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November 2011 (01): Euro - Teuro - Desaster (Teil 21)

Pleite-Griechenland will eine Volksabstimmung zum Reformprogramm - Wertpapierhändler "MF Global" ist wegen Pig-Staaten-Anleihen Pleite - Irland findet plötzlich 3,6 Milliarden Euro - Flucht aus Pleite-Griechenland - Hart-Euro und Weich-Euro - die Volksabstimmung ist die "letzte Karte" von Pokerface Papandreou - Pleite-Italien steht vor dem Zusammenbruch - Der neue Italo-Boss der EZB Draghi senkt den Leitzins und schürt die Inflation in der EU-Zone - Pleite-Italien muss Rekordzinsen zahlen - Pornostar-Berlusconi-Italien bedroht den Euro - Zypern ist auch fast Ramsch - Frau Merkel will das Gold der Bundesbank für den Pleite-Euro hergeben - Experten raten Pleite-Griechenland den Euro-Austritt zu Weihnachten, aber heimlich vorbereitet - und sofort kommt das Dementi gegen die Gold-Pläne - Pleite-Griechenland hat sowjetische Strukturen

von Michael Palomino (Meldungen)



Video über die Wahrheit bei Dollar und Euro: "Dollar und Euro werden vergehen, wenn keine Volksabstimmung stattfindet"; Link des Videos: http://www.youtube.com/watch?v=qns3smEoQz0 Video with the truth about Dollar and Euro: "Dollar and Euro will go by when there is no popular vote"; Link of the video: http://www.youtube.com/watch?v=1-73ia6_Kn8

Weltkarte der weltweiten Verschuldung im Zuge der Globalisierung (April 2010): http://www.spiegel.de/flash/flash-26720.html

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2010: Nov  Dez   21.12.2010: Euro-Grounding wird kommen
2011: Jan  Feb   März   April   Mai   Juni   Juli 01  02  03   Aug 01  02  03  Sep 01  02  Okt 01  02  03  Nov 01  02  03  04  05  06  Dez 01  02  03  04  05  06  07
2012: Jan 01  Feb 01 02  März 01  April 01  02  03  Mai 01
Rette sich wer kann vor dem Pleite-Euro.

Michael Palomino, 7.7.2011


Wir sagen alle "Vielen Dank" an Herrn Christoph Blocher, der mit seinem logischen Denken die Schweiz vor dem Pleite-Euro bewahrt hat. Denn - wie man sieht: Es liegt nicht am Bankgeheimnis, dass der Euro nun Pleite geht.

Michael Palomino, 15.7.2011


In der Krise erkennst du, wie deine "Freunde" wirklich sind. Nur Frau Merkel will es noch nicht merken, was Pleite-Griechenland mit Europa vorhat...

Michael Palomino, 19.7.2011


Im Jahre 2012 kommt die Apokalypse: "US"-Dollar weg, Euro weg, und Japan mit Strahlenbabys aus Fukushima.

Michael Palomino, 29.7.2011

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20 minuten
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1.11.2011: Pleite-Griechenland will eine Volksabstimmung über das Reformprogramm

aus: 20 minuten online: Eurokrise: Griechenlands Premier stürzt Börsen ins Elend; 1.11.2011;
http://www.20min.ch/finance/news/story/15079628

<Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat mit seiner Referendums-Ankündigung nicht nur Kopfschütteln ausgelöst, sondern auch die Märkte in Turbulenzen gestürzt.

Das angekündigte Referendum in Griechenland über die Beschlüsse des EU-Gipfels hat einen Kurssturz an den Aktienmärkten ausgelöst. Am Dienstagmorgen verloren Finanzwerte zeitweise bis zu zehn Prozent. Eine Volksabstimmung könnte verhindern, dass die Schuldenvereinbarung mit privaten Investoren wie geplant zustande kommt.

Der deutsche Leitindex DAX stand um 13.30 Uhr mit einem Minus von 5,3 Prozent bei 5817 Punkten. Der französische CAC 40 brach um 4,4 Prozent ein, die Banken Credit Agricole mit minus 11,3 Prozent und BNP Paribas mit minus 10,4 Prozent mussten arg Federn lassen. In London verlor der FTSE 100 3,1 Prozent, allein die Barclays Bank verlor 10 Prozent.

SMI 2,8 Prozent im Minus

Der SMI blieb mit minus 2,8 Prozent zwar nicht verschont, kam aber vergleichsweise glimpflich davon. Das Minus von 8,6 Prozent der Credit Suisse B”rsenkurs ist vor allem auf die schlechten Quartalszahlen zurückzuführen. Die UBS B”rsenkurs büsste 5,6 Prozent ein.

Die New Yorker Wall Street hatte zuvor bereits Kursverluste verzeichnet. Der Dow-Jones-Index gab 2,3 Prozent auf 11.955 Punkte nach. Der Nasdaq-Composite verlor 1,9 Prozent auf 2.684 Zähler.

Euro bricht ein

Der Euro brach wegen des Griechenland-Referendums ein. Gegen 11.00 Uhr stand die Gemeinschaftswährung bei 1,3709 Dollar. Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs noch bei 1,4001 Dollar festgelegt.

Im DAX stürzte die Aktie der Commerzbank zeitweise um mehr als zehn Prozent ab. Rund eine Stunde nach Eröffnung des Handels stand sie mit einem Minus von 8,9 Prozent bei 1,63 Euro. Allianz gaben 6,3 Prozent auf 76,11 Euro nach. Deutsche Bank brachen um 6,3 Prozent auf 28,43 Euro ein. Am besten schnitten noch SAP ab, die 1,2 Prozent auf 43,12 Euro abgaben.

(whr/dapd)



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20
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1.11.2011: Wertpapierhändler "MF Global" ist Pleite wegen Anleihen von Pig-Staaten Italien, Spanien, Portugal etc.

aus: 20 minuten online: Pleitegeier schlägt zu: Eurokrise fordert erstes Wall-Street-Opfer; 1.11.2011;
http://www.20min.ch/finance/news/story/11527653

<Es ist die achtgrösste Pleite der US-Geschichte: MF Global sind seine Anleihen von Italien, Spanien, Portugal und anderen europäischen Ländern zum Verhängnis geworden.

Die Wall-Street-Firma MF Global hat am Montag in New York Gläubigerschutz beantragt. Der Wertpapierhändler hatte sich mit europäischen Staatsanleihen verspekuliert. Die europäische Schuldenkrise hat somit ihr erstes grösseres Opfer an der Wall Street gefordert: Die Insolvenz von MF Global ist die achtgrösste in der US-Geschichte.

Geschäftspartner hätten sich vergangene Woche wegen Bedenken über das hohe Engagement von MF Global in europäischen Staatsanleihen zurückgezogen, hiess es in dem Antrag auf Gläubigerschutz. Die Wertpapierfirma hielt zuletzt Anleihen von Italien, Spanien, Portugal und anderen europäischen Ländern im Volumen von mehr als sechs Milliarden Dollar (4,3 Milliarden Euro).

Nach dem grössten Quartalsverlust seit seinem Bestehen stuften Ratingagenturen den Terminbörsenmakler vergangene Woche ab. Der Kurs der Aktie brach um 66 Prozent ein, Geschäftspartner sprangen ab. Die Aktien wurden am Montag vom Handel ausgesetzt, es herrschte akute Geldnot. In einer Erklärung der US-Aufsichtsbehörden SEC und CFTC hiess es, die Behörden hätten die Situation bei MF Global seit Tagen genau verfolgt «in Erwartung einer Transaktion, die die Übertragung von Kundenkonten auf eine andere Firma einschliesst».

MF Global hatte sich angesichts seiner Geldknappheit noch rasch nach Investoren von aussen umgesehen, konnte aber vor Ablauf der von den Aufsichtsbehörden gesetzten Frist keine Interessenten auftun. Die Wall-Street-Firma berichtete den Behörden zudem über «mögliche Mängel» bei Futures-Verkaufskonten von Kunden, wie SEC und CFTC erklärten.

Grösser als die Chrysler-Pleite

Laut der Firma BankruptcyData.com, die Informationen über Pleiten sammelt und auswertet, ist die Insolvenz von MF Global grösser als die Chrysler-Pleite im Jahre 2009, hat aber nicht die Ausmasse der Insolvenzen von Lehman Brothers und Washington Mutual.

Der Chef von MF Global, Jon Corzine, ehemaliger Präsident der US-Investmentbank Goldman Sachs und Ex-Gouverneur von New Jersey, wollte den Derivatehändler zu einer grossen Investmentbank ausbauen und verspekulierte sich mit europäischen Staatsanleihen. Von den gehaltenen Papieren im Volumen von 6,3 Milliarden Dollar machten portugiesische und irische Schuldtitel 1,37 Milliarden Dollar aus, das Italien-Engagement belief sich auf mehr als die Hälfte des Gesamtengagements. Gerade die Renditen von italienischen Schuldverschreibungen waren aber in den vergangenen Tagen wegen der Schuldenkrise rasant angestiegen.

(dapd)>

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n-tv online, Logo

1.11.2011: Auch Irland berechnet die Schulden falsch: 3,6 Milliarden Euro weniger

aus: n-tv online: HRE-Panne im Kleinformat: Iren rechnen auch falsch; 1.11.2011;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Iren-rechnen-auch-falsch-article4668031.html

<Wie Deutschland hat auch Irland weniger Schulden als bislang angenommen. In Dublin wurde sich um 3,6 Milliarden Euro verrechnet. Der Gesamtschuldenstand Irlands Ende 2010 sinkt dadurch auf 92,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von ursprünglich geschätzten 94,9 Prozent.

Das krisengeschüttelte Euro-Mitgliedsland Irland hat deutlich weniger Verbindlichkeiten als bisher angenommen. Wie das Finanzministerium in Dublin am Dienstag mitteilte, wurde die Staatsverschuldung des Landes Ende vergangenen Jahres wegen einer Doppelzählung fälschlicherweise um 3,6 Milliarden Euro zu hoch kalkuliert. Diese Summe entspreche 2,3 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Der Gesamtschuldenstand Irlands Ende 2010 sinke dadurch auf 92,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von ursprünglich geschätzten 94,9 Prozent.

Irland musste im vergangenen Jahr unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen und erhielt von der EU und dem Internationalen Währungsfonds Hilfen über 85 Milliarden Euro. Wegen der Krise des heimischen Finanzsektors stand das Land kurz vor der Pleite. 

Die dem deutschen Staat gehörende Bad Bank der Hypo Real Estate (HRE) hatte sich um insgesamt 55,5 Milliarden Euro verrechnet. Damit schrumpft der gesamtstaatliche Schuldenstand Deutschlands für 2011 um 2,6 Prozentpunkte auf 81,1 Prozent. Das sind 2,6 Punkte weniger als in der letzten Mitteilung an die EU-Kommission in Brüssel erwartet.       

Schäuble soll sich erklären

In Deutschland schlägt die milliardenschwere Bilanzpanne bei der Staatsbank Hypo Real Estate (HRE) weiter hohe Wellen. Die Opposition pocht auf Aufklärung durch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Es gebe Hinweise darauf, dass sein Ministerium möglicherweise viel früher von dem Vorgang wusste als bislang eingeräumt, sagte SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier.

Linke-Chef Klaus Ernst sagte, möglicherweise müsse der Bundestag eine umfassende Untersuchung einleiten. Schäuble selbst hat für Mittwoch Verantwortliche aus Banken und Behörden ins Ministerium bestellt, um sich die Ursachen des Skandals erläutern zu lassen.

"Es ist unfassbar, dass Rechenfehler in dieser Größenordnung tatsächlich bei einer solchen Großbank vorkommen", sagte Steinmeier. Sollte das Finanzministerium entgegen bisheriger Angaben bereits früher von dem milliardenschweren Irrtum gewusst haben, werde man dem weiter nachgehen müssen. Der Finanzexperte der Grünen, Gerhard Schick, sagte, ihn mache misstrauisch, dass das Ministerium nach eigenen Angaben seit dem 4. Oktober von den Unregelmäßigkeiten gewusst habe, Schäuble aber erst jetzt die Verantwortlichen zu sich zitiere. Der Finanzminister sei persönlich in der Pflicht zu erklären, wie es zu dem Bilanzskandal kommen konnte.

wne/rts/dpa>

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Spiegel online, Logo

2.11.2011: <Folge der Krise: Griechenlands Elite flieht aufs Land> oder verlässt Pleite-Griechenland

aus: Spiegel online; 2.11.2011;
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,795034,00.html

<Computerfachmann Pashalis: Schwammtaucher statt Karriere

Sie haben studiert und sich auf eine Karriere vorbereitet, jetzt züchten sie Schnecken, tauchen nach Schwämmen und bauen Wein an: Die Krise treibt Griechenlands junge Elite in die Landwirtschaft - oder gleich ganz außer Landes.

Sie ist Marketingexpertin, doch jetzt züchtet sie Schnecken. "Ich konnte es mir nicht länger leisten, in Athen zu wohnen, und meine Familie hatte dieses lange aufgegebene Stück Land", sagt Evi Papadimitriou, 30. Große Erwartungen hat sie nicht: "Falls ich es schaffe, davon zu leben, bin ich schon glücklich."

Ähnlich geht es dem Computerfachmann Mammas Pashalis, 22. Er taucht im Mittelmeer nach Schwämmen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Im gelernten Beruf hat er keine Arbeit gefunden, jetzt hilft er seinem Vater, der am Strand von Rhodos einen kleinen Stand betreibt. Ein Broterwerb ist das bestenfalls, mehr nicht.

Vor Jahrzehnten waren es Hunderttausende Arbeiter und Bauern, die aus Griechenland wegzogen, vor allem in die USA und nach Australien. Jetzt, in der Krise, sind es dagegen vor allem junge, gebildete Griechen, die das Land verlassen. Die stark sinkenden Einkommen und eine Jugendarbeitslosigkeit von geschätzten 28 Prozent für 2011 treiben sie fort. Nicht zuletzt fliehen sie vor der Schuldenlast, die die Elterngeneration angehäuft hat. Viele fliehen aber auch einfach heraus aus den Städten aufs Land.

Vom Börsenmakler zum Weinbauern

Dass er einmal auf einem staubigen, heißen Feld arbeiten würde, hätte auch der Börsenmakler Giannis Pantoulis nicht geglaubt. Er ist jetzt Weinbauer. Vor zwei Jahren packte er seine Familie und sein Hab und Gut in einen Lkw und zog zurück in das Dorf seines Vaters im Norden Griechenlands. Er habe das Platzen der griechischen Schuldenblase kommen sehen und rechtzeitig aussteigen wollen, sagt Pantoulis. Heute schwitzt der 40-Jährige in seinem Weinberg statt über Aktienkursen.

"Anfangs dachten alle, ich sei verrückt", erzählt er. Tatsächlich sei der Neuanfang hart gewesen. Und es brauche Jahre, bis Weinanbau profitabel sei. "Aber jetzt sehen viele, dass es in den großen Städten nichts für uns gibt. Unsere Politiker haben uns hängen lassen." Auch viele andere wollten jetzt weg aus Athen, Thessaloniki oder Patras: "Die Situation ist hoffnungslos."

Die Fakten sind deprimierend: Die Lebenskosten steigen, doch Löhne und Pensionen werden immer weiter gekürzt. Die Arbeitslosigkeit erreicht Höchststände: Laut neuesten Zahlen waren im Juli offiziell 17,6 Prozent der Griechen ohne Job. Besonders hart betroffen sind junge Menschen. Kein Wunder, dass die Anti-Schulden-Maßnahmen der Regierung auf immer größeren Widerstand in der Bevölkerung treffen.

Fast 60 Prozent der Griechen seien gegen das neueste EU-Hilfspaket, heißt es in einer kürzlich von der Tageszeitung "To Vima" veröffentlichten Umfrage. Die EU-Maßnahmen verletzten die Souveränität Griechenlands, das Land gerate immer stärker in den Würgegriff internationaler Geldgeber. Und das Schlimmste: Besserung ist nicht in Sicht.

Wie junge Griechen, das Land ihrer Vorfahren zurückerobern wollen

Eine Rückkehr aufs Land erscheint da vielen als Ausweg. Fast 60.000 Griechen taten diesen Schritt in den vergangenen zwei Jahren. Damit kehren sie einen jahrzehntelangen Trend um. Die Vorfahren der Neu-Bauern hatte es in die Städte gezogen, viele ließen damals Grundbesitz zurück.

Dimitris Michaelidis vom griechischen Verband junger Bauern spricht von steigendem Interesse. Immer mehr Menschen ohne Arbeit suchten eine regelmäßige Beschäftigung und geringere Lebenshaltungskosten - ein Bauernhof biete genau das, meint er. "Wir können kaum den Anfragen nachkommen." Die Leute wollten etwa wissen, "was wo am besten wächst".

Wer doch ins Ausland will, findet im Internet Tipps. Nach Angaben von Europass, einer internationalen Bewerberplattform angeregt von der EU-Kommission, haben im September mehr als 13.000 Griechen ihre Lebensläufe bei Europass eingestellt. Noch im September 2008 waren es lediglich 2200. Fast zwei Drittel der Bewerber seien unter 30.

Die Biologin Evgenia Tsakili ist eine von ihnen. Sie hat so Arbeit in einem Forschungslabor auf Zypern gefunden. "Ich konnte in Griechenland keinen Job finden, und ich glaube, die Situation wird sich in den nächsten Jahren nicht verbessern", sagt sie.

Das Frankfurter Büro des World Council of Hellenes Abroad, einer Organisation für Auslandsgriechen, wird mit Anfragen überhäuft. Die meisten Anrufer seien junge, gebildete, aber arbeitslose Leute zwischen 30 bis 35, erzählt Giorgos Amarantidis. "Sie wollen in Deutschland arbeiten und suchen unseren Rat und Hilfe."

Nach seinen Schätzungen sind etwa 4000 Griechen in den vergangenen drei Monaten nach Deutschland gekommen - viele ohne konkrete Aussicht auf einen Job. "Ich sage ihnen als allererstes, dass sie Deutsch lernen müssen. Sie sind hier im Wettkampf mit hochgebildeten Arbeitern aus der ganzen Welt."

Junge Griechen seien entsetzt vom Zustand des griechischen Staats und hätten das Vertrauen in das System verloren. "Und sie sagen, dass sie nicht nach Griechenland zurückkehren werden."

Von Christine Pirovolakis, dpa/otr>

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Welt online, Logo

1.11.2011: Die Kapitalisten-Spekulanten teilen Europa in Hart-Euro und Weich-Euro auf

aus: Welt online: Bankensystem unter Stress: Die Weltmärkte bauen die Euro-Zone um; 1.11.2011;
http://www.welt.de/finanzen/article13692499/Die-Weltmaerkte-bauen-die-Euro-Zone-um.html


Grafik mit der
                                        Unterteilung des Euro in einen
                                        Hart-Euro und einen Weich-Euro,
                                        1.11.2011
Grafik mit der Unterteilung des Euro in einen Hart-Euro und einen Weich-Euro, 1.11.2011

Die Hart-Euro-Länder sind: Deutschland, Luxemburg, Holland, Österreich, Slowenien, Slowakei, Finnland, Estland.
Die Weich-Euro-Länder sind: Frankreich, Belgien, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland.

Irland wurde von den "Investoren" vergessen einzuzeichnen, dürfte aber als Weich-Euro-Land eingestuft werden.


<Autor: D. Eckert und H. Zschäpitz

Noch vor dem Referendum haben Investoren damit begonnen, die Euro-Zone umzumodeln. Hellas gehört nicht mehr dazu, auch Italien und Frankreich stehen auf der Abschussliste.

Was könnte der 18. Gipfel bringen, was 17 Gipfel nicht geschafft haben? Das war die Frage, die sich Investoren – und nicht nur Investoren – stellten. Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy hatten soeben den 18. Euro-Rettungsgipfel angekündigt. Sie suchten damit die jüngste Panik an den europäischen Finanzmärkten einzudämmen. Auslöser für diese Panik war die überraschende Ankündigung von Griechenlands Premierminister Papandreou, ein Referendum zum jüngsten Brüsseler Hilfspaket abzuhalten.

Die Euro-Zone zerbricht: Der Riss geht mitten durch den Kontinent

Anfang 2012 soll das griechische Volk darüber abstimmen, ob es das damit einhergehende Sparpaket mit trägt. Wie auch immer die genaue Frage lauten wird, über die die Hellenen befinden dürfen, im Endeffekt wird es auf eine Abstimmung über den Verbleib in der europäischen Währungsunion hinauslaufen. Denn ein Nein würde sämtliche Hilfsvereinbarung der vergangen zwei Jahre hinfällig machen.

Mehr noch: Das gesamte Euro-System steht zur Disposition. Scheidet jedoch eine Nation aus der Währungsunion aus, ist damit ein Präzedenzfall geschaffen. Dann würde sich bei anderen schwachen Euro-Ländern unweigerlich die gleiche Frage stellen.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor zwischenzeitlich 379 Punkte oder mehr als sechs Prozent und fiel unter die Marke von 5800 Zählern. Andere europäische Börsen erwischte es noch schlimmer: Der italienische MIB krachte in der Spitze 7,3 Prozent nach unten, der griechische ASE 7,8 Prozent. Der Euro rutschte bis auf 1,3609 Dollar ab. Noch in der vergangen Woche stand er bei 1,4247 Dollar. Der Preis für die Krisenwährung Gold stieg von 1230 auf 1243 Euro je Feinunze (31,1 Gramm).

Analysten sehen Griechenland nicht mehr in der Euro-Zone

Bereits zu Wochenbeginn hatte das Zögern von Ländern wie China und Japan, dem gehebelten Hilfsfonds EFSF Kapital für die Euro-Rettung zur Verfügung zu stellen, die Märkte beunruhigt.

Während die Politik vorgibt, die Euro-Zone in ihrer jetzigen Form mit hektischer Gipfeldiplomatie retten wollen, signalisieren die Märkte ziemlich klar, wie sie sich die Währungsunion der Zukunft vorstellen: Aus Sicht der Investoren gehört Griechenland schon lange nicht mehr dazu. Auch anderen Ländern wird nicht zugetraut, Teil einer Hartwährungsgemeinschaft zu sein: Die Zweifel der Anleger bekommt vor allem auch Portugal zu spüren.

Doch Portugal als relativ kleine Volkswirtschaft wird nicht über das Schicksal der Euro-Zone entscheiden. Anders sieht es mit Italien aus. Noch nie seit Gründung der europäischen Währungsunion im Jahr 1999 musste Rom im Vergleich mit Berlin Anlegern so viel Zinsen bieten. Für Italien beträgt der Risikoaufschlag (Spread) nun bedenklich hohe 452 Basispunkte. Auch Spanien und Belgien stehen mit 379 und 262 Basispunkten auf der Liste der Weichen. Ein Basispunkt entspricht 0,01 Prozentpunkten.

Die Marke von 100 Basispunkten Risikoaufschlag gilt als eine psychologisch wichtige Grenze. Nur geringen Renditeabstand zu Deutschland weisen die Niederlande, Finnland und Österreich auf. Auch Luxemburg, Estland, Slowenien und die Slowakei gelten wegen ihres niedrigen Schuldenstandes als solide. Sie alle haben bei den Ratingagenturen mindestens die Bonitätsnote A. Estlands ist zuletzt sogar als eines von wenigen Ländern hochgestuft worden, nämlich von A auf A+.

Auch Frankreich steht auf der Abschussliste

Ein Grenzfall ist Frankreich. Zwar hat das Land ebenso wie Deutschland ein Dreifach-A-Spitzenrating, jedoch haben die Agenturen offen mit einer Degradierung gedroht. Der Spread zwischen französischen Staatsanleihen und Bundesanleihen ist seit Anfang Oktober stark angestiegen. Seit Mitte Oktober liegt er über der Hartwährungsmarke von 100 Punkten. Damit geht der Riss nun mitten durch den Kern der Euro-Zone.

Wie sehr Deutschland und Frankreich ökonomisch auseinanderdriften, schlägt sich auch in der Leistungsbilanz nieder: Während Deutschland 2012 wohl einen Überschuss von sechs Prozent gemessen an der Wirtschaftskraft vorweisen kann, verzeichnet Frankreich ein Defizit von mehr als zwei Prozent. Aus diesem Grund wird die „grande nation“ zu den Weich-Euro-Staaten gezählt. Wie viele Länder der Peripherie hat Frankreich seit Gründung der Währungsunion an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt.

Am wenigsten konkurrenzfähig sind Griechenland und Portugal. Ihre Waren sind kaum gefragt, gleichzeitig führen sie viel ein, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu decken. Das Ergebnis sind riesige Handelsdefizite von neun und acht Prozent.

Das Knirschen im Gebälk der Währungszone setzt das europäische Bankensystem unter starken Stress. Die Aktienkurse der Geldhäuser sacken ab. In Frankreich wurde die Marktkapitalisierung der Société Générale, die stark in den Peripherieländern engagiert ist, um 14 Prozent dezimiert: Allein am Dienstag lösten sich damit 2,4 Milliarden Euro in Nichts auf. Die Aktie der Deutsche Bank verlor zehn Prozent an Wert. Das entsprach einem Börsenwert von fast drei Milliarden Euro. Insgesamt schmolzen bei europäischen Finanzwerten 28 Milliarden Euro dahin.

Beobachter befürchten, dass die zusätzliche Verunsicherung durch das bevorstehende Referendum die Tendenz zu einer Kapitalflucht aus den Euro-Peripherieländern verstärken könnte. Auch eine unkontrollierte Staatspleite Athens ist nun im Bereich des Möglichen. Dies könnte ähnlich wie 2008 nach dem Kollaps der Lehman-Bank eine globale Finanzschmelze auslösen. Nur dass es diesmal um weitaus mehr geht.>

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Financial Times Deutschland online, Logo

1.11.2011: Das Pleite-Griechen-Poker-Face Papandreou spielt seine letzte Karte: Eine Volksabstimmung

aus: Financial Times Deutschland online: Referendum über Griechen-Sparkurs: Die letzte Karte des Poker-Papandreou; 1.11.2011;
http://www.ftd.de/politik/europa/:referendum-ueber-griechen-sparkurs-die-letzte-karte-des-poker-papandreou/60123642.html
http://www.ftd.de/politik/europa/:referendum-ueber-griechen-sparkurs-die-letzte-karte-des-poker-papandreou/60123642.html?page=2

<Griechenland taumelt - und mit ihm seine angeschlagene Regierung. Mit einem waghalsigen Manöver will der Ministerpräsident das ganze Volk hinter sich bringen. Doch was treibt Papandreou? Eine Analyse. von Fabian Löhe, Berlin

Das klamme Griechenland heizt seit Monaten die Stimmung in der Politik und an den Märkten auf - und Ministerpräsident Giorgos Papandreou gießt noch Öl ins Feuer der Schuldenkrise. Gerade erst haben sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone auf ein neues 130 Mrd. schweres Hilfspaket sowie einen 50-prozentigen Schuldenschnitt für die strauchelnden Helenen geeinigt, da will Athens Regierung, dass Anfang nächsten Jahres ihr Volk über den Deal abstimmt, der auch harte Einsparungen vorsieht. "Lassen Sie uns den Bürgern das letzte Wort haben, lasst sie über das Schicksal des Landes entscheiden", sagte der griechische Ministerpräsident.

Innerhalb der Euro-Zone sehen viele Politiker diesen Plan als einen Schlag ins Gesicht: Egoismus, Undankbarkeit, Rücksichtslosigkeit - das halten viele Papandreou vor, auch wenn sie es offiziell diplomatischer formulieren. "Irritiert" ist demnach FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle, "geschockt" Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy . "Was reitet bloß Papandreou?", fragen sich viele.

Denn sollte das Rettungspaket im Referendum abgelehnt werden, hätte das unabsehbare Folgen für den Euro. Die künftige Finanzierung Griechenlands wäre wieder völlig offen. Im schlimmsten Fall droht der Staatsbankrott. Sollten die internationalen Geldgeber nicht bereit sein, Athen weiter zu unterstützen, wäre das ein verheerendes Signal an die Investoren. Andere hoch verschuldete Euro-Staaten wie Italien gerieten wieder in den Fokus der Märkte und müssten steigende Refinanzierungskosten fürchten.

Andererseits würde ein Ja der Griechen dazu führen, dass die Verantwortung für das schmerzhafte Sparpaket nicht mehr nur auf den Sozialisten Papandreous lastet, sondern auf die wesentlich breiteren Schultern der gesamten Bevölkerung verteilt wird. In diesem Fall würde der Premierminister innenpolitisch an Stärke gewinnen - und zudem die mögliche Instabilität des Landes durch vorgezogene Neuwahlen umgehen.

Denn innenpolitisch steht Papandreou seit längerem unter erheblichem Druck. Die konservative griechische Zeitung "Kathimerini" hält die Entscheidung der Regierung für eine Reaktion auf die wachsenden Kritik innerhalb von Papandreous sozialistischer Partei Pasok. "Nachdem er betont hat, vorgezogene Neuwahlen stünden außer Frage und wären ein unverantwortlicher Zug auf der Höhe der Krise, hält Papandreou offenbar das Misstrauensvotum und das Referendum für das sicherere Glücksspiel", schreibt die Zeitung in ihrer Onlineausgabe.

Der Regierungschef sieht das Referendum offenbar als letzte Karte, die er im Pokerspiel um die Macht in Griechenland spielen kann. Erst am Wochenende hatte eine Meinungsumfrage gezeigt, dass 60 Prozent der Griechen den Deal mit der EU als "negativ" oder "wahrscheinlich negativ" bezeichnen. Der Sparkurs hat zwar zu Straßenschlachten in Athen geführt und Generalstreiks legen immer wieder das ganze Land lahm. Doch laut griechischen Medienberichten kommt es jedes Mal zu hohen Zustimmungsraten, wenn in Umfragen nach dem Verbleib in der Euro-Zone gefragt wird.

Teil 2: Wie Papandreou seine Frage stellen muss

Entscheidend bei dem Referendum wird daher vor allem die Wortwahl sein. Papandreou wird dabei versuchen, beim Deal mit der EU den Fokus des Volkes eher auf das Zuckerbrot, denn auf die Peitsche zu lenken. Er hat bereits darauf hingewiesen, dass es für das Akzeptieren der Kürzungen im Haushalt im Gegenzug Finanzhilfen und einen Schuldenschnitt gibt.

Auch nach Ansicht von Takis Michas, Politikanalyst bei dem Athener Meinungsforschungsinstitut Forum für Griechenland, kommt es für Papandreou darauf an, ob dieser die Frage bei dem Referendum in Richtung der Mitgliedschaft in der Währungsgemeinschaft formulieren kann. "Wenn er darin erfolgreich ist, die Sache auf diese Weise zu gestalten, wird er natürlich ein großes Ja erhalten", sagte er der Onlineausgabe der "New York Times". In diesem Fall hält er das Vorgehen für einen "Geniestreich von Papandreou in dem Sinne, dass er die verschiedenen Parteien dazu zwingt, eine sehr verantwortungsbewusste Position einzunehmen".

Außenpolitisch könnte Papandreou zudem durch das angekündigte Votum versuchen, den Druck auf seine Partner in der Euro-Zone zu verstärken. Schließlich ist die Vereinbarung über den Schuldenschnitt von 50 Prozent noch nicht vollends unter Dach und Fach: Die einzelnen Banken können sich ihm auch noch verweigern.

Mit dem drohenden Nein der griechischen Bevölkerung im Nacken - so ist möglicherweise die Einschätzung Papandreous - würden die Geldhäuser eher dem Verzicht auf ihre Außenstände zustimmen. Tatsächlich teilte der Bankenverband IIF am Dienstag mit, trotz der Ankündigung des Referendums an dem geplanten Schuldenschnitt festzuhalten. Denn sollten sie dies nicht tun, während die Griechen gleichzeitig aber Kürzungen ablehnen, würden die Banken womöglich ungleich mehr Kapital verlieren. So zumindest könnte die Rechnung in Athen aufgestellt werden.

Diese Lesart vertritt etwa George Pagoulatos, Professor für Europäische Politik und Wirtschaft an der Athens University of Economics and Business. Er unterstellt Papandreou mit seiner Ankündigung eine durchdachte Strategie. Der Onlineausgabe der "New York Times" sagte er: "Sie ist nicht von der Absicht einer waghalsigen Politik gegenüber Europa motiviert, aber sie könnte natürlich einen positiven oder negativen Ausgang haben." Er steltt die dahinter stehende Frage: "Werden wir in der Euro-Zone bleiben und weniger Schulden haben oder werden wir alles verlieren, was wir erreichen können?"

Bis es zu einer solchen oder ähnlichen Frage in dem ersten Referendum seit 1974 kommt, ist es aber noch ein langer Weg. Laut der griechischen Verfassung obliegt es der Regierung, einen Vorschlag für die Sprachwahl des Referendums zu unterbreiten. Dieser würde zunächst vom Parlament und dann vom Präsidenten abgesegnet werden müssen. Damit die Abstimmung tatsächlich wie angekündigt für die Regierung bindend wäre, müssten 40 Prozent der Griechen ihre Stimme abgegeben. Es gibt jedoch auch ganz grundsätzliche - wenn auch politisch motivierte - Zweifel. Der Chef der oppositionellen Demokratischen Linken, Fotis Kouvalis, meint: "Es ist fragwürdig, ob die Verfassung überhaupt ein solches Referendum zulässt.">

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Der
                        Standard online, Logo

1.11.2011: Pleite-Italien wird zusammenbrechen, wenn es so "weitermacht" - sagt Lega-Chef Bossi

aus: Der Standard online: Lega-Chef Bossi warnt vor Zusammenbruch Italiens; 1.11.2011;
http://derstandard.at/1319181709680/Lega-Chef-Bossi-warnt-vor-Zusammenbruch-Italiens

<Umberto Bossi liebt starke Worte und Zigarren. Rechtspopulist und Berlusconi-Partner: "Das Land kann so nicht weitermachen".

Rom - Der Chef von Italiens rechtspopulistischer Regierungspartei Lega Nord, Umberto Bossi, warnt vor dem Zusammenbruch Italiens. Mit seinen Steuergeldern müsse das industriereiche Norditalien Millionen von Menschen erhalten, die in Italien von der öffentlichen Hand leben. "Ich glaube nicht, dass dieses Land noch lang weitermachen kann", sagte Bossi bei einer Wahlveranstaltung unweit der norditalienischen Stadt Piacenza am Montagabend. Norditalien zahle einen zu hohen Preis, um den wirtschaftlich armen Süden zu erhalten. In dieser Krisephase könne sich der Norden all dies nicht mehr erlauben, meinte Bossi.

Italien habe zwar ein milliardenschweres Sparpaket zur Eindämmung der Staatsschuld verabschiedet, es sei vor der Pleite jedoch immer noch nicht sicher. "Wir sind an Kämpfe gewöhnt. Norditalien ist die stärkste Industriekraft Europas und es wird schwierig sein, uns zugrunde zu richten. Wir halten durch, bis wir frei sein werden", sagte Bossi vor Anhängern, die laut die Abtrennung vom Rest Italiens verlangten.

Die Opposition forderte indes erneut den Rücktritt von Premier Silvio Berlusconi. "Berlusconi hat jegliche internationale Glaubwürdigkeit verloren. Italien gerät zunehmend ins Visier der internationalen Spekulation. Wenn ihm sein Land noch am Herzen liegt, sollte der Premier sofort zurücktreten", sagte Oppositionschef Pierluigi Bersani. (APA)>

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Der Euro am 2.11.2011


n-tv
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2.11.2011: Volksabstimmung im 2012 in Pleite-Griechenland? - <EU friert Milliarden-Hilfen ein - Griechischer Euro-Austritt kein Tabu mehr>

aus: n-tv online; 2.11.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Griechischer-Euro-Austritt-kein-Tabu-mehr-article4678631.html

<Papandreou hat mit seinem Vorstoß Sarkozy und Merkel brüskiert.

Der Druck auf Griechenland wächst. Die Euro-Länder frieren nach einem Krisengespräch nicht nur die zugesagte Hilfstranche ein. Auch ein Austritt des hochverschuldeten Landes aus der Euro-Zone ist plötzlich kein Tabu mehr. Das griechische Volk muss sich im umstrittenen Referendum klar zum Euro positionieren, fordert Kanzlerin Merkel. Abgestimmt werden soll Anfang Dezember.

Die Euro-Länder haben den Druck auf Griechenland massiv erhöht. Das griechische Volk müsse klar sagen, ob es weiter in der Euro-Zone verbleiben wolle oder nicht, erklärten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy in Cannes. Ein Austritt aus der Euro-Gruppe ist kein Tabu mehr. "Wir sind gewappnet", sagte Merkel nach einem Krisengespräch europäischer Spitzenpolitiker mit dem griechischen Premier Giorgos Papandreou. Das Treffen war nach der Ankündigung des umstrittenen griechischen Referendums über das internationale Hilfspaket kurzfristig angesetzt worden.

Sollte das griechische Volk die Auflagen und Forderungen des zweiten Hilfspakets ablehnen, werde man dies akzeptieren. "Aber wir werden auch den Euro nicht aufgeben", sagte die Kanzlerin. Als Termin für die Volksabstimmung stellte Papandreou in Cannes den 4. oder 5. Dezember in Aussicht.

Die von den Euro-Finanzministern bereits gebilligte Kreditauszahlung von acht Milliarden Euro an Athen, mit der die Zahlungsfähigkeit Griechenlands sichergestellt werden sollte, wurde wie erwartet auf Eis gelegt. Weder die EU noch der Internationale Währungsfonds (IWF) könnten vorerst weitere Gelder an Athen zahlen. "Wir sind bereit, Griechenland zu helfen", sagte Sarkozy. Die Griechen müssten aber zu ihren Versprechungen stehen. Die nächste Hilfszahlung könne so lange nicht überwiesen werden, bis Griechenland das gesamte Hilfspaket angenommen habe und jede Unsicherheit über das Referendum beseitigt ist.

Alleingang sorgt für Ärger

Merkel und Sarkozy zeigten sich verärgert über den Alleingang Papandreous. Der hatte das Referendum ins Spiel gebracht, ohne die Partner vorher ins Bild zu setzen. Die Ankündigung der Volksabstimmung schickte nicht nur die internationalen Finanzmärkte auf Talfahrt. Es durchkreuzte auch die Strategie Sarkozys, am Donnerstag und Freitag beim Treffen der führenden Volkswirtschaften der Erde (G20) ein Maßnahmenpaket gegen die Schulden- und Bankenkrise zu präsentieren.

"Wir haben psychologisch eine neue Situation", sagte die Kanzlerin. Sarkozy machte klar, dass Griechenland keinen Cent bekomme, wenn die Griechen sich nicht eindeutig zum Sparen bekennen würden. Eigentlich wären in den kommenden Tagen weitere Milliarden Euro aus dem ersten Hilfspaket über 110 Milliarden Euro fällig gewesen. Nach Informationen des Bundesfinanzministeriums ist Griechenland aber auch ohne den Kredit bis Mitte Dezember zahlungsfähig. Erst dann droht die Staatspleite.

"Ja oder nein" zur Eurozone

Papandreou bestätigte in Cannes, dass nach dem Referendum noch einige Tage blieben, bis der Kredit zur Zahlung von Gehältern und Pensionen benötigt werde. Er zeigte sich optimistisch, dass sein Volk den EU-Rettungsprogrammen zustimmen werde. "Ich glaube, es wird ein positives Ergebnis geben", sagte Papandreou: "Das griechische Volk will in der Eurozone bleiben."

Ob das Referendum tatsächlich kommt, hängt aber auch davon ab, ob Papandreou am Freitag eine Vertrauensabstimmung im Parlament politisch überlebt. Deren Ausgang gilt als ungewiss, da seine sozialistische Fraktion nur zwei Stimmen Mehrheit im Parlament hat. "Das ist unsere erste Schlacht", sagte Papandreou. Er hoffe aber, diese Hürde zu überwinden. In Athen mehrten sich derweil Stimmen, die eine Regierung der nationalen Einheit forderten.

Vor dem Krisentreffen hatte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso politische Stabilität in Griechenland gefordert. Um das von der EU aufgelegte Hilfsprogramm "zu verankern, ist es ausgesprochen wichtig, Stabilität in dem Land zu haben." Wie Merkel erwartet er von Papandreou ein starkes Signal für die Fortsetzung von Reformen und eine Sanierung des Haushalts.

Mit seinem Beharren auf einer Volksabstimmung stellte Papandreou den mühsam zwischen den Euro-Staaten und den Banken ausgehandelten Schuldenschnitt infrage. Die Brüsseler Gipfel-Beschlüsse der vergangenen Woche sind auch von anderer Seite bedroht: So erklärte der deutsche Bankenverband, der freiwillige Forderungsverzicht der privaten Geldgeber Griechenlands liege bis zu dem Referendum auf Eis.

Die 17 Staats- und Regierungschefs der Euroländer hatten unter anderem ein neues 100-Milliarden-Euro-Paket für Athen beschlossen. Private Gläubiger wie Banken und Versicherer hatten angekündigt, auf die Hälfte ihrer Forderungen zu verzichten. Anfang 2012 sollten nach dem ursprünglichen Plan alte gegen neue griechische Anleihen getauscht werden.

Sorgenkind Italien

Der G20-Gipfel versammelt am Donnerstag und Freitag die Staats- und Regierungschefs der führenden Volkswirtschaften der Erde. Merkel will die Gelegenheit nutzen, sich mit US-Präsident Barack Obama zu treffen. Obama hofft, dass die G20 Signale zur Ankurbelung der Weltwirtschaft setzen, wovon auch die flaue US-Konjunktur profitieren könnte. Die Gipfelrunde will Beschlüsse fassen, die die Macht der größten Banken beschneiden. Zudem stehen Währungsstreitigkeiten und die Machtverteilung im Internationalen Währungsfonds auf der Agenda.

Das andere Sorgenkind Europas, Italien, als G8-Mitglied auch nach Cannes geladen, versucht weiter fieberhaft seine Kritiker zu beruhigen. Italien gilt nach Griechenland als Zeitbombe für die Stabilität der Eurozone, wenn das Land sich nicht endlich reformiert und für mehr Wachstum sorgt.

Eine Sondersitzung der Regierung ging ohne konkretes Ergebnis zu Ende. Ein zunächst angekündigtes Dekret, das sofortige Anti-Krisen-Maßnahmen in Kraft gesetzt hätte, wurde nicht verabschiedet. Regierungschef Silvio Berlusconi habe sich mit seinen Ministern nur auf Ergänzungen zu einem bereits vorliegenden Stabilitätsgesetz geeinigt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa.

dpa/rts>

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Und nun kommt der Hammer für Pleite-Italien von Pornostar Berlusconi:

Financial Times Deutschland online, Logo

2.11.2011: <Schuldenkrise: Investoren flüchten aus Italien>: Risikoaufschlag über 450 Basispunkte - die Anleger verkaufen alles und gehen - im Jahre 2012 ist Schluss für Pleite-Italien

aus: Financial Times Deutschland online; 2.11.2011;
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anleihen-devisen/:schuldenkrise-investoren-fluechten-aus-italien/60124212.html
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anleihen-devisen/:schuldenkrise-investoren-fluechten-aus-italien/60124212.html?page=2

<Der Risikoaufschlag auf Staatsanleihen des Landes steigt und steigt. Die Anleger sind im Käuferstreik: Im August zogen sie 21 Mrd. Euro aus Italien ab. Ministerpräsident Berlusconi trifft sich mit seinem Kabinett - der Finanzminister ruft den Stabilitätsrat ein.

von Tobias Bayer  Mailand


Die Italiener fürchten sich vor einer desaströsen Schuldenspirale. Nachdem der Risikoaufschlag italienischer über deutscher Staatsanleihen am Dienstag erstmals seit Einführung des Euro über 450 Basispunkte gestiegen war, berief Finanzminister Giulio Tremonti für Mittwoch das Stabilitätsgremium ein. Darin vertreten ist der neue Notenbankgouverneur Ignazio Visco, der Generaldirektor im Finanzministerium Vittorio Grilli, der Chef der Versicherungsaufsichtsbehörde Giancarlo Giannini und Giuseppe Vegas, der Leiter der italienischen Finanzmarktaufsicht Consob.

Der Risikoaufschlag - im Italienischen "Lo Spread" genannt - ist für Bella Italia eine große Bedrohung. Angesichts der Schuldenlast von 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (das entspricht einer Summe von 1900 Mrd. Euro) muss das Land für jeden weiteren Prozentpunkt an Rendite über die nächsten drei Jahre 18 Mrd. Euro mehr für die Finanzierung berappen. Es droht ein Kreislauf aus immer höheren Risikoaufschlägen und Schulden, der irgendwann im Kollaps enden könnte.

Erste Anzeichen für einen Käuferstreik

Die Schwelle von 450 Basispunkten gilt als kritisch: Irland und Portugal mussten sich unter den europäischen Rettungsschirm flüchten, nachdem sie 2010 die Grenze überschritten hatten. Im kommenden Jahr rollt auf Italien eine regelrechte Lawine an Verbindlichkeiten zu: 440 Mrd. Euro an Anleihen werden fällig und müssen refinanziert werden. Marco Mazzucchelli, Investmentbanker bei der Royal Bank of Scotland, hält es für möglich, das Italien den Zugang zum Kapitalmarkt verliert. Er spricht von "forza maggiore". Den Begriff könnte man mit "höherer Gewalt" übersetzen. Tritt solch ein Ereignis ein, kann der Betroffene seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen.

Erste alarmierende Anzeichen für einen Käuferstreik gibt es. Laut Daten der Banca d'Italia zogen Investoren aus dem Ausland im August netto 21 Mrd. Euro aus Italien ab. Bereits im Juli hatten sie ihr Engagement um 20,4, Mrd. Euro zurückgefahren. Der Großteil der Verkäufe fand bei festverzinslichen Wertpapieren statt: 17,8 Mrd. Euro flossen bei Staats- und Unternehmensanleihen ab. "Der Saldo wird sich weiter verschlechtern, fürchte ich", sagte Rony Hamaui, Kapitalmarktexperte bei der Universität Cattolica in Mailand.

Teil 2:

Spekuliert wird darüber, wie der Kollaps abgewendet werden kann. Laut einem Bericht der Zeitung "Il Messagero" erwägt die italienische Zentralbank, den Banken Staatsanleihen abzunehmen. Damit würde deren Bilanz entlastet. Im Gegenzug müssten sich die Kreditinstitute aber verpflichten, in Zukunft neue Anleihen zu kaufen und damit dem Staat die Refinanzierung zu erleichtern.

Die Banca d'Italia dementiere zwar den Bericht. Bei Experten kam die Idee dennoch gut an: "Die italienischen Banken halten rund 14 Prozent der ausstehenden Staatsanleihen. Sie haben nur begrenzt Spielraum, ihren Bestand auszuweiten", sagte Fabio Fois, Analyst bei Barclays Capital. "Wenn das eingeführt würde, könnten sie wieder mehr Anleihen kaufen."

Ebenfalls denkbar wäre ein Kredit des Internationalen Währungsfonds. In italienischen Zeitungen werden 44 Mrd. Euro genannt, die Italien so zur Verfügung stünden. Der Nachteil daran: Politisch wäre das schwer zu vermitteln. Außerdem wäre es wohl erst einmal ein schlechtes Signal an den Kapitalmarkt.

Ministerpräsident Silvio Berlusconi versucht, die Investoren zu besänftigen. Er verspricht, die Sparpakete und die Wachstumsmaßnahmen entschlossen umsetzen. An seinem Regierungssitz in Rom, dem Palazzo Chigi, traf er sich am Mittwoch mit Finanzminister Tremonti und weiteren Kabinettsmitgliedern, um den Plan, den er auf dem G20-Gipfel in Cannes am Donnerstag vorstellen will, abzustimmen.

Die Rücktrittsforderungen an den Premier werden immer lauter. Staatspräsident Giorgio Napolitano scheint über Alternativen zu Berlusconi nachzudenken. Nachdem er am Dienstag verklausuliert mitgeteilt hatte, zu prüfen, ob die Regierung noch eine Mehrheit habe, traf er sich am Mittwoch mit den Vorsitzenden der Oppositionsparteien, Pier Luigi Bersani von den Demokraten und Pier Ferdinando Casini von den Christdemokraten. Eine Möglichkeit: Der Staatspräsident könnte eine Regierung der Techniker einberufen, die wie anno 1993 übergangsweise im Amt ist, um Reformen voranzubringen. >

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Der Euro am 3.11.2011


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3.11.2011: Pleite-Poker-Griechenland soll weg - endlich sieht das auch Frau Merkel

aus: Financial Times Deutschland online: Schuldenkrise: Merkel bricht Tabu des griechischen Euro-Austritts; 3.11.2011;
http://www.ftd.de/politik/europa/:schuldenkrise-merkel-bricht-tabu-des-griechischen-euro-austritts/60124407.html
http://www.ftd.de/politik/europa/:schuldenkrise-merkel-bricht-tabu-des-griechischen-euro-austritts/60124407.html?page=2
http://www.ftd.de/politik/europa/:schuldenkrise-merkel-bricht-tabu-des-griechischen-euro-austritts/60124407.html?page=3

<Die Kanzlerin schlägt neue Töne an. Sie macht erstmals offen klar, Hellas nicht um den Preis der Euro-Stabilität in der Währungsunion halten zu wollen. Den Griechen wird der Geldhahn zugedreht. Die Regierung in Athen verfällt in schweren Streit. von Thomas Schmoll 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will Griechenland nicht um jeden Preis in der Euro-Zone halten. "Den Euro als stabile Währung zu erhalten, ist die primäre Aufgabe, der wir uns verpflichtet fühlen", sagte sie in der Nacht zum Donnerstag nach Beratungen führender EU-Politiker mit dem griechischen Ministerpräsidenten Georgos Papandreou in Cannes. Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy fordern von Papandreou, sein Volk beim anstehenden Referendum nicht über das Sparpaket abstimmen zu lassen, sondern darüber, ob Hellas in der Währungsunion bleibt oder lieber zur Drachme zurückkehren soll. Merkel machte klar, dass sie einen Austritt der Griechen aus dem Euro-Raum akzeptieren würde. "Wir sind gewappnet."

Die Kanzlerin hat sich lange gegen die Möglichkeit eines griechischen Euro-Austritts gesträubt. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), der als erstes Kabinettsmitglied offen davon gesprochen hatte, musste sich dafür scharfe Kritik gefallen lassen - auch von Merkel.

In der griechischen Regierung ist heftiger Streit ausgebrochen. Finanzminister Evangelos Venizelos distanzierte sich überraschend von der geplanten Volksabstimmung. Die griechische Position in der Euro-Zone sei eine "historische Errungenschaft", die nicht von einem Referendum abhängen dürfe, teilte Venizelos nach seiner Rückkehr aus Cannes in Athen mit. Bisher hatte er seinen Chef unterstützt. Papandreou droht damit eine Niederlage bei der Vetrauensfrage am Freitag im Athener Parlament.

Als Reaktion auf das unabgestimmte Agieren des Ministerpräsidenten wollen die Euro-Retter Griechenland vorläufig keine weiteren Milliarden überweisen. Zumindest vor dem Volksentscheid soll Hellas kein frisches Geld bekommen. Falls die Hellenen das vor knapp einer Woche ausgearbeitete Hilfspaket ablehnen, sollen Athen Finanzspritzen generell verweigert werden. Damit wäre das Land pleite.

Es sei nach der Ankündigung Papandreous, einen Volksentscheid abzuhalten, eine eine "völlig neue psychologische Situation" entstanden, sagte die Kanzlerin. "Wir haben noch einmal klar gemacht: das Referendum geht im Kern um nichts anderes als um die Frage, möchte Griechenland im Euro-Raum verbleiben - Ja oder Nein." Entscheide das griechische Volk mit Nein, würden das die anderen Euro-Länder respektieren. Aber auch für den Fall eines Neins seien die Europäer vorbereitet. Papandreou sei mit dem Vorgehen "absolut einverstanden".

"Wir wollen Griechenland helfen und wollen auch, dass es im Euro bleibt", sagte Merkel. Sollten die Hellenen die Auflagen und Forderungen des zweiten Hilfspakets ablehnen, werde dies akzeptiert. "Aber wir werden auch den Euro nicht aufgeben." Sarkozy ergänzte: "Glauben sie wirklich, dass Frau Merkel und ich..., dass wir das aus Spaß an der Freude machen, dass was wir tun?" Merkel gestand: "Das war hart."

Teil 2: "Wir möchten eine endgültige Antwort finden"

Die zwei Regierungschefs begründeten ihren Entschluss, Athen weitere Milliarden zu verweigern, damit, dass die Zeit der Unsicherheit beendet werden müsse. "Unsere griechischen Freunde müssen sich entscheiden, ob sie ihre Reise mit uns antreten", sagte Sarkozy.

Der griechische Ministerpräsident hatte mit der überraschenden Referendumsankündigung die Euro-Retter brüskiert und die Märkte abermals in Turbulenzen gestürzt. Offen ist, welche Frage konkret gestellt werden soll, falls der Entscheid überhaupt stattfindet. Während Innenminister Haris Kastanidis erklärte, das Votum werde sich auf das Sparpaket beziehen, sagte Papandreou in Cannes: "Es geht um die Frage, ob wir in der Euro-Zone bleiben wollen." Allerdings blieb unklar, ob er das in einem übertragenen Sinne meinte oder die Frage tatsächlich so lauten wird. Er erwarte ein Ja seiner Landsleute. "Das griechische Volk will in der Euro-Zone bleiben." Der Entscheid soll nach dem Willen des Regierungschefs am 4. Dezember stattfinden.

"Wir möchten eine koordinierte, entschlossene und endgültige Antwort finden", sagte der Sarkozy. Die Beschlüsse des EU-Gipfels in der vergangenen Wochen müssten beschleunigt umgesetzt werden. Dies betrifft laut Merkel insbesondere die Stärkung des Rettungsschirms EFSF.

EU-Kommission und Internationaler Währungsfonds (IWF) - also zwei von drei Mitgliedern der Griechenland-Troika - sind sich prinzipiell einig, die Volksbefragung abzuwarten, ehe der vorletzte Teilkredit aus dem ersten Hilfspaket über 8 Mrd. Euro ausgezahlt wird. "Ich hoffe, dass die ganze Sache bis Mitte Dezember abgeschlossen werden kann", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde und stellte Griechenland frisches Geld in Aussicht. Noch vor der Erklärung in Cannes sagte ein namentlich nicht genannter IWF-Vertreter laut Nachrichtenagentur Reuters: "Der Fonds will Griechenland kein Geld geben und sich dann fragen, was passiert."


Teil 3: Rätselraten um Griechenlands Geldreserven

"Niemand weiß, wie lange das Geld der Griechen noch reicht. Die meisten Experten hier in Brüssel tippen auf Januar, aber wahrscheinlich wissen es nicht einmal die Griechen selbst so ganz genau", sagte ein EU-Diplomat zu ftd.de. Er stellte klar: "Wir sitzen mit dem IWF in einem Boot. Und sollte der IWF entscheiden, vor der Auszahlung der Tranche den Ausgang des Referendums abzuwarten, hat das auch Auswirkungen auf die Haltung der EU." Eine Festlegung erfolge beim Treffen der Euro-Gruppe kommenden Montag.

Papandreou sagte, nach der Volksabstimmung Anfang Dezember blieben noch einige Tage, bis die Auszahlung benötigt werde, um Gehälter und Pensionen zu zahlen. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen gab Athen an, auch ohne die 8 Mrd. Euro bis Mitte Dezember zahlungsfähig zu sein.

Bisher hatte es geheißen, Griechenland müsse das Geld im November bekommen. Andernfalls sei es bankrott. Tatsächlich muss die Regierung in Athen im November keine Zahlungen für Bonds leisten. Im Dezember werden dagegen 8,1 Mrd. Euro fällig.

Der Euro-Gipfel hatte die Überweisung der sechsten Tranche in der vergangenen Woche freigegeben. Das Geld sollte eigentlich schon im Oktober ausgezahlt werden. Das war jedoch verschoben worden, als bekannt wurde, dass Hellas weniger spart als gefordert. Schon damals irritierte die Athener Regierung mit der Aussage, über Reserven bis maximal Ende November zu verfügen.

EU-Kommission, IWF, Frankreich und Deutschland hatten versucht, Druck auf Athen auszuüben, den Volksentscheid so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen, um Klarheit zu haben, ob Papandreou seine Reformen und seinen Sparkurs durchsetzen kann und ob das griechische Volk zur Gemeinschaftswährung steht.

An dem Treffen nahmen neben Merkel, Sarkozy, Lagarde auch die EU-Spitzen sowie der Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, teil. Am Donnerstag beginnt in Cannes der Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20). Kanzlerin Merkel wird am Rande des G20-Gipfels mit US-Präsident Barack Obama zusammentreffen. Geplant ist ein Vier-Augen-Gespräch am Vormittag. Auch dabei wird es um die Staatsschuldenkrise gehen.

Am Freitag stellt Papandreou die Vertrauensfrage im Parlament. Von seinem Kabinett hatte er Rückendeckung für seine Referendumspläne erhalten. Bekommt er im Parlament keine Mehrheit, steht Griechenland vor Neuwahlen, was weitere Unsicherheit bringen würde. "Das ist unsere erste Schlacht", sagte Papandreou. Er hoffe, diese Hürde zu überwinden. Eine Wette wollte er jedoch nicht abschließen: "Es handelt sich um einen demokratischen Prozess.">


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n-tv
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3.11.2011: Der Italo-Boss Draghi senkt den Leitzins und schürt die Inflation in der EU-Zone

aus: n-tv online: Draghi macht die Überraschung perfekt: EZB senkt Leitzins auf 1,25 Prozent; 3.11.2011;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/EZB-senkt-Leitzins-auf-1-25-Prozent-article4684351.html

<Paukenschlag unter dem neuen EZB-Präsidenten Draghi: Der Rat der Europäischen Zentralbank senkt überraschend gleich bei der ersten Sitzung unter Vorsitz des Italieners den Leitzins auf 1,25 Prozent. Ökonomen reiben sich die Augen, denn die Zentralbank ist auf die Inflationsbekämpfung verpflichtet - und die Preise steigen und steigen.

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins für die Eurozone unerwartet von 1,5 auf 1,25 Prozent gesenkt. Erstmals seit Mai 2009 beschloss die Notenbank damit wieder eine Absenkung des Zinses, der entscheidend für die Versorgung der Banken mit Zentralbankgeld ist.

Die meisten Ökonomen hatten trotz der drohenden Rezession und der Staatsschuldenkrise zunächst keine Zinssenkung erwartet. Denn die Inflation im Euro-Raum liegt weit über dem Zielwert der Währungshüter von knapp unter 2 Prozent. Das spricht eher für höhere Zinsen.

Niedrige Zinsen verbilligen Kredite. Das erhöht die Investitionsneigung von Unternehmen und die Konsumfreude der Verbraucher - und kann so die Konjunktur ankurbeln. Zugleich befeuern niedrige Zinsen aber die Inflation. Anders als etwa die US-Notenbank Fed hat die EZB einzig die Aufgabe, die Geldwertstabilität im Euroraum zu sichern.

Die EZB hatte unter Draghis Vorgänger Jean-Claude Trichet wegen gestiegener Risiken für die Preisstabilität den wichtigsten Zins zur Versorgung der Geschäftsbanken im Euro-Raum mit Zentralbankgeld zuletzt zwei Schritten von 1,0 auf 1,5 Prozent angehoben. Als sich die Schuldenkrise verschärfte und am Konjunkturhimmel schwarze Wolken aufzogen, legten die Währungshüter in den vergangenen Monaten eine Zinspause ein.

nne/rts/AFP>

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n-tv
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3.11.2011: Pleite-Italien muss Rekordzinsen zahlen

aus: n-tv online: Märkte entziehen das Vertrauen: Italien wird angezählt; 3.11.2011;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Italien-wird-angezaehlt-article4682316.html

<Die Verunsicherung über die finanzielle Lage Italiens wächst ungebremst. Während die Schuldenkrise in Griechenland eskaliert, beweist Italiens Regierungschef Berlusconi einmal mehr seine Handlungsunfähigkeit. Obwohl die Europäische Zentralbank zur Stützung der Kurse weiter italienische Staatspapiere aufkauft, steigen die Risikoprämien auf italienische Bonds auf neue Rekordstände.

Angesichts des Griechenland-Dramas nimmt die Verunsicherung der Anleger in der gesamten Eurozone erheblich zu. Kein anderes Euro-Land spürt das so stark wie Italien. Im drittgrößten Euroland nach Deutschland und Frankreich kletterte die Rendite zehnjähriger Papiere am Donnerstag mit 6,40 Prozent auf ein Rekordhoch seit Gründung des Euroraums. In der Spitze fordern Investoren 4,62 Prozentpunkte mehr Rendite als für die als relativ sicher eingeschätzten deutschen Staatsanleihen. An den immer neuen Rendite-Rekorden ändern auch weitere Stützungskäufe italienischer Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank wenig. Händlern zufolge war die EZB auch am Donnerstag wieder am Markt aktiv geworden.

Sollte Italien diese hohen Renditeanforderungen nicht in absehbarer Zeit deutlich senken können, droht das Land in einen gefährlichen Schuldensog zu geraten. Zinsen von 6 Prozent und mehr kann ein Land wie Italien nicht dauerhaft zahlen, ohne die Staatsverschuldung selbst in konjunkturell starken Zeiten in die Höhe zu treiben.

Auch die Versicherungen gegen einen Ausfall italienischer Staatsanleihen verteuerten sich weiter. Die Absicherung eines Anleihenpakets im Volumen von 10 Mio. Euro verteuerte sich nach Informationen des Datenanbieters Markit um 27.000 Euro auf 525.000 Euro. Damit liegt die Versicherungsprämie nur 10.000 Euro unter dem Rekordhoch vom September.

Misstrauen unter Banken wächst

Auch die Entwicklungen am Interbankenmarkt signalisieren die steigende Krisenstimmung. Statt sich gegenseitig Geld zu leihen, ziehen es die Banken vor, ihre überschüssige Liquidität schlecht verzinst bei der Europäischen Zentralbank zu parken. Die eintägigen Einlagen stiegen jüngst auf 252,95 Mrd. Euro. Damit nähern sie sich wieder ihrem Jahreshöchststand, der vor knapp einem Monat mit rund 270 Mrd. Euro erreicht worden war.

Indem sie das Geld - zu niedrigen Zinsen - bei der Zentralbank parken, gegen die Geldhäuser auf "Nummer sicher". Kurzfristige Mittel leihen sich die Banken normalerweise lieber untereinander zu günstigeren Konditionen am sogenannten Interbankenmarkt. Der Anstieg der EZB-Einlagen ist daher auch ein Maß für das mangelnde Vertrauen der Banken untereinander, dass die ausufernde Schuldenkrise auch die eine oder andere Bank ins Wanken bringt. Das betrifft nicht nur die Lage in Italien, angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung des Landes für die Eurozone sind Sorgen über Ausfälle im Bankensektor jedoch auch auf den schwindenden Glauben an Rom zurückzuführen.

Fortschritte Fehlanzeige

Die wachsenden Sorgen um Italien, die sich in den steigenden Renditen ausdrücken, kommen nicht von ungefähr. Neben Griechenland ist kein anderes Land der Eurozone so hoch verschuldet wie Italien. Zugleich zeigt sich die italienische Regierung im Kampf gegen die Schulden zunehmend handlungsunfähig.

In einer Sondersitzung bis in den späten Mittwochabend einigten sich Regierungschef Silvio Berlusconi und seine Minister nur mit Mühe auf eine Reihe von Zusätzen für den Entwurf eines Stabilitätsgesetzes. Dabei gehe es um einen verstärkten Verkauf von staatlichen Immobilien im Wert von geschätzt fünf Mrd. pro Jahr. Außerdem solle es Steuererleichterungen sowohl für Großprojekte im Infrastrukturbereich geben als auch für Firmen im armen Süden des Landes, die Neueinstellungen und Ausbildung fördern wollen. Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst soll eine größere Flexibilität abverlangt werden. Offizielle inhaltliche Angaben zu den Beschlüssen machte Berlusconi vor seiner Abreise zum G20-Gipfel in Cannes nicht.

Alle "drastischen Maßnahmen" fehlten, kritisierte nicht allein der konservative "Corriere della Sera". Zudem handelt es sich erneut um Pläne - im Unterschied zu dem zunächst geplanten Dekret, das Anti-Krisen-Maßnahmen sofort in Kraft gesetzt hätte. Das Stabilitätsgesetz soll am Freitag dem Senat präsentiert werden. Der innenpolitisch angeschlagene Berlusconi muss es noch durch beide Parlamentskammern boxen.

Auf Druck von Märkten und der EU hatte Berlusconi in der vergangenen Woche in Brüssel ein Papier mit Plänen für mehr Wachstum und Entschuldung präsentiert - Liberalisierungen, eine Rentenreform, Auflockerung des Arbeitnehmerschutzes und Infrastrukturprogramme. Um nicht mit leeren Händen in Cannes zu erscheinen, hätte ein Teil dieser Punkte bereits in das nun gescheiterte Dekret fließen sollen.

nne/dpa/DJ>


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3.11.2011: Pleite-Italiens Zinsen sind so hoch wie bei Irland und Portugal vor dem "Rettungsschirm"

aus: Financial Times Deutschland online: Immer noch kein Sparprogramm: Anleihemarkt teert und federt Italien; 3.11.2011;
http://www.ftd.de/politik/europa/:immer-noch-kein-sparprogramm-anleihemarkt-teert-und-federt-italien/60124608.html
http://www.ftd.de/politik/europa/:immer-noch-kein-sparprogramm-anleihemarkt-teert-und-federt-italien/60124608.html?page=2

<Der Renditeabstand italienischer Anleihen steigt auf das Niveau, bei dem Irland und Portugal unter den Rettungsschirm flüchten mussten. In der Regierung herrscht Chaos. Eine Notverordnung kommt nicht durch, Berlusconi streitet sich heftig mit dem angesehenen Wirtschaftsminister Tremonti. von Frank Bremser  Frankfurt und Fabian Löhe, Berlin

Die Situation für das krisengeschüttelte Italien spitzt sich immer weiter zu. Die Rendite für italienische zehnjährige Anleihen kletterte zeitweise bis auf 6,40 Prozent, den höchsten Stand seit der Euro-Einführung im Jahr 1999. Die Marktrendite gilt auch als Indikator, wie viel ein Land bei einer Neuemission zu zahlen hat. Analysten zufolge sind sieben Prozent die Grenze, ab der spätestens der Schuldendienst nicht mehr zu leisten ist. Der Renditeabstand zu deutschen Bundesanleihen stieg bis auf 462 Basispunkte, der höchste Stand seit 1995. Dabei gilt die Schwelle von 450 Basispunkten als kritisch: Irland und Portugal mussten sich unter den europäischen Rettungsschirm flüchten, nachdem sie 2010 die Grenze überschritten hatten.
Problematisch ist für die Schuldner dabei nicht nur die Entwicklung der eigenen Renditen, sondern auch die der deutschen. Denn weil die Anleger verstärkt Bundsanleihen als Sicherheitsinvestments kaufen, sinken die Renditen für die deutschen Pendants und der Spread steigt.

Die Rendite ging im Anschluss jedoch wieder etwas zurück. Marktbeobachter berichten von Spekulationen, dass die Europäische Zentralbank am Anleihemarkt interveniert haben könnte. "Wenn es nur um Griechenland ging, dann wäre die Situation noch zu kontrollieren. Aber in Wirklichkeit geht es um einen Ansteckung anderer Euro-Länder, allen voran Italien. Der Markt will nicht mehr länger warten. Er will Ergebnisse sehen", zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg den Analysten Elwin de Groot von der Rabobank.

Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass Italien im kommenden Jahr die gigantische Summe von 440 Mrd. Euro an Anleihen refinanzieren müssen. Derzeit können die Italiener dabei zusehen, wie in ganz Europa um sie herum die Refinanzierungskosten ansteigen. Am Donnerstag traten etwa Frankreich und Spanien an den Markt. Analysten sprechen davon, dass die Emissionen gut verlaufen seien. Dennoch gilt: Beide Länder mussten im Vergleich zu vorherigen Auktionen Aufschläge zahlen.
Frankreich beschaffte sich am Donnerstag 6,9 Mrd. Euro, davon 2,865 Mrd. Euro über eine zehnjährige Anleihen. Die durchschnittliche Rendite lag bei 3,22 Prozent, die Papiere waren 2,24-fach überzeichnet. Bei der vorhergehenden Auktion lag die Rendite noch bei 2,72 Prozent. Spanien erlöste mit seinen Emissionen 4,49 Mrd. Euro erlöst, was ebenfalls im Rahmen des maximal angestrebten Volumens von 4,5 Mrd. Euro lag.

Bei den fünfjährigen Papieren lag die durchschnittliche Rendite bei 4,848 Prozent gegenüber 4,489 Prozent bei der vorhergehenden Platzierung am 1. September. Die Überzeichnung war mit 1,62 geringer als mit 1,76 zuvor. Die durchschnittliche Rendite der Papiere mit Fälligkeit 2014 lag bei 4,27 Prozent gegenüber 3,589 Prozent, die Überzeichnung war ebenfalls etwas geringer.

Derweil streitet die italienische Koalition von Ministerpräsident Silvio Berlusconi  weiter erbittert über einen Kurswechsel in dem hoch verschuldeten Land. Eine Krisensitzung des Kabinetts ging in der Nacht zum Donnerstag ohne greifbares Ergebnis zu Ende. Berlusconi hatte gehofft, dass sein Kabinett Reformen per Notverordnung schneller durchsetzen könnte.

Teil 2: Italienische Staatsanleihen auf Rekordhoch

Doch das zunächst angekündigte Dekret, das eine sofortige Antikrisenpolitik in Kraft gesetzt hätte, wurde nicht verabschiedet. Beschlossen wurden lediglich allgemeine Reformvorhaben als Ergänzungen zu einem bereits vorliegenden Stabilitätsgesetz, das am Freitag im Senat präsentiert wird.

Einzelheiten wurden nicht offiziell bekannt gegeben. Aus Regierungskreisen verlautete lediglich, geplant seien eine Steuersenkung für Infrastrukturunternehmen, ein Abbau der Bürokratie und Verbesserungen im Ausbildungssystem, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Eine Arbeitsmarktreform oder eine Steuer für Wohlhabende seien nicht beschlossen worden.

Berlusconi und sein Koalitionspartner Lega Nord sind schon länger darüber zerstritten, wie vergleichsweise hohe Staatsverschuldung und die jahrelange Wirtschaftsflaute bekämpft werden können. Wegen der Probleme und der Bedeutung seiner Wirtschaft gilt Italien als Risikofaktor für die Euro-Zone. Berlusconi steht unter dem Druck anderer Euro-Mitglieder, die Reformen voranzutreiben.

Italienische Medien berichteten über einen heftigen Streit im Laufe der Sitzung zwischen Berlusconi und seinem Wirtschaftsminister, dem im Ausland angesehenen Giulio Tremonti. Schon vor Beginn des außerordentlichen Ministerrats war zudem spekuliert worden, Staatspräsident Giorgio Napolitano  habe sich gegen ein Dekret und für die nun beschlossenen Gesetzesergänzungen ausgesprochen.

Im Unterschied zu einem Dekret, das sofort in Kraft getreten wäre, um dann in den kommenden zwei Monaten vom Parlament verabschiedet zu werden, handelt es sich bei den Ergänzungen nun erneut um einen "Plan". Erst die Absegnung durch beide Parlamentskammern verleiht ihm Gültigkeit.

Nach einer harten Schuldenschelte der EU hatte Berlusconi beim jüngsten Gipfel in Brüssel ein umfangreiches Papier mit Absichtserklärungen zu Liberalisierungen, einer Rentenreform und Infrastrukturprogrammen für mehr Wachstum vorgelegt. Ebenfalls enthalten war ein Plan zur Lockerung des Arbeitnehmerschutzes, der bereits für Empörung sorgte - vor allem vonseiten der linken Opposition und der Gewerkschaften.>

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n-tv
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3.11.2011: Pleite-Portugal will "nachverhandeln" für "flexiblere Bedingungen"

aus: n-tv online: Fesseln der Finanzhilfe lockern: Portugal will nachverhandeln; 3.11.2011;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Portugal-will-nachverhandeln-article4681581.html

<Inmitten der eskalierenden Schuldenkrise in Griechenland meldet sich ein Sorgenkind vom anderen Ende Europas wieder zu Wort: Portugal will mit seinen Geldgebern über "flexiblere Bedingungen" verhandeln. Dem griechischen Beispiel eines Referendums will Ministerpräsident Coelho aber nicht folgen.

Das pleitebedrohte Euro-Land Portugal will mit seinen internationalen Geldgebern "flexiblere Bedingungen" zur Ausführung des Hilfs- und Sanierungsabkommens aushandeln. Bislang sei zwar die Finanzierung des Staates, nicht aber die Finanzierung der schwachen Wirtschaft garantiert, erklärte Ministerpräsident Pedro Passos Coelho nach portugiesischen Medienberichten. Das bedeute allerdings "nicht unbedingt mehr Geld", fügte Passos an.

Dem Beispiel Griechenlands, das ein umstrittenes Referendum über die finanzielle Hilfe der Europäischen Union plant, wolle sein Land nicht folgen, versicherte der liberal-konservative Politiker. "Wir wollen nicht mit dem verwechselt werden, was in Griechenland passiert (...) je ungewisser und riskanter das externe Ambiente ist, desto vereinter und einträchtiger muss sich Portugal präsentieren", wurde Passos von der staatlichen Nachrichtenagentur Lusa zitiert.

Scheitern keine Option

Am Rande des Nationalkongresses seiner liberal-konservativ orientierten Sozialdemokratischen Partei (PSD) beteuerte der Regierungschef außerdem: "Portugal hat sich extern zur Verwirklichung eines ehrgeizigen Programms verpflichtet, das Strukturreformen und Maßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts vorsieht. Wir können bei keinem einzigen Punkt scheitern, und wir werden bei keinem Punkt scheitern."

Als Gegenleistung für das 78 Mrd. Euro schwere Hilfspaket der EU und des Internationalen Währungsfonds muss Portugal in diesem Jahr das Haushaltsdefizit von 9,8 Prozent (2010) auf 5,9 Prozent senken. Das Ziel für 2012 beträgt 4,5 Prozent. In Folge der Sparbemühungen wird die Wirtschaft nach jüngster Regierungsschätzung dieses Jahr um 1,9 und 2012 sogar um 2,8 Prozent schrumpfen.

nne/dpa>

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n-tv
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3.11.2011: Bank BNP schreibt Pleite-Griechenland ab - Totalverlust

aus: n-tv online: Krise erwischt französische Bank voll: BNP schreibt Griechenland ab; 3.11.2011;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/BNP-schreibt-Griechenland-ab-article4680261.html

<Massive Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen sorgen beim französischen Branchenprimus BNP Paribas für einen deftigen Gewinneinbruch. Die Bank verfehlt die Erwartungen um rund eine Milliarde Euro.

Der Gewinn von Frankreichs größter Bank BNP Paribas ist im dritten Quartal wegen hoher Abschreibungen auf Griechenland-Anleihen eingebrochen. Der Überschuss fiel um knapp 72 Prozent auf 541 Mio. Euro. Damit verfehlte die Bank die Erwartungen von Analysten um fast eine Mrd. Euro.

BNP verkaufte im abgelaufenen Quartal Staatsanleihen von Eurozonen-Staaten wie Griechenland, Irland oder Portugal. Auf griechische Staatsanleihen verbuchte die Bank dabei Abschreibungen von rund 2,3 Mrd. Euro. Sie schrieb die Papiere um 60 Prozent ab und damit deutlich stärker, als es der beim jüngsten EU-Gipfel vereinbarte Schuldenschnitt von 50 Prozent vorsieht. Ende Oktober standen noch griechische Staatsanleihen im Volumen von 1,6 Mrd. Euro in den Büchern.

Neben den Problemen in Griechenland litt die BNP Paribas wie die meisten Konkurrenten auch unter einem schwachen Geschäft im Investmentbanking.

Für Totalausfall gerüstet

Die Kapitalsituation der BNP Paribas stellt sich dagegen solide dar. Die harte Kernkapitalquote (Core Tier 1) lag zum Ende des dritten Quartals bei 9,6 Prozent und damit höher als die von der europäischen Bankenaufsicht EBA geforderten 9 Prozent.

Die geforderten Kapitalquoten kann BNP Paribas nach eigener Einschätzung auch dann schaffen, wenn in den nächsten drei Quartalen kein Gewinn eingefahren werden sollte. Auch ein kompletter Zahlungsausfall Griechenlands wäre nach Aussage von Bankchef Baudouin Prot verkraftbar. Allerdings werde die Bank einen weitergehenden freiwilligen Forderungsverzicht auf griechische Staatsanleihen nicht akzeptieren, sagte Prot dem französischen Radiosender BFM Business.

Zahlungsausfälle in Italien erwartet Prot hingegen nicht. Gleichwohl hat BNP ihr Italien-Engagement deutlich reduziert. Ende Oktober hatte die Bank Staatsanleihen im Wert von 12,2 Mrd. Euro in den Büchern. Drei Monate zuvor waren es noch Anleihen im Wert von 20,5 Mrd. Euro.

nne/dpa/rts/DJ>

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n-tv
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3.11.2011: Die "griechische Suppe" in der EU - die EU ist selber Schuld

aus: n-tv online: Zwischenruf: Griechenland-Pleite kein Weltuntergang; 3.11.2011;
http://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Griechenland-Pleite-kein-Weltuntergang-article4683696.html

<von Manfred Bleskin

Die griechische Suppe haben sich alle Euroländer durch eklatante Verletzungen der Maastrichter Verträge selbst eingebrockt. Ein schmerzhafter, aber gangbarer Weg für Griechenland wäre der Austritt aus dem Euro.

Es kommt, wie es kommen musste. 17 höchst unterschiedlich entwickelte Staaten mit verschiedenen Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitiken, aber einer gemeinsamen Währung, das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Kritiker des Jahrhundertprojekts wurden unter Hinweis auf die No-Bail-Out-Klausel des Maastrichter Vertragswerks ins Abseits gestellt. Der Grundsatz, die Neuverschuldung dürfe drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht überschreiten, wurde zuerst durch Frankreich und Deutschland und dann durch fast alle anderen Euroländer zu Makulatur. Die für diesen Fall vorgesehenen Sanktionen wurden nie verhängt. Die griechische Suppe haben sich alle Euroländer selbst eingebrockt.

Da mutet es schon höchst seltsam an, wenn Angela Merkel und Nicolas Sarkozy die Zahlung des von allen 17 Euroländern beschlossenen Hilfspakets im Alleingang verweigern, ohne Griechenland selbst und die anderen 14 Eurostaaten zu konsultieren. Sehr demokratisch geht es in EU und Eurozone ohnehin nicht zu; jetzt werden nicht einmal mehr die einfachsten Regeln der Volksherrschaft respektiert.

Billionen als Legitimation

Der Kardinalfehler des Krisenmanagements besteht darin, dass sich wirtschaftlich und politisch mächtige, souveräne Staaten ihr Vorgehen von privaten Finanziers vorschreiben lassen, die durch nichts anderes legitimiert sind als durch die Billionen, die sie angehäuft haben. Obskure Ratingagenturen, deren eigentlicher Zweck in der Gewinnerwirtschaftung besteht, heben oder senken den Daumen nach Gutdünken oder besser: so wie es dem US-Dollar am besten passt.

Wenn Griechenland jetzt dem Staatsbankrott entgegendriftet, geht die Welt nicht unter. Ein Austritt aus der Eurozone wäre ein schmerzhafter Schritt. Aber die Wiedereinführung der Drachme würde eine Abwertung der Währung ermöglichen, was bei einem Verbleib im Euro unmöglich wäre. Krisengebeutelte Staaten wie Russland und Argentinien sind den Weg der Abwertung gegangen; Cristina Kirchner wurde vor ein paar Tagen nicht zuletzt wegen ihrer wirtschaftlichen Erfolgspolitik wieder in die Casa Rosada von Buenos Aires gewählt. So kann sich ein Schrecken in sein Gegenteil verwandeln.>

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Und nun kommt die knallharte Wahrheit über Deutschland:

n-tv
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3.11.2011: 15,6% Armut in Deutschland unter 940 Euro Monatseinkommen - der Kollaps kommt auch in Deutschland bald

aus: n-tv online: In Armut oder davon bedroht: Jeder sechste Deutsche betroffen; 3.11.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Jeder-sechste-Deutsche-betroffen-article4681536.html

<Wer weniger als 940 Euro monatlich als Einkommen hat, galt im Jahr 2009 in Deutschland als arm oder armutsgefährdet. Mehr als 15 Prozent der Bevölkerung zählt das Statistische Bundesamt zur dieser Gruppe. Besonders arg sieht es bei Alleinerziehenden und Arbeitslosen aus.

Fast jeder sechste Mensch in Deutschland lebt in Armut oder ist davon bedroht. Insgesamt 15,6 Prozent der deutschen Bevölkerung seien 2009 betroffen gewesen, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit - am stärksten betroffen arbeitslose Menschen. Mehr als sieben von zehn Arbeitslosen (70,3 Prozent), unter den Erwerbstätigen dagegen nur etwa jeder Vierzehnte (7,2 Prozent).

Ebenfalls besonders häufig in Armut oder gefährdet sind laut Statistik Alleinerziehende und ihre Kinder. Bei 43 Prozent dieser Menschen war das 2009 der Fall. In allen Haushalten mit Kindern betrug die Armutsgefährdungsquote hingegen nur 14,6 Prozent. Auch überdurchschnittlich betroffen sind Alleinlebende, bei denen in drei von zehn Fällen Armut drohte. In Haushalten von zwei Erwachsenen unter 65 Jahren traf dies dagegen nur auf etwa jeden zehnten Menschen (10,3 Prozent) in Deutschland zu.

Weniger als 940 Euro monatlich

Als armutsgefährdet gilt für die Statistiker, wer nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 11.278 Euro im Jahr beziehungsweise 940 Euro monatlich zur Verfügung hatte - die Armen sind darin enthalten. Die Daten gehen laut Statistischem Bundesamt aus der Erhebung "Leben in Europa 2010" hervor, die amtliche Sozialindikatoren zu Armut und sozialer Ausgrenzung bereitstelle und einen EU-weiten Vergleich ermögliche.

2010 seien dafür gut 13.000 Haushalte mit insgesamt rund 23.500 Personen ab 16 Jahren zu ihren Einkommen und Lebensbedingungen befragt worden. Das Niveau der Armutsgefährdung sei im Vergleich zu 2008, als es 15,5 Prozent waren, nahezu konstant geblieben.

AFP>

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Basler
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Pleite-Griechenland am 3.11.2011: Poker-Face Papandreou bietet den Verzicht auf eine Volksabstimmung an

aus: Basler Zeitung online: Papandreou zu Verzicht auf Referendum bereit; 3.11.2011;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Papandreou-zu-Verzicht-auf-Referendum-bereit/story/1289655

<G-20-Gipfel in Cannes, Krisensitzung in Athen: baz.ch/Newsnet berichtet laufend über die neusten Entwicklungen in der Euro-Krise.

Papandreou zu Verzicht auf Referendum bereit

Nach der Zustimmung der konservativen Opposition zu dem internationalen Hilfspaket für Griechenland ist der Athener Regierungschef Giorgos Papandreou (im Bild) zum Verzicht auf die angekündigte Volksabstimmung bereit. Das Referendum sei nie ein Selbstzweck gewesen, sagte Papandreou nach Angaben seines Büros in einer Kabinettsitzung.

Papandreous mit den EU-Partnern nicht abgesprochene Referendumsankündigung hatte an den europäischen Finanzmärkten schwere Turbulenzen ausgelöst und seine Regierung in eine tiefe Krise gestürzt. (AFP)


Gespräche über Koalitionsregierung

Der unter Druck stehende griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat sich offen für die Bildung einer Übergangsregierung gezeigt. Das Referendum über das neue internationale Hilfspaket soll abgesagt werden, wenn sich die beiden grössten Parteien über das Vorgehen einigen.

Papandreou sei bereit, Gespräche darüber aufzunehmen, sagte ein Regierungsvertreter am Donnerstag in Athen. Papandreou werde aber nicht zurücktreten, sondern die Ergebnisse der Gespräche abwarten, erklärte ein Minister.

Parteien müssen sich einigen

Oppositionsführer Antonis Samaras hatte zuvor gefordert, dass eine Übergangsregierung das Land bis zu vorgezogenen Neuwahlen führen soll. Ein Mitarbeiter der Regierung sagte, das Referendum über das neue internationale Hilfspaket soll abgesagt werden, falls sich die beiden wichtigsten Parteien über das weitere Vorgehen in der Krise einigten.

Das derzeitige Parlament solle noch das vergangene Woche vom Euro- Gipfel geschlossene Hilfspaket ratifizieren, sagte Samara. Damit wäre Referendum überflüssig.

Vorschlag für Koalitionsregierung

Mehrere Abgeordnete der Regierungspartei Pasok arbeiten Kreisen zufolge an einem Vorschlag für eine Koalitionsregierung unter der Leitung des früheren Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank, Lucas Papademos. Wie mehrere mit den Planungen vertraute Personen sagten, will die Gruppe Papandreou zu einem Amtsverzicht bewegen.

Nach einer Ratifizierung durch das Parlament wäre auch der Weg für die Auszahlung der nächsten Tranche von 8 Milliarden Euro aus dem ersten Hilfspaket frei. Griechenland ist nach eigenen Angaben noch bis Mitte Dezember zahlungsfähig. (sda)>


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Financial Times Deutschland online, Logo

3.11.2011: Die Pleite-Staaten dieser Welt: Pleite-Griechenland ist nicht allein

aus: Financial Times Deutschland online: Schuldensünder: Spanien ist Pleiteweltmeister; 3.11.2011;
http://www.ftd.de/politik/international/:schuldensuender-spanien-ist-pleiteweltmeister/60123917.html

<Sollte Griechenland die Zahlungsunfähigkeit ausrufen, wäre das Land bereits zum sechsten Mal in seiner langen Geschichte bankrott. Eine stolze Zahl - aber andere Länder trieben es noch doller. von Jörn Petring, Frankfurt

Wenn Griechenland jetzt pleitegeht, sollten sich andere Nationen mit Kritik und Schadenfreude besser zurückhalten - zumindest mit Blick auf ihre eigene Geschichte. Für die Griechen wäre es die sechste Pleite oder Teilpleite überhaupt.
Das sind zwei weniger, als die Deutschen hingelegt haben und sieben weniger als Spanien, wie die Ökonomen Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff ausgerechnet haben. Die FTD stellt die größten Schuldensünder aller Zeiten vor.

Spanien

Historisch betrachtet sind die Spanier Weltmeister, wenn es darum geht, die Schuldenuhr zurück auf null zu setzen. Das Land war nach der Berechnung von Reinhart und Rogoff bisher 13 Mal in seiner Geschichte blank oder zahlte zumindest einen großen Teil seiner Schulden nicht zurück.

Bis zum Jahr 1800 war Spanien sechs Mal zahlungsunfähig, allein im 19. Jahrhundert dann sieben Mal. König Philipp II. verantwortete in seiner Regierungszeit gleich drei Staatspleiten: 1557, 1575 und 1596. Das war nötig, weil er sich mit einer Reihe kostspieliger Kriege übernommen hatte.

Portugal

Auch Spaniens Nachbar auf der iberischen Halbinsel, Portugal, hat eine lange Geschichte der Verschuldung hinter sich. Das erste Mal war das Land 1560 zahlungsunfähig. Im 19. Jahrhundert rutschte Portugal gleich fünf Mal in die Pleite.

Frankreich [La "Grande Nation"]

Nach Berechnungen von Reinhart und Rogoff ging Frankreich in seiner Geschichte acht Mal pleite. Das letzte Mal liegt freilich lange zurück: Letztmals zahlungsunfähig war das Land 1812. Besonders spektakulär war die Pleite von 1805: Französische Kaufleute hatten mit spanischen Silberreserven in Mexiko spekuliert und den Staat damit um viel Geld gebracht.

Womöglich wäre Frankreich in der Vergangenheit auch noch ein paar Mal häufiger bankrott gewesen. Allerdings spannten die Herrscher einen recht effektiven - und vor allem abschreckenden - Rettungsschirm auf: Waren die Schulden zu hoch, wurden inländische Gläubiger einfach kurzerhand exekutiert.

Russland

Bislang war Russland fünf Mal in seiner Geschichte bankrott: 1839, 1885, 1918, 1991 und 1998, zuletzt im Zuge der Rubel-Krise, in der das Land unter einem großem Kapitalabfluss litt. Auslöser war die Asien-Krise, die im Herbst 1997 gestartet war. In der Folge davon stürzten die Ölpreise ab, was die Exporterlöse des Staates ebenfalls einbrechen ließ.

Argentinien

2002 legte Argentinien den bislang größten staatlichen Zahlungsausfall der Geschichte hin. Mehr als 100 Mrd. Dollar Anleiheschulden waren betroffen. Grund war eine schwere Rezession, die schließlich das Finanzsystem kollabieren ließ. Präsident Adolfo Rodríguez Saá verkündete 2001 die Einstellung der Schuldenzahlungen.

Deutschland

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland bankrott, weil Hitler den Krieg mit der Notenpresse finanziert hatte. Danach kam es 1948 zunächst in der West-, dann in der Ostzone zu einer Währungsreform. Reinhart und Rogoff kommen zu dem Schluss, dass Deutschland und seine Vorgängerstaaten seit 1618 insgesamt acht Mal pleite waren.

Mexiko

Acht Staatspleiten erlebte auch Mexiko in seiner Geschichte. Das letzte Mal musste das Land vor 29 Jahren den Schuldendienst einstellen, als Finanzminister Jesus Silva Herzog im August 1982 den teilweisen Staatsbankrott erklärte. Die Mexikaner hatten 80 Mrd. Dollar Auslandsschulden angehäuft. Zudem hatten sie mit Kapitalflucht zu kämpfen.

Auch der Rest Südamerikas blieb von Staatspleiten nicht verschont: Allein im 19. Jahrhundert war etwa Venezuela sechs Mal bankrott, Kolumbien, Honduras, Costa Rica und die Dominikanische Republik traf es je vier Mal.

Einen Rekord ganz eigener Art stellt Honduras auf: Reinhart und Rogoff zufolge war das Land, seit es 1821 unabhängig wurde, bis heute 64 Prozent der Zeit zahlungsunfähig.

Grossbritannien

Im Jahr 1340 legten die Briten den ersten Staatsbankrott in Europa hin. Nach einem misslungenen Angriff auf den ewigen Gegner Frankreich, der im Anschluss den Hundertjährigen Krieg auslöste, konnte England seinen Schulden an italienische Kreditgeber nicht mehr zurückzahlen.

Griechenland

Auch wenn Griechenland offensichtlich nicht der schlimmste Schuldensünder aller Zeiten ist - besonders gut kommen die Helenen in der ewigen Pleitestaatenstatistik nicht weg. Seit der Unabhängigkeit 1829 ereigneten sich in Griechenland insgesamt fünf Staatsbankrotte.

Zudem fanden Reinhart und Rogoff heraus, dass sich das Land seitdem ungefähr die Hälfte der Zeit in einem ähnlichen Zustand wie jetzt befand - also große finanzielle Probleme hatte und faktisch kurz vor einer Pleite stand. Zum Vergleich: Für Deutschland liegt dieser Wert seit dem Jahr 1800 nur bei 13 Prozent.>

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4.11.2011: Pornostar-Berlusconi-Italien bedroht den Euro

aus: n-tv online: "Du bist die Inflation!" - Italien-Insolvenz bedroht den Euro; 4.11.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Italien-Insolvenz-bedroht-den-Euro-article4693256.html

<von Hubertus Volmer

Immer höhere Zinsen muss Italien für seine Staatsanleihen zahlen. Wenn das so weitergeht, ist die Pleite nicht fern - und damit die Implosion des Euro insgesamt. Nicht die Inflation ist die zentrale Gefahr für den Euro-Raum, sondern der Zusammenbruch der Währung.

"Heute sprechen wir über Preisstabilität", sagt die Lehrerin. Es dauert nicht lange, da sind ein Schüler und seine Banknachbarin eingeschlafen - und finden sich auf einem Markt in früheren Zeiten wieder, auf dem ein seltsames Monster mit Geld um sich wirft. "Ich weiß, wer du bist", ruft das Mädchen, das beim Einnicken offenbar doch noch ein bisschen aufgepasst hat, "du bist die Inflation!"

Und richtig: Die Preise auf dem Markt gehen steil nach oben. "Ständig steigen die Preise, nur meine Rente nicht", jammert eine alte Frau. "Außerdem verlieren meine Ersparnisse jeden Tag an Wert. Es sind immer die ärmeren Leute, die in solchen Zeiten leiden müssen."

Wir befinden uns in einem Zeichentrickfilm der Europäischen Zentralbank. Und genau dorthin fliehen die beiden Jugendlichen durch einen Sprung zurück in die Gegenwart. Dort, in ihrer Frankfurter Zentrale, hält die EZB das "Inflationsmonster" gefangen. "Stabile Preise schaffen Vertrauen, mit Vertrauen spart und investiert es sich einfach leichter", erklärt ein freundlicher Zentralbanker den Schülern. Diese Botschaft, die auch in Lehrmaterial für Schüler und Lehrer verbreitet wird, wirkt wie aus einer anderen Zeit. Inflation? Ist das die zentrale Sorge der EZB?

Strategisches Umdenken hat längst begonnen

Die Antwort heißt ja - zumindest noch, zumindest offiziell. Denn die verbriefte Hauptaufgabe der EZB ist es, Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten. Der Zielwert liegt bei einer Inflation knapp unter zwei Prozent. Dieses Ziel steht über allen anderen, es darf nicht gefährdet oder gar aufgegeben werden. Eigentlich. Denn angesichts der Krise hat die EZB längst damit begonnen, auch andere Aufgaben zu übernehmen. Seit 2010 hat die Zentralbank immer wieder Staatsanleihen von Portugal, Irland, Spanien und Italien aufgekauft, um eine Ausweitung der Euro-Krise zu verhindern. Bundesbank-Präsident Axel Weber, der eigentlich neuer EZB-Chef hätte werden sollen, hatte dies abgelehnt - und seinen Rücktritt erklärt.

Dabei ist das Vorgehen an sich nichts Ungewöhnliches, auch die amerikanische Fed und die Bank of England kaufen immer wieder Anleihen ihrer Länder, um deren Konjunktur zu stützen. Vor einer solchen "Gelddruckmaschine" gruselt vor allem den Deutschen - zu fest haben sich die Inflationen der beiden Nachkriegszeiten hierzulande ins kollektive Gedächtnis gegraben.

Die Bundesregierung setzte daher durch, dass den Schutz der Schuldenstaaten nicht die EZB, sondern der Euro-Rettungsschirm EFSF übernimmt. Anders als eine Zentralbank hat dieser Fonds jedoch nur begrenzte finanzielle Potenz. Derweil steigen die Zinsen für italienische Staatsanleihen trotz "Hebelung" des EFSF zur "Billionen-Bazooka" weiter an. Derzeit sind für zehnjährige italienische Anleihen rund 6,2 Prozent fällig. Zum Vergleich: Deutschland kann sich derzeit für 1,9 Prozent verschulden.

Sparen allein ist keine Lösung

Offensichtlich hält sich der Glaube der Kreditgeber, dass Italien seine Schuldenlast tragen - sprich: die Zinsen bedienen - kann, in engen Grenzen. Wenn jedoch das Vertrauen schwindet, ist es mit Einsparungen und Reformen nicht getan: Schließlich muss Italien sich wie fast jedes Land der Welt permanent neu verschulden, um auslaufende Anleihen zu ersetzen - allerdings zu immer schlechteren Bedingungen. Geht es so weiter, ist eine Staatspleite nur eine Frage der Zeit. Ein Teufelskreis, der auf andere Länder überspringen und zu einer Implosion der Währung führen kann. "Wenn Italien fällt, ist es sehr schwierig, Frankreich zu retten", sagt der frühere IWF-Chefökonom und heutige Harvard-Professor Kenneth Rogoff. "Wenn man Italien verliert, wird es sehr schwierig, den Euro, so wie wir ihn kennen, zu erhalten."

Das traditionelle Mittel von Schuldenstaaten - die Abwertung - ist Italien in der Gemeinschaftswährung versperrt. Um aus dem Teufelskreis auszubrechen, bräuchte das Land dringend eine anspringende Konjunktur: Der Anteil der Schulden am Bruttoinlandsprodukt - in Italien sind es derzeit 120 Prozent - würde automatisch sinken, wenn das BIP steigt. Das jedoch ist in Zeiten der allgemeinen Krise nicht in Sicht, im Gegenteil. Daher versuchen die italienische Regierung und die anderen Euro-Staaten, Vertrauen auf anderen Wegen wieder aufzubauen.

Am Freitag verkündeten die Nachrichtenagenturen per Eilmeldung, Italien habe zugestimmt, sein Reformprogramm von der EU-Kommission und dem Internationalen Währungsfonds überwachen zu lassen. Wieder eine Aktion, mit der um das Vertrauen der Kreditgeber gebuhlt wird.

Kurzfristig keine bessere Idee in Sicht

Da bislang niemand eine bessere Idee hatte, wie der ganz große Knall besser abzuwenden ist, kauft die EZB vorerst weiter Staatsanleihen auf. Alle anderen Vorschläge laufen auf Reformen hinaus, die zum Teil politisch umstritten und nicht über Nacht zu haben sind. Eine europäische Wirtschaftsregierung? Mehr Geld für den EFSF? Sein Nachfolger, der ESM? All das braucht Zeit, die Zustimmung der nationalen Parlamente und muss einer immer euroskeptischeren Öffentlichkeit plausibel gemacht werden.

Der neue EZB-Präsident Mario Draghi hat gleich bei seinem ersten Auftritt im neuen Amt deutlich gemacht, dass die Zentralbank weiter Staatsanleihen der Euro-Schuldenstaaten aufkaufen wird. Die Preisstabilität, die derzeit in der Eurozone bei 3 Prozent liegt, sieht er nicht in Gefahr: Die Inflationsrate werde noch für einige Monate über 2 Prozent liegen, bevor sie 2012 unter die Zielmarke fallen werde. Überraschend verkündete Draghi eine Absenkung des Leitzinses für die Euro-Zone von 1,5 auf 1,25 Prozent - die schärfste Waffe der EZB im Kampf gegen das "Inflationsmonster" ist das exakte Gegenteil, die Anhebung des Leitzinses. Diese Entscheidung fiel nicht nur einstimmig, sie geht auch auf einen Vorschlag des deutschen EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark zurück.

Über kurz oder lang dürfte auch die Bundesregierung einräumen, dass nicht der EFSF die erhoffte "Brandmauer" bilden wird, sondern die EZB. Schließlich kann ein Feuer nur von dem gelöscht werden, der einen Eimer Wasser in der Hand hält. Der von Bundeskanzlerin Angela Merkel immer wieder hochgelobte IWF forderte bereits vor sechs Wochen, weiter Staatsanleihen von Schuldenstaaten kaufen, um die Zinslasten zu reduzieren.

Das ist durchaus auch im Sinne der inflationsverängstigten Deutschen. Denn, um das derzeit so beliebte Bild des Flächenbrandes weiterzuführen: Wer nicht beim Löschen hilft, wird bald zusehen müssen, wie das eigene Haus in Flammen steht. Dann nutzt es auch nichts, wenn das Inflationsmonster schön im Marmeladenglas geblieben ist.>


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4.11.2011: Die Euro-Krise lässt Bankengewinne schrumpfen - und die Banken reagieren mit Stellenabbau

aus: Financial Times Deutschland online: Stellenabbau: Der grosse Kahlschlag bei den Banken; 4.11.2011;
http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:stellenabbau-der-grosse-kahlschlag-bei-den-banken/60124691.html

<Die europäische Schuldenkrise lässt die Gewinne der Geldhäuser weltweit schrumpfen. Viele Institute reagieren und streichen massenweise Jobs. FTD.de gibt einen Überblick. von Frank Bremser  und Barbara Schäder  Frankfurt

Bei den Banken weltweit kreist der Rotstift. Kaum ein Monat vergeht, ohne dass ein Institut Stellenstreichungen bekannt gibt. Die Häuser leiden unter den Folgen der Staatsschuldenkrise, die ihre Gewinne drückt. Besonders im Fokus steht dabei das Investmentbanking. Alleine in dieser Wioche kündigten mit ING, BNP Paribas, Danske Bank und Credit Suisse vier Institute weitere Jobkürzungen an. FTD.de gibt einen Überblick über den Stellenabbau bei Banken.

Deutschland

Im Zuge der Zahlen zum 3. Quartal gab die Deutsche Bank  bekannt, gut 500 Stellen vor allem im Investmentbanking zu streichen. Hier soll etwa jede zehnte Stelle wegfallen. Finanzchef Stefan Krause sagte, "man passe die Plattform an" und werde dies wenn nötig auch weiter tun. Auch bei den Töchtern Postbank und BHF soll gekürzt werden. Die zum Verkauf stehenden BHF soll dabei aufgehübscht werden, Medienberichten zufolge werden spätestens Anfang 2015 circa 270 der derzeit 1300 Mitarbeiterplätze ihre Stelle verlieren.
Die Hypovereinsbank (HVB) will gut 700 von 3700 Stellen streichen. Der Abbau soll nach dem Willen des Instituts nach Möglichkeit bis zum Jahr 2013, spätestens aber bis 2015 abgeschlossen sein. Nach der Übernahme durch die italienische Unicredit  hatte die HVB bereits mehrere tausend Stellen gestrichen. Die Bank begründete den Abbau mit dem wirtschaftlichen Umfeld.
Auch bei den deutschen Landesbanken regiert der Rotstift. So muss die HSH Nordbank aufgrund von EU-Vorgaben kräftig umgebaut werden. Die Bank gab im Sommer den Abbau von 900 der derzeit 3300 Stellen bekannt. Seit 2008 hat die HSH bereits mehr als 1000 Stellen gestrichen. Bei der WestLB ist der Umfang des Stellenabbaus noch unklar. Derzeit arbeiten für die Düsseldorfer noch knapp 4500 Menschen. Doch durch die angekündigte Aufspaltung der Bank ist deren Zukunft offen. Derzeit wird über Streichungen von gut 1800 Stellen spekuliert.

Frankreich

Die größte französische Bank BNP Paribas  kündigte am Donnerstag die Streichung von mehreren hundert Stellen an. Konkrete Zahlen will Konzernchef Baudouin Prot am 15. November nennen. Der Nettogewinn des Instituts brach im dritten Quartal um 72 Prozent ein. Belastet wurde das Ergebnis vor allem durch den geplanten Schuldenerlass für Griechenland, für den BNP Paribas 2,3 Mrd. Euro zurücklegte. Hinzu kamen Verluste beim Verkauf von Anleihen anderer hoch verschuldeter Staaten wie Spanien und Italien. Zudem verdarb die Euro-Krise wie bei anderen Geldhäusern auch den Investmentbankern von BNP Paribas das Geschäft.

Die Nummer zwei in Frankreich, Société Générale  kündigte im September an, sie wolle durch den Verkauf von Geschäftsteilen 4 Mrd. Euro einnehmen. Zugleich würden die laufenden Kosten im Investmentbanking um fünf Prozent gesenkt, auch durch Stellenabbau "in einigen Ländern". Zahlen nannte das Institut nicht. Bereits im September kündigte das Haus an, bei der russischen Tochter Rosbank 2000 Stellen zu streichen.
Die drittgrößte französische Bank Crédit Agricole  will bis Ende 2012 rund 50 Mrd. Euro Schulden abbauen. Um die Kosten zu senken, soll die hauseigene Investmentbank auf einen Teil ihres Geschäfts künftig komplett verzichten. Was das für die Arbeitsplätze bedeutet, ist noch unklar.

Benelux-Staaten

Mit der Streichung von 2700 Stellen reagierte die niederländische ING  eigenen Angaben zufolge auf die sich verschlechternde Marktsituation und daraus resultierende Abschreibungen auf Griechenland-Anleihen. Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssten die Kosten zurückgefahren werden, sagte ING-Chef Jan Hommen.
Auch die verstaatlichte Großbank ABN Amro will bis 2015 2350 Stellen abbbauen. Betroffen sind vor allem IT-Dienste und das Privatkundengeschäft. Ebenfalls im Bereich IT sowie in der Zentrale wird die Rabobank bis 2013 mehr als 1200 Stellen abbauen. Grund seien "Effizienzüberlegungen", hieß es.
Positive Nachrichten gibt es aus Luxemburg: Laut der Luxemburger Zentralbank hat dort die Zahl der Bankangestellten im dritten Quartal auf 26.809 Mitarbeiter zugelegt. 56 Institute hätten Mitarbeiter eingestellt, bei 33 Geldhäuser sei die Zahl der Beschäftigten gesunken.

Schweiz

Die Credit Suisse  erweitert ihr laufendes Sparprogramm und streicht weitere 1500 Stellen. Bereits im Juli hatte die Credit Suisse die Streichung von 2000 Stellen angekündigt. Der Stellenabbau trifft vor allem das Investmentbanking, das die Großbank derzeit neu ausrichtet. Ziel ist es, in den kommenden zwei Jahren 2 Mrd. Schweizer Franken einzusparen. Im Sommer hatte die Bank als Ziel noch 1,2 Mrd. Franken an Kostensenkungen angegeben.

Dabei werden bei der neuen Runde von Stellenstreichungen auch ein paar hoch bezahlte und altgediente Banker gehen müssen. Grund hierfür sind Bestimmungen der Aufsichtsbehörden. Die Regulierungsbehörden hatten gedrängt, den Anteil der Boni am Gehalt zu reduzieren. Das habe die Flexibilität beschränkt, teilte die Credit Suisse mit.
Die US-Bank JP Morgan hatte in einer Studie im Juli vor allem Festgehälter als wesentlichen Faktor bei möglichen Kündigungen ausgemacht. Der Trend weg von flexiblen Boni und hin zu Festgehältern, deren Höhe vorab genau festgelegt wird, nehme den Banken die Flexibilität. Das könne dazu beitragen, dass sich Kündigungen in schlechten Zeiten nicht vermeiden ließen. Gerade in Investmentbanken seien die Erlöse volatil.
Der Konkurrent UBS  hatte nach einem Gewinneinbruch im dritten Quartal angekündigt, bis Ende 2013 weltweit 3500 Stellen zu streichen, vor allem im Investmentbanking. Dort fallen 35 Prozent der 3500 Arbeitsplätze weg.
Doch nicht nur die großen Platzhirsche entlassen Mitarbeiter: Auch bei der Privatbank Julius Bär  wird gespart. Schweizer Medien schätzen, dass es gut 150 der weltweit 3500 Stellen wegfallen könnten.

Grossbritannien

Auf den britischen Inseln muss ein Vielzahl von Bankangestellten um ihren Job zittern. Europas größte Bank, die HSBC , wird sogar richtig radikal. Im Zuge einer Neustrukturierung sollen bis 2013 insgesamt 30.000 der weltweit gut 300.000 Stellen wegfallen.

Ähnliche Zahlen bietet Lloyds auf: Bis zum Jahr 2014 sollen insgesamt rund 15.000 Stellen gestrichen werde. Dies soll unter anderem durch eine Vereinfachung der Konzernstruktur sowie Einschnitte in der Verwaltung, aber auch durch den Abbaus von Auslandsaktivitäten erreicht werden. Seit der Finanzkrise sind damit bei Lloyds gut 45.000 Stellen weggefallen.
Bei der Royal Bank of Scotland trifft es vor allem das Investmentbanking. Zuletzt hieß es, dass dort 2000 Stellen gestrichen werden. Seit der Finanzkrise hat die Bank bereits 25.000 Stellen gekürzt.
Barclays  etwa will Konzernchef Bob Diamond zufolge bis Ende des Jahres bis zu 3000 Stellen abbauen. Im ersten Halbjahr sind bereits 1400 Jobs gestrichen worden. "Gehen Sie davon aus, dass dieser Trend anhält und sich eher noch beschleunigen wird", sagte Diamond.

USA

In den USA fallen bei JPMorgan  wegen des sich verschlechternden Umfelds etwa 1000 Stellen im Investmentbanking weg, bei Goldman Sachs  stehen Medienberichten zufolge 1400 Jobs auf der Kippe. Bereits angekündigt ist der Wegfall von 1000 Arbeitsplätzen. Finanzvorstand David Viniar  begründete die Kürzungen mit schwachen Geschäftsaussichten. Bei Morgan Stanley sollen US-Medien zufolge "mehrere tausend" Stellen gestrichen werden. Die Bank of America streicht in den kommenden Jahren rund 30.000 Stellen und will damit 5 Mrd. Dollar sparen.

Andere Länder

Die durch die Finanzkrise unter Druck geratene Danske Bank will in den kommenden drei Jahren rund 2000 Stellen abbauen. Dadurch sollen die Kosten des dänischen Geldinstituts bis 2014 um zehn Prozent beziehungsweise 2 Mrd. Kronen (270 Mio. Euro) gesenkt werden. Angesichts einer schwachen Geschäftsentwicklung will die japanische Bank Nomura  1,2 Mrd. Dollar sparen. Dies will die Bank vor allem durch Entlassungen in Europa erreichen.>

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4.11.2011: Pornostar Berlusconi steht nun unter Beobachtung des IWF

aus: Der Standard online: Berlusconi ohne Mehrheit: Italien unter IWF-Kuratel; 4.11.2011;
http://derstandard.at/1319181959886/Berlusconi-ohne-Mehrheit-Italien-unter-IWF-Kuratel

<Rom - Der unter immer stärkerem Druck stehende italienische Premier Silvio Berlusconi hat eine weitere Blamage hinnehmen müssen. Unter dem Druck der akuten Schuldenkrise musste Berlusconi beim G-20-Gipfel in Cannes einwilligen, sein Reform- und Sparprogramm auch vom IWF bewerten zu lassen. Damit solle Vertrauen an den Märkten geschaffen und die Finanzierung der Schuldenlast erleichtert werden, berichtete der EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso am Freitag bei einer Pressekonferenz in Cannes. Bisher hatte nur die EU-Kommission den Auftrag, die italienischen Reformschritte zu überwachen.

Die Regierung in Rom bestritt am Freitag, dass sie unter IWF-Kuratel gestellt werde. "Die Zusammenarbeit mit internationalen Institutionen darf nicht als Überwachung betrachtet werden", sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, der Berlusconi-Vertrauensmann Antonio Tajani.

Bröckelnde Koalition

Nicht nur die Schuldenkrise setzt Berlusconi unter Druck. Auch seine bröckelnde Koalition und eine heikle Vertrauensabstimmung kommende Woche bedrohen das politische Überleben des 75-jährigen Medientycoons. Der Premier muss um seine Mehrheit bangen. Nachdem zwei Parlamentarier seine Mitte-Rechts-Partei "Volk der Freiheit" (PdL - Popolo della libertà) den Rücken gekehrt haben, hat Berlusconi de facto keine Mehrheit in der Abgeordnetenkammer mehr.

Berlusconi hat sich aber dennoch zuversichtlich gezeigt, im Amt bleiben zu können. Seine Zeit an der Spitze der Regierung sei noch nicht vorbei, sagte Berlusconi am Freitag zum Abschluss des G20-Gipfels im französischen Cannes. Er kündigte an, die nächste Vertrauensabstimmung werde an die Etatkürzungen geknüpft, mit denen das hoch verschuldete Euroland sein hohes Defizit abbauen will. 

Abstimmungen über Abstimmungen

Eine entscheidende Hürde muss der Premier am kommenden Dienstag bewältigen. Geplant ist in der Abgeordnetenkammer eine heikle Abstimmung über das Budget. Bei einer ähnlichen Abstimmung im Oktober hatte die Regierung eine schwere Niederlage erlitten. Nächste Woche unterzieht sich der Medienzar außerdem im Senat einer Vertrauensabstimmung über das Stabilitätsgesetz zur Eindämmung der Verschuldung. Zwar verfügt der Premier im Senat über eine solidere Mehrheit als in der Abgeordnetenkammer. Dem gebeutelten Berlusconi droht jedoch das Aus, sollten ihm weitere Parlamentarier aus seiner Partei den Rücken kehren.

Innenminister Roberto Maroni, Nummer Zwei der mit Berlusconi verbündeten Regierungspartei Lega Nord, warnte, dass es zu vorgezogenen Parlamentswahlen kommen würde, sollte Berlusconi stürzen. Eine Allparteienregierung, wie sie die Opposition verlangt, schloss Maroni aus. In Rom wird auch über ein Expertenkabinett unter der Führung des ehemaligen EU-Währungskommissars Mario Monti als vorübergehender Ausweg aus der Krise spekuliert.

Aus dem Amt

Die Opposition verstärkt unterdessen ihre Anstrengungen, den Premier aus dem Amt zu drängen. Die beiden stärksten Oppositionsparteien im Parlament - "Demokratische Partei" (PD) und "Italien der Werte" (IdV) - wollen gegen Berlusconi einen Misstrauensantrag im Parlament einbringen. Unterschriften werden im Parlament gesammelt, um das Dokument mit dem Antrag einzureichen. Die Opposition rechnet auch mit der Unterstützung der fünf Parlamentarier, die sich von Berlusconis Partei abgewandt haben.

Die Opposition ruft die Italiener zur massiven Beteiligung an einer am morgigen Samstag in der italienischen Hauptstadt geplanten Großkundgebung gegen das Kabinett in Rom auf. "Fest für die Demokratie" heißt die von der Demokratischen Partei organisierte Demonstration, an der laut den Organisatoren hunderttausende Menschen teilnehmen sollen.

14 Sonderzüge, zwei Schiffe und über 700 Busse werden Demonstranten aus ganz Italien zur Protestkundgebung in Rom bringen. Die Kundgebung auf dem Platz vor der Lateranbasilika wird am Samstagnachmittag von Italiens Oppositionschef Pierluigi Bersani angeführt. Erwartet werden auch der sozialistische Herausforderer von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, Francois Hollande, und SPD-Chef Sigmar Gabriel. Die Demonstration wird live im Fernsehen übertragen. "Unser Ziel ist, all jene Italiener zu vereinen, denen die Zukunft des Landes am Herzen liegt und die gemeinsam am demokratischen, sozialen und wirtschaftlichen Neubeginn Italiens mitwirken wollen", betonte Oppositionschef Pierluigi Bersani. (APA/Reuters)>

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4.11.2011: Sparen in Irland: <Irland schliesst Botschaften im Vatikan, Iran und Osttimor>

aus: Der Standard online; 4.11.2011;
http://derstandard.at/1319181960300/Irland-schliesst-Botschaften-im-Vatikan-Iran-und-Osttimor

<Dublin nennt Sparzwänge als Gründe

Dublin - Aus Sparzwängen will Irland seine Botschaften im Vatikan und im Iran sowie seine Vertretung in Osttimor schließen. Die Regierung müsse Einschnitte vornehmen, um den Vorgaben der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) 2010 nachzukommen, teilte das irische Außenministerium am Donnerstag mit. Außenminister Eamon Gilmore äußerte im Radiosender RTE sein "Bedauern" über den Beschluss seiner Regierung.

Irland wies zurück, dass die Botschaft im Vatikan mit einem Streit im Zusammenhang mit einem Missbrauchsskandal durch katholische Priester in Irland zusammenhängt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche in Irland, Kardinal Sean Brady, bedauerte die Entscheidung der irischen Regierung. Der Sprecher des Vatikans, Federico Lombardi, teilte mit, das Entscheidende sei nicht die Anwesenheit eines Botschafters, sondern die Beziehung zwischen Heiligem Stuhl und Irland, die er nicht gefährdet sehe.

In Bezug auf die Schließung der Botschaft im Iran teilte das irische Außenministerium mit, das bilaterale Handelsvolumen mit Teheran bleibe hinter den Erwartungen zurück. In Osttimor soll Irland demnach in Zukunft von seinem Botschafter in Singapur vertreten werden. (APA)>

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20
                      minuten online, Logo

5.11.2011: Zypern ist auch fast Ramsch - Zypern ist gemäss Moody's noch Baa3

aus: 20 minuten onoline: Ratingagentur warnt: Zupern hat fast "Ramsch"-Niveau; 5.11.2011;
http://www.20min.ch/finance/news/story/Zypern-hat-fast--Ramsch--Niveau-31875617

<Die US-Ratingagentur Moody's hat die langfristige Kreditwürdigkeit des Eurolandes Zypern abgestuft.

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Zyperns um zwei Stufen auf Baa3 abgesenkt. Damit befindet sich das Land eine Stufe über «Ramsch»-Niveau. Moody's begründete die Herabstufung mit dem hohen Griechenland-Engagement zyprischer Banken und deutete weitere Herabstufungen an.

Die Verluste zyprischer Banken würden sich wegen des neu beschlossenen Schuldendeals für Griechenland verdoppeln und die Finanzinstitute im kommenden Jahr wahrscheinlich Staatshilfe benötigen, erklärten die Analysten. Die höheren Verluste machten es wahrscheinlicher, dass die Regierung mit Hilfen von einer Milliarde Euro eingreifen müsse.

Die drei grössten Banken des Landes halten griechische Staatsanleihen in Höhe von schätzungsweise fünf Milliarden Euro. Dem zyprischen Finanzminister Kikis Kazamias zufolge liegt der Schuldenstand des Landes bei etwa 65,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Die Moody's Analysten meldeten Bedenken über die Fähigkeit der zyprischen Regierung an, auf den internationalen Geldmärkten frische Kredite aufzunehmen. Damit steigende die Wahrscheinlichkeit, dass Zypern aus anderen Töpfen Nothilfen nötig haben könnte. Ebenfalls wenig optimistisch beurteilte die Ratingagentur die Fähigkeit der Regierung, schwierige Finanz- und Strukturreformen zur Sicherstellung der langfristigen Stabilität der öffentlichen Finanzen umzusetzen.

(dapd)>

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Frau Merkel und ihre Fantasie sehen Sie hier:


n-tv
                      online, Logo

5.11.2011: Frau Merkel behauptet: "Weg aus der Schuldenkrise dauert zehn Jahre"

aus: n-tv online: EU Merkel: Weg aus der Schuldenkrise dauert zehn Jahre; 5.11.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Merkel-Weg-aus-der-Schuldenkrise-dauert-zehn-Jahre-article4697631.html

<Berlin (dpa) - Die Schuldenkrise wird Europa nach Ansicht von Kanzlerin Angela Merkel noch viele Jahre beschäftigen. Es werde sicherlich zehn Jahre dauern, bis Europa wieder besser dastehe. Das sagt Merkel in ihrer wöchentlichen Videobotschaft. Die Schulden seien über Jahrzehnte aufgehäuft worden, diese Schuldenkrise werde nun auch nicht mit einem Mal vorbei sein. Außerdem gelte auf Dauer: Wenn es Europa nicht gutgehe, werde es auch Deutschland nicht gutgehen. Für Pessimismus bestehe aber kein Anlass, so Merkel.

Quelle: n-tv.de / dpa>

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Frau Merkel behauptet, Europa stünde ein "mühevoller Weg" bevor. Nun, da wird man sie ja sicher vorher abwählen:


Spiegel online, Logo

5.11.2011: Frau Merkel behauptet für Europa einen "mühevollen Weg" für die nächsten 10 Jahre

aus: Spiegel online: Schuldenkrise: Merkel schwört Europa auf dürre Dekade ein; 5.11.2011;
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,796078,00.html

<Bundeskanzlerin Merkel: "Eine Dekade, bis wir wieder besser dastehen"

Gegen Pessimismus wehrt sich Angela Merkel - doch ihre wöchentliche Internetansprache versprüht nicht gerade Zuversicht: Es werde noch ein Jahrzehnt dauern, bis Europa wieder besser dastehe, sagt die Kanzlerin. Dem Staatenbund stehe ein "mühevoller Weg" bevor.

Berlin - Die Schuldenkrise wird Europa nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel noch viele Jahre beschäftigen. In einer Videobotschaft sagte die CDU-Chefin: "Es wird sicherlich eine Dekade dauern, bis wir wieder besser dastehen." Die Schulden seien über Jahrzehnte aufgehäuft worden. "Das heißt, diese Schuldenkrise wird auch nicht mit einem Mal vorbei sein."

Merkel sprach von einem "mühevollen Weg". Mit Blick auf die Auswirkungen der Schuldenkrise auf Wirtschaft und Arbeitsplätze in Deutschland sagte Merkel: "Auf Dauer gilt: Wenn es Europa nicht gutgeht, wird es auch Deutschland nicht gutgehen." Deshalb müsse man alles daran setzen, "in Europa die Dinge in Ordnung zu bringen".

So wie sie die Lage momentan einschätze, bestehe für Pessimismus kein Anlass. "Aber in Europa müssen sich alle anstrengen und alle ihre Hausaufgaben machen."

Auf dem G-20-Gipfel am Donnerstag und Freitag war die dramatische Lage des hoch verschuldeten Griechenland das beherrschende Thema gewesen. Die Staaten beschlossen zusätzliche Schritte im Krisenmanagement. Das ebenfalls hoch verschuldete Italien stellte sein Sparprogramm unter die Beobachtung des Internationalen Währungsfonds (IWF).

ssu/dpa/dapd>

Kommentar

Nun, der Weg aus der Schuldenkrise wird nur 2 Jahre dauern, wenn es den Euro nicht mehr gibt, und dann wird alles gut - viel schneller als gedacht. Und es ist wirklich Zeit, dass in Europa Realisten an die Macht kommen, die die alten Währungen wieder installieren.

Michael Palomino, 5.11.2011

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Basler
                      Zeitung online, Logo

5.11.2011: TUI ist bereits vorbereitet: TUI nimmt für Griechenland-Partner Klausel in den Vertrag auf, in Drachmen abzurechnen

aus: Basler Zeitung online: TUI stellt Weichen für Rückkehr Griechenlands zur Drachme; 5.11.2011;
http://bazonline.ch/wirtschaft/agenturen-ticker/TUI-stellt-Weichen-fuer-Rueckkehr-Griechenlands-zur-Drachme/story/27242669

<Berlin Angesichts der anhaltenden Krise in Griechenland stellt der Touristikkonzern TUI bereits Weichen für den Fall einer Rückkehr des Landes zur Drachme.

Wie die deutsche «Bild»-Zeitung am Samstag berichtete, forderte TUI griechische Hoteliers auf, einen Vertrag zur Absicherung gegen Währungsrisiken zu unterzeichnen. «Wenn der Euro nicht mehr die Währung sein sollte, ist TUI berechtigt, die Geldsumme in der neuen Währung zu bezahlen», heisst es demnach in dem Text zur Begleichung künftiger Hotel-Rechnungen in Griechenland.

Hintergrund ist die Befürchtung, dass im Fall eines Austritts aus der Euro-Zone die dann eigenständige griechische Währung stark an Wert verlieren dürfte.

«Wir müssen uns gegen solche Währungsrisiken absichern. Es gibt mehr als eine theoretische Möglichkeit, dass Griechenland aus der Euro-Zone aussteigt», sagte TUI-Sprecher Robin Zimmermann dazu der «Bild»-Zeitung.

Griechische Hoteliers reagierten demnach empört. «Kein Hotelier wird das machen», wandte sich der Präsident des griechischen Tourismusverbandes, Andreas Andreadis, gegen die Aufforderung von TUI an die Hotelbesitzer, den ihnen zugesandten Vertragstext zu unterzeichnen.

Erstellt: 05.11.2011, 11:12 Uhr>

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Tagesanzeiger online, Logo

5.11.2011: Die EU ist jetzt schon am Ende - nur noch Nachtsitzungen und Schlaf am Tag

aus: Tagesanzeiger online: "Die Folgen sind gravierend, man schläft tagsüber ein"; 5.11.2011;
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Die-Folgen-sind-gravierend-man-schlaeft-tagsueber-ein/story/11345074

<Interview: Olivia Kühni

Christian Baumann ist Leitender Arzt an der Klinik für Neurologie des Universitätsspitals Zürich. Dort werden unter anderem Patienten mit Schlafstörungen behandelt.>

Texte der Bilderstrecke:
<1. Wochenlang kein Schlaf: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, hier bei der Budgetdebatte im Bundestag im September [mit aufgestütztem Kopf].
2. Schlafmangel ist ein verbreitetes Phänomen an Gipfeltreffen, an denen oft tagelang verhandelt wird. An einem Treffen in Peking 2008. Die damaligen Staatschefs von links nach rechts, oben: Donald Tusk (Polen), Brian Cowen (Irland), Angela Merkel (Deutschland), Luis Rodriguez Zapatero (Spanien), unten: Alfred Gusenbauer (Österreich), Silvio Berlusconi (Italien), Taro Aso (Japan), Danilo Turk (Slowenien) [alle mit verdächtig schläfrigen Stellungen].
3.
Der damalige Aussenminister Frank-Walter Steinmeier im deutschen Bundestag, 2007 [eingenickt mit den Augen zum Boden hin].
4.
Am Klimagipfel von Kopenhagen, 2009 [mit vielen Delegierten, die vor sich hinschlafen].
5.
Ueli Maurer (links), damals Nationalrat, 2007 im Bundehaus [mit verdächtig aufgestütztem Kopf].
6. Der damalige britische Finanzminister Gordon Brown (rechts) mit dem damaligen Premier Tony Blair, an einem Jahrestreffen der Labour-Party, 2005 [Gordon schläft mit zurückgelehntem Kopf, während Blair hellwach alles zu kontrollieren scheint]. >

Der Artikel:

<Am Gipfeltreffen von Cannes wurde wieder bis zum Morgengrauen verhandelt – ohne Schlafpause. Das macht die Entscheide nicht besser, sagt der Neurologe Christian Baumann.

Die Staatschefs verhandeln in Cannes und Athen bis zum Morgengrauen über eine Lösung für die Eurokrise – ohne zu schlafen. Wie lange hält ein Mensch das durch?
Von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel gewinnt man den Eindruck, dass sie inzwischen drei Wochen lang kaum geschlafen hat. Die Stresshormone sorgen dafür, dass man das oft länger durchsteht als erwartet.

Sind es nur die Stresshormone? Es gibt auch Substanzen, die wachhalten.
Ja, es gibt Stimulantien. Sie werden etwa von Narkolepsie-Patienten eingenommen, um die Tagesschläfrigkeit zu bekämpfen. Für Menschen mit chronischem Schlafentzug sind diese Medikamente aber nicht zugelassen.

Wie ist es mit Drogen, die etwa Amphetamine enthalten?
Ich kann wegen der möglichen Nebenwirkungen und Langzeitfolgen nur von solchen Massnahmen abraten. Sie sind ausserdem allesamt nicht zugelassen.

Was hat es für Folgen, wenn jemand wochenlang kaum schläft?
Die Konsequenzen sind gravierend. Der Betroffene schläft tagsüber ein, seine Gedächtnisleistung, die Konzentrationsfähigkeit und das Urteilsvermögen nehmen ab. Auch körperlich ist man nicht mehr leistungsfähig.

Wenn Frau Merkel und ihre Kollegen mehr schlafen würden, wären also die Entscheide in der Eurokrise besser?
Ob sie besser wären, weiss ich nicht. Sie wären vermutlich besser durchdacht.

Der griechische Premier Giorgos Papandreou wirkt, als sei er in einem Monat um zehn Jahre gealtert. Beschleunigt Schlafmangel den Alterungsprozess?
In Versuchen mit Tieren hat sich gezeigt, dass Schlafmangel Krankheiten wie die Alzheimer-Demenz und den Alterungsprozess generell beschleunigen kann. Solche Experimente lassen sich an Menschen nicht vertreten. Doch jeder hat erlebt, wie etwa junge Eltern mit Schlafmanko plötzlich graue Haare bekommen oder Politiker in kurzer Zeit um Jahre altern. Es ist davon auszugehen, dass Schlafmangel tatsächlich den Alterungsprozess beschleunigt.

Sie betreuen am Zürcher Universitätsspital Patienten mit Schlafproblemen. Ist Schlafentzug ein verbreitetes Phänomen?
Ein sehr verbreitetes und stark unterschätztes Problem, ja. Inzwischen gibt es einen offiziellen Namen dafür: «behaviourally induced insufficient sleep syndrome» – also Schlafmangel aufgrund des Lebenswandels. Es ist inzwischen eine der häufigsten Diagnosen, die wir stellen.

Wer sind Ihre Patienten – Manager, Chirurgen, Banker?
Generell sind es Menschen aus Branchen, in denen Schichtarbeit verbreitet ist. Also etwa ein 55-jähriger Buschauffeur, der abwechselnd Frühschicht und Spätschicht arbeitet. Da kann sich die innere Uhr nicht anpassen. Ebenfalls gefährdet sind natürlich Menschen ohne geregelte Arbeitszeiten, beispielsweise in Führungspositionen.

Woran erkennen Sie, dass ein Patient unter Schlafmangel leidet?
Betroffene sind oft dünnhäutiger, sie wirken müde und berichten von Leistungseinbussen. Deutlich wird das im Schlaflabor – die Patienten schlafen sofort ein, sobald sie sich hingelegt haben.

Das kennt man auch von Grossvätern und Vätern, die von der Arbeit kommen. Ist Schlafmangel ein neues Phänomen?
Studien legen nahe, dass Menschen heute fast eine Stunde weniger schlafen als vor 60 Jahren. Und das liegt sehr wahrscheinlich nicht daran, dass die Menschen weniger Schlaf brauchen. Sondern dass sie sich ihn nicht gönnen. Wie viel Schlaf der Einzelne braucht, ist übrigens sehr unterschiedlich. Das muss jeder für sich herausfinden.

Was raten Sie chronisch übermüdeten Patienten?
Der Rat ist einfach, aber schwierig umzusetzen: Sie müssen ihren Alltag umstellen. Wer mehr schläft, tut dies auf Kosten der Freizeit, deshalb fällt es schwer. Wenn man um 20 Uhr erst von der Arbeit nach Hause kommt, hat man nur noch zwei statt drei Stunden freie Zeit, wenn man genug schlafen will.

Manchmal ist der Schlafmangel so chronisch, dass das Einschlafen schwerfällt. Was kann man dann tun?
Wichtig ist, regelmässig und mit Mass tagsüber Sport zu treiben, um müde zu werden. Entscheidend sind auch regelmässige Bettzeiten. Ausserdem sollte man abends nicht mehr schwer essen und nicht zu viel Alkohol trinken. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)>


Kommentar

Am Ende holt der Schlaf sie alle ein. Und somit wissen wir: Der Euro ist auch gegen die Natur.

Michael Palomino, 5.11.2011

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Und nun kommt eine Meldung, die zeigt, welches Verantwortungsgefühl die griechischen Politiker haben: KEINE, sondern sie pokern munter weiter wie bisher:


Der
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5.11.2011: Nun pokert auch der Oppositionsführer in Pleite-Griechenland

aus: Der Standard: Staats- und Finanzkrise: Griechische Opposition will Neuwahlen statt Zusammenarbeit mit Papandreou; 5.11.2011;
http://derstandard.at/1319182054741/Staats--und-Finanzkrise-Griechische-Opposition-will-Neuwahlen-statt-Zusammenarbeit-mit-Papandreou

<Oppositionschef Samaras fordert Rücktritt des sozialistischen Premiers: "Papandreou ist gefährlich für das Land" - Seine EU-Parteifreunde und der griechische Staatspräsident hatten auf Große Koalition gedrängt.

"Sicher nicht": Oppositionsführer Samaras verweigert Papandreou die Zusammenarbeit - und fordert Neuwahlen

Athen - Griechenlands konservativer Oppositionsführer Antonis Samaras verweigert die Teilnahme an einer Konzentrationsregierung und fordert baldige Neuwahlen. Der Chef der Nea Dimokratia (ND) rief am Samstag den sozialistischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou erneut zum Rücktritt auf. 

"Papandreou ist gefährlich"

"Herr Papandreou will keine Kooperation. Er soll zurücktreten. Er ist gefährlich für das Land!", erklärte Samaras im griechischen Fernsehen. Der Regierungschef, der in der vorangegangenen Nacht eine Vertrauensabstimmung gewonnen hatte, wolle das Parlament "reinlegen" und weiter allein regieren, sagte der Oppositionschef, der anschließend von Staatspräsident Karolos Papoulias empfangen werden sollte.

"Unser Vorschlag bleibt auf dem Tisch", sagte der ND-Chef. Er schlägt die Bildung einer Übergangsregierung für nur wenige Wochen und sodann Neuwahlen vor. Samaras sagte, seine Partei sei lediglich bereit, die Gesetze über das neue europäische Hilfspaket zu billigen. Weiteren Sparmaßnahmen werde er nicht zustimmen. "Ich werde mich bemühen, damit die Unruhe im Ausland sich legt. Die Reformen akzeptieren wir," sagte Samaras.

Papandreous Panhellenische Sozialistische Bewegung (PASOK) strebte eine gemeinsame Regierung der nationalen Rettung an, die ein halbes Jahr im Amt bleiben soll. Samaras hatte sich dem ausdrücklichen Wunsch von Staatspräsident Papoulias nach Bildung einer Einheitsregierung stets hartnäckig widersetzt und auch entsprechende Empfehlungen seiner konservativen Schwesterparteien in der EU ignoriert.

Vertrauensvotum gewonnen

Nach mehr als sechsstündiger Debatte hatten Freitagnacht bei einem Vertrauensvotum in der Nacht auf Samstag 153 Abgeordnete für den geschwächten Regierungschef gestimmt, 145 votierten mit Nein. Bereits am Samstag wollte Papandreou mit der Opposition über die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit verhandeln. Ziel sei die Bildung einer Koalitionsregierung, sagte Papandreou am Samstag nach einem Treffen mit dem griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias in Athen.

Papandreou will notfalls abtreten

Papandreou sagte, er sei zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit bereit und werde notfalls auch seinen Posten zur Verfügung stellen. "Ich habe in der Diskussion nichts ausgeschlossen, nicht einmal meine eigene Position", betonte er. Er habe bereits erklärt, dass er nicht auf seinen Posten beharre und beweise dies "täglich". "Was mich interessiert, ist die Rettung des Landes." Vorgezogene Neuwahlen schloss er jedoch kategorisch aus. Dies käme einer "Katastrophe" gleich.

Die 17 Staats- und Regierungschefs der Euroländer hatten in der vergangenen Woche unter anderem ein neues 100-Milliarden-Euro-Paket für Athen beschlossen. Private Gläubiger wie Banken und Versicherer hatten angekündigt, auf die Hälfte ihrer Forderungen zu verzichten. Anfang 2012 sollten nach dem ursprünglichen Plan alte gegen neue griechische Anleihen getauscht werden. (APA)>

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n-tv online, Logo

5.11.2011: Frau Merkel will für den Pleite-Euro das Gold der Bundesbank hergeben

aus: n-tv online: Die letzten Reserven für Italien? Bundesbank soll Gold rausrücken; 5.11.2011;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Bundesbank-soll-Gold-rausruecken-article4699451.html

<Schlüsselfigur und letzte Instanz: Jens Weidmann sitzt auf dem Schlüssel zum Tresor.

Noch sind es nur Gerüchte, doch wenn sie sich bewahrheiten, steht der Bundesregierung wohl ein Sturm der Entrüstung bevor: Die Reserven der Bundesbank sollen angeblich in die Euro-Rettung fließen. Am Parlament vorbei solle Gold aus dem Staatsschatz in den EFSF abwandern. Die Bundesbank wehrt sich - und bestätigt die Existenz der Pläne.

Deutschland und Frankreich wollen einem Zeitungsbericht zufolge im Zusammenhang mit der Schuldenkrise auch die Goldreserven der Deutschen Bundesbank antasten. Bundesregierung und Bundesbank lehnten diesen Vorstoß aus den Reihen der G20 allerdings ab.

Mittels der seit Jahrzehnten aufgebauten Gold- und Devisenreserven der Bundesbank solle die Haftung Deutschlands in der Krise um mehr als 15 Mrd. Euro erhöht werden, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Informationen aus dem Umfeld des G20-Gipfels in Cannes. Auf diesem Wege solle der Bundestag umgangen werden, hieß es.

Hintergrund sei, dass die Ausstattung des 440 Mrd. Euro schweren Euro-Rettungsfonds EFSF trotz der in einer Brüsseler Nachtsitzung verabschiedeten Hebel-Pläne auf bis zu eine Billionen Euro nicht ausreichen werde, sobald größere Staaten ins Wanken kämen. Zuletzt war vor allem Italien ins Blickfeld nervöser Marktteilnehmer geraten. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hatte seine Sparvorhaben nach scharfer Kritik aus dem europäischen Ausland freiwillig unter die Aufsicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) gestellt.

Am Montag auf der Tagesordnung

Vorgesehen sei offenbar, dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) des Goldschatzes bemächtige, schrieb die Zeitung weiter. Unter den Staats- und Regierungschefs in Cannes sei darüber beraten worden, das System der Europäischen Zentralbanken mit seinen Devisenreserven in Höhe von insgesamt 50 bis 60 Mrd. Euro in Form von Sonderziehungsrechten des IWF an eine Zweckgesellschaft des europäischen Krisenfonds zu verpfänden. Als "Erfüllungsgehilfin" habe sich die EZB angedient, verlautete der Zeitung zufolge aus Cannes. Offenbar seien bereits politische Vorschläge ausgearbeitet worden.

Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte, dass von "einigen Teilnehmern des Gipfels in Cannes" die Frage aufgeworfen worden sei, ob die Sonderziehungsrechte des IWF "zur Steigerung der Effizienz" des Rettungsfonds in Betracht gezogen werden sollten. Von deutscher Seite sei dieser Vorstoß aber abgelehnt worden. Am Montag stehe das Thema der "Optimierung" des Rettungsschirms auf der Tagesordnung der Eurogruppe. Dazu gehöre die "Diskussion des Fortschritts bei den Detailfragen der bekannten zwei Optionen, die bereits dem Bundestag vorlagen". Dieses Thema stehe in keinem Zusammenhang mit der Frage nach Sonderziehungsrechten.

Der Kampf ums Gold beginnt

Die Bundesbank wehrt sich vehement gegen Vorschläge aus Reihen der G20, wonach die europäischen Notenbanken ihre Währungsreserven teilweise für die Euro-Rettung verpfänden sollen. "Wir kennen diesen Plan und wir lehnen ihn ab", sagte ein Bundesbank-Sprecher. Auch die "Welt am Sonntag" berichtete, es habe auf dem G20-Gipfel Versuche gegeben, die Bundesbank und andere europäische Zentralbanken für die Rettung klammer Euro-Länder anzuzapfen.

Die Bundesbank beharre jedoch darauf, dass die Sonderziehungsrechte ihr gehörten, berichtete die Zeitung. Wegen des Widerstands der Bundesbank sei das Thema in Cannes zunächst wieder vom Verhandlungstisch genommen worden. Schon zu Beginn der kommenden Woche solle die Euro-Gruppe jedoch abermals darüber beraten. Verbündete unter den anderen Notenbanken habe die Bundesbank nicht, und Bundeskanzlerin Angela Merkel verhalte sich uneindeutig.

Aufstockung durch die Hintertür

Die "Welt an Sonntag" berichtete unter Berufung auf G20-Verhandlungskreise, US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Großbritanniens Premier David Cameron hätten in Cannes vorgeschlagen, die EFSF mit einem Teil der Währungsreserven der Euro-Notenbanken aufzufüllen. Das wäre nicht nur ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Bundesbank; auch die deutsche Haftungssumme bei der EFSF würde so durch die Hintertür erhöht.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann habe sein Veto eingelegt, weshalb Bundeskanzlerin Angela Merkel das Vorhaben zum Ärger von Obama, Sarkozy und Cameron verhindert habe, berichtete die "Welt am Sonntag" weiter. Konkret sei es um die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR) gegangen, eine Art Ersatzwährung des IWF. Diese SZR sind Ansprüche der Staaten an den IWF; sie sind bares Geld wert. Die SZR werden von Staaten gehalten oder von deren Notenbanken. In Deutschland liegen sie bei der Bundesbank. Sie gehören wie der Goldschatz im Wert von rund 130 Mrd. Euro zu den Währungsreserven.

In Cannes sei vorgeschlagen worden, dass die Euro-Staaten und deren Notenbanken SZR im Wert von 60 Milliarden Euro in den Rettungsschirm einbrächten, davon 15 Milliarden Euro von der Bundesbank, wie die "Welt am Sonntag" weiter berichtete. In der EFSF sollten sie dann als Pfand für weitere Rettungsprogramme dienen.

mmo/AFP/rts>

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5.11.2011: Die "Euro-Retter" wollen an die Goldreserven der Notenbanken - Frau Merkel will den Goldschatz der Bundesbank plündern

aus: Welt online: Reserve der Notenbank: Euro-Retter schielen auf Goldschatz der Bundesbank; 5.11.2011;
http://www.welt.de/wirtschaft/article13700369/Euro-Retter-schielen-auf-Goldschatz-der-Bundesbank.html

<Autor: J. Dams und J. Hildebrand

Um den Rettungsschirm EFSF zu stützen, sollen die Reserven der Notenbanken herhalten. Auch der Goldschatz der Bundesbank könnte angezapft werden.

Der Druck auf Deutschland steigt, bei der Euro-Rettung noch stärker ins Risiko zu gehen. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ hat es beim G-20-Gipfel in Cannes Versuche gegeben, die Bundesbank und andere europäische Zentralbanken anzuzapfen. US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Großbritanniens Premier David Cameron sollen vorgeschlagen haben, den Rettungsschirm EFSF mit einem Teil der Währungsreserven der Notenbanken aufzufüllen.

Die Goldbarren der Deutschen Bundesbank liegen in Frankfurt/Main im Tresor

Das wäre nicht nur ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Bundesbank, auch die deutsche Haftungssumme bei der EFSF würde so durch die Hintertür erhöht. Und zwar ohne, dass der Bundestag zustimmen müsste. Trotzdem soll dieser Plan bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kaum noch auf Gegenwehr gestoßen sein. Lediglich das Veto von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, Merkels früherer Wirtschaftsberater, hat offenbar verhindert, dass eine neue Etappe der Staatenfinanzierung über die Notenbankbilanzen eingeleitet wird.

Bei den Verhandlungen in Cannes ging es um die so genannten Sonderziehungsrechte (SZR), eine Art Ersatzwährung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Diese SZR sind Ansprüche der Staaten an den IWF, sie sind bares Geld wert. Die SZR werden von Staaten gehalten oder von deren Notenbanken. In Deutschland liegen sie bei der Bundesbank. Sie gehören wie der Goldschatz im Wert von rund 130 Milliarden Euro zu den ureignen Währungsreserven.

15 Milliarden Euro sollen von der Bundesbank kommen

Das schützte die SZR in Cannes aber nicht vor den Begehrlichkeiten der Politiker. Insgesamt sollten die Euro-Staaten SZR im Wert von 60 Milliarden Euro in den Rettungsschirm einbringen, davon 15 Milliarden Euro von der Bundesbank. In der EFSF sollen sie dann als Pfand für weitere Rettungsprogramme dienen.

Dass die Politiker dies- und jenseits des Atlantik so verzweifelt nach Alternativen suchen, die EFSF aufzustocken, hat einen Grund: Der Fonds ist nicht umfangreich genug, um auch noch Italien zu retten. Die Märkte führten der Politik vergangene Woche vor Augen, wie untauglich dieses Kriseninstrument zu werden droht.

Am Mittwoch wollte EFSF-Chef Klaus Regling eine drei Milliarden Euro Mini-Anleihe am Markt platzieren. In den Turbulenzen rund um Griechenlands Ankündigung einer Volksbefragung aber kauften die Investoren das Papier nicht. Der Fonds, der dazu gedacht ist, mit seiner Spitzenbonität Krisenländer mit Geld zu versorgen, bekam am Markt selbst keines – ein Debakel.

Normalerweise tendierten die Anleger dazu, sich in Krisen in sichere Häfen zu flüchten, sagt Gary Jenkins von Evolution Securities. Anleihen, die von Staaten wie Deutschland mit Spitzenrating stammen oder zumindest garantiert werden, gehören dazu - bislang jedenfalls. „Dass ein Fonds, der eine Schlagkraft von einer Billion Euro erhalten soll, sich nicht einmal drei Milliarden Euro leihen kann, ist besorgniserregend“, meint ein anderer großer Investor.

Deshalb greifen die Politiker nun nach jedem Strohhalm, der die Finanzkraft der EFSF aufbessern kann. Mit den Sonderziehungsrechten im Wert von 60 Milliarden Euro der Notenbanken können sie allerdings kaum rechnen.

Ihre Verschiebung in die EFSF käme einem Dammbruch gleich: Wenn etwa die Bundesbank ihre Sonderziehungsrechte abtritt, könnten im nächsten Schritt auch die Währungsreserven in Dollar und Yen genutzt werden. Und danach möglicherweise auch der Goldschatz, den 1997 schon der damalige Bundesfinanzminister Theodor Waigel im Visier hatte. Die bisherigen Erfahrungen in der Euro-Krise zeigen, dass solche Befürchtungen berechtigt sind: Jedes einmal eingeführte Instrument wurde anschließend immer extensiver genutzt.

Merkel legt Veto ein

Nach Angaben aus Verhandlungskreisen hat Merkel am Ende ihr Veto gegen den Plan eingelegt – sehr zum Ärger von Obama, Sarkozy und Cameron. Offenbar hat die Kanzlerin aber nicht aus Überzeugung gehandelt, sondern ist vielmehr am Widerstand der Bundesbank gescheitert. Die ist unabhängig.

Die Regierung kann die Notenbanker also nicht zwingen, ihre Währungsreserven für den Rettungsschirm herzugeben. Die Bundesbank habe in Cannes massiven Widerstand gegen die Begehrlichkeiten geleistet und den Plan so blockiert, heißt es. Merkel soll wenig begeistert gewesen sein von der Bockigkeit ihres früheren Wirtschaftsberaters Weidmann.

Es ist nicht der erste Konflikt zwischen der Kanzlerin und dem Bundesbankpräsidenten. Die Frage ist nun, wie lange Weidmann dem Druck standhält. Schon beim Treffen der europäischen Finanzminister in Brüssel wird das Thema wieder auf den Tisch kommen. Allerdings haben Weidmann und die anderen Notenbanker einen Verbündeten: den Bundestag.

Ende Oktober haben die Fraktionen von Union, SPD, FDP und Grünen gemeinsam zwei rote Linien für die Euro-Rettung gezogen: Die deutschen Garantien für die EFSF sollen die bisherige Grenze von 211 Milliarden Euro nicht überschreiten. Und zweitens dürfen die Notenbanken nicht zur Krisenbekämpfung genutzt werden. Beide Vorgaben sind nicht vereinbar mit dem Plan, sich der Währungsreserven zu bedienen.>

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Und nun klopft wieder die Realität an die Tür: In den südlichen EU-Staaten geht es mit der Zahlungsmoral für zentraleuropäische Unternehmen steil bergab:


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5.11.2011: Bayer verfünffacht die Rücklagen für den Fall von Zahlungsverweigerungen in den südlichen EU-Staaten

aus: n-tv online: Die Rücklagen verfünffacht: Bayer erwartet Turbulenzen; 5.11.2011;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Bayer-erwartet-Turbulenzen-article4698596.html

<Kümmert sich bei Bayer um die Finanzen: Werner Baumann.

Die Schuldenkrise macht sich immer stärker auch in der deutschen Wirtschaft bemerkbar: Weil es sich nicht länger verbergen lässt, geht der Dax-Konzern Bayer nun mit seinen Bedenken an die Öffentlichkeit. Die schlechte Zahlungsmoral staatlicher Stellen in Südeuropa zwingt den Hersteller von Pharma- und Chemie-Produkten zu umfangreichen Vorsichtmaßnahmen. "Unsere Sorge ist, dass sich das Problem verschärft."

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat sein Liquiditätspolster vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise massiv aufgestockt.

"Zurzeit haben wie eine Liquiditätsposition von etwa 3,8 Mrd. Euro", sagte Finanzchef Werner Baumann in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung". Damit sei der Liquiditätspuffer etwa fünfmal so hoch wie in Nichtkrisenzeiten. "Diesen Betrag werden wir erst im April nächsten Jahres über die Ablösung einer Anleihe um zwei Milliarden Euro abschmelzen."

Der Finanzchef beklagte eine schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hand, besonders in den hoch verschuldeten Euro-Ländern Portugal, Italien und Spanien. "Wenn sie Außenstände haben, die in erheblichem Umfang über zwei Jahre reichen, dann ist das inakzeptabel", sagte Baumann. In Südeuropa habe Bayer Außenstände "im signifikanten dreistelligen Millionen-Euro-Bereich".

Übernahmen kein Problem

Die Zahlungsmoral sei dort ein strukturelles Problem, das bereits seit einigen Jahren bestehe. "Unsere Sorge ist, dass sich das Problem verschärft." Betroffen sei vor allem die Pharmasparte. Der Konzern treffe für die Außenstände aber bilanziell Vorsorge: Bei Forderungen, die über die normalen Zahlungsziele hinausgingen, würden Abschreibungen auf den entsprechenden Zeitwert vorgenommen, sagte der Finanzchef.

Auf die Frage, wie viel Geld Bayer kurzfristig für eine größere Übernahme mobilisieren könnte, sagte Baumann, eine feste Größenordnung gebe es dafür nicht. Bayer könne aber in "sehr erheblichem Maße" finanzieren. Großakquisitionen wie die von Schering seien auch im derzeitigen Umfeld möglich. "Ich bin sicher, dass Unternehmen unserer Qualität so etwas heute finanzieren könnten", sagte der Manager.

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Ja, die Wahrheit über den Pleite-Euro wird wirklich langsam aber sicher immer prägnanter:


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5.11.2011: <ifo-Präsident Sinn: Griechenland bleibt nur noch der Austritt>

aus: n-tv online; 5.11.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/ifo-Praesident-Sinn-Griechenland-bleibt-nur-noch-der-Austritt-article4698051.html

<München (dpa) - Der Präsident des Münchner ifo Instituts, Hans-Werner Sinn, sieht keine Möglichkeit mehr für einen Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone. «Die Griechen haben keine Chance, im Euro-Raum wettbewerbsfähig zu werden. Sie müssten ihre Löhne um die Hälfte senken. Das geht nur durch Austritt und Abwertung», sagte Sinn der «Wirtschaftswoche». Auch wenn es keine Rechtsgrundlage für einen Austritt gebe, sei die Trennung vom Euro möglich. Um das panikartige Abräumen der Euro-Guthaben bei Banken zu vermeiden, müsste die Regierung in Athen die Rückkehr zur Drachme heimlich vorbereiten.

Quelle: n-tv.de / dpa>

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Welt online, Logo

5.11.2011: <Rückkehr zur Drachme: Experte empfiehlt Athen Euro-Austritt an Weihnachten>

aus: Welt online; 5.11.2011;
http://www.welt.de/wirtschaft/article13700155/Experte-empfiehlt-Athen-Euro-Austritt-an-Weihnachten.html

<Währungsexperte Neumann rät Griechenland, eine Rückkehr zur Drachme heimlich vorzubereiten. Für den Schritt müsste das ganze Land abgeschottet werden.

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sieht keine Möglichkeit mehr für einen Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone. "Die Griechen haben keine Chance, im Euro-Raum wettbewerbsfähig zu werden. Sie müssten ihre Löhne um die Hälfte senken. Das geht nur durch Austritt und Abwertung", sagte Sinn der "Wirtschaftswoche".

Euro und Drachme: Ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone wird unter Experten immer wieder diskutiert

Auch wenn es keine Rechtsgrundlage für einen Austritt gebe, sei die Trennung vom Euro möglich. "Alles ist technisch machbar, die Trennung der Tschechischen Republik von der Slowakei hat es gezeigt", sagte Sinn.

Um das panikartige Abräumen der Euro-Guthaben bei Banken zu vermeiden, müsste die Regierung in Athen die Rückkehr zur Drachme heimlich vorbereiten. „Am besten führt man die Währungsreform an den Weihnachtsfeiertagen durch“, sagte der Währungsexperte Manfred Neumann, Professor an der Universität Bonn, der „Wirtschaftswoche“.

Man müsse dann das ganze Land abschotten. Die Grenzen müssten geschlossen werden, Banküberweisungen wären verboten, um den Abfluss von Geldern einzudämmen. Auch der internationale Flug- und Bahnverkehr würde eingestellt. „Um die neuen Scheine zu drucken, braucht man etwa drei Tage“, sagt Neumann.

Machtkampf um Papandreous Nachfolge entbrannt

Nach mehr als sechsstündiger dramatischer Debatte hatte das griechische Parlament dem Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou am Freitag das Vertrauen ausgesprochen. Nun will er eine Regierung der nationalen Einheit bilden, um den Bankrott des Landes abzuwenden.

Einen Fahrplan für diese Koalitionsgespräche gab es zunächst nicht. Papandreou ließ offen, wer die neue Regierung führen soll. Unklar war auch, wie sich die wichtigste Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND) verhält, auf deren Mitarbeit Papandreou angewiesen ist.

Konservative Parteifreunde in Europa forderten die ND zur Zusammenarbeit auf. Die Nea Dimokratia (ND) lehnt die Beteiligung an einer parteiübergreifenden neuen Regierung bislang ab. Auch nach der Vertrauensabstimmung im Parlament bekräftigte sie ihre Forderung nach Neuwahlen. Die kleineren Parteien im Parlament wie die Kommunisten, das Bündnis der Linken und die ultrakonservative Völkische Orthodoxe Gesamtbewegung sperren sich ebenfalls gegen eine Kooperation mit den Sozialisten oder äußern sich nicht klar dazu.

dpa/tat>

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Und die Wahrheit über die Pleite-EU wird immer schlimmer. Mit Festen ist es nun endgültig vorbei, denn 10 Jahre lang nur Feste feiern ist ja auch genug:


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5.11.2011: <EU: Furcht vor griechischem Staatsbankrott steigt>

aus: n-tv online; 5.11.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Furcht-vor-griechischem-Staatsbankrott-steigt-article4699561.html

<Athen (dpa) - Die innenpolitischen Querelen in Griechenland gehen weiter, und die Furcht vor einem Staatsbankrott nimmt zu. Nachdem Ministerpräsident Giorgos Papandreou eine Vertrauensabstimmung im Parlament überstand, will er nun mit einer Regierung der nationalen Einheit einen Staatsbankrott abwenden. Allerdings sperrt sich die größte Oppositionspartei - die konservative Nea Dimokratia will keine große Koalition mit den Sozialisten. Staatspräsident Karolos Papoulias bestellte ND-Chef Antonis Samaras für morgen ein. Papoulias wird versuchen, die Kluft zwischen den Parteien zu überbrücken.

Quelle: n-tv.de / dpa>

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6.11.2011: Deutsche Bundesregierung dementiert Berichte zur "Verwendung" der Goldreserven für die "Euro-Rettung"

aus: n-tv online: EU: Regierung weist Berichte über Anzapfen der Goldreserven zurück; 6.11.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Regierung-weist-Berichte-ueber-Anzapfen-der-Goldreserven-zurueck-article4700751.html

<Berlin (dpa) - Die Bundesregierung hat Medienberichte zurückgewiesen, wonach zur Euro-Rettung auch die Goldreserven der Bundesbank angezapft werden sollen. Die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» hatte geschrieben, US-Präsident Obama, Frankreichs Staatspräsident Sarkozy und Großbritanniens Premier Cameron hätten das auf dem G20-Gipfel in Cannes vorgeschlagen. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Goldreserven der Bundesrepublik Deutschland hätten zu keinem Zeitpunkt zur Diskussion gestanden.

Quelle: n-tv.de / dpa>


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Und hier kommt wieder eine bittere Wahrheit über Pleite-Griechenland:

Basler Zeitung online, Logo

6.11.2011: Pleite-Griechenland hat sowjetische Strukturen - mit grandioser Verschwendung und Ineffizienz: Korruption, Staatsbetriebe, Kartelle, fehlende Qualifikationen, kein Vertrauen in den freien Wettbewerb

aus: Basler Zeitung online: "Griechenland funktioniert wie seinerzeit die Sowjetunion"; 6.11.2011;
http://bazonline.ch/wirtschaft/konjunktur/Griechenland-funktioniert-wie-seinerzeit-die-Sowjetunion/story/20756229

<Von Stefan Schnyder. 

Harris Dellas ist in Griechenland aufgewachsen. Nach dem Ökonomiestudium ging er in die Vereinigten Staaten, wo er doktorierte. Seit 1998 ist der 53-Jährige Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bern.

Der Grieche Harris Dellas lehrt an der Universität Bern Volkswirtschaft. Seine Analyse der Lage in Griechenland ist ernüchternd. Das Land benötige zwei dringende Reformen.

Der griechische Premierminister Giorgos Papandreou erwischte diese Woche alle auf dem falschen Fuss, als er seinen Plan über eine Volksabstimmung zum Rettungsplan vorstellte. Was war Ihre Reaktion?
Harris Dellas: Ich war schockiert. Es war ein amateurhafter Versuch, die Wähler zu erpressen, um Papandreou persönlich zu unterstützen. Er hatte die Folgen dieses Schritts nicht durchdacht. Es ist höchst inkompetent, mit Nicolas Sarkozy und Angela Merkel ein Rettungsprogramm auszuhandeln und sie eine Woche später mit Plan zu einem Referendum zu überraschen.

Doch eine Volksabstimmung wäre demokratiepolitisch ein richtiger Schritt gewesen.
Durchaus. Doch dann hätte Papandreou seine Pläne bei den Verhandlungen mit Sarkozy und Merkel auf den Tisch legen sollen. Denn schliesslich sind sie es, die Griechenland eine Rettungsleine zugeworfen haben.

Premierminister Papandreou ist arg angeschlagen. Was würde ein Regierungswechsel bringen?
Auch wenn die Oppositionspartei Neue Demokratie an die Macht kommt, verbessert sich die Situation nicht. Sie ist genau so populistisch und schlecht. Und sie fährt ebenfalls einen Konfrontationskurs.

Die Möglichkeit eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone ist nun auch kein Tabu mehr. Welche Folgen hätte dies für Griechenland und die Eurozone?
Für die Eurozone wären die Konsequenzen verhältnismässig gering. Doch für Griechenland wäre ein Austritt aus der Eurozone eine Katastrophe. Hyperinflation, soziale Unruhen und ein Reformstopp wären die Folgen.

Seit Monaten jagen sich die Negativmeldungen über Griechenland. Welche Gefühle haben Sie, wenn Sie diese Nachrichten aus Ihrer Heimat hören?
Die Meldungen stimmen mich traurig, weil Griechenland in einer sehr schwierigen Lage steckt. Die Haushalte und der Staat haben über Jahre weit über ihre Verhältnisse gelebt. Nun sind die Griechen besorgt über die Zukunft. Kommt hinzu, dass sie kein Vertrauen in die politische Klasse haben. Mit gutem Grund: Die meisten Politiker sind inkompetent und korrupt.

Korruption ist ein harter Vorwurf.
Ich stehe dazu. Doch Korruption ist nicht einmal der schlimmste Vorwurf. Man kann korrupt, aber kompetent sein. Das ist weniger schlimm als inkompetent. Das Problem der griechischen Politiker besteht darin, dass sie nicht verstehen, wie eine Volkswirtschaft funktioniert, über geringe Managementqualitäten verfügen und keine Visionen haben.

An der Politik in Griechenland fällt auf, dass sich offenbar wenige Familien die Macht teilen.
Dieses Phänomen ist nicht das Hauptproblem. Aber es ist Ausdruck der Tatsache, dass Griechenland wie ein geschlossenes System funktioniert. Der Aufstieg ist nur möglich, wenn man über politische Beziehungen verfügt. Viele ehrgeizige und fleissige Griechen haben in der Vergangenheit das Land verlassen, weil sie für sich im Ausland bessere Perspektiven sahen.

Haben auch Sie aus diesem Grund das Land verlassen?
Meine Eltern haben viel gearbeitet, ich wuchs dennoch in bescheidenen Verhältnissen auf. Weil ich wusste, dass in Griechenland eine Karriere sehr stark von den politischen Beziehungen abhängt, entschied ich mich, in Länder zu gehen, wo die Leistung im Vordergrund steht. Die Vereinigten Staaten sind diesbezüglich das beste Land. Aber auch die Schweiz hat sich geöffnet. Vor allem in den letzten Jahren.

Wie beurteilen Sie die Stimmung in Griechenland?
Grosse Sorgen bereitet mir die Tatsache, dass die Gesellschaft auseinanderfällt und die Mittelklasse zu verschwinden droht. Die Leute werden immer zynischer. Und die Gewalt nimmt zu.

Inwieweit ist der Charakter der Griechen schuld, dass es so weit kommen konnte?
Entscheidend ist meiner Ansicht nach, wie gut die Institutionen eines Landes funktionieren. Es ist weniger wichtig, wie viele Leute gut oder böse sind.

Aber die Funktionsfähigkeit einer Institution hängt stark vom Charakter der Leute ab, die dort arbeiten.
Es gibt tatsächlich typische Merkmale des griechischen Charakters. Eines ist, dass es für alles einen Sündenbock geben muss. Wenn etwas Schlimmes passierte, war immer ein externer Akteur schuld. Als die Militärjunta an der Macht war, waren beispielsweise die USA, welche diese stützte, an allem schuld. So muss man nie Verantwortung übernehmen.

Dazu gehört auch, dass Steuerhinterziehung fast ein Volkssport ist.
Das trifft zu. In Griechenland zahlt vor allem die untere Mittelklasse Steuern. Doch viele Freiberufler und Unternehmer geben den Steuerbehörden ein Einkommen von 500 Euro an, aber sie fahren einen Porsche.

Warum ist das so?
Viele haben das Gefühl, dass ihre Steuern im Staatsapparat nutzlos versickern. Will ein Patient beispielsweise, dass er rasch operiert wird, dann muss er die Ärzte bestechen. Doch auf der anderen Seite ist es natürlich eine Frechheit, wenn so reiche Leute keine Steuern bezahlen.

Warum funktioniert denn die Steuerverwaltung so lausig?
Dank der Informatik wäre es heute einfach, eine funktionierende Steuerverwaltung aufzubauen. Doch die Politiker haben kein Interesse daran, dies zu tun, weil ihre Freunde und Gönner dann Steuern bezahlen müssten.

Warum gibt es keine neue Partei, die sagt: Wir machen einen Neubeginn.
Ich denke, die Wähler sind kurzsichtig. Es gibt eine Partei, die dies verlangt. Sie nennt sich Aktionspartei, doch sie erhält nur ein Prozent der Stimmen. Die Griechen ziehen es vor, populistischen Parteien die Stimme zu geben. Vielleicht in der Hoffnung, eines Tages auch von diesem System profitieren zu können.

Im Nachhinein ist man immer klüger: Doch warum waren die europäischen Banken so dumm und gewährten Griechenland so hohe Kredite?
Die Zahlen hätten eigentlich eine Warnung sein müssen: Bis vor zwei Jahren wuchs die griechische Wirtschaft stark, doch gleichzeitig stieg das Staatsdefizit. Die Investoren und Banken dachten: Die Deutschen – die allgemein als Wächter des Euro-Stabilitätspakts galten – werden die Griechen schon in die Schranken weisen. Doch sie taten es nicht. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte kein Interesse daran. Dies auch, weil er selbst die Kriterien des Stabilitätspakts verletzte.

Die Produktivität der griechischen Wirtschaft ist sehr tief. Warum ist das so?
Griechenland funktioniert wie seinerzeit die Sowjetunion. Die Staatsunternehmen sorgen für den Grossteil der Wirtschaftsleistung. Zudem ist die Privatwirtschaft stark reguliert. Und es gibt viele Kartelle. Die Griechen misstrauen dem Markt zutiefst. Jemanden liberal zu nennen, ist eine der schlimmsten Beschimpfungen, die es gibt. Die kommunistische und die stalinistische Partei haben zusammen einen Stimmenanteil von 10 Prozent. Das ist unglaublich.

Was ist nun zu tun?
Griechenland muss sich vom Krebs des zu grossen Staatssektors befreien. Dieser erstickt viele gesunde Zellen, das heisst Unternehmen. Die erste Massnahme besteht darin, die Unternehmen in Staatsbesitz zu privatisieren. Zum Beispiel das Energieunternehmen, das von Gewerkschaftern geführt wird. Auch diese sind korrupt. Es ist wirklich schlimm.

Sie ärgern Sich darüber?
Ja, weil ein paar Gauner von diesem System profitieren. Gleichzeitig aber viele Menschen darunter leiden. Allen voran die jungen Leute. Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt 40 Prozent.

Was ist zudem noch nötig?
Es braucht griffige Wettbewerbsregeln, um die Kartelle zu zerschlagen. Und schliesslich sollte das Parlament während einer gewissen Zeit auf die Einsetzung einer Regierung verzichten und ein Beratungsunternehmen wie McKinsey beauftragen, die Verwaltung zu professionalisieren.

Glauben Sie, dass es eine echte Reformbewegung geben wird?
Nein, da bin ich nicht sehr optimistisch. Die Leute haben zwar kein Vertrauen in den Staat, aber gegenüber Märkten sind sie sogar feindlich eingestellt.

Das klingt hoffnungslos.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf: Es wäre schön, wenn die Länder der Eurozone die Gelegenheit ergreifen und in Griechenland nun eine funktionierende Verwaltung aufbauen würden. Ich bin überzeugt, dass sich auf diese Weise die Steuereinnahmen verdoppeln oder gar verdreifachen lassen. (Berner Zeitung)>


2010: Nov  Dez   21.12.2010: Euro-Grounding wird kommen
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