahren. Die beiden Staaten seien bereit, für
die Kreditaufnahme des auch in Luxemburg
aktiven Instituts zu bürgen, teilten der
französische Finanzminister Francois Baroin
und sein belgischer Kollege Didier Reynders
mit. Auch Luxemburg ist nach Angaben von
Finanzminister Luc Frieden zu Garantien
bereit. Es wäre die zweite Rettungsaktion für
das Institut binnen drei Jahren. Der
Aktienkurs stürzte am Dienstagmorgen in der
Spitze um 37,7 Prozent auf ein Rekordtief von
81 Cent ab. Später stieg die Notierung auf
etwa 1 Euro.
Der Verwaltungsrat der
Bank war am Montagabend zu einer Krisensitzung
zusammengekommen, nachdem die Ratingagentur
Moody's dem Institut mit einer Herabstufung
gedroht hatte. Im Anschluss teilte das Gremium
am Dienstag mit, der Umfang der nicht
strategischen Vermögenswerte belaste den
Konzern strukturell. Gemeint sind offenbar
strukturierte Finanzprodukte und Anleihen hoch
verschuldeter Länder - zwei Geschäftsbereiche,
die Dexia seit 2008 abzubauen versucht. Mit
seiner Mitteilung verstärkte der
Verwaltungsrat Spekulationen, die
risikobehafteten Vermögenswerte könnten in
eine Bad Bank ausgelagert werden.
Gründung
einer Bad Bank erwartet
Nach Informationen der
Nachrichtenagentur Bloomberg wird über eine
Zerschlagung von Dexia verhandelt, die bislang
rund 35.000 Mitarbeiter beschäftigt. Neben der
Gründung einer Bad Bank sei die Abspaltung des
französischen Kommunalfinanzierungsgeschäfts
im Gespräch, berichtete Bloomberg unter
Berufung auf eine mit den Beratungen vertraute
Person. Bis zur Lehman-Pleite war Dexia der
weltweit größte Kommunalfinanzierer. Die
offenen Forderungen an Gemeinden und Regionen
beliefen sich Ende 2010 auf 228 Mrd. Euro, das
ist knapp die Hälfte der Bilanzsumme.
Laut Bloomberg könnte das
Kommunalfinanzierungsgeschäft in ein
Gemeinschaftsunternehmen mit der französischen
Postbank und der Caisse des Dépots et
Consignations ausgelagert werden. Möglich sei
zudem die Suche nach Käufern für das belgische
Privatkundengeschäft, die hauptsächlich für
Unternehmenskunden tätige Denizbank AS in der
Türkei und die Vermögensverwaltungssparte mit
Sitz in Luxemburg.
Die Gemeindefinanzierung
ist das wichtigste Standbein der Bank. Daneben
arbeitet Dexia für immerhin acht Millionen
Privatkunden, hauptsächlich in Belgien und
Luxemburg. Der luxemburgische Finanzminister
Frieden schloss vor diesem Hintergrund neben
Garantien auch eine vorübergehende
Staatsbeteiligung nicht aus. Er sagte aber, die
Luxemburger Tochtergesellschaft Dexia BIL werde
"keine Staatsbank" und generell seien
privatwirtschaftliche Lösungen vorzuziehen.
Dexia BIL sei gesund, habe kein Solvenzproblem
und alle Einlagen seien sicher, versicherte
Frieden.>
Teil 2
Letzte
Rettungsaktion liegt erst drei Jahre zurück
Erst im Herbst 2008 hatten
Belgien, Frankreich und Luxemburg Dexia mit
einer Kapitalspritze von 6 Mrd. Euro gestützt.
Hinzu kamen eine 100 Mrd. Euro schwere Garantie
der drei Länder für einen Teil der Schulden der
Bank, um Dexia den Zugang zu frischen Krediten
zu erleichtern. Belgien und Frankreich bürgten
überdies mit 16,6 Mrd. Dollar für
risikobehaftete Vermögenswerte des
Anleiheversicherers Financial Security Asset
Management, einer mittlerweile verkauften
Dexia-Tochter.
Um Nachteile für
Wettbewerber durch die staatlichen Beihilfen zu
vermeiden, verordnete die EU-Kommission Dexia
eine Schrumpfkur: Bis Ende 2014 muss das
Institut seine Bilanzsumme von 652 Mrd. Euro
Ende 2008 um 35 Prozent verkleinern. Ende Juni
lag sie nach Angaben der Bank bei 518 Mrd. Euro.
Für ein Institut dieser
Größe ist Dexia vergleichsweise stark in hoch
verschuldeten Staaten wie Griechenland
engagiert: Ende Juni hatte das Institut noch 3,8
Mrd. Euro an griechischen Staatsanleihen in
seiner Bilanz. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank, deren
Bilanzsumme rund vier Mal so groß ist,
bezifferte ihr Griechenland-Risiko
einschließlich der von der Postbank gehaltenen
Anleihen zuletzt auf rund 1,2 Mrd. Euro.
Sollte Dexia nun erneut Hilfe
benötigen, wäre das ein deutliches Zeichen, dass
die Bankenkrise trotz Rekapitalisierung
zahlreicher Institute und schärferer Regulierung
nicht überwunden ist. Die aktuellen Probleme der
Bank liegen laut Moody's vor allem im Zugang zu
frischen Darlehen. Der Umstand, dass die mittel-
und langfristige Refinanzierung für europäische
Banken schwierig geworden sei, könne "Dexia
veranlassen, ein wenig mehr auf kurzfristige
Finanzierung zurückzugreifen, was wahrscheinlich
zu einer Verringerung der verfügbaren
Liquiditätsreserven führt", schrieb die
Ratingagentur.
mit Agenturen>
=====
4.10.2011: Slowakei will keinen
erweiterten Rettungsschirm für
Pleite-Griechenland
aus: Der Standard online: Slowakischer
Parlamentschef: "Warum sollen wir mit den Griechen
solidarisch sein?" 4.10.2011;
http://derstandard.at/1317019274990/Slowakischer-Parlamentschef-Warum-sollen-wir-mit-den-Griechen-solidarisch-sein
<Interview | András
Szigetvari
Schluss mit Rettungseinsätzen: Richard Sulik legt
sich gegen neue Hilfen für Griechenland quer.
"Griechenland hat die dritt- oder viertgrößte
Armee Europas. Die haben 1300 Panzer, die
Slowakei hat keinen einzigen."
Warum Sulik sich um das Geld slowakischer
Rentner sorgt und ihn das griechische Militär
nervt, erzählte er in Bratislava.
STANDARD: 16 der 17 Euroländer
wollen eine Reform des Eurorettungsschirms und
ein neues Hilfspaket für Griechenland. Weil Sie
und Ihre Partei beides ablehnen, könnte die
Slowakei das einzige Land sein, das nicht
mitzieht. Warum stellen Sie sich quer?
Richard Sulik: Der ganze
Grundgedanke des Eurorettungsschirms ist
verkehrt. Da wird versucht die Schuldenkrise mit
noch mehr Schulden zu lösen. Das ist, wie wenn
jemand versucht ein Feuer mit einem Ventilator
zu löschen. Das Einzige, was helfen kann, wäre,
Griechenland pleitegehen zu lassen. Da muss ein
Schuldenschnitt von mindestens 50 Prozent her.
Die Banken müssen Geld verlieren. Es ist doch
klar, dass Griechenland seine Kredite niemals
zurückzahlen wird. Erst wenn der Schuldenschnitt
gemacht ist, können wir über Hilfen sprechen.
Aber derzeit würden wir nur die Gläubiger
Griechenlands, also die Banken, retten.
STANDARD: Ist das nicht auch
eine Frage der Solidarität: Auch die Slowakei
hat von der EU profitiert.
Sulik: Die Slowakei
profitierte, weil wir unserer Bevölkerung harte
Reformen zugemutet haben. Wir haben unseren
Haushalt saniert. Warum hat Griechenland das
nicht längst gemacht und ein funktionierendes
Steuersystem geschaffen? Warum sollen wir mit
den Griechen solidarisch sein? Das Land hat eine
Armee von 134.000 Soldaten. Griechenland hat die
dritt- oder viertgrößte Streitmacht Europas. Die
haben 1300 Panzer, die Slowakei hat keinen
einzigen.
STANDARD: Viele argumentieren,
dass eine Pleite Athens teurer käme, weil dann
viele Banken erst recht Staatshilfen bräuchten.
Sulik: Dann gehen halt einige
Banken pleite. Sollen wir jetzt das Eigentum
aller Aktionäre beschützen? Diese Hilfspakete
für Griechenland könnten uns viel Geld kosten,
und es ist unmöglich, einem slowakischen Rentner
zu erklären, dass er eines Tages höhere
Mehrwertsteuern bezahlen soll, damit griechische
Rentner weiterhin eine dreimal so hohe Rente wie
in der Slowakei genießen können. Und es ist
definitiv unmöglich, einem slowakischen Rentner
zu erklären, dass er vielleicht höhere Steuern
bezahlen muss, damit das Geld von
Bankenaktionäre beschützt wird.
STANDARD: Wobei die Griechen
seit Monaten hart sparen, um eine Pleite zu
verhindern.
Sulik: Die machen gar nichts!
Nennen Sie mir nur eine einzige Maßnahme, die
wirksam war.
STANDARD: Die Steuern wurden
massiv erhöht, nun sollen 30.000 Beamte
entlassen werden.
Sulik: Noch sind diese Beamten
aber alle da. Die Steuererhöhungen haben nichts
gebracht, denn die Staatseinnahmen sinken nach
wie vor. Noch schlimmer ist die Ausgabenseite:
Von Jänner bis Juli 2010 hat das Land 33,1
Milliarden Euro ausgegeben. Von Jänner bis Juli
2011 waren es 34,6 Milliarden Euro. Das Programm
funktioniert überhaupt nicht, nur will das
niemand anerkennen.
STANDARD: Trotz Ihrer Kritik
haben Sie in den vergangenen Tagen
Verhandlungsbereitschaft angedeutet.
Sulik: Wir sind eine kleine
Partei in einem kleinen Land. Es ist nicht
unsere Ambition, die ganze Eurozone zu stoppen.
Wir wollen das Geld der slowakischen
Steuerzahler beschützen. Sollte es ein Modell
geben, bei dem slowakische Steuerzahler nichts
bezahlen müssen, wäre das für uns akzeptabel.
Ich habe einen Lösungsvorschlag erhalten, der
das sicherstellen soll. Derzeit kann ich mir
aber nicht vorstellen, dem Modell zuzustimmen.
STANDARD: Dabei hätte die
Regierung trotz ihrer Ablehnung eine komfortable
Mehrheit im Parlament.
Sulik: Theoretisch. Neben uns
lehnt die nationalistische SNS und eine kleinere
Ungarn-Partei die Rettungsschirmreform ab. Das
sind 35 von 150 Abgeordneten. Der Witz besteht
darin, dass die größte Oppositionspartei, die
von Ex-Premier Robert Fico geführte Smer, nicht
zustimmen will, solange die Regierung keine
einheitliche Position findet. Derzeit können wir
das nicht. Das macht die Sache interessant, wir
wären in der Lage, das Ganze zu stoppen. Leider
hat Fico wie üblich sein Wort nicht gehalten: Er
hat angedeutet, dass er zustimmen könnte, wenn
es dafür irgendeinen Kuhhandel gibt.
Wahrscheinlich macht jemand auf ihn Druck, und
jetzt hat er die Hose voll. Wobei noch niemand
sagen kann, ob er seinen Kuhhandel bekommt.
STANDARD: Haben Sie nicht
Angst, dass die Slowakei isoliert wird, wenn das
Land mit Nein stimmt?
Sulik: Warum, weil wir als
einziges Land in der Eurozone auf die Einhaltung
der Regeln pochen, wonach jedes Land für seine
eigenen Schulden haftet. Sollen doch die anderen
16 Staaten erklären, warum sie die Regeln
brechen. (András Szigetvari, DER STANDARD,
Printausgabe, 5.10.2011)
RICHARD SULIK (1968) ist
Präsident des slowakischen Parlaments. Er ist
Vorsitzender der liberalen Partei Freiheit und
Solidar ität (SAS), der drittstärksten Kraft
im Parlament. Die SAS bildet mit drei weiteren
Parteien die Regierung. Der Ökonom Sulik
arbeitete vor dem Sprung ins Parlament im
Finanzministerium.>
=====
4.10.2011: Merkel will die EU-Diktatur:
<Schulden-Sünder: Merkel verlangt
Eingriffsrecht in Haushalte>
aus: Der Standard online; 4.10.2011;
http://derstandard.at/1317019306091/Schulden-Suender-Merkel-verlangt-Eingriffsrecht-in-Haushalte
<Mahnt Deutschland zu Solidarität mit anderen
Staaten - Finanzmarktregulierung Thema bei G-20
Magdeburg - Die deutsche Bundeskanzlerin
Angela Merkel hat direkte Eingriffsrechte in die
Haushalte von Euro-Staaten gefordert, die sich
nicht an die Vorgaben des Stabilitätspakts
halten. "Es muss europäische Durchgriffsrechte
geben, die in Ländern, die die Vorgaben immer
und immer wieder verletzen, dann die Haushalte
für nicht gültig erklären", sagte Merkel am
Dienstagabend auf der CDU-Regionalkonferenz in
Magdeburg.
"Solidarität billiger" als Alleingang
Zugleich warnte sie vor einer Diskussion, dass
Deutschland den Weg aus der Schuldenkrise
alleine schaffen könnte. "Solidarität ist
allemal billiger als wenn wir wieder alleine
sind", sagte Merkel mit Blick auf weitere Hilfen
für angeschlagene Euro-Staaten wie Griechenland.
"Der Weg 'Allein' ist heute kein Weg mehr in
eine gute Zukunft."
Die Europäer müssten sich die Folgen einer
Politik überlegen, durch die Europa zwei
Billionen Schulden aufgebaut habe und China
heute über zwei Billion Euro Guthaben verfüge,
sagte die Kanzlerin. Zugleich kündigte Merkel
an, dass sie auf dem nächsten G-20-Treffen die
Frage der nötigen Finanzmarktregulierung
ansprechen wolle. (APA)>
=====
4.10.2011: Der geheime Brief mit den
Anweisungen der EZB an Pleite-Italien
aus: Bueso.de: Geheimer Drohbrief der EZB an
italienische Regierung jetzt veröffentlicht;
4.10.2011;
http://www.bueso.de/node/4903
<Am 29. September veröffentlichte die
Wochenzeitung Corriere della Sera
den Wortlaut des geheimen Briefes der
Europäischen Zentralbank (EZB) vom 5. August
an die italienische Regierung. Er zeigt
schonungslos, wie ungeheuerlich die
supranationale „Governance“ jetzt schon über
den Kopf demokratisch gewählter Regierungen
hinweg entscheidet, und gibt einen
Vorgeschmack darauf, was zu erwarten ist, wenn
dieses System, wie von den EU-Institutionen
und Finanzmärkten geplant, ausgebaut wird.
Der Vorsitzende der Europäischen Zentralbank
(EZB) Jean-Claude Trichet und sein
designierter Nachfolger Mario Draghi
haben den Brief unterzeichnet. Trichet
antwortete noch bei einer Pressekonferenz am
8.9. auf eine Frage des EIR-Korrespondenten
Claudio Celani, ob der italienischen Regierung
in dem Brief Maßnahmen diktiert würden: „Das
sind Mitteilungen - wir diktieren oder zwingen
zu gar nichts.“
Aber wenn man den Text liest, ist „Diktat“
eher noch eine Untertreibung. Er ist in Ton
und Inhalt unverschämt. Der Corriere
bezeichnet ihn als „sicherlich außerhalb des
Rahmens der klassischen Zentralbankliturgie“
und „sehr scharf, an Zynismus grenzend“
abgefaßt. Trichet und Draghi fordern die „völlige
Liberalisierung lokaler öffentlicher
Dienstleistungen und professioneller Dienste“,
vor allem durch „umfangreiche Privatisierungen“,
Ersetzen
von Tarifverträgen durch „Vereinbarungen auf
Unternehmensebene“, Lockerung
des Kündigungsschutzes, Anzielen
eines 1%-Defizits 2012 durch
Haushaltskürzungen im Umfang von 3% des
Bruttoinlandsproduktes (BIP), Erhöhung
des Rentenalters für Frauen in der
Privatwirtschaft, „beträchtliche
Senkung der Kosten für Staatsbedienstete...,
notfalls durch Gehaltskürzungen“, Abschaffung
von Provinzregierungen, Einführung
einer
Schuldenbremse in der Verfassung und
„Leistungskataloge“ in Gesundheits-,
Bildungs- und Justizwesen.
Besonders ominös ist die Empfehlung, dies durch
Exekutivanordnungen zu bewirken:
„Angesichts des Ernstes der aktuellen
Finanzmarktlage halten wir es für wesentlich,
alle oben in Abschnitt 1 und 2 aufgelisteten
Maßnahmen so bald wie möglich per gesetzlichem
Dekret zu beschließen, gefolgt von
parlamentarischer Ratifizierung bis Ende
September 2011. Eine Verfassungsreform
zur Verschärfung der Ausgabenpolitik wäre
ebenfalls angemessen.“
Die EZB hat nach eigenen Angaben früher
ähnliche Briefe an andere Regierungen
verschickt, u.a. Spanien, Irland und Portugal.
Die EU-Demokratien stehen praktisch also schon
seit längerem unter Zwangsverwaltung, obwohl
deren Irrsinn z.B. im Falle Griechenlands
offensichtlich ist, wo sich die Haushaltslage
durch die EZB-Therapie nur noch weiter
verschlechtert hat. Auch die Zinsen
italienischer Staatsanleihen erreichen trotz
der Aufkäufe durch die EZB wieder
Krisenniveau.
Mehr EU-„Governance“ wird alles nur noch
verschlimmern. Der Großspekulant George
Soros forderte kürzlich, die EZB solle
als „europäisches Finanzministerium“ agieren,
bis ein solches durch einen neuen EU-Vertrag
geschaffen wird. Die EZB würde dann nicht nur
Großbanken übernehmen und direkt deren Kapital
und Vermögenswerte refinanzieren, sondern auch
den Haushalt von Ländern wie Italien und
Spanien verwalten. Sonst sei der Euro nicht zu
retten, meinte Soros.>
=====
5.10.2011: Streik in
Pleite-Griechenland wegen der geplanten
Entlassung von 30.000 Beamten
aus: 20 minuten online: Schuldenkrise: In
Griechenland wird wieder gestreikt; 5.10.2011;
http://www.20min.ch/finance/dossier/eurokrise/story/21902526
<Die Suspendierung
von 30 000 Staatsdienern hat in Griechenland
einen neuerlichen Streik provoziert. Die
Suspendierung ist eine weitere Massnahme der
Regierung, um die harten Sparziele zu erreichen.
Ein landesweiter Streik der Staatsbediensteten
hat das öffentliche Leben in Griechenland am
Mittwoch weitgehend lahmgelegt. Mit dem
24-stündigen Ausstand protestierten die
Angestellten im öffentlichen Dienst gegen die
angekündigten Sparmassnahmen der Regierung.
In Athen gingen laut Polizei rund 20 000
Menschen auf die Strasse, in Thessaloniki
demonstrierten 10 000 Menschen
gegen die jüngsten Pläne zum Schuldenabbau auf
die Strasse. Die Beteiligung an der
Demonstration war nach Ansicht von Beobachtern
aber geringer als von den Organisatoren erhofft.
In der Hauptstadt setzte die Polizei nach
eigenen Angaben Tränengas gegen eine Gruppe
hunderter schwarzgekleideter Vermummter ein,
nachdem einige brennende Geschosse geworfen
hatten. Mindestens zwei Demonstranten wurden
verletzt.
Nur Notbetrieb in Spitälern
Während des Streiks hielt in den staatlichen
Spitälern nur eine Notbesetzung die Stellung.
Neben Lehrern und Finanzbeamten legten auch die
Anwälte des Landes die Arbeit nieder. Die
Justizbehörden verschoben deshalb einen Prozess
gegen acht mutmassliche Mitglieder der
Terrorgruppe Revolutionärer Kampf.
Die Fluglotsen schlossen sich dem Streik
ebenfalls an. Alle Flüge von und nach
Griechenland wurden vorerst gestrichen. Da die
Fluglinien die meisten ihrer Kunden rechtzeitig
informiert hatten, strandeten aber nur wenige
Touristen.
Auch die Angestellten der Radio- und
Fernsehstationen erschienen nicht zum Dienst.
Die Mitarbeiter der Nahverkehrsbetriebe wollten
ihre Arbeit nur am Morgen und am Abend
einstellen.
Protest gegen Sparpaket
Die Staatsbediensteten protestieren gegen die
Suspendierung von 30 000
Mitarbeitern bei nur eingeschränkter Bezahlung.
Nach Gehalts- und Pensionskürzungen ist die
Massnahme ein weiterer Teil des Sparpakets der
Regierung.
Zudem sind die Einführung einer neuen
Immobiliensteuer und Rentenkürzungen geplant.
Nach Angaben des Finanzministeriums bringen die
für 2011 und 2012 beschlossenen Sparmassnahmen
6,6 Milliarden Euro ein.
Die Demonstrantin Irini Sypsomou-Arapogianni
warf der Regierung bei einer Kundgebung in Athen
vor, nicht entschieden genug gegen
Steuerhinterziehung vorzugehen. Ihrer Meinung
nach habe die Führung des Landes das Ziel aus
den Augen verloren.
«Niemand weiss, was los ist. Jeden Tag sagen
sie etwas anderes. Es ist alles so unklar»,
sagte die 57-jährige Angestellte im
Finanzministerium. «Ich weiss nicht, wo das
alles hinführen soll.»
Mitte November pleite
Der Protest in Athen richtete sich auch gegen
die internationalen Gläubiger Griechenlands. Es
sei fraglich, ob die harten Sparmassnahmen sich
auf lange Sicht wirklich auszahlten, hiess es
aus den Reihen der Demonstranten.
Schuldensünder Griechenland hängt am Tropf der
Geldgeber aus der Eurozone und dem
Internationalen Währungsfonds (IWF), die derzeit
über die Auszahlung der nächsten Tranche aus dem
ersten Hilfspaket für die Hellenen beraten. Die
Kredite sind an Bedingungen geknüpft. Das Land
hat nach offiziellen Angaben noch Geld bis Mitte
November, danach droht die Staatspleite.
(sda/dapd)>
=====
4.10.2011: Auch Moody's stuft Italien
herab, von Aa2 auf A2
aus: 20 minuten online: Schuldenkrise: Auch
Moody's sieht schwarz für Italien; 4.10.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/22082092
<Nach Standard &
Poor's hat nun auch die Ratingagentur Moody's
die Kreditwürdigkeit Italiens herunter gestuft.
Ministerpräsident Berlusconi nimmt es gelassen.
Die US-Ratingagentur Moody's stuft die
Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Italiens
herunter. Die Bonitätswächter begründeten die
Absenkung des Ratings um drei Stufen von «Aa2»
auf «A2» am Dienstag mit wirtschaftlichen und
ökonomischen Unsicherheiten.
Die Risiken für die italienische Wirtschaft
seien gestiegen, so die Ratingagentur. Moody's
warnte zudem vor weiteren Herabstufungen, indem
die Agentur das Rating mit einem negativen
Ausblick versah.
Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi
erklärte, die Herabstufung sei erwartet worden.
Die Regierung arbeite daran, die von der
EU-Kommission abgesegneten Haushaltsziele zu
erreichen. Der Euro gab nach der Ankündigung zum
Dollar nach, erholte sich aber später wieder.
Standard & Poor's im September
Erst Ende September hatte die Ratingagentur
Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit
Italiens um eine Note auf «A» heruntergestuft.
Die drittgrösste Volkswirtschaft der Eurozone
sitzt auf einem Schuldenberg von rund 1,9
Billionen Euro.
Das entspricht 120 Prozent der jährlichen
Wirtschaftsleistung. Daran gemessen ist nur
Griechenland in der Euro-Zone höher verschuldet.
Für dieses Jahr erwartet die Regierung in Rom
ein Defizit von 3,8 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts, 2012 soll die
Neuverschuldung auf 1,4 Prozent fallen. 2013
wird ein ausgeglichener Haushalt angepeilt. Die
enormen Schulden haben Italien ins Visier der
Finanzmärkte gerückt: Das Land muss Anlegern
historisch hohe Zinsen zahlen.
(sda)>
=====
5.10.2011: Politiker und
Wirtschaftsführer wenden sich von der EU ab
und wollen austreten - Beispiele aus
Deutschland, England und Finnland
aus: Basler Zeitung online: Alle gegen Europa;
5.10.2011;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Alle-gegen-Europa/story/17546232
Nicht nur Rechtsextreme machen
gegen Europa mobil. Auch etablierte Konservative
und hochrangige Wirtschaftsvertreter wollen
neuerdings aus der EU austreten.
Bilderstrecke:
<1. Einer der schärfsten Kritiker des
Euro: Hans-Olaf Henkel, Vertreter des
deutschen Wirtschafts-Establishments.
2. In seiner
Partei, den Konservativen, ist der Austritt
aus der EU Thema Nummer 1: Der britische
Premier David Cameron.
3. Scheint die
Konservativen wieder zu inspirieren:
Margreth Thatcher, hier bei einem Besuch bei
Premier Cameron in der Downing Street 10.
4. Doch am
Parteitag der Konservativen anfangs Oktober
musste selbst Camerons Finanzminister George
Osborne zugeben, dass der Kollaps des Euros
so ungefähr das Schlimmste für
Grossbritannien wäre.
5. Will aus der
Eurozone austreten: «Wahre Finnen»-Chef Timo
Soini.>
Der Artikel:
<Die britischen Konservativen
haben soeben ihren Parteitag durchgeführt. An
hausgemachten Problemen fehlt es David
Cameron& Co. wahrlich
nicht: Die britische Wirtschaft ist in einem
miserablen Zustand und wahrscheinlich in eine
zweite Rezession gefallen. Camerons Plan, nach
zwei harten Sparjahren ein Comeback der
Wirtschaft einzuleiten, gilt als gescheitert.
Doch was beschäftigt die Konservativen derzeit
am meisten? In einer Umfrage der «Financial
Times» war ein möglicher Austritt der Briten aus
der EU das wichtigste Thema bei den Tories. Die
ihnen nahestehende Zeitung «The Daily Telegraph»
hetzte täglich gegen Brüssel und Europa und
zeigt offene Schadenfreude über die
Schwierigkeiten der Einheitswährung. Die
Nachkommen von Margaret Thatcher haben genug von
der EU und möchten wieder zurück in die
«splendid isolation». Ökonomisch gesehen ist
dieses Verhalten irrational: Selbst
Finanzminister George Osborne, ein konservativer
Hardliner, gibt offen zu, dass ein Kollaps des
Euros so ungefähr das Schlimmste wäre, was dem
Vereinigten Königreich zustossen könnte.
Der «Wutgrossbürger»
Hans-Olaf Henkel ist ein Vertreter des
deutschen Wirtschafts-Establishments. Der heute
71-Jährige war Manager bei IBM, Verwaltungsrat
bei Ringier und sechs Jahre lang Chef des
Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI),
dem deutschen Gegenstück zu Economiesuisse. Man
könnte Henkel somit als wirtschaftlichen
Grossbürger bezeichnen. Doch der «Spiegel»
spricht von ihm als «Wutgrossbürger». Weshalb?
Der einst noble Wirtschaftskapitän argumentiert
heute populistisch und hat sich zum schärfsten
Kritiker des Euro emporgeschwungen. In seinem
Buch «Rettet unser Geld» fordert Henkel die
Aufteilung der Einheitswährung in einen Nord-
und einen Südeuro. Wer sich für die Erhaltung
des Euro in seiner heutigen Form einsetzt, ist
für ihn ein «Euroromantiker» und ein
«Abwracker». Gleichzeitig spricht er von
«Betrug», «Putsch» und «Deutschland wird
ausverkauft». Aus der Bevölkerung schlage ihm
viel Sympathie entgegen, sagt Henkel. Der BDI
ist allerdings auf Distanz gegangen. Dafür
erhält Henkel Lob von Thilo Sarrazin, der sein
Buch zur «Pflichtlektüre für jeden
Bundestagsabgeordneten» erklärt hat.
Das Tarp-Programm
Bisher war das Politisieren gegen Europa eine
Sache der Rechtspopulisten. In der Schweiz lebt
die SVP seit mehr als 20 Jahren davon, in
Österreich die FPÖ und in Finnland gibt es
neuerdings die «wahren Finnen». Die etablierten
bürgerlichen Parteien hingegen haben sich bisher
immer für Europa ausgesprochen. Warum beginnt
diese Front zu bröckeln?
Zum einen hat sich die Lage in Euroland in den
letzten Wochen dramatisch zugespitzt. Es wird
immer deutlicher, dass es keine rasche Heilung
geben wird. Eine Umschuldung Griechenlands löst
das Problem nicht mehr. Es geht nun darum, die
europäischen Banken zu rekapitalisieren, so wie
das die USA nach Lehman mit dem Tarp-Programm
gemacht haben. Davor ist Europa bisher
zurückgeschreckt, weil es erstens zu teuer und
zweitens politisch nicht machbar schien.
Es braucht eine Fiskalunion
Noch schwieriger wird es sein, die strukturellen
Ungleichgewichte in Europa zu beseitigen. Es nützt
nichts, Griechenland oder andere Defizitsünder
umzuschulden, wenn ihre Wirtschaft nicht
wettbewerbsfähig wird. Das ist nur dann möglich,
wenn Europa sich zu einer Fiskalunion
zusammenschliesst, zu einer Art Vereinigten
Staaten von Europa – oder auseinanderfällt.
Allerdings: Alle bekannten Studien zeigen, dass
ein Kollaps sehr teuer wäre und das gerade
Deutschland sehr viel zu verlieren hätte. (baz.ch/Newsnetz)>
=====
Und hier kommt ein neuer deutscher Wutbürger:
Helmuth Schmidt flucht vor sich her:
5.10.2011: Helmuth Schmidt flucht vor
sich her: "Der Teufel soll die europäischen
Regierungschefs holen"
<Fordert Hilfe für
Griechenland: Helmut Schmidt am Deutschen
Wirtschafsforum von «Die Zeit» in Hamburg.
Der ehemalige deutsche Kanzler Helmut Schmidt
(SPD) hält eine Zahlungsunfähigkeit
Griechenlands nicht für ein Desaster. Er hofft,
dass die Europäer dem verschuldeten Land danach
trotzdem helfen.
Die Finanzminister der Euro-Zone hatten gestern
Abend ausführlich über eine mögliche
Zahlungsunfähigkeit Athens debattiert. Für
Helmut Schmidt wäre das zwar für Griechen und
Europäer «ein grosses Unglück, aber kein
existenziell gefährdendes Unglück», sagte der
Altkanzler dem «Zeit-Magazin». Schmidt
ist Herausgeber der Wochenzeitung «Die Zeit».
Die EU-Staaten müssten Griechenland helfen, da
bei einer Staatspleite das Vertrauen in die
Union schwinden werde. Und dieser «politische
Preis» wäre für Schmidt zu hoch.
Ein Marshallplan für die Hellenen
Schmidt forderte Unternehmensinvestitionen der
anderen Staaten in dem Mittelmeerland nach dem
Vorbild der alliierten Wirtschaftshilfen für
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Im
Vergleich zu damaligen Lage sei «das
gegenwärtige Problem ein minores – und der
Teufel soll die europäischen Regierungschefs
holen, wenn sie es nicht fertigbrächten,
Griechenland zu retten!», sagte er.
Eine Währungsreform hält der legendäre
Bundeskanzler für «absolut dummes Zeug». Die
Menschen in Deutschland müssten keine Angst haben,
ihre Ersparnisse zu verlieren – auch wenn Teile
der Presse solche Ängste mit knalligen Titeln
schürten. (rub
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Italien 5.10.2011: Berlusconi lässt an
einem Internet-Zensurgesetz werkeln - die
italienische Wikipedia schaltet sich selber
ab
aus: Spiegel online: Protest gegen Zensurgesetz:
Italiens Wikipedia meldet sich wegen Berlusconi
ab; 5.10.2011;
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,789978,00.html
<Silvio Berlusconi:
Selbst oft lautstark, möchte Kritiker gern zum
Schweigen bringen
Italiens Wikipedia streikt aus Protest: Ein
geplantes Gesetz der Regierung Berlusconi würde
dazu führen, dass jeder, der sich im Netz
schlecht behandelt fühlt, Inhalte zum
Verschwinden bringen könnte - ohne unabhängige
Prüfung. Kritiker brandmarken den Entwurf
als faschistisch.
Über Paragraf 29 eines geplanten Gesetzes
namens "DDL intercettazioni"
(Abhörmaßnahmen) wird derzeit im Parlament in
Rom beraten. Er sieht unter anderem vor, dass
Websites verpflichtet werden, "innerhalb von 48
Stunden kommentarlos jegliche Korrektur am
Inhalt vorzunehmen, die der Antragsteller im
Interesse seiner Reputation fordert", wie die
Wikipedianer es nun in einem Brandbrief
formulieren. Ohne Prüfung der Vorwürfe
durch ein Gericht, ohne Rücksicht auf die
Quellenlage für die angefochtenen Behauptungen.
Das Gesetz zielt auf Blogs und Websites - und
damit, so fürchten die Enzyklopädisten, auch auf
Wikipedia. Wer nicht reagiert, dem droht eine
Strafe in Höhe von 12.000 Euro.
Die Stellungnahme der italienischen
Wikipedia-Mitarbeiter liegt auch in deutscher
Übersetzung vor - die freiwilligen Helfer des
Online-Lexikons sind offenkundig verzweifelt auf
der Suche nach internationaler Unterstützung. In
dem Brandbrief, den man derzeit anstelle
der Wikipedia-Startseite zu sehen bekommt,
heißt es: "Die sich aus Paragraf 29 ergebende
Verpflichtung, die Korrektur ohne Recht auf
Diskussion und Überprüfung der Inhalte
veröffentlichen zu müssen, würde zu einer
inakzeptablen Beschneidung der Freiheit und
Unabhängigkeit der Wikipedia führen, zur
Beschädigung der Prinzipien, auf denen Wikipedia
steht, ja letztlich zum Ende des Projekts, wie
wir es bis heute kennen."
Italienische Oppositionspolitiker haben den
Entwurf schon als "faschistisch" gebrandmarkt.
Er wird auch in unabhängigen italienischen
Medien als Versuch von Ministerpräsident Silvio
Berlusconi und seinen Getreuen betrachtet,
Kritiker im Netz mundtot zu machen - übrigens
nicht zum ersten Mal. 2008 gab es einen
ähnlichen Vorstoß.
Italienische Blogger protestieren schon seit
Wochen gegen das geplante Gesetz, auch auf
Twitter und anderswo formiert sich Widerstand.
Der "Corriere della Sera" zitiert
einen Twitterer, der Berlusconis Regierung
feudalistische Tendenzen vorwirft und zur
Revolution aufruft: "Sie greifen uns an, wir
greifen sie an. Wir freuen uns auf neue
Verlautbarungen aus dem Palast. Wir werden
entsprechend reagieren." Der Politiker Paolo
Gentiloni, der einst Minister in Romano Prodis
Kabinett war, kommentierte den Gesetzentwurf mit
den Worten: "Die einzige juristische Konsequenz
dieser Absurdität wäre, dass Websites, Blogs und
Social Networks blockiert werden."
Berlusconis Regierung, die sich großer
Unterstützung durch jene Medien erfreut, die zu
Berlusconis Konzern gehören, hat im Netz
traditionell einen schweren Stand. Die
Gegenöffentlichkeit dort hat sich schon diverse
Male als durchaus mächtig erwiesen - etwa 2009,
als in Italien Zehntausende auf die
Straße gingen, in einer Protestaktion
gegen die Regierung, die maßgeblich über Blogs
und soziale Netzwerke koordiniert wurde.
Auch in Italien ist Meinungsfreiheit übrigens
von der Verfassung garantiert.
cis>
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6.10.2011: Die EZB will die Banken
"stützen" und wird zur kompletten
Schuldenbank
<Auf seiner letzten Ratssitzung der
Europäischen Zentralbank kündigt EZB-Chef
Jean-Claude Trichet zwei Sonderprogramme zur
Stützung der angeschlagenen europäischen Banken
an. Die Märkte bleiben jedoch unbewegt, sie
haben noch an dem unveränderten Leitzins zu
knabbern.
Die Europäische Zentralbank hat zwei
Sonderprogramme zur Stützung des europäischen
Bankensektors angekündigt. Der EZB-Rat habe
entschieden, "zwei langfristige
Refinanzierungsoperationen anzustoßen", bei
denen sich Banken bei der EZB mit Geld versorgen
könnten, teilte Notenbank-Präsident Jean-Claude
Trichet in Berlin mit.
Ein Programm mit einer Laufzeit von
voraussichtlich zwölf Monaten solle im Oktober
starten, ein zweites im Dezember mit einer
Laufzeit von voraussichtlich 13 Monaten. Ein
Limit für die Finanzspritze gebe es nicht. Die
aktuelle Situation des Bankensektors sei Anlass
zu "besonderer Wachsamkeit", sagte Trichet.
Zudem habe sich die EZB dazu entschieden,
erneut Staatsanleihen aufzukaufen, sagte Trichet
weiter. Für insgesamt 40 Mrd. Euro werde die
Zentralbank zwischen November 2011 und Oktober
2012 Schuldpapiere aufkaufen. Der Aufkauf von
Staatsanleihen war in der Vergangenheit auch
innerhalb des EZB-Rats sehr umstritten.
Märkte unbewegt
Die Aussicht auf neue Liquiditätsspritzen der
EZB für den Finanzsektor hat Dax und Euro kaum
geholfen. Der deutsche Leitindex konnte seine
Kursgewinne nur kurzzeitig ausbauen und notierte
am Nachmittag 0,9 Prozent fester bei 5526
Punkten. Die Gemeinschaftswährung pendelte
weiterhin um die Marke von 1,3275 Dollar.
Immerhin gab die Ankündigung der Neuauflage von
Wertpapier-Ankäufen den italienischen und
spanischen Anleihen Auftrieb. Die Renditen der
jeweiligen zehnjährigen Bonds gingen auf 5,42
beziehungsweise 4,971 Prozent zurück.
"EZB-Chef Jean-Claude Trichet hat kein starkes
Signal für eine Zinssenkung geliefert", sagte
Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Allerdings hat er
die Geldpolitik nicht als 'akkommodierend'
bezeichnet und damit die Tür für eine
Zinssenkung etwas geöffnet." Volkswirt Lothar
Heßler von HSBC Trinkaus betonte: "Auch wenn die
EZB heute nicht an der Zinsschraube gedreht hat,
dürfte es doch nur eine Frage der Zeit sein, bis
der Leitzins gesenkt wird. Die angekündigten
langfristigen Liquiditätslinien und die
Wiederaufnahme der Anleihenaufkäufe sind nur
erste Schritte."
Leitzins bleibt stabil
Die Zinsen im Euro-Raum bleiben bei 1,5
Prozent. Angesichts der Staatsschuldenkrise und
der drohenden Rezession hatten einige Ökonomen
gefordert, dass die Währungshüter ihre jüngsten
Leitzinserhöhungen von 1,0 auf nun 1,5 Prozent
zurücknehmen. Doch nicht zuletzt die hohe
Inflation von 3,0 Prozent dürfte die Notenbank
dazu bewegt haben, den wichtigsten Zins zur
Versorgung der Geschäftsbanken im Euro-Raum mit
Zentralbankgeld nicht zu senken.
Die Teuerung liegt auf dem höchsten Stand seit
drei Jahren und weit über dem Zielwert der
Währungshüter. Die EZB sieht die Preisstabilität
bei einer Jahresteuerung knapp unter 2 Prozent
gewahrt.
Niedrige Zinsen verbilligen Kredite. Das erhöht
die Investitionsneigung von Unternehmen und die
Konsumfreude der Verbraucher - und kurbelt so
die Konjunktur an. Damit befeuern niedrige
Zinsen aber gleichzeitig die Inflation. Die EZB
sieht sich der Preisstabilität verpflichtet und
nicht dem Wirtschaftswachstum.
jga/rts/dpa>
=====
Und hier kommt eine Meldung der belgischen
Abteilung für Fantasie:
6.10.2011: Pleite-Bank Dexia wird
vom belgischen Steuerzahler finanziert
mit einer "unbeschränkten Garantie" - so
beschliesst es Regierungschef Leterme
aus: n-tv online: Unbeschränkte Garantie für
Teile: Belgien bürgt für Dexia; 6.10.2011;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Belgien-buergt-fuer-Dexia-article4465001.html
<Eilt von Krisensitzung zu
Krisensitzung: Yves Leterme. Wenn die Kunden
ihre Gelder abziehen, gerät jedes Geldhaus in
Bedrängnis.
Mit großer Sorge blicken Kunden des
belgisch-französischen Finanzkonzerns Dexia auf
die Bemühungen zur Stabilisierung der Großbank.
Um eine Flucht der Anleger zu verhindern, ruft
Belgiens amtierender Regierungschef Leterme nun
eine umfangreiche Garantie aus. Sie gilt für
sämtliche Einlagen in unbeschränkter Höhe -
bleibt allerdings auf die belgischen
Dexia-Kunden begrenzt
In der Krise um die
Dexia -Bank hat Belgiens amtierender
Ministerpräsident Yves Leterme die Einlagen der
heimischen Kunden als sicher bezeichnet. Der Staat
garantiere den Fortbestand des belgischen Teils
von Dexia, sagte Leterme dem Radiosender RTL.
Ein Scheitern stehe nicht zur Debatte. Die
Garantie gehe über die bestehende Sicherung von
Einlagen bis zu 100.000 Euro hinaus, betonte
Leterme. Mit Frankreich werde derzeit über eine
gerechte Aufteilung der Rettungskosten
verhandelt.
Leterme trat zugleich den Befürchtungen um ein
Überspringen der Dexia-Krise auf den
französischen Staatshaushalt entgegen: Es gebe
keinen Grund zur Annahme, dass Frankreichs
"AAA"-Rating wegen der Dexia-Krise gefährdet
sein könnte.
Dexia droht als erste große europäische Bank
zum Opfer der Schuldenkrise zu werden. Die
Haupteigner Frankreich und Belgien sowie die
Notenbanken beider Länder hatten das Geldhaus am
Dienstag mit einer Garantie für die Sparer
gestützt. Die mit 4,8 Mrd. Euro in Griechenland
engagierte Bank bangt vor weiteren
Abschreibungen und steht vor der Zerschlagung.
rts>
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6.10.2011: Frau Merkel versucht es mit
einer neuen Steuer: die "Finanzmarktsteuer"
aus: n-tv online: EU: Merkel will für
Finanzmarktsteuer werben; 6.10.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Merkel-will-fuer-Finanzmarktsteuer-werben-article4469236.html
<Leipzig (dpa)
- Kanzlerin Angela Merkel will auf dem
G20-Gipfel in Cannes für eine
Finanzmarkttransaktionssteuer werben. Das sagte
sie am Rande eines Treffens mit den ostdeutschen
Ministerpräsidenten in Leipzig. Die
Bundesregierung sei entschlossen, die
Finanzkrise zu bewältigen. Zum Vorstoß von
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der
Schuldenkrise der Banken mit einem koordinierten
Rettungspaket der Mitgliedsländer zu begegnen,
sagte Merkel, man warte auf die Empfehlung der
europäischen Bankenaufsicht.
Quelle: n-tv.de / dpa>
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6.10.2011: <"Operation Dexia"
beginnt> - die Grossbank soll aufgeteilt
und "zerschlagen" werden
Die Zerschlagung der
franko-belgischen Grossbank ist im Gange.
Während sich Luxemburg die Rosinen herauspickt,
streiten Frankreich und Belgien um die
Haftungsübernahme.
Luxemburg, Frankreich und Belgien
rangeln um die Filetstücke der angeschlagenen
Grossbank: Blick auf den Sitz der Dexia-Bank in
Brüssel.
Bild: Keystone
Weitere Details zum Abverkauf der
franko-belgischen Grossbank Dexia sind
durchgesickert. Wie berichtet, ist die Bank dieser
Tage in derartige finanzielle Schieflage geraten,
dass jetzt eine Auffanglösung für die rentablen
Teile des Finanzhauses verhandelt wird. Die
profitablen Unternehmensteile werden verkauft,
potenziell uneinbringliche Verbindlichkeiten
werden in eine sogenannte «Bad Bank» überführt.
Der «schlechte» Teil der Grossbank wird von den
Steuerzahlern geschultert werden müssen. Zu
welchen Teilen, darüber streiten jetzt die
französische und die belgische Regierung.
Frankreich und Belgien zerstritten
Im Hintergrund fliegen unter den Verhandlern
aus Luxemburg, Belgien und Frankreich die
Fetzen. Während Luxemburg sich die Rosinen
herauspicken dürfte, bleibt die Verantwortung
für die «Bad Bank» an Frankreich und Belgien
hängen.
«Es geht um den Finanzplatz Luxemburg»,
verteidigt ein Sprecher des luxemburgischen
Finanzministeriums den Einstieg als
Minderheitsaktionär beim luxemburgischen Ableger
Dexia BIL. Dem Ableger untersteht seit 2006 zu
je 50 Prozent das Joint Venture RBC Dexia
Investors Services zwischen der Royal Bank of
Canada und Dexia. Dexia BIL verfügte laut einem
Bericht des Wirtschaftsprüfers KPMG mit Stand
Ende 2010 über ein Kundenvermögen von 12,6
Milliarden Euro. Der luxemburgische Teil dieses
Bankgebildes mit 3600 Mitarbeitern soll nun
herausgelöst und vom Staat gemeinsam mit einem
Investor gerettet werden. Wer dieser Investor
ist, wird bis dato nicht verraten.
Luxemburg wird Minderheitsaktionär
Der Staat werde jedenfalls Minderheitsaktionär
bleiben, heisst es. Bis Ende dieses Monats soll
der Deal unter Dach und Fach sein. «Der Staat
ist in diesen Krisenzeiten ein strategischer
Investor, der einer für Luxemburg
systemrelevanten Bank hilft. Zu einem günstigen
Zeitpunkt werden wir unseren Anteil auch wieder
verkaufen», spricht ein Ministeriumssprecher mit
baz.ch/Newsnetz über die weiteren Pläne.
Zwischen den Verhandlern Belgien und Frankreich
geht die Zerschlagung des Instituts weniger flott
über die Bühne. Denn über das Ausmass der Haftung
sind sich Franzosen und Belgier nicht einig. Der
belgische Finanzminister Didier Reynders will «am
Ende nicht der alleinige Besitzer sein». Was die
Belgier stört: Dexia ist ein bedeutender
Finanzierer französischer Gemeinden. Riskante
Geschäfte in diesem Bereich sollen in die besagte
«Bad Bank» ausgelagert werden. Zudem überlegt der
französische Finanzminister Francois Baroin,
Frankreichs Dexia-Filiale mit der staatlichen
Caisse des Depots und der Banque Postale zu
fusionieren. (baz.ch/Newsnetz)>
=====
6.10.2011: Der slowakische
Nationalratspräsident Sulik will keine
weiteren "Rettungsschirme"
aus: Spiegel online: EU-Rebell Sulík: "Der
Rettungsschirm ist die grösste Bedrohung für den
Euro"; 6.10.2011;
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,790143,00.html
<Die Slowaken haben es in der
Hand: Sollte das Parlament kommende Woche
gegen die Aufstockung des Rettungsschirms
stimmen, stünde der Fonds zunächst vor dem Aus.
Nationalratspräsident Richard Sulík ist der
Anführer der Rebellen - und will den Euro auf
die harte Tour retten.
SPIEGEL ONLINE: Herr Sulík, wollen Sie
als der Mann in die Geschichte Europas eingehen,
der den Euro ruiniert hat?
Sulík: Ach nein. Wie kommen Sie
denn darauf?
SPIEGEL ONLINE: Die Slowakei hat der
Aufstockung des europäischen Rettungsschirms
EFSF noch nicht zugestimmt, da Ihre
Regierungspartei "Freiheit und Solidarität"
(SaS) die Reform blockiert. Gibt es aber keine
Mehrheit im Parlament, könnte im Extremfall die
Währungsunion scheitern.
Sulík: Es ist doch genau anders herum:
Die größte Bedrohung für den Euro ist der
Rettungsschirm selbst.
SPIEGEL ONLINE: Wieso?
Sulík: Es wird versucht, die
Schuldenkrise mit neuen Schulden zu lösen. Das
funktioniert niemals. Aber mir geht es vor allem
darum, das Geld des slowakischen Steuerzahlers
zu schützen. Gemessen an der Wirtschaftskraft
sollen wir den größten Anteil am Rettungsschirm
zahlen. Das ist nicht akzeptabel.
SPIEGEL ONLINE: Das klingt fast schon
nationalistisch. Dabei haben Sie einen
mustergültigen europäischen Lebenslauf. Im Alter
von zwölf Jahren sind Sie nach Deutschland
gekommen und hier auch zur Schule und Uni
gegangen. Nach der Wende haben Sie Ihr
Heimatland mit aufgebaut. Halten Sie nichts von
europäischer Solidarität?
Sulík: Wenn wir jetzt einen Sonderweg
gehen, bröckelt auch die Solidarität der
anderen. Und das wäre sogar das Beste. Dann
würden wir endlich mit diesem Schulden-Unsinn
aufhören. Immer neue Schulden zu machen, schadet
dem Euro. Jedes Land muss sich selbst helfen.
Das ist ganz einfach. Man muss es nur
durchsetzen.
SPIEGEL ONLINE: Nächste Woche soll das
slowakische Parlament über die Aufstockung des
Rettungsschirms abstimmen. Wie wird das Votum
ausfallen?
Sulík: Das ist offen. Die
Regierungskoalition besteht aus vier Parteien.
Meine Partei wird mit Nein stimmen, die anderen
drei Koalitionäre wollen Ja sagen. Entscheidend
ist also, was die Opposition macht.
SPIEGEL ONLINE: Die Sozialdemokraten
haben Ihren Koalitionspartnern zwischenzeitlich
angeboten, mit ihren Stimmen die Reform zu
ermöglichen - unter der Bedingung, dass es
Neuwahlen gibt. Stellen Sie sich bereits darauf
ein, dass die Koalition platzen wird?
Sulík: Ich sehe keinen Grund dafür.
SPIEGEL ONLINE: Was machen Sie denn,
wenn Sie trotz Ihres massiven Widerstands die
Reform des Rettungsschirms nicht verhindern
können?
Sulík: Es wäre für die Slowakei das
Beste, beim Rettungsschirm nicht mitzumachen. Es
war ja keine Bedingung bei unserem
Euro-Beitritt, dass wir Mitglied in komischen
Vereinen wie dem EFSF werden, die der Währung
schaden.
SPIEGEL ONLINE: Warum schafft die
slowakische Regierung den Euro eigentlich nicht
einfach wieder ab, wenn er nur Probleme macht?
Sulík: Ich sehe den Euro nicht als
Problem. Er ist ein gutes Projekt. Alle
Beteiligten können davon profitieren - aber nur,
wenn sie die Grundregeln einhalten. Und genau
das fordern wir.
SPIEGEL ONLINE: Welche Grundregeln
sollten wir denn befolgen?
Sulík: Wir müssen drei Punkte
beachten. Erstens: strikt die existierenden
Regeln einhalten, also zum Beispiel nicht für
die Schulden anderer haften. So wie es in
Artikel 125 des Vertrages von Lissabon steht.
Zweitens: Griechenland pleitegehen lassen und
die Banken an der Umschuldung beteiligen. Es
muss einen Verzicht der Gläubiger von 50 bis
vielleicht 70 Prozent geben. Die bisherigen
Beschlüsse dazu sind ein Witz. Drittens: eisern
sparen und verantwortlich wirtschaften.
SPIEGEL ONLINE: Viele Experten
fürchten, dass es nach einer Pleite
Griechenlands zu einem Flächenbrand in Europa
kommt und die Krise auf andere Länder wie
Portugal, Spanien und Italien übergreift.
Sulík: Politiker dürfen sich nicht von
den Finanzmärkten unter Druck setzen lassen.
Wenn die Aktienkurse fallen und der Euro
gegenüber dem Dollar verliert, ist das kein
Grund, in Panik zu verfallen.
SPIEGEL ONLINE: Aber glauben Sie, dass
die Politik die Finanzmärkte beruhigen kann,
indem sie stur an Prinzipien festhält?
Sulík: Ignorieren wir die Märkte doch
einfach. Es ist doch lächerlich, dass Politiker
sich daran orientieren, ob die Aktienkurse um
ein paar Prozent steigen oder fallen.
SPIEGEL ONLINE: Sie fürchten nicht,
dass im Falle einer Pleite Griechenlands das
Schlimmste der Krise noch bevorsteht?
Sulík: Nein. Einen Dominoeffekt nach
dem Motto "Erst Griechenland, dann Portugal und
schließlich Italien" wird es nicht geben. Nur
weil ein Land pleitegeht, gehen nicht andere
auch automatisch bankrott.
SPIEGEL ONLINE: Es könnte aber sein,
dass Banken große Probleme bekommen, weil sie
Milliarden Euro an Staatsanleihen abschreiben
müssen.
Sulík: Ja und? Sie sind eben ein zu
hohes Risiko eingegangen. Dass man
schlimmstenfalls pleitegeht, wenn man die
falschen Entscheidungen getroffen hat, gehört
zur Marktwirtschaft. Die Staaten müssen
natürlich die Spareinlagen der Bevölkerung
schützen. Das ist aber viel billiger, als Banken
zu retten. Und das wiederum ist viel billiger,
als ganze Staaten zu retten.
SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie den
Griechen eigentlich auch deshalb nicht helfen,
weil die Slowakei selbst eines der ärmsten
EU-Länder ist?
Sulík: Wir haben vor einigen Jahren
eine Wirtschaftskrise durchlebt. Unter großen
Mühen und harten Reformen haben wir diese hinter
uns gelassen. Heute hat die Slowakei die
niedrigsten Durchschnittslöhne in der Euro-Zone.
Wie soll ich Bürgern erklären, dass sie eine
höhere Mehrwertsteuer zahlen sollen, damit ein
Grieche seine Rente bekommt, die dreimal höher
ist als in der Slowakei?
SPIEGEL ONLINE: Was können die
Griechen denn von den Reformen in der Slowakei
lernen?
Sulík: Sie müssen den Staatsapparat
reduzieren. Die Slowakei könnte ein paar gute
Ideen zum Steuersystem liefern. Wir haben einen
einheitlichen Steuersatz in der Einkommensteuer.
Unser Steuersystem ist einfach und klar.
SPIEGEL ONLINE: Mal ganz ehrlich:
Glauben Sie überhaupt noch an die Zukunft des
Euro?
Sulík: Ich glaube an die Zukunft des
Euro. Aber nur, wenn die Regeln eingehalten
werden.
Das Interview führte Maria Marquart>
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6.10.2011: Playboy Berlusconi sucht
nach einem neuen Namen für seine Partei:
"Vorwärts Muschi!" wäre gut, meint er
aus: Welt online: Frivole Scherze: Berlusconi
will Partei "Vorwärts Muschi!" nennen;
6.10.2011;
http://www.welt.de/politik/article13645371/Berlusconi-will-Partei-Vorwaerts-Muschi-nennen.html
<Italienischer
Ministerpräsident Silvio Berlusconi: Trotz Krise
hat er Zeit für Scherze.
Der italienische Ministerpräsident braucht
Lösungen in der politischen Krise. Um seine
Partei zu erneuern, sucht er nach einem neuen
Namen.
talien steckt in der größten politischen und
wirtschaftlichen Krise seiner jüngsten
Geschichte. Vor allem Ministerpräsident Silvio
Berlusconi gerät zunehmend unter Druck. Im Parlament
bröckelt seine Macht, etliche Sex- und
Bestechungsskandale werden ihm
vorgeworfen. Um die Anhänger seiner Partei "Volk
der Freiheit" im verzweifelten Kampf gegen die
Schuldenkrise zu motivieren, greift Berlusconi
zu ungewöhnlichen Mitteln.
Er will einen neuen Namen für seine Partei
finden, um der Gruppierung nach der Trennung von
seinem Ex-Verbündeten Gianfranco Fini eine neue
Identität zu verleihen. "Die Leute tragen den
bisherigen Namen nicht mehr im Herzen",
begründete Berlusconi seinen Vorstoß am
Donnerstag vor Abgeordneten seiner
Parlamentskoalition.
Grundsätzlich sei er offen für Ideen, sagte
er. Sein scherzhafter erster Vorschlag: "Partito
della gnocca" (Die Muschi-Partei).
Partei soll zurück ihren Wurzeln
Laut Berlusconi hätte dieser Name beste
Erfolgschancen. Schließlich seien zahlreiche
Varianten möglich. "Vorwärts Muschi!" oder "Auf
in den Kampf, Muschi!" könne er sich gut
vorstellen. Der Ministerpräsident will in Kürze
eine Umfrage starten und Wähler sowie
Parteianhänger nach einem geeigneten Namen
fragen.
Anzeige
Grundsätzlich will Berlusconi seine Partei zu
ihren Wurzeln zurückführen. Er hatte die
Mitte-Rechts-Partei 1994 mit dem Namen "Forza
Italia" gegründet.
Italienischen
Presseberichten zufolge gab er den
Vorschlag kurz vor einem Gespräch mit
Wirtschaftsminister Giulio Tremonti zum Besten.
"Wir sind in diesen schweren Zeiten nicht immer
einer Meinung", sagte Berlusconi. Er wisse, dass
Tremonti die Namensidee nicht teilen würde.
"Beim Geld gehen wir getrennte Wege"
Der Wirtschaftsminister habe daraufhin nur
gelächelt und geantwortet: "Beim Geld gehen wir
getrennte Wege." Zum neuen Namen schwieg er.
Beide Politiker bekräftigten jedoch, dass die
Sparprogramme für Italien absolute Priorität
hätten und ein neuer Partei-Name hinten anstehe.
Antonio Borghesi von der Oppositionspartei
Italien der Werte kommentierte, der Spruch fasse
sehr gut den Lebensstil und die Politiksicht des
Regierungschefs zusammen. Italienische Blogger
bezeichneten den Vorstoß als "typisch" für
Berlusconi. Eine Abgeordnete von Berlusconis
eigener Partei kritisierte den Scherz sogar als
„unangemessen und nicht lustig".
tat>
Kommentar:
Berlusconi fehlt der Pornoproduzent
Playboy Berlusconi sollte sich beim
Pornoproduzenten VIVID melden und dort seine
Karriere machen, statt Italien in den Abgrund zu
reissen. Aber Dumme erkennen eben nicht, dass
sie dumm sind...
Michael Palomino, 6.10.2011
=====
Und nun kommt wieder eine Meldung der Fantasie
aus Brüssel:
6.10.2011: Die EU will das
Geldverschenken einstellen und eine
"leistungsorientierte, gezielte
Investitionspolitik" einführen
aus: Der Standard: Investitionspolitik: EU
krempelt Regionalförderung um; 6.10.2011;
http://derstandard.at/1317019457215/Investitionspolitik-EU-krempelt-Regionalfoerderung-um
Karte von Europa und
seine Entwicklungen 2014-2020 [1]
<Thomas Mayer aus Brüssel
Johannes Hahn präsentiert offiziell die
Vorschläge zur EU-Regionalpolitik.
Leistungsorientierte, gezielte
Investitionspolitik, statt der unverbindlichen
breiten Palette an Subventionsmaßnahmen
Die EU-Kommission will bei ihrer
Regionalförderung ab der nächsten Finanzperiode
2014 bis 2020 von der unverbindlichen breiten
Palette an Subventionsmaßnahmen für
strukturschwache Gebiete abrücken. Stattdessen
soll es eine leistungsorientierte, gezielte
Investitionspolitik geben, die an
makroökonomische Vorgaben der Länder eng
angebunden wird.
"Es gibt ein klares Ziel: Man muss mehr
zurückbekommen, als man eingesetzt hat",
kündigte Hahn an. Die Kommission werde direkt in
die Projektgestaltung der Länder eingreifen. Für
besonders erfolgreiche Gebiete ist im
Gesamtbudget (336 Milliarden Euro in sieben
Jahren) eine Leistungsreserve von fünf Prozent
vorgesehen, die am Ende der Förderperiode an die
Besten verteilt wird.
Völlig neu bei "der gravierendsten
Weiterentwicklung der Regionalpolitik seit ihrem
Bestehen" (Hahn) ist, wie berichtet, dass die
Kommission Förderprojekte einfrieren kann. Dies
wird dann der Fall sein, wenn EU-Staaten sich an
fiskalische Vorgaben im Zuge der neuen
gemeinsamen EU-Wirtschaftsregierung nicht
halten, Vorgaben ignorieren. Diese
Sanktionierung für "ohnehin schwache Staaten"
wird im EU-Parlament heftig kritisiert. Hahn
sagte, er gehe davon aus, dass Sanktionen nur
als "Ultima Ratio" zum Einsatz kämen, wenn ein
Land sich gegen alle Aufforderungen sperre. Das
würde zur Zeit nicht einmal für Griechenland
gelten.
Nach dem Willen der Kommission sollen
Subventionen in Zukunft an engere Bedingungen
geknüpft werden: In allen fünf Fonds (von
Regionenförderung über Fischerei bis hin zu
Sozialprogrammen) sollen gleiche Regeln gelten.
Die Regionen müssen mindestens 20 Prozent der
Mittel für Energie-Effizienzprojekte verwenden,
bzw. 60 Prozent in die Förderung von Klein- und
Mittelbetrieben stecken.
Großbetriebe kriegen Subventionen nur noch für
innovative Maßnahmen, nicht mehr für den Bau
neuer Standorte.
Es wird in Zukunft in ganz Europa drei
Förderregionen geben. Erstens: die "ärmeren"
(heute 84 an der Zahl, im Jahr 2020 nur noch
64), von denen fast alle in den neuen Ländern
Osteuropas liegen. Die Wertschöpfung dort liegt
unter 75 Prozent des EU-Schnitts. Sie erhalten
162,6 Mrd. Euro.
Zweitens: die "Übergangsregionen" (wie das
Burgenland), auf die 39 Mrd. verteilt werden.
Und drittens die "mehr entwickelten Regionen"
(vor allem in West- und Nordeuropa, (rund 300
Millionen Einwohner). (Thomas Mayer, DER
STANDARD, Print-Ausgabe, 7.10.2011)>
Fotoquellen
[1] Karte von Europa und seinen Entwicklungen 2014-2020:
http://derstandard.at/1317019457215/Investitionspolitik-EU-krempelt-Regionalfoerderung-um